Mit ZUKUNFT gestalten â Zukunft mitgestalten
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ehemals Runder Tisch zur nachhaltigen<br />
Entwicklung in Berlin und Brandenburg<br />
Geschäftsstelle im Deutschen Institut für Urbanistik<br />
Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin<br />
Tel.: 030/39001-265, Fax: 030/39001-241<br />
E-Mail: agendaforum@agenda-21.net<br />
preuss@agendaforum.de<br />
Internet: http://agendaforum.de<br />
Agendaforum, Difu, Postfach 12 03 21, 10593 Berlin 27. Mai 2003<br />
<strong>Mit</strong> <strong>ZUKUNFT</strong> <strong>gestalten</strong> – <strong>Zukunft</strong> mit<strong>gestalten</strong><br />
P r o t okoll<br />
Der Entwurf der Berliner Agenda 21 im Dialog:<br />
Handlungsfeld Verkehr / Mobilität<br />
Dienstag, 27. Mai 2003, 18.00 - 20.30 Uhr<br />
Im Roten Rathaus, Raum 219<br />
I m P o d i u m :<br />
Norbert Rheinlaender, Agendaforum, Fachforum Verkehr/Mobilität<br />
Christian Kölling, Agendaforum, Fachforum Verkehr/Mobilität<br />
Thomas Preuß, Geschäftsstelle des Agendaforums im Deutschen Institut für Urbanistik<br />
Dr. Andreas Faensen-Thiebes, Agenda-Büro der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
Teilnehmer: ca. 43 Personen (siehe Teilnehmer-Liste)<br />
M o d e r a t i o n :<br />
P r o t o k o l l :<br />
Matthias Teller<br />
Gudrun Radev<br />
T O P 1 : Dr. Faensen-Thiebes eröffnete diesen zweiten, vom Agendaforum veranstalteten Dialog-<br />
Abend mit dem Hinweis auf die Unterstützung von Seiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
sowie der Projektagentur <strong>Zukunft</strong>sfähiges Berlin. Diese Dialoge beabsichtigen, den in den Fachforen<br />
erarbeiten Entwurf bekannt zu machen, die vielen guten Ideen in Berlin, die noch nicht eingeflossen<br />
sind, zu sammeln und dann einzuarbeiten. Nachdem später das Plenum des Agendaforums über den<br />
Gesamtentwurf entschieden haben wird, werde er dem Senat und dem Abgeordnetenhaus vorgelegt.<br />
Weitere vier Dialog-Abende zum Berliner Agenda-Entwurf werden an den kommenden Dienstagen<br />
stattfinden. Heute gehe es um die Situation in unserer Stadt bezüglich Verkehr und Mobilität und<br />
darum, was zu tun sei, um diese zu verbessern..<br />
T O P 2 :<br />
Christian Kölling erläuterte zur Einstimmung den Verkehr aus der Sicht der Agenda 21-Initiativen in<br />
den Stadtbezirken und gab eine Übersicht über deren Agenda-Entwürfe. Diese seien aufgrund der<br />
Fusion zum Teil überholt, zum Teil aber auch auf den aktuellen Stand gebracht. So sei der Entwurf<br />
von Treptow-Köpenick bereits der BVV übergeben worden, der von Lichtenberg werde in den<br />
nächsten 6 Monaten vorliegen (vgl. Anhang). In Steglitz-Zehlendorf wurde als Diskussionsentwurf,<br />
zurückgreifend auf Vorhandenes, eine Zusammenfassung beider Agenden vorgenommen und in <strong>Mit</strong>te<br />
die Ziele im Kapitel Verkehr dank des aktiven Verkehrsforums genauestens aufgeschlüsselt. Der<br />
Neuköllner Entwurf datiere aus 1999, das Kapitel Verkehr sei jedoch noch aktuell.<br />
1
Obwohl die anderen Bezirke keine eigene kommunale Lokale Agenda hätten, sei in Pankow und<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf die Radwegeplanung hervorzuheben, in Tempelhof-Schöneberg die Idee,<br />
ein Raserkataster zu erstellen. Zudem solle in einigen genannten Bezirken das Thema Mobilität/<br />
Verkehr des Berliner Agenda-Entwurfs jetzt öffentlich erörtert werden, womit das rege Interesse der<br />
