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Rechtsprechung FamRB-Beratungspraxis

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102 <strong>Rechtsprechung</strong> 4/2010<br />

EhelichesGüter-und Vermögensrecht<br />

Beraterhinweis: Noch komplizierter sind die Fälle gelagert,<br />

bei denen die Miteigentümer unterschiedlich hohe<br />

Anteile besitzen. Die ungleichen Bruchteile müssen<br />

dann zunächst erst auf einen gleichen „Nenner‘‘ gebracht<br />

werden. Die Belastung wird entsprechend hochgerechnet<br />

(vgl. hierzu die Berechnungsbeispiele bei Kogel, Angriffs-<br />

und Verteidigungsstrategien bei der Teilungsversteigerung<br />

des Familienheims, 2.Aufl., S. 23 f.).<br />

RA Dr. Walter Kogel, FAFamR, Aachen<br />

Zu dem weiteren in der Entscheidung angesprochenen Aspekt der<br />

Erlösverteilung in der Teilungsversteigerung bei einer Gesamthypothek<br />

mit unterschiedlicher Haftung im Innenverhältnis s. nachstehend.<br />

Verteilung des Teilungsversteigerungserlöses<br />

bei Gesamthypothek mit unterschiedl.<br />

Haftung im Innenverhältnis<br />

Ist an den Miteigentumsanteilen eine Gesamthypothek<br />

bestellt, erwirbt der zahlende Miteigentümer<br />

in Höhe der Tilgungen eine Eigentümergrundschuld,<br />

sofern er im Innenverhältnis keinen<br />

Ersatz dieser Tilgungsleistung verlangen kann.<br />

Sie lastet alleinauf seinem Miteigentumsanteil.<br />

Die Hypothek auf demAnteil desanderen Miteigentümers<br />

erlischt. Ist in einem solchen Fall bei<br />

der Teilungsversteigerung entgegen §182 Abs. 2<br />

ZVG der zur Ausgleichung unterschiedlicher Belastungen<br />

der Anteile erforderliche Betrag nicht<br />

im geringsten Gebot berücksichtigt worden, so<br />

kann die unterschiedliche Belastung noch in dem<br />

Rechtsstreit um die Verteilung des Erlöses ausgeglichenwerden.<br />

BGH, Urt. v. 16.12.2009 –XII R124/06<br />

(OLG Zweibrücken –4U97/05)<br />

BGB §§ 1173, 1177 Abs. 1; ZVG §§182, 426 Abs. 1,<br />

753<br />

Bestell-Nr.: FE-02943<br />

Das Problem: Den rechtskräftig geschiedenen Eheleuten<br />

gehörte ein Haus zu je 1/2. Die Ehefrau betrieb (allein)<br />

die Teilungsversteigerung. Auf ihrem Anteil hatte der<br />

Ehemann zuvor wegen eines Zugewinnanspruchs eine<br />

Sicherungshypothek i.H.v. ca. 80.000 eintragen lassen.<br />

Auf beiden Miteigentumsanteilen war ursprünglich zusätzlich<br />

eine Gesamthypothek zugunsten eines Kreditinstituts<br />

bestellt. Diese Belastung valutierte nur noch<br />

teilweise. Ca. 30.000 waren allein durch den Ehemann<br />

getilgt worden. Aufgrund einer internen Vereinbarung<br />

unter den Parteien musste der Ehemann diesen Kredit allein<br />

tragen. Im Gegenzug hatte seine Ehefrau auf Unterhalt<br />

verzichtet. Ist dieser Gesichtspunkt überhaupt und<br />

wenn ja in welcher Form bei der Verteilung des Barerlöses<br />

zu berücksichtigen, wenn der Ehemann Meistbietender<br />

blieb<br />

Die Entscheidung des Gerichts: Die von beiden Parteien<br />

als Miteigentümer bestellte Hypothekist nach Ansicht<br />

des Senats wie eine Gesamthypothek an mehreren<br />

