31.12.2014 Aufrufe

Ortsgespräch Nr. 106 - SPD Oestrich-Winkel

Ortsgespräch Nr. 106 - SPD Oestrich-Winkel

Ortsgespräch Nr. 106 - SPD Oestrich-Winkel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

INFORMATIONEN DER <strong>SPD</strong> OESTRICH-WINKEL · Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>106</strong> / DEZEMBER 2010<br />

Instabile Haushaltssituation und hohe Verschuldung<br />

der Stadt <strong>Oestrich</strong>-<strong>Winkel</strong><br />

<strong>Oestrich</strong>-<strong>Winkel</strong> hat inzwischen eine geprüfte Eröffnungsbilanz<br />

und die Haushaltspläne werden frühzeitig in der Stadtverordnetenversammlung<br />

beraten. Wer aber glaubt, die finanziellen Probleme<br />

der Stadt <strong>Oestrich</strong>-Winke seien damit gelöst, der irrt.<br />

In der vergleichenden Rechnungsprüfung des Landesrechnungshofes<br />

(Landtagsdrucksache 18/2633) wird die Finanzsituation<br />

der Stadt als instabil bezeichnet. Kennzeichnend dafür ist das Defizit<br />

von 2,5 Mio Euro und der hohe Kassenkreditbedarf von 18,8<br />

Mio Euro. Die hohe Verschuldung (10,2 Mio Euro) und das hohe<br />

Defizit sind bedrückend; es sind keine Haushaltsspielräume mehr<br />

da. Alleine die Zinsausgaben für die erhöhten Kassenkredite werden<br />

im Jahr 2011 um 66.000 Euro auf 366.000 Euro steigen.<br />

Zukünftig werden Investitionen kaum mehr möglich sein, denn<br />

sie belasten die Haushalte der Folgejahre. Haushaltsmäßig (aber<br />

nicht nur dort) ist es daher geradezu ein Glücksfall, dass die<br />

Planfeststellung für die Innerörtliche Entlastungsstraße nicht zu<br />

Ende gebracht wurde. Es reduziert den Kreditbedarf.<br />

Die Jahresrechnungen seit 2005 sind überfällig<br />

Die Jahresrechnungen der Jahre seit 2005 mit den Berichten<br />

des Rechnungsprüfungsamtes liegen noch immer nicht vor. Zwar<br />

hat der Magistrat die Jahresabschlüsse 2005, 2006 und 2007<br />

festgestellt. Gerade die Jahre 2005 und 2006 waren geprägt vom<br />

Finanzchaos, das noch immer nicht politisch bewältigt ist. Denn<br />

erst wenn die Berichte des Rechnungsprüfungsamtes für 2005<br />

und 2006 vorliegen, kann die Stadtverordnetenversammlung eine<br />

politische Bewertung dazu vornehmen.<br />

Erneuter Verstoß<br />

gegen die Hessische Gemeindeordnung<br />

Wie schon im letzten Jahr enthält der gesamte Haushaltsplan<br />

kein einziges Rechnungsergebnis des Vorjahres, also des Jahres<br />

2009. Es ist somit unmöglich die Kostenentwicklung von Haushaltsansätzen<br />

zu verfolgen. Es ist nur möglich, Haushaltsansätze,<br />

also das Soll miteinander zu vergleichen, niemals das Ist. Zwar<br />

ist auch das manchmal aufschlussreich, wie sich bei der Landeszuwendung<br />

zur Kinderbetreuung zeigt (s.u.). Vom Bürgermeister<br />

wurde erklärt, dass dies in keiner Gemeinde möglich sei und ein<br />

Grundproblem der Doppik darstelle. Aber es gibt Gegenbeispiele.<br />

Im Haushaltsplan 2010 der Gemeinde Niedernhausen befinden<br />

sich die Haushaltsergebnisse aus dem Jahr 2008. In der Gemeinde<br />

Aarbergen wird die Gemeindevertretung - zwar etwas umständlich<br />

- aber durch Exel-Listen informiert.<br />

Diese Haushaltspraxis in <strong>Oestrich</strong>-<strong>Winkel</strong> verstößt gegen die<br />

