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Moderationstext von Peter Renatus - Ehemaligen-Vereinigung ...

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<strong>Moderationstext</strong> <strong>von</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Renatus</strong><br />

05. Vorstellen: Für jene, die mich nicht kennen: Studium Umweltbiologie mit Zoologie, Botanik/Mikrobiologie,<br />

Geographie (physikalische Geographie, Hydrologie, Limnologie), 3. Und 4.<br />

Semester mit Medizinern (Anatomie/Physiologie/Histologie/Biochemie) <strong>von</strong> 1974 bis 2007<br />

Lehrer Anatomie/Physiologie, Allgemeine Pathologie bei Spitalgehilfinnen, Pflegeassistentinnen,<br />

Pflegerinnen FASRK, Krankenschwestern AKP, DN 1 und 2, FAGE. Sportjournalismus<br />

für diverse Zeitungen und Radio Canal 3 über Heim- und Auswärtsspiele <strong>von</strong> FC und<br />

EHC Biel, 27 Jahre Präsident Sportjournalistenvereinigung Biel-Seeland-Jura, 22 Jahre Mitglied<br />

des Zentralvorstandes des Schweiz. Sportjournalistenverbandes.<br />

Für jene, die mich kennen, fange ich mit dem Ende an: Es war einmal im Jahre 2009: Als ich<br />

Post vom BZ Pflege erhielt, mit einem Vokabular, das ich mit Ausnahme einer Meldung über<br />

einen Wasser-Rohrbruch nicht verstand, musste ich mir eingestehen, 'Schuster bleib bei<br />

Deinen Leisten', hüte dein Grosskind, schreibe lapidare Sportberichte und überlasse das<br />

Grosse den Grossen. Die Zeit ist gekommen, Deine Stunde hat geschlagen, am BZ Pflege<br />

würdest Du wohl nicht einmal mehr als Schüler taugen. Da musste ich mir sagen: Hilfe, die<br />

Intelligenz verfolgt mich - aber ich bin schneller. Ich entschloss mich demütig zur Teilpensionierung<br />

und zum Geniessen des Alters. Was Alter ist, habe ich unterdessen erfahren: Alter<br />

ist, wenn Trolleybuschauffeure ihre Gefährte unaufgefordert absenken, wenn zunehmend<br />

Reklame für Hörgeräte und Bettelbriefe für die Altzheimerstiftung ins Haus flattern, man Vi-<br />

De-Tröpfchen verschrieben erhält und das Pflegepersonal ganz lieb und oft in der Wir-Form<br />

mit einem zu sprechen beginnt. Ich musste an die Worte <strong>von</strong> Jürgen <strong>von</strong> Manger denken:<br />

"Wenn man über 60 ist und morgens aufwacht und es tut nichts weh, dann ist man tot." Ich<br />

habe dann noch zwei Jahre weitergefahren mit FAGEs am BWZ Lyss. Bis auch dort wieder<br />

einmal, wie im Gesundheitswesen üblich, nach nur kurzer Halbwertszeit eine Änderung anstand.<br />

Es gab ein neues Lehrbuch und einen neuen Lehrplan. Statt viel zuviel Anatomie lehrte<br />

man nun X-Lektionen lang in Rollenspielen, Workshops und Psychologie-Seminarien, wie<br />

man ein Patientenzimmer betritt, sich vorstellt (sensationell: Mit Namen und Funktion !) und<br />

ohne ums Himmels Willen das Grüssen und den festen Händedruck zu vergessen und sich<br />

nach dem Befinden zu erkundigen. So nach dem Motto: Selbst eine simple Kontaktaufnahme<br />

ist eine „Wissenschaft, die uns Dinge lehrt, die jeder weiss, in einer Sprache, die keiner<br />

versteht.“ Da habe ich mir gesagt, das tue ich mir nicht mehr an, habe die Flinte ins Korn<br />

geworfen und warte nun seit zweieinhalb Jahren auf das schwarze Loch, das man mir für die<br />

Zeit nach der Frühpensionierung prophezeiht hat. Aber ich habe mich problemlos auch an<br />

das Nichts- und Wenigtun gewöhnt, mit dem einzigen Problem, dass man dabei nie weiss,<br />

wann man damit fertig ist ! Zudem darf ich jetzt beruhigt sagen: "Arbeit ist süss, aber ich bin<br />