Grundstücken zu behandeln. Es gilt damit vor allem<br />

§1173 Abs. 1BGB. Sofern der zahlende Miteigentümer<br />

allein aufgrund einer internen Absprache die Schuld zu<br />

tragen hat, wird die Hypothek an seinem Miteigentumsanteil<br />

als Eigentümergrundschuld erworben. Gleichzeitig<br />

erlischt die Hypothek am anderen Miteigentumsanteil.<br />

Im Rahmen der Festsetzung des geringsten Gebots wurde<br />

allerdings fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die<br />

Hypothek auf beiden Miteigentumsanteilen bestehen<br />

blieb. Ein Ausgleichsbetrag gem. §182 Abs. 2ZVG war<br />

deswegen nach den Versteigerungsbedingungen nicht<br />

vorgesehen. Nach Ansicht des Senats kann dieser Mangel<br />

aber auch noch bei der späteren Erlösverteilung berücksichtigt<br />

werden. An die Stelle der gemeinschaftlichen<br />

Sache ist der Erlös getreten. Dessen Aufteilung erfolgt<br />

nach dem Verhältnis, indem die Miteigentümer untereinander<br />

berechtigt waren. Hierbei ist die unterschiedliche<br />

Höhe von Belastungen auszugleichen, sofern eine<br />

Berücksichtigung im geringsten Gebot unterblieben ist<br />

(so auch schon BGH, Urt. v. 11.4.1990 –XII ZR 69/88,<br />

FamRZ 1990, 975 [977]). Die Aufteilung des Erlöses<br />

sieht also wie folgt aus:<br />

Erlösüberschuss<br />

+Sicherungshypothek<br />

+Eigentümergrundschuld<br />

100.000 <br />

80.000 <br />

30.000 <br />

210.000 <br />

:2= 105.000 <br />

abzgl. Zwangshypothek auf<br />

Anteil der Ehefrau<br />

Anspruch Ehefrau<br />

-80.000 <br />

25.000 <br />

Konsequenzen für die Praxis: Im Regelfall stellt sich<br />

diese Problematik nicht, da i.d.R. Verbindlichkeiten von<br />

beiden Miteigentümern gem. §426 Abs. 1Satz 1BGB<br />

zu gleichen Anteilen ausgeglichen werden müssen. Sofern<br />

allerdings eine alleinige Haftung eines Miteigentümers<br />

im Innenverhältnis in Betracht kommt, sollte vorsorglich<br />

gem. §182 Abs. 2ZVG eine Anmeldung zum<br />

Termin erfolgen.<br />

Beraterhinweis: Diese Entscheidung betrifft eine Zahlung<br />

auf eine Hypothek mit einer entsprechenden Eigentümergrundschuld.<br />

Bei Grundschulden kann dies Problem<br />

nicht auftreten. Schon nach den AGB der Kreditinstitute<br />

wird nur auf die Forderung und nicht auf die<br />

Grundschuld gezahlt. In derartigen Fällen kann eine<br />

Ausgleichung nicht über eine Zahlung verlangt werden.<br />

Vielmehr müssen Teileigentümergrundschuldbriefe gebildet<br />

werden. Erst aus diesen kann die Vollstreckung<br />

bzw. Befriedigung gesucht werden (vgl. zudieser komplizierten<br />

Abrechnungsmethode BGH v. 13.1.1993 –XII<br />

ZR 212/90, FamRZ 1993, 676; Kogel, Angriffs- und Verteidigungsstrategien<br />

bei der Teilungsversteigerung des<br />

Familienheims, 2. Aufl., S. 35 f.).<br />

RA Dr. Walter Kogel, FAFamR, Aachen<br />

Zu dem weiteren in der Entscheidung angesprochenen Aspekt der<br />

Erlösverteilung in der Teilungsversteigerung bei unterschiedlich<br />

belasteten Miteigentumsanteilen s. vorstehend.

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