FreiZ 20 KIDS Aktuell – Nr. 22 – 10/2010
eit „Wenn man frei hat und wenn man faul ist“ AutorInnen <strong>de</strong>s Ohrenkuss Magazins äußern sich zu <strong>de</strong>m Thema „Freizeit“ – und (wie so oft) stellt man verblüfft fest, dass sie stinknormale Menschen sind, wie alle an<strong>de</strong>ren auch. Sie lieben es, etwas in <strong>de</strong>r Freizeit zu machen – und darüber schreiben sie. Viele von ihnen haben zahlreiche Hobbys und betreiben sie seit vielen Jahren. Einige bereits seit ihrer Kindheit. Sie hatten großes Glück, <strong>de</strong>nn irgendjemand hat es ihnen damals ermöglicht an diesen Aktivitäten teilzunehmen: endlich mal etwas alleine machen, ohne Eltern und ohne Familie! Viele Ohrenkuss-AutorInnen können natürlich selber schreiben, mit <strong>de</strong>r Hand, <strong>de</strong>m Computer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schreibmaschine. Manchmal geht es aber schneller, wenn sie <strong>de</strong>n Text diktieren. Dann können sie ihre Gedanken besser sortieren und sich konzentrieren. Was ist <strong>de</strong>nn eigentlich ein Ohrenkuss? Man hört und sieht ganz vieles – das meiste davon geht zum einen Ohr hinein und sofort zum an<strong>de</strong>ren Ohr wie<strong>de</strong>r heraus. Aber manches ist auch wichtig und bleibt im Kopf – das ist dann ein Ohrenkuss. Ohrenkuss … da rein, da raus ist eine Zeitung gemacht von Menschen mit Down-Syndrom. Sie entsteht in <strong>de</strong>r downtown-werkstatt für Kultur und Wissenschaft in Bonn. Über (fast) alles haben die Macher von Ohrenkuss schon einmal geschrieben: über die Liebe, die Musik, über Essen und Trinken, Sport und <strong>de</strong>n ewigen Streit zwischen Männern und Frauen. Menschen mit Down-Syndrom schreiben in Ohrenkuss über das, was sie bewegt, sie teilen ihre Gefühle <strong>de</strong>n Lesern mit. Die Leser interessieren sich dafür, was Menschen mit Down-Syndrom zu sagen haben, <strong>de</strong>shalb haben auch schon 3.000 Menschen ein festes Abo. Ein Ohrenkuss-Abo zu haben be<strong>de</strong>utet, KIDS Aktuell – Nr. 22 – 10/2010 dass man je<strong>de</strong>s halbe Jahr einen Ohrenkuss mit <strong>de</strong>r Post bekommt – und einmal im Jahr liegt dann ein Rechnung dabei, die bezahlt wer<strong>de</strong>n muss. Wer schreibt eigentlich für Ohrenkuss? Die zwölf Bonner Kollegen treffen sich je<strong>de</strong> Woche zur Redaktionssitzung. Alle diese Menschen haben das Down-Syndrom – das be<strong>de</strong>utet, dass sie etwas lang - samer sind als an<strong>de</strong>re Menschen und auch Lernschwierigkeiten haben. Es be<strong>de</strong>utet aber nicht, dass sie nichts zu sagen haben – <strong>de</strong>shalb schreiben sie ja auch für Ohrenkuss. Sie schreiben selber, diktieren ihre Texte einem Sekretär o<strong>de</strong>r Tonband. Einige können mit <strong>de</strong>m Computer um gehen und schreiben ihre Texte als WORD-Datei und verschicken sie dann mit einer eMail. Es gibt fast 40 Menschen mit Down-Syndrom, die nicht in Bonn leben, aber trotz<strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n Ohrenkuss schreiben. Sie wer<strong>de</strong>n Außenkorrespon<strong>de</strong>nten genannt. Die Außenkorrespon<strong>de</strong>nten sen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ohrenkuss- Redaktion ihre Texte mit Post, Fax, Tonband o<strong>de</strong>r eMail zu. Die Texte <strong>de</strong>r Autoren wer<strong>de</strong>n nicht verbessert. Wer nicht weiß, wie ein Wort richtig geschrieben wird, kann in einem Wörterbuch nachsehen – o<strong>de</strong>r es auch bleiben lassen – das ist nicht wichtig. Wichtig ist <strong>de</strong>r Gedanke im eigenen Kopf. Die Autoren- und Redaktionsarbeit wird von Assistenten begleitet, die dann unterstützen, wenn es gewünscht o<strong>de</strong>r sinnvoll ist. Bei Ohrenkuss kann sich je<strong>de</strong>r bewerben, <strong>de</strong>r das sogenannte „Down-Syndrom“ hat – auch bekannt als „Trisomie 21“. Wer liest <strong>de</strong>n Ohrenkuss? Ohrenkuss wird natürlich für alle Menschen gemacht, egal, ob sie Down-Syndrom haben o<strong>de</strong>r nicht. Viele Ärzte, Lehrer, Eltern, Geschwister und Menschen mit Down- Syndrom lesen <strong>de</strong>n Ohrenkuss. Es gibt aber auch viele Fans, die ein Abo haben, einfach weil sie die Texte und die Bil<strong>de</strong>r cool fin<strong>de</strong>n. Weeva schreibt zum Beispiel in <strong>de</strong>m Gästebuch von Ohrenkuss: „hallo! also, wenn man sich die seite, die portraits und die berichte durchliest, merkt man; es ist scha<strong>de</strong>, keinen menschen mit Down-Syndrom als freund zu haben!“ (Fortsetzung S. Folgeseite) Was ist das Beson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>m Ohrenkuss-Projekt? Der Ohrenkuss hat Texte, die das Herz bewegen. Der Ohrenkuss hat wun<strong>de</strong>rschöne Fotos. Der Ohrenkuss sieht einfach schön aus – das liegt an <strong>de</strong>r Gestaltung durch die Grafikerin Maya Hässig aus Köln. Und Ohrenkuss hat eine coole Website, die weitgehend barrierefrei ist. Wer sind die Macher von Ohrenkuss? Mehr als 20 Personen machen beim Ohrenkuss-Team in Bonn mit: Zwölf Personen mit Down-Syndrom schreiben 21