Pirelli stellt erste MIRS-Fabrik vor 7/2000 - Reifenpresse.de
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Reifen International<br />
<strong>Pirelli</strong> <strong>stellt</strong> <strong>erste</strong> <strong>MIRS</strong>-<strong>Fabrik</strong> <strong>vor</strong><br />
Produktionsausbau um zehn<br />
Millionen<br />
UHP-Reifen innerhalb<br />
von drei Jahren<br />
Mit einer Investition von 500 Millionen Euro baut <strong>Pirelli</strong> in <strong>de</strong>n nächsten<br />
drei Jahren fünf <strong>MIRS</strong>-<strong>Fabrik</strong>en in Italien, Deutschland, USA, England<br />
und Fernost. Damit entsteht eine Produktionskapazität von zehn Millionen<br />
Hochleistungsreifen (Ultra-High-Performance), die zusätzlich zu <strong>de</strong>n<br />
bisher bereits <strong>vor</strong>han<strong>de</strong>nen Kapazitäten vermarktet wer<strong>de</strong>n wird, <strong>de</strong>nn<br />
<strong>de</strong>r Ersatz bisheriger konventioneller Produktion ist nicht geplant. Während<br />
<strong>de</strong>r Reifenmarkt im Allgemeinen ein jährliches Wachstum von gera<strong>de</strong><br />
mal einem Prozent verzeichnen kann, will <strong>de</strong>r Reifenh<strong>erste</strong>ller nach <strong>de</strong>n<br />
Worten von <strong>Pirelli</strong>-Chef Marco Tronchetti Provera im wichtigen, weil sehr<br />
profitablen Bereich <strong>de</strong>r Hochleistungsreifen zweistellige Wachstumsraten<br />
erzielen.<br />
Etwa hun<strong>de</strong>rt Journalisten aus aller Welt <strong>stellt</strong>e<br />
<strong>Pirelli</strong> am 11. Juli auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>Pirelli</strong>-<br />
Hauptwerks in Mailand die <strong>erste</strong> komplett online-gesteuerte<br />
<strong>Fabrik</strong> für eine Reifengeneration<br />
mit völlig neuen Eigenschaften <strong>vor</strong>. <strong>MIRS</strong><br />
steht dabei für „Modular Integrated Robotized<br />
System“. Die vollautomatische Reifenproduktion,<br />
die Menschen nur noch als Beobachter<br />
braucht, sobald die Produktion <strong>de</strong>nn<br />
läuft, ist damit Wirklichkeit gewor<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>n<br />
jetzt <strong>vor</strong>han<strong>de</strong>nen Automaten können<br />
125.000 UHP-Reifen jährlich gefertigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Nach Abschluss <strong>de</strong>r zweiten,<br />
bereits laufen<strong>de</strong>n Baustufe wird<br />
die Kapazität verdoppelt. Das ist<br />
bis Februar kommen<strong>de</strong>n Jahres<br />
<strong>de</strong>r Fall.<br />
Dass die <strong>erste</strong> <strong>Fabrik</strong> dieser<br />
Art in Bicocca gebaut wur<strong>de</strong>, ist<br />
kein Zufall, <strong>de</strong>nn Tronchetti bezeichnete<br />
Mailand als „Kopf und<br />
Herz von <strong>Pirelli</strong>”. Die <strong>Fabrik</strong> fungiert<br />
zugleich als Pilotanlage zur<br />
Weiterentwicklung <strong>de</strong>r <strong>MIRS</strong>-<br />
Technologie bzw. neuer Produkte<br />
und Prototypen sowie als<br />
Ausbildungs- und Schulungszentrum<br />
für Mitarbeiter. Die eingesetzte<br />
Software wird von Mailand<br />
aus online zu allen <strong>MIRS</strong>-<br />
Standorten übermittelt und ermöglicht<br />
so <strong>de</strong>n gleichzeitigen<br />
(Online-)Start neuer Reifenge-<br />
kommt <strong>MIRS</strong> nur zur Produktion<br />
von Breit- sowie SUV-Reifen<br />
in Betracht, aber das Unternehmen<br />
arbeitet auch daran,<br />
<strong>MIRS</strong>-Technologie zukünftig<br />
