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Wissenswertes über die Rosen - Peter Godzik

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Dieser ungeheure Bedarf an frischen Blumen war natürlich nicht aus normalen Gartenbeständen<br />

zu decken. Also mußten riesige <strong>Rosen</strong>kulturen angelegt werden. Die großflächigsten <strong>Rosen</strong>gärten<br />

befanden sich südlich von Salerno, in Paestum. Aber auch aus dem südlich von<br />

Rom gelegenen Palestrina und aus der Ebene von Leporia wurden große Mengen <strong>Rosen</strong> nach<br />

Rom transportiert. Dazu kamen ganze Schiffsladungen mit <strong>Rosen</strong>blüten, <strong>die</strong> man aus Ägypten<br />

einführte. Die Schiffe waren sechs Tage auf dem Mittelmeer unterwegs – bis heute gibt es<br />

keine Erklärung dafür, wie es gelang, <strong>die</strong> <strong>Rosen</strong> so lange frisch zu halten.<br />

Bei <strong>die</strong>ser <strong>Rosen</strong>begeisterung wundert es nicht, daß man Möglichkeiten suchte und fand, sich<br />

auch im Winter an den edlen Blumen zu erfreuen. Die alten Römer waren geniale Erfinder<br />

und kannten bereits Treibhäuser, in denen <strong>Rosen</strong> unter Glas gehalten und mit dem warmen<br />

Wasser begossen wurden, das gleichzeitig auch <strong>die</strong> Häuser heizte. Im Freien brachte man <strong>die</strong><br />

<strong>Rosen</strong> früher zum Blühen, indem man <strong>über</strong> lange Röhren zweimal täglich warmes Wasser auf<br />

<strong>die</strong> <strong>Rosen</strong>felder leitete.<br />

In der römischen Küche wurde <strong>die</strong> Rose ebenfalls verwendet. Man schleckte <strong>Rosen</strong>gelee und<br />

löffelte <strong>Rosen</strong>pudding, knabberte <strong>Rosen</strong>plätzchen und schlürfte <strong>Rosen</strong>honig. Der Wein<br />

schmeckte besonders gut, wenn <strong>Rosen</strong>blätter auf ihm schwammen. Kaiser Elagabal liebte es,<br />

in Teichen voller <strong>Rosen</strong>wein zu baden; nach dem Bad ließ er den Wein an das Volk verschenken.<br />

Die Rose im christlichen Mittelalter<br />

Bei den Römern war <strong>die</strong> Rose zum Sinnbild für Genußsucht und Verschwendung geworden.<br />

Daher wollten <strong>die</strong> Christen anfangs nicht allzuviel wissen von <strong>die</strong>ser Pflanze, <strong>die</strong> für sie ein<br />

heidnisches Symbol darstellte. Erst nach einigen Jahrhunderten sollte es im christlich geprägten<br />

Kulturkreis zu einer Renaissance der Blumenkönigin kommen. Doch zunächst war es, wie<br />

gesagt, still geworden um <strong>die</strong> Rose. Die <strong>Rosen</strong>kulturen starben mangels Nachfrage langsam<br />

aus – abgesehen von einigen wenigen Klostergärten, wo sich <strong>die</strong> Mönche <strong>die</strong> Heilkraft der<br />

Pflanze zunutze machten.<br />

Langsam sahen aber auch <strong>die</strong> Christen ein, daß <strong>die</strong> Rose an ihrem Ruf als heidnische Pflanze<br />

selbst keine Schuld hatte. Allmählich fand man einen Weg, sie als christliches Symbol zu<br />

interpretieren: Die Rose stand nun für das Blut der frühen Märtyrer; <strong>die</strong> 5 Blütenblätter der<br />

einfachen Rose versinnbildlichten <strong>die</strong> 5 Wundmale Christi.<br />

Während des 6. Jahrhunderts entwickelte sich <strong>die</strong> Rose dann zum Sinnbild der Reinheit und<br />

Keuschheit. Die Muttergottes Maria wurde als „Rose ohne Dornen“ bezeichnet, als „<strong>die</strong><br />

schönste Rose unter den Frauen“ oder als „Rose des Para<strong>die</strong>ses“. Im frühen Mittelalter entstanden<br />

Kirchenfenster, <strong>die</strong> deutlich <strong>die</strong> Form einer Rose zeigen. Um das Jahr 1050 stiftete<br />

Papst Leo IX. <strong>die</strong> „Goldene Rose“ als Auszeichnung für besondere Ver<strong>die</strong>nste um <strong>die</strong> Kirche.<br />

Es ist jedoch auch <strong>über</strong>liefert, daß <strong>die</strong> Blume in einigen Städten <strong>die</strong> undankbare Aufgabe einer<br />

Todesbotin erfüllte. Wenn eine weiße Rose auf einem Stuhl gefunden wurde, nahte der Tod<br />

binnen drei Tagen, wie man im Domstift zu Lübeck annahm. Anderenorts wurde das Erscheinen<br />

einer weißen Rose wesentlich positiver gedeutet und galt als Unschuldsbeweis eines zu<br />

Unrecht Verurteilten.<br />

Seit dem 11. Jahrhundert ist der <strong>Rosen</strong>kranz bekannt, eine Gebetsübung, <strong>die</strong> bis heute an den<br />

besonderen Stellenwert der Blume im christlichen Glauben erinnert. Bei all <strong>die</strong>ser Wertschätzung<br />

wundert es nicht, daß der <strong>Rosen</strong>hain oder <strong>Rosen</strong>hag schließlich als Allegorie, als bildliche<br />

Darstellung für das Para<strong>die</strong>s, herangezogen wurde. Gemälde wie „Maria im <strong>Rosen</strong>hag“<br />

von Martin Schongauer (um 1450-1491) oder <strong>die</strong> „Muttergottes in der <strong>Rosen</strong>laube“ von Stephan<br />

Lochner (um 1400-1451) sowie viele Werke anderer Künstler stellen Maria in Verbindung<br />

mit der Schönheit und Reinheit der Rose dar.<br />

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