Bezirke an diesem Problemkreis deutlich werde. Die Forderungen an den Verkehr bezögen sich<br />
zumeist auf Verkehrsvermeidung, -verlagerung und -sicherung. Exemplarisch für die verkehrspolitischen<br />
Ziele vieler Initiativen in den Bezirken sei Treptow-Köpenick mit Vorschlägen wie „Verringerung<br />
des LKW-Verkehrs“, “Ausbau des ÖPNV” bis hin zur “Erarbeitung/ Durchsetzung eines Radwegekonzeptes<br />
für den Süd-Ost-Raum“ (vgl. Anhang).<br />
Um den verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, müsste die Mobilität<br />
jeweils umwelt-, stadt-, sozial- und wirtschaftsverträglich sein. Die Neuköllner Agenda-Gruppe<br />
versuche, genau das in ihren Hauptzielen zu erreichen. (vgl. Anhang)<br />
Norbert Rheinlaender legte seine kritischen Gedanken zur Argus-Studie „Wohnmobilität in Sanierungsgebieten<br />
- Wegzugsmotive von Haushalten aus den Sanierungsgebieten im Prenzlauer Berg<br />
1994 – 1999“ dar. Warum ziehen die Leute weg Weil der Bürger in seinem Lebensumfeld eindeutig<br />
Grün, Ruhe und Sicherheit wolle. Laut Studie spielten natürlich auch Zustand und Ausstattung der<br />
Wohnung eine Rolle, Bautätigkeit, soziales Umfeld und vorhandene freie Spielflächen.<br />
Über die Verkehrsentwicklung entschieden in Berlin die Verwaltung, die Politik und Investoren zu. Und<br />
man könne eigene Belange nur geltend machen, wenn man nachbarlicher Grundstücks-Eigentümer<br />
sei oder auf das Klagerecht von gemeinnützigen Umwelt- und Naturschutzvereinen zurückgreife.<br />
Problematisch seien der Durchfahrverkehr, das fehlende Parkplatzmanagement, die Luft- und Lärmbelastung.<br />
Gemäß dem Konzept „Stadt der kurzen Wege“ müsste der Bürger nahe seiner Wohnung Arbeit finden<br />
und seine Freizeit verbringen können. (Immerhin belaufe sich der Freizeit-Verkehr auf 50% des<br />
gesamten Verkehrsaufkommens). Als besserer Standort gelte jener außerhalb des Berliner S-Bahnrings<br />
und der Stadtgrenze. Diesen Trend gelte es, nun umzukehren, so Norbert Rheinlaender.<br />
Zwar sei der im Sinne nachhaltiger Verkehrspolitik in Berlin über 15 Jahre zu beobachtende Stillstand<br />
überwunden (nachdem im Senat die Ressorts Verkehr und Stadtentwicklung 1999 fusionierten), aber<br />
gleichzeitig eine Zersiedlung zu verzeichnen, insbesondere infolge der Eigenheimzulage. Verkehr sei<br />
immer eine Folge der Stadtentwicklungspolitik und der StEP Verkehr eben nicht ausreichend, um den<br />
Problemen zu begegnen.<br />
Vielmehr müsse man an die Berliner Tabus ran – Tempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraßen, die<br />
Stadtautobahn-Verlängerung streichen, die Flughäfen nicht mehr ausbauen, den Ausbau des Teltow-<br />
Kanals verhindern. Da gibt zahlreiche Maßnahmen, um Verkehrsunfälle, Lärm und Abgase zu senken<br />
und den Durchfahrverkehr durch Straßenrückbau aus der Innenstadt fernzuhalten.<br />
T O P 3 : D i s k u s s i o n<br />
Auf Pinnwänden gesammelte Stichworte:<br />
Z e n t r a l e A s p e k t e , d i e d a s L e i t b i l d + Z i e l e b e t r e f f e n<br />
- Bessere Zug-Anbindung nach Osteuropa<br />
- Leitbild weniger wachstumsorientiert <strong>gestalten</strong><br />
- Strittige Großvorhaben thematisieren ( Flughafen, Osttangente)<br />
- StEP Verkehr bildet keine geeignete Grundlage für die Lokale Agenda 21<br />
- Verzicht auf Flughafenausbau Schönefeld<br />
- Modal split Forderung 80 : 20<br />
- Realistische Ziele abstecken (in kleinen Schritten vorangehen)<br />
- eine fehlende Kontinuität bewirkt starke Verunsicherung (Planungssicherheit über längere<br />
