Rechtsprechung FamRB-Beratungspraxis
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128 <strong>FamRB</strong>-<strong>Beratungspraxis</strong> 4/2010<br />
Aktuelle Praxisfragen<br />
ne Haftungsansprüche abgeleitet werden können. Es<br />
handelt sich um keine Rechtsdienstleistung i.S.d. RDG.<br />
Wird das Gespräch von einer öffentlichen Stelle übernommen,<br />
soliegt ohnehin kein Vertragsverhältnis vor.<br />
Amtshaftungsansprüche scheiden mangelsAmtspflichten<br />
ggü. den Beteiligten aus, da die Übernahme ausschließlich<br />
im öffentlichen Interesse erfolgt.<br />
3. Ablauf und Inhalt<br />
Über Ablauf und Inhalt des Informationsgesprächs macht<br />
das Gesetz keine Vorgaben. Die Gesetzesbegründung<br />
scheint auch eine (möglicherweise regelmäßig stattfindende)<br />
Informationsveranstaltung vor einem unbestimmten<br />
Kreis von Zuhörern ausreichen zu lassen. 47<br />
Sinn und Zweck der Norm erfordern zwar keine individuelle,<br />
jedoch eine persönliche Information, sodass<br />
eine Massenveranstaltung nicht geeignet ist, den Beteiligten<br />
die Möglichkeiten zur außergerichtlichen Beilegung<br />
ihres Scheidungsverfahrens aufzuzeigen. Aus demselben<br />
Grund hält die Gesetzesbegründung die Information<br />
mittels eines Merkblatts für unzureichend. 48 Die<br />
das Gespräch führende Person bzw. Stelle kann den Beteiligten<br />
die erforderliche Teilnahmebestätigung nur ausstellen,<br />
wenn sie sich davon überzeugt hat, dass die Beteiligten<br />
der Information auch tatsächlich zugehört haben,<br />
was bei einer Veranstaltung im größeren Kreis unmöglich<br />
ist. 49<br />
Den genauen Gesprächsinhalt bestimmt die benannte<br />
Person bzw. Stelle nach eigenem Ermessen und unter<br />
Einhaltung berufsrechtlicher Vorgaben, vgl. §§ 14, 18<br />
BNotO; §§ 43, 43a BRAO, §18BORA. Es sollen lediglich<br />
die Möglichkeiten dargestellt werden, auf welche<br />
Weise und in welcher Form (z.B. durch notarielle Scheidungsvereinbarung)<br />
Folgesachen einer mediativen oder<br />
außergerichtlichen Einigungzugeführt werden können.<br />
4. Teilnahmebestätigung<br />
Die Person bzw. Stelle hat den Beteiligten eine Bestätigung<br />
über die Gesprächsteilnahme zur Vorlage bei Gericht<br />
auszustellen. Aus der Bescheinigung muss sich nur<br />
ergeben, dass an dem Gespräch teilgenommen wurde.<br />
Angaben über Ort, Zeit und Inhalt 50 des Gesprächs sind<br />
nicht erforderlich, gleichwohl ratsam. 51 Das Ergebnis des<br />
Gesprächs muss nicht aus der Bestätigung hervorgehen.<br />
52<br />
Musterformulierung<br />
Teilnahmebestätigung<br />
Herr und Frau [Name] haben heute aneinem Informationsgespräch<br />
über Mediation [bzw. die Möglichkeit<br />
der außergerichtlichen Streitbeilegung] von Folgesachen<br />
teilgenommen. Sie wurden insbesondere darauf<br />
hingewiesen,welche Regelungen sie zu notarieller Urkunde<br />
treffen können.<br />
[Ort, Datum]<br />
[gez. Notar]<br />
5. Kosten<br />
Für das Informationsgespräch dürfen keine Kosten erhoben<br />
werden, da es schon mangels Vertragsschlusses an<br />
einer Entgeltabrede fehlt bzw. keine gebührenpflichtige<br />
Amtstätigkeit vorliegt. Daher bestehen auch keine Erstattungsansprüche<br />
