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bis ich erreicht habe, was ich will! - Lebenswege für Menschen mit ...

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Im Jahre 1998 zog <strong>ich</strong> innerhalb Berlins um, da <strong>ich</strong> inzwischen durch<br />

meine Erkrankung einen Rollstuhl benötigte. Im Bezirk Mitte suchte<br />

<strong>ich</strong> einen Pflegedienst, denn mein alter war nur regional tätig. Eine<br />

Freundin empfahl mir die <strong>Lebenswege</strong>. Außerdem war mir das Kon-<br />

zept des selbstbestimmten Lebens von Behinderten sympathisch.<br />

So kam <strong>ich</strong> also zur Pflegestation der <strong>Lebenswege</strong>. Zuerst wurden<br />

mir vier Stunden in der Woche vom Bezirksamt bezahlt. Diese be-<br />

schränkten s<strong>ich</strong> auf hauswirtschaftl<strong>ich</strong>e Tätigkeiten wie Wohnung<br />

sauber machen und Kochen. Im Laufe der Zeit wurde mein Zustand<br />

immer unselbstständiger. Die Stunden, die mir das Bezirksamt be-<br />

zahlte, erhöhten s<strong>ich</strong> stetig. Anfangs vier, später sieben pro Woche,<br />

dann wurde <strong>ich</strong> schon tägl<strong>ich</strong> drei Stunden betreut. Inzwischen war<br />

<strong>ich</strong> auf einen Rollstuhl angewiesen, laufen ging noch <strong>mit</strong> Unterarm-<br />

stützen, zwar mühsam, aber immerhin.<br />

Im Laufe der Zeit saß <strong>ich</strong> nur noch im Rollstuhl und wurde von Assisten-<br />

ten neun Stunden am Tag betreut. 2006 war <strong>ich</strong> sechs Wochen wegen<br />

einer Lungenentzündung im Krankenhaus. Da mir das Essen schwer<br />

fiel, bekam <strong>ich</strong> dort eine Magensonde zur Unterstützung meiner Ernäh-<br />

rung. Von diesem Zeitpunkt an wurde <strong>ich</strong> tägl<strong>ich</strong> 16,5 Stunden betreut.<br />

Mein Studium <strong>habe</strong> <strong>ich</strong> 2005 abgeschlossen. Jetzt darf <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong><br />

Diplomingenieur der Luft- und Raumfahrtechnik schimpfen. Zwar<br />

nützt mir dieser schöne Titel n<strong>ich</strong>ts, aber m<strong>ich</strong> befriedigt es doch,<br />

dass <strong>ich</strong> das Studium erfolgre<strong>ich</strong> zu Ende bringe konnte.<br />

Mein Tagesablauf ist ausgefüllt durch Radio hören, <strong>mit</strong> den Assis-<br />

tenten Spiele spielen oder angeregte Diskussionen führen und Ge-<br />

sch<strong>ich</strong>ten hören, wobei Hörbücher und Hörspiele gute Dienste er-<br />

weisen. Außerdem lesen mir die Assistenten manchmal et<strong>was</strong> aus<br />

Büchern vor oder informieren m<strong>ich</strong> <strong>mit</strong> einer Tageszeitung über aktu-<br />

elle Nachr<strong>ich</strong>ten. Auch besitze <strong>ich</strong> einen Computer und bin ans In-<br />

ternet angeschlossen, dieser unterstützt m<strong>ich</strong> zusätzl<strong>ich</strong> bei meinem<br />

Drang nach Informationen.<br />

Mit <strong>Lebenswege</strong>, dem menschl<strong>ich</strong>en Pflegedienst, bin <strong>ich</strong> sehr zu-<br />

frieden und fühle m<strong>ich</strong> sehr gut betreut und unterstützt. Sie nehmen<br />

mir Gänge zum Bezirksamt ab und unterstützen m<strong>ich</strong> bei tägl<strong>ich</strong><br />

anfallenden Problemen <strong>mit</strong> Rat und Tat. Auch bin <strong>ich</strong> sehr zufrieden<br />

<strong>mit</strong> dem Büroteam, da <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> jederzeit <strong>mit</strong> kleinen und großen<br />

Sorgen an sie wenden kann. Wenn sie können, unterstützen sie m<strong>ich</strong><br />

bei vielen meiner Ideen. Seit <strong>ich</strong> bei diesem Pflegedienst bin, <strong>habe</strong><br />

<strong>ich</strong> kein Bedürfnis mehr zu wechseln, da <strong>ich</strong> zu meiner vollen Zu-<br />

friedenheit betreut werde. Ich kann m<strong>ich</strong> zwar n<strong>ich</strong>t mehr bewegen,<br />

aber mein Kopf funktioniert noch sehr gut. Die Gedanken sind frei.<br />

Was ist Ihre schönste Erinnerung, Ihr schönstes Erlebnis?<br />

10 11<br />

Als <strong>ich</strong> im Alter von 21 <strong>bis</strong> 25 Jahren im Hängegleiter geflo-<br />

gen bin. Ich war Mitglied des Drachenflieger-Clubs Staufen.<br />

Welches Erlebnis hat Ihnen n<strong>ich</strong>t gefallen?<br />

Mein Absturz <strong>mit</strong> dem Hängegleiter: <strong>ich</strong> bin am Stromkabel<br />

hängen geblieben wegen ungünstigem Wind. Gott sei Dank<br />

<strong>habe</strong> <strong>ich</strong> keine Verletzung davongetragen.<br />

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?<br />

Radio hören, <strong>mit</strong> dem Assistenten Spiele spielen, angereg-<br />

te Diskussionen führen und Gesch<strong>ich</strong>ten hören. Meinen<br />

Drang nach Informationen stille <strong>ich</strong> durch Lesen der Tages<br />

zeitung, das Ansehen von Nachr<strong>ich</strong>tensendungen und durch<br />

das Surfen im Internet.

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