bei <strong>de</strong>r H<strong>erste</strong>llung von Motorrad-<br />
und selbst Lkw-Reifen<br />
zum Einsatz bringen zu<br />
können.<br />
nerationen weltweit. Momentan Marco Tronchetti Provera<br />
www.reifenpresse.<strong>de</strong><br />
NEUE ReifenZeitung 7/<strong>2000</strong> 113
114<br />
Reifen International<br />
Rund 100 Journalisten waren nach Mailand gekommen, um sich über <strong>MIRS</strong> zu informieren<br />
Die groß angelegte Pressekonferenz verlief<br />
„sehr italienisch” Tronchetti verstand es,<br />
sein Unternehmen nicht nur als <strong>Pirelli</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />
in je<strong>de</strong>r Phase als „e-<strong>Pirelli</strong>” (vgl. NEUE<br />
REIFENZEITUNG 4/<strong>2000</strong>) <strong>vor</strong>zustellen. Internetaktivitäten<br />
prägen das Bild auf allen Stufen<br />
und in allen Sparten <strong>de</strong>s Konzerns, <strong>de</strong>r<br />
zu<strong>de</strong>m im Kabelbereich weltweit eine Führungsrolle<br />
beanspruchen kann und <strong>de</strong>n die<br />
<strong>vor</strong> einigen Monaten bekannt gegebene Zusammenarbeit<br />
mit Cisco nicht ganz zu Unrecht<br />
sehr in die Nähe <strong>de</strong>r Dot-com-Companies<br />
gerückt hat. Der Chef <strong>de</strong>r <strong>Pirelli</strong> Tyre<br />
Holding, Dr. G. Ferrario, <strong>stellt</strong>e <strong>MIRS</strong> noch<br />
einmal en <strong>de</strong>tail <strong>vor</strong>, und in <strong>de</strong>r Folge hätte er<br />
zusammen mit seinem Kollegen<br />
Dr.<br />
Gori im Mittelpunkt stehen müssen. Nicht so<br />
in Italien. Alle Fragen <strong>de</strong>r internationalen Presse<br />
gingen ohne auch nur eine einzige Ausnahme<br />
an Marco Tronchetti Provera, <strong>de</strong>r natürlich<br />
keine Antwort schuldig blieb. Tronchetti<br />
spielt seine Rolle perfekt. <strong>MIRS</strong>, so erklärt er<br />
italienischen Journalisten, habe keinen negativen<br />
Effekt auf die Beschäftigungslage bei<br />
<strong>Pirelli</strong>, <strong>de</strong>nn die „menschenleere <strong>Fabrik</strong>” ersetze<br />
die bisherige Produktion nicht, son<strong>de</strong>rn<br />
ergänze sie. <strong>Pirelli</strong> wolle gera<strong>de</strong> im Hochleistungssegment<br />
weltweit stark <strong>vor</strong>an marschieren.<br />
<strong>MIRS</strong> verschaffe somit die Möglichkeiten,<br />
interessante Märkte weitaus schneller und<br />
intensiver als bisher zu bearbeiten. Und die<br />
Chancen seien nicht gleichbleibend groß auf<br />
<strong>de</strong>r ganzen Welt, son<strong>de</strong>rn es gebe durchaus<br />
in Fernost und USA Regionen,<br />
in <strong>de</strong>nen man im Hochleistungssegment<br />
gera<strong>de</strong>zu<br />
sprunghaft wachsen könne.<br />
Damit war die Brücke<br />
zu Analysten geschlagen,<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Reifenmarkt seit<br />
längerer Zeit wegen <strong>de</strong>s<br />
nicht mehr <strong>vor</strong>han<strong>de</strong>nen<br />
Wachstums fast schon suspekt<br />
erscheint. Tronchetti<br />
schließt hier seine<br />
Wachstumsstory an. Zehn<br />
Millionen zusätzlich gefertigte<br />
Breitreifen be<strong>de</strong>uten<br />
Futuristisches Design fast wie aus<br />
einem Science Fiction-Roman<br />
www.reifenpresse.<strong>de</strong><br />
ein jährliches Wachstum im zweistelligen<br />
Bereich im für <strong>Pirelli</strong> herausragend<br />
wichtigen Geschäft mit<br />
