das Kinderumweltthema Nr. 1 - Kinder-Umwelt-Gesundheit
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Pädiatrische Allergologie<br />
I N K L I N I K U N D P R A X I S<br />
2/2003<br />
Titelthema<br />
Diagnostik IgEvermittelter<br />
Allergien bei<br />
<strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen<br />
Serie „Neurodermitis“<br />
Die Kosten<br />
der Atopischen<br />
Dermatitis<br />
Aus der Geschichte<br />
Ein Jahrhundert<br />
der Allergologie
Herzlichen Glückwunsch GPP!<br />
Liebe Kollegin, lieber Kollege,<br />
die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP), die<br />
Fachgesellschaft deutscher, österreichischer und Schweizer<br />
<strong>Kinder</strong>pneumologen, hat es nach jahrzehntelangen Bemühungen<br />
erreicht, <strong>das</strong>s jetzt endlich – und zuletzt – auch in<br />
Deutschland ein Weiterbildungsgang Pädiatrische Pneumologie<br />
geschaffen wird! Der 106. Deutsche Ärztetag in Köln<br />
hat am 21. Mai 2003 die neue (Muster-)Weiterbildungsordnung<br />
verabschiedet.<br />
Die Deutsche Akademie für <strong>Kinder</strong>heilkunde und Jugendmedizin<br />
e.V. (DAKJ), der Dachverband der pädiatrischen<br />
Gesellschaften, hatte einen umfangreichen Antrag vorgelegt,<br />
in dem sieben Schwerpunkte, darunter auch Pädiatrische<br />
Pneumologie, und vier Zusatzweiterbildungen beantragt<br />
wurden. Im Vorfeld war bereits ersichtlich, <strong>das</strong>s sich für so<br />
viele Schwerpunkte keine Mehrheit finden würde. Es verwunderte<br />
deshalb auch nicht, <strong>das</strong>s nur <strong>Kinder</strong>-Kardiologie,<br />
<strong>Kinder</strong>-Onkologie, Neonatologie und Neuropädiatrie als<br />
Schwerpunkt beschlossen wurden.<br />
Allerdings wurde für die Pädiatrische Pneumologie, Nephrologie<br />
sowie Endokrinologie und Diabetologie eine Zusatzweiterbildung<br />
beschlossen, die wie die Schwerpunkte 36<br />
Monate beträgt und von denen zwölf Monate in der Facharztweiterbildung<br />
zum <strong>Kinder</strong>- und Jugendarzt versenkt<br />
werden können. Somit besteht hinsichtlich der Ausbildungsdauer<br />
kein Unterschied zu einem Schwerpunkt. Einige<br />
Landesärztekammern haben bereits signalisiert, <strong>das</strong>s sie<br />
EDITORIAL<br />
dies genauso sehen. Die Fachgruppen übergreifende Zusatzbezeichnung<br />
Allergologie kann jetzt schon nach 18 Monaten<br />
von mehreren Gebieten (u.a. HNO, Dermatologie, Pädiatrie)<br />
erlangt werden, wobei auch hier zwölf Monate in der entsprechenden<br />
Facharztausbildung versenkt werden dürfen.<br />
Die Ausübung der „fachgruppenübergreifenden“ Allergologie<br />
darf aber die Gebietsgrenzen des jeweiligen Faches nicht<br />
überschreiten, was für die <strong>Kinder</strong>allergologie voraussichtlich<br />
keinerlei Einschränkung bedeutet, da sie ja von jeher<br />
keine organspezifische Allergologie war. Die Inhalte der<br />
(Muster-)Weiterbildung sind festgelegt. Doch müssen die<br />
einzelnen Landesärztekammern jetzt eigene Weiterbildungsordnungen<br />
und somit auch die Übergangsregelungen erlassen,<br />
die die Voraussetzungen für <strong>das</strong> Führen von Zusatzbezeichnungen<br />
definieren.<br />
Die Schriftleiter der „Pädiatrischen Allergologie in Klinik und<br />
Praxis“ freuen sich über diesen Erfolg, der eine weitere Stärkung<br />
der pädiatrischen Allergologie und Pneumologie darstellt.<br />
Wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen haben neben<br />
dem Vorstand der GPP mit dem Vorsitzenden Prof. Dr. Reinhardt<br />
vor allem PD Dr. Wönne und Dr. Voigt, unsere Vertreter<br />
in der Strukturkommission der Bundesärztekammer, und<br />
Prof. Dr. Hoyer, der Vorsitzende der Weiterbildungskommission<br />
der DAKJ, aber auch viele Helfer im Hintergrund, die<br />
hier nicht genannt werden. Ihnen allen möchten wir für ihr<br />
Engagement an dieser Stelle ganz herzlich danken!<br />
Dr. Ernst Rietschel Dr. Frank Friedrichs Prof. Dr. Jürgen Seidenberg<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 3
3 Editorial<br />
TOPIC<br />
6 Diagnostik IgE-vermittelter Allergien<br />
bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
Evidenz-basierte Empfehlungen der GPA zum sinnvollen Einsatz<br />
der Allergiediagnostik<br />
14 Aktuelle Fragen an den Allergologen<br />
16 Hyposensibilisierung und<br />
Asthma bronchiale<br />
Ein Workshop der GPA bei der 25. Jahrestagung der Gesellschaft<br />
für Pädiatrische Pneumologie in Wien<br />
19 Die Kosten der Atopischen Dermatitis<br />
Ergebnisse einer Untersuchung an der Charité –<br />
Serie Neurodermitis (5)<br />
22 Leitlinie „Insektengiftallergie“<br />
Aktualisierte ärztlich-wissenschaftliche Empfehlungen der GPA<br />
24 Nützliches im Internet<br />
UMWELTMEDIZIN<br />
26 Passivrauchbelastung –<br />
<strong>das</strong> <strong><strong>Kinder</strong>umweltthema</strong> <strong>Nr</strong>. 1<br />
Offener Brief des Netzwerks „<strong>Kinder</strong>gesundheit und <strong>Umwelt</strong>“<br />
an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt<br />
IMPRESSUM<br />
INHALT<br />
KINDERUMWELT AKTUELL<br />
27 Pockenimpfung – ein besonderes<br />
Riskio für Allergiker?<br />
Aus Angst vor Terroranschlägen mit Pockenviren wird wieder an<br />
Schutzimpfungen gedacht. Gegen diese gibt es jedoch eine Reihe<br />
von Kontraindikationen.<br />
AUS DER GESCHICHTE<br />
29 Ein Jahrhundert der Allergologie<br />
Vor hundert Jahren prägte der Wiener Pädiater Clemens von<br />
Pirquet den Begriff „Allergie“. Wir drucken von Pirquets grundlegenden<br />
Aufsatz aus der Münchener Medizinischen Wochenschrift.<br />
32 Neues vom Buchmarkt<br />
33 Magazin<br />
ELTERN-RATGEBER<br />
35 Allergievorbeugung<br />
39 Termine<br />
Das Titelbild dieser Ausgabe stammt aus der Maltherapie der<br />
Patientenschulung mit Dipl. Psych. Marina Trettin, 1. Klinik<br />
f. <strong>Kinder</strong>- und Jugendmedizin, Helios-Klinikum Berlin-Buch.<br />
Dieser Ausgabe der „Pädiatrischen Allergologie“<br />
liegen die<br />
news<br />
Ausgabe 6 bei. Weitere<br />
Exemplare für Ihr Wartezimmmer können Sie bei der pina-<br />
Geschäftsstelle, Berlin (Adresse in den pina news), bestellen.<br />
Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis. 6. Jg./<strong>Nr</strong>. 2<br />
Herausgeber: Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und <strong>Umwelt</strong>medizin e.V., Rathausstraße 10, 52072 Aachen,<br />
Tel. 0241-9800-486, Fax 0241-9800-259<br />
Verlag: WURMS & PARTNER Public Relations GmbH, Bernrieder Straße 4, 82327 Tutzing. Verlagsleitung: Holger Wurms.<br />
Schriftleitung: Dr. E. Rietschel, <strong>Kinder</strong>klinik der Universität Köln, Josef-Stelzmann-Str. 9, 50924 Köln, Fax 0221-478-3330; Prof. Dr. J. Seidenberg, Elisabeth-<br />
<strong>Kinder</strong>krankenhaus, Cloppenburger Str. 363, 26133 Oldenburg, Fax 0441-403-2887; Dr. F. Friedrichs, Rathausstr. 10, 52072 Aachen, Fax 0241-174349.<br />
Wissenschaftlicher Beirat: Dr. A. von Berg, Dr. D. Bulle, Prof. Dr. J. Forster, PD Dr. G. Frey, Dr. A. Grübl, Dr. W. Lässig, Dr. W. Rebien, Prof. Dr. A. Schuster,<br />
PD Dr. A. Tacke.<br />
Redaktion: Ingeborg Wurms M.A., Dr. Albert Thurner, Bernrieder Straße 4, 82327 Tutzing, Tel. 08158-9967-0, Fax 08158-9967-29,<br />
E-Mail: info@wurms-pr.de<br />
Bildnachweis: Niggemann (16, 17), Kühr (17), Friedrichs (18), Staab (21), ÄDA/V. Mauss (22), Baxter/Bezard (28), Urban & Vogel (31), Atemwegsliga/DAK (36),<br />
Klinikum Oldenburg (37), Asthmaakademie Mitteldeutschland (37), Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang (37)<br />
Anzeigenleitung: Holger Wurms, Tel. 08158-9967-0, Fax 08158-9967-29. Es gilt die Anzeigenpreisliste <strong>Nr</strong>. 6 vom 1.1.2003<br />
Erscheinungsweise: Die Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis erscheint vierteljährlich jeweils zu Beginn des Quartals.<br />
Bezugspreise: Einzelheft: 11,50 €, Jahresabonnement: 33,60 €, Jahresabonnement für Studenten (bei Vorlage einer Bescheinigung) 25,00 € (jeweils<br />
zuzügl. Versandkosten). Für Mitglieder der vier regionalen pädiatrisch-allergologischen Arbeitsgemeinschaften ist <strong>das</strong> Jahresabonnement im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
Druck: Druck- und Verlagshaus Alois Erdl KG, Trostberg. ISSN: 1435-4233<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 5
1. Einleitung<br />
Ziel dieser Stellungnahme zur Allergiediagnostik<br />
bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
ist es, evidenz-basierte Empfehlungen<br />
abzugeben und den sinnvollen Einsatz<br />
der Allergiediagnostik zu fördern.<br />
Als Grundlage dieses nationalen Positionspapiers<br />
der Gesellschaft für Pädiatrische<br />
Allergologie und <strong>Umwelt</strong>medizin<br />
e.V. (GPA) dient die internationale Empfehlung<br />
der pädiatrischen Sektion der<br />
European Academy of Allergy and Clinical<br />
Immunology (EAACI) [1]. Die Einführung<br />
evidenz-basierter Empfehlungen<br />
für die Durchführung von Allergietests an<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen erfolgt in einzelnen<br />
Ländern unterschiedlich, d.h. in<br />
Abhängigkeit vom lokalen Organisationsgrad<br />
des <strong>Gesundheit</strong>swesens und dem<br />
Kenntnisstand auf dem Gebiet der Allergologie.<br />
Neben wissenschaftlich fundierten<br />
Empfehlungen zur Allergiediagnostik<br />
ist deshalb auf nationaler Ebene eine enge<br />
Kooperation zwischen hausärztlich tätigen<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendärzten und <strong>Kinder</strong>allergologen<br />
von entscheidender Bedeutung,<br />
um Qualität und Effizienz der<br />
Diagnostik und Behandlung von allergischen<br />
Erkrankungen zum Wohle des einzelnen<br />
Patienten sicherzustellen.<br />
Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen<br />
im Kindes- und Jugendalter (z.B.<br />
atopisches Ekzem, Asthma bronchiale,<br />
allergische Rhinokonjunktivitis) ist in<br />
den Industrieländern im Laufe der letzten<br />
20 bis 30 Jahre beträchtlich gestiegen<br />
6 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
TOPIC<br />
Diagnostik IgE-vermittelter<br />
Allergien bei <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen<br />
Ernst Rietschel, Köln � Carl Peter Bauer, Gaißach/München � Andrea von Berg, Wesel � Frank Friedrichs, Aachen � Joachim Kühr, Freiburg �<br />
Wolfgang Lässig, Halle � Wolfgang Leupold, Dresden � Bodo Niggemann, Berlin � Jürgen Seidenberg, Oldenburg<br />
[2, 3]. In Bevölkerungsstudien wurde eine<br />
kumulative Prävalenz allergischer Erkrankungen<br />
in einer Größenordnung von<br />
25 bis 30 Prozent festgestellt; für <strong>das</strong> atopische<br />
Ekzem ergaben sich Prävalenzen<br />
von 15 bis 20 Prozent, für Asthma bronchiale<br />
von 7 bis 10 Prozent und für die<br />
allergische Rhinokonjunktivitis von 10<br />
bis 15 Prozent [2-8] (Tab. 1). Daraus<br />
ergeben sich eine besondere Bedeutung<br />
der Allergiediagnostik und ein steigender<br />
Bedarf auch schon in den ersten Lebensjahren.<br />
Im Säuglingsalter sind Ekzeme,<br />
chronische Magen-Darm-Beschwerden<br />
und wiederholt auftretendes Giemen die<br />
häufigsten auf eine Allergie hinweisenden<br />
Symptome. Im späteren Kindesalter stellen<br />
Asthma bronchiale und allergische<br />
Rhinokonjunktivitis die wichtigsten allergischen<br />
Manifestationen dar [9, 10].<br />
Allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel,<br />
vor allem auf Kuhmilcheiweiß und<br />
Hühnerei, sind in den ersten Lebensjahren<br />
am häufigsten, wohingegen Reaktionen<br />
auf Inhalationsallergene meist später<br />
auftreten [9, 11]. Dementsprechend sind<br />
spezifische Immunglobulin-E-Antikörper<br />
im Serum (IgE-AK) gegen Kuhmilch und<br />
Hühnerei während der ersten zwei bis<br />
drei Lebensjahre am häufigsten nachweisbar,<br />
während spezifisches IgE gegen<br />
Inhalationsallergene bei älteren <strong>Kinder</strong>n<br />
vorherrschend ist [10, 12]. Interessanterweise<br />
sind IgE-AK gegen Hühner- und<br />
Kuhmilcheiweiß bei Kleinkindern geeignete<br />
Prädiktoren für eine spätere Sensibilisierung<br />
gegen Inhalationsallerge-<br />
ne und für eine allergische Atemwegserkrankung<br />
vor dem 7. bis 10. Lebensjahr<br />
[13-16]. Allerdings können niedrige<br />
Konzentrationen (0,35-0,7 kU/l) von<br />
spezifischen IgE-AK gegen verschiedene<br />
Allergene, insbesondere im frühen Kindesalter,<br />
ein normales Phänomen ohne<br />
klinische Relevanz darstellen [17].<br />
Entsprechend dem EAACI-Positionspapier<br />
[18] wird Allergie unabhängig vom<br />
betroffenen Organ als „Hypersensitivitätsreaktion“<br />
definiert, die durch immunologische<br />
Mechanismen ausgelöst wird;<br />
dagegen wird der Begriff „nicht-allergische<br />
Hypersensitivitätsreaktion“ vorgeschlagen,<br />
wenn immunologische Mechanismen<br />
nicht nachgewiesen werden können.<br />
Allergien können humoral oder zellulär<br />
vermittelt sein. Bei den meisten Patienten<br />
sind für eine allergische Reaktion<br />
IgE-AK verantwortlich. Üblicherweise<br />
löst die Allergenexposition bei IgE-vermittelten<br />
allergischen Erkrankungen eine<br />
Sofort-Typ-Reaktion (Typ I nach Coombs<br />
und Gell) in zwei Phasen aus: Die innerhalb<br />
von 20 Minuten auftretende Frühphase<br />
ist durch Mediatorenfreisetzung<br />
(z.B. Histamin) gekennzeichnet, gefolgt<br />
von einer Spätphase nach drei bis sechs<br />
Stunden (z.B. eosinophile Entzündung).<br />
Begleitet wird dies von einer andauernden<br />
Hyperreagibilität und, im Falle der<br />
täglichen Allergenexposition, von einer<br />
persistierenden Entzündung, die zu<br />
strukturellen und funktionalen Veränderungen<br />
führt, die lang anhaltende Symptome<br />
auslösen [19-21].
Bei nicht IgE-vermittelten Allergien<br />
können verschiedene Mechanismen eine<br />
Rolle spielen (z.B. IgG-AK, Immunkomplexe,<br />
T-Zell-Reaktionen). Auf die Pathogenese<br />
und Diagnostik dieser Erkrankungen<br />
wird in einem späteren Positionspapier<br />
gesondert eingegangen.<br />
2. Qualitätskriterien<br />
Im Laufe des letzten Jahrzehnts wurde<br />
ein neues System zur Bewertung von Studien<br />
entwickelt (Evidenz-basierte Medizin)<br />
[22-24]. Je nach Qualität erfolgt die<br />
Einteilung von Studien in vier Evidenzgrade<br />
(I-II-III-IV; I = höchster Grad).<br />
Auf dieser Grundlage werden Empfehlungen<br />
mit den Graden A-B-C-D (A =<br />
höchster Grad) für die Behandlung bzw.<br />
Intervention entwickelt [22, 25]. So erhalten<br />
z.B. randomisierte, plazebo-kontrollierte<br />
Studien und Metaanalysen solcher<br />
Studien den höchsten Evidenzgrad<br />
(I) und die daraus abgeleiteten Empfehlungen<br />
den höchsten Empfehlungsgrad<br />
(A). In vielen Fällen ist eine Randomisierung<br />
oder Plazebokontrolle jedoch nicht<br />
möglich und Empfehlungen können sich<br />
nur auf niedrigere Evidenzgrade stützen.<br />
Daher sind für manche Bereiche, z.B. Diagnostik,<br />
– in Anbetracht des Typs der in<br />
diesen Bereichen praktisch durchführbaren<br />
Studien – über Grad B hinausgehende<br />
Empfehlungen unwahrscheinlich.<br />
3. Bausteine der<br />
Allergiediagnostik<br />
Allergiediagnostik umfasst die folgenden<br />
Elemente:<br />
� Anamnese<br />
� Untersuchungsbefund<br />
� Bestimmung der IgE-vermittelten Sensibilisierung<br />
� Prick-Test<br />
� Spezifisches IgE und Gesamt-IgE<br />
im Serum<br />
� Allergenprovokation<br />
� Nahrungsmittelallergene<br />
� Inhalationsallergene<br />
� Weitere Tests<br />
� Epikutantest<br />
� Atopy-Patch-Test<br />
� Histamin-Release-Test<br />
� Zellulärer Antigen-Stimulationstest<br />
(CAST)<br />
Allergische Erkrankungen im Kindesalter,<br />
Sensibilisierungshäufigkeit<br />
IgE-<br />
Alter Diagnose Häufigkeit Sensibilisierung 1 Evidenzgrad 2<br />
Kleinkindalter Nahrungsmittelallergie 7-8 % 40-60 % II<br />
Schulalter Nahrungsmittelallergie 1-2 % 60-70 % II<br />
Kindesalter Atopisches Ekzem 15-20 % 33-40 % II<br />
Kleinkindalter<br />
Rezidivierend Giemen/<br />
Asthma 21-34 % 30-60 % II<br />
Schulalter Asthma 7-10 % 70-90 % II<br />
Kindesalter Rhinokonjunktivitis 10-15 % 60-80 % II<br />
1 IgE-Sensibilisierung, definiert als positiver Hauttest (mittlerer Quaddeldurchmesser ≥ 3 mm<br />
bei fehlender Quaddel in der Negativkontrolle, einem Quaddeldurchmesser von ≥ 3 mm bei<br />
der Histaminkontrolle und einem positiven Hautindex (Allergenquaddel : Histaminquaddel<br />
≥ 0,6)) oder spezifisches IgE ≥ Klasse 2 (äquivalent zu 0,70 kU/l, bestimmt mit dem Pharmacia<br />
CAP-System) gegen mindestens ein relevantes Allergen. Die Variationsbreite der<br />
Sensibilisierungshäufigkeit spiegelt Unterschiede in der Auswahl der Patienten und Methoden<br />
wider.<br />
2 Entsprechend der Literatur 22-24<br />
Tab. 1<br />
TOPIC<br />
� Untersuchungen der <strong>Umwelt</strong> des Patienten<br />
3.1. Anamnese<br />
Eine sorgfältige Anamnese berücksichtigt<br />
Häufigkeit und Schwere der Symptome,<br />
Eigen- und Familienanamnese,<br />
<strong>Umwelt</strong>einflüsse (z.B. Wohnsituation,<br />
Schule und Freizeitumgebung), Kontakt<br />
mit Haustieren und Tabakrauchexposition.<br />
Örtliche und zeitliche Bezüge sind<br />
zu berücksichtigen. Standard-Fragebögen<br />
können von Nutzen sein [26, 27].<br />
Die Erkenntnisse aus der Anamnese bilden<br />
die Grundlage für die weitere Diagnostik.<br />
In unklaren Fällen ist <strong>das</strong> Führen<br />
eines Symptomkalenders anzuraten.<br />
3.2. Untersuchungsbefund<br />
Schon die Inspektion kann Hinweise<br />
für <strong>das</strong> Vorliegen einer atopischen Erkrankung<br />
geben. Eine „Dennie-Morgan-<br />
Falte“ des Unterlids, Ohrwinkelrhagaden<br />
und periorales Leckekzem sind häufig<br />
anzutreffende so genannte „Minor-Kriterien“<br />
eines atopischen Ekzems. Das Ausmaß<br />
der ekzematösen Hautveränderung<br />
sollte mittels eines Scores (z.B. SCO-<br />
RAD) [28] objektiviert werden.<br />
Die Inspektion der Nasenschleimhaut<br />
erlaubt bei Vorliegen einer lividen Verfärbung<br />
und Schwellung, verbunden mit<br />
glasigem Sekret, den Verdacht auf Allergisierung.<br />
Die nasale Querfalte („allergischer<br />
Gruß“) sowie eine chronisch oder<br />
saisonal behinderte Nasenatmung sind<br />
weitere Hinweise für eine allergische<br />
Rhinitis.<br />
Eine chronische pulmonale Überblähung<br />
führt zu einer charakteristischen<br />
Thoraxform, die schon im Säuglingsalter<br />
zu erkennen sein kann. Später kann es<br />
bei unzureichender Behandlung zur Kyphosierung<br />
der Brustwirbelsäule und der<br />
Ausbildung eines Thorax piriformis kommen.<br />
Der Auskultationsbefund im beschwerdefreien<br />
Intervall ist oft unauffällig;<br />
nach Aufforderung zu forcierter Exspiration<br />
lassen sich aber häufig trockene<br />
exspiratorische Nebengeräusche und<br />
Giemen wahrnehmen. Insbesondere im<br />
Vorschulalter, wenn Lungenfunktionsuntersuchungen<br />
noch nicht durchführbar<br />
sind, lässt sich durch Auskultation<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 7
vor und nach Inhalation eines β 2 -Sympathomimetikums<br />
eine Bronchodilatation<br />
nachweisen.<br />
3.3. Prick-Test<br />
Zur Durchführung von Prick-Tests sollen<br />
standardisierte Extrakte verwendet<br />
