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Rede von Dr. Jan Stöß Kreisvorsitzender der SPD Friedrichshain ...

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<strong>Rede</strong> <strong>von</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Jan</strong> Stöß<br />

<strong>Kreisvorsitzen<strong>der</strong></strong> <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> <strong>Friedrichshain</strong>-Kreuzberg<br />

auf dem Landesparteitag <strong>der</strong> Berliner <strong>SPD</strong> am 17. Mai 2009<br />

Es gilt das gesprochene Wort<br />

Für eine nachhaltige, umweltverträgliche<br />

und sozial gerechte Mobilität in Berlin –<br />

Keine Autobahn nach <strong>Friedrichshain</strong>,<br />

Lichtenberg und Prenzlauer Berg<br />

Liebe Genossinnen und Genossen,<br />

die Verkehrs- und Stadtentwicklungspolitik unserer rot-roten Koalition<br />

hat es in den letzten Jahren geschafft, dass <strong>der</strong> Pkw-Verkehr in<br />

<strong>der</strong> Stadt um fast 15% gesunken ist. Der öffentliche Personennahverkehr<br />

und das Radwegenetz wurden ausgebaut und attraktiver<br />

gemacht. Ein großer Teil <strong>der</strong> Wohngebiete wurde in verkehrsberuhigte<br />

Zonen umgewandelt. Durch die Schließung des S-Bahn-Rings<br />

konnte die Zahl <strong>der</strong> Fahrgäste um 20% erhöht werden. Und nicht<br />

zuletzt war die Einstellung des Flugverkehrs in Tempelhof ein bedeuten<strong>der</strong><br />

verkehrspolitischer Schritt. Für diese Erfolge verdienen<br />

dieser Senat und unsere Abgeordneten im Abgeordnetenhaus Respekt<br />

und Anerkennung.<br />

Diesen Kurs einer umweltverträglichen Mobilität für alle wollen wir<br />

weiter fortsetzen. Wir setzen aber die Glaubwürdigkeit einer mo<strong>der</strong>nen,<br />

nachhaltigen, menschengerechten Verkehrs- und Stadtentwicklungspolitik<br />

aufs Spiel, wenn wir jetzt die Planung einer Autobahntrasse<br />

quer durch die Innenstadt weiter forcieren.


Wir haben die große Befürchtung, dass die Autobahn ihr vorgebliches<br />

Ziel, Verkehrsströme zu bündeln und Wohnquartiere zu entlasten,<br />

nicht erreichen wird. Es hat sich seit langem erwiesen: Neue<br />

Straßen bringen nicht weniger Autoverkehr, son<strong>der</strong>n mehr. Und sie<br />

lenken zusätzliche Verkehrsströme in Kieze, die im Sozialatlas tiefrot<br />

eingefärbt sind. Gerade hier für eine zusätzliche Belastung mit<br />

Lärm und Feinstaub zu sorgen, halten wir für nicht zu verantworten.<br />

Diese Planungen gefährden die Erfolge, die wir mit den Programmen<br />

zum Stadtumbau, zur Sozialen Stadt und mit den Sanierungsgebieten<br />

erreicht haben.<br />

Der jetzt in Planung befindliche 16. Bauabschnitt vom <strong>Dr</strong>eieck Neukölln<br />

bis zum Treptower Park hat, darin waren sich bisher alle Beteiligten<br />

einig, keine eigenständige verkehrspolitische und fachliche<br />

Rechtfertigung. Würde allein <strong>der</strong> 16. Bauabschnitt gebaut und dann<br />

nicht weitergeführt, wäre ein Dauerstau auf <strong>der</strong> Straße am Treptower<br />

Park, <strong>der</strong> Schlesischen Straße und <strong>der</strong> Elsenbrücke die Folge.<br />

Die Verkehrssituation für die Wohngebiete in Alt-Treptow, <strong>Friedrichshain</strong><br />

und Kreuzberg würde sich nicht verbessern, son<strong>der</strong>n erheblich<br />

verschlimmern. Konsequenterweise for<strong>der</strong>t deshalb <strong>der</strong> Antrag<br />

einer Abteilung aus Treptow-Köpenick auch, den 16. Bauabschnitt<br />

zügig um den 17. Bauabschnitt zu erweitern. Und auch die<br />

Planfeststellungsunterlagen, die in den Rathäusern ausgelegen haben,<br />

sehen 16. und 17. Bauabschnitt als eine Einheit.<br />

Der 17. Bauabschnitt erfor<strong>der</strong>t dann eine Autobahnbrücke o<strong>der</strong> einen<br />

