das Kinderumweltthema Nr. 1 - Kinder-Umwelt-Gesundheit
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26 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
UMWELT MEDIZIN<br />
Auf den umweltmedizinischen Seiten dieser Zeitschrift berichten wir fortlaufend<br />
über Aktionen und Projekte des Netzwerks „<strong>Kinder</strong>gesundheit<br />
und <strong>Umwelt</strong>“. Im März dieses Jahres hat sich <strong>das</strong> Netzwerk als gemeinnütziger<br />
Verein gegründet, um so in rechtsfähiger Form weitere<br />
Projekte beantragen und durchführen zu können. So soll die Ausbildung<br />
von Präventionsassistentinnen – siehe Heft 2/2002 – fortgesetzt werden.<br />
Als Nichtregierungsorganisation beteiligt sich <strong>das</strong> Netzwerk außerdem<br />
an der Vorbereitung der im Mai 2004 in Budapest stattfindenden<br />
europäischen Konferenz der <strong>Umwelt</strong>- und <strong>Gesundheit</strong>sminister mit dem<br />
Schwerpunktthema „Kind und <strong>Umwelt</strong>“.<br />
Im Folgenden wird der Offene Brief „Passivrauchbelastung – <strong>das</strong><br />
<strong><strong>Kinder</strong>umweltthema</strong> <strong>Nr</strong>. 1“ dokumentiert, den <strong>das</strong> Netzwerk anlässlich<br />
des Weltgesundheitstages am 7. April 2003, der unter dem bezeichnenden<br />
Motto „Gesunde <strong>Umwelt</strong> – Gesunde <strong>Kinder</strong>“ stand, an <strong>Gesundheit</strong>sund<br />
Sozialministerin Ulla Schmidt überreichte. Über einen E-Mail-Verteiler<br />
ging der Brief auch an viele Institutionen und Organisationen des <strong>Gesundheit</strong>sbereichs<br />
wie die zuständigen Bundestagsausschüsse, Bundestagsfraktionen,<br />
Bundesministerien, Bundesoberbehörden, Landesvertretungen,<br />
Landessozialministerien, Landesvereinigungen für <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Krankenkassen, Verbände, Stiftungen und Medien.<br />
Thomas Lob-Corzilius<br />
Netzwerk „<strong>Kinder</strong>gesundheit und <strong>Umwelt</strong>“ Bonn, den 7. April 2003<br />
Offener Brief an Frau Bundesministerin Ulla Schmidt<br />
anlässlich des Weltgesundheitstages 2003 „Gesunde <strong>Umwelt</strong> – Gesunde <strong>Kinder</strong>“<br />
Passivrauchbelastung –<br />
<strong>das</strong> <strong><strong>Kinder</strong>umweltthema</strong> <strong>Nr</strong>. 1<br />
Sehr geehrte Frau Bundesministerin,<br />
seit Jahrzehnten verhindern in Deutschland<br />
die verantwortlichen Regierungen<br />
und die jeweilige Mehrheit der in den<br />
Bundestag gewählten Parlamentarierinnen<br />
und Parlamentarier eine wirksame Tabakkontrollpolitik<br />
– mit gravierenden Folgen:<br />
Tabakrauch mit mehreren tausend Substanzen<br />
ist der bedeutendste und gefährlichste<br />
Schadstoff in Innenräumen. Fast 50<br />
Prozent aller <strong>Kinder</strong> in Deutschland wachsen<br />
in Haushalten auf, in denen geraucht<br />
wird. Unter Berücksichtigung der Anzahl<br />
der betroffenen ca. 7,5 Millionen <strong>Kinder</strong><br />
unter 15 Jahren sowie der gesundheitlichen<br />
Auswirkungen stellt <strong>das</strong> Passivrauchen<br />
im Vergleich zu allen anderen <strong>Umwelt</strong>schadstoffen<br />
die stärkste Belastung für<br />
<strong>Kinder</strong> dar. Nach eindeutigem epidemiologischem<br />
Kenntnisstand könnte z.B. die<br />
Zahl der an plötzlichem Kindstod gestorbenen<br />
Säuglinge um weitere 200 pro Jahr<br />
vermindert werden! Ferner ließe sich die<br />
Zahl der Asthmaerkrankungen bei <strong>Kinder</strong>n<br />
alleine durch Passivrauchvermeidung<br />
verringern, die der Asthmaanfälle<br />
um fast 50 Prozent reduzieren! Darüber<br />
hinaus sinkt weiterhin <strong>das</strong> Einstiegsalter<br />
in <strong>das</strong> aktive Rauchen, insbesondere bei<br />
Frauen. Dies hat zur Konsequenz, <strong>das</strong>s sogar<br />
20 Prozent aller Schwangeren und<br />
Mütter von Kleinkindern Raucherinnen<br />
sind.<br />
Eine Fortsetzung der bisherigen<br />
Politik belastet folglich in hohem<br />
Maße die <strong>Gesundheit</strong> der Bevölkerung<br />
und unser Sozialsystem!<br />
Das Netzwerk <strong>Kinder</strong>gesundheit und<br />
<strong>Umwelt</strong> fordert Sie anlässlich des Weltgesundheitstages<br />
2003 “Gesunde <strong>Umwelt</strong> –<br />
Gesunde <strong>Kinder</strong>” auf, sofort ein sichtbares<br />
Zeichen zu setzen und einen Notstandsplan<br />
zur Tabakprävention auszurufen, wie<br />
er angesichts einer Epidemie (WHO,<br />
Brundtland) mit über 110.000 Toten pro<br />
Jahr allein in Deutschland überfällig ist.<br />
Schon heute kann mit der Umsetzung der<br />
folgenden fünf Sofortmaßnahmen begonnen<br />
werden:<br />
1. Sofortige Kündigung der skandalösen<br />
Vereinbarung vom 20. März 2002 zwischen<br />
Ihnen, Frau Schmidt, als Mitglied<br />
der Bundesregierung und dem Verband<br />
der Zigarettenindustrie.<br />
Begründung: Der Handlungsspielraum<br />
der Bundesregierung als Geldempfänger<br />
wird direkt oder indirekt eingeengt.<br />
Die Industrie kann und muss ihre Verantwortung<br />
alleine tragen.<br />
2. Uneingeschränkte und zügige Umsetzung<br />
aller Maßnahmen, die der Sachverständigenrat<br />
für die konzertierte Aktion<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen in seinem<br />
Gutachten 2000/01 erarbeitet hat, sowie<br />
der Handlungsempfehlungen für ei-