werden [29-32]. Bei Verdacht auf eine<br />
Nahrungsmittelallergie können jedoch<br />
frische Nahrungsmittel und die Prick-zu-<br />
Prick-Methode (z.B. Nüsse) nützlich sein<br />
[33]. Für die Durchführung des Prick-<br />
Tests besteht keine untere Altersgrenze.<br />
Bei der praktischen Durchführung sollten<br />
die Richtlinien für Prick-Tests befolgt<br />
werden [29-32]. Ein sicher auswertbarer<br />
Test erfordert eine eindeutig positive<br />
8 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
TOPIC<br />
Indikationen für Allergiediagnostik<br />
Art der Manifestation Ausmaß der Manifestation<br />
Atopisches Ekzem Persistierende Symptome oder allergen-induzierte B 1<br />
Symptome bei Allergenexposition, besonders bei<br />
gleichzeitigem Asthma oder allergischer Rhinitis.<br />
Akute Urtikaria/Angioödem Starke Ausprägung und/oder bei Verdacht auf B 1<br />
allergische Ursache.<br />
Chronische oder chronisch- Rezidivierende Urtikaria oder B 1<br />
rezidivierende Urtikaria Dauer ≥ 6 Wochen.<br />
<strong>Kinder</strong> < 4. Lebensjahr mit Persistierende Symptome / Notwendigkeit B 1<br />
rezidivierendem Husten/ einer Dauertherapie.<br />
Giemen/Asthma <strong>Kinder</strong> mit chronischem Husten/Giemen/Atemnot,<br />
besonders bei körperlicher Belastung und während<br />
der Nacht, und <strong>Kinder</strong> mit eingeschränkter Belastbarkeit<br />
oder mehrmaligem Pneumonieverdacht.<br />
<strong>Kinder</strong> > 4. Lebensjahr mit Sollten immer auf häufig vorkommende B 1<br />
Asthma Allergien untersucht werden. Eine allergische<br />
Rhinitis sollte ausgeschlossen werden.<br />
Rhinitis Therapieresistente Fälle. B 1<br />
An ein begleitendes Asthma ist zu denken.<br />
Konjunktivitis Therapieresistente Fälle. B 1<br />
Gastrointestinale Symptome: Persistierende oder rezidivierende Symptome B 1<br />
Erbrechen, Diarrhoe, unbekannter Ursache, besonders bei weiteren<br />
Bauchkoliken, Gedeihstörung allergischen Symptomen.<br />
Tab. 2<br />
Insektengiftreaktionen Nur systemische Reaktionen. B 1<br />
Lokalreaktionen benötigen keine Allergiediagnostik.<br />
Anaphylaxie Allergiediagnostik immer erforderlich. B 1<br />
Nur unter sorgfältiger Überwachung.<br />
1 Grad der Empfehlung entsprechend der Lit. 22-25<br />
(≥ 3 mm) Histaminquaddel und <strong>das</strong> Fehlen<br />
einer Quaddel bei der Negativkontrolle.<br />
Unter diesen Vorraussetzungen ist<br />
für ein Allergen der Test dann positiv,<br />
wenn der durchschnittliche Quaddeldurchmesser<br />
≥ 3 mm und der Hautindex<br />
(Allergenquaddel : Histaminquaddel)<br />
≥ 0,6 ist. Die Anzahl positiver Reaktionen<br />
steigt mit der Stärke des Extrakts und<br />
dem auf die Lanzette ausgeübten Druck<br />
[33]. Die Auswahl der Allergene für<br />
Prick-Tests richtet sich nach Alter und<br />
Erkrankung und sollte individuell nach<br />
der Anamnese erweitert werden (Tab. 3).<br />
Beschränkung des Prick-Tests: Er<br />
sollte nicht bei Patienten durchgeführt<br />
werden, die anaphylaktisch auf <strong>das</strong> zu<br />
testende Allergen reagiert haben – ausgenommen<br />
bei Verdacht auf Insektengiftallergien<br />
–, und nicht bei Patienten<br />
mit aktiven Ekzemen an der Teststelle.<br />
Antihistaminika sollten je nach Halbwertszeit<br />
mindestens fünf Tage vor dem<br />
Prick-Test abgesetzt werden. Prick-Teste<br />
sind kutane Provokationsteste und setzen<br />
eine entsprechende Erfahrung in der<br />
Notfallbehandlung und die apparative<br />
Möglichkeit zur Durchführung voraus.<br />
3.4. Bestimmung des IgE im Serum<br />
Gesamt-IgE: Bei <strong>Kinder</strong>n steigt <strong>das</strong> Gesamt-IgE<br />
physiologisch bis zur Präpubertät<br />
an und fällt dann bis auf <strong>das</strong> Erwachsenenniveau<br />
ab [34-37]. Insgesamt<br />
kommt dem Gesamt-IgE eine eher untergeordnete<br />
Rolle zu, da ein „normales“<br />
Gesamt-IgE eine spezifische Sensibilisierung<br />
nicht ausschließt und ein erhöhtes<br />
Gesamt-IgE auch nicht-allergische Ursachen<br />
haben kann (z.B. Parasitosen). Das<br />
Nabelschnur-IgE ist ohne Bedeutung.<br />
Spezifisches IgE: Tests auf spezifisches<br />
IgE sollten nach einer validierten Methode<br />
durchgeführt werden [38-41]; sie<br />
sind in jedem Alter und unabhängig von<br />
Hautzustand und Antihistaminika-Einnahme<br />
möglich. Quantitative spezifische<br />
IgE-Tests zeigen eine Spezifität und Sensitivität<br />
zwischen 85 und 95 Prozent. Wie<br />
auch der Prick-Test muss dieser Test in<br />
Beziehung zur klinischen Anamnese gesehen<br />
werden und ist bei denselben Indikationen<br />
anzuwenden wie der Prick-<br />
Test [38, 40]. In der Praxis kann jedes<br />
der beiden Testverfahren in Verbindung<br />
mit einer genauen klinischen Anamnese<br />
angewandt werden. Im Fall von Widersprüchlichkeiten<br />
zwischen Anamnese<br />
und Prick-Test bzw. spezifischem IgE-Test<br />
sollte eine ergänzende Untersuchung mit<br />
spezifischem IgE- oder Prick-Test durchgeführt<br />
werden, um eine mögliche klinische<br />
IgE-vermittelte Allergie zu dokumentieren<br />
[40-42].<br />
3.5. Allergenprovokation<br />
3.5.1. Nahrungsmittel<br />
Im Falle einer vollen Übereinstimmung<br />
der Anamnese (Reaktionen in Verbindung<br />
mit wiederholtem Allergenkontakt)<br />
mit den Ergebnissen des spezifischen
IgE- oder Prick-Tests besteht keine Notwendigkeit<br />
für eine Allergenprovokation<br />
[43]. Bei schweren anaphylaktischen Reaktionen<br />
muss auf eine Provokation verzichtet<br />
werden. In allen anderen Fällen<br />
muss die Diagnose einer Nahrungsmittelallergie<br />
auf einer kontrollierten Elimination<br />
und oralen Provokation basieren,<br />
da die therapeutischen Konsequenzen<br />
(strenge Diät) für den Patienten sehr einschneidend<br />
sind [44-47]. Der Eliminationszeitraum<br />
umfasst – je nach Symptomen<br />
– in der Regel ein bis vier Wochen,<br />
und in diesem Zeitraum sollten die Symptome<br />
abgeklungen sein oder sich zumindest<br />
deutlich verringert haben.<br />
In der Routine kann die Provokation<br />
als kontrollierte offene orale Provokation<br />
durchgeführt werden, wenn gut objektivierbare<br />
Reaktionen erwartet werden. In<br />
folgenden Verdachtsfällen sollte eine doppelblinde,<br />
plazebo-kontrollierte Nahrungsmittelprovokation<br />
(DBPCFC) zum<br />
Einsatz kommen: Nahrungsmittel als Ursache<br />
eines atopischen Ekzems; psychogene<br />
Überlagerung; Münchhausenby-proxy-Syndrom.<br />
Auf eine negative<br />
DBPCFC sollte stets eine offene, kontrollierte<br />
orale Gabe folgen. Orale Provokationen<br />
sollten stets unter pädiatrischer<br />
Aufsicht und in einem geeigneten Umfeld<br />
(Reanimationsmöglichkeit) durchgeführt<br />
werden. Falls die Wahrscheinlichkeit systemischer<br />
Reaktionen besteht, sind orale<br />
Provokationen im Krankenhaus durchzuführen.<br />
Der Nutzen nahrungsmittelspezifischer<br />
IgE-Konzentrationen bei der Vorhersage<br />
einer symptomatischen Nahrungsmittelallergie<br />
wurde in neueren Studien untersucht<br />
[43, 48]. Es konnten IgE-Konzentrationen<br />
berechnet werden, die eine Sofortreaktion<br />
auf Milch, Erdnüsse und<br />
Fisch mit mehr als 95-prozentiger Sicherheit<br />
vorhersagten [43]. Beispielsweise<br />
sagt eine spezifische IgE-Konzentration<br />
von ≥ 2,5 kU/l in 90 Prozent eine Milchallergie<br />
vorher [49]. Umgekehrt schließt<br />
bei kleinen <strong>Kinder</strong>n mit Verdacht auf Kuhmilchallergie<br />
ein negativer Prick-Test mit<br />
97-prozentiger Sicherheit eine Milchallergie<br />
aus [49]. Bei <strong>Kinder</strong>n unter zwei<br />
Jahren mit Hühnereiallergie waren die<br />
besten Prädiktoren einer persistierenden<br />
10 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
TOPIC<br />
Allergie <strong>das</strong> Auftreten von Symptomen<br />
beim Verzehr von Eiern, gefolgt von der<br />
Reaktionsstärke beim Prick-Test. Die<br />
Höhe der spezifischen IgE-Antikörpertiter<br />
eignete sich in dieser Untersuchung als<br />
guter Prädiktor bei den <strong>Kinder</strong>n, die nur<br />
kutane Symptome aufwiesen [50]. Die<br />
Kombination aus positivem Atopy-Patch-<br />
Test und erhöhtem spezifischem IgE gegen<br />
Kuhmilch (≥ 0,35 kU/l) oder Hühnerei<br />
(≥ 17,5 kU/l) ergibt einen positiven Vorhersagewert<br />
von 100 Prozent für eine positive<br />
orale Provokation [51].<br />
3.5.2. Inhalative Allergene<br />
Im Falle einer vollen Übereinstimmung<br />
zwischen Anamnese (Symptome im Zusammenhang<br />
mit Allergenexposition) und<br />
dem Ergebnis von spezifischem IgE- oder<br />
Prick-Test besteht kein Grund, eine Allergenprovokation<br />
am Zielorgan durchzuführen.<br />
In strittigen Fällen und im Falle<br />
anhaltender Symptome bzw. bei Verdacht<br />
auf eine Allergie gegen Allergene in der<br />
<strong>Umwelt</strong> des Patienten können solche Provokationen<br />
nützlich und notwendig sein,<br />
insbesondere vor Beginn einer spezifischen<br />
Immuntherapie. Zwischen der Reaktivität<br />
der Schockorgane besteht eine<br />
hohe Übereinstimmung, weshalb der einfache<br />
nasale Provokationstest der riskanteren<br />
und komplizierteren bronchialen<br />
Provokation vorzuziehen ist.<br />
Bronchiale Allergenprovokationen sollten<br />
in den seltenen indizierten Fällen im<br />
stationären Rahmen von allergologisch<br />
qualifizierten <strong>Kinder</strong>- und Jugendärzten<br />
durchgeführt werden [52].<br />
Alle Allergenprovokationen sind mit<br />
standardisierten Allergenextrakten in steigender<br />
Konzentration wie beschrieben<br />
durchzuführen. Dabei kann die Dosis 15<br />
Minuten nach Tolerierung einer Dosisstufe,<br />
ohne <strong>das</strong> Risiko starker Reaktionen,<br />
schrittweise auf <strong>das</strong> 100- bis 1.000-fache<br />
gesteigert werden. Auf mögliche Spätreaktionen<br />
muss hingewiesen werden [53].<br />
3.6. Weitere Tests<br />
3.6.1. Epikutantest<br />
Epikutanteste (Patch- oder Pflasterteste)<br />
werden bei T-Zell-vermittelter Überempfindlichkeitsreaktion<br />
(d.h. Kontaktdermatitis)<br />
angewandt. Atopy-Patch-Teste<br />
wurden in neueren Studien zur Feststellung<br />
zellvermittelter verzögerter Reaktionen<br />
(Typ IV nach Coombs und Gell) auf üblicherweise<br />
Soforttyp-Reaktionen auslösende<br />
Allergene, vorwiegend Nahrungsmittel,<br />
insbesondere bei <strong>Kinder</strong>n mit atopischem<br />
Ekzem angewandt. Da die Studienlage uneinheitlich<br />
ist, bleibt die diagnostische<br />
Wertigkeit abzuwarten [51, 54-56].<br />
3.6.2. Histamin-Release-Test<br />
Der Histamin-Release-Test (HR-Test)<br />
misst die Histaminfreisetzung aus basophilen<br />
Granulozyten. Die Ergebnisse des<br />
HR-Tests waren vergleichbar mit den Ergebnissen<br />
von Prick-Tests und spezifischen<br />
IgE-Tests [57, 58]. Der HR-Test ist<br />
in der täglichen klinischen Praxis komplizierter<br />
durchzuführen, kann in bestimmten<br />
Fällen aber ein hilfreiches Instrument<br />
sein, z.B. bei Tests auf seltene<br />
Allergien wie Medikamentenallergien etc.<br />
3.6.3. Zellulärer Allergen-Stimulationstest<br />
Der zelluläre Allergen-Stimulationstest<br />
(CAST) misst die Leukotrienfreisetzung<br />
aus Leukozyten. Auch er ist in der klinischen<br />
Praxisroutine schwierig durchzuführen,<br />
kann aber z.B. bei Medikamentenallergien<br />
ein wichtiges Hilfsmittel zur<br />
Diagnostik darstellen [59-61].<br />
3.7. Untersuchung der <strong>Umwelt</strong> des<br />
Patienten<br />
Die Feststellung des Allergengehalts in<br />
Hausstaubproben bzw. Raumluft (z.B.<br />
Hausstaubmilben, Tierallergene, Schimmelpilze)<br />
kann von Nutzen sein, um eine<br />
klinisch bedeutsame Exposition hinsichtlich<br />
der untersuchten Allergene nachzuweisen<br />
und Maßnahmen zur Vermeidung<br />
zu empfehlen [62]. Zumindest in Nordeuropa<br />
sind Katzen- und Hundeallergene<br />
in vielen öffentlichen Bereichen in Konzentrationen<br />
vorhanden, die für die Auslösung<br />
einer Hyperreaktivität bei sensibilisierten<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ausreichen<br />
[63].<br />
3.8. Zusammenfassende Wertung<br />
Auch wenn ein positiver Prick-Test bzw.<br />
positiver Test auf spezifisches IgE im Serum<br />
anzeigt, <strong>das</strong>s eine Person sensibili-
Sensibilisierungstest (Prick-Test, spezifisches IgE)<br />
in Abhängigkeit von Erkrankung/Symptom<br />
und Patientenalter<br />
Erkrankung/ Patientenalter<br />
Symptom ≤ 4 Jahre > 4 Jahre<br />
Atopisches Ekzem Nahrungsallergene bei asso- Nahrungsallergene bei starkem B1 ziierter Nahrungsmittelallergie: persistierendem AE oder asso-<br />
Kuhmilch, Hühnerei, (evtl. Soja, ziierter Nahrungsmittelallergie:<br />
Getreide, Haselnuss, Fisch, Kuhmilch, Hühnerei, (evtl. Soja,<br />
Erdnuss) Getreide, Haselnuss, Fisch,<br />
Erdnuss)<br />
Inhalationsallergene bei asso- Inhalationsallergene bei assoziierten<br />
respiratorischen Sym- ziierten respiratorischen Symptomen:<br />
Milbe, Katze, Pollen2 ptomen: Milbe, Katze, Pollen<br />
(andere Tiere nach Exposition) (andere Tiere nach Exposition)<br />
Persistierend oder Generell zur Ursachenfindung: Milbe, Katze, Pollen 2 (andere B 1<br />
intermittierend: Tiere nach Exposition, weitere Allergene je nach Anamnese)<br />
Laufende/verstopfte<br />
Nase oder Pfeifen/<br />
Keuchen mit Husten<br />
1 Grad der Empfehlung entsprechend der Lit. 22-25<br />
2 im frühen Kleinkindalter meist nicht relevant<br />
Teenager mit atopischem Ekzem (Hals und Gesicht) sollten zusätzlich auf Pityrosporum ovale<br />
getestet werden [102].<br />
Tab. 3<br />
siert ist, beweisen diese Ergebnisse nicht,<br />
<strong>das</strong>s der Kontakt mit dem betreffenden<br />
Allergen signifikante klinisch-allergische<br />
Symptome hervorruft. Streng genommen<br />
kann <strong>das</strong> Ursachen-Wirkungsverhältnis<br />
zwischen Allergenexposition und klinischen<br />
Symptomen nur durch kontrollierte<br />
Allergenprovokation bestätigt werden.<br />
Jedoch ist es in der täglichen Praxis<br />
üblich, bei Allergietests den positiven<br />
Prick-Test [29-33] bzw. <strong>das</strong> Vorkommen<br />
von spezifischem IgE [38-41] gegen relevante<br />
<strong>Umwelt</strong>allergene im Serum und<br />
eine unterstützende klinische Anamnese<br />
als Nachweis für eine allergie-bedingte<br />
Erkrankung zu verwenden.<br />
Je höher die Werte spezifischer IgE-<br />
Antikörper liegen, desto stärker besteht<br />
eine Assoziation zu klinischen Erkrankungen<br />
[38-41]. Sowohl beim Prick-<br />
Test als auch bei den In-vitro-Tests hängt<br />
es von der Qualität des verwendeten Extrakts<br />
und der technischen Nachweisgrenze<br />
des Tests ab, ob eine Sensibilisierung<br />
festgestellt werden kann.<br />
4. Bedeutung der<br />
Allergiediagnostik<br />
Allergiediagnostik stellt hinsichtlich<br />
der folgenden Punkte eine äußerst wichtige<br />
Voraussetzung für die spezifische Allergiebehandlung<br />
dar:<br />
1. Frühzeitige Identifizierung von Kleinkindern<br />
mit erhöhtem Risiko für eine<br />
spätere Entwicklung allergischer Erkrankungen<br />
2. Spezifische Allergiebehandlung<br />
� Spezifische Maßnahmen zur Allergenkarenz<br />
� Entsprechende Pharmakotherapie<br />
� Spezifische Immuntherapie<br />
4.1. Frühzeitige Identifizierung von<br />
Kleinkindern mit erhöhtem Risiko<br />
einer späteren Entwicklung allergischer<br />
Erkrankungen<br />
<strong>Kinder</strong> mit frühzeitiger Entwicklung einer<br />
IgE-Sensibilisierung gegen Kuhmilchoder<br />
Hühnereiweiß oder einer frühen<br />
Sensibilisierung gegen Inhalationsaller-<br />
TOPIC<br />
gene [13-16] tragen ein höheres Risiko<br />
für die spätere Entwicklung allergischer<br />
Erkrankungen. Eine frühzeitige Identifizierung<br />
von <strong>Kinder</strong>n mit Nahrungsmittelallergie<br />
und atopischem Ekzem kann<br />
Chancen bieten, die Entwicklung von<br />
Asthma zu vermeiden. Einige wenige Studien<br />
sind zu dem Schluss gelangt, <strong>das</strong>s<br />
eine medikamentöse Intervention mit H 1 -<br />
Antihistaminika <strong>das</strong> Auftreten von Giemen<br />
bei Kleinkindern, die zunächst nur<br />
an atopischem Ekzem leiden, reduzieren<br />
kann [64, 65]. Die Ergebnisse dieser<br />
Studien bedürfen jedoch der weiteren<br />
Bestätigung.<br />
4.2. Spezifische Allergiebehandlung<br />
4.2.1. Allergenkarenz<br />
Die Vermeidung der Allergenexposition<br />
ist eine nahe liegende Methode der<br />
Behandlung allergischer Erkrankungen<br />
wie z.B. des allergischen Asthmas, wenn<br />
<strong>das</strong> auslösende Allergen identifiziert und<br />
eine effektive Vermeidung praktisch<br />
durchführbar ist. Die Stichhaltigkeit dieses<br />
Konzepts zeigt sich daran, <strong>das</strong>s die<br />
Allergenkarenz im Gebirge die Lungenfunktion<br />
verbessert und die Marker einer<br />
allergischen Entzündung bei allergischem<br />
Asthma normalisiert [66-70].<br />
Kontrollierte randomisierte Studien haben<br />
gezeigt, <strong>das</strong>s Maßnahmen zur Allergenvermeidung<br />
(insbesondere im Fall<br />
der Hausstaubmilbe und der Tierallergene)<br />
sowohl zu einer Verringerung der Allergenmenge<br />
als auch zu einer verbesserten<br />
Kontrolle der Erkrankung, z.B.<br />
durch eine reduzierte Notwendigkeit der<br />
Pharmakotherapie, beitragen [62, 69-<br />
88]. Eine völlige Meidung der von Haustieren<br />
ausgehenden Allergene ist nicht<br />
möglich, da sich diese Allergene überall<br />
befinden und in vielen Bereichen außerhalb<br />
der häuslichen Umgebung anzutreffen<br />
sind. Gelegentlich ist die Entfernung<br />
solcher Tiere aus der häuslichen Umgebung<br />
besonders wichtig. Diese Empfehlung<br />
erfordert zumindest eine mit Haut-<br />
Prick-Test oder spezifischem IgE nachgewiesene<br />
Sensibilisierung [26].<br />
4.2.2. Pharmakotherapie<br />
Eine spezifische Allergiediagnostik ist<br />
für die meisten allergischen Krankheits-<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 11
ilder unabdingbare Voraussetzung zur<br />
Erstellung eines allergologischen Therapieplans<br />
(Beginn und Dauer der Behandlung,<br />
Art und Applikation des Pharmakons,<br />
Beachtung von Nebenwirkung<br />
und Compliance) [26].<br />
4.2.3. Spezifische Immuntherapie<br />
(SIT)<br />
In vielen Studien wurde die therapeutische<br />
Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie<br />
bei Patienten mit allergischer<br />
Rhinokonjunktivitis nachgewiesen.<br />
Metaanalysen zeigen, <strong>das</strong>s sich durch die<br />
Anwendung einer SIT eine Verringerung<br />
von Asthmasymptomen im Vergleich zu<br />
einer Plazebo-Gruppe erzielen lässt [90].<br />
Eine klinische Verbesserung tritt oft<br />
schon im ersten Behandlungsjahr ein<br />
und es kommt zu einer deutlich reduzierten<br />
Reaktivität der Haut und des<br />
Schockorgans. Früh nachweisbare immunologische<br />
Phänomene sind z.B. ein<br />
IL-10-Anstieg mit T-Zell-Anergie und eine<br />
verringerte Ausschüttung von Histamin<br />
durch die Basophilen. Der wichtigste immunologische<br />
Langzeiteffekt besteht in<br />
einem Switch des allergen-induzierten<br />
Zytokin-Profils von einer Th2- zu einer<br />
Th1-Dominanz [91].<br />
Die SIT stellt eine wirkungsvolle frühzeitige<br />
Interventionsstrategie dar. Die<br />