Zeiträume schlecht möglich)<br />
M e h r G r ü n i n d i e S t a d t<br />
- Mehr Grün in die Stadt bringen, damit weniger Menschen aus der Stadt herausziehen<br />
- Innenstadt stadtökologisch aufwerten<br />
- Umweltfreundlichen Tourismus als Marketingfaktor erkennen<br />
- Siedlungswachstum beschränken<br />
- Info- und Imagekampagne zum „Umstieg“ vom Auto initiieren (incl. Konzeptioneller<br />
Öffentlichkeitsarbeit )<br />
2
V o r r a n g g e n e r e l l f ü r F u ß g ä n g e r , R a d f a h r e r u n d Ö P N V<br />
- Best practice zur Förderung des Fußgängerverkehrs nachmachen<br />
- Bessere Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger (z.B. Wege, Karten ...)<br />
- Grünwege- /Stadt-Wegenetz für Fußgänger popularisieren<br />
- Baby-Trailer-Verleih einrichten (Bsp. Odense)<br />
- Senat soll mit BVG über Semesterticket für Schüler verhandeln ( ½ Jahres-Ticket)<br />
M o b i l i t ä t s e r z i e h u n g<br />
- Mobilitätspass für junge Menschen einführen, die etwas über Nachhaltigkeit gelernt haben<br />
- Mobilitätserziehung in die Rahmenpläne aufnehmen (Sekundarstufe)<br />
- Mobilitätserziehung generell erneuern und weniger Auto-fixiert <strong>gestalten</strong> (gilt auch für den<br />
Erwerb des Führerscheins)<br />
- Verstärkung der Verkehrspolizei zu Land und in der Luft<br />
P l a n e n v o n W o h n - A n s i e d l u n g u n d V e r k e h r<br />
- verkehrsbezogene Vorgaben bei der Ansiedlung von Gewerbe/Einzelhandel entwickeln<br />
- Karte für Richtwerte bei Verkehrsaufwendungen einführen<br />
- Realitäts - Check für Verkehrsprojekte vornehmen<br />
- Planen aus der Betroffenen – Perspektive (Wer ist Adressat, wer Umsetzender)<br />
A u t o r e d u z i e r t e s W o h n e n<br />
- Wohnen ohne Auto fördern<br />
- Für car-sharing eine Bürgerberatung einführen<br />
A u t o f r e i e I n n e n s t a d t<br />
- Parkraumbewirtschaftung ausweiten (auf inneren S-Bahn-Ring)<br />
- City-Logistik durch politische Vorgaben einfordern (Netzbildung unterstützen)<br />
- City-Maut einführen<br />
- Neues Konzept 21. Jahrhundert in der Innenstadt - Menschen (Fußgänger) haben Vorfahrt!<br />
Z e i t l i c h b e g r e n z t e E i n s c h r ä n k u n g e n<br />
- Schließen von Wohnstraßen für den Durchgangsverkehr<br />
- Mehr verkehrsberuhigte Zonen einrichten<br />
- Zeitlich begrenzte Tempolimits und Straßensperrung einführen<br />
F ö r d e r u n g d e s V e r k e h r s v e r b u n d e s<br />
- Kostenlose Fahrradmitnahme im ÖPNV<br />
- Nulltarif ÖPNV<br />
- Taktzeiten beim Nachtbus verkürzen<br />
- ÖPNV behindertenfreundlicher <strong>gestalten</strong><br />
- Attraktivität des ÖPNV steigern (Takt, Preis)<br />
F o r d e r u n g e n , d i e B e r l i n n i c h t a l l e i n l ö s e n k a n n<br />
- Verursacher-gerechte Kostenverteilung<br />
- Treibstoff und Fläche anders besteuern (Bundesrats-Initiative Berlins)<br />
- Kontakte zu Agenda -Gruppen Brandenburgs aufbauen (Impulse für StEP Verkehr und<br />
gemeinsame Landesplanung...)<br />
3
3 s c h r i f t l i c h e i n g e r e i c h t e S t e l l u n g n a h m e n u n d V o r s c h l ä g e :<br />
Anregung von C l a u d i a N o l t i n g , M i t m a c h b ö r s e M o a b i t ; mitmachboerse@yahoo.de<br />
Themenfeld: V e r k e h r / M o b i l i t ä t<br />
- Vorfahrtrecht für ÖPNV (Busspuren auf allen mehrspurigen Straßen)<br />
- Kostenlose Fahrradmitnahme in allen öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
- Schnellere Taktzeiten , verbessertes Umsteigen<br />
- Pendelbusse in den Kiezen<br />
