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eit<br />

„Wenn man frei hat und<br />

wenn man faul ist“<br />

AutorInnen <strong>de</strong>s Ohrenkuss Magazins äußern sich zu<br />

<strong>de</strong>m Thema „Freizeit“ – und (wie so oft) stellt man<br />

verblüfft fest, dass sie stinknormale Menschen sind,<br />

wie alle an<strong>de</strong>ren auch. Sie lieben es, etwas in <strong>de</strong>r<br />

Freizeit zu machen – und darüber schreiben sie.<br />

Viele von ihnen haben zahlreiche Hobbys und betreiben<br />

sie seit vielen Jahren. Einige bereits seit ihrer Kindheit.<br />

Sie hatten großes Glück, <strong>de</strong>nn irgendjemand hat es<br />

ihnen damals ermöglicht an diesen Aktivitäten<br />

teilzunehmen: endlich mal etwas alleine machen,<br />

ohne Eltern und ohne Familie!<br />

Viele Ohrenkuss-AutorInnen können natürlich selber<br />

schreiben, mit <strong>de</strong>r Hand, <strong>de</strong>m Computer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Schreibmaschine. Manchmal geht es aber schneller,<br />

wenn sie <strong>de</strong>n Text diktieren. Dann können sie ihre<br />

Gedanken besser sortieren und sich konzentrieren.<br />

Was ist <strong>de</strong>nn eigentlich ein Ohrenkuss?<br />

Man hört und sieht ganz vieles – das meiste davon<br />

geht zum einen Ohr hinein und sofort zum an<strong>de</strong>ren<br />

Ohr wie<strong>de</strong>r heraus.<br />

Aber manches ist auch wichtig und bleibt im Kopf –<br />

das ist dann ein Ohrenkuss.<br />

Ohrenkuss … da rein, da raus ist eine Zeitung gemacht<br />

von Menschen mit Down-Syndrom. Sie entsteht in<br />

<strong>de</strong>r downtown-werkstatt für Kultur und Wissenschaft<br />

in Bonn.<br />

Über (fast) alles haben die Macher von Ohrenkuss schon<br />

einmal geschrieben: über die Liebe, die Musik, über<br />

Essen und Trinken, Sport und <strong>de</strong>n ewigen Streit zwischen<br />

Männern und Frauen. Menschen mit Down-Syndrom<br />

schreiben in Ohrenkuss über das, was sie bewegt,<br />

sie teilen ihre Gefühle <strong>de</strong>n Lesern mit. Die Leser interessieren<br />

sich dafür, was Menschen mit Down-Syndrom zu<br />

sagen haben, <strong>de</strong>shalb haben auch schon 3.000 Menschen<br />

ein festes Abo. Ein Ohrenkuss-Abo zu haben be<strong>de</strong>utet,<br />

KIDS Aktuell – Nr. 22 – 10/2010<br />

dass man je<strong>de</strong>s halbe Jahr einen Ohrenkuss mit <strong>de</strong>r Post<br />

bekommt – und einmal im Jahr liegt dann ein Rechnung<br />

dabei, die bezahlt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Wer schreibt eigentlich für Ohrenkuss?<br />

Die zwölf Bonner Kollegen treffen sich je<strong>de</strong> Woche<br />

zur Redaktionssitzung. Alle diese Menschen haben das<br />

Down-Syndrom – das be<strong>de</strong>utet, dass sie etwas lang -<br />

samer sind als an<strong>de</strong>re Menschen und auch Lernschwierigkeiten<br />

haben.<br />

Es be<strong>de</strong>utet aber nicht, dass sie nichts zu sagen haben –<br />

<strong>de</strong>shalb schreiben sie ja auch für Ohrenkuss.<br />

Sie schreiben selber, diktieren ihre Texte einem Sekretär<br />

o<strong>de</strong>r Tonband. Einige können mit <strong>de</strong>m Computer<br />

um gehen und schreiben ihre Texte als WORD-Datei und<br />

verschicken sie dann mit einer eMail.<br />

Es gibt fast 40 Menschen mit Down-Syndrom, die nicht<br />

in Bonn leben, aber trotz<strong>de</strong>m für <strong>de</strong>n Ohrenkuss<br />

schreiben. Sie wer<strong>de</strong>n Außenkorrespon<strong>de</strong>nten genannt.<br />

Die Außenkorrespon<strong>de</strong>nten sen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ohrenkuss-<br />

Redaktion ihre Texte mit Post, Fax, Tonband o<strong>de</strong>r eMail zu.<br />

Die Texte <strong>de</strong>r Autoren wer<strong>de</strong>n nicht verbessert. Wer nicht<br />

weiß, wie ein Wort richtig geschrieben wird, kann in<br />

einem Wörterbuch nachsehen – o<strong>de</strong>r es auch bleiben<br />

lassen – das ist nicht wichtig. Wichtig ist <strong>de</strong>r Gedanke<br />

im eigenen Kopf.<br />

Die Autoren- und Redaktionsarbeit wird von Assistenten<br />

begleitet, die dann unterstützen, wenn es gewünscht<br />

o<strong>de</strong>r sinnvoll ist.<br />

Bei Ohrenkuss kann sich je<strong>de</strong>r bewerben, <strong>de</strong>r das<br />

sogenannte „Down-Syndrom“ hat – auch bekannt als<br />

„Trisomie 21“.<br />

Wer liest <strong>de</strong>n Ohrenkuss?<br />

Ohrenkuss wird natürlich für alle Menschen gemacht,<br />

egal, ob sie Down-Syndrom haben o<strong>de</strong>r nicht. Viele Ärzte,<br />

Lehrer, Eltern, Geschwister und Menschen mit Down-<br />

Syndrom lesen <strong>de</strong>n Ohrenkuss. Es gibt aber auch viele<br />

Fans, die ein Abo haben, einfach weil sie die Texte und<br />

die Bil<strong>de</strong>r cool fin<strong>de</strong>n.<br />

Weeva schreibt zum Beispiel in <strong>de</strong>m Gästebuch von<br />

Ohrenkuss: „hallo! also, wenn man sich die seite,<br />

die portraits und die berichte durchliest, merkt man;<br />

es ist scha<strong>de</strong>, keinen menschen mit Down-Syndrom<br />

als freund zu haben!“ (Fortsetzung S. Folgeseite)<br />

Was ist das Beson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>m Ohrenkuss-Projekt?<br />

Der Ohrenkuss hat Texte, die das Herz bewegen.<br />

Der Ohrenkuss hat wun<strong>de</strong>rschöne Fotos. Der Ohrenkuss<br />

sieht einfach schön aus – das liegt an <strong>de</strong>r Gestaltung<br />

durch die Grafikerin Maya Hässig aus Köln.<br />

Und Ohrenkuss hat eine coole Website, die weitgehend<br />

barrierefrei ist.<br />

Wer sind die Macher von Ohrenkuss?<br />

Mehr als 20 Personen machen beim Ohrenkuss-Team in<br />

Bonn mit: Zwölf Personen mit Down-Syndrom schreiben<br />

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