Wirksamkeit von SIT mit subkutanen Injektionen<br />
bei allergischem Asthma wurde<br />
in kontrollierten randomisierten Studien<br />
mit Extrakten aus Hausstaubmilben,<br />
Pollen und Tierallergenen (Katze) bewiesen.<br />
Es wurde eine signifikante Reduzierung<br />
von Asthmasymptomen und -medikation<br />
sowie eine Reduzierung sowohl<br />
der unspezifischen als auch der allergenspezifischen<br />
Hyperreagibilität der Atemwege<br />
gezeigt [90, 92]. Bei einer kürzlich<br />
durchgeführten Studie fand man heraus,<br />
<strong>das</strong>s durch eine dreijährige Therapie mit<br />
Pollen-Allergenen bei <strong>Kinder</strong>n mit rein<br />
saisonal auftretender allergischer Rhinitis<br />
die Anzahl der <strong>Kinder</strong>, die später Asthma<br />
entwickeln, gegenüber einer unbehandelten<br />
Kontrollgruppe [93] signifikant<br />
reduziert werden kann und <strong>das</strong>s<br />
durch die SIT <strong>das</strong> Einsetzen neuer Sensibilisierungen<br />
möglicherweise verhindert<br />
wird [94].<br />
12 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
TOPIC<br />
Die Ergebnisse der plazebo-kontrollierten<br />
Doppeltblindstudien zur Wirksamkeit<br />
der sublingualen Immuntherapie<br />
(SLIT) sind weiterhin uneinheitlich. In<br />
einer Übersichtsarbeit waren von 23 Studien<br />
bei <strong>Kinder</strong>n und Erwachsenen, die<br />
zwischen 1990 und 2002 publiziert wurden,<br />
sechs statistisch und klinisch positiv,<br />
acht fraglich positiv und neun negativ<br />
[95]. Hier sind weitere vergleichende<br />
Studien erforderlich.<br />
5. Praxis der Allergiediagnostik<br />
Der Umfang der Allergiediagnostik<br />
hängt vom Alter des Kindes, der Familienanamnese<br />
und der Art der Symptome<br />
einschließlich möglicher jahreszeitlich<br />
bedingter oder tageszyklischer Variationen<br />
ab. Unter Berücksichtigung der<br />
Evidenz lässt sich je nach Art der Manifestation<br />
und je nach Schweregrad eine<br />
generelle Empfehlung zur Allergiediagnostik<br />
angeben (Tab. 2). In Tab. 3<br />
werden für die vorgeschlagenen Allergietests<br />
die relevanten Allergene je nach<br />
Altersgruppe beschrieben. Werden <strong>Kinder</strong><br />
zur spezifischen Allergiediagnostik<br />
altersentsprechend getestet, können zur<br />
Beurteilung der Sensibilisierung, die<br />
eine atopische Konstitution widerspiegelt,<br />
zusätzliche Tests in Frage kommen.<br />
Es erscheint sinnvoll, für <strong>das</strong> diagnosti-<br />
Kreuzallergien<br />
Allergene Häufige Kreuzallergien zu Evidenzgrad 1<br />
Birke Apfel, Haselnuss, Karotte, Kartoffel, Sellerie, Kirsche,<br />
Pfirsich und andere Nahrungsmittel II<br />
Beifuß Sellerie, Karotte, Fenchel, Petersilie, Koriander, Senf II<br />
Gräser Kartoffel, Tomate, Getreidemehle, Erdnuss II<br />
Kuhmilch Ziegenmilch, Schafmilch, Rindfleisch II<br />
Erdnuss Baumnüsse, Sojabohne, grüne Bohne, Linsen II<br />
Linsen Erdnuss, Sojabohne II<br />
Latex Bananen, Avocado, Papaya, Kiwi, Kastanie, Ficus benjamina II<br />
Kreuzreaktivität im Hautpricktest oder in der Serologie ist nicht notwendigerweise mit klinischen<br />
Symptomen assoziiert. Diese sollten gegebenenfalls durch eine Provokation überprüft<br />
werden.<br />
1 Entsprechend der Literatur 22-24<br />
Tab. 4<br />
sche Vorgehen im Weiteren eine arbiträre<br />
Aufteilung der Altersgruppen vorzunehmen.<br />
5.1. <strong>Kinder</strong> ≤ 4 Jahre<br />
� In der frühen Kindheit tritt eine Nahrungsmittelallergie<br />
häufiger auf als<br />
eine Inhalationsallergie. <strong>Kinder</strong> mit<br />
Nahrungsmittelallergie weisen neben<br />
gastrointestinalen Symptomen als<br />
Begleiterscheinung fast immer Symptome<br />
an zwei oder mehr Organsystemen<br />
auf (Tab. 2). Die Kuhmilchallergie<br />
ist die häufigste bei kleinen <strong>Kinder</strong>n<br />
auftretende Nahrungsmittelallergie,<br />
gefolgt von Allergien gegen Hühnerei,<br />
Getreideprodukte, Soja und<br />
Nüsse (Tab. 3).<br />
� Bei atopischem Ekzem mit persistierender<br />
oder rezidivierender Symptomatik<br />
ist in 30 Prozent, bei schwerem<br />
Ekzem bis 50 Prozent, mit einer Allergie<br />
auf Nahrungsmittel zu rechnen<br />
[96], wobei meist nur ein oder wenige<br />
Nahrungsmittel verursachend<br />
sind.<br />
� Neben Nahrungsmittelallergenen können<br />
auch Inhalationsallergene eine<br />
Rolle für die Ekzemausprägung spielen.<br />
Es ist allerdings zu berücksichtigen,<br />
<strong>das</strong>s bei atopischem Ekzem auf<br />
Grund der Hochregulation der IgE-<br />
Synthese häufig Polysensibilisierun-
gen ohne klinische Relevanz vorkommen.<br />
� Bei <strong>Kinder</strong>n mit lang andauerndem<br />
Husten/Giemen/Dyspnoe, insbesondere<br />
beim Spiel bzw. bei körperlicher Aktivität<br />
und während der Nacht, sowie<br />
bei <strong>Kinder</strong>n mit reduzierter körperlicher<br />
Belastbarkeit oder mehrmaligem<br />
Pneumonieverdacht (Tab. 2) sollten<br />
Allergietests auf relevante Inhalationsallergene,<br />
insbesondere Milben und<br />
Katzen, durchgeführt werden (Tab. 3).<br />
� Insektengiftallergie: siehe <strong>Kinder</strong> > 4<br />
Jahre<br />
� Eine allergische Rhinokonjunktivitis ist<br />
in den ersten Lebensjahren generell<br />
selten.<br />
5.2. <strong>Kinder</strong> > 4 Jahren<br />
� Mit zunehmendem Alter entwickeln<br />
<strong>Kinder</strong> Allergien gegen Inhalationsallergene,<br />
vor allem gegen Innenraumallergene<br />
(Hausstaubmilben, Haustiere)<br />
und später dann gegen Außenluftallergene<br />
wie Pollen und Schimmelpilze.<br />
Ein hoher Anteil an Asthmatikern<br />
(>70 Prozent) leidet an einer<br />
Rhinokonjunktivitis [26] und 40 Prozent<br />
mit Rhinokonjunktivitis leiden an<br />
Asthma, was häufig unerkannt bleibt.<br />
Viele Asthmatiker leiden an perennialer<br />
Rhinokonjunktivitis und viele <strong>Kinder</strong><br />
mit saisonaler Rhinitis und Konjunktivitis,<br />
d.h. etwa 30 bis 50 Prozent,<br />
entwickeln in der späten Kindheit auch<br />
Asthma [27]. Bei der typischen Rhinitis<br />
und Konjunktivitis (Heuschnupfen)<br />
im Frühjahr und Sommer kann zunächst<br />
eine symptomatische Behandlung<br />
ohne Allergietestung eingeleitet<br />
werden. Bei damit einhergehendem<br />
Pollenasthma und im Falle therapieresistenter<br />
Symptome (ungenügende<br />
Reaktion auf die Behandlung gemäß<br />
den ARIA-Richtlinien [26]) sollte eine<br />
Allergiediagnostik durchgeführt werden,<br />
um die Ursache der Erkrankung<br />
nachzuweisen bzw. auszuschließen und<br />
eine spezifische Therapie, z.B. Maßnahmen<br />
zur Allergenkarenz oder eine<br />
spezifische Immuntherapie, zu ermöglichen.<br />
� Asthma. Bei Verdacht auf Asthma bronchiale<br />
sollte unter anderem generell ei-<br />
ne Allergiediagnostik durchgeführt<br />
werden (Tab. 2). Durch frühe Intervention<br />
(Eliminierung relevanter Allergene<br />
und Behandlung) kann eine verbesserte<br />
Kontrolle der Erkrankung erreicht<br />
und deren Fortschreiten möglicherweise<br />
verhindert werden [74].<br />
� Atopisches Ekzem. Grundsätzlich sind<br />
die Empfehlungen für beide Altersgruppen<br />
ähnlich. Allerdings nehmen<br />
Nahrungsmittelallergien als Triggerfaktor<br />
für atopisches Ekzem mit zunehmendem<br />
Alter ab, während Inhalationsallergene<br />
(z.B. Hausstaubmilben)<br />
an Bedeutung zunehmen [97]<br />
(Tab. 3).<br />
� Urtikaria: Die akute Urtikaria wird selten<br />
durch eine Allergie verursacht, es<br />
sei denn, es besteht eine enge Verbindung<br />
mit der Aufnahme bestimmter<br />
Nahrungsmittel oder dem Kontakt mit<br />
spezifischen Allergenen. Bei der rezidivierenden<br />
akuten oder chronischen<br />
Urtikaria sollten die wichtigsten Nahrungsmittel-<br />
und Inhalationsallergene<br />
getestet werden.<br />
� Reaktionen auf Insektenstiche. Bei <strong>Kinder</strong>n<br />
sollten nur dann Tests auf Allergien<br />
gegen Insektengifte (Biene oder<br />
Wespe) vorgenommen werden, wenn<br />
systemische Reaktionen (z.B. Urtikaria,<br />
Atemwegs- und/oder kardiovaskuläre<br />
Symptome) auftreten (Tab. 2)<br />
[98, 99].<br />
� Medikamentenallergie. Allergiediagnostik<br />
sollte bei Symptomen wie<br />
Juckreiz, Urtikaria, angioneurotischem<br />
Ödem, Asthma oder anaphylaktischem<br />
Schock durchgeführt werden. Hautund<br />
In-vitro-Teste sind außer bei<br />
Penicillinallergien nicht zuverlässig,<br />
deshalb sind Provokationsuntersuchungen<br />
meist nicht zu umgehen. Makulopapulöse<br />
Exantheme stellen keine<br />
Indikation für eine Allergiediagnostik<br />
dar [100].<br />
� Latexallergie. Allergiediagnostik ist primär<br />
bei <strong>Kinder</strong>n indiziert, die zu den<br />
Risikogruppen für eine Latexallergie<br />
gehören (z.B. Spina bifida, Urogenitalfehlbildung,<br />
häufige Operationen).<br />
Die Symptome einer Latexallergie entsprechen<br />
denen anderer IgE-vermittelter<br />
Allergien. Bei einer Latexallergie<br />
TOPIC<br />
können Kreuzreaktionen auf Bananen,<br />
Avocados, Kiwis, Kastanien, Papayas<br />
und Feigen bestehen. Es kommen<br />
Kreuzreaktionen auf Kartoffeln und Tomaten<br />
sowie Kreuzreaktionen auf den<br />
Ficus benjamina vor [101].<br />
Kreuzallergien treten dann auf, wenn<br />
zwei oder mehr Allergene gemeinsame<br />
Epitope bzw. in manchen Fällen auch sehr<br />
ähnliche Epitope haben und sich daher<br />
an dieselben IgE-Antikörper binden. Dadurch<br />
kann es vorkommen, <strong>das</strong>s Patienten<br />
mit einer Sensibilisierung gegen ein<br />
Allergen auch auf ein anderes reagieren,<br />
ohne vorherigen Kontakt und Sensibilisierung.<br />
Die am häufigsten auftretenden<br />
Kreuzreaktionen zwischen Pollen und<br />
Nahrungsmitteln werden in Tab. 4 aufgeführt<br />
[44]. Zu den durch Kreuzreaktionen<br />
in Verbindung mit Pollen verursachten<br />
Symptomen gehören Juckreiz und<br />
Schwellungen in Mund und Rachenraum<br />
(orales Allergie-Syndrom). Die Kenntnis<br />
der Kreuzreaktionen spielt eine wichtige<br />
Rolle bei der Beurteilung der Notwendigkeit<br />
und des Umfangs von Allergiediagnostik.<br />
6. Schlussfolgerungen<br />
Allergiediagnostik ist eine äußerst<br />
wichtige Voraussetzung sowohl für die<br />
frühzeitige Identifizierung von Kleinkindern<br />
mit erhöhtem Risiko einer späteren<br />
Entwicklung allergischer Erkrankungen<br />
als auch für die spezifische antiallergische<br />
Behandlung, einschließlich spezifischer<br />
Maßnahmen der Allergenkarenz,<br />
Pharmakotherapie und SIT.<br />
Im Allgemeinen sollte – sowohl an den<br />
Universitäten als auch postuniversitär –<br />
eine verbesserte allergologische Ausbildung<br />
der Hausärzte und ihrer Mitarbeiter,<br />
Fachärzte und Krankenschwestern gewährleistet<br />
sein. Zudem wird eine Sicherstellung<br />
und Stärkung der Zusammenarbeit<br />
zwischen den Fachärzten,<br />
Krankenhäusern, Allgemeinmedizinern<br />
und den örtlichen häuslichen Pflegediensten<br />
zum Wohle des einzelnen Patienten<br />
empfohlen. Dies wird dazu beitragen, eine<br />
gemeinsame Behandlung zu gewährleisten,<br />
die sowohl die Erstbehandlung als<br />
auch die fachärztliche Weiterbehandlung<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 13
umfasst und es ermöglicht, <strong>das</strong>s jedes<br />
Kind und jeder Jugendliche zum richtigen<br />
Zeitpunkt der richtigen diagnostischen<br />
Maßnahme unterzogen wird, um so die<br />
bestmögliche evidenz-basierte Behandlung<br />
seiner allergischen Erkrankung sicherzustellen.<br />
14 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
Korrespondenz-Adresse:<br />
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie<br />
und <strong>Umwelt</strong>medizin e.V.<br />
Rathausstr. 10, 52072 Aachen<br />
Tel.: 0241-9800-486<br />
Fax: 0241-9800-259<br />
E-Mail: info@gpaev.de<br />
Wir danken der Firma Pharmacia für die<br />
finanzielle Unterstützung der Arbeitssitzung in<br />
Velen (Westfalen) am 11. und 12. April 2003.<br />
Literatur<br />
Die Literaturangaben finden Sie auf der Homepage der<br />
GPA, www.gpaev.de/...<br />
Aktuelle Fragen an den Allergologen<br />
Keine systemischen<br />
Nebenwirkungen bei Mometason?<br />
Dr. A. G. aus B. fragt:<br />
Seit einigen Wochen ist Mometason, ein<br />
neues lokales Glukokortikoid, <strong>das</strong> gerade<br />
bei <strong>Kinder</strong>n wirksamer sein soll als die<br />
herkömmlichen Präparate, unter dem Namen<br />
„Asmanex“ auf dem Markt. Es wird<br />
berichtet, <strong>das</strong>s bei Mometason nicht mit<br />
systemischen Nebenwirkungen zu rechnen<br />
ist. Sollte ich jetzt alle meine Patienten auf<br />
<strong>das</strong> neue Präparat umsetzen?<br />
Prof. Dr. Dietrich Berdel, Marien-<br />
Hospital Wesel:<br />
Die Wirkungs-Nebenwirkungs-Relation<br />
inhalativer Glukokortikosteroide<br />
(GKS)<br />
wird maßgeblich<br />
durch ihre Rezeptorbindungseigenschaften<br />
und eine möglichst<br />
niedrige systemische Bioverfügbarkeit bestimmt.<br />
In vitro und im Tiermodell konnte eine<br />
Rangfolge der Bindungsaffinität zum<br />
Glukokortikoidrezeptor der verschiedenen<br />
GKS aufgestellt werden. Demnach haben<br />
Mometasonfuroat und Fluticasonproprionat<br />
die stärkste Bindungsaffinität und<br />
wirken daher schon in niedrigerer Dosierung<br />
als Budesonid und Beclometasondiproprionat.<br />
Auch in der Hemmung der Synthese<br />
und Ausschüttung verschiedener Entzündungsmediatoren<br />
im Tiermodell unterscheiden<br />
sich die auf dem Markt befindlichen<br />
inhalativen GKS. Hier wird ebenfalls<br />
deutlich, <strong>das</strong>s Mometasonfuroat und Fluticasonproprionat<br />
eine stärkere Hemmung<br />
der Zytokinfreisetzung zur Folge haben<br />
als Budesonid und Beclometasonproprionat.<br />
Entscheidend für die Nebenwirkungsrate<br />
ist der Grad der systemischen Bioverfügbarkeit<br />
des inhalativen GKS. Immerhin<br />
werden in Abhängigkeit von der<br />
Darreichungsform (Dosieraerosol, Pulverinhalation<br />
etc.) zwischen 60 Prozent<br />
und 90 Prozent der inhalierten Dosis verschluckt<br />
und können über Resorption aus<br />
dem Magen-Darm-Trakt in den großen<br />
Kreislauf gelangen. Aufgrund eines First-<br />
Pass-Effektes der inhalativen GKS wird die<br />
Menge des zur Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt<br />
in den großen Kreislauf<br />
gelangenden Steroids drastisch reduziert.<br />
Darüber hinaus weisen die verschiedenen<br />
topischen GKS auch eine unterschiedliche<br />
Resorptionsquote über die Atemwegsschleimhaut<br />
auf. Wie pharmakokinetische<br />
Untersuchungen ergeben haben, schneiden<br />
auch hier Mometasonfuroat und Fluticasonproprionat<br />
am besten ab. Die orale<br />
Bioverfügbarkeit für Mometasonfuroat<br />
wird mit unter 0,1 Prozent und für Fluticasonproprionat<br />
mit unter 1,0 Prozent<br />
angegeben. Die systemische Bioverfüg-<br />
barkeit, die sich aus oraler und inhalativer<br />
Fraktion zusammensetzt, liegt für Mometasonfuroat<br />
bei unter 1 Prozent und<br />
für Fluticasonproprionat bei ca. 16 Prozent.<br />
In Äquipotenzuntersuchungen konnte<br />
gezeigt werden, <strong>das</strong>s zwischen Mometasonfuroat<br />
und Fluticasonproprionat auf<br />
der einen und Beclomethasonproprionat<br />
und Budesonid auf der anderen Seite ein<br />
Verhältnis von 1:2 besteht. Dieses Verhältnis<br />
gilt natürlich nur bei vergleichbarer<br />
Deposition des Aerosols im Bronchialbaum.<br />
Diese hängt in hohem Maße<br />
von der Darreichungsform Pulver, Dosieraerosol<br />
oder Inhalationslösung ab.<br />
Insgesamt ist die Studienlage für Mometason<br />
im Kindesalter noch nicht ausreichend,<br />
um ein endgültiges Urteil abzugeben.<br />
Es ist derzeit auch erst ab dem 12.<br />
Lebensjahr zugelassen. Nach Auswertung<br />
weiterer Studien im frühen Schulalter soll<br />
die Zulassungsgrenze auf sechs Jahre herabgesenkt<br />
werden; damit ist voraussichtlich<br />
Ende 2004 zu rechnen.<br />
Untersuchungen, <strong>das</strong>s Mometason im<br />
Vergleich zu anderen inhalativen GKS-<br />
Präparaten gerade bei <strong>Kinder</strong>n eine bessere<br />
Wirkung zeigt als im Erwachsenenalter,<br />
gibt es nicht. Es gibt auch noch keine<br />
Langzeituntersuchungen mit Mometason<br />
bei <strong>Kinder</strong>n, so <strong>das</strong>s ein endgültiges<br />
Urteil zu Positionierung im klinischen Alltag<br />
derzeit noch nicht abzugeben ist. Aufgrund<br />
seiner pharmakokinetischen und
pharmakodynamischen Eigenschaften ist jedoch davon auszugehen,<br />
<strong>das</strong>s Mometason eine Alternative zu den herkömmlichen<br />
inhalativen GKS darstellt, evtl. sogar unsere Therapiemöglichkeiten<br />
des Asthma bronchiale im Kindesalter verbessert.<br />
Literatur<br />
1. Umland S.P et al (1997): The inhibitory Effects of topically active glucocorticoids<br />
on IL-4, IL-5, and interferon-g production by cultured primary CD+T cells. J Allergy<br />
Clin Immunol 100: 511-519<br />
2. Smith C. L. et al (1998): In vitro Glucocorticoid Rezeptor Binding and Transcriptional<br />
Activation by Topically Active Glucocorticoids. Arzneimittel-Forschung Drug<br />
Res 48 (II): 956-960<br />
3. O’Connor B. et al (2001): Dose ranging studyof mometasone furoate dry powder<br />
inhaler in the treatment of moderate persistent asthma using fluticasone proprionate<br />
as an active comparator. Ann Allergy Asthma Immunol 86: 397-404<br />
4. Bousquet J et al (2000): Comparison of the efficacy and safety of mometasone<br />
furoate dry powder inhaler to budesonide Turbohaler“. Eur Respir J 16: 808-16<br />
Hat der Optichamber Vorteile?<br />
Dr. P. M. aus H. fragt:<br />
Seit kurzen gibt es einen neuen Spacer, den so genannten<br />
Optichamber. Hat dieser Spacer Vorteile gegenüber dem Aerochamber<br />
oder der Rondo-Kugel beim Einsatz von Dosieraerosolen<br />
im Vorschulalter?<br />
Dr. Wolfgang Kamin, Univ.-<strong>Kinder</strong>klinik Mainz:<br />
Vorsatzkammern sind generell bei der<br />
Inhalation mit einem Dosieraerosol zu<br />
empfehlen. Sie verbessern die Deposition<br />
der antiobstruktiven und antientzündlichen<br />
Medikamente im Bereich des Bronchialbaumes,<br />
wobei die Mundinhalation –<br />
sofern möglich – immer der Maskeninhalation<br />
vorzuziehen ist. Erstgenannte<br />
hat eine zehnfach höhere Effektivität.<br />
Der Optichamber stellt eine weitere universelle Inhalationshilfe<br />
im Bereich der Asthmatherapie dar. Er ist laut Angaben<br />
des Herstellers mit allen Sprays anwendbar. Als zusätzliche<br />
Besonderheit ist ein Warngeräusch bei zu hohem Inhalationsfluss<br />
eingebaut. Dieses ist eine recht sinnvolle Ergänzung,<br />
da bei Dosiersprays – anders als bei Pulverinhalatoren<br />
– ein eher gleichmäßiges, stetiges Einatmungsprofil die<br />
beste bronchiale Deposition erreicht. Verglichen zu den auf<br />
dem Markt bisher erhältlichen Systemen ist diese Idee jedoch<br />
keine Neuerung. Der Optichamber wird je nach Bedarf auch<br />
mit einer <strong>Kinder</strong>maske ausgeliefert. Gut durchdacht ist dabei<br />
die Möglichkeit, zwischen drei verschiedenen Größen die<br />
passende auszusuchen.<br />
Zusammenfassend ist der Optichamber ein weiteres System<br />
auf dem Markt, <strong>das</strong> zwar die Auswahl erhöht, erkennbar jedoch<br />
keine Vorteile bietet.