Diabetiker !" Nun zu meiner Funktion am heutigen Tag: Wahrscheinlich haben sich die Organisatoren<br />

gesagt: Der hat denselben Jahrgang wie die Schule und schon so viel gesprochen,<br />

der soll das auch noch heute tun ! Deshalb entschuldige ich mich bei allen <strong>Ehemaligen</strong>, dass<br />

sie mich auch noch heute in einer Rolle ertragen müssen, die mir weniger liegt als jene des<br />

Anatomielehrers.<br />

Eine grosse Freude ist es mir jetzt aber, mit Rita Räss eine ehemalige Schulleiterin anzusagen,<br />

die mich in vieler Hinsicht wesentlich mitgeprägt hat und für mich mit ihrem trockenen<br />

Humor, gesunden Menschenverstand, Fingerspitzengschpüri, ihrer Art, ihre Meinung mit<br />

Durchsetzungsvermögen zu vertreten ohne penetrant, verletzend oder überfahrend zu wir-


ken, Grundprinzipien des Menschseins verkörpert hat. Ihr bin ich auch zu Riesendank verpflichtet,<br />

was meinen Lebensweg anbetrifft. Wenn ich zu Uni-Zeiten als notorischer Morgenmuffel<br />

am Samstagmorgen schon um 7 Uhr im Rahmen eines Botanikpraktikums in Bern am<br />

Bantiger herumkraxelte, mehr oder vor allem weniger interessiert den Ausführungen des<br />

Professors über Nüsschen, Stempel und Narbe zuzuhören versuchte und mir schon davor<br />

graute, die 400 lateinischen Pflanzennamen in meine Hirnwindungen zu pressen und als<br />

Albtraum später einmal mit gelangweilten Gymnasiasten auch ein Herbar erstellen zu müssen,<br />

da kamen mir Horrorvisionen hoch. Kurz bevor diese zur Realität wurden, rief mich Rita<br />

an und fragte mich an, ob ich nicht an der damaligen Krankenpflegeschule den Anatomie-<br />

Unterricht übernehmen wolle. Und so konnte ich ab diesem Zeitpunkt jenes Fach unterrichten<br />

und mich darin weiterbilden, welches mich seit meinen diesbezüglichen Praktika an der<br />

medizinischen Fakultät so fasziniert hatte. Zu meiner eigenen Riesenfreude - und wohl zum<br />

Verdruss ganzer Krankenpflegegenerationen.<br />

Zum Einstieg und zwischendurch beim Referat <strong>von</strong> Rita Räss hören Sie Aufnahmen, welche<br />

ein Schülerchor der 4. und 6. Klasse der Primarschule Geyisried unter der Leitung <strong>von</strong> Herrn<br />

Rudolf Bigler an der 25-Jahr-Jubiläumsfeier der Schule 1972 gesungen hat. Es handelt sich<br />

dabei um 'Il cantico di frate sole di San Francesco d'Assisi' <strong>von</strong> Bela Bartok und Zoltan Kodaly.<br />

__________________________________________________________________________<br />

07. Ansage Brigitte Marolf: So habe ich in der Folge rund 35 Jahre lang versucht, den künftigen<br />

Krankenschwestern resp. diplomierten Pflegefachfrauen die Geheimnisse der Anatomie<br />

und Physiologie näherzubringen, was sicher angesichts der Komplexität, der Kopflastigkeit<br />

und der Methodenmonotonie für beide Seiten nicht immer ganz einfach war. Anderseits<br />

sollte ja etwas in diese Köpfe hineingeraten respektive sich dort drin entwickeln, um zu verhindern,<br />

dass sich 'Mit leerem Kopf leichter nicken lässt', denn nichts ist schlimmer als unkritische<br />

Kopfnicker. Auch sollten sich die medizinischen Kenntnisse nicht darauf beschränken,<br />

zu wissen, dass der menschliche Körper eine unendlich komplizierte Maschine ist, um edlen<br />

Rotwein in Urin zu verwandeln. Immerhin, und damit verschafft sie mir eine grosse Genugtuung:<br />

Zumindest einer <strong>von</strong> ihnen hat es die Stimme ob all dem Stoff nicht verschlagen, ihren<br />

Humor und ihr Temperament nicht zugeschaufelt. Sie haben sie schon einmal gehört und sie<br />

wird uns jetzt ein weiteres Mal erfreuen. Auf ihrer Homepage steht, dass sie sich in den letzten<br />

Jahren vor allem als Singer und Songwriterin hervorgetan habe, als welche (ich zitiere)<br />

"sie ihre eigenen musikalischen Projekte auf die Bühne gestellt hat. Sie ist stets auf der Suche<br />

nach Projekten, in welchen sie ihrem Humor und ihrem Temperament sowie ihrer nachdenklichen<br />

