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Grafische Welten am Spalenberg:<br />
«Beteiligung am kreativen Prozess»<br />
Der katalonische Künstler Antoni Tàpies lässt mit seiner Bildsprache vieles verschlüsselt. Dies macht seine Werke<br />
geheimnisvoll, was wiederum eine magische Anziehungskraft ausübt. Demnächst sind in der Galerie am Spalenberg<br />
verschiedene Grafiken des Meisters zu sehen.<br />
Composition Symétrique<br />
Die drei auf dieser Seite abgebildeten<br />
Werke von Antoni Tàpies<br />
repräsentieren längst nicht das<br />
gesamte Schaffen des heute 87jährigen<br />
Künstlers. Sie vermitteln<br />
jedoch einen guten Eindruck<br />
vom Kunstverständnis des<br />
Kataloniers. Formuliertes, oder<br />
besser: Ausformuliertes<br />
ist seine Sache<br />
nicht. Er lie-<br />
fert mit seiner<br />
Bildsprache<br />
nur Andeutungen.<br />
Der Rest ist Sache des<br />
Publikums. Mit anderen Worten:<br />
Tàpies’ Werk wird erst mit<br />
der Betrachtung, in der Auseinandersetzung,<br />
deutbar. Hierzu<br />
passt folgende Aussage des<br />
Künstlers: «Zeichnet man die<br />
Dinge nur andeutungsweise, so<br />
ist der Betrachter eingeladen, sie<br />
mit seiner eigenen Imagination<br />
zu ergänzen. Das zwingt zu einer<br />
Teilnahme des Betrachters, einer<br />
Beteiligung am kreativen Prozess.»<br />
Rätselhaft<br />
Tàpies’ Werke sind keine Bildrätsel,<br />
die mit einer plötzlichen<br />
Erhellung gelöst werden. Sie<br />
sind vielmehr verschlüsselt, magisch,<br />
ja mystisch und deshalb<br />
vielfältig interpretierbar. Kalli-<br />
Besuchen Sie die Ausstellung:<br />
www.galerie-am-spalenberg.com<br />
Estisores 2 Composition Symétrique<br />
grafie, Schriftzeichen, Chiffren<br />
und Zahlen spielen eine grosse<br />
Rolle in Tàpies’ Bildsprache. Die<br />
Umsetzung kommt dabei durchaus<br />
unterschiedlich daher. Das<br />
verdeutlichen auch die in der Galerie<br />
am Spalenberg ausgestellten<br />
Tàpies-Werke, die ab 3. Juni<br />
zu sehen sind. Dabei handelt es<br />
sich um Originalgrafiken in kleinen<br />
Auflagen. Die Lithografie<br />
«Toile pliée et Chiffres» (1974)<br />
sowie die beiden Radierungen<br />
«Estisores 2» (1979) und «Composition<br />
Symétrique» (1969) sind<br />
drei der insgesamt 23 Werke des<br />
Meisters, die gezeigt werden.<br />
Noch immer frisch<br />
Ein Künstlerleben lang hat sich<br />
Tàpies mit seiner Bildsprache<br />
erfolgreich dagegen gewehrt,<br />
katalogisiert zu werden. Er würde<br />
sich beispielsweise nie als<br />
abstrakten Künstler bezeichnen.<br />
In jungen Jahren wurde er von<br />
Miró, Klee und Picasso beeinflusst<br />
und fand über den Surrealismus<br />
zu seiner persönlichen<br />
Ausdrucksweise. 1948 gründete<br />
er mit anderen die Künstlergruppe<br />
«Dau al Set», deren wichtigster<br />
Vertreter er wurde. Tàpies<br />
war federführend für die spanische<br />
Avantgarde der Nachkriegszeit.<br />
Er verdichtete die Materie<br />
seiner Bilder, mischte Sand,<br />
Leim und andere Materialien in<br />
die Ölfarbe. Er erzeugte raue,<br />
mauerartige Strukturen, in die<br />
er ein karges Repertoire unterschiedlicher<br />
Zeichen einfliessen<br />
liess und verschiedene Materialien<br />
einarbeitete. Seine Mauerbilder<br />
wirken geheimnisvoll und<br />
meditativ. Tàpies’ erste Lithografien<br />
entstanden 1959. Sie faszinieren<br />
auch heute noch. cf ■<br />
Galerie Am Spalenberg<br />
Werner Röthlisberger<br />
Petersgraben 73<br />
4051 Basel<br />
Tel. 061 262 12 12<br />
info@galerie-am-spalenberg.com<br />
www.galerie-am-spalenberg.com<br />
Vernissage: Do 3. Juni, 18 Uhr<br />
Ausstellung: 3.–19. Juni<br />
Öffnungszeiten: Mi–Fr 17–18.30 Uhr,<br />
Sa 11–16 Uhr<br />
WWW.REGIOAKTUELL.COM ■ REGIO AKTUELL 6/2010 ■ 73