Hochleistungsreifen. An<strong>de</strong>re mögen<br />
die „long runs” produzieren,<br />
mit <strong>de</strong>nen sich kaum noch Geld<br />
verdienen lässt, <strong>Pirelli</strong> kümmert<br />
sich um die „short runs” und<br />
macht Geld damit. Die Botschaft<br />
ist klar: <strong>Pirelli</strong> ist keinesfalls ein einfacher<br />
Reifenh<strong>erste</strong>ller, son<strong>de</strong>rn<br />
„e-<strong>Pirelli</strong>” ist die Marke im Reifenmarkt,<br />
ist die Antwort für Enthusiasten,<br />
für Fans, für Motorsportbegeisterte.<br />
Um Schnäppchenjäger<br />
kümmert sich <strong>Pirelli</strong> nicht.<br />
Und auch das wird <strong>de</strong>utlich<br />
zum Ausdruck gebracht: Mit <strong>de</strong>r<br />
<strong>MIRS</strong>-Technologie verfolge <strong>Pirelli</strong><br />
keine Vision. Man sei vielmehr<br />
Verpflichtungen eingegangen,<br />
Verpflichtungen mit einem genauen<br />
Zeitplan, an <strong>de</strong>n man sich halten<br />
wolle und halten wer<strong>de</strong>.<br />
Mehrwert durch <strong>MIRS</strong><br />
<strong>Pirelli</strong>, so meint ein Fragesteller, sei wegen<br />
<strong>MIRS</strong> ja dann wohl in einer Situation, die Wettbewerber<br />
das Fürchten lehren zu können. Wie<br />
diese dann auf Dauer bestehen könnten, wollte<br />
man wissen.<br />
In <strong>de</strong>r Frage lag vielleicht schon die Erwartung<br />
nach zukünftigen Preiskriegen. Doch<br />
damit ist Tronchetti sehr schnell fertig. Konkurrenten<br />
respektiert er nicht nur, son<strong>de</strong>rn er<br />
erwartet, dass diese nachziehen wer<strong>de</strong>n. Einstweilen<br />
aber habe <strong>Pirelli</strong> einen Vorsprung und<br />
wolle diesen, so lange es <strong>de</strong>nn möglich sei,<br />
verteidigen. Im Übrigen aber wies er darauf<br />
hin, dass Verbraucher wie auch Erstausrüster<br />
erhebliche Vorteile durch <strong>MIRS</strong> hätten durch<br />
die Performance und gleichbleiben<strong>de</strong> Qualität.<br />
Die Geschäftsbeziehungen zu Erstausrüstern<br />
wür<strong>de</strong>n unter Anwendung <strong>de</strong>r Internet-<br />
Möglichkeiten so ausgebaut, dass es dadurch<br />
auch zu erheblichen Einsparungen bei <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n komme. Er hoffe je<strong>de</strong>nfalls, dass die<br />
Erwartung nicht <strong>vor</strong>han<strong>de</strong>n sei, <strong>Pirelli</strong> wer<strong>de</strong><br />
<strong>MIRS</strong>-Reifen billiger als konventionell gebaute<br />
Reifen liefern. Die Preise in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />
seien nach wie <strong>vor</strong> nicht zufrie<strong>de</strong>n stellend.<br />
<strong>Pirelli</strong> habe aber die Hausaufgaben gemacht,<br />
um Kosten zu reduzieren wo immer<br />
möglich.<br />
<strong>Pirelli</strong> hat 1999 mit einem Umsatz von 6,48<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro einen Nettogewinn von 331<br />
Millionen Euro erwirtschaftet. Das Reifengeschäft<br />
dürfte etwa 37 bis 38 Prozent zum<br />
Gesamtumsatz beigesteuert haben. Obwohl<br />
NEUE ReifenZeitung 7/<strong>2000</strong>
Die kontinuierliche Produktion eines Reifens ist <strong>de</strong>r Haupt<strong>vor</strong>teil von <strong>MIRS</strong><br />
die Italiener damit nicht mehr zu <strong>de</strong>n „big players”<br />
weltweit zu zählen sind, <strong>de</strong>utet nichts<br />
darauf hin, dass <strong>Pirelli</strong> sich aus <strong>de</strong>m Reifengeschäft<br />
