Wissenswertes über die Rosen - Peter Godzik
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Der Anfang der <strong>Rosen</strong>gärten<br />
Während im Osten <strong>die</strong> Gartenkultur weiter gepflegt wurde, rotteten <strong>die</strong> Germanen <strong>die</strong>ses römische<br />
Erbe mit Stumpf und Stiel aus. Entlang der alten Römerstraßen jedoch wuchsen – und<br />
man findet sie immer noch – verschiedene Arten von Wildrosen, <strong>die</strong> nirgendwo sonst vorkommen<br />
und wahrscheinlich aus früheren Römergärten stammen.<br />
Wohlbehütet hingegen verbreiteten sich u. a. <strong>die</strong> Rosa alba, Rosa gallica und Rosa pimpinellifolia<br />
durch <strong>die</strong> unzähligen Benediktinerklöster in Europa. Und der Dichter Fortunatus berichtet<br />
560 n. Chr. in seinem Gedicht „De Horto Ultrogothonis“, daß der salische König Childerich<br />
100 Jahre zuvor seiner Gattin einen <strong>Rosen</strong>garten angelegt habe und bei Festmahlen<br />
<strong>Rosen</strong> auf <strong>die</strong> Tische gestreut wurden.<br />
Karl der Große empfahl im Jahre 800 in dem Capitulare de Villis, einer Verwaltungsanordnung<br />
für seine Krongüter, bestimmte Pflanzen, <strong>die</strong> in einem Garten zu wachsen hätten. Dazu<br />
gehörten auch <strong>Rosen</strong>. Man nimmt an, daß es sich um <strong>die</strong> Rosa gallica ‘Officinalis’ und <strong>die</strong><br />
Rosa alba handelte; wegen ihres Nutzens, ihrer religiösen Bedeutung, aber ohne jeden Zweifel<br />
auch wegen ihrer Schönheit. Denn in einem anderen schriftlichen Dokument des frühen<br />
Mittelalters schwärmt der Mönch Strabo in seinem Gedicht „Hortulus“ (Gärtchen) von der<br />
Rose als der „Königin der Blumen“. Und so werden in manchem „umslozzenen“ Garten –<br />
dem hortus conclusus der damaligen Zeit – neben Nutz- und Heilpflanzen auch <strong>Rosen</strong> geblüht<br />
und ihren Gärtnern Freude bereitet haben.<br />
Zeichen der Liebe<br />
Im hohen Mittelalter sind es zwei bemerkenswerte Umstände, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Geschichte der Rose<br />
von größerer Bedeutung sind. Zum einen wird in Frankreich im 13. Jahrhundert der „Roman<br />
de la Rose“ geschrieben, <strong>die</strong> berühmteste Liebesgeschichte <strong>die</strong>ser Zeit. In ihm wird <strong>die</strong> Veränderung<br />
des umschlossenen Nutzgartens zum Ort vielfältiger Vergnügungen ganz deutlich,<br />
und <strong>die</strong> Rose erhält ihre abendländische Sinnhaftigkeit, nämlich Zeichen der Liebe und des<br />
wahren Gefühls zu sein. Und zum anderen brachten verschiedene Kreuzritter <strong>Rosen</strong> aus dem<br />
Vorderen Orient mit, was zu allerlei romantischen Geschichten Anlaß bot. Obwohl es <strong>die</strong> Rosa<br />
damascena zu <strong>die</strong>ser Zeit schon in Unteritalien gab, wird dem Grafen Brie zugeschrieben,<br />
sie in seinem Kriegsgepäck mitgeführt zu haben. Auch Graf Thibaut hatte eine Art Rosa damascena<br />
auf seinem Kreuzzug entdeckt. Er kultivierte sie im Garten seines Schlosses bei dem<br />
Ort Provins in der Champagne, und sie wurde seitdem Provinsrose genannt.<br />
Sicher ist, daß Albertus Magnus (1193-1280), der große Philosoph und Naturforscher, <strong>die</strong><br />
Rosa canina, Rosa centifolia, Rosa arvensis und <strong>die</strong> Rosa rubiginosa kannte. Er beschrieb den<br />
idealen Garten, sein Schüler Petrus de Crescentiis (1230-1321) verbreitete <strong>die</strong>se Ideen in ganz<br />
Europa. Dieser empfahl den „kleinen“ Leuten, einen Rasenplatz mit einer <strong>Rosen</strong>hecke und<br />
Obstbäumen zu umpflanzen, zwischen denen Wein ranken sollte. Der Dichter Petrarca (1304-<br />
1374) besaß mehrere Gärten, in denen <strong>die</strong> Wege immer mit Weinreben <strong>über</strong>laubt und von<br />
<strong>Rosen</strong>hecken eingefaßt waren.<br />
Englands <strong>Rosen</strong>krieg<br />
Es bestehen berechtigte Zweifel, ob England wirklich wegen seiner vielen weißen <strong>Rosen</strong> Albion<br />
genannt worden ist. So schrieb 1368 ein Mönch in York, daß <strong>die</strong> rote Rose das englische<br />
Wappensymbol sei: „Sie wächst in <strong>die</strong>sem Lande seit Menschengedenken.“ Weiß oder Rot,<br />
das war dann auch <strong>die</strong> blutige Frage des 80jährigen Krieges in England, der am Ende jenes<br />
Jahrhunderts begann: Die rote Rose (Eleonore von Aquitanien soll <strong>die</strong> Rosa gallica ‘Officinalis’<br />
dazu auserkoren haben) des Hauses Lancaster gegen <strong>die</strong> weiße Rose (Rosa alba) des Hauses<br />
York. Beide Adelshäuser kämpften um Englands Thron. Berühmtester Vertreter des Hauses<br />
York war Richard III. In <strong>die</strong>sem Streit verloren 60 Mitglieder der besagten Familien das<br />
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