Seite einen Ausdruck verleihen kann." (Ende Zitat). "Have a little faith in me" mit<br />

Brigitte Marolf. Viel Vergnügen.<br />

__________________________________________________________________________<br />

09. Ansage Rita Brunner. Besten Dank Brigitte Marolf. Zurück zu den Schulleiterinnen. Auf<br />

Rita Räss folgte 1992 Rita Brunner. Ich kann mich noch gut an das Ausleseverfahren erinnern,<br />

welches mir damals viele Fragen aufgeworfen und auch zu denken gegeben hat. Da<br />

spricht man immer da<strong>von</strong>, wie wenig Frauen in Kaderpositionen sitzen würden. Und jetzt<br />

hatten wir da ein rund 13köpfiges Schulteam mit mehreren hochqualifizierten Frauen, <strong>von</strong><br />

welchen etliche nicht mit familiären Verpflichtungen belastet waren - trotzdem wollte zunächst<br />

keine den verwaisten Posten einnehmen. Schliesslich wäre fast ein Mann in die Bresche<br />

gesprungen, ehe sich doch noch eine Frau meldete. Diese wurde <strong>von</strong> der Schulkom-


mission in echt basisdemokratischer Weise (zu meinem Erstaunen, denn ich war mir <strong>von</strong> der<br />

Volksschule her gewohnt gewesen, einen Chef hingesetzt zu bekommen) dem Schulteam<br />

'zum Frass' vorgeworfen und bestand prompt den Crash-Test nicht. Da rettete Frau Brunner<br />

die Schule, indem sie als Kapitän das Schiff übernahm und bis zum bitteren Ende kompetent<br />

um manche Klippe wie die unsäglichen NAB (Neuen Ausbildungsbestimmungen) steuerte.<br />

Sie hatte es nicht leicht mit mir, setzte ich mich doch mit meinem Sturschädel dafür ein, der<br />

Änderitis im Gesundheitswesen nach dem Motto: 'Wer für alles offen ist, kann nicht ganz<br />

dicht sein !' Widerstand entgegenzusetzen, die ständigen Neuerungen zu hinterfragen und<br />

das 'Alte', Bewährte nicht unbedacht über Bord zu werfen. Immer wieder kämpfte ich gegen<br />

die Änderungswut nach dem Motto: „Wem das Wasser bis zum Halse steht, soll den Kopf<br />

nicht hängen lassen.“ Frau Brunners Vorwurf, mich gegen alles Neue aufzulehnen, entgegnete<br />

ich frei nach Kurt Tucholsky: "Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter,<br />

als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein !" Oder,<br />

um es sogar in den Worten einer ihrer Vorgängerinnen, der langjährigen Schuloberin Minna<br />

Spring zu sagen: "Manchmal macht es mir Kummer, dass sich heute alles so schnell verändert.<br />

Aber es braucht halt oft den Mut, sich selber und seiner Handlungsweise treu zu sein<br />

und vielleicht sogar einmal gegen den Strom zu schwimmen, nicht aus blosser Opposition,<br />

sondern aus innerer und ehrlicher Überzeugung, im Sinne und für das Wohl der Schülerinnen,<br />

des Patienten und des Berufes." Mit nobler Toleranz hat Frau Brunner auch meine ketzerischen<br />

und nestbeschmutzenden Schlussfeier'ansprachen' hingenommen, wobei ich dies<br />

natürlich überheblich wieder zu meinen Gunsten zurechtgebogen und mir gesagt habe: "Toleranz<br />

ist der Verdacht, dass der andere Recht haben könnte." Nein, dank ihr hat der Übergang<br />

vom medizinischen zum Pflegemodell, die Professionalisierung des Berufes und manche<br />

Papierübung einen moderaten, evolutiven und demzufolge schliesslich erfolgreichen<br />

Verlauf genommen. Einen herzlichen Dank verdient auch Frau Brunner. Bitte Frau Brunner<br />

und merci für Ihre Toleranz.<br />

__________________________________________________________________________<br />

11. Ansage Lucie Schmied: Zuerst als Lehrerkollegin, damals noch als Lucie Fuchs im<br />

Schulteam, dann als Vorgesetzte in ihrer Funktion als stellvertretende Schulleiterin und<br />

schliesslich in Aarberg als Leiterin des dortigen Standorts habe ich Lucie Schmied kennen<br />

und schätzen gelernt. Es war natürlich nicht leicht, als Mann zeitweise gleich unter fünf<br />