- Schließung von Wohnstraßen für den Durchgangsverkehr<br />
- Flächenhafte Verkehrsberuhigung in der Innenstadt<br />
- Sperrung der Straße des 17. Juni und Begrünung<br />
Anregung von F r a u D r . R e i h e r , T O W N P E A C E , dr.reiher@townpeace.de<br />
Urban Renaissance & Sustainable Environment in the Urban Sprawl<br />
TOWNPEACE<br />
Founded at Highgrove in 1999<br />
Villa Ruge, 14052 Berlin, Olympische Straße 17 Tel.:0049(0)30-304 6667<br />
Fax:0049(0)1212-5-32 6385 76<br />
dr.reiher@ townpeace.de<br />
An das Agendaforum 27. Mai 2003<br />
Betr.: Klimaschutz/Verkehr/Mobilität<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Zum heutigen Auftakt Ihrer Veranstaltungsreihe freuen wir uns Ihnen anbieten zu können, ein<br />
Ergebnis der Townpeace-Task Force, ein nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept für den Urban<br />
Sprawl Berlin/Potsdam, im Rahmen Ihrer Veranstaltung vorzustellen.<br />
Bereits vor einem Jahr hat Frau Ministerin Künast den ersten Band unserer Publikationen persönlich<br />
Prinz Charles im Rahmen der Überreichung des Europäischen Umweltpreises übergeben; wir selbst<br />
haben dem Executive Direcor der Umweltorganisation der UNO, Herrn Prof. Dr. Klaus Töpfer, den<br />
gleichen Bericht überreicht; im Januar dieses Jahres hat der Vorsitzende des Umweltausschusses des<br />
Deutschen Bundestages, Dr. Ulrich von Weizsäcker, schließlich den Obleuten des Umweltausschusses<br />
die Arbeit zur Verfügung gestellt.<br />
Nun scheint uns der Zeitpunkt gekommen, unsere Arbeit auch in Berlin auf lokaler Ebene<br />
vorzustellen. Wir würden uns freuen, wenn das Agendaforum der Ort dafür wäre.<br />
<strong>Mit</strong> freundlichen Grüßen<br />
Dr.-Ing. Monika Reiher<br />
TOWNPEACE Deutschland. Schirmherrschaft Vereinigung Deutscher Schinkelpreisträger e.V., gemeinnütziger Verein<br />
4
Anregung von H a r t w i g B e r g e r , Ö k o w e r k B e r l i n - T e u f e l s s e e :<br />
OKOWERK<br />
N a t u r s c h u t z z e n t r u m Ö K O W E R K B e r l i n e . V . • T e u f e l s s e e c h a u s s e e 2 2 - 2 4<br />
1 4 1 9 3 B e r l i n<br />
Hartwig Berger, Vorsitzender hartwig.berger@t-online.de Berlin, 27.05.2003<br />
Stellungnahme zum Arbeitsentwurf Agenda 21 für Berlin<br />
Handlungsfeld Verkehr/Mobilität<br />
Das Handlungsfeld leidet unter dem Widerspruch, zum einem die Ziele und Maßnahmen aus dem Entwurf des<br />
Stadtentwicklungsplan Verkehr für Berlin im Jahr 2015 zu übernehmen; zum anderen eine Wirkungsanalyse zu<br />
vermelden, die zum Ergebnis kommt, dass (allein) mit diesen Maßnahmen die Klimagasemissionen bis 2015 nicht<br />
zu senken sind. Damit würde Nachhaltigkeitspolitik in einem zentralen Bereich scheitern. Es reicht daher nicht, die<br />
Ergebnisse des Runden Tisches Verkehr zu übernehmen. Vielmehr ist es entscheidend darzulegen, wo die hier<br />
avisierten Maßnahmen unzureichend sind, wie sie ergänzt und erweitert werden müssen.<br />
Deutlich wird das gleich am zentralen Ziel „Verbesserung der Fernerreichbarkeit" der Stadt. <strong>Mit</strong> ihm wird Berlin<br />
die ökologische Grundlinie der Nachhaltigkeit vermutlich klar überschreiten. Zumindest muss überzeugend<br />
dargelegt werden, wie das Festhalten an diesem Ziel mit einer aus ökologischen gründen zwingenden Verringerung<br />
der Klimagas-Emissionen zusammengeht. Dass und wie das bei gesteigerte Fernerreichbarkeit möglich und<br />
realisierbar ist, wird weder im Agenda-Entwurf noch im Stadtentwicklungsplan Verkehr, auch nicht in öffentlichen<br />
