Jahresbericht 2005/2006 - Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich

Jahresbericht 2005/2006
Archiv für Zeitgeschichte
Institut für Geschichte

_____________________________
Herausgeber: Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, 2007.
Redaktion: Klaus Urner
Satz und Gestaltung: Jonas Arnold
Sämtliche Illustrationen aus dem Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich.
Gedruckt mit Unterstützung des Freundes- und Fördererkreises des Archivs
für Zeitgeschichte, der Stiftung Archiv für Zeitgeschichte und der Stiftung
Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich.

Inhaltsverzeichnis
Zum Geleit.............................................................................................................. 7
Ein Haus für die Zeitgeschichte und ein Förderungswerk für die Zukunft... 11
Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte............................................. 14
Erschliessungen......................................................................................................................... 14
Archiv des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG)................. 14
Archiv der Jüdischen Nachrichten (JUNA)................................................................... 18
Vorlass Alfred A. Häsler....................................................................................................... 20
Nachlass Hermann Levin Goldschmidt-Bollag..........................................................22
Archiv der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) .................................................24
Neuzugänge ...............................................................................................................................24
Nachlass Lajser Ajchenrand............................................................................................... 25
Vorlass Rolf Bloch...................................................................................................................26
Nachlass Sigi Feigel...............................................................................................................26
Nachlass Rachela Frumes .................................................................................................. 27
Einzelbestand Herbert Herz.............................................................................................. 27
Einzelbestand Max Hirsch.................................................................................................. 27
Einzelbestand Kurt Conrad Loew....................................................................................28
Einzelbestand Edward Nahlik...........................................................................................28
Vorlass Heinz Roschewski...................................................................................................29
Vorlass Anne-Marie Imhof-Piguet.................................................................................. 30
Einzelbestand Emma Ott................................................................................................... 30
Archiv der „Gemeinschaft zur Unterstützung der Stiftung Solidarische
Schweiz“ (GS)............................................................................................................................31
Depot der Jüdischen Medien AG......................................................................................31
„Israelitisches Wochenblatt für die Schweiz“, Zürich, 1901-2002................... 32
„Jüdische Rundschau Maccabi“, Basel, 1947-2002................................................. 32
„Aufbau“, New York, 1934-2002 .................................................................................... 32
Forschungsdokumentationen..........................................................................................34
Dissertationsarchiv Christof Dejung..........................................................................34
Forschungsdokumentation Therese Schmid-Ackeret .........................................34
Nachlieferungen zu vorhandenen Beständen...........................................................34
Diverse Schenkungen zur Jüdischen Zeitgeschichte.............................................. 35
Datenbank- und Verfilmungsprojekte............................................................................. 37
Findmittel zu jüdischen Quellen in der Schweiz...................................................... 37
Bildarchiv Schweizer Juden (BASJ).................................................................................. 37
Bestand „Saly Mayer Annex“, Joint-Archiv New York .............................................38
Veranstaltungen, Kooperationen.......................................................................................38
Holocaustgedenktag im Archiv für Zeitgeschichte.................................................38
Jahrestagung der Gesellschaft für Exilforschung, 17.-19. März 2006:
Europäische Fremdenpolitik im 20. Jahrhundert.....................................................43