Frauen an der Pflegeberufsschule, an der Ergotherapie-, der Regionalen Weiterbildungsschule<br />

und am Rhythmikseminar zu arbeiten. Aber ich darf sagen, dass sie es mir allesamt<br />

trotz des Spruchs 'Die Männer haben die Hosen an - aber die Frauen sagen, welche !' leicht<br />

gemacht haben, mich zu integrieren und wohlzufühlen, und ich schulde ihnen allesamt Dank<br />

und Respekt, dass sie mich mit meinem sicher nicht immer pflegeleichten Charakter und<br />

meiner Branchenfremdheit so zuvorkommend aufgenommen und arbeiten lassen haben. Ja,<br />

nach nicht immer positiven Erlebnissen mit männlichen Vorgesetzten an anderen Schulen<br />

muss ich heute sogar kleinlaut dem Spruch zustimmen: 'Zuerst erschuf Gott den Mann -<br />

dann hatte er eine bessere Idee.' Bitte Lucie.<br />

__________________________________________________________________________<br />

13. Ansage Brigitte Marolf: Facebook-Song: Wenn Sie genau zuhören, können Sie zweimal<br />

einen Satz erkennen, welcher ihr in einer Anatomiestunde in den Sinn hätte kommen können,<br />

was beweist, dass auch Anatomielektionen durchaus inspirierend und nachhaltig sein<br />

können: Brigitte Marolf aus Kurs A02 mit ihrem Facebook-Song !


__________________________________________________________________________<br />

15. Ansage Marianne Barthelmy-Kaufmann: Haben Sie's bemerkt "Will ich das wirklich<br />

alles wissen " Das dürften sich viele anlässlich der 4. Anatomiestunde an einem schönen<br />

warmen Sommernachmittag gefragt haben (vielleicht auch schon früher). Aber möglicherweise<br />

hat der/die eine oder andere später in einer Pathophysiologielektion oder im Praktikum<br />

gemerkt, dass sich das Leiden gelohnt hat. "Ohne Leiden bildet sich kein Charakter" (Ernst<br />

Freiherr <strong>von</strong> Feuchtersleben). Und: "Zu wahrer menschlicher Größe gibt es nur einen Weg -<br />

den durch die Schule des Leidens." (Albert Einstein). In diesem Sinn war also der Anatomie-<br />

Unterricht auch ein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung. Eine andere Legitimation für mein<br />

Tun habe ich auch gefunden: "Wenige wissen, wieviel man wissen muss, um zu wissen, wie<br />

wenig man weiss" (jetzt wissen Sie es auch !). Anatomie-Kenntnisse machen also auch bescheiden<br />

und damit vielleicht sogar ehrfürchtig vor der Natur, vor der Schöpfung. Weiter im<br />

Programm:<br />

Sagt jemandem der Name Älggi-Alp etwas Ja, das ist der geografische Mittelpunkt der<br />

Schweiz. Dort steht ein Felsen und auf diesem sind Namen eingraviert. Man findet dort Namen<br />

wie Beat Richner, Roger Federer, Fussball-Nationaltrainer Köbi Kuhn, Schwingerkönig<br />

Jörg Abderhalden, Bundesrätin Widmer-Schlumpf und Didier Cuche. Alles Schweizer des<br />

Jahres, die am Swiss Award vom Fernsehpublikum erkürt wurden. Gerade vor Didier Cuche<br />

steht seit einem Jahr auch der Name <strong>von</strong> Marianne Barthelmy-Kaufmann, Ehemalige <strong>von</strong><br />

Kurs A10, welcher am 8. Januar 2011 zusammen mit Kinderarzt Rolf Maibach diese Ehre<br />

zuteil wurde für ihren Einsatz im Albert Schweitzer Spital Dechapelles in Haiti <strong>von</strong> anfangs<br />

2008 bis Mai 2010. 15 Persönlichkeiten, u.a. die Ex-Bundesräte Adolf Ogi und Moritz Leuenberger,<br />

die Nationalräte Pascale Bruderer und <strong>Peter</strong> Spuhler, Bligg und die Sportler Simon<br />

Ammann, Ariella Kaeslin und Kilian Wenger standen in den Kategorien 'Gesellschaft', 'Politik',<br />

'Show', 'Wirtschaft', 'Kultur' und 'Sport' zur Wahl - Marianne hat es gechafft ! In Mariannetypischer<br />

Bescheidenheit (ich zitiere aus Presseberichten) spielte sie ihre Verdienste herunter:<br />