Workshop der GPA bei der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie in Wien<br />
Hyposensibilisierung<br />
und Asthma bronchiale<br />
Frank Friedrichs, Aachen<br />
Im Rahmen der 25. Jahrestagung der<br />
Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie,<br />
die vom 24. bis 26. April 2003 in Wien<br />
stattfand, widmete sich ein Workshop der<br />
GPA dem Thema Hyposensibilisierung und<br />
Asthma bronchiale. Ziel des Seminars war<br />
eine aktuelle Standortbestimmung dieser<br />
Therapie, die in vielen Empfehlungen zur<br />
Behandlung des Asthma bronchiale nach<br />
wie vor nur am Rande<br />
erwähnt wird. Die WHO<br />
dagegen spricht inzwischen<br />
von einer Allergieimpfung<br />
und nennt neben<br />
der Insektengiftallergie<br />
und der allergischen<br />
Rhinokonjunktivitis auch<br />
<strong>das</strong> allergische Asthma<br />
bronchiale als Indikation<br />
zur Hyposensibilisierung.<br />
Die mit Unterstützung der<br />
Firma Dr. Beckmann,<br />
Seefeld, durchgeführte<br />
Veranstaltung wurde von<br />
Dr. Ernst Rietschel,<br />
Köln, moderiert.<br />
Abb. 1<br />
Wirkt Hyposensibilisierung<br />
präventiv bei Asthma<br />
und Allergie?<br />
Allergische Atemwegserkrankungen<br />
manifestieren sich in der Mehrzahl der<br />
Fälle bereits im ersten Lebensjahrzehnt,<br />
stellte Prof. Dr. Bodo Niggemann, Berlin,<br />
in seinem einleitenden Vortrag fest.<br />
Obgleich der natürliche Krankheitsverlauf<br />
variantenreich ist und sich zwischen den<br />
betroffenen Patienten eine große Variabilität<br />
erkennen lässt, neigt die Mehrzahl der<br />
Patienten zu einer Chronifizierung der<br />
16 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
Symptome und zu einer Ausbreitung der<br />
allergischen Symptomatik über mehrere<br />
Organe. Dieser „allergische Marsch“ stellt<br />
für pädiatrische Allergologen eine Herausforderung<br />
dar. Unter den möglichen<br />
Ansätzen für eine Sekundärprävention haben<br />
Maßnahmen zur Allergenkarenz, eine<br />
frühzeitige Pharmakotherapie mit antiallergischen<br />
und antiinflammatorisch<br />
Unspezifische bronchiale Hyperreagibilität<br />
im Winter<br />
wirksamen Medikamenten sowie eine<br />
frühe spezifische Immuntherapie besonderes<br />
Interesse gefunden.<br />
Bei der saisonalen (und ganzjährigen)<br />
allergischen Rhinokonjunktivitis ist eine<br />
gezielte Allergenvermeidung, vor allem<br />
bei Außenluftallergenen, kaum oder nur<br />
vorübergehend zu realisieren. Pharmakotherapeutische<br />
Interventionen haben<br />
bisher nur ansatzweise dokumentieren<br />
können, <strong>das</strong>s der natürliche Krankheitsverlauf<br />
über eine rein symptomatische<br />
Verbesserung der Beschwerden günstig<br />
beeinflusst werden kann.<br />
Im Rahmen der PAT-Studie (Preventive<br />
Allergy Treatment) wurde eine Kohorte<br />
von 191 <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen mit einer<br />
saisonalen allergischen Rhinokonjunktivitis<br />
longitudinal verfolgt. Während<br />
bei der Interventionsgruppe eine spezifische<br />
subkutane Immuntherapie mit Birken-<br />
und/oder Grasspollenextrakt über<br />
drei Jahre appliziert wurde, erhielt die<br />
Beobachtungskontroll-<br />
gruppe lediglich eine<br />
beschwerdeorientierte<br />
symptomatische Therapie.<br />
Im Langzeitverlauf<br />
wurden bei den betroffenen<br />
Patienten gezielt<br />
Krankheitssymptome,<br />
Lungenfunktionsparameter,<br />
Hauttests, konjunktivaleProvokationen<br />
sowie unspezifische<br />
bronchiale Provokationendokumentiert.<br />
Die Studie zeigte,<br />
<strong>das</strong>s bei etwa 20 Prozent<br />
der <strong>Kinder</strong> bereits<br />
in der Frühphase einer allergischen Rhinokonjunktivitis<br />
eine unspezifische bronchiale<br />
Hyperreagibilität erkennbar war.<br />
Unter der Hyposensibilisierungsbehandlung<br />
erhöhte sich die Reizschwelle für<br />
Metacholin, d.h. die unspezifische bronchiale<br />
Hyperreagibilität wurde auch<br />
außerhalb der Saison geringer (Abb. 1).<br />
Im Laufe der dreijährigen Follow-up-Periode<br />
entwickelten 44 Prozent der Kontroll-Patienten<br />
Asthma-Symptome zusätzlich<br />
zum Beschwerdebild der saisonalen<br />
allergischen Rhinokonjunktivitis. Dieser<br />
Prozentsatz konnte in der Gruppe der
früh hyposensibilisierten Patienten signifikant<br />
auf 24 Prozent (p < 0,05) reduziert<br />
werden (Abb. 2). Darüber hinaus war die<br />
Zahl der neuen Sensibilisierungen in der<br />
Therapiegruppe signifikant verringert<br />
(p < 0,05) (Abb. 3). Letztere Ergebnisse<br />
wurden in zwei weiteren Studien bestätigt.<br />
Aus den bisherigen Daten kann gefolgert<br />
werden, <strong>das</strong>s eine frühzeitige allergenspezifische<br />
subkutane Hyposensibilisierungsbehandlung<br />
bei saisonal allergischer<br />
Rhinokonjunktivitis nicht nur eine<br />
Kausaltherapie zur langfristigen symptomatischen<br />
Besserung der Beschwerden,<br />
sondern auch ein wichtiges Element der<br />
Sekundärprävention zur Vorbeugung einer<br />
Asthma-Entwicklung und zur Verhinderung<br />
weiterer Sensibilisierungen darstellt.<br />
Wirkt die Hyposensibilisierung<br />
bei manifestem Asthma?<br />
Prof. Dr. Jürgen<br />
Seidenberg, Oldenburg,<br />
berichtete<br />
über die Ergebnisse<br />
der letzten Cochrane<br />
Meta-Analyse [Abramson<br />
MJ, Puy RM,<br />
Weiner JM (2003)]<br />
zur spezifischen Immuntherapie<br />
bei bereits<br />
manifestem<br />
Asthma. Von drei Reviewern<br />
wurden 54<br />
randomisierte Unter-<br />
Entwicklung eines Asthmas<br />
nach drei Jahren (n=150)<br />
Abb. 2 Abb. 3<br />
Tab. 1<br />
suchungen mit hohem Qualitätsstandard<br />
aus 145 veröffentlicheten Studien (1954<br />
bis 1997) ausgewählt, wobei nur Studien<br />
mit subkutaner Immuntherapie berücksichtigt<br />
wurden. Trotz großer Variabilität<br />
der Ergebnisse zeigte sich ein eindeutig<br />
positiver Effekt der Immuntherapie<br />
auf die Asthmasymptome, den Medikamentenbedarf,<br />
die Verbesserung der unspezifischen<br />
wie auch der allergen-spezifischen<br />
bronchialen Reagibilität. Diese<br />
positiven Ergebnisse zeigten sich deutlich<br />
bei der Anwendung von Hausstaubmilben-,<br />
Pollen- und Tierallergenen, weniger<br />
konstant bei anderen Allergenen.<br />
Eine weitere Metanalyse aus 24 Studien<br />
über den kürzeren Zeitraum von 1966<br />
bis 1998 [Ross RN, Nelson HS, Finegold<br />
I (2000)] bestätigt die von Abramson gewonnenen<br />
Ergebnisse, konnte aber zusätzlich<br />
eine Verbesserung der Basis-<br />
Lungenfunktionsparameter erkennen.<br />
Randomisierte kontrollierte Studien<br />
mit <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
Entwicklung neuer Sensibilisierungen<br />
(Positiver SPT)<br />
Ebenso konnte klar herausgearbeitet<br />
werden, <strong>das</strong>s <strong>Kinder</strong> wie Erwachsene<br />
gleichermaßen von der Immuntherapie<br />
profitieren. Allerdings kommt ein Review<br />
über eventuelle Nebenwirkungen [Nettis<br />
E (2003)] zu dem Ergebnis, <strong>das</strong>s Asthma<br />
ein besonderes Risiko für systemische<br />
Nebenwirkungen bei einer Immuntherapie<br />
darstellt. Dies rechtfertigt die von<br />
K.Ch. Bergmann (2003) formulierten<br />
Empfehlungen, die Immuntherapie nicht<br />
bei sehr instabilem Asthma oder einer<br />
FEV 1 unter 70 Prozent des Sollwerts<br />
durchzuführen.<br />
SLIT versus SIT –<br />
Was bringt die sublinguale<br />
Therapie?<br />
PD Dr. Joachim Kühr, Freiburg,<br />
stellte die aktuellen Daten zur sublingualen<br />
Immuntherapie (SLIT) vor. Die<br />
sublinguale Verabrei-<br />
chung von Allergenen<br />
zur spezifischen<br />
Immuntherapie ist<br />
eine noninvasive und<br />
nach Lage der Literatur<br />
auch sichere Applikationsform.Derzeit<br />
liegen kaum<br />
brauchbare Vergleichsdaten<br />
zur<br />
Wertigkeit der konventionellensubkutanen<br />
Therapie und<br />
der sublingualen Im-<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 17
muntherapie vor, so <strong>das</strong>s SLIT dem Patienten<br />
insofern nicht als verlässliche Alternative<br />
empfohlen werden kann. Jedoch<br />
haben sich in den letzten 13 Jahren<br />
die publizierten randomisierten, kontrollierten<br />
Studien (RKS), die SLIT mit<br />
Plazebo verglichen, auf eine Zahl von immerhin<br />
23 summiert. Leider erfolgte ein<br />
Großteil der Untersuchungen an kleinen<br />
Kollektiven. Außerdem unterscheiden<br />
sich die RKS in der Allergenart sowie in<br />
extremer Weise in der kumulativen Dosis.<br />
Zusätzlich zu dieser Heterogenität ist<br />
für die Pädiatrie zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s<br />
nur ein Teil der RKS Patienten im Kindesalter<br />
eingeschlossen hat (Tab. 1). In<br />
einem aktuellen Übersichtsartikel [Malling<br />
HJ (2002): Is sublingual immuno-<br />
Abb. 4<br />
Tab. 2<br />
Verhältnis von Allergenkarenz<br />
zur medikamentösen Therapie<br />
bzw. Hyposensibilisierung<br />
Allergen-Extrakte<br />
18 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
therapy clinically effective? Curr Opin Allergy<br />
Clin Immunol. 2: 523-31] bewertet<br />
Hans-Jörgen Malling die klinische Effektivität<br />
von SLIT so, <strong>das</strong>s bei 23 analysierten<br />
RKS nur in sechs Publikationen<br />
eine eindeutige Wirksamkeit erkennbar<br />
ist, dagegen aber neun Artikel (39 Prozent!)<br />
keine Wirksamkeit von SLIT gegenüber<br />
Plazebo berichteten. Im Lichte<br />
dessen dürfte SLIT heute allenfalls als<br />
Ausnahmelösung (z.B. bei extremer<br />
„Spritzenangst“) und unter kritischer<br />
Würdigung des erwünschten Therapie-<br />
Effekts eingesetzt werden.<br />
Praktische Aspekte der<br />
Hyposensibilisierung in der<br />
<strong>Kinder</strong>arztpraxis<br />
Dr. Frank Friedrichs,<br />
Aachen, zitierte<br />
aus der Stellungnahme<br />
des Sachverständigenrats<br />
für die Konzertierte<br />
Aktion im <strong>Gesundheit</strong>swesen:<br />
„Durch die spezifische<br />
Immuntherapie<br />
(Hyposensibilisierung)<br />
kann <strong>das</strong> Risiko<br />
zusätzlicher Sensibilisierungen<br />
und der<br />
Verschlechterung der<br />
Symptomatik reduziert<br />
sowie die Leistungsinanspruchnahme<br />
verringert werden.<br />
Aus Sicht des Rates<br />
liegen hinreichend sichere<br />
Hinweise auf eine<br />
zu geringe oder zu<br />
späte Nutzung dieses<br />
Therapieansatzes vor.<br />
Subkutan durchgeführteHyposensibilisierungen<br />
sind insbesondere<br />
bei MonoundOligosensibilisierungen<br />
hinreichend<br />
evaluiert und sollten<br />
vermehrt eingesetzt<br />
werden.<br />
Allerdings ist auf eine<br />
hinreichende Qualifi-<br />
kation der Durchführenden, Überwachungsmöglichkeiten<br />
wegen der Gefahr<br />
der Anaphylaxie, hinreichende<br />
Standardisierung der Allergenextrakte<br />
und Dokumentation der Behandlung<br />
sowie auf eine vorangegangene leitliniengerechte<br />
Allergiediagnostik zu achten.“<br />
Insektengifte, Gräser-, Baum- und<br />
Kräuterpollen, Tierallergene, Hausstaubmilben<br />
und mit Einschränkungen auch<br />
Schimmelpilze stellen nach Ansicht der<br />
WHO geeignete Allergene für eine spezifische<br />
Immuntherapie dar. Der Nachweis<br />
einer IgE-vermittelten Sensibilisierung im<br />
Haut- oder In-vitro-Test und ein eindeutiger<br />
Zusammenhang mit der klinischen<br />
Symptomatik (ggf. durch Provokationstestung<br />
nachgewiesen) bilden die Voraussetzungen<br />
zur SIT. Weitere Bedingungen<br />
sind die Verfügbarkeit von standardisierten<br />
bzw. qualitativ hochwertigen Allergenextrakten<br />
sowie der Wirksamkeitsnachweis<br />
der SIT für die jeweilige<br />
Indikation. Außerdem sollte eine Allergenkarenz<br />
nicht oder nur schwer möglich<br />
sein (Abb. 4). Heute stehen unterschiedliche<br />
Extrakte für die spezifische<br />
Immuntherapie zur Verfügung (Tab. 2).<br />
Wässrige Allergenextrakte werden vor allem<br />
im stationären Bereich bei der Insektengiftallergie<br />
eingesetzt. Für die ambulante<br />
Hyposensibilisierung eignen sich<br />
unmodifizierte Semidepotextrakte und in<br />
ihrer Proteinstruktur veränderte Extrakte<br />
(Allergoide, Depigoide). Diese können<br />
präsaisonal oder ganzjährig eingesetzt<br />
werden. Während die orale Hyposensibilisierung<br />
heute nicht mehr empfohlen<br />
wird, steht die sublinguale Immuntherapie<br />
im Fokus der Diskussion. Da der Erfolg<br />
der SIT dosisabhängig ist („Konzept<br />
der kumulativen Dosis“), ist eine drei bis<br />
fünf Jahre dauernde, ganzjährige subkutane<br />
Hyposensibilisierung mit ausreichend<br />
hohem Majorallergengehalt in der<br />
Erhaltungstherapie derzeit als beste Behandlungsmethode<br />
dokumentiert.<br />
Dr. Frank Friedrichs<br />
Rathausstr. 10, 52072 Aachen<br />
E-Mail: Frank.Friedrichs@t-online.de
Serie Neurodermitis (5)<br />
Die Kosten der Atopischen Dermatitis<br />
Doris Staab, Berlin<br />
Hintergrund<br />
Atopische Erkrankungen zählen zu<br />
den großen <strong>Gesundheit</strong>sproblemen der<br />
westlichen Industrienationen. 20 bis 30<br />
Prozent der deutschen Bevölkerung<br />
gehören zur Gruppe der Atopiker. Die<br />
steigende Prävalenz für die Atopische<br />
Dermatitis (AD) wird für Schulkinder mit<br />
derzeit ca. 20 Prozent angegeben. Besondere<br />
Probleme bei der Behandlung<br />
der AD sind häufige Arztwechsel aufgrund<br />
der Unzufriedenheit der Eltern mit<br />
den Behandlungserfolgen sowie eine<br />
Vielzahl angebotener, meist nicht überprüfter<br />
Therapien, die zu hohen Behandlungskosten<br />
führen. Bisher gibt es<br />
nur wenige Studien zu den Kosten der<br />
AD, z.B. eine Untersuchung aus England,<br />
wo die Gesamtkosten für die Behandlung<br />
der AD auf über 500 Millionen Euro pro<br />
Jahr geschätzt werden. Für Deutschland<br />
gibt es bisher nur zwei Untersuchungen,<br />
die zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen<br />
kommen (Tab. 1).<br />
Hier zeigt sich gleich die Schwierigkeit<br />
Kostenanalysen zu AD<br />
in Deutschland<br />
Szucs (1996):<br />
Gesamtdeutsche AOK-Daten:<br />
� Gesamtkosten 1.400 DM/Patient u. Jahr<br />
� Davon 50 Prozent direkte Kosten<br />
� Davon 96 Prozent Arztkosten und<br />
3 Prozent Medikamente<br />
Hohmann und Gieler (1998):<br />
� 148 erwachsene Patienten<br />
� Direkte Kosten: 3.800 DM/Patient u. Jahr<br />
� Plus 13 Tage Arbeitsausfall, 210 Std.<br />
Therapieaufwand/Jahr<br />
Tab. 4<br />
von Kostenrechnungen<br />
im <strong>Gesundheit</strong>ssystem:<br />
1. Bei Berechnungen<br />
der Kassen [Szucs<br />
1996] werden die<br />
privaten Ausgaben<br />
der Familien nicht<br />
berücksichtigt, die<br />
z.T. ein erhebliches<br />
Ausmaß haben.<br />
2. Bei kleineren Studien<br />
gibt es Fehleinschätzungen<br />
durch<br />
die Auswahlkriterien<br />
der Studienpopulationen<br />
(oft schwerer<br />
erkrankte Patienten)<br />
und durch extrem<br />
hohe Ausgaben<br />
Einzelner, z.B. durch<br />
Klinik- oder Rehabilitations-Aufenthalte,<br />
die die Daten verfälschen<br />
können [Gieler<br />
1998, Rathjen<br />
2000].<br />
Methode und<br />
Ergebnisse<br />
Wir haben im Rahmen<br />
eines Projektes im<br />
Tab. 3<br />
Berliner Zentrum für<br />
Public Health zur Evaluation<br />
eines Elternschulungsprogramms<br />
die Kosten der AD anhand von retrospektiven<br />
Angaben der Eltern für die<br />
sechs Monate vor der Schulung und erneut<br />
ein Jahr nach der Schulung für <strong>das</strong><br />
vorausgegangene halbe Jahr erhoben.<br />
Die unterschiedlichen Ergebnisse, zu denen<br />
wir kamen, demonstrieren die<br />
Schwierigkeiten bei der Berechnung in<br />
Abhängigkeit von der ökonomischen Berechnungsgrundlage.<br />
Kosten der verschiedenen Therapeuten<br />
(DM p.a.)<br />
Fachrichtung Pro Pro Kind % der<br />
Patient (N=204) Arztkosten<br />
<strong>Kinder</strong>arzt 245 143 19<br />
Allergologe 467 147 19<br />
Hautarzt 207 50 6,5<br />
Naturheilarzt 247 29 3,8<br />
Hautarzt 280 10 1,3<br />
Internist 341 2 0,2<br />
Psychotherapeut 96 1 0,1<br />
Heilpraktiker 1.952 354 46<br />
Ernährungberater 210 2 0,3<br />
Sonstige 1.527 30 3,9<br />
Summe 766 100<br />
Tab. 2<br />
Volkswirtschaftliche Gesamtkosten<br />
(DM/Kind p.a.)<br />
Kostenart Brutto Netto<br />
Direkte Kosten 5.041 (58,3 %) 5.041 (65,4 %)<br />
Indirekte Kosten 3.606 (41,7 %) 2.669 (34,6 %)<br />
Summe 8.647 7.710<br />
In einer ersten Untersuchung wurden<br />
die Angaben aller 204 Berliner Familien,<br />
die sich an dem Projekt beteiligt haben,<br />
ausgewertet [Rathjen 2000]. Hierbei<br />
wurden die anfallenden Arztkosten nach<br />
den tatsächlichen Häufigkeiten der Vorstellungstermine<br />
entsprechend der Gebührenordnung<br />
zu Grunde gelegt. Damit<br />
wurden sozusagen die real entstehenden<br />
Kosten berechnet ungeachtet der existierenden<br />
Budgetdeckelung. Hierdurch sind<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 19
die Kosten deutlich höher als die, die<br />
letztendlich von den Krankenkassen vergütet<br />
werden. Zudem wurde versucht,<br />
die indirekten Kosten der AD abzuschätzen,<br />
was wahrscheinlich auch in einer<br />
Überschätzung der realen volkswirtschaftlichen<br />
Kosten resultierte, da die<br />
Mehrzahl der Mütter (durchschnittliches<br />
Alter der <strong>Kinder</strong>: drei Jahre) wohl auch<br />
ohne AD des Kindes nicht berufstätig gewesen<br />
wäre. Die Ergebnisse sind in Tab.<br />
2 und 3 dargestellt.<br />
In einem zweiten Ansatz haben wir nur<br />
die Angaben der Familien ausgewertet,<br />
die auch zum Zweitpunkt T2 noch teilnahmen<br />
(N=145), um die Schulungseffekte<br />
auf die Krankheitskosten zu<br />
evaluieren. Hier haben wir uns auf die<br />
besser nachzuvollziehenden Kosten beschränkt:<br />
Arztkosten anhand des für die<br />
entsprechenden Quartale angegebenen<br />
Scheinschnitts für die entsprechenden<br />
Fachgruppen, Medikamentenkosten und<br />
Krankenhauskosten [Kamtsiuris 2002].<br />
Diese Ergebnisse liegen eher im Rahmen<br />
der vorher publizierten Berechnungen<br />
(Tab. 4). Es konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s<br />
Schulung durchaus die Krankheitskosten<br />
reduziert, allerdings eher bei den leichteren<br />
Fällen von AD. Die Ergebnisse waren<br />
aufgrund der hohen Varianz der Kosten<br />
bei der relativ kleinen Fallzahl jedoch<br />
nicht signifikant (Abb. 1).<br />
Zusammenfassung<br />
Kostenrechnungen im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
sind mit großer Vorsicht zu genießen,<br />
die zugrunde gelegten Berechnungsgrundlagen<br />
müssen sehr genau be-<br />
Kostenart % der Gesamtsumme<br />
Klinikaufenthalt 31<br />
Medikamente 31<br />
Arztbesuche 26<br />
Private Ausgaben (Therapeutika) 13<br />
Summe in DM 1.500<br />
Tab. 1<br />
Bereinigte<br />
Behandlungskosten<br />
20 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
Durchschnittliche Kosten (DM) in den letzten 6 Monaten<br />
differenziert nach Gruppenzugehörigkeit und Schweregrad<br />
Abb. 1<br />
trachtet werden, bevor man Vergleiche<br />
anstellt. Hinsichtlich der Struktur der<br />
Kosten zeigte sich, <strong>das</strong>s etwa ein Drittel<br />
auf Krankenhausaufenthalte, ein Drittel<br />
auf Arztbesuche und ein weiteres Drittel<br />
auf die medikamentöse Therapie entfallen.<br />
Bei den Arztkosten spielen die Kosten<br />
für Heilpraktiker und Naturheilverfahren<br />
eine überdurchschnittlich große<br />
Rolle. Inwieweit Schulungsinterventionen<br />
in der Lage sind, Krankheitskosten zu reduzieren,<br />
kann hoffentlich nach Auswertung<br />
des multizentrischen Modellprojekts<br />
zur Neurodermitisschulung klarer<br />
beantwortet werden.<br />
Dr. med. Doris Staab<br />
Klinik für Pädiatrie m. S. Pneumologie<br />
und Immunologie<br />
Charité, Campus Virchow-Klinikum<br />
Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin<br />
E-Mail: doris.staab@charite.de<br />
In der nächsten Ausgabe der „Pädiatrischen<br />
Allergologie in Klinik und Praxis“ lesen<br />
Sie eine wissenschaftliche Diskussion über die<br />
neuen, stark antientzündlich wirkenden Substanzen<br />
Tacrolimus und Pimecrolimus.<br />
Literatur<br />
1. Herd R et al. (1996): The Cost of Atopic Eczema.<br />
Br J Dermatol 135: 20-23<br />
2. Rathjen D et al (2000): Die geschätzten Kosten<br />
von Neurodermitis bei <strong>Kinder</strong>n. Z f <strong>Gesundheit</strong>swiss<br />
1: 14-25<br />
3. Szucs T (1996): Sozioökonomische Aspekte der<br />
Neurodermitis in Deutschland. In: Riedl-Seifert R<br />
(Hrsg): Expert Report zu Bufexamac. München, 49-<br />
65<br />
4. Gieler U, Hohmann M (1998): Behandlungskosten<br />
bei der Atopischen Dermatitis. Vortrag, nicht publiziert<br />
5. Kamtsiuris P et al. (2002): Ökonomische Evaluation<br />
eines Schulungsprogramms für Eltern neurodermitiskranker<br />
<strong>Kinder</strong>, nicht publiziert.
Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und <strong>Umwelt</strong>medizin<br />
Leitlinie »Insektengiftallergie«<br />
Definition und Basisinformation<br />
Allergische Soforttypreaktionen gegen Insektengifte:<br />
Allergisierend sind im Wesentlichen die<br />
Gifte von Hymenopteren, unter diesen Honigbiene<br />
und Wespe, sehr selten Hornisse. Einzelfallberichte<br />
liegen über Reaktionen auch gegen<br />
Stechmücken(Schnaken)-Gift vor. Die nachfolgende<br />
Information bezieht sich auf Bienen- und<br />
Wespengiftallergie. Der Verlauf der Insektengiftallergie<br />
bei <strong>Kinder</strong>n ist insgesamt günstiger<br />
als bei Erwachsenen. Insbesondere haben <strong>Kinder</strong><br />
mit generalisierten allergischen Reaktionen<br />
ein deutlich geringeres Risiko als Erwachsene,<br />
erneut in gleicher Form zu reagieren. Das Wiederholungsrisiko<br />
generalisierter Reaktionen ist<br />
umso geringer, je jünger die <strong>Kinder</strong> sind, es ist<br />
bei Wespengiftallergikern geringer als bei Bienengiftallergikern.<br />
Als verstärkte Lokalreaktion wird eine lokale<br />
Schwellung über 10 cm und von einer Dauer<br />
von über 24 Stunden angesehen. Milde bis mittelgradige<br />
generalisierte Reaktionen sind: Urtikaria,<br />
Angioödem und geringe Bronchialobstruktion,<br />
als schwere generalisierte Reaktion gelten<br />
Asthma-Anfall und der anaphylaktische Schock.<br />
Durch Insektengiftallergie zu Tode kommen in<br />
Deutschland jährlich nur einige wenige Menschen,<br />
eine Zahl, die keine verlässliche epidemiologische<br />
Basis hat.<br />
Leitsymptome<br />
Innerhalb weniger Minuten nach Insektenstich<br />
auftretende lokale Schwellung, Urtikaria,<br />
Angioödem, Bronchialobstruktion<br />
und Schocksymptome. Symptome,<br />
die binnen Sekunden auftreten,<br />
sind eher vasovagal verursacht.<br />
Lang andauernde Lokalreaktionen<br />
gehören nicht zu den gefährdenden<br />
Symptomen. Eine hohe Stichanzahl<br />
kann unabhängig von allergischen<br />
Reaktionen toxische Schäden an Leber,<br />
Nieren, Herz und Gefäßen sowie<br />
ZNS hervorrufen.<br />
Diagnostik<br />
Zielsetzung diagnostischer<br />
Verfahren:<br />
� Anamnese: Schwere der allergischen<br />
Reaktionen, Anhalt über die<br />
Art des stechenden Insektes<br />
22 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
� Hauttest: Nachweis der spezifischen Sensibilisierung<br />
durch <strong>das</strong> allergieauslösende Gift.<br />
� Alternativ: Spezifisches Serum-IgE, falls ein<br />
Hauttest nicht durchgeführt werden kann.<br />
� Spezifische IgE-Bestimmung mit Absorption,<br />
falls die auslösende Sensibilisierung nicht eindeutig<br />
bestimmt werden kann und insbesondere<br />
Verdacht auf Kreuzreaktivität vorliegt<br />
(In-vitro-Verfahren der RAST-Inhibition, nur<br />
in wenigen Labors verfügbar).<br />
� Alle weiteren diagnostischen Tests, z.B. Cast-<br />
ELISA, sind derzeit noch zu wenig evaluiert.<br />
� Besonderheiten im Kindesalter: Aufgrund der<br />
günstigen Verlaufsform der Insektengiftallergie<br />
im Kindesalter kann, insbesondere bei unklarer<br />
anamnestischer Reaktionsstärke, eine sequentielle<br />
Insektenstichprovokation durchgeführt<br />
werden. Sie ist <strong>das</strong> aussagekräftigste<br />
Verfahren zur Bestimmung der Prognose.<br />
Zusammenstellung einer gebräuchlichen<br />
Auswahl<br />
� Hautpricktest<br />
� Spezifisches Serum-IgE (bei <strong>Kinder</strong>n mit<br />
schlechter Kooperation, v.a. unter 4 Jahren)<br />
Bewertung einzelner diagnostischer<br />
Verfahren<br />
Die wesentlichen Gesichtspunkte der Beurteilung<br />
ergeben sich aus der Anamnese.<br />
� Positive Hauttestreaktionen im titrierten Pricktest<br />
mit plausibler Dosiswirkungskurve; bei unklarem<br />
Befund muss ein Intrakutan-Test<br />
durchgeführt werden.<br />
� Positiver Nachweis von spezifischem IgE im<br />
Serum: Sensibilisierung nachgewiesen bei<br />
Grenzwertüberschreitung für die jeweilige Methode.<br />
� Spezifische IgE-Bestimmung mit Absorption:<br />
Das untersuchende Labor muss beurteilen, ob<br />
ein positiver IgE-Befund durch Kreuzreaktion<br />
zustande kommt und damit nicht therapierelevant<br />
ist.<br />
� Sequentielle Stichprovokation: Sichere Indikation:<br />
Anamnestisch hyposensibilisierungswürdige<br />
Reaktion bei negativen immunologischen<br />
Befunden: Es muss dann auf diesem<br />
Weg versucht werden, die zur Hyposensibilisierung<br />
zu verwendende Giftart zu bestimmen.<br />
� Sonstige Indikation für eine Stichprovokation:<br />
zur Beurteilung einer Hyposensibilisierungsindikation<br />
bei nicht eindeutiger Anamnese.<br />
Hinweis: Ein positiver Sensibilisierungsnachweis<br />
beweist keine Allergie; es sind je nach verwendeter<br />
Methode 10 bis 20 Prozent nicht reaktiver<br />
Untersuchter sensibilisiert.<br />
Ausschlussdiagnostik<br />
(bei Anamnese einer allergischen Sofortreaktion:)<br />
Negativer Haut- und IgE- und sequentieller<br />
Provokationstest.<br />
Nachweisdiagnostik<br />
Kombination von Anamnese und bestätigendem<br />
immunologischem Test (Hauttest, IgE), ggf.<br />
Stichprovokation.<br />
© V. Mauss<br />
Arbeiterinnen der Wespe Vespula vulgaris an der Frucht einer Zierpflaume.<br />
Entbehrliche Diagnostik<br />
Bei Symptomlosen und Patienten<br />
mit verstärkter Lokalreaktion soll<br />
keinerlei Diagnostik durchgeführt<br />
werden.<br />
Durchführung der Diagnostik<br />
Allergologisch erfahrener Arzt für<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendmedizin. Stichprovokation:<br />
stationäre Einrichtung<br />
für <strong>Kinder</strong>- und Jugendmedizin mit<br />
Intensivtherapiemöglichkeit.<br />
Therapie<br />
Kausale Therapie<br />
Allergenkarenz ist nicht sicher<br />
durchführbar, daher ist die einzige<br />
kausale Therapie die Hyposensibilisierungs-Behandlung.<br />
Sie ist indi-
Die Leitlinien der Gesellschaft für<br />
Pädiatrische Allergologie (GPA)<br />
sind Empfehlungen für ärztliches<br />
Handeln in charakteristischen Situationen.<br />
Sie sind allgemein gehalten<br />
und ersetzen im konkreten Einzelfall<br />
nicht die Kompetenz des behandelnden<br />
Arztes. Die Leitlinien<br />
sind für Ärzte unverbindlich und<br />
haben weder haftungsbegründende<br />
noch haftungsbefreiende Wirkung.<br />
Leitlinien geben den gegenwärtigen<br />
Standard in Diagnostik und<br />
Therapie von Erkrankungen wieder.<br />
Den Fortschritten in der medizinischen<br />
Forschung und Praxis<br />
entsprechend unterliegen sie einer<br />
ständigen Aktualisierung. Die vorliegende<br />
Leitlinie ist die überarbeitete<br />
Fassung der in Heft 4/2001 veröffentlichten<br />
Leitlinie „Insektengiftallergie“.<br />
ziert bei schwerer generalisierter Reaktion sowie<br />
leichter und mittelschwerer generalisierter<br />
Reaktion bei gleichzeitig erhöhter Exposition<br />
(Imkerei in der Umgebung) oder Problemen<br />
der Anwendung der Notfallapotheke.<br />
Symptomatische Therapie<br />
Patienten, die eine leichte bis mittelschwere<br />
generalisierte Reaktion hatten und keine der<br />
oben genannten Risikofaktoren aufweisen, erhalten<br />
eine Notfalltherapie, bestehend aus einem<br />
Antihistaminikum (oral), einem inhalativen<br />
Adrenalin (primäre Indikation: Bronchiodilatation;<br />
sekundäre Indikation, die durch hohe Dosen<br />
erreicht werden kann: Vasokonstriktion)<br />
und Prednison (oral).<br />
Anmerkung: Patienten, die aufgrund indizierter,<br />
aber nicht durchgeführter oder fehlgeschlagener<br />
Hyposensibilisierung schwere Kreislaufreaktionen<br />
erwarten lassen, müssen mit einem<br />
injizierbaren Adrenalin ausgerüstet werden.<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Die Behandlung der verstärkten, insbesondere<br />
verlängerten Lokalreaktion bedarf der systemischen<br />
Kortison-Gabe, Antihistaminika haben<br />
keine Wirkung.<br />
Interventionelle Therapie<br />
Hyposensibilisierungsbehandlung: ganzjährige<br />
Hyposensibilisierungsbehandlung mit reinem<br />
Insektengift: monatliche Injektionsintervalle von<br />
100 µg Insektengift. Die Initialbehandlung kann<br />
in den Wintermonaten ambulant durch wöchentliche<br />
Injektionen erfolgen; während der Saison<br />
sollte eine Schnellhyposensibilisierung stationär<br />
durchgeführt werden, um frühestmöglich eine<br />
Sicherheit für den Patienten zu erreichen.<br />
Die Behandlungsdauer beträgt drei bis fünf<br />
Jahre. Sie kann vorzeitig nur beendet werden,<br />
wenn ein initial positiver immunologischer Test<br />
(Hautpricktest oder IgE) zuverlässig negativ<br />
geworden ist. Die meisten Patienten haben jedoch<br />
noch positive Testergebnisse zum Zeitpunkt<br />
der Beendigung der Therapie.<br />
Chirurgische Therapie<br />
Entfällt.<br />
Therapiedurchführung<br />
Allergologisch erfahrener Arzt für <strong>Kinder</strong>- und<br />
Jugendmedizin bzw. Arzt für <strong>Kinder</strong>- und Jugendmedizin<br />
mit Zusatzbezeichnung Allergologie.<br />
Schnellhyposensibilisierung: <strong>Kinder</strong>krankenhaus<br />
(mit entsprechender allergologischer<br />
Erfahrung).<br />
Entfällt.<br />
Entfällt.<br />
Rehabilitation<br />
Primäre und sekundäre<br />
Prävention<br />
Prof. Dr. Johannes Forster,<br />
St. Josefs-Krankenhaus, Fachabteilung für<br />
<strong>Kinder</strong>heilkunde u. Jugendmedizin St. Hedwig<br />
Hermann-Herder-Str. 1, 79104 Freiburg<br />
Literatur<br />
1. Müller U, Mosbech H (1993): Position Paper: Immunotherapy<br />
with Hymenoptera venoms. Allergy (Suppl. 14)<br />
48: 37-46<br />
2. Bousquet J, Lockey RF, Malling HJ (1998): WHO Position<br />
Paper. Allergen immunotherapy: therapeutic vaccines<br />
for allergic diseases. Allergy (Suppl. 44) 53: 1-42<br />
3. Hauk P, Friedl K, Kaufmehl K, Urbanek R, Forster J<br />
(1995): Subsequent insect stings in children with hypersensitivity<br />
to hymenoptera. J Pediatr 126: 185-190<br />
4. Ruëff F, Przybilla B, Fuchs T, Gall H, Rakoski J, Stolz<br />
W, Vieluf D (2000): Diagnose und Therapie der Bienenund<br />
Wespengiftallergie – Positionspapier der Arbeitsgruppe<br />
Insektengiftallergie der Deutschen Gesellschaft<br />
für Allergologie und klinische Immunologie. Allergologie<br />
24: 79-92.<br />
5. Schuetze GE, Forster J, Hauk PJ, Friedl K, Kuehr J<br />
(2002): Bee-venom allergy in children: Long-term predictive<br />
value of standardized challenge tests. Pediatr Allergy<br />
Immunol. 13: 18-23
Nützliches im Internet<br />
Stefan Müller, Univ.-<strong>Kinder</strong>klinik Köln<br />
In dieser Ausgabe unserer Internet-<br />
Tipps präsentieren wir Ihnen wieder einige<br />
Web-Angebote aus verschiedenen<br />
Bereichen der Medizin.<br />
Die „World Allergy Organization –<br />
� IAACI (WAO)“ ist eine internationale<br />
Dachorganisation, unter der vor allem<br />
56 nationale Gesellschaften aus den<br />
Bereichen Allergologie und Klinische Immunologie<br />
versammelt sind. In der Zusammenarbeit<br />
mit den Mitgliedsgesell-<br />
schaften bietet die WAO ihren etwa<br />
38.000 Mitgliedern Lehrprogramme,<br />
Symposien und Vorträge in 92 Ländern<br />
an. Die 1951 gegründete Organisation<br />
hat bislang 17 große Kongresse im Drei-<br />
Jahres-Turnus veranstaltet, der nächste<br />
findet im September 2003 im kanadischen<br />
Vancouver statt. Die Bemühungen<br />
der WAO sollen zur Bildung einer globalen<br />
Allianz von Allergologen führen, um<br />
herausragende Leistungen in klinischer<br />
Arbeit, Forschung, Lehre und Ausbildung<br />
zu fördern. Unter www.worldallergy.<br />
org finden sich weitergehende englischsprachige<br />
Informationen.<br />
In Ergänzung der in der letzten<br />
� Ausgabe vorgestellten Dermatologie-Bilddatenbank<br />
findet sich unter<br />
http://altmeyer:bacharach@altmeyer.<br />
24 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
INTERNET<br />
@<br />
informatik.uni-wuerz<br />
burg.de/login/ ein schönes<br />
Beispiel für die Online-Version<br />
eines auch in<br />
Papierform erhältlichen<br />
Lehrbuchs. Hier präsentiert<br />
der 2. Informatik-<br />
Lehrstuhl der Universität<br />
Würzburg die „Enzyklopädie<br />
der Dermatologie, Venerologie,<br />
Allergologie,<br />
<strong>Umwelt</strong>medizin“ von P. Altmeyer<br />
und M.<br />
Bacharach-Buhles. Vor allem<br />
die umfangreichen<br />
Suchfunktionen in 13.000<br />
Stichworten und 1.300<br />
hoch auflösenden Abbildungen<br />
machen dieses<br />
Web-Angebot zu einer<br />
schnell verfügbaren Hilfe<br />
bei dermatologischen Fragestellungen.<br />
Übrigens wird<br />
diese Online-Ausgabe von<br />
der Fa. Galderma unterstützt,<br />
über deren Homepage<br />
www.galderma.de<br />
die Enzyklopädie ebenfalls erreichbar ist,<br />
dort jedoch nur über eine Anmeldung<br />
per DocCheck.<br />
Eine weitere allergologische Spe-<br />
� zial-Website ist unter www.aller<br />
gome.org erreichbar. Dieses Angebot<br />
wird von dem italienischen Allergologen<br />
Adriano Mari unterhalten und soll der Informationsvermittlung<br />
über Allergene<br />
dienen. In der „Allergome“-Datenbank<br />
finden sich Monographien zu Allergenen,<br />
die IgE-vermittelte Symptome verursachen,<br />
entsprechend der Nomenklatur des<br />
„International Union of the Immunological<br />
Societies (IUIS) Allergen Nomenclature<br />
Sub-Committee“. Die Monographien<br />
enthalten die Informationen von etwa<br />
3.800 ausgewählten Artikeln und werden<br />
ständig erweitert. Um in der Datenbank<br />
zu suchen, ist eine einmalige Registrierung<br />
erforderlich, wodurch<br />
auch ein regelmäßiger<br />
elektronischer Newsletter<br />
abonniert wird, der aktuelle<br />
Informationen rund um<br />
Allergome regelmäßig ins<br />
E-Mail-Postfach bringt.<br />
Einen Einblick in die<br />
� Welt der medizinischen<br />
Aus- und Fortbildung<br />
von morgen bekommt man<br />
– einen schnellen Breitband-Internet-Anschluss<br />
vorausgesetzt – unter der<br />
Adresse http://www.vvfm.<br />
de. Das Deutsche Institut
für Medizinische Dokumentation und Information<br />
(DIMDI) zeigt hier in seiner<br />
„virtuellen Videothek für die Medizin“<br />
hochwertiges Filmmaterial aus fast allen<br />
Bereichen der Medizin. Die Pädiatrie ist<br />
zwar – fast möchte man sagen „wie immer“<br />
– noch unterrepräsentiert, doch<br />
sollen aus den bislang insgesamt etwa<br />
100 Filmen bald 300 werden. Zielgruppen<br />
sind Ärzte, Studenten und auch Patienten,<br />
für die besondere Informationsfilme<br />
bereitgestellt werden sollen. Der<br />
Service ist zurzeit noch kostenlos, auf<br />
Dauer sind jedoch für nicht-firmenunterstützte<br />
Filme Lizenzgebühren vorgesehen.<br />
Wie im letzten Heft bereits er-<br />
� wähnt, ist der Informationsaustausch<br />
per E-Mail grundsätzlich unsicher.<br />
Auf den verschlungenen Pfaden durch<br />
<strong>das</strong> Internet werden E-Mail-Nachrichten<br />
über Dutzende von Rechnern zu ihrem<br />
Empfänger geleitet. Prinzipiell kann jeder<br />
System-Administrator entlang dieses<br />
Weges die Nachrichten abfangen, lesen,<br />
löschen oder verändern, ohne <strong>das</strong>s Sender<br />
oder Empfänger etwas davon bemerken.<br />
Allein die schiere Menge an E-Mails<br />
bietet zurzeit eine gewisse statistische Sicherheit,<br />
denn allenfalls Geheim- und<br />
Nachrichtendienste sind finanziell und<br />
technisch in der Lage, die ungeheuren<br />
Datenströme zu überwachen und auszuwerten<br />
(Übrigens sind nicht wenige Experten<br />
der Meinung, <strong>das</strong>s dies in Europa<br />
und auch in Deutschland bereits in<br />
@<br />
großem Stil praktiziert wird...). Der Benutzer<br />
ist somit in jedem Einzelfall gehalten,<br />
zu entscheiden, wie privat oder<br />
schützenswert seine Nachricht ist. Im Bereich<br />
der ärztlichen Kommunikation ist<br />
es – sobald Patientendaten betroffen sind<br />
– aber zwingend, Schutzmaßnahmen zur<br />
Sicherung des Nachrichteninhalts zu ergreifen:<br />
Ärztliche Schweigepflicht, Berufsordnungen<br />
und Bundesdatenschutzgesetz<br />
fordern dies unmissverständlich.<br />
So unwahrscheinlich es auch sein mag,<br />
<strong>das</strong>s eine E-Mail mit sensiblen Daten in<br />
fremde Hände gelangt: Sollte dieser Fall<br />
eintreten, wird der absendende Arzt zu<br />
Recht verantwortlich gemacht werden.<br />
Sollen also dennoch<br />
patientenbezogene<br />
Daten per E-Mail ausgetauscht<br />
werden, ist<br />
eine Verschlüsselung<br />
der Daten unverzichtbar.<br />
Dies jedoch ist<br />
auch heutzutage noch<br />
alles andere als bequem.<br />
Die meisten<br />
Verschlüsselungssysteme<br />
arbeiten asymmetrisch,<br />
d.h. der Absender<br />
verschlüsselt<br />
eine Nachricht mit seinem<br />
persönlichen geheimen<br />
Schlüssel, der<br />
Empfänger entschlüsselt<br />
die Nachricht mit dem persönlichen<br />
öffentlichen Schlüssel des Absenders.<br />
Dafür muss der Absender den öffentlichen<br />
Schlüssel bereits vorher an den<br />
Empfänger übermittelt haben. Leider hat<br />
sich bislang kein wirklich einheitliches<br />
System zum Schlüsselaustausch (eine<br />
sog. „Public Key Infrastructure“ oder<br />
„PKI“) etabliert. Erste Ansätze dazu gibt<br />
es zwar auch in Deutschland, doch sind<br />
die einzigen nach Signaturgesetz anerkannten<br />
Lösungen kostenpflichtig und<br />
für Privatanwender nicht lohnend. Ein<br />
Lichtblick für den medizinischen Bereich<br />
könnte die geplante „Health Professional<br />
Card“ (der elektronische Arztausweis)<br />
sein, die private und öffentliche Schlüsselpaare<br />
enthalten soll. Eine Anlaufstelle<br />
für weitere und leicht verständliche Informationen<br />
kann die Website des Bun-<br />
INTERNET<br />
desamts für Sicherheit in der Informationstechnologie<br />
(BSI) www.bsi.de sein.<br />
Unter www.gnupp.de findet sich eine frei<br />
verfügbare E-Mail-Verschlüsselungssoftware<br />
mit auch für Einsteiger gut nachvollziehbarer<br />
Dokumentation. Eine Alternative<br />
zu solchen Projekten stellen<br />
kommerzielle Produkte wie die Steganos<br />
Security Suite oder Steganos Crypt&Go<br />
dar, bei denen vor allem Wert auf einfache<br />
Bedienbarkeit im täglichen Computeralltag<br />
gelegt wird. Denn die beste Sicherheitssoftware<br />
nützt nur dann etwas,<br />
wenn sie auch benutzt wird... Unter<br />
http://www.zdnet.de/downloads lassen<br />
sich Demo-Versionen der Programme<br />
herunterladen.<br />
Der regelmäßige Blick ins Gebiet<br />
� der alternativen Therapien führt<br />
uns diesmal zu „AIRNERGY+ Die Energietherapie“.<br />
Grundidee ist die Inhalation<br />
von normaler Atemluft, deren Gehalt an<br />
Singulett-Sauerstoff ( 1O , gepaarte Va-<br />
2<br />
lenzelektronen mit antiparallelen Spins)<br />
durch Vorbehandlung im AIRNERGY-<br />
Gerät erhöht wird. Ziel ist, „den Sauerstoffanteil<br />
der Atemluft im Körper maximal<br />
zu verwerten“ und so „Krankheiten<br />
vorzubeugen oder sogar zu heilen. Insbesondere<br />
Menschen ab 50 Jahren erleben<br />
oft schon nach einer Anwendung eine<br />
erhebliche Steigerung des Wohlbefindens<br />
und der Leistungsfähigkeit.“ Auch<br />
wird auf die positiven Effekte bei Atemwegserkrankungen<br />
und Allergien hingewiesen,<br />
Verweise auf kontrollierte klinische<br />
Studien fehlen jedoch. Die Wirtschaftlichkeit<br />
eines solchen Geräts im<br />
Praxiseinsatz erscheint allerdings unbestreitbar,<br />
denn „die Anschaffung eines<br />
Geräts vom Typ PROFESSIONAL amortisiert<br />
sich für Sie (den Praxisinhaber)<br />
schon nach 30 Kuren à 10 Behandlungen“.<br />
Auf www.cysticus.de berichtet übrigens<br />