Autobahntunnel zur Querung <strong>der</strong> Spree. Als ob dieser Bereich<br />

nicht schon ausreichend kontrovers diskutiert würde. Und dann die<br />

Verlängerung durch einen Doppelstocktunnel quer durch <strong>Friedrichshain</strong><br />

bis zur Frankfurter Allee und in den Bereich <strong>der</strong> Gürtelstraße –<br />

mit völlig ungeklärten verkehrlichen Auswirkungen. Die Weiterfüh-


ung bis zur Storkower Straße schließlich würde die Wohngebiete im<br />

Prenzlauer Berg, in <strong>der</strong> Michelangelostraße, <strong>der</strong> Ostseestraße und<br />

<strong>der</strong> Bornholmer Straße erheblich belasten. Einer solchen Planung<br />

können wir nicht zustimmen, wenn uns an <strong>der</strong> Fortsetzung einer<br />

umweltverträglichen Verkehrspolitik gelegen ist.<br />

Ein Wort zu dem Vorhalt, man habe die Verlängerung um den 16.<br />

Bauabschnitt doch bereits mit dem Koalitionspartner besprochen.<br />

Liebe Genossinnen und Genossen, ich habe als Verwaltungsjurist<br />

an sich für eine formalistische Argumentation immer etwas übrig.<br />

Aber ich weiß auch, dass dann, wenn man etwas verabredet hat,<br />

was beide Seiten nicht mehr wollen, die Lösung dieses Problems<br />

nicht so beson<strong>der</strong>s schwer fällt: Man verzichtet nämlich einfach und<br />

einvernehmlich auf das, was keiner <strong>der</strong> Beteiligten mehr will – und<br />

die Linke wollte dieses Projekt <strong>von</strong> Anfang an nicht.<br />

Wir verfolgen mit unserem Antrag keine blindwütige Politik gegen<br />

das Auto. Die bessere verkehrliche Erschließung <strong>der</strong> Gewerbegebiete<br />

<strong>der</strong> East Side in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf ist ein berechtigtes<br />

Anliegen. Diese Gewerbegebiete erschließt man aber<br />

sinnvollerweise nicht durch eine Trassenführung quer durch die Innenstadt,<br />

son<strong>der</strong>n durch Tangentialverbindungen, die gerade den<br />

Güterverkehr nicht erst in die Innenstadt hineinleiten. Die For<strong>der</strong>ung<br />

aus Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg nach <strong>der</strong> Tangentialverbindung<br />

Ost (TVO) verdient deshalb eine eingehende und dringende<br />

Prüfung.<br />

Wir sollten es nicht zulassen, dass hier die verschiedenen Bezirke<br />

und Teile <strong>der</strong> Stadt – ob Ost o<strong>der</strong> West, ob mit o<strong>der</strong> ohne Autobahn<br />

– gegeneinan<strong>der</strong> ausgespielt werden. Am Ende schadet eine Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Lebens- und Aufenthalts- und Lagequalität <strong>der</strong> In-


nenstadt, die natürlich auch einen wirtschaftlichen, nämlich touristischen<br />

Wert hat, allen Berlinerinnen und Berlinern.<br />

Ein solches Vorhaben passt nicht mehr in unsere Zeit, liebe Genossinnen<br />

und Genossen. Eine Verkehrspolitik nach dem Motto „Wer<br />

ein Omelett machen will, muss ein paar Eier zerschlagen“ können<br />

und wollen wir uns nicht mehr leisten. Deshalb bitte ich Euch um<br />

Zustimmung zu den Anträgen 90 und 91 aus <strong>Friedrichshain</strong>-<br />

Kreuzberg und Pankow. Setzen wir die erfolgreiche, nachhaltige,<br />

sozial- und menschengerechte rot-rote Verkehrspolitik <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahre fort. Und zwar zum Wohle <strong>der</strong> ganzen Stadt Berlin.<br />

Herzlichen Dank.

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