Rechtsprechung FamRB-Beratungspraxis
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124 <strong>FamRB</strong>-<strong>Beratungspraxis</strong> 4/2010<br />
Aktuelle Praxisfragen<br />
nen Vorschriften des FamFG die Vorschriften der ZPO<br />
(§§ 1bis 494a) zur Anwendung. Dies gilt praktisch für<br />
das gesamte Verfahren in erster Instanz inder Hauptsache,<br />
16 mit Ausnahme der Endentscheidung. Auch<br />
die Kostenentscheidung ist nach den Bestimmungen der<br />
ZPO (§§ 91 ff.) zu treffen. Die Voraussetzungen und das<br />
Verfahren der Verfahrenskostenhilfe richten sich ebenfalls<br />
alleinnach der ZPO. 17<br />
In folgenden Bereichen gelten hingegen von der ZPO abweichende<br />
Regeln:<br />
Endentscheidung: Die Vorschriften der ZPO über<br />
das Urteil werden durch die unmittelbar geltenden<br />
§§ 38, 39 FamFG (Beschluss, Rechtsbehelfsbelehrung)<br />
verdrängt. §116 FamFG wiederholt, dass Entscheidungen<br />
durch Urteil ausgeschlossen sind, und<br />
enthält Regelungen zur (sofortigen) Wirksamkeit des<br />
Beschlusses. §120 Abs. 2FamFG behandelt die vorläufige<br />
Einstellung der Vollstreckung.<br />
Einstweiliger Rechtschutz: Die Vorschriften der<br />
ZPO über die einstweilige Verfügung sind nach<br />
§113 Abs. 1FamFG nicht anwendbar, vielmehr gelten<br />
§§ 49 ff. FamFG über die einstweilige Anordnung.<br />
18 Nach §119 Abs. 2FamFG gelten zudem die<br />
Vorschriften der ZPO über den Arrest entsprechend.<br />
Rechtsmittelverfahren: Die Vorschriften der ZPO<br />
über die Berufung und die Revision sind nach §113<br />
Abs. 1FamFG nicht anwendbar, vielmehr gelten die<br />
§§ 58 bis 75 FamFG über die Beschwerde 19 und die<br />
Rechtsbeschwerde, ergänzt durch einige spezielle<br />
Regelungen, z.B.in§117 FamFG.<br />
4. Unterschiede zwischen sonstigen Familiensachen<br />
nach §266 Abs. 1FamFG und bürgerlichen<br />
Rechtstreitigkeiten<br />
Zwar unterliegen sonstige Familiensachen i.S.d. §266<br />
Abs. 1FamFG wie dargestellt weitgehend den Regelungen<br />
der ZPO,esbestehen aber dennocherhebliche Unterschiede<br />
zu einem über denselben Gegenstand geführten<br />
bürgerlichen Rechtstreit:<br />
Sachlich ausschließlich zuständig ist stets das AG<br />
– Familiengericht, auch bei einem Verfahrenswert<br />
über 5.000 (§ 23a Abs. 1GVG).<br />
Bei Anhängigkeit einer Ehesache ist das Gericht der<br />
Ehesache örtlich ausschließlich zuständig (§ 267<br />
Abs. 1FamFG); wird nachträglich eine Ehesache bei<br />
einem anderen Gericht rechtshängig, muss das Verfahren<br />
dorthin abgegeben werden (§268 FamFG).<br />
Ist bei dem Familiengericht bereits eine dieselben<br />
Personen betreffende Familiensache anhängig, wird<br />
das Verfahren demselben Referat zugeteilt (§ 23b<br />
Abs. 2GVG).<br />
Es besteht stets Anwaltszwang, auch vor dem Familiengericht<br />
(§ 114 Abs. 1FamFG).<br />
Die mündliche Verhandlung ist in aller Regel nicht<br />
öffentlich (§ 170 Abs. 1GVG).<br />
Die Geltung der Präklusionsvorschriften ist stark<br />
eingeschränkt (§ 115 FamFG).<br />
Die Endentscheidung ergeht durch einen mit einer<br />
Rechtsbehelfsbelehrung versehenen Beschluss<br />