ein Mukoviszidose-Patient über<br />
seine ganz persönlichen Erfahrungen mit<br />
diesem Gerät.<br />
Dr. med. Stefan Müller<br />
Univ.-<strong>Kinder</strong>klinik Köln<br />
Joseph-Stelzmann-Str. 9, 50924 Köln<br />
E-Mail: s.mueller@uni-koeln.de<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 25
26 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
UMWELT MEDIZIN<br />
Auf den umweltmedizinischen Seiten dieser Zeitschrift berichten wir fortlaufend<br />
über Aktionen und Projekte des Netzwerks „<strong>Kinder</strong>gesundheit<br />
und <strong>Umwelt</strong>“. Im März dieses Jahres hat sich <strong>das</strong> Netzwerk als gemeinnütziger<br />
Verein gegründet, um so in rechtsfähiger Form weitere<br />
Projekte beantragen und durchführen zu können. So soll die Ausbildung<br />
von Präventionsassistentinnen – siehe Heft 2/2002 – fortgesetzt werden.<br />
Als Nichtregierungsorganisation beteiligt sich <strong>das</strong> Netzwerk außerdem<br />
an der Vorbereitung der im Mai 2004 in Budapest stattfindenden<br />
europäischen Konferenz der <strong>Umwelt</strong>- und <strong>Gesundheit</strong>sminister mit dem<br />
Schwerpunktthema „Kind und <strong>Umwelt</strong>“.<br />
Im Folgenden wird der Offene Brief „Passivrauchbelastung – <strong>das</strong><br />
<strong><strong>Kinder</strong>umweltthema</strong> <strong>Nr</strong>. 1“ dokumentiert, den <strong>das</strong> Netzwerk anlässlich<br />
des Weltgesundheitstages am 7. April 2003, der unter dem bezeichnenden<br />
Motto „Gesunde <strong>Umwelt</strong> – Gesunde <strong>Kinder</strong>“ stand, an <strong>Gesundheit</strong>sund<br />
Sozialministerin Ulla Schmidt überreichte. Über einen E-Mail-Verteiler<br />
ging der Brief auch an viele Institutionen und Organisationen des <strong>Gesundheit</strong>sbereichs<br />
wie die zuständigen Bundestagsausschüsse, Bundestagsfraktionen,<br />
Bundesministerien, Bundesoberbehörden, Landesvertretungen,<br />
Landessozialministerien, Landesvereinigungen für <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Krankenkassen, Verbände, Stiftungen und Medien.<br />
Thomas Lob-Corzilius<br />
Netzwerk „<strong>Kinder</strong>gesundheit und <strong>Umwelt</strong>“ Bonn, den 7. April 2003<br />
Offener Brief an Frau Bundesministerin Ulla Schmidt<br />
anlässlich des Weltgesundheitstages 2003 „Gesunde <strong>Umwelt</strong> – Gesunde <strong>Kinder</strong>“<br />
Passivrauchbelastung –<br />
<strong>das</strong> <strong><strong>Kinder</strong>umweltthema</strong> <strong>Nr</strong>. 1<br />
Sehr geehrte Frau Bundesministerin,<br />
seit Jahrzehnten verhindern in Deutschland<br />
die verantwortlichen Regierungen<br />
und die jeweilige Mehrheit der in den<br />
Bundestag gewählten Parlamentarierinnen<br />
und Parlamentarier eine wirksame Tabakkontrollpolitik<br />
– mit gravierenden Folgen:<br />
Tabakrauch mit mehreren tausend Substanzen<br />
ist der bedeutendste und gefährlichste<br />
Schadstoff in Innenräumen. Fast 50<br />
Prozent aller <strong>Kinder</strong> in Deutschland wachsen<br />
in Haushalten auf, in denen geraucht<br />
wird. Unter Berücksichtigung der Anzahl<br />
der betroffenen ca. 7,5 Millionen <strong>Kinder</strong><br />
unter 15 Jahren sowie der gesundheitlichen<br />
Auswirkungen stellt <strong>das</strong> Passivrauchen<br />
im Vergleich zu allen anderen <strong>Umwelt</strong>schadstoffen<br />
die stärkste Belastung für<br />
<strong>Kinder</strong> dar. Nach eindeutigem epidemiologischem<br />
Kenntnisstand könnte z.B. die<br />
Zahl der an plötzlichem Kindstod gestorbenen<br />
Säuglinge um weitere 200 pro Jahr<br />
vermindert werden! Ferner ließe sich die<br />
Zahl der Asthmaerkrankungen bei <strong>Kinder</strong>n<br />
alleine durch Passivrauchvermeidung<br />
verringern, die der Asthmaanfälle<br />
um fast 50 Prozent reduzieren! Darüber<br />
hinaus sinkt weiterhin <strong>das</strong> Einstiegsalter<br />
in <strong>das</strong> aktive Rauchen, insbesondere bei<br />
Frauen. Dies hat zur Konsequenz, <strong>das</strong>s sogar<br />
20 Prozent aller Schwangeren und<br />
Mütter von Kleinkindern Raucherinnen<br />
sind.<br />
Eine Fortsetzung der bisherigen<br />
Politik belastet folglich in hohem<br />
Maße die <strong>Gesundheit</strong> der Bevölkerung<br />
und unser Sozialsystem!<br />
Das Netzwerk <strong>Kinder</strong>gesundheit und<br />
<strong>Umwelt</strong> fordert Sie anlässlich des Weltgesundheitstages<br />
2003 “Gesunde <strong>Umwelt</strong> –<br />
Gesunde <strong>Kinder</strong>” auf, sofort ein sichtbares<br />
Zeichen zu setzen und einen Notstandsplan<br />
zur Tabakprävention auszurufen, wie<br />
er angesichts einer Epidemie (WHO,<br />
Brundtland) mit über 110.000 Toten pro<br />
Jahr allein in Deutschland überfällig ist.<br />
Schon heute kann mit der Umsetzung der<br />
folgenden fünf Sofortmaßnahmen begonnen<br />
werden:<br />
1. Sofortige Kündigung der skandalösen<br />
Vereinbarung vom 20. März 2002 zwischen<br />
Ihnen, Frau Schmidt, als Mitglied<br />
der Bundesregierung und dem Verband<br />
der Zigarettenindustrie.<br />
Begründung: Der Handlungsspielraum<br />
der Bundesregierung als Geldempfänger<br />
wird direkt oder indirekt eingeengt.<br />
Die Industrie kann und muss ihre Verantwortung<br />
alleine tragen.<br />
2. Uneingeschränkte und zügige Umsetzung<br />
aller Maßnahmen, die der Sachverständigenrat<br />
für die konzertierte Aktion<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen in seinem<br />
Gutachten 2000/01 erarbeitet hat, sowie<br />
der Handlungsempfehlungen für ei-
ne wirksame Tabakkontrollpolitik<br />
in Deutschland des Deutschen<br />
Krebsforschungszentrums<br />
Heidelberg.<br />
3. Die verbindliche Festschreibung<br />
eines Tabakkontrollprogramms<br />
mit ausdrücklichem Nichtraucherschutz<br />
im zukünftigen Präventionsgesetz.<br />
4. Verbindliche Festschreibung<br />
konkreter Maßnahmen und Ziele<br />
der Tabakkontrollpolitik in<br />
dem für einen Zeitraum von zehn<br />
Jahren als Gesamtstrategie angelegten<br />
Aktionsplan „Drogen und<br />
Sucht“ unter Einbeziehung des<br />
<strong>Gesundheit</strong>sziels: „Tabakkonsum<br />
reduzieren!“<br />
5. Vorbehaltlose Zustimmung und<br />
Mitzeichnung der Anti-Tabak-<br />
Konvention der WHO im Einklang<br />
mit sämtlichen europäischen<br />
Nachbarländern sowie bedingungslose<br />
Unterstützung aller<br />
Maßnahmen der Europäischen<br />
Union zur Tabakprävention.<br />
Prof. Dr. Thomas Hartmann<br />
Hochschule Magdeburg-Stendal<br />
(FH) (v.i.S.d.P.)<br />
Dr. med. Stefan Boese-O’Reilly<br />
Ökologischer Ärztebund e.V.<br />
Dr. med. Thomas Lob-Corzilius<br />
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie<br />
und <strong>Umwelt</strong>medizin (GPA)<br />
KINDER<br />
UMWELT<br />
Pockenimpfung –<br />
ein besonderes Risiko<br />
für Allergiker?<br />
Sabine Schmidt, <strong>Kinder</strong>umwelt gGmbH, Osnabrück<br />
Die <strong>Kinder</strong>umwelt erhielt besorgte Anfragen<br />
zum Thema Pockenimpfung:<br />
„Aufgrund von Pressemeldungen<br />
über flächendeckende Impfungen gegen<br />
Pocken (die hoffentlich nie stattfinden<br />
müssen) stellt sich die Frage, wie sich<br />
Eltern bzw. <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, die<br />
wegen ihrer Allergien oder Neurodermitis<br />
bisher nicht gegen Pocken geimpft<br />
wurden, im Falle von Massenimpfungen<br />
verhalten sollen.“<br />
Solche Anfragen kommen sicherlich<br />
auch in den <strong>Kinder</strong>arztpraxen vor, deshalb<br />
einige Hintergrundinformationen dazu.<br />
Neue Gefährdung durch Pocken?<br />
Seit 1979 gilt die Welt als pockenfrei<br />
und die allgemeine Pockenimpfpflicht<br />
konnte aufgehoben werden. Die Sorge vor<br />
terroristischen Angriffen – vor allem nach<br />
den Anschlägen des 11. September 2001<br />
– ließ jedoch, ausgehend von den USA,<br />
auch Diskussionen über <strong>das</strong> Risiko von<br />
Anschlägen mit Pockenviren aufkommen.<br />
Die Bundesregierung hat zusammen<br />
mit den Bundesländern eine Strategie für<br />
den Schutz der Bevölkerung entwickelt.<br />
� In der Phase 1 (allgemeine Schutzmaßnahme)<br />
erfolgt eine Bevorratung<br />
mit Pocken-Impfdosen (100 Millionen<br />
Dosen bis Ende September 2003). Eine<br />
freiwillige Impfung von Ärzten, die später<br />
als Impfärzte arbeiten sollen, ist<br />
möglich.<br />
� In der Phase 2, wenn es weltweit erstmals<br />
wieder einen Pockenfall geben<br />
sollte, ist die Impfung von medizinischem<br />
Personal und Ersthelfern in aus-<br />
gewählten Berufsgruppen vorgesehen.<br />
� In der Phase 3, wenn es einen ersten<br />
Pockenfall in Deutschland gibt, wird<br />
� bei nur einem Fall eine Riegelungsimpfung<br />
durchgeführt und<br />
� bei mehreren Erkrankten ggf. auch<br />
eine Massenimpfung in Erwägung<br />
gezogen.<br />
Entsprechend der Phase 1, also als allgemeine<br />
Schutzmaßnahme, sind in den<br />
öffentlichen <strong>Gesundheit</strong>sdiensten mittlerweile<br />
sehr gute Informationsaktionen und<br />
Schulungen durchgeführt worden und es<br />
gibt eine Fülle von Materialien, die als<br />
Hintergrundinformation zum Thema Pocken,<br />
Pockenerkennung, Pockenimpfung,<br />
Hygiene und Isolationsmaßnahmen<br />
zur Verfügung stehen (Beispiele siehe<br />
Linkliste).<br />
Einstieg in <strong>das</strong> Thema können die Seiten<br />
des Robert-Koch-Instituts sein (www.rki.<br />
de/gesund/gesund-bt.htm). Dort findet<br />
sich auch eine Zusammenstellung von Antworten<br />
auf häufig gestellte Fragen zum<br />
Thema Pocken: www.rki.de/infekt/bioter<br />
ror/pockenfaq.pdf. Diese Fragen und Antworten<br />
können für die Beratung von Eltern<br />
in der Praxis sinnvoll eingesetzt werden.<br />
Eine kritische Stellungnahme zur vorsorglichen<br />
Pocken-Impfung von <strong>Kinder</strong>n<br />
ist im April-Heft der Zeitschrift „Der <strong>Kinder</strong>-<br />
und Jugendarzt“ erschienen [1].<br />
Risiken und<br />
Kontraindikationen für<br />
die Pockenimpfung<br />
Es bestehen eine Reihe von sehr weit<br />
gefassten strengen Kontraindikationen ge-<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 27
gen die Pockenimpfung<br />
[2], die allerdings in den<br />
Phasen 2 und 3 individuell<br />
angepasst und im Einzelfall<br />
abgewogen werden<br />
müssen. Die Impfung<br />
ist kontraindiziert bei<br />
Impflingen oder engen<br />
Kontaktpersonen mit:<br />
� schwerer angeborener<br />
oder erworbener Immundefizienz,<br />
� HIV-Infektionen,<br />
� Immunsuppression<br />
unterschiedlicher Ursachen,<br />
� Ekzemen (Neurodermitis,Kontaktekzemen)<br />
und Hauterkrankungen,<br />
die mit offe-<br />
nen Hautstellen und Hautdefekten einhergehen,<br />
sowie<br />
� Schwangerschaft.<br />
Das besondere Risiko für Impflinge und<br />
Kontaktpersonen mit Hauterkrankungen<br />
besteht in der Gefahr der generalisierten<br />
Aussaat bzw. der ungewollten Übertragung<br />
der Impfviren auf Kontaktpersonen durch<br />
die gestörte Schutzbarriere der Haut.<br />
Die Impfung ist außerdem kontraindiziert<br />
bei:<br />
� Impflingen mit Allergien gegen Impfstoffbestandteile,<br />
� Stillenden,<br />
� Patienten unter 18 Jahren und<br />
� Patienten mit topischer Steroidbehandlung<br />
der Augen.<br />
Die Erfahrungen aus der Zeit der allgemeinen<br />
Pockenimpfung zeigen, <strong>das</strong>s mit<br />
einer großen Zahl vorübergehend oder<br />
bleibend Impfgeschädigter sowie mit ein<br />
bis zwei impfbedingten Todesfällen auf eine<br />
Millionen Geimpfte gerechnet werden<br />
muss [1]. In den USA, wo bisher ca.<br />
26.000 Ärzte, Schwestern und Sanitäter<br />
geimpft wurden, sind bereits zwei Todesfälle<br />
wahrscheinlich aufgrund kardialer<br />
Komplikationen bekannt geworden [3].<br />
Besonderes Risiko für Allergiker<br />
Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts<br />
[telefonische Auskunft] sind zurzeit<br />
zwei Impfstoffe in der Bevorratung:<br />
28 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
KINDER<br />
© Baxter/Bezard<br />
� Ein älterer Impfstoff, der auf Schafhaut<br />
gezüchtet wurde und sonst keine allergologisch<br />
bedeutsamen Inhaltsstoffe<br />
enthält, und<br />
� ein Impfstoff neuerer Generation, der<br />
auf hühnerembryonalen Zellkulturen<br />
angezüchtet wird und zusätzlich Gentamycin<br />
enthält.<br />
Dies begründet für den neueren Impfstoff<br />
ein zusätzliches Risiko für Menschen<br />
mit Allergien gegen Hühnereiweiß und<br />
Gentamycin.<br />
Abschließende Bewertung<br />
Die WHO, die American Academy of<br />
Pediatrics und auch <strong>das</strong> Robert-Koch-<br />
Institut weisen ausdrücklich darauf hin,<br />
<strong>das</strong>s Massenimpfungen ganzer Populationen<br />
mit Pockenimpfstoff nach wie vor<br />
Literatur<br />
1. Helwig H (2003): Keine vorsorgliche<br />
Pocken-Impfung von <strong>Kinder</strong>n. <strong>Kinder</strong>- und<br />
Jugendarzt 4/2003: 290-291.<br />
2. Department of health and human services,<br />
Centers for Disease Control and Prevention<br />
(2003): Smallpox Vaccination and Adverse<br />
Reactions Guidance for Clinicians. Morbidity<br />
and Mortality Weekly Report, Recommendations<br />
and Reports, Vol. 52 (Febr. 21) No.<br />
RR-4.<br />
2. www.aerzteblatt.de, Rubrik Aktuelles,<br />
28.3.2003: Zweiter Todesfall nach Pockenschutzimpfung?<br />
Kritik an Impfkampagne.<br />
UMWELT<br />
Auch die Pockenimpfstoffe der neuesten Generation sollten nur im äußersten Notfall an Personen<br />
mit Neurodermitis oder offenen Ekzemen verabreicht werden.<br />
nicht empfohlen werden<br />
und <strong>das</strong>s keine Fakten<br />
existieren, die eine Änderung<br />
der zurzeit gültigenPockenimpfstrategie<br />
erforderlich machen<br />
[1].<br />
Ein zugelassener Impfstoff<br />
für vorsorgliche<br />
Impfungen außerhalb<br />
von Katastrophenschutzplänen<br />
steht nicht zur<br />
Verfügung. Vorsorgliche<br />
Impfungen sind deshalb<br />
nicht möglich und in der<br />
Nutzen-Risiko-Abwägung<br />
auch nicht zu empfehlen.<br />
Falls es notwendig werden<br />
sollte, eine Stufe 2<br />
oder 3 auszurufen, wird<br />
man gezielt im Einzelfall über Kontraindikationen<br />
und Risiken entscheiden<br />
müssen.<br />
Die Pockenimpfung bedeutet für alle<br />
Geimpften ein erhöhtes Komplikationsrisiko.<br />
Patienten mit Neurodermitis und<br />
offenen Ekzemen würden, da hier eine<br />
Kontraindikation besteht, sicherlich nur<br />
im äußersten Notfall geimpft. Das zusätzliche<br />
Risiko für Hühnerei- und Gentamycin-<br />
Allergiker ist im Vergleich zu den sonstigen<br />
Risiken als gering einzuschätzen.<br />
Dr. med. Sabine Schmidt<br />
<strong>Kinder</strong>umwelt gGmbH<br />
Westerbreite 7. 49084 Osnabrück<br />
Tel.: 0541-9778-900,<br />
Fax: 0541-9778-905<br />
E-Mail: sschmidt@uminfo.de<br />
Links<br />
WHO:<br />
http://www.who.int/emc/diseases/smallpox/faqsmallpox.html<br />
http://www.who.int/emc/diseases/smallpox/factsheet.html<br />
http://www.who.int/emc/diseases/smallpox/slideset/index.htm<br />
http://www.who.int/emc/diseases/smallpox/<br />
smallpoxrecognition.html<br />
http://www.who.int/wer/pdf/2001/wer7644.pdf<br />
Centers for Disease Control and Prevention (CDC):<br />
http://www.bt.cdc.gov/agent/smallpox/index.asp<br />
Robert-Koch- Institut:<br />
http://www.rki.de/gesund/gesund-bt.htm
Clemens von Pirquet prägte den Begriff „Allergie“<br />
Ein Jahrhundert der Allergologie<br />
Sind Allergien ein Werk des 20. Jahrhunderts?<br />
Zwar ist die Prävalenz allergischer<br />
Erkrankungen in den vergangenen<br />
Jahrzehnten deutlich angestiegen; Asthma,<br />
Heuschnupfen und Neurodermitis traten<br />
aber auch schon in früheren Zeiten auf.<br />
Medizinhistoriker würden die Eingangsfrage<br />
dennoch bejahen: Es war nämlich<br />
vor gerade einmal hundert Jahren, als der<br />
österreichische <strong>Kinder</strong>arzt Clemens von<br />
Pirquet den Mechanismus der allergischen<br />
Reaktion erkannte und den Begriff<br />
„Allergie“ prägte.<br />
Von der Idiosynkrasie...<br />
Dass allergische Erkrankungen keine<br />
Produkte der Neuzeit sind, zeigen Überlieferungen,<br />
die bis in die Antike zurückreichen:<br />
So soll der ägyptische Pharao Menes<br />
um 3000 v. Chr. infolge eines Schocks<br />
nach einem Wespenstich gestorben sein.<br />
Bei Britannicus, dem Sohn des römischen<br />
Kaisers Claudius, rief der Kontakt mit Pferden<br />
Hautausschläge und Augenschwellungen<br />
hervor, so <strong>das</strong>s die Ehre, an der Spitze<br />
der jungen Patrizier zu reiten, seinem<br />
Adoptivbruder Nero zufiel.<br />
Waren Überempfindlichkeitsreaktionen<br />
also schon in Altertum bekannt, blieben<br />
ihre Ursachen doch lange rätselhaft. Bis in<br />
die Neuzeit erklärten Ärzte entsprechende<br />
Erkrankungen mit einer anormalen Mischung<br />
der Körpersäfte, einer so genannten<br />
Idiosynkrasie. Der Zusammenhang<br />
zwischen auslösender Substanz, klinischer<br />
Reaktion und Krankheitsbild wurde erst<br />
spät entdeckt: Es war um 1870, als es dem<br />
englischen Arzt Charles Blackley gelang,<br />
im Selbstversuch die Pollenätiologie des<br />
Heufiebers nachzuweisen.<br />
... zur Allergie<br />
Die moderne Allergieforschung beginnt<br />
dann 1902 mit den französischen Medizinern<br />
Charles Richet und Paul Portier, die<br />
bei Tierversuchen die Anaphylaxie entdeckten.<br />
Ein Jahr später fand der Physiologe<br />
Maurice Arthus die örtliche Anaphylaxie<br />
als Reaktion auf ein subkutan eingespritztes<br />
Allergen.<br />
Zur selben Zeit erkannte der österreichische<br />
<strong>Kinder</strong>arzt Clemens von Pirquet,<br />
<strong>das</strong>s Patienten, die Injektionen mit Pferdeserum<br />
oder Pockenvakzinen erhalten<br />
hatten, bei weiteren Injektionen deutlich<br />
schnellere und heftigere Reaktionen zeigten.<br />
Pirquet folgerte, <strong>das</strong>s ein Organismus<br />
die Berührung mit einer körperfremden<br />
Substanz durch die Bildung von Gegenstoffen<br />
beantworte. Bei wiederholtem Kontakt<br />
mit der fremden Substanz erfolge eine<br />
Reaktion des Gegenstoffs mit der Substanz,<br />
was zu den gezeigten Krankheitserscheinungen<br />
führe.<br />
Für dieses Phänomen prägte Pirquet<br />
den Begriff „Allergie“, den er aus den griechischen<br />
Worten „allos“ (verändert) und<br />
„ergon“ (Reaktion) zusammensetzte. Der<br />
medizinischen Fachwelt wurde diese<br />
Wortschöpfung 1906 durch Pirquets richtungsweisenden<br />
Aufsatz „Allergie“ in der<br />
Münchener Medizinischen Wochenschrift<br />
bekannt. Der neue Begriff wurde schnell<br />
aufgegriffen und machte den Wiener <strong>Kinder</strong>arzt<br />
zu einem der Gründerväter der Allergologie.<br />
Clemens von Pirquet<br />
Clemens Freiherr von Pirquet, genauer<br />
Clemens Peter Pirquet von Cesenatico, war<br />
am 12. Mai 1874 in Hirschstetten bei Wien<br />
als Spross einer niederösterreichischen<br />
Adelsfamilie geboren worden. Nach Umwegen<br />
über Theologie und Philosophie<br />
studierte er Medizin in Wien, Königsberg<br />
und Graz, wo er 1900 promovierte.<br />
Im Anschluss an seine pädiatrische Ausbildung<br />
in Jena fand er eine Anstellung im<br />
St.-Anna-<strong>Kinder</strong>spital in Wien unter der<br />
Leitung von Theodor Escherich. Hier hatte<br />
er Freiraum für seine bakteriologischen<br />
und immunologischen Studien, die ihn –<br />
in Zusammenarbeit mit seinem ungarischen<br />
Kollegen Bela Schick – zur Entdeckung<br />
der allergischen Reaktion führten.<br />
1908 verließ Pirquet Wien, um den<br />
Lehrstuhl für <strong>Kinder</strong>heilkunde der John-<br />