Hessische Gemeindeordnung. Im § 114 s heißt es: „Der Gemeindevorstand<br />

soll den Jahresabschluss der Gemeinde innerhalb<br />

von vier Monaten, den zusammengefassten Jahresabschluss und<br />

5<br />

Gesamtabschluss innerhalb von neun Monaten nach Ablauf des<br />

Haushaltsjahres aufstellen und die Gemeindevertretung unverzüglich<br />

über die wesentlichen Ergebnisse unterrichten.“<br />

Bemerkenswert ist, dass die Mehrheit aus CDU und FDP in der<br />

Stadtverordnetenversammlung seit Jahren alle Verstöße rechtfertigt.<br />

Als die Hessische Gemeindeordnung verabschiedet wurde,<br />

habe es eben noch keine doppische Haushaltsführung in Hessen<br />

gegeben, war die erneute Rechtfertigung aus ihren Reihen. Es<br />

schadet auch Stadtverordneten in Mehrheitskoalitionen nicht, ab<br />

und zu einen Blick in geltende Gesetze zu werfen. Denn: Die derzeitige<br />

Fassung des Paragraphen 114 s wurde gerade wegen der<br />

doppischen Haushaltsführung in die Hessische Gemeindeordnung<br />

im Jahr 2006 aufgenommen.<br />

Hessische Landesregierung lässt die Kommunen im<br />

Regen stehen<br />

Die hessische Landesregierung hatte bereits im April 2010 angekündigt,<br />

die Schlüsselzuweisungen für die Städte, Gemeinden<br />

und Landkreise im „Kommunalen Finanzausgleich“ um 360 Mio<br />

Euro ab dem Jahr 2011 zu kürzen. Für <strong>Oestrich</strong>-<strong>Winkel</strong> bedeutet<br />

das – das zeigt der Vergleich der Haushaltsansätze 2009 und<br />

2011 eine Mindereinnahme von 800. 000 Euro. Im Entwurf des<br />

Landeshaushaltes ist diese Kürzung enthalten und durch eine Gesetzesänderung<br />

auch für die Folgejahre vorgesehen.<br />

Inzwischen verkündete der Hessische Finanzminister, Vorschusszahlungen<br />

auf Steuereinnahmen der kommenden Jahre von 300<br />

Mio Euro bereits im Jahr 2011 auszuzahlen. „Die entspricht<br />

einem Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern erst den Lohn kürzt<br />

und ihnen dann einen geringeren Vorschuss auf die Folgejahre<br />

gewährt“, kommentierten die kommunalen Spitzenverbände (Hessische<br />

Städte- und Gemeindebund, Hessische Landkreistag und<br />

Hessischer Städtetag) das Verhalten der Landesregierung. Das<br />

bedeutet für <strong>Oestrich</strong>-<strong>Winkel</strong>: die Einnahmen vom Land Hessen<br />

im Jahr 2011 werden mit ca. 700.000 Euro höher ausfallen, was<br />

erfreulich ist. Aber ab 2012 werden 800.000 Euro fehlen.<br />

Zu den Einnahmen der Stadt gehören auch die zweckgebundenen<br />

Zuweisungen des Landes für die Kinderbetreuung.<br />

<strong>Oestrich</strong>-<strong>Winkel</strong> hat einen hohen Standard in der Kinderbetreuung.<br />

Darauf sind alle stolz. Kinderbetreuung ist wichtig und notwendig<br />

zur frühen Erziehung der Kinder, leistet einen Beitrag zur<br />

Integration und ermöglicht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

für junge Eltern. Es gab im Jahr 2009 die ursprüngliche Zusage<br />

des Landes Hessen, den Kommunen die Personalmehrkosten<br />

aus der neuen Mindestverordnung für Kindertagesstätten (kleinere<br />

Gruppen und besserer Betreuungsschlüssel) in vollem Umfang zu<br />

erstatten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!