"In dieser Sendung wurden doch bisher stets so spezielle Menschen ausgezeichnet. Da<br />

frage ich mich fast, ob ich dafür genug geleistet habe." Und ob sie das hat ! Ich zitiere weiter,<br />

auch wenn ihr das wohl nicht Recht ist. "Trotz politischer Unruhen und verheerenden Überschwemmungen<br />

meisterte sie ihre Arbeit im Spital souverän. Und dann bebte am 12. Januar<br />

die Erde- Geschlafen hat sie in der Folge nur so viel, wie nötig war, um weitermachen zu<br />

können. Nach fast drei Wochen Dauereinsatz wurde ihr eine Pause verordnet, weil man befürchtete,<br />

sie breche zusammen." Wir gratulieren ihr auch an dieser Stelle und sind gespannt,<br />

was sie uns über ihre anspruchsvolle Tätigkeit unter Extrembedingungen erzählt.<br />

__________________________________________________________________________<br />

17. Mit ihrem Wirken hat Marianne Barthelmy-Kaufmann nicht nur mich aufgewertet (ich<br />

konnte jetzt stolz sagen, ich hätte die Schweizerin des Jahres unterrichtet) sondern vor allem<br />

einen Spruch des Namensgebers ihres Spitals in Haiti, Albert Schweitzer, in die Tat umgesetzt.<br />

"Kraft macht keinen Lärm. Sie ist da und wirkt." Sie hat unterdessen einen Haitianer<br />

geheiratet und ist seit wenigen Tagen Mutter.<br />

Ansage Brigitte Marolf: ‘Imagine‘ (oder auf Deutsch: Stell Dir vor) ist ein Lied <strong>von</strong> John<br />

Lennon. Es ist gemäss Wikipedia eine Vision einer Gesellschaft frei <strong>von</strong> Religionen, Nationalismus<br />

und Privateigentum. Zugleich ist der Song ein Aufruf für den Frieden. Auf der Liste<br />

des US-Musikmagazin Rolling Stone mit den „500 besten Songs aller Zeiten“ belegt 'Imagine'<br />

<strong>von</strong> John Lennon den dritten Platz.


Mit meinem ‚Imagine‘, meinen Vorstellungen, wäre ich wohl nie dort gelandet. Ich habe mir<br />

nämlich oft ketzerisch vorgestellt, wie es bei den Exponenten des Gesundheitswesens zuund<br />

hergehen müsse, wenn sie in hektischer Änderungswut innert rund 10 Jahren erst die<br />

NAB, dann das Höhere Fachschulmodell, dann die Zentralisierung der Schulen im Kanton<br />

Bern, dann die FAGE-Kreation und kurz darauf die 1. Revision da<strong>von</strong> auf die Pflegemenschheit<br />

loslassen. Ich stelle mir das etwa so vor, dass die am Morgen wie in China die Fabrikarbeiter<br />

vor Arbeitsbeginn beim Frühturnen auf dem Berner Ratshausplatz herumhüpfen und<br />

im Chor folgendes Motto skandieren:<br />

Wir ändern morgen, ändern heut, wir ändern wütend und erfreut<br />

Wir ändern ohne zu verzagen, an allen sieben Wochentagen.<br />

Wir ändern teils aus purer Lust, mit Vorsatz teils, teils unbewusst,<br />

Wir ändern gut und auch bedingt, weil ändern immer Arbeit bringt.<br />

Wir ändern resigniert und still, wie jeder das so haben will.<br />

Die Alten ändern und die Jungen. Wir ändern selbst die Änderungen.<br />

Wir ändern, was man ändern kann, und stellen dabei unsern Mann.<br />

Und ist der Plan auch gut gelungen: Bestimmt verträgt er Änderungen.<br />

Wir ändern deshalb früh bis spät, alles, was zu ändern geht.<br />

Wir ändern heut und jederzeit - zu d e n k e n bleibt uns wenig Zeit.<br />

Was soll’s: Schliesslich gilt auch: Alles, was heut progressiv, ist nach Jahren sukzessiv, alles<br />

nur noch relativ.<br />

Jetzt aber zum besseren 'Imagine' mit Brigitte Marolf.<br />

__________________________________________________________________________<br />

19. Danke Brigitte Marolf und Dave Naef. Bevor wir zu ihrem letzten Lied kommen, eine kurze<br />

Orientierung zum Mittagessen: Es ist alles im Preis inbegriffen, aber bei den Getränken<br />

nur Mineralwasser mit und ohne Kohlensäure. Alle anderen Getränke werden separat einkassiert.<br />

Mit einem letzten Lied mit dem Titel 'Vaters Königreich' verabschieden wir uns <strong>von</strong><br />