Hopkins-University in Baltimore einzunehmen.<br />
Nur zwei Jahre später wechselte<br />
er nach Breslau. 1911 schließlich kehrte<br />
er als Nachfolger Escherichs nach Wien<br />
zurück, wo er Vorstand der neuen Universitäts-<strong>Kinder</strong>klinik<br />
im Allgemeinen<br />
Krankenhaus wurde. Seine weiteren Forschungen<br />
galten vor allem den Infektionskrankheiten<br />
und der Ernährungslehre.<br />
Er entwickelte den nach ihm benannten<br />
Tuberkulintest und machte sich am Ende<br />
des Ersten Weltkriegs um die <strong>Kinder</strong>speisung<br />
in Österreich verdient.<br />
Am 28. Februar 1929 schied Clemens<br />
Freiherr von Pirquet gemeinsam mit seiner<br />
Frau freiwillig aus dem Leben.<br />
In Erinnerung an die Entdeckung der<br />
allergischen Reaktion vor hundert Jahren<br />
drucken wir auf den folgenden Seiten Clemens<br />
von Pirquets Aufsatz „Allergie“ aus<br />
der Münchener Medizinischen Wochenschrift<br />
1906, 53 (29), sowie ein Porträt<br />
des Mediziners, <strong>das</strong> 1929 in der Reihe<br />
„Galerie hervorragender Ärzte und Naturfoscher“,<br />
ebenfalls in der MMW, erschienen<br />
ist. Für die Genehmigung zum Abdruck<br />
danken wir dem Verlag Urban & Vogel,<br />
München.<br />
Quellen<br />
1. The History of Allergy. Auckland Allergy Clinic, www.<br />
allergyclinic.co.nz/guides/39.html (Dezember 2001)<br />
2. Krebs H: Allergie – Krankheit der Gegenwart und<br />
Zukunft. www.phoenix-laboratorium.de/xthema04.htm<br />
3. Clemens Peter Pirquet von Cesenatico. www.who<br />
namedit.com/doctor.cfm/2382.html<br />
4. Clemens Freiherr von Pirquet. Verein für Sozialgeschichte<br />
der Medizin, Universität Wien, www.univie.<br />
ac.at/sozialgeschichte-medizin/noframes/clemens.<br />
html (2001)<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 29
24.<br />
30 Pädiatrische Allergologie 2/03
2/03 Pädiatrische Allergologie 31
Asthma bronchiale bei <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen<br />
K. Paul (Hrsg.)<br />
Gebunden, 298 S., 75 Abb., 97 Tab.;<br />
Wissensch. Verlagsgesellschaft Stuttgart 2003,<br />
ISBN 3-8047-1910-4; € 76,–, SFr 121,60<br />
Dieses Buch erfüllt vollständig den eigenen Anspruch<br />
der Autoren: Es vermittelt den neuesten<br />
wissenschaftlichen Stand … in kurzen prägnanten<br />
Texten … mit kritischen Stellungnahmen …<br />
für alle Ärzte (auch in Ausbildung), die <strong>Kinder</strong><br />
(und Jugendliche) mit<br />
Asthma diagnostizieren,<br />
führen und mitbehandeln.<br />
Der Arzt in Ausbildung<br />
wird besonders profitieren<br />
von den gezielten<br />
Hinweisen zur klinischen<br />
Diagnostik,<br />
zur Durchführung der<br />
Lungenfunktion und<br />
anderer diagnostischer<br />
Verfahren sowie<br />
von der Charakterisierung<br />
der einzelnen<br />
Asthmamedikamente<br />
einschließlich der Inhalationstherapien. Insbesondere<br />
die vergleichende Bewertung der einzelnen<br />
Parameter und die praxisrelevanten Hinweise auf<br />
übliche Fallstricke unterscheiden dieses Buch positiv<br />
von anderen Lehrbüchern, die Wissen eher<br />
aufzählend und theoriebetont vermitteln.<br />
Zahlreiche erfreulich klare Abbildungen und Tabellen<br />
fügen konkrete Informationen hinzu und<br />
ermöglichen dadurch überschaubare Texte, die<br />
selbst komplexe Inhalte vermitteln, ohne zu verwirren<br />
oder zu ermüden. So gelingt es dem erfahrenen<br />
<strong>Kinder</strong>pneumologen, den gegenwärtigen<br />
Erkenntnisstand und die noch ungelösten<br />
Fragen der aktuellen Asthmaforschung rasch zu<br />
erfassen: Neues aus der Epidemiologie, Genetik<br />
und Mediatorenforschung findet sich ebenso wie<br />
die aktuelle Diskussion zu Remodelling und<br />
eventuell präventiven Maßnahmen. Wer sein diagnostisches<br />
Spektrum durch die Messung des<br />
ausgeatmeten NO, die Sputuminduktion oder die<br />
BAL erweitern möchte, findet hierzu konkrete<br />
Stellungnahmen.<br />
Die psychosoziale und ökonomische Bedeutung<br />
des Asthmas wird gesondert beschrieben und<br />
auch hier wiederum mit für die Praxis sehr hilfreichen<br />
tabellarischen Zusammenstellungen, sei es<br />
zur Asthmaschulung, zum Notfallplan oder zu<br />
den Therapiekosten.<br />
Zusammenfassend kann man dem Herausgeber<br />
zu diesem Buch gratulieren. Es ist ihm gelungen,<br />
32 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
BÜCHER<br />
Neues vom Buchmarkt<br />
zahlreiche in der Praxis und Wissenschaft noch<br />
aktive Autoren zu gewinnen und ihr umfangreiches<br />
Wissen wie ihre praktische Erfahrung in eine<br />
Form zu bringen, die gerne gelesen werden wird.<br />
Jürgen Seidenberg, Oldenburg<br />
Asthma auf einen Blick<br />
C.P. Bauer, S. Rutsch<br />
Broschiert, 136 S., 41 Abb., 11 Diagramme;<br />
Blackwell Verlag Berlin/Wien 2003;<br />
ISBN 3-89412-525-X; € 34,95<br />
In ihrem Buch „Asthma auf einen Blick“ haben<br />
die Autoren die Besonderheiten des Krankheitsbildes<br />
vom Säugling bis hin zum Erwachsenen<br />
(fachübergreifend) klar gegliedert dargestellt.<br />
Nach einem kurzen, verständlichen Abriss über<br />
die pathologischen Vorgänge beim Asthma bis<br />
hin zum Remodelling werden die verschiedenen<br />
Asthmaformen bei <strong>Kinder</strong>n und Erwachsenen<br />
beschrieben. Die Diagnostik gibt einen Überblick<br />
über verschiedene Lungenfunktionsuntersuchungsverfahren,<br />
näher wird auf die NO-Messung<br />
und die Provokation durch körperliche Belastung<br />
eingegangen.<br />
Die heute möglichen therapeutischen Optionen<br />
werden besprochen, auch wenn durch den Wegfall<br />
der FCKW-haltigen Dosieraerosole <strong>das</strong> Kapitel<br />
der medikamentösen Therapie bereits wieder<br />
überarbeitet werden muss.<br />
Viele Fragen zur Therapie, die auch bei der<br />
Asthmaschulung auftauchen, werden kurz und<br />
klar beantwortet. Neben der Bedeutung des<br />
Sports wird auf die Patientenschulung, die<br />
Krankheitsbewältigung mit Berufsberatung und<br />
insbesondere auf die verschiedenen Möglichkeiten<br />
der Prävention eingegangen. Ein Extrakapitel<br />
beschäftigt sich mit Asthma, Schwangerschaft<br />
und Stillzeit. Im Anhang werden wichtige Hinweise<br />
auf die gängigen Asthmamedikamente (durch<br />
<strong>das</strong> FCKW-<br />
Verbot nicht<br />
mehr ganz<br />
aktuell) und<br />
Inhalationssysteme<br />
mit<br />
praktischen<br />
Anwendungengegeben.Erstmalig<br />
liegt hier<br />
ein Buch<br />
vor, <strong>das</strong> sowohl<br />
vom<br />
Pädiater,<br />
praktischen<br />
Arzt, Internisten und auch vom nicht-medizinischen<br />
Asthmatrainer gelesen werden sollte.<br />
Wolfgang Rebien, Hamburg<br />
Asthmatherapie bei <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen<br />
D. Berdel (Hrsg.)<br />
Gebunden, 140 S., 56 Abb., 22 Tab.;<br />
UNI-MED Verlag Bremen 2002;<br />
ISBN 3-89599-572-X; € 44,80<br />
Da Asthma die häufigste chronische Erkrankung<br />
bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist, reicht <strong>das</strong><br />
Spektrum der Behandler vom <strong>Kinder</strong>- und Jugendarzt<br />
über den Internisten, Pneumologen bis<br />
hin zum praktischen Arzt und Allgemeinmediziner.<br />
Im Rahmen der Asthmaschulung sind Physiotherapeuten,<br />
<strong>Kinder</strong>krankenschwestern, Pädagogen,<br />
Psychologen und Sportmediziner in die<br />
Behandlung mit eingebunden. Ein Buch zu<br />
schreiben, welches alle Behandler gleichermaßen<br />
anspricht, ist fast<br />
nicht möglich. Der<br />
Herausgeber hat in<br />
seinem Buch „Asthmatherapie<br />
bei <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen“<br />
in neun Kapiteln<br />
von der Epidemiologie<br />
bis zur<br />
Compliance fast alle<br />
Aspekte des kindlichen<br />
Asthmas dargestellt.<br />
Über viele Jahre<br />
erfahrene Spezialisten<br />
haben sich der<br />
einzelnen Themen<br />
angenommen und<br />
insbesondere in den Kapiteln Epidemiologie und<br />
Prävention alle neuen Erkenntnisse dargestellt<br />
und mit aktuellster Literatur belegt. Das Kapitel<br />
Klinik und Diagnostik ist auch für denjenigen,<br />
der sich nur schnell orientieren möchte, übersichtlich<br />
und prägnant, wobei die in Tabelle 4.4<br />
genannten Allergene <strong>das</strong> im Normalfall sinnvoll<br />
zu untersuchende Spektrum bei weitem überschreiten.<br />
Das Therapiekapitel enthält einen<br />
ausführlichen Teil zur spezifischen Immuntherapie,<br />
der allen Kollegen, die asthmakranke Patienten<br />
behandeln, empfohlen werden kann, insbesondere<br />
im Hinblick auf die zurückhaltende<br />
Empfehlung der sublingualen Immuntherapie<br />
(SLIT). In der Therapie der schweren Allgemeinreaktion<br />
würde ich allerdings Adrenalin in einer<br />
Verdünnung von 1:10.000 empfehlen (Tab 5.2.)<br />
Die Pharmakotherapie des Asthmas ist <strong>das</strong>
Kernstück des Buches. Das Kapitel ist klassisch<br />
gegliedert (Controller – Reliever) und<br />
vermittelt zu jeder Substanz ausreichend<br />
theoretischen Hintergrund zu Wirksamkeit<br />
und Nebenwirkungen und bezieht differenziert<br />
Stellung zur klinischen Anwendung. Eine<br />
Vielzahl von Abbildungen, die man sich im<br />
Layout manchmal etwas abwechslungsreicher<br />
wünschen würde, lockern den Text auf.<br />
Die 16 Tabellen sind äußerst hilfreich zur<br />
schnellen Orientierung. Allerdings ist Fluticason<br />
erst ab 4 Jahren zugelassen (Tab. 5.9).<br />
Die Kapitel Schulung, Sport und Compliance<br />
Sehr geehrte Kolleginnen,<br />
werte Kollegen,<br />
sind erfreulich praxisnah und lebendig geschrieben<br />
und für jeden Asthmatherapeuten<br />
ein Muss. Das Wort Rehabilitation taucht allerdings<br />
nicht einmal auf.<br />
Die großen Vorteile dieses Buches sind seine<br />
Aktualität, seine Orientierung an möglichst<br />
hoher Evidenz der Empfehlungen und seine<br />
Übersichtlichkeit durch die klare Gliederung<br />
der Kapitel. Jeder <strong>Kinder</strong>- und Jugendarzt, jeder<br />
Pneumologe sollte dieses Buch gelesen<br />
haben, für alle anderen Therapeuten ist es<br />
fast zu umfangreich.<br />
Ernst Rietschel, Köln<br />
6. Jahrestagung der GPA in Dresden<br />
die 6. Jahrestagung der Gesellschaft für<br />
Pädiatrische Allergologie und <strong>Umwelt</strong>medizin<br />
e.V. findet vom 29. bis 31. August<br />
2003 in Dresden statt.<br />
Auf diesem Wege möchten wir alle an der<br />
pädiatrischen Allergologie Interessierten<br />
sehr herzlich einladen. Vorträge und Industrieausstellung<br />
finden im Hörsaal-Zentrum<br />
der TU statt, Zimmer sind in Hotels<br />
im Zentrum der Stadt reserviert.<br />
Allergie-Kongress Aachen 2004<br />
Im kommenden Jahr<br />
wird erstmals ein bundesweiterAllergiekongress<br />
stattfinden, den<br />
die drei Fachgesellschaften<br />
Deutsche Gesellschaft<br />
für Allergologie<br />
und klinische Immunologie<br />
(DGAI), Ärzteverband<br />
Deutscher Allergologen<br />
(ÄDA) und Gesellschaft<br />
für Pädiatrische<br />
Allergologie und <strong>Umwelt</strong>medizin<br />
(GPA) gemeinsam<br />
ausrichten.<br />
Vom 15. bis 19. September<br />
soll der Allergie-Kongress<br />
Aachen 2004 dem<br />
nationalen wissenschaftlichen Austausch,<br />
aber auch der Fort- und Weiterbildung dienen.<br />
Postersitzungen, Kurzvorträge, Plenen, Keynote<br />
Lectures, Workshops und Symposien<br />
sind in Vorbereitung. Daneben findet während<br />
des Kongresses ganztägig ein Fortbildungsprogramm<br />
für Mitarbeiter aus den Bereichen<br />
Praxis, Krankenpflege, Ernährungsberatung,<br />
Das wissenschaftliche Programm widmet<br />
sich folgenden Hauptthemen:<br />
� Sublinguale Immuntherapie<br />
� Aspekte der Arzneimitteltherapie allergischer<br />
Erkrankungen<br />
� Allergie und Ernährungstherapie<br />
� <strong>Umwelt</strong>medizin – Nach der Jahrhundertflut<br />
� Allergien und Impfungen<br />
� Freie Themen (als Vortrag oder Poster)<br />
Prof. Dr. Wolfgang Leupold<br />
im Namen des Vorstandes der GPA<br />
psychosoziale Betreuung,<br />
Labor usw. statt.<br />
Am Sonntag, dem 19.<br />
September 2004, bildet<br />
der Aachener Allergie-Informationstag,<br />
der der Information<br />
der interessierten<br />
Öffentlichkeiten dienen<br />
soll, den Abschluss<br />
des Kongresses.<br />
Da die jeweilige bundesweite<br />
Jahrestagung der<br />
GPA alternierend von einer<br />
der vier pädiatrischallergologischenArbeitsgemeinschaftenausgerichtet<br />
wird, freuen sich<br />
die Mitglieder der Westdeutschen<br />
Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische<br />
Allergologie (WAPA) und <strong>das</strong> lokale<br />
Organisationskomitee, 2004 nach Aachen einladen<br />
zu können.<br />
Herzlich willkommen zum Allergie-Kongress<br />
Aachen 2004!<br />
Dr. Frank Friedrichs Prof. Dr. Hans Merk<br />
MAGAZIN<br />
tesa Protect Pollenschutzgitter<br />
erfolgreich getestet<br />
Hoffnung für Pollenallergiker, zumindest in den eigenen<br />
vier Wänden vor dem Blütenstaub geschützt zu<br />
sein, gibt <strong>das</strong> neue Pollenschutzgitter tesa Protect.<br />
Mit seiner speziell entwickelten Textilstruktur und<br />
ohne Zusatz chemischer Wirkstoffe verhindert es signifikant<br />
<strong>das</strong> Eindringen von Pollen in die Wohnung.<br />
Dies belegt auch ein Gutachten der Stiftung Deutscher<br />
Pollen-Informations-Dienst (PID), die <strong>das</strong> Pollenschutzgitter<br />
im vergangenen Jahr prüfte.<br />
Der Praxis-Test des PID lief von Februar bis Juli 2002<br />
und schloss sieben allergologisch bedeutsame Pollenarten<br />
– Hasel, Esche, Erle, Birke, Gräser, Eiche,<br />
Kiefer und Brennnessel – ein. Die Messungen zeigten,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Schutzgitter <strong>das</strong> Eindringen von Pollen<br />
signifikant um mindestens 87 Prozent verringern<br />
konnte. Sogar bei Brennnesselpollen, die zu den<br />
kleinsten allergologisch relevanten Pollen in Deutschland<br />
gehören, erreichte tesa Protect eine Reduzierung<br />
von 89,9 Prozent. Dabei konnte es seine<br />
Schutzwirkung selbst an Tagen mit massivem Pollenflug<br />
aufrechterhalten. Das vollständige Gutachten ist<br />
im Internet unter www.tesa.de abrufbar.<br />
Das tesa Protect Pollenschutzgitter wird in den<br />
Größen von 1,10 m x 1,30 m und 1,30 m x 1,50 m angeboten,<br />
kann aber auf jede beliebige Größe zugeschnitten<br />
werden. tesa Protect erhält man in Warenhäusern,<br />
Drogerien und Baumärkten.<br />
Übersichtstafel<br />
zu Pseudoallergien<br />
Beim Verzehr von Nahrungsmitteln können neben<br />
den klassischen IgE-vermittelten Allergien auch<br />
Pseudoallergien auftreten. Diese werden nicht nur<br />
durch Nahrungsmittel-Zusatzstoffe, die sog. E-Stoffe,<br />
ausgelöst. Auch Salicylate, biogene Amine, Benzoesäure<br />
oder Nickel können pseudoallergische Reaktionen<br />
hervorrufen. Sie kommen in Nahrungsmitteln<br />
natürlich vor oder entstehen im Zuge der Weiterverarbeitung,<br />
Haltbarmachung und Reifung. Diese Stoffe<br />
sind im Gegensatz zu den E-Stoffen auf den Nahrungsmitteln<br />
nicht deklariert und stellen damit eine<br />
versteckte Gefahr für Patienten mit einer Unverträglichkeit<br />
dar.<br />
Welche Nahrungsmittel sollen Patienten mit Überempfindlichkeiten<br />
gegen Salicylate, biogene Amine,<br />
Benzoesäure und Nickel meiden oder nur in reduzierten<br />
Mengen konsumieren? Dies sind wichtige Fragen<br />
für die Allergiediagnostik, -beratung und auch -prävention,<br />
denen sich Ärzte und Apotheker, aber auch<br />
betroffene Patienten immer wieder stellen müssen.<br />
Antwort gibt eine übersichtlichte Zusammenfassung<br />
aus dem Service-Angebot von Allergopharma. Zu erhalten<br />
ist diese Übersicht als praktisches Faltblatt direkt<br />
über die Allergopharma Joachim Ganzer KG<br />
(Hermann-Körner-Str. 52, 21465 Reinbek, Tel.: 040-<br />
72 765-143, Fax: 040-72 765-278) sowie im Internet<br />
unter www.allergopharma.de.<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 33
Liebe Eltern,<br />
die Häufigkeit von Allergien und Asthma<br />
bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen hat in<br />
den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen.<br />
Eine ungeheuer wichtige Aufgabe<br />
ist es daher, wirksame vorbeugende<br />
Strategien zu entwickeln und umzusetzen,<br />
um die Entstehung von Allergien<br />
und Asthma zu verhindern. Dieser Ratgeber<br />
will Sie darüber informieren, wie Sie<br />
<strong>das</strong> Allergie-Risiko bei Ihrem Kind von<br />
der Schwangerschaft an senken können<br />
(= primäre Allergieprävention).<br />
Welche <strong>Kinder</strong> sind<br />
allergiegefährdet?<br />
Das Risiko eines Neugeborenen, an<br />
einer Allergie oder an Asthma zu erkranken,<br />
hängt stark von der Allergiebelastung<br />
in seiner Familie ab. Ohne allergische<br />
Eltern oder Geschwister liegt dieses<br />
Risiko bei 5 bis 15 Prozent, bei zwei<br />
allergiekranken Elternteilen bei über 50<br />
Prozent. Im medizinischen Alltag durchführbare<br />
Tests (z.B. Gentests), welche<br />
die individuelle Risikoabschätzung für<br />
<strong>das</strong> einzelne Kind verbessern könnten,<br />
stehen bisher nicht zur Verfügung. Zielgruppe<br />
der primären Allergieprävention<br />
sind daher vor allem <strong>Kinder</strong>, deren Eltern<br />
oder Geschwister an allergischen Erkrankungen<br />
leiden.<br />
Wer sollte vorbeugen?<br />
Auch wenn (noch) keine allergischen<br />
Erkrankungen in der Familie bekannt<br />
sind, besteht ein Allergierisiko. Möglichst<br />
alle Familien sollten daher die mit geringem<br />
Aufwand durchzuführenden Maßnahmen<br />
wie <strong>das</strong> Stillen oder die Schaffung<br />
einer von Tabakrauch freien Umgebung<br />
ergreifen. Risikofamilien, in denen<br />
die Eltern oder Geschwister bereits an allergischen<br />
Erkrankungen leiden, sollten<br />
möglichst alle unten aufgeführten Empfehlungen<br />
umsetzen.<br />
ELTERN RATGEBER<br />
Allergievorbeugung<br />
Maßnahmen zur<br />
Allergie-Vorbeugung<br />
Generell gibt es zwei Ansätze, in <strong>das</strong> Geschehen<br />
der Allergie-Entstehung einzugreifen:<br />
� Die Vermeidung von <strong>Umwelt</strong>faktoren,<br />
die Allergien fördern (z.B. Meiden von<br />
Tabakrauch und Allergie-Auslösern).<br />
� Die Förderung von schützenden Faktoren,<br />
die Allergien entgegenwirken<br />
(z.B. Stillen).<br />
Das Aktionsbündnis Allergieprävention<br />
(abap) und die Gesellschaft für Pädiatrische<br />
Allergologie und <strong>Umwelt</strong>medizin<br />
(GPA) raten zu folgenden Maßnahmen:<br />
Empfehlungen zur<br />
Allergievorbeugung<br />
� Keine Tabakrauch-Belastung in und nach<br />
der Schwangerschaft<br />
� Mütterliche Diät und spezielle Meidung von<br />
Allergieauslösern in der Schwangerschaft<br />
nicht sinnvoll<br />
� Vier bis sechs Monate ausschließlich stillen<br />
� Mütterliche Diät zur Allergievorbeugung<br />
während der Stillzeit nicht empfohlen<br />
� Falls Stillen nicht möglich, Hydrolysatnahrung<br />
(nach Absprache mit dem <strong>Kinder</strong>- und<br />
Jugendarzt) in den ersten sechs Monaten<br />
� Beikost spät und schrittweise einführen<br />
� Eier, Nüsse und Fisch im 1. Lebensjahr<br />
meiden<br />
� Ungünstige Bedingungen für Hausstaubmilben<br />
und Schimmelpilze schaffen<br />
� Keine Haustiere in der Wohnung halten<br />
� Schonende Hautpflege<br />
� Keine allergisierenden Substanzen auf die<br />
Haut bringen<br />
� Empfohlene Schutzimpfungen durchführen<br />
Tab. 1<br />
Keine Tabakrauch-Belastung in<br />
und nach der Schwangerschaft<br />