über kurz o<strong>de</strong>r lang verabschie<strong>de</strong>n<br />
könnte. Der Löwenanteil <strong>de</strong>s Reifenumsatzes<br />
wird mit Pkw-Reifen erzielt, davon wie<strong>de</strong>r<br />
mehr als die Hälfte mit Breitreifen. Mittels nun<br />
einzusetzen<strong>de</strong>r <strong>MIRS</strong>-Technologie sieht <strong>Pirelli</strong><br />
die Möglichkeit, sehr kostengünstig dort <strong>Fabrik</strong>en<br />
aufbauen zu können, wo <strong>de</strong>r Markt ist<br />
und wo zugleich Zugang zur Erstausrüstung<br />
geschaffen wer<strong>de</strong>n kann. <strong>MIRS</strong>-Reifen sind<br />
in <strong>erste</strong>r Linie nun mal „Erstausrüstungsreifen”.<br />
Gleichbleiben<strong>de</strong> Produktionsqualität und<br />
Produktionsstabilität können Roboter nun einmal<br />
besser gewährleisten als Menschen. Auch<br />
die Sparte Reifen von <strong>Pirelli</strong> hat ihre eigene<br />
Wachstums-Story. Erfolge sind zu erwarten.<br />
Und so funktioniert <strong>MIRS</strong>:<br />
<strong>MIRS</strong> – Reifenproduktion<br />
online<br />
Die <strong>MIRS</strong>-<strong>Fabrik</strong> aus <strong>de</strong>m Hause <strong>Pirelli</strong> (vgl.<br />
bereits NEUE REIFENZEITUNG 1/<strong>2000</strong>) soll<br />
die Technologien und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r klassischen<br />
Reifenproduktion revolutionieren. Der<br />
neue Prozess basiert auf <strong>de</strong>m Konzept einer<br />
hochflexiblen Minifabrik (flexibel bis zum<br />
Ausstoß eines einzigen Reifens einer Dimension),<br />
die – so <strong>Pirelli</strong> – exakt auf die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Marktes ausgerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Ein Einsatz <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m <strong>MIRS</strong>-<br />
Verfahren gefertigten Reifen in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />
ist noch für dieses Jahr geplant.<br />
Der benötigte Platz pro Minifabrik beträgt<br />
nur 350 m 2 . Auf dieser geringen Grundflä-<br />
Mini-<strong>Fabrik</strong> mit einer<br />
Produktion von 1.000.000 Reifen pro Jahr<br />
www.reifenpresse.<strong>de</strong><br />
Reifen International<br />
Vergleich <strong>de</strong>r wirtschaftlichen und <strong>de</strong>r<br />
Produktionsparameter<br />
Herkömmliches <strong>MIRS</strong>-<br />
Verfahren Verfahren %<br />
INVESTITIONEN<br />
UHP-Reifen/Tag 16.800 Euro 14.200 Euro -15%<br />
HP-Reifen/Tag 6.800 Euro 8.800 Euro -50%<br />
GRUNDFLÄCHE<br />
Von <strong>de</strong>r Vorbereitung 5,6 m 2 /Reifen/Tag 1,1 m 2 /Reifen/Tag -80%<br />
bis zur Inspektion<br />
WERKSEFFEKTIVITÄT<br />
Gesamtanlagen- 75% 92% +23%<br />
effektivität (In<strong>de</strong>x)<br />
STEUERZEIT<br />
Von <strong>de</strong>r Vorbereitung 6 Tage 72 Minuten (nicht in %<br />
bis zur Vulkanisation auszudrücken)<br />
FLEXIBILITÄT<br />
Wirtschaftliche Min<strong>de</strong>stlosgröße<br />
3.200 Stück 375 Stück -88%<br />
Größenän<strong>de</strong>rungszeit 375 Min. 20 Min. -95%<br />
PRODUKTIVITÄT DER<br />
BELEGSCHAFT (In<strong>de</strong>x) 100 180 +80%<br />
QUALITÄT<br />
Radialkraftschwankung 100 50 +100%<br />
(In<strong>de</strong>x)<br />
ENERGIEVERBRAUCH 3.000 Kcal/Kg 2.000 Kcal/Kg -33%<br />
GESAMTPRODUKT-<br />
KOSTEN (In<strong>de</strong>x) 100 75 -25%<br />
Quelle: <strong>Pirelli</strong><br />
che können<br />
die <strong>MIRS</strong>-Roboter,<br />
mit bisher<br />
in <strong>de</strong>r Reifenproduktion<br />
nicht gekannterGeschwindigkeit,<br />