gegen die Staatskasse. 53 Etwas anderes<br />
kann dann gelten, wenn das reine Informationsgespräch<br />
verlassen wird und die Beteiligten einen weitergehenden<br />
Mediations- bzw. Beratungsvertrag schließen 54<br />
bzw. eine gebührenpflichtige Beratungsleistung beantragen.<br />
55 Ein Anspruch auf Beratungs- oder Mediationshilfe<br />
kann aus §135 Abs. 1FamFG nicht abgeleitet werden.<br />
56<br />
VII. Sanktion bei Nichtteilnahme amGespräch<br />
Zur Durchsetzung der Teilnahme am Informationsgespräch<br />
können keine Zwangsmittel nach §35FamFG<br />
angeordnet werden, §135 Abs. 1Satz 2FamFG. 57 Allerdings<br />
verzögert die Weigerung der Beteiligten die zügige<br />
Verfahrensdurchführung. 58 Außerdem kann das Gericht<br />
im Rahmen der Kostenentscheidung ein unentschuldigtes<br />
Fernbleiben zu Lasten des Säumigen berücksichtigen,<br />
§150 Abs. 4Satz 2FamFG 59 und, sofern die Voraussetzungen<br />
des §150 Abs. 4Satz 1FamFG vorliegen, 60 eine<br />
unbillige Kostenverteilung korrigieren. Bleiben beide<br />
Partner dem Gespräch fern, scheidet eine abweichende<br />
Kostenentscheidung aus. 61 Dem Säumigen können nicht<br />
nur die Mehrkosten, sondern auch die gerichtlichen und<br />
außergerichtlichen Verfahrenskosten ganz oder zum<br />
Teil auferlegt werden, 62 was imRegelfall auch ermessensgerecht<br />
ist. 63 Auf diese Rechtsfolge sollte das Gericht<br />
schon vorder Anordnung nach §135 Abs. 1FamFG<br />
hinweisen. 64<br />
47 BT-Drucks. 16/6308, 229 („Weiterhin muss ein kostenfreies<br />
Angebot für Informationsgespräche oder Informationsveranstaltungen<br />
bestehen.‘‘); ähnlich Heiter in MünchKomm/<br />
ZPO, §135 FamFG Rz. 10: Gruppengespräch.<br />
48 BT-Drucks. 16/6308, 229.<br />
49 Heinemann, FamFG für Notare, Rz. 192.<br />
50 Hüßtege in Thomas/Putzo, §135 FamFG Rz. 8.<br />
51 Hartmann in Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, §135<br />
FamFG Rz. 3.<br />
52 Heiter in MünchKomm/ZPO,§135 FamFG Rz. 12.<br />
53 Heiter in MünchKomm/ZPO, §135 FamFG Rz. 11; Helms in<br />
Prütting/Helms, §135 Rz. 3; anders Hartmann in Baumbach/<br />
Lauterbach/Albers/Hartmann, §135 FamFG Rz. 6.<br />
54 Ähnlich Hüßtege in Thomas/Putzo, §135 FamFG Rz. 7.<br />
55 Heinemann, FamFG für Notare, Rz. 191.<br />
56 Bumiller/Harders, §135 Rz. 2; Heiter in MünchKomm/ZPO,<br />
§135 FamFG Rz. 11; a.A. Koritz, Das neue FamFG, 2009, §8<br />
Rz. 26; Spangenberg, FamRZ 2009, 834 (835).<br />
57 BT-Drucks. 16/6308, 229.<br />
58 Heiter in MünchKomm/ZPO,§135 FamFG Rz. 14.<br />
59 BT-Drucks. 16/6308, 229, 233.<br />
60 Bumiller/Harders, §135 Rz. 6; Heiter in MünchKomm/ZPO,<br />
§135 FamFG Rz. 15.<br />
61 Heiter in MünchKomm/ZPO, §135 FamFG Rz. 15; Caspary,<br />
FPR 2009, 303 (304).<br />
62 Heiter in MünchKomm/ZPO,§135 FamFG Rz. 15.<br />
63 Löhnig in Bork/Jacoby/Schwab, §135 Rz. 6; a.A. Helms in<br />
Prütting/Helms, §150 Rz. 12; Zöller/Herget, §150 FamFG<br />
Rz. 3; A. Walter in Bassenge/Roth, FamFG/RPflG, §150<br />
FamFG Rz. 5: Kostenüberwälzung auf den Säumigen sollte<br />
nur im Ausnahmefall erfolgen.<br />
64 Heinemann, FamFG für Notare, Rz. 193; Heiter in Münch-<br />
Komm/ZPO, §135 FamFG Rz. 15.