zugänglichen Schriften des Senats dargelegt. So war nach seinerzeit angestellten Berechnungen der Flugverkehr von<br />
und nach Berlin 1995 zu mindestens 5% an den von der Stadt zu verantwortenden Treibhausgas-Emissionen<br />
beteiligt. Das ausdrücklich angestrebte Ziel einer Verdreifachung des Luftverkehrs bis 2020 - gerechnet auf 1995 -<br />
würde demnach zu einer 15%igen Zunahme der Treibhausgas-Emissionen führen! Diese Einschätzung wird im<br />
übrigen durch die Darlegungen des Agenda 21 -Entwurfs im Handlungsfeld Klimaschutz gestützt: „So droht der<br />
prognostizierte Anstieg des internationalen Flugverkehrs bis 2010 etwa die Hälfte der C02-Emissionen wieder<br />
auszugleichen, die unter dem Kyoto-Protokoll reduziert werden sollen."<br />
Der Arbeitsentwurf problematisiert aber - z.B. - überhaupt nicht Ausbau und Wachstum des Luftverkehrs. Hier zu<br />
postulieren, dass Berlin als Zielort aus der Luft das Niveau der konkurrierenden deutschen Großstädte erreichen soll,<br />
ohne negative Folgen auf die Klimaschutzbilanz in Rechnung zu stellen, greift zu kurz. Damit wird geradezu<br />
klassisch das spieltheoretische Gefangenendilemma zum Ausdruck gebracht, das eine verantwortungsvolle<br />
Umweltpolitik regelmäßig blockiert. Die Agenda 21 von Berlin wird die ökologischen Probleme gesteigerter<br />
Mobilität im Luftverkehr - wie in anderen Bereichen - ansprechen müssen; damit müssen auch die unweigerlichen<br />
Konflikte zur Zieldimension des Wirtschaftens zur Diskussion gestellt werden.<br />
Wir schlagen vor, das Ziel der Maximierung der Fernerreichbarkeit in Frage zu stellen, nicht in die Agenda 21 für<br />
Berlin zu übernehmen, dafür aber um Impulse zu einer Suffizienz-Debatte im Handlungsfeld Verkehr zu ergänzen.<br />
Zur <strong>Mit</strong>arbeit und zu Vorschlagen dazu sind wir gerne bereit.<br />
Weitere Vorschläge und Kritik-Punkte:<br />
Die „Verbesserung wichtiger Stadt-Umland-Straßenverbindungen" ist als generelles Ziel aus ökologischer Sicht<br />
nicht akzeptabel. Nur als Beispiel verweisen wir auf die Konflikte des Straßenaus- und - Neubaus in wertvollen<br />
Naturräumen wie im Spandauer Forst (Schönwalder Allee) oder auf die Hobrechtsfelder Chaussee im Bucher Forst<br />
und den angrenzenden Rieselfeldern, Wir schlagen die Streichung dieses Ziel und seine Ersetzung durch<br />
„Verbesserung der Stadt-Umland Verbindungen im öffentlichen Nah- und Regionalverkehr" vor.<br />
5
Auch die „Verminderung jährlicher zusätzlicher Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung durch Verkehrsinfrastruktur<br />
auf max. 2/3 des Jahresmittels 1990-2000" ist aus ökologischer Sicht nicht akzeptabel. Das Tempo der<br />
weiteren Versiegelung der Stadt würde so kaum gebremst, mit diesem Ziel fiele Berlin weit hinter die Ziele des<br />
Nachhaltigkeitsrats der Bundesregierung zurück. Wir schlagen vor, den entsprechenden Handlungszielvorschlag im<br />
SPD/Grünen Konzept der 2. Enquetekommission des Abgeordnetenhauses in den Agenda-Entwurf zu übernehmen:<br />
Hier wird ein Rückgang der zusätzlichen jährlichen Versiegelung (Siedlung und Verkehr) auf 2,5 ha pro Jahr bis<br />
2020 vorgeschlagen, das sind 5% des Jahresdurchschnitts 1990-2000.<br />
Es ist nicht nachvollziehbar, warum der modal split (das Verhältnis des öffentlichen Verkehr zu Privatauto-Verkehr)<br />
auf nur 2: l in der Gesamtstadt erhöht werden soll. Wir schlagen vor, allein wegen der Gefährdung der<br />
Klimaschutzziele am alten Ziel 80:20 festzuhalten.<br />