Brigitte Marolf. Ihr wünsche ich für ihre berufliche, private und musikalische Zukunft alles,<br />

alles Gute. Wer sie mit ihrer wunderschönen und bewegende Stimme für einen privaten oder<br />

geschäftlichen Anlass buchen möchte: Googeln und Brigitte Marolf eingeben. Dort findet<br />

man auch ihren Konzertkalender, wenn man ihren eindrücklichen Gesang einmal anlässlich<br />

eines öffentlichen Anlasses gerne hören möchte. Und Euch allen wünsche ich 'E Guete' und<br />

viele angeregte Nostalgie-Gespräche ! Dia-Show und Video ansagen <strong>von</strong> Margrit Stöcklin<br />

vom 14. Mai 2003, anlässlich der 10-Jahr-Jubiläumsfeier der <strong>Ehemaligen</strong>-<strong>Vereinigung</strong> mit<br />

den 3 Schulleiterinnen. Und zuerst noch einmal Brigitte Marolf mit 'Vaters Königreich'.<br />

======================================================================<br />

21. Ansage <strong>Peter</strong> Schranz mit Ratscheniza: Auch <strong>Peter</strong> Schranz musste mich als Lehrer<br />

ertragen, wenn auch noch nicht an der Pflegeberufsschule, so doch am Vorkurs oder an der<br />

Vorschule für Gesundheitsberufe, wie er später hiess und an welchem ich zunächst Math,<br />

Humanbiologie und Anatomie unterrichtete und später auch Klassenlehrer wurde. Ich habe<br />

gelesen, dass die Ratscheniza ein bulgarischer Volkstanz sei, der in ganz Bulgarien zu finden<br />

sei, sich jedoch stilistisch sehr stark in den verschiedenen Regionen des Landes unterscheide.<br />

Der Name „Ratscheniza" stamme <strong>von</strong> „Ratschenik", einem Tuch, das die Tänzer<br />

beim Tanzen in einer Hand (Raka) halten und schwenken oder wirbeln. Die Gruppe 'Ratscheniza'<br />

ist seit 5 Jahren zusammen und spielt irisch-skandinavische und Volksmusik aus


dem Balkan. Musikanten vorstellen. Lassen wir uns überraschen: <strong>Peter</strong> Schranz und Ratscheniza<br />

!<br />

__________________________________________________________________________<br />

23. Ansage Erich Fehr. Vom nächsten Referenten wäre mir lieber gewesen, ich hätte ihn<br />

zum 75-Jahr-Jubiläum unserer Schule im Jahr 2022 begrüssen oder begrüssen lassen dürfen.<br />

Es ist mir eine grosse Ehre, heute den Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr trotz dessen<br />

ausgefülltem Terminkalender unter uns begrüssen zu dürfen. Damals noch als Bieler Stadtrat,<br />

sagte er zum Bechluss der Schul-Schliessung: "Ich kann den Entscheid gleich aus 3<br />

Gründen nicht nachvollziehen: 1. Bin ich nicht sicher, ob sich die Kosten auf diese Weise<br />

tatsächlich einsparen lassen" (nach dem Motto: Eine Fusion ist der Zusammenschluss zweier<br />

Unternehmen zur Vermeidung <strong>von</strong> Verlusten, die sie alleine nie gehabt hätten...). 2. Sehe<br />

ich nicht ein, weshalb die Ausbildung ausgerechnet in Bern zentralisiert werden muss und 3.,<br />

und das finde ich besonders stossend, werden Thun und Biel nicht gleich behandelt, hat<br />

doch die Pflegeberufsschule Biel die bessere Auslastung, nur dass die Thuner Schule grösser<br />

ist und darum mehr Abgänger hat." Ich hätte mir damals noch mehr Einsatz und Durchsetzungsvermögen<br />

der Seeländer Grossräte gewünscht, ähnlich wie beim Campus der<br />

Fachbereiche Technik, Informatik, Architektur, Holz und Bau jetzt, so nach dem Motto 'Wenn<br />

sich Ameisen einigen, dann können sie auch Elefanten transportieren.' Aber der mächtige<br />

Berner Mutz hat sich erhoben und die Ameisen zertrampelt, bevor sie sich zusammenrotten<br />

konnten.<br />

__________________________________________________________________________<br />

25. Ansage Sponsoren, Verena Tanner: Ich habe jetzt die Ehre, zwei Gäste anzusagen, die<br />

mit der grosszügigen finanziellen Unterstützung durch ihre Betriebe wesentlich dazu beigetragen<br />

haben, dass das Buch, welches wir gleich vorstellen werden, überhaupt das Licht der<br />