Reifen,<br />
ohne Unterbrechung<br />
<strong>de</strong>r<br />
Arbeitsabläufe<br />
o<strong>de</strong>r Zwischenlagerung<br />
von<br />
Halbzeugen,<br />
produzieren,<br />
was <strong>de</strong>n H<strong>erste</strong>llungsprozess<br />
pro Reifen<br />
auf drei<br />
Minuten ver-<br />
kürzen soll. Der Grund für <strong>de</strong>n geringen Platzbedarf<br />
einer <strong>MIRS</strong>-Minifabrik: Auf Be<strong>vor</strong>ratungs-<br />
und Bereitstellungsflächen, die für die<br />
klassische Produktion benötigt wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r<br />
sich nur etwa zwölf Prozent <strong>de</strong>r Materialien<br />
im Prozess befin<strong>de</strong>n, während die an<strong>de</strong>ren<br />
88 Prozent auf ihren Einsatz warten, kann verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Gesamtproduktionsprozess, vom Lagerhaus<br />
<strong>de</strong>s Rohmaterials bis zur Einlagerung<br />
<strong>de</strong>r fertigen Reifen, vergehen bei <strong>MIRS</strong> 72<br />
Minuten (gegenüber sechs Tagen bei herkömmlicher<br />
Produktion). Eine integrierte Software<br />
kontrolliert dabei alle Stationen <strong>de</strong>r Produktion,<br />
von <strong>de</strong>r Roboterbewegung über die<br />
automatische Bereitstellung <strong>de</strong>r Materialien,<br />
die Selektion <strong>de</strong>r Reifengröße, <strong>de</strong>n Reifenbau,<br />
Vulkanisation, Qualitätskontrolle sowie das<br />
Handling <strong>de</strong>s Endproduktes. Zusätzlich ist dieses<br />
Programm Teil eines globalen Software-<br />
Komplexes und steuert neben <strong>de</strong>r reinen Her-<br />
NEUE ReifenZeitung 7/<strong>2000</strong> 115
116<br />
Reifen International<br />
stellungsphase sowohl <strong>de</strong>n Entwicklungsprozess<br />
(Definition <strong>de</strong>r Produktspezifikation, Auswahl<br />
<strong>de</strong>r Materialien, Entwicklung von Konstruktionstrommel<br />
und Heizform) als auch das<br />
Design. Die gleiche Software <strong>de</strong>finiert ebenfalls<br />
die Arbeitswege <strong>de</strong>r Roboter und leitet<br />
bzw. überwacht ihren Arbeitszyklus. In dieser<br />
umfassen<strong>de</strong>n Integration von Design, H<strong>erste</strong>llung<br />
und Prozessgestaltung und -steuerung<br />
liegt nach Angaben <strong>de</strong>s Reifenh<strong>erste</strong>llers <strong>de</strong>r<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vorteil <strong>de</strong>r Flexibilität von<br />
<strong>MIRS</strong>.<br />
Darüber hinaus sollen durch die neue Prozesstechnologie<br />
auch die verschie<strong>de</strong>nen Zwischenschritte<br />
bei <strong>de</strong>r Reifenh<strong>erste</strong>llung <strong>de</strong>utlich<br />
von 14 auf nur noch drei verringert. So<br />
wer<strong>de</strong>n Reifen in <strong>de</strong>r <strong>MIRS</strong>-Produktion nicht<br />
mehr aus einzelnen <strong>vor</strong>produzierten Teilen<br />
sukzessive zusammengebaut, son<strong>de</strong>rn kontinuierlich<br />
und ohne menschliches Eingreifen<br />
um eine Trommel herum gefertigt. Die Bewegungsmöglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Roboters gestatten<br />
es dabei, die verschie<strong>de</strong>nen Materialien entsprechend<br />
<strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r jeweiligen Trommel<br />
aufzubringen. Der fertig gebaute Reifen (green<br />
tire) wird an ein Karussel mit jeweils sechs<br />
Heizformen weitergereicht, die synchron zum<br />
