Das grosse Sterben 1918 forderte die Spanische Grippe in Biel und ...

PANDEMIEDas grosseSterbenstarben neun Kameraden.Schrecklich war es auch, wenneine Mutter starb.»1918 forderte die SpanischeGrippe in Biel und Umgebungjeden Tag zwei Menschenleben.Die Gefahr einer Pandemiebesteht auch heute noch.VON Rund 30 Millionen Men-THIERRY sehen tötete die SpanischeLUTERBACHER Grippe 1918 weltweit, in derSchweiz waren es 25 846. InBiel wurden am 10. Juli 1918Kinos, Kirchen, Schulen undTanzlokale geschlossen. Versammlungenund sogar Bestattungenwaren verboten.Spitäler schlugen in Kasernenund Schulen Notunterkünfteauf. Bis am 21. September1919 erkrankten in Biel undder nahen Umgebung 2017Personen, durchschnittlichzwei starben pro Tag.1918 war Marcelle Boderelf Jahre alt. Sie wohnte anMutieren. Das Grippeviruswandelt sich ständig. «Das Virusspringt immer wieder vomTier zum Menschen und passtsich schliesslich einer der beidenSpezien mehr oder wenigeran. Es befällt nicht nurdie Bronchien, sondernmanchmal auch die Lungenund führt dort zu einer Entzündung,die innert wenigerStunden tödlich sein kann»,erklärt Madeleine Rothen, LeitendeArtzin Infektiologie imSpitalzentrum Biel.Das Grippevirus wandeltsich von Jahr zu Jahr. Nichtzuletzt deshalb wird die Entwicklunggenauestens beobachtet.Weltweit wird sofortAlarm geschlagen, wenn einmutiertes Virus auftaucht. Soauch vor vier Jahren bei derSchweinegrippe, die Ähnlichkeitenmit der SpanischenGrippe aufwies.Pandemie. Die weitgeSundheitsorganisation WHOerklärte die Grippe damals ZAU

der Zentralstrasse 93 in Biel,Ecke Mattenstrasse. Die heute104-Jährige erinnert sich nochimmer, wie damals täglich Leichenzügevorbeizogen. «Esgibt Dinge, die vergisst mannie. Die schwarzen Leichenwagen,einer nach dem ändern,manchmal mit drei, vierSärgen beladen, der Kutschermit einem hohen Zylinderund einem grossen Mantel,die Militärbestattungen mitFanfaren, die 'Ich hatt einenKameraden' spielten. Das wareindrücklich.»Kämpfen, Auch wenn alleAngst gehabt hätten, so habeunter den Menschen docheine grosse Solidarität geherrscht,erzählt Marcelle Boder.«Meine Mutter stellteKampfersäcklein her und verteiltesie. Wir mussten sie zurDesinfektion um den Nackenhängen. Kampfertabletten warendas einzige Mittel imKampf gegen die Epidemie,mit der Zeit bekam man dieTabletten in den Apothekenfast nicht mehr.»Die ganze Familie Bodererkrankte an der Grippe, ausserMarcelle, ihrer Mutter und ihrerälteren Schwester. «Meinebeiden anderen Schwesternund mein Bruder blieben imBett und gingen nicht mehrzur Schule. Sie hatten hohesFieber, die Bronchien warenbelegt und sie konnten nichtschlucken. In meiner KlasseMarcelle Boder(oben). Zur Zeit derSpanischen Grippewar die Bielerin elfJahre alt.Marcelle Boder (enhaut) avait 11 anslorsque la grippeespagnole a trappeBienne.

' '"'^Dr. MadeleineRothen: «Das Virusspringt immerwieder vom Tierzum Menschen.»D' MadeleineRothen: «Le w'rusde la grippe necesse de passerde l'animal äl'humain.»In Bielerkrankten über2000 Menschenan derSpanischenGrippe.A Bienne, plus de2000 personnesont succombe äla grippeespagnole.