Welt erblicken konnte. Sponsoren sind heute nicht nur in Sport und Kultur unverzichtbare<br />

Lebenselixiere, sondern auch ehrenamtliche Arbeit kann oft nur dank grosszügiger Zuwendungen<br />

zum Tragen gebracht werden. Dass das Werk des Redaktionsteams zu einem erträglichen<br />

Preis zu erstehen ist und damit die Geschichte, viele Facts und Reminiszenzen<br />

unserer Schule ihren Niederschlag finden und der Nachwelt erhalten bleiben, ist unseren<br />

Sponsoren, unter anderem dem Spital Aarberg, der Stiftung Pflegebildung Seeland und der<br />

Spitalzentrum Biel AG zu verdanken. Ihnen gilt unser aller Dank und ich bitte als Erste Frau<br />

Verena Tanner vom Spital Aarberg ans Rednerpult.<br />

________________________________________________________________________<br />

27. Ansage Sponsoren, Fabian Schwab, Präsident der Stiftung Pflegebildung Seeland und<br />

Leiter Pflege in der Geschäftsleitung des Spitalzentrums Biel, Herr Fabian Schwab:<br />

__________________________________________________________________________<br />

29. Weiter geht es mit <strong>Peter</strong> Schranz und Ratscheniza:<br />

__________________________________________________________________________<br />

31. Buch vorstellen: Wir kommen jetzt zu einem weiteren Höhepunkt dieses Tages, zur Vernissage<br />

des Buches unserer Schule: 'Geschichte der Pflegeausbildungen im Seeland <strong>von</strong><br />

1947 bis 2011.' Es braucht nicht nur Initiative, akribischen Forschungsdrang, Geduld und<br />

beharrliches Durchhaltevermögen, um ein derartiges Werk anzupacken, durchzuziehen und


zu vollenden. Diese Qualitäten besass das Redaktionsteam um Priska Lörtscher und Margrit<br />

Lüthi. Unermüdlich stöberten die beiden im Archiv, hakten bei Exponenten der Schule nach,<br />

verifizierten, mahnten versprochene Texte, sprachen sich mit dem Graphiker ab, suchten<br />

nach Adressen, Kompromissen, Sponsoren und Bildmaterial. Ich kenne das ein wenig, durfte<br />

ich doch vor 16 Jahren das 295seitige FC-Biel-Jubiläumsbuch verfassen und weiss deshalb,<br />

wo<strong>von</strong> ich spreche. Das Buch umfasst 118 Seiten und 3 Teile: Der 1. Teil beschreibt die<br />

Geschichte der Pflegeausbildungen im Seeland mit Anhängen über die Spitalgehilfinnen-<br />

/Pflegeassistenz-Ausbildung und die Pflegeausbildung in Aarberg, der 2. Teil ist zahlreichen<br />

Dokumenten und Fotos gewidmet und im 3. Teil findet man sämtliche Klassenfotos vn 1947 -<br />

2011. Priska Lörtscher wird uns nun das Eine und Andere aus der Entstehungsgeschichte<br />

dieses Werkes erzählen. Ich bitte um einen Riesenapplaus für diese Riesenarbeit.<br />

_________________________________________________________________________<br />

32. Ansage <strong>Peter</strong> Schranz mit Ratscheniza<br />

__________________________________________________________________________<br />

34. Verabschiedung <strong>Peter</strong> Schranz und Ratscheniza sowie <strong>von</strong> mir. Träumte während meiner<br />

Zeit an der Pflegeberufsschule nachts oft einen Traum, welcher sicher auch ein Zeichen<br />

unbewusst selbstkritischer Kontemplationen darstellte: Ich unterrichtete und je länger je mehr<br />

entvölkerte sich das Klassenzimmer, bis es ganz leer war. Jetzt ist es gar noch schlimmer<br />

gekommen: Nicht nur ein Klassenzimmer ist leer, sondern die ganze Schule ist zu. Ich hoffe,<br />

dass die Befürchtungen der Fachleute, dass es durch die Konzentrierung der Ausbildungen<br />

in Bern für die Spitäler in Aarberg und Biel nicht zu Rekrutierungsproblemen kommt, weil der<br />

Pflegenachwuchs sein Lebensumfeld Richtung Hauptstadt verlegt, nicht eintreffen werden.<br />

