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2. Das Konzept der erlernten Hilflosigkeit - Pflegebildung-mobil

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3.2 Die heutige Lebenssituation Hochbetagter in <strong>der</strong> stationären Altenpflege<br />

Seligmann betont in seinen Ausführungen zum <strong>Konzept</strong> <strong>der</strong> <strong>erlernten</strong> <strong>Hilflosigkeit</strong> die<br />

beson<strong>der</strong>e Problemlage in Institutionen wie Heimen o<strong>der</strong> Kliniken. Er vertritt die<br />

Anschauung, dass die dort herrschende Abhängigkeit, einen Kontrollverlust erzeugt,<br />

<strong>der</strong>: „…einen organisch kranken Menschen weiter schwächen und seinen Tod<br />

verursachen.“ 16 kann. In den folgenden Ausführungen soll nun die Frage beantwortet<br />

werden, inwiefern Hochbetagte ihre Lebenssituation im Kontext stationärer<br />

pflegerischer Versorgung als unkontrollierbar sehen und eventuelle <strong>Hilflosigkeit</strong> o<strong>der</strong><br />

sogar <strong>der</strong> Todesfall, wie Seligmann vermutet, daraus resultieren könnte.<br />

Der, im vorherigen Kapitel, erwähnte zunehmende Pflegebedarf Hochbetagter zwingt<br />

diese häufig zu einem Umzug in ein Pflege- bzw. Altenheim, 60% <strong>der</strong> Heimbewohner<br />

kommen dabei aus einem ,bisher allein geführten Privathaushalt, 55% waren schon seit<br />

längerer Zeit pflegebedürftig. Gründe für den Heimeinzug liegen zumeist im<br />

persönlichen Gesundheitszustand bzw. einer Entlastung <strong>der</strong> Angehörigen und keinen<br />

an<strong>der</strong>en möglichen Hilfspersonen. 17 Es wäre also anzunehmen, dass die neuen<br />

Bewohner, trotz ihrer auch schon im häuslichen Bereich nötigen pflegerischen<br />

Unterstützung, zuvor noch weitgehend autonom und selbständig in ihrem persönlichen<br />

Umfeld gelebt haben und sich nun mit <strong>der</strong> neuen Situation im Pflegeheim, verbunden<br />

mit an<strong>der</strong>en Regelungen (z.B. verän<strong>der</strong>ten zeitlichen Tagesabläufen) und eventuellen<br />

Einschränkungen ihrer privaten Lebenswelt (z.B. durch die gegebenen räumlichen<br />

Umstände im Heim), auseinan<strong>der</strong> setzen müssen. Dies kann eine große seelische<br />

Belastung <strong>der</strong> Betroffenen bedeuten, die sich häufig in Ängsten und Unsicherheit nach<br />

dem Einzug zeigt. Zusätzlich erschwerend auf die Situation wirkt <strong>der</strong> Faktor, dass <strong>der</strong><br />

Umzug in das Heim in dem Bewusstsein erfolgt, dass dieser Schritt kaum rückgängig<br />

zu machen ist und <strong>der</strong> dortige Aufenthalt wahrscheinlich mit dem Tode enden wird. Die<br />

genannten Schwierigkeiten erfor<strong>der</strong>n starke Anpassungsvorgänge bei alten Menschen.<br />

Gelingt diese Adaption nicht und <strong>der</strong> alte Mensch gelangt außerdem zu <strong>der</strong><br />

Überzeugung, dass seine Erwartungen nicht erfüllbar und Verän<strong>der</strong>ungen nicht möglich<br />

sind, wird <strong>der</strong> Betroffene seine Motivation zur Reaktion nach Seligmann verlieren.<br />

Seiner Kontrolle über die Lebenssituation beraubt, würde Furcht in Depression<br />

übergehen und sogar zum Tode führen.<br />

16 Seligmann (1999), S. 17<strong>2.</strong><br />

17 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2007), S. 98-100, S. 244.<br />

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