Tabakrauch beeinträchtigt <strong>das</strong> Lungenwachstum<br />
und erhöht <strong>das</strong> Risiko für Allergien,<br />
Bronchitis, Asthma und den plötzlichen<br />
Kindstod. Das Kind darf während<br />
und nach der Schwangerschaft keinem Tabakrauch<br />
ausgesetzt werden, vor allem<br />
soll die schwangere Mutter nicht rauchen.<br />
Keine mütterliche Diät und keine<br />
spezielle Meidung von Allergie-<br />
Auslösern in der Schwangerschaft<br />
Die Schwangere sollte sich ausgewogen<br />
und vollwertig ernähren. Für den Nutzen<br />
einer allergenarmen Ernährung der Mutter<br />
in der Schwangerschaft (z.B. kuhmilch-<br />
oder hühnereiweiß-freie Kost) gibt<br />
es keine Hinweise. Da bei der Mutter und<br />
dem ungeborenen Kind eine Mangelernährung<br />
entstehen kann, muss eindeutig<br />
davon abgeraten werden, die Ernährung<br />
in der Schwangerschaft einseitig einzuschränken.<br />
Ausnahmen sind lediglich<br />
Mütter, die aufgrund ihrer eigenen allergischen<br />
Erkrankung eine Diät einhalten<br />
müssen. Auch für den Nutzen einer speziellen<br />
Meidung von Inhalationsallergenen<br />
(Milben, Tieren) in der Schwangerschaft<br />
gibt es keine sicheren Daten.<br />
Vier bis sechs Monate voll stillen<br />
Insbesondere <strong>Kinder</strong> aus allergiebelasteten<br />
Familien sollten vier bis sechs Monate<br />
voll gestillt werden. Wichtig ist eine<br />
gute Stillanleitung bereits in der Geburtsklinik.<br />
Das Neugeborene sollte möglichst<br />
früh (gleich nach der Geburt) und später<br />
häufig (sobald es hungrig ist) angelegt<br />
werden. Zunächst wird <strong>das</strong> Kind nur für<br />
einige Minuten angelegt, dann die Stilldauer<br />
langsam gesteigert. Sollte die Milch<br />
in den ersten Tagen nicht richtig fließen,<br />
darf nur eine Traubenzuckerlösung und<br />
kein Kuhmilch- oder Sojapräparat zugefüttert<br />
werden! Eine spezielle Diät der stillenden<br />
Mutter wird nur in Ausnahmefällen<br />
empfohlen und sollte mit dem <strong>Kinder</strong>und<br />
Jugendarzt abgesprochen werden.<br />
Alternativen zur Muttermilch: Falls<br />
trotz aller Anstrengung ein ausschließliches<br />
Stillen nicht möglich ist, sollte in den<br />
ersten sechs Monaten eine so genannte<br />
Hydrolysatnahrung zugefüttert werden. In<br />
diesen Nahrungen ist <strong>das</strong> Eiweiß in klei-<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 35
nere Bausteine gespalten, die nicht mehr<br />
so stark allergie-auslösend wirken. Am<br />
stärksten gespalten sind die starken<br />
Hydrolysatnahrungen (z.B. Alfaré ® , Nutramigen<br />
® , Pregestimil ® , Pregomin ® ).<br />
Die hypoallergenen Säuglingsnahrungen<br />
(H.A.-Nahrungen wie Aptamil H.A. ® , Beba<br />
H.A. ® , Hipp H.A. ® , Humana H.A. ® ) enthalten<br />
noch etwas größere Eiweißbestandteile.<br />
Welche Hydrolysatnahrung den<br />
besten Effekt hat, wird noch kontrovers<br />
diskutiert und ist auch Gegenstand der<br />
laufenden GINI-Studie. Bei Vorliegen einer<br />
Neurodermitis in der Familie zeigte in den<br />
bisherigen Ergebnissen ein starkes Hydrolysat<br />
(Nutramigen ® ) den besten vorbeugenden<br />
Effekt zur Verhinderung eines<br />
Ekzems. Nachteil der starken Hydrolysate<br />
ist ihr hoher Preis. Besprechen Sie die<br />
Auswahl der Hydrolysatnahrung mit Ihrem<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugendarzt. Als Muttermilchersatz<br />
ungeeignet sind Ziegen- oder Stutenmilch.<br />
Ab dem siebten Monat können bei <strong>Kinder</strong>n<br />
mit geringem Allergierisiko teiladaptierte<br />
Säuglingsnahrungen und Breie auf<br />
Kuhmilchbasis verwendet werden. Bei<br />
Hochrisikokindern (Mutter Neurodermitis,<br />
beide Eltern oder zwei Familienmitglieder<br />
ersten Grades betroffen) kann die<br />
Gabe einer Hydrolysatnahrung über die<br />
ersten sechs Monate hinaus sinnvoll sein.<br />
Abb. 1: So nicht! Besteht bei einem Kind ein erhöhtes Allergierisiko,<br />
sollten Haustiere und Teppiche aus der Wohnung<br />
entfernt werden. Das Rauchen verbietet sich von selbst.<br />
36 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
ELTERN RATGEBER<br />
Beikost spät und schrittweise<br />
einführen<br />
Je später der Kontakt mit potenziell<br />
allergie-auslösenden Nahrungsmitteln erfolgt,<br />
desto geringer ist <strong>das</strong> Risiko einer<br />
Bildung von Allergie-Antikörpern (= Sensibilisierung).<br />
Mit Beikost daher erst nach<br />
vier, besser nach sechs Monaten beginnen.<br />
Schrittweise ein neues Nahrungsmittel pro<br />
Woche einführen (z.B. Beginn mit Karotten,<br />
dann Kartoffeln, dann Brokkoli). Eier,<br />
Nüsse und Fisch im ersten Lebensjahr<br />
meiden, da diese besonders häufig Allergien<br />
auslösen. Insbesondere Nüsse und Ei<br />
können in vielen Nahrungsmitteln versteckt<br />
sein! Entgegen der landläufigen<br />
Meinung sind Karotten-Allergien bei <strong>Kinder</strong>n<br />
sehr selten. Die meisten Hersteller<br />
von Säuglingsnahrungen haben Gläschenkost<br />
für allergiegefährdete Säuglinge besonders<br />
gekennzeichnet.<br />
Ungünstige Bedingungen<br />
für Hausstaubmilben und<br />
Schimmelpilze schaffen<br />
Vor allem im Schlafbereich sollte ein für<br />
Milben und Schimmelpilze ungünstiges<br />
Klima geschaffen werden (z.B. wischbare<br />
Böden, regelmäßiges Stoßlüften, waschbares<br />
Bettzeug, bei hohem Allergierisiko<br />
evtl. milbendichte Matratzenüberzüge,<br />
keine Felle ins Bett, Anzahl der Kuscheltiere<br />
begrenzen, keine Staubfänger<br />
wie schwere Vorhänge). Eine ausreichende<br />
Lüftung führt auch zu einer<br />
geringeren Belastung des Innenraums<br />
mit anderen Luftschadstoffen.<br />
Keine Haustiere<br />
Der Einfluss von Haustieren auf<br />
die Entstehung von Allergien wird<br />
zurzeit kontrovers diskutiert. Nach<br />
heutigem Kenntnisstand haben Haustiere<br />
in der Wohnung für Hochrisikokinder<br />
eindeutig mehr Nachteile<br />
als Vorteile. Schaffen Sie daher keine<br />
neuen Fell oder Federn tragenden<br />
Haustiere wie Katzen, Hamster oder<br />
Vögel an. Das Verbleiben eines bereits<br />
vorhandenen Haustieres in der<br />
Wohnung ist in Abhängigkeit vom familiären<br />
Risiko unter Umständen zu<br />
vertreten.<br />
Schonende Hautpflege<br />
Auch über die Haut ist <strong>das</strong> Kind einer<br />
Vielzahl von Reizstoffen und Allergieauslösern<br />
ausgesetzt. Die Schutzfunktion der<br />
kindlichen Haut ist noch schwächer ausgebildet<br />
als bei Erwachsenen. Für die Hautreinigung<br />
reicht oft klares Wasser. Nur bei<br />
gröberen Verschmutzungen eine milde Babyseife<br />
oder ein Syndet verwenden.<br />
Keine allergisierenden Substanzen<br />
auf die Haut bringen<br />
Beurteilen Sie die Qualität einer Seife<br />
oder Creme nicht danach, wie stark sie<br />
duftet. Jeder zugesetzte Duftstoff erhöht<br />
<strong>das</strong> Allergierisiko. Bei trockener Haut zur<br />
Rückfettung Präparate ohne Duft- und<br />
Konservierungsstoffe verwenden. Auch<br />
frühes Ohrlochstechen oder <strong>das</strong> Tragen<br />
von Modeschmuck erhöhen <strong>das</strong> Risiko für<br />
eine Kontaktallergie z.B. gegen Nickel.<br />
Empfohlene Schutzimpfungen<br />
durchführen<br />
Auch bei allergiegefährdeten <strong>Kinder</strong>n<br />
sollten die von der Ständigen Impfkommission<br />
(STIKO) empfohlenen Impfungen<br />
durchgeführt werden. Mehrere große Untersuchungen<br />
haben gezeigt, <strong>das</strong>s Schutzimpfungen<br />
die Allergierate nicht erhöhen!<br />
Ausblick<br />
Ein wirksamer Schutzfaktor vor Allergien<br />
könnten Probiotika sein – Darmbakterien,<br />
welche die Darmflora günstig beeinflussen<br />
und dadurch möglicherweise<br />
<strong>das</strong> Allergierisiko senken. Die ersten Untersuchungen<br />
zeigen ermutigende Ergebnisse.<br />
Für die allgemeine Empfehlung der<br />
Einnahme von Probiotika sind die bisher<br />
vorliegenden Forschungsergebnisse aber<br />
noch nicht ausreichend.<br />
Weitere Informationen zur Vorbeugung<br />
von Allergien und Asthma finden Sie auch<br />
im Internet unter:<br />
� www.pina-infoline.de (Präventionsund<br />
Informationsnetzwerk Allergie/<br />
Asthma e.V.)<br />
� www.bzga.de (Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung)<br />
Dr. Peter J. Fischer<br />
Schwäbisch Gmünd
Am Freitag, den 4. Juli 2003, wird nach etwas<br />
mehr als zweijähriger Bauzeit die neue <strong>Kinder</strong>klinik<br />
des Klinikums Oldenburg eingeweiht. Das<br />
neue Elisabeth-<strong>Kinder</strong>krankenhaus verfügt<br />
Der Neubau des Elisabeth-<strong>Kinder</strong>krankenhauses<br />
in einer grafischen Darstellung.<br />
Prof. Dr. Dieter Kiosz schied zum Jahresende<br />
2002 nach 20-jähriger Tätigkeit aus der Leitung<br />
der Fachklinik Satteldüne für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
der LVA Schleswig-Holstein aus. Er wird<br />
sich zukünftig mit der wissenschaftlichen Begleitung<br />
von medizinischer Rehabilitation in Schleswig-Holstein<br />
(Einrichtung eines Stiftungslehrstuhles<br />
durch die LVA) und mit der Qualitätssicherung<br />
in der <strong>Kinder</strong>-Reha befassen. Als Nachfolger<br />
konnte Prof. Dr. Karl Paul, bisher Virchow-Klinikum<br />
an der Berliner Charité, gewonnen werden.<br />
Als neunte Asthmaakademie wurde Anfang 2003<br />
die Asthmaakademie Mitteldeutschland gegründet<br />
und damit<br />
eine weitere<br />
Lücke in den<br />
Ausbildungsmöglichkeiten<br />
zum Asthmatrainer<br />
geschlossen.<br />
Eine Besonderheit<br />
dieser Akademie<br />
besteht in<br />
ihrer überregionalen<br />
Arbeit in<br />
drei Bundeslän-<br />
Das Logo der Asthmaakademie<br />
Mitteldeutschland.<br />
dern (Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen)<br />
unter Einbezug<br />
dort bereits bestehender allergologisch-pneumologischer<br />
Kliniken und Praxen. Hierdurch sollen<br />
Namen & Neuigkeiten<br />
über 104 Betten und entspricht den neuesten<br />
medizinischen, pflegerischen und technischen<br />
Standards. Besonders beachtenswert ist die<br />
kindgerechte Ausstattung, die europaweit Vorbildfunktion<br />
haben wird.<br />
Das Elisabeth-<strong>Kinder</strong>krankenhaus, eines der ältesten<br />
<strong>Kinder</strong>krankenhäuser Deutschlands, besitzt<br />
ein Einzugsgebiet von 1,4 Millionen Einwohnern.<br />
Überregionale Versorgungsfunktion hat die<br />
Klinik insbesondere durch ihre Spezialisierungen<br />
in den Bereichen Intensivmedizin, Neonatologie,<br />
Pneumologie und Allergologie, Onkologie, Endokrinologie<br />
und Diabetes, Neuropädiatrie, <strong>Kinder</strong>kardiologie<br />
und -chirurgie sowie <strong>Kinder</strong>- und Jugendpsychiatrie.<br />
Als eine von wenigen deutschen<br />
Kliniken besitzt <strong>das</strong> Elisabeth-<strong>Kinder</strong>krankenhaus<br />
eine eigenständige Abteilung für Pädia-<br />
Dresden Asthmaakademie Mitteldeutschland gegründet<br />
nicht nur gewachsene Beziehungen der einzelnen<br />
Zentren für die interdisziplinäre Ausbildung<br />
der Asthmatrainer genutzt, sondern auch wohnortnahe<br />
Trainingsangebote ermöglicht werden.<br />
Fachliche Unterstützung bietet „Hans Dampf“,<br />
der „Experte“ für alle Fragen rund ums Asthma,<br />
der auch auf dem Akademielogo zu sehen ist.<br />
Sitz der Asthmaakademie Mitteldeutschland e.V.<br />
ist Dresden, als Sprecher wurden Dr. Christian<br />
Vogelberg, Univ.-<strong>Kinder</strong>klinik Dresden, sowie Dr.<br />
Jochen Meister, <strong>Kinder</strong>klinik der Helios-Kliniken<br />
Aue, gewählt.<br />
Der nächste Theoriekurs der Asthamakademie<br />
findet am 8./9.11. und 22./23.11. statt. Weitere<br />
Bekanntgaben der Asthmaakademie erfolgen<br />
über die Homepages der AG Asthmaschulung im<br />
Kindes- und Jugendalter (www.asthmaschulung.<br />
de) sowie der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische<br />
Pneumologie und Allergologie (www.appa-ev.de)<br />
und können über die Akademiesprecher erfragt<br />
werden.<br />
MAGAZIN<br />
Oldenburg Neubau des Elisabeth-<strong>Kinder</strong>krankenhauses wird eröffnet<br />
Amrum Neue Führung in der Fachklinik Satteldüne<br />
Prof. Dr. Dieter Kiosz<br />
Prof. Dr. Karl Paul<br />
trische Pneumologie und Allergologie (Klinikdirektor<br />
Prof. Dr. Jürgen Seidenberg). Im Jahr<br />
2002 betreute die Klinik über 6.000 Patienten<br />
stationär und über 12.000 Patienten ambulant.<br />
Die Baukosten von ca. 20 Millionen Euro teilen<br />
sich <strong>das</strong> Land Niedersachsen, die Stadt Oldenburg<br />
und die Klinikum Oldenburg gGmbH. Die<br />
Kosten für die Ausstattung konnten durch eine<br />
große Spendenaktion gedeckt werden.<br />
Davos Fusion zur neuen<br />
Allergieklinik<br />
Im Januar 2003 hat sich die bisherige „Abteilung<br />
Pädiatrische Pneumologie und Allergologie“ der<br />
Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang zur neuen<br />
Allergieklinik Davos – Zentrum für <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendliche – gewandelt.<br />
Die Allergieklinik Davos ist eine Akut- und Rehabilitationsklinik<br />
für <strong>Kinder</strong> und deren Begleitpersonen<br />
sowie für Jugendliche. Sie entstand aus<br />
der Zusammenführung der Abteilung Pädiatrische<br />
Pneumologie und Allergologie der Hochgebirgsklinik<br />
Davos-Wolfgang mit der <strong>Kinder</strong>abteilung<br />
der renommierten deutschen Klinik für<br />
Dermatologie und Allergie Davos (Alexanderhausklinik),<br />
die in Wissenschaft und Forschung<br />
eng mit der Klinik für Dermatologie und Allergie<br />
am Biederstein der Technischen Universität<br />
München zusammenarbeitet. Die Allergieklinik<br />
Davos weist 125 pädiatrisch-pneumologische<br />
und 40 pädiatrisch-dermatologische Betten auf<br />
und wird unter der gemeinsamen Trägerschaft<br />
der Stiftung Deutsche Hochgebirgsklinik Davos<br />
und der Klinik Alexanderhaus Davos GmbH in<br />
den Räumlichkeiten der Hochgebirgsklinik geführt.<br />
Mit der Zusammenführung sollen die Behandlungsmöglichkeiten<br />
durch die Nutzung der<br />
Kernkompetenzen beider Einrichtungen und<br />
eine verbesserte Ausschöpfung von Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
optimiert werden.<br />
Die neue Allergieklinik Davos, Zentrum für <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendliche, hat ihren Sitz in den Räumlichkeiten<br />
der Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang.<br />
2/03 Pädiatrische Allergologie 37
6. Jahrestagung der GPA<br />
29./30. August 2003, Dresden<br />
TERMINE<br />
Leitung: Prof. Dr. Wolfgang Leupold, Univ.-Klinikum Carl Gustav Carus,<br />
Fetscherstraße 74, 01307 Dresden<br />
Organisation: INTERCOM Konferenzservice TU Dresden GmbH, Tel.: 0351-<br />
46334761, Fax: 0351-46337049, E-Mail: swolf@intercom-dresden.de<br />
21. Allergiesymposium der Arbeitsgemeinschaft allergologisch<br />
tätiger <strong>Kinder</strong>ärzte<br />
5./6. September 2003, Schleswig<br />
Leitung: Dr. Horst Reibisch, 24782 Büdelsdorf<br />
Information: DI-Text, Gregor-Vosen-Str. 46, 50374 Erftstadt,<br />
Tel.: 02235-922494, Fax: 02235-922495<br />
Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />
Pädiatrische Allergologie Süd<br />
26./27. September 2003, München<br />
Leitung/Information: Prof. Dr. C.P. Bauer, Fachklinik Gaißach<br />
der LVA Oberbayern, 83674 Gaißach, Tel.: 08041-798-221,<br />
Fax: 08041-798-222, E-Mail: info@fachklinik-gaissach.de<br />
Fortbildung zum/zur Präventionsassistenten/in<br />
26./27. September und 10./11. Oktober 2003, München<br />
Information/Anmeldung: Dr. Stephan Böse-O’Reilly, Lindenschmitstr. 35,<br />
81371 München, E-Mail: stephan.boeseoreilly@t-online.de<br />
9. Grundkurs Pädiatrische Allergologie der WAPA<br />
1./2. und 29./30. November 2003, Köln<br />
Information: DI-Text, Gregor-Vosen-Str. 46, 50374 Erftstadt,<br />
Tel.: 02235-922494, Fax: 02235-922495<br />
10. Jahrestagung der WAPA<br />
7./8. November 2003, Düsseldorf<br />
Leitung: Prof. Dr. Antje Schuster, Univ.-<strong>Kinder</strong>klinik Düsseldorf<br />
Information: DI-Text, Gregor-Vosen-Str. 46, 50374 Erftstadt,<br />
Tel.: 02235-922494, Fax: 02235-922495<br />
Ausbildung zum Asthmatrainer<br />
8./9. und 22./23. November 2003, Dresden<br />
Information/Anmeldung: Dr. Christian Vogelberg, Univ.-Klinikum<br />
Titelthema der<br />
nächsten Ausgabe:<br />
Autoimmunerkrankungen<br />
–<br />
Differenzialdiagnosen<br />
38 Pädiatrische Allergologie 2/03<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für <strong>Kinder</strong>- und Jugendmedizin,<br />
Fetscherstr. 74, 01307 Dresden, Tel.: 0351-458-2073, Fax: 0351-458-4355,<br />
E-Mail: christian.vogelberg@mailbox.tu-dresden.de, Net: www.appa-ev.de<br />
Grundkurs Pädiatrische Allergologie<br />
20./21. Februar und 23./24. April 2004, Osnabrück<br />
Information/Anmeldung: Asthmaakademie „Luftiku(r)s“ am <strong>Kinder</strong>hospital<br />
Osnabrück, Frau Beate Heße, Iburger Str. 187, 49082 Osnabrück,<br />
Tel.: 0541-5602213, Fax: 0541-5829985,<br />
E-Mail: akademie.lufti@kinderhospital.de<br />
26. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie<br />
gem. mit der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Schlafmedizin der DGSM<br />
25.-27. März 2004, Hamburg<br />
Hauptthemen: Pädiatrische Schlafmedizin, Neuropädiatrische Krankheitsbilder<br />
und Atemwege, Integrative Versorgung chronisch kranker <strong>Kinder</strong><br />
Information/Anmeldung: SFK GmbH – Sander Fachkongress, Blumenau 6 a,<br />
22089 Hamburg, Tel.: 040-2501959, Fax: 040-2503928,<br />
E-Mail: info@SFK-Hamburg.de, Net: www.SFK-Hamburg.de<br />
Allergie-Kongress Aachen 2004<br />
15.-19. September 2004, Aachen<br />
Gemeinsam veranstaltet vom Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA),<br />
der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI)<br />
und der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und <strong>Umwelt</strong>medizin (GPA).<br />
Mit Fortbildungsveranstaltungen für medizinisches Assistenzpersonal und<br />
dem Aachener Allergie-Informationstag.<br />
Leitung: Prof. Dr. Hans F. Merk, Dr. Frank Friedrichs<br />
Information: Service Systems, Blumenstr. 14, 63303 Dreieich,<br />
Tel.: 06103-63657, Fax: 06103-67674, E-Mail: mail@sersys.de,<br />
Net: www.allergie-kongress-2004.de<br />
International Symposium on Atopic Dermatitis<br />
29.-31. August 2003, Rom, Italien<br />
IM AUSLAND<br />
Information: Medical Communications SrL, Via Angrogna 5, I-10139 Turin,<br />
E-Mail: info@isad2003.org, Net: www.medicalcom.info, www.isad2003.org<br />
World Allergy Organisation Congress – XVIII ICACI 2003<br />
7.-12. September 2003, Vancouver, Kanada<br />
Information: Congress Secretariat, World Allergy Organization – IAACI,<br />
611 East Wells Street, Milwaukee, WI 53202, USA, Tel.: +1 414 276-1791,<br />
Fax: +1 414 276-3349, E-Mail congress@worldallergy.org,<br />
vanvouver2003@hhpub.com, Web www.worldallergy.org<br />
13th Europ. Respiratory Society Annual Congress (ERS 2003)<br />
27. September - 1. Oktober 2003, Wien, Österreich<br />
Information: ERS Headquarters Lausanne, 1 Boulevard de Grancy,<br />
CH-1006 Lausanne, Tel.: +41-216130202, Fax: +41-216172865,<br />
E-Mail: info@ersnet.org, Web: www.ersnet.org<br />
Annual Meeting of the American College of Allergy,<br />
Asthma & Immunology (ACAAI 2003)<br />
7.-12. November 2003, New Orleans, USA<br />
Information: ACAAI Executive Office, 85 West Algonquin Road, Suite 550,<br />
Arlington Heights, IL 60005, USA, Tel.: +1-8474271200,<br />
Fax: +1-8474271294, E-Mail: mail@acaai.org, Web: www.acaai.org