Dass die Pflege der Pflegebedürftigen in unserer Region gewährleistet ist, muss das<br />

primordiale Bestreben <strong>von</strong> Politikern, Gesundheitsbehörden und schliesslich <strong>von</strong> Ihnen allen<br />

als direkt Angesprochene sein. Vielmehr als allein der vergeblich angestrebte Weiterbestand<br />

der uns liebgewordenen Pflegeberufsschule Seeland. Und wieso halt nicht auf neuen Wegen,<br />

so diese denn nicht nur neu sind, sondern auch wirkliche Verbesserungen bringen, was<br />

sich erst in mehreren Jahren weisen wird. Schon Kurt Marti sagte schliesslich: "Wo chiemte<br />

mer hi, wenn alli seitti, wo chiemte mer hi, und niemer giengti, für einisch go z'luege, wohi<br />

das me chiem, we me gieng." Also gehen wir. Was uns bleibt, sind die Erinnerungen. Für<br />

uns vom Schulteam, denen die Schule nicht nur drei- oder vierjähriger Durchlauferhitzer auf<br />

dem Weg zum Wunschberuf war, sondern auch Brotkorb, Existenzgrundlage und damit Teil<br />

des Lebensinhalts. Dieter Bonhoeffer meinte zum Thema Erinnerungen: "Je schöner und<br />

voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die<br />

Erinnerungen in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne wie ein dankbares<br />

Geschenk in sich." Erinnerungen seien Wärmeflaschen fürs Herz und gemäss Jean Paul ist<br />

"Die Erinnerung das einzige Paradies, aus welchem wir nicht vertrieben werden können." Im<br />

Beobachter Nr. 8 vom 13. April 2012 stand als Titel wörtlich: "Warum Schwelgen in Erinnerungen<br />

gesund ist:" Begründet wurde das so: Wer gern an früher denkt, kommt mit der Gegenwart<br />

besser zurecht, sage die Forschung. Und: "Nostalgie ist eine existenzielle Quelle",<br />

sagt der niederländische Sozialpsychologe Tim Wildschut " und steigert das Selbstwertgefühl."<br />

Wieso Die rosa Brille durch die man beim Blick zurück meist schaut. Wir erinnern uns<br />

vor allem an positive Erfahrungen, an Erlebnisse aus denen man innerlich als Sieger hervorgegangen<br />

ist, man reaktiviert das Gefühl der Stärke. Aber wie sieht das bei mir und meiner<br />

beruflichen Lebensbilanz aus Sagt mir kürzlich eine aktuelle FAGE-Lehrerin, eine FAGE<br />

brauche gar nichts <strong>von</strong> Anatomie zu wissen, nachdem ich mir jahrelang den Kopf darüber


zerbrochen habe, mit welchen Grundkenntnissen diese ein Minimum <strong>von</strong> den Krankheiten<br />

ihrer Patienten verstehen könnten und damit ihr Alltag interessanter gestaltet würde. Da<br />

musste ich mir mit Eugen Roth sagen: "Ein Mensch erblickt das Licht der Welt, doch oft hat<br />

sich herausgestellt, nach manchem trüb verbrachten Jahr, dass dies der einzige Lichtblick<br />

war."<br />

Von Ihnen aber möchte ich mich mit einem zuversichtlich-positiven Fazit verabschieden. Anlässlich<br />

eines Indien- und Nepalaufenthaltes bin ich auf einen Spruch gestossen, der mir bis<br />

heute geblieben ist und an welchen ich mich immer wieder gerne erinnere. Gerade heute, wo<br />

ich einen wunderschönen Tag erleben und mit vielen schönen Erinnerungen beschenkt werden<br />

durfte. Mit Erinnerungen an Erlebnisse innerhalb und ausserhalb des Schulbetriebs und<br />

vor allem an Menschen, die mich begleitet haben und die ich begleiten durfte. Der Spruch,<br />

welcher vorgängig beschreibt, wieviele schöne Kleinigkeiten es jeden Tag zu erleben und<br />

geniessen gebe, endet mit den Sätzen:<br />

For yesterday is but a memory<br />

And tomorrow only a vision<br />

But today well lived makes every yesterday a memory of happiness<br />

And every tomorrow a vision for hope.<br />

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit, danke der <strong>Ehemaligen</strong>-<strong>Vereinigung</strong> für die Organisation<br />

dieses Tages und übergebe jetzt Margrit Lüthi das Wort zu ihren Schlussgedanken.<br />

__________________________________________________________________________<br />

Zum Alkohol: Alkohol löst keine Probleme – aber Milch auch nicht. Oder: Seitdem ich gelesen<br />

habe, dass Alkohol schädlich ist, habe ich aufgehört zu lesen !

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