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Teil 1-3 siehe Batschkaer Spuren 22-24

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<strong>Batschkaer</strong> <strong>Spuren</strong><br />

Waldi und Mietze warteten schon auf dem Hof. Herta fütterte das Geflügel. Das Donnern und Dröhnen überraschte sie noch<br />

auf dem Hof.<br />

„Hänschen! Rasch, rasch! Hinunter in den Keller! Mach schon!“<br />

Fürchterliches Heulen näherte sich aus der finsteren Höhe. Es sauste, schwirrte, rauschte. Der schreckliche Lärm aus der Höhe<br />

überschüttete alles. Die Deutschen belegten das Dorf dicht mit Granaten und Minen. Auf der Gasse ging alles in Furcht unter.<br />

Pferdewagen jagten vorbei, Pferde wieherten, schreiende Soldaten peitschten ihre Pferde durch die Gassen. Jammergeschrei.<br />

Alles schrie, jammerte, flüchtete.<br />

Herta fiel fast die Treppen hinab. Alles dröhnte, alles wankte.<br />

„Mami, Mami!“<br />

„Schön still bleiben! Es dauert nicht lang. Hier kann uns nichts passieren.“<br />

Sie drückte Hänschen fest an sich.<br />

„Nicht fürchten.“<br />

„Nein, Mami. Dort oben in der Kellertür, Mami.“<br />

Herta schaute hinauf.<br />

„Mein Gott!“<br />

Ein russischer Soldat stand dort oben, allein.<br />

„Mein Gott! Steh uns bei, Jungfrau Maria!“<br />

Der Mann machte einen Schritt, dann polterte er die Treppen hinab.<br />

„Mami!“<br />

„Keine Angst, Hänschen“!<br />

„Nein, Mami.“<br />

Herta wartete, sie hörte aber nur das flehende Stöhnen des Soldaten.<br />

„Bleibst schön hier, Hänschen.“<br />

Sie ging langsam, ganz langsam die Treppen hoch. Schritt für Schritt. Der russische Offizier lag auf der Treppe.<br />

„Sie Deutsch?“ fragte er.<br />

„Ja.“<br />

„Sie mich töten?“<br />

„Nein. Ich will helfen.“<br />

„Helfen?“<br />

„Sie sind schwer verwundet. Das viele Blut hier.“<br />

„Mein Bauch mit Maschinenpistolen geschossen.“<br />

„Können Sie sich auf mich stützen? Unten haben wir Matratzen.“<br />

Schritt für Schritt. Herta half ihm beim Niederlegen.<br />

„Schrecklich!“<br />

„Sie sagen schrecklich?“<br />

„Das Blut! Sie bluten ja noch immer.“<br />

Hänschen stand käseweiß mit der Kerze in der Hand und starrte den Verwundeten an.<br />

„Mami!“<br />

„Du bleibst schön hier. Ich hole etwas zum Verbinden.“<br />

Herta brachte ein weißes Tischtuch.<br />

„Das Tischtuch ist ganz groß. Damit werde ich Sie fest verbinden. Wenn es stiller wird, werde ich einen Arzt suchen.“<br />

Der Verwundete schaute fiebernd vor sich hin.<br />

„Ihr Kind schön.“<br />

„Danke.“<br />

Herta wischte ihm den Schweiß von der Stirn.<br />

„Sie haben Fiber. Ich bringe gleich ein nasses Tuch.“<br />

„Sehr gut.“<br />

Herta legte ihm das nasse Tuch auf die heiße Stirn.<br />

„Sie gute und schöne Frau. Meine Familie in Wladiwostok. Sehr weit. In Tasche Sie finden ein Foto. Suchen in Tasche! Ja.<br />

Das Foto. Die Frau Olga. Sie Lehrerin. Zwei Kinder. Aljoscha und Zoja. Ich seh, sie lieben Familie.“<br />

Oben tobte es noch immer. Dumpfe Detonationen, Schläge.<br />

„Die Deutschen machen hier Blitzkrieg. Haben sehr überrascht.“<br />

Herta setzte sich zu ihm auf die Matratze.<br />

„Ich habe starken Schnaps hier im Keller. Wollen Sie trinken? Vielleicht mildert er ihren Schmerz.“<br />

„Gut, ich trinken.“<br />

Sie wusch ihm das Blut von den Händen und Gesicht.<br />

„Ich sehr danken. Wie heißen Sie?“<br />

„Herta.“<br />

„Schön. Ich Boris Korolenko.“<br />

Die Soldaten polterten in den Keller herab. Sie wollten Herta gleich auf den Hof führen, um sie dort zu erschießen. Der<br />

Offizier lehnte sich langsam auf. Er wollte schreien, wollte die Soldaten anbrüllen, doch hatte er keine Kraft mehr dazu.<br />

„Was macht ihr hier?“<br />

<strong>22</strong>

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