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Einleitung Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Diskurs der ...

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lungen im Fernsehen ausgehen können. 206 Die Frage <strong>der</strong> Wirkung speziell auf Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche findet reg<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se in <strong>der</strong> medienpädagogischen Forschung. 207<br />

Gerade in <strong>den</strong> letzten Jahren wurde wie<strong>der</strong> heftig über die Darstellung von Gewalt im<br />

Fernsehen diskutiert. Ausgelöst wurde die Debatte durch eine angeblich alarmierende<br />

Zunahme von Gewalt unter Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen v.a. in Schulen. Michael Kunczik<br />

nahm di<strong>es</strong> zum Anlaß, in <strong>den</strong> Media Perspektiven über <strong>den</strong> Stand <strong>der</strong> Wirkungsforschung<br />

zu referieren. 208 Er bezieht sich in seinen Ausführungen „ausschließlich auf fiktive Gewalt<br />

in unterhalten<strong>den</strong> Inhalten“ 209 und zeigt auf, was di<strong>es</strong>e Debatte seit <strong>den</strong> 60er Jahren prägt:<br />

Es gibt eine Anzahl von Theorien, die mehr o<strong>der</strong> weniger plausibel die mögliche Wirkung<br />

von Gewaltdarstellungen auf FernsehzuschauerInnen erklären, letztlich bewi<strong>es</strong>en <strong>ist</strong> bis<br />

heute keine, auch nicht die ‘populärsten’ Theorien, die Katharsis- und die Stimulationshypoth<strong>es</strong>e.<br />

210 Erstere postuliert <strong>den</strong> Abbau von Aggr<strong>es</strong>sionen bei ZuschauerInnen durch<br />

Ansehen medialer Gewalt, letzte behauptet das Gegenteil, nämlich das Ansteigen <strong>der</strong><br />

Aggr<strong>es</strong>sionsbereitschaft durch Rezeption medialer Gewaltdarstellungen. Nicht nur die<br />

Theorien selbst, auch die Interpretationen <strong>der</strong> Forschungsergebnisse sind ausg<strong>es</strong>prochen<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlich. 211 Allerdings werde, so Kunczik, die Kathars<strong>ist</strong>h<strong>es</strong>e heute kaum noch<br />

vertreten. 212<br />

Verallgemeinerbare Aussagen sind in di<strong>es</strong>em Bereich kaum zu machen. Kunczik hält<br />

d<strong>es</strong>halb eine Untersuchung b<strong>es</strong>timmter b<strong>es</strong>on<strong>der</strong>s gefährdeter Personengruppen für sinnvoll.<br />

213 Eine von Kunczik, Bleh und Maritzen (1993) durchgeführte Befragung klinischer<br />

PsychologInnen und PsychiaterInnen verwe<strong>ist</strong> in di<strong>es</strong>e Richtung. Mediale Gewaltdarstellungen<br />

wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> ExpertInnen nicht als Alleinverursacher g<strong>es</strong>törten Verhaltens<br />

betrachtet, son<strong>der</strong>n im Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en Faktoren g<strong>es</strong>ehen:<br />

„Be<strong>den</strong>klich stimmt <strong>der</strong> in vielen Fällen genannte Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> häuslichen Situation<br />

(...) und dem kindlichen Konsum von Gewaltfilmen. Wenn die von <strong>den</strong> Befragten in di<strong>es</strong>em Zusammenhang<br />

genannten Erfahrungen tatsächlich zutreffen und nicht nur auf einer präjudizieren<strong>den</strong><br />

G<strong>es</strong>amthaltung beruhen, so wäre <strong>der</strong> Gewaltkonsum von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen an<strong>der</strong>s einzuschätzen,<br />

als <strong>es</strong> in <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion normalerweise g<strong>es</strong>chieht. Der Konsum von Gewaltfilmen<br />

wäre dann nicht als Verursacher von für die Gemeinschaft schädigen<strong>den</strong> Wirkungen zu sehen,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr als Indikator für fehlg<strong>es</strong>chlagene Erziehungsbemühungen bzw. eine ungünstige<br />

Erziehungssituation zu interpretieren.“(Hervorhebungen: I.B.) 214<br />

206 Cf. z.B. Groebel 1982.<br />

207 Cf. Sommer, Grobe 1974, Kellner 1976 und 1977. Theunert (1987) rollt die Diskussion zur Wirkung<br />

medialer Gewalt auf und beklagt <strong>der</strong>en pädagogische Folgenlosigkeit. Sie geht <strong>den</strong> Formen von Gewalt<br />

in Fernsehsendungen - getrennt nach Informations- und Unterhaltungssendungen - nach. Dabei unterscheidet<br />

sie personale und strukturelle Gewalt. Zum Forschungsstand in <strong>den</strong> USA von 1974 cf. Bogart<br />

1974.<br />

208 Cf. Kunczik 1993.<br />

209 Ebd., S. 98.<br />

210 Cf. ebd.<br />

211 „Geradezu idealtypisch wird di<strong>es</strong> in dem Forschungsbericht Television and Social Behavior deutlich, in<br />

dem im Jahre 1982 die amerikanische Wirkungsforschung <strong>der</strong> zehn da<strong>vorliegen<strong>den</strong></strong> Jahre zusammengefaßt<br />

wurde. Auf einer einzigen Seite <strong>ist</strong> zu l<strong>es</strong>en, daß die jüngsten Forschungsergebnisse die frühen<br />

Befunde b<strong>es</strong>tätigen wür<strong>den</strong>, wonach zwischen Fernsehgewalt und späterer Aggr<strong>es</strong>sivität eine Kausalbeziehung<br />

b<strong>es</strong>tehe. Wenige Zeilen später wird argumentiert, bislang habe keine einzige Untersuchung<br />

<strong>den</strong> eindeutigen Nachweis dafür erbracht, daß <strong>der</strong> Konsum von Fernsehgewalt zu späterer Aggr<strong>es</strong>sion<br />

führe.“ A.a.O., S. 98.<br />

212 Ebd., S. 99.<br />

213 Ebd., S. 103ff.<br />

214 Kunczik 1993, 106. An di<strong>es</strong>er Stelle kann nicht näher auf die allgemeine Gewaltdebatte eingegangen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

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