<strong>Mit</strong> einem Anteil von „33% nichtmotorisierter Verkehr" bliebe Berlin allein wegen der günstigen Bedingungen für<br />
den Fahrradverkehr hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Stadt mit den weltweit größten Demonstrationen für<br />
eine fahrradfreundliche Stadt (100.000 am 25. Mai 2003!) kann und muss sich ehrgeizigere Ziele setzen. 33% bis<br />
2015 allein für den Anteil des Fahrradverkehrs sollte erreichbar sein.<br />
Das Ziel der „Minderung der Lärmbelastung in Hauptverkehrsstraßen" ist unzureichend und zudem unklar<br />
formuliert. Lärmpegel über 65 dB(A) tags und bis 60 dB(A) nachts zu akzeptieren, würde bedeuten, starke<br />
gesundheitsschädliche Auswirkungen für weit über 100.000 Menschen in der Stadt zu verewigen (Lärm in dieser<br />
Dimension erhöht das Infarktrisiko). Wir schlagen vor, sich hier am Zielsystem SPD/Grüne in der 2.<br />
Enquetekommission zu orientieren: Reduzierung der Lärmemissionen an allen Stadtstraßen tags auf < 65 dB(A) tags<br />
und 50 dB(A) nachts.<br />
„Die Verbesserung der tangentialen Verknüpfung der Großsiedlungen mit den äußeren Stadträumen im Nordosten<br />
und Südosten über Straße" bedeutet unter anderem eine Entscheidung für den Bau der „Osttangente" von Köpenick<br />
bis Marzahn/Hellersdorf. Das ist aus Umweltsicht nicht akzeptabel. Es wäre im übrigen besser, solche höchst<br />
strittigen Planungen, wenn sie vorgeschlagen werden, in ihren Konsequenzen auch erkennbar darzulegen. Wir<br />
schlagen die ersatzlose Streichung vor.<br />
Auch der „Schließung von teilungsbedingten Lücken im Schienen und Straßennetz" kann nicht generell zugestimmt<br />
werden, ohne dass im Einzelfall die Auswirkungen auf Umwelt, Lebensqualität und Stadträume bedacht werden.<br />
Wir schlagen eine entsprechende Ergänzung vor.<br />
Wir schlagen vor, die schnelle Einführung einer City-Maut für das Gebiet des inneren S-Bahn-Rings in den<br />
Maßnahmenkatalog aufzunehmen. Berlin kann hier von den glänzenden Erfahrungen von London mit 20% weniger<br />
Autoverkehr nach wenigen Monaten und einem deutlichen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung lernen. Die<br />
Einnahmen können und sollten für die Förderung des ÖPNV und des Fahrradverkehrs eingesetzt werden. In London<br />
¢¡¤£¦¥§¡¤¨©¥¡¤£¤¡¤¨©¨¨¤¡¨©¥£¦©¥¡! "¤#¤$&%(')© *+¨¡¤¨-,/.¡01¤¤#2#43<br />
Insgesamt fehlen im Handlungsfeld „Verkehr" Überlegungen und Ansätze „suffizienzstrategischer" Art. Es kann<br />
kein Selbstzweck sein, immer mehr und schnellere Mobilität in der, aus der und in die Stadt zu erreichen; vielmehr<br />
ist die Orientierung an gesteigerter Mobilität im Hinblick auf deren Folgen für die Ökologie, die Lebensqualität und<br />
das individuelle wie gesellschaftliche „Glück" zu hinterfragen. Das Handlungsfeld bedarf hier insgesamt der<br />
Überarbeitung und Erweiterung.<br />
Zur Diskussion der umweltpolitischen Aspekte aller Handlungsfelder des Berliner Agenda Entwurf und zur<br />
Erarbeitung wie den Austausch von Vorschlägen regen wir ein<br />
A r b e i t s t r e f f e n<br />
Berliner Agenda 21 aus umweltpolitischer Sicht an.<br />
Es soll stattfinden am<br />
<strong>Mit</strong>twoch , den 11. Juni, 18-20 Uhr,<br />
in der Stiftung Naturschutz, Potsdamer Str. 68<br />
6
Anhang<br />
Zu TOP 2, Referat von Christian Kölling:<br />
Lokale Agenda 21 Treptow-Köpenick, Arbeitsentwurf 2002 (S.72)<br />
3.5.2. Zielsetzungen: Angesichts der Steigerungsraten des Auto- und Güterverkehrs bedarf es einer<br />
Stadtverkehrspolitik, die sich an folgenden Zielen orientiert:<br />
