2. Das Konzept der erlernten Hilflosigkeit - Pflegebildung-mobil
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In <strong>der</strong> ersten Versuchsreihe, dem Vorversuch, wurde eine Gruppe von Tieren<br />
Elektroschocks ausgesetzt, die sie nicht beeinflussen konnten. Die zweite Gruppe<br />
konnte diese Schocks durch ein bestimmtes Verhalten abstellen, die dritte Gruppe<br />
bekam keine Elektroschocks. In <strong>der</strong> zweiten Versuchsreihe, dem Hauptversuch, waren<br />
theoretisch alle Gruppen in <strong>der</strong> Lage, den unangenehmen Reiz <strong>der</strong> elektrischen Impulse<br />
durch entsprechendes Verhalten aufzuheben. Es zeigte sich jedoch, dass die erste<br />
Gruppe, die im Vorversuch die Elektroschocks nicht beeinflussen konnte, auch in <strong>der</strong><br />
zweiten Versuchsreihe nicht in <strong>der</strong> Lage war, die Verhaltensweisen zu erlernen, die zur<br />
Einstellung <strong>der</strong> Schocks nötig waren: „Von diesen Tieren reagierten zwei Drittel<br />
(ungefähr 100) hilflos. Diese Tiere machten die […] eigenartige Verhaltenssequenz des<br />
Aufgebens durch.“ 1<br />
Ähnliches ließ sich auch in späteren Untersuchungen bei Menschen nachweisen. So<br />
zeigten diese, dass Versuchspersonen, die bestimmten Stressoren, wie z.B.<br />
unkontrollierbaren Lärm ausgesetzt waren, in späteren kognitiven Aufgabenstellungen<br />
schlechter abschnitten, als Personen, die nicht in vorheriger Versuchsanordnung hilflos<br />
gemacht wurden. 2<br />
Mittels <strong>der</strong> beschriebenen Experimente, kam Seligmann zu dem Ergebnis, dass<br />
Unkontrollierbarkeit von Situationen zur <strong>Hilflosigkeit</strong> führt und die Motivation zur<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Situation verringern: „ Damit willentliche Verhaltensweisen auftreten<br />
können, muss ein Anreiz in Gestalt <strong>der</strong> Erwartung vorliegen, dass Reagieren zum<br />
Erfolg führt. Ohne eine solche Erwartung, […], wird er keine willentliche Reaktionen<br />
ausführen.“ 3<br />
Außerdem zeigen sich Defizite <strong>der</strong> Kognition: „…hat ein Mensch o<strong>der</strong> ein Tier einmal<br />
die Erfahrung von Unkontrollierbarkeit gemacht, so hat er bzw. es Schwierigkeiten zu<br />
lernen, dass seine Reaktion einen Einfluss hat…“ 4 , die Lernfähigkeit wird<br />
eingeschränkt. Überdies definierte Seligmann als Folge <strong>der</strong> <strong>Hilflosigkeit</strong> emotionale<br />
Störungen, das heißt die zunächst bei Tieren und Menschen auftretende Furcht mit<br />
entsprechenden Reaktionen wird, im Zusammenhang <strong>der</strong> traumatischen Situation, wenn<br />
die Lage als unkontrollierbar erkannt ist, durch depressives Verhalten ersetzt.<br />
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Seligmann die Folgen erlernter<br />
<strong>Hilflosigkeit</strong> im motivationalen, kognitiven und emotionalen Bereichen sieht.<br />
1 Seligmann (1999), S. 21.<br />
2 Vgl. Hiroto (1975), Vgl. Glass und Singer (1972)<br />
3 Seligmann (1999), S. 46.<br />
4 Seligmann (1999), S. 34.<br />
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