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40 vpod bildungspolitik 143-144 /05

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ateliers<br />

Wie kann eine Schule Fairness<br />

für MigrantInnen fördern<br />

Vorstellung von Angeboten von NCBI (National Coalition Building Institute)<br />

Atelier 9 und 10<br />

mit Ron Halbright, Rahel El-Maawi, Canan Salda<br />

Wir bearbeiteten einen Teil des «Fairness-Kurses»<br />

zum Thema Umgang mit Frustration und Enttäuschung.<br />

Eine junge Frau stellte das Teilprojekt,<br />

«doCH möglich – junge Vorbilder motivieren Schulklassen»<br />

(durchkommen ohne CH-er Herkunft ist<br />

möglich) vor und gemeinsam diskutierten wir die<br />

Möglichkeiten einer Fairness-Schule.<br />

Jede Schule soll Chancengleichheit und Bildung für<br />

alle – inklusive MigrantInnen – als Qualitätsmerkmal<br />

setzen und regelmässig überprüfen und einen Handlungsplan<br />

zur Verbesserung entwickeln.<br />

Sek ist für Schweizer und manche Italiener, Real für<br />

Italiener, Spanier, ein paar schwache Schweizer und brave Jugos.<br />

Oberschule für weniger brave Jugos. (ausländische Jugendliche)<br />

oder<br />

Wenn der Name auf «ic» endet, haben sie weniger Chancen. Dann<br />

muss ich persönlich mit dem Lehrmeister reden und sagen, er ist<br />

nicht so einer wie die anderen. (Lehrer)<br />

So zumindest tönt es immer, wenn wir mit jungen MigrantInnen<br />

oder Lehrpersonen im Gespräch sind. Das Projekt «NCBI-<br />

Fairness» versucht, mit mehreren Teilprojekten junge AusländerInnen<br />

zu unterstützen, und lancierte eine breite Kampagne,<br />

um eine allgemeine Öffentlichkeit und vor allem Betroffene, Lehrkräfte,<br />

BerufsberaterInnen, Schulbehörden, LehrmeisterInnen<br />

und weitere Bezugspersonen von Jugendlichen für diese Thematik<br />

zu sensibilisieren.<br />

Die Schule und die Berufslehre sind wichtige integrative Institutionen.<br />

Leider weisen junge MigrantInnen markant weniger «Erfolg»<br />

bei der Schulselektion und der Lehrstellensuche aus.<br />

NCBI-Fairness analysierte kantonalzürcherische Daten, um<br />

den Schulerfolg ausländischer Kinder und Jugendlicher zu eruieren,<br />

und brachte diese in einer grösseren Kampagne an die Öffentlichkeit.<br />

Anerkannt ist, dass AusländerInnen markant weniger<br />

«Erfolg» in der Schule und bei der Lehrstellensuche aufweisen. Die<br />

Analyse hat weiter gezeigt, dass 1. der Erfolg der AusländerInnen<br />

je nach Gemeinde stark variiert und 2. dass AusländerInnen weniger<br />

Erfolg bei der Lehrstellensuche haben als SchweizerInnen<br />

aus einem tieferen Schultypus.<br />

Engagierte LehrmeisterInnen, Lehrkräfte, JugendarbeiterInnen<br />

u.a. bemängeln den Einsatz und die Motivation ausländischer<br />

Jugendlicher, sie weisen auf frustrierendes, selbstzerstörerisches<br />

Verhalten hin, das die Chancen mancher dieser Jugendlichen verringert<br />

(z.B. Schulabsenz, auffälliges Verhalten, mangelnde Auseinandersetzung<br />

mit der Berufswahl). Einerseits haben Jugendliche<br />

gewisser Nationalitäten einen schlechten Ruf in der Schule<br />

und auf dem Lehrstellenmarkt, anderseits schöpfen sie ihre Möglichkeiten<br />

nicht aus und geben frustriert auf. Tatsache ist, dass<br />

der Übergang Schule – Lehrstelle von vielen Jugendlichen verlangt,<br />

dass sie mit Dutzenden von Absagen klar kommen müssen.<br />

Insbesondere diejenigen, die aus biografischen Gründen (Familie,<br />

Herkunft, Schulerfahrung, Vitamin B, ...) einen kleineren Handlungsspielraum<br />

haben, müssen mehr Enttäuschung und Ablehnung<br />

verkraften.<br />

Das Projekt setzt den Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit<br />

mit der Schule und auf die Unterstützung der Lehrkräfte, betroffener<br />

Kinder und Jugendlicher und ihrer Eltern. NCBI-Fairness hat<br />

ein Paket von Massnahmen für Schulgemeinden entwickelt, um<br />

den Erfolg ausländischer Jugendlicher zu erhöhen. In der Vereinbarung<br />

zur «Fairness-Schule» werden gemeinsam Fragen genannt,<br />

die in den folgenden Jahren der Zusammenarbeit angegangen<br />

werden.<br />

Eine davon ist das Mentoring-Projekt «Vitamin M», bei dem<br />

Freiwillige aus der Gemeinde oder dem Quartier Jugendliche bei<br />

der Lehrstellensuche über rund acht Monate begleiten.<br />

Eine andere ist der Besuch von Schulklassen durch «doCH<br />

möglich»-Vorbilder. Viele ausländische Jugendliche setzen ihre<br />

Ausbildungsziele zu tief, geben auf und verstehen nicht, was für<br />

sie «doch möglich» ist. Laut kantonalzürcherischer Untersuchung<br />

finden rund <strong>40</strong> % der südländischen Jugendlichen eine Lehrstelle.<br />

Sie übernehmen eine wichtige Vorbildfunktion für ihre Landsleute.<br />

Im Rahmen des Projektes «doCH möglich» haben sie einige<br />

Erfahrungen als WorkshopleiterInnen in Schulklassen gesammelt<br />

und berichten, wie es für sie möglich ist, Gleichaltrigen Tipps weiter<br />

zu geben und sie zu motivieren, nicht aufzugeben.<br />

Im Atelier wurde das Thema «Enttäuschungen annehmen» in<br />

Rollenspielen angeschaut: Wie ist es, den Frust von Betroffenen<br />

entgegenzunehmen Der Frust muss irgendwie raus, d.h. die Bezugspersonen<br />

haben geübt, diese Gefühle empathisch aufzunehmen<br />

und bei den Stärken bzw. Ressourcen der Jugendlichen anzusetzen.<br />

Informationen zu NCBI und dem Fairness-Projekt sind zu finden unter: www.ncbi.ch.<br />

<strong>vpod</strong> <strong>bildungspolitik</strong> <strong>143</strong>-<strong>144</strong> /<strong>05</strong> 35

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