Reifenbau agieren und eine kontinuierliche<br />
Produktion gewährleisten sollen. Ist die Vulkanisation<br />
abgeschlossen, wird <strong>de</strong>r Reifen vom<br />
gleichen Roboter zur Laser-Qualitätskontrolle<br />
geschickt.<br />
Verbesserte Produktqualität<br />
bei geringerem<br />
Energieverbrauch<br />
Der <strong>MIRS</strong>-Prozess soll neben einer effizienteren<br />
Fertigung auch entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vorteile<br />
in Bezug auf die Produktqualität, insbeson<strong>de</strong>-<br />
re in <strong>de</strong>n BereichenReifenleistung,<br />
Haltbarkeit<br />
und Komfort bringen.<br />
Konnten bisher<br />
beispielsweise<br />
durch menschliche<br />
Intervention<br />
o<strong>de</strong>r durch Pausen<br />
bei <strong>de</strong>r H<strong>erste</strong>llung(Stapelverarbeitung)Ungleichmäßigkeitenauftreten,<br />
so soll<br />
<strong>MIRS</strong> durch <strong>de</strong>n<br />
Verzicht auf jeglicheUnterbrechung<br />
<strong>de</strong>r Produktion<br />
eine bisher<br />
nicht gekannte<br />
Qualität gewährleisten,<br />
die <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>rzeit besten,<br />
nach herkömmlicher<br />
Bauart herge<strong>stellt</strong>en<br />
Produkten<br />
<strong>de</strong>utlich überlegen<br />
sein soll. Vergleichstests<br />
zum<br />
Zwecke <strong>de</strong>r kurzfristigenHomologation<br />
in <strong>de</strong>r<br />
Erstausrüstung bei namhaften Fahrzeugh<strong>erste</strong>llern<br />
laufen bereits. Ein weiterer Vorteil von<br />
<strong>MIRS</strong> besteht – so <strong>Pirelli</strong> – in <strong>de</strong>r extrem kurzen<br />
Reaktionszeit auf Än<strong>de</strong>rungswünsche <strong>de</strong>s<br />
Fahrzeugh<strong>erste</strong>llers bezüglich <strong>de</strong>r Reifenspezifikation.<br />
Reduktion <strong>de</strong>r Produktionsphasen bzw.<br />
<strong>de</strong>ren Integration in einen kontinuierlichen<br />
An<strong>de</strong>rs als bei einer Pressekonferenz ...<br />
www.reifenpresse.<strong>de</strong><br />
Prozess tragen nicht zuletzt auch zur Verringerung<br />
<strong>de</strong>s Energieverbrauches bei. Im traditionellen<br />
Reifenbau verschlingen beispielsweise<br />
Prozessstop und Wie<strong>de</strong>ranlauf <strong>de</strong>r Maschinen<br />
hohe Energieaufwän<strong>de</strong>, unter an<strong>de</strong>rem<br />
um die einzelnen Materialien zu kühlen.<br />
Durch die Reduzierung <strong>de</strong>r Prozessschritte<br />
konnte ebenfalls <strong>de</strong>r Energieaufwand zurückgefahren<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch <strong>de</strong>r Bereich Logistik<br />
könnte nach Überzeugung <strong>de</strong>r Italiener mit<br />
<strong>MIRS</strong> vom Problem zur Möglichkeit wer<strong>de</strong>n,<br />
nicht nur vom Standpunkt <strong>de</strong>r Just-in-Time-<br />
Produktion o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verringerung von Transportkosten<br />
aus gesehen. Umweltentlasten<strong>de</strong><br />
Effekte sollen ebenfalls durch die logistische<br />
Flexibilität <strong>de</strong>s Produktionsstandortes erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
klaus.had<strong>de</strong>nbrock@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
... wer<strong>de</strong>n beim <strong>MIRS</strong>-Produktionsprozess nur noch<br />
wenige Menschen (und die <strong>vor</strong> allem zur Überwachung)<br />
gebraucht<br />
NEUE ReifenZeitung 7/<strong>2000</strong>