1. Verkehrsvermeidung:<br />
2. Verkehrsverlagerung: (zum Beispiel von Straße auf Schiene und von Auto auf ÖPNV)<br />
3. Verkehrssicherheit<br />
4. Aufbau eines Radwegesystems<br />
5. Regelung des ruhenden Verkehrs und<br />
6. Schutz vor Lärm- und Abgasbelastungen<br />
Besser Leben in Lichtenberg - Kommunales Handlungsprogramm für<br />
eine zukunftsfähige Entwicklung des Bezirkes<br />
Maßnahme / Projekt<br />
Anlage eines Rundweges für<br />
Skater im Landschaftspark<br />
Wartenberg<br />
Beteiligung am Projekt<br />
“Teilräumliche Lärmminderung”<br />
von SenStadt, Planungsgruppe<br />
Nord (PGN)<br />
Erarbeitung und Darstellung einer<br />
Position des Bezirkes zur Planung<br />
der Stadtautobahn ab Ostkreuz bis<br />
Frankfurter Allee<br />
Schulwegsicherung<br />
gemeinsame Aktivitäten mit dem<br />
Umland im Rahmen der AG Nord<br />
(z.B. ÖPNV- Anbindung,<br />
Wegeverknüpfung)<br />
Verantw.<br />
Akteure<br />
Zeitziele<br />
UmNat bis 2004<br />
BA, Senat,<br />
Polizei<br />
jährlich<br />
BA, Senat laufend<br />
Finanzierung<br />
Ersatzmaßnahme<br />
DB AG<br />
überw.<br />
Bezirkshaushalt<br />
Qualitätsziel Nummer<br />
C4- Die Lebensqualität<br />
sichern, Schaffung u. Erhalt<br />
von Lebens- und Regenerationsräumen<br />
B2 - Umwelt erhalten,<br />
Klima- u. Ressourcenschutz<br />
B2 Umwelt erhalten, Klimaund<br />
Ressourcenschutz<br />
D1- Das soziale Leben in der<br />
Stadt <strong>gestalten</strong>, Soziale<br />
Stadtentwicklung<br />
D1- Das soziale Leben in der<br />
Stadt <strong>gestalten</strong>, Soziale<br />
Stadtentwicklung<br />
7
Steglitz-Zehlendorf 2100, Erster Entwurf für eine Lokale Agenda 21<br />
(Zusammenführung der Entwürfe der Einzelbezirke),<br />
Dezember 2001, (S. 15)<br />
Stichwort: Fahrradverkehr - Übergeordnete Ziele:<br />
Förderung des Fahrradverkehrs zur Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt (SenBauWohn V,<br />
Drs. 13/1869, S.1)<br />
Kohlendioxid-Emissionen im Straßenverkehr bis 2010 um 25% (Basis 1995) senken<br />
(Umweltqualitätsziele für den Stadtentwicklungsplan Verkehr, SenBauWohnV, 7/95)<br />
Verbesserung der Attraktivität des nichtmotorisierten Verkehrs (Bundesministerium f. Umwelt,<br />
Naturschutz u. Reaktorsicherheit: Nachhaltige Entwicklung in Deutschland, 1998, S. 111)<br />
Mobilität auch für Kinder, Jugendliche und Menschen ohne Auto<br />
Verbesserung der Bedingungen für den nichtmotorisierten Verkehr (Abgestimmte Ziele<br />
Stadtentwicklungsplan Verkehr, SenBauWohnV, 1997)<br />
Teilzielvorschläge:<br />
Zehlendorf:<br />
Wegweisung für fahrradfreundliche Wege zur Verbindung der Ortsteilzentren des neuen Bezirkes bis<br />
2005 aufstellen.<br />
Fahrradfreundliche Wege im Einzugsbereich (ca. 3 km von wichtigen Einrichtungen wie lokalen<br />
Zentren, Sportplätzen, Schulen, Schwimmbädern) aus allen benachbarten Wohngebieten bis 2010<br />
ausweisen und herstellen<br />
Verdreifachung des Fahrradverkehrs 1995 bis 2020, d.h. Steigerung des Anteils der Radfahrer am<br />
Fahrzeugverkehr auf der Straße von derzeit 7% auf 21% bis 2020 (zum Vergleich: Freiburg 1987<br />
27%, Münster 1994 40%)<br />
Steglitz:<br />
Verkehrsbedingte CO2-Emissionen in Steglitz sollen entsprechend den Empfehlungen der Enquete-<br />
Kommission <strong>Zukunft</strong>sfähiges Berlin bis zum Jahr 2005 mindestens um 10% im Vergleich zu 1990<br />
gesenkt werden.<br />
Die Verkehrsinfrastruktur des Bezirkes muss so geschaffen sein, dass für alle Bevölkerungsgruppen<br />
