Wissenswertes über die Rosen - Peter Godzik
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Vom Wesen und Werden der Rose<br />
Von Helmut Steinhauer 37<br />
Die Ros’ ist ohn’ Warum,<br />
sie blühet, weil sie blühet.<br />
Sie acht’ nicht ihrer selbst,<br />
fragt nicht, ob man sie siehet.<br />
Angelus Silesius<br />
Niemand kann genau sagen, seit wann es <strong>Rosen</strong> gibt. Die ältesten Spuren führen zurück ins<br />
Tertiär, <strong>die</strong> Neuzeit der Erdgeschichte. Aus jenem Zeitraum fand man Versteinerungen von<br />
rosenähnlichen Pflanzenresten, <strong>die</strong> ca. 25 Millionen Jahre alt sind. Solche Fossilien bestehen<br />
allerdings immer nur aus Abdrücken oder Rückständen eines Pflanzenteils, etwa eines <strong>Rosen</strong>stachels,<br />
eines Blattes oder eines Triebstückes. Den Wissenschaftlern genügen <strong>die</strong>se Funde<br />
nicht, um sie zweifelsfrei der Gattung Rosa zuzuordnen. Sie benötigen als echten Beweis<br />
Überreste einer ganzen Pflanze oder wenigstens mehrerer Teilstücke.<br />
Es kann jedoch davon ausgegangen werden, daß <strong>die</strong> Rose wenigstens seit 15 Millionen Jahren<br />
auf unserer Erde wächst. Damit steht fest, daß sie lange vor dem Menschen da war.<br />
In allen gemäßigten Klimazonen der nördlichen Erdkugel fühlt sich <strong>die</strong> Rose von jeher wohl:<br />
in Europa, in Asien – mit Ausnahme der arktischen und tropischen Gebiete – sowie in Nordamerika<br />
und Afrika, dort allerdings nur am nördlichen Rand des Erdteils. Auch heute noch<br />
trifft man in <strong>die</strong>sen Regionen <strong>die</strong> uns bekannten Wildrosenarten an. Südlich des Äquators<br />
wurde dagegen noch nie eine Wildrose entdeckt. 38<br />
Dieser weiten Verbreitung entsprechend, sind aus den verschiedensten Kulturkreisen frühe<br />
Sagen und Legenden <strong>über</strong>liefert, bei denen <strong>die</strong> Rose, meist als religiöses Symbol, im Mittelpunkt<br />
steht. Damit beginnt <strong>die</strong> lange Kulturgeschichte der „Königin der Blumen“, zu der Maler<br />
und Zeichner ebenso beigetragen haben wie Dichter und Schriftsteller. Da <strong>die</strong>ses Thema<br />
allein ein Buch füllen würde, beschränkt sich der folgende Streifzug durch <strong>die</strong> Kulturgeschichte<br />
auf Antike und christliches Mittelalter – beides Zeitabschnitte, in denen unser Bild<br />
von der Rose entscheidend geprägt wurde.<br />
Ein wenig Kulturgeschichte<br />
Bereits in frühgeschichtlicher Zeit spielte <strong>die</strong> Rose eine bedeutende Rolle im kultischen Leben<br />
östlicher Völker, besonders bei den indogermanischen Stämmen. Zentralasien wird allgemein<br />
als Geburts- und Ursprungsort der Rose angesehen, weil von dort <strong>die</strong> frühesten Berichte<br />
und <strong>die</strong> meisten Funde kamen. Die Rose trat dann ihren friedlichen Siegeszug nach<br />
Europa und Amerika, nach China und In<strong>die</strong>n und <strong>über</strong> den Mittelmeerraum nach Nordafrika<br />
an. Die älteste bildliche Darstellung der „Königin der Blumen“ findet sich im Haus der Fresken<br />
im Palast von Knossos auf Kreta. Das berühmte „Fresko mit dem blauen Vogel“, vor<br />
mindestens 3500 Jahren geschaffen, zeigt <strong>Rosen</strong> in ornamentaler Form.<br />
37 Aus: Helmut Steinhauer, <strong>Rosen</strong> lieben und pflegen, Steinfurth: Bassermann 1999, S. 7-18.<br />
38 Siehe dagegen Christina Kiehs-Glos, Wildrose. Eine Heilpflanze verwandelt das Feuer, Stuttgart: aethera<br />
2000, S. 25: „Mit den Spaniern kamen auch <strong>die</strong> Wilden <strong>Rosen</strong> nach Südamerika und breiteten sich schnell aus,<br />
da sie eine ihnen gemäße Bodenbeschaffenheit vorfanden. Heute sind sie zu einem Wirtschaftsfaktor geworden,<br />
vor allem seit es gelungen ist, das wertvolle Öl der Samen schonend zu extrahieren. – Eine Reise durch Chile mit<br />
seinen bis in große Höhen reichenden Wildrosenbeständen lässt den Reisenden eintauchen in das geheimnisvolle<br />
Leben <strong>die</strong>ser Pflanzen, <strong>die</strong> sich mit großer Kraft und Ausdauer in Regen und Dürre, Hitze und Kälte behaupten.“<br />
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