(§§ 38, 39, 116 Abs. 1 FamFG). Dieser wird mit<br />
<br />
<br />
Rechtskraft wirksam, wenn nicht das Gericht die sofortige<br />
Wirksamkeit anordnet (§ 116 Abs. 3<br />
FamFG).<br />
Die einstweilige Anordnung nach §§ 49 ff. FamFG<br />
tritt an die Stelle der einstweiligen Verfügung. Die<br />
im einstweiligen Anordnungsverfahren in einer sonstigen<br />
Familiensache ergangene Endentscheidung ist<br />
nach §57FamFG nicht anfechtbar.<br />
Die Endentscheidung des Familiengerichts in der<br />
Hauptsache ist nicht mit der Berufung sondern mit<br />
der Beschwerde zum OLG nach §§ 58 ff., §117<br />
FamFG anfechtbar. Die Beschwerde ist binnen einer<br />
Frist von einem Monat (vgl. §63FamFG) beim AG<br />
einzulegen (§ 64 Abs. 1FamFG). Die Begründung<br />
erfolgt dann ggü. dem OLG (vgl. § 117 Abs. 1<br />
FamFG). Gegen die Beschwerdeentscheidung ist die<br />
Rechtsbeschwerde zum BGH nur statthaft, wenn sie<br />
durch das OLG zugelassen wurde (vgl. §70<br />
FamFG). Eine Nichtzulassungsbeschwerde sieht das<br />
Gesetz nicht vor.<br />
III. Sonstige Familiensachen nach §266 Abs. 2<br />
FamFG<br />
Sonstige Familiensachen nach §266 Abs. 2FamFG sind<br />
die (seltenen) Verfahren nach §1357 Abs. 2 Satz 2<br />
BGB. Das Familiengericht kann danach die von einem<br />
Ehegatten ausgesprochene Beschränkung oder Ausschließung<br />
der kraft Gesetzes (und unabhängig vom Güterstand)<br />
gegebenen Möglichkeit, Geschäfte zur angemessenen<br />
Deckung des Lebensbedarfs mit Wirkung für<br />
ihn vorzunehmen, aufheben. Bei dem Verfahren handelt<br />
es sich um eine Familiensache der freiwilligen Gerichtsbarkeit,<br />
es sind also die Verfahrensvorschriften<br />
des Buches 1des FamFG anzuwenden. 20<br />
IV. Kosten<br />
Für die Gerichtskosten in allen sonstigen Familiensachen<br />
sind allein die Regelungen des neu geschaffenen<br />
FamGKG maßgeblich, die weitgehend dem GKG nachempfunden<br />
sind. Für die Bestimmung des Verfahrenswerts<br />
in sonstigen Familiensachen nach §266 Abs. 1<br />
FamFG gelten die allgemeinen Vorschriften der §§ 33 bis<br />
41 FamGKG. In der Regel fällt eine 3,0-Gebühr 21 aus<br />
dem jeweiligen Verfahrenswert an, die regelmäßig als<br />
Vorschuss zu zahlen ist. 22 In den üblichen Ermäßigungs-<br />
16 Vgl. ergänzend §§ 114, 115 FamFG sowie zur örtlichen Zuständigkeit<br />
§§ 267, 268 FamFG.<br />
17 §§ 114 ff. ZPO; die restriktivere Regelung zur Anwaltsbeiordnung<br />
in §78Abs. 2FamFG ist in Familienstreitsachen nicht<br />
anwendbar.<br />
18 Nach §51Abs. 2Satz 1FamFG richtet sich das Verfahren der<br />
einstweiligen Anordnung nach den Vorschriften, die für eine<br />
entsprechende Hauptsache gelten, sofern sich nicht aus speziellen<br />
Vorschriften oder aus den Besonderheiten des einstweiligen<br />
Rechtschutzes etwas anderes ergibt.<br />
19 Gemäß §68Abs. 3Satz 1FamFG sind im Verfahren der Beschwerde<br />
nach §§ 58 ff. FamFG nur ergänzend die Vorschriften<br />
über das Verfahren im ersten Rechtszug anzuwenden.<br />
20 Vgl. auch die Sonderregelung des §40Abs. 3FamFG zur<br />
Wirksamkeit der Entscheidung.<br />
21 Vgl. Nr. 1220 KV-FamGKG.<br />
22 Vgl. §§ 14, 15 FamGKG.