eine eigenständige Mobilität, möglichst frei von vorhersehbaren gesundheitlichen Gefahren<br />
sichergestellt wird.<br />
8
“Verkehrsforum - Forum für zukunftsfähigen Verkehr in der <strong>Mit</strong>te<br />
Berlins e.V.”, Entwurf Lokale Agenda <strong>Mit</strong>te, Kapitel Verkehr<br />
Ziel: Verkehrssicherheit<br />
Maßnahme Zeithorizont Akteure/Innen<br />
Ausweisung von verkehrsberuhigten Zonen, vor allem in<br />
Wohngebieten, in denen zur Zeit Tempo 30 gilt, (...)<br />
Anbringung eines Zusatzschildes “SCHRITT FAHREN”<br />
unter jedes Verkehrsschild des verkehrsberuhigten Bereiches<br />
vermehrte Geschwindigkeitskontrollen an Hauptstraßen,<br />
Nebenstraßen, verkehrsberuhigten Straßen - Spielstraßen und<br />
Tempo-30-Zonen und in besonders gefährdeten Straßen,<br />
z.B.(...)<br />
Aufpflasterungen vor jeder Einfahrt in den<br />
verkehrsberuhigten Bereich<br />
Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit auf allen Straßen. Nur<br />
wenige Hauptstraßen mit Tempo 50<br />
Tempo 30 in Nicht-Hauptverkehrsstraßen, in denen Tempo<br />
50 gilt.<br />
mittelfristig<br />
Senat, AH, BVV,<br />
Bezirksamt, Straßenverkehrsbehörde,<br />
kurz-<br />
/mittelfristig<br />
kurzfristig<br />
mittelfristig<br />
mittelfristig/<br />
langfristig<br />
mittelfristig<br />
Überprüfung der Einhaltung von Parkverboten, z.B.(...)<br />
Erstellung von Schulwegplänen<br />
Bessere Verkehrserziehung für Kinder und Schüler<br />
kurzfristig<br />
mittelfristig<br />
mittelfristig<br />
Verkehrserziehung für Erwachsene<br />
mittelfristig<br />
Fortbildungsprogramm “ökologisch, kindgerechte<br />
Verkehrserziehung” für Lehrer/innen, Polizist/innen,<br />
Planer/innen, Juristen/innen<br />
mittelfristig<br />
9
Erster Diskussionsentwurf für eine Lokale Agenda 21 Neukölln,<br />
Juli 1999, (S. 19) II. Hauptziele<br />
1. Verkehrssicherheit: “objektiv”: wenige Unfälle; “subjektiv”: angstfreie Fortbewegung<br />
2. Umweltverträglichkeit: Entlastung von Mensch, Natur und Gebäudesubstanz;<br />
Energie- und Ressourcenschonung<br />
3. Stadtverträglichkeit: Straßen als Aufenthalts- und Kommunikationsraum, ohne Barrierewirkung;<br />
“Bezirk der kurzen Wege” durch Innenentwicklung und Nutzungsmischung<br />
4. Sozialverträglichkeit: Gleiche Mobilitätschancen und Unfallrisiken für ärmere, mobilitätsbehinderte<br />
oder nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer/Innen;<br />
gleiche Lebensqualität für Anwohner/Innen vielbefahrener Straßen, Entlastung der Allgemeinheit von<br />
den negativen Folgen oder externen Kosten des MIV;<br />
günstige ÖPNV-Tarife, Beteiligung der Bürger/Innen an verkehrspolitischen Entscheidungen<br />
5. Wirtschaftsentwicklung: Entkopplung von Wirtschaftsverkehrswachstum und allg. Wirtschaftswachstum;<br />
Förderung umweltschonender Güterverkehrsträger;<br />
Erhaltung oder Vermehrung ökologisch sinnvoller Arbeitsplätze im Verkehrsgewerbe (Güter- und<br />
Personenbeförderung), Fahrzeugbau, Schienenwegebau u. Straßenumbau (für Fußgänger, Mobilitätsbehinderte,<br />
Radfahrer u. ÖPNV);<br />
Bevorrechtigung von Lieferverkehr gegenüber MIV;<br />
Attraktivitätssteigerung von Einkaufsstraßen für Kund/Innen u. Einzelhandel<br />
Die Erreichung dieser Ziele erfordert eine tiefgreifende Wende in der Verkehrspolitik, insbesondere<br />
durch Verkehrsvermeidung und eine deutliche Verlagerung des Verkehrs von Flugzeug und PKW auf<br />
Zufußgehen, Rad, Bus und Bahn, sowie vom LKW auf Bahn und Schiff.<br />
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