Buchvernissage Lajser Ajchenrand, 20. September 2006.....................................44
Buchvernissage Zsolt Keller, 9. November 2006.......................................................44
Task Force for International Cooperation on Holocaust Education,
Remembrance and Research (ITF)...................................................................................45
Kolloquium zum Jüdischen Archivwesen, Marburg 13.-15. 9.2005................... 46
Ausstellungen ....................................................................................................................... 46
Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte..................................47
Erschliessungen........................................................................................................................ 48
Archive economiesuisse – Verband der Schweizer Unternehmen................... 48
Vorort-Archiv........................................................................................................................ 48
Zentrale Verbandsakten – Erschliessung bis zur Gründung von
economiesuisse (2000)................................................................................................ 48
Wirtschaftsbeziehungen zu einzelnen Ländern (1950-1980)........................ 52
Sachdossiers – Investitionsrisikogarantie, Statistik, Wissenschaft
und Forschung, Branchen.............................................................................................54
Protokolle – Digitalisierung und OCR-Erkennung ............................................. 55
wf-Dokumentationsarchiv Teil II (1975-1993)...........................................................56
Verkehrs- und Umweltpolitik, Bildungswesen und Medien..........................56
Vorlass Roland Bless .............................................................................................................58
Neuzugänge................................................................................................................................59
Bestände der Zentrale für Wirtschaftsdokumentation (ZWD)...........................59
Archiv Becker Audio-Visuals (BAV).................................................................................60
Nachlass Ulrich Gross..........................................................................................................62
Nachlass Friedrich Oederlin-Ziegler...............................................................................62
Nachlass Margaretha Rebsamen....................................................................................63
Veranstaltungen, Kooperationen.......................................................................................63
Arbeitsgruppe Archive der privaten Wirtschaft (VSA)............................................63
Hearings zur Raumplanungsgeschichte der Schweiz............................................63
Dokumentationsbereich Schweiz – Kalter Krieg........................................... 66
Nachlass Marcel Brun............................................................................................................66
Nachlass Heinrich Buchbinder............................................................................................67
Nachlass Georg Theodor Schwarz.....................................................................................70
Nachlass Ernst Cincera............................................................................................................71
Einzelbestand Paul Coradi......................................................................................................71
Schweizerischer Aufklärungsdienst / Schweizerische
Arbeitsgemeinschaft für Demokratie (SAD).................................................................. 72
Institut für politologische Zeitfragen (IPZ) / Nachlass Robert Vögeli................. 73
Allgemeine schweizerische Zeitgeschichte.....................................................74
Neuzugänge und Nachlieferungen..................................................................................74
Nachlass Hans Hutter .........................................................................................................74
Nachlass Dietrich Schindler sen. .................................................................................... 75

Vorlass Felix Auer ..................................................................................................................76
Teilnachlass Fritz und Clara Sigrist-Hilty...................................................................... 77
Vorlass Georg Kreis................................................................................................................78
Einzelbestand Emil Bänziger.............................................................................................78
Einzelbestand Robert Nicole.............................................................................................79
Einzelbestand Alfred Reinhard Hohl..............................................................................79
Einzelbestand Lina Meyer-Spörri.....................................................................................79
Einzelbestand Albert Schoop........................................................................................... 80
Einzelbestand Hans U. Steger.......................................................................................... 80
Dissertationsarchiv Peter Boller ...................................................................................... 81
Dissertationsarchiv Werner Vogt....................................................................................82
Archiv des Verbands der Deutschen Hilfsvereine in der Schweiz
sowie des Deutschen Hilfsvereins Zürich....................................................................82
Erschliessungen.........................................................................................................................83
Nachlass Max Imboden.......................................................................................................83
Nachlass Karl Schmid.......................................................................................................... 84
Nachlass Victor H. Umbricht.............................................................................................85
Vorlass Arnold Fisch..............................................................................................................85
Vorlass Hans Wili................................................................................................................... 86
Forschungsdokumentation Reinhold Busch...............................................................87
Dissertationsarchiv Stephan Winkler ...........................................................................87
Forschungsdokumentation Neville Wylie....................................................................87
Veranstaltungen, Kooperationen...................................................................................... 88
Vernissage und Dokumentarfilm zu Warda Bleser-Bircher................................. 88
Kooperation mit dem Ludwik Fleck Zentrum von ETH und Universität
Zürich......................................................................................................................................... 89
Sammlungen, Bibliotheken ............................................................................... 91
Presseausschnittdokumentation....................................................................................... 91
Bibliothek..................................................................................................................................... 91
Audiovisuelle Quellen......................................................................................... 91
Erschliessungen und Digitalisierungen..........................................................................92
Oral History.................................................................................................................................93
IT-Bereich...............................................................................................................95
Information Retrieval im Archiv – Aufschaltung und Weiterentwicklung
des virtuellen Lesesaals .........................................................................................................95
Von DACHS zu CMI STAR – eine neue Ära der Archivinformationssysteme.....97
Systemwartung, Weiterentwicklungen.......................................................................... 98
Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen........................................................... 99
Gruppe Sammlungen und Archive; Kulturgüterkommission
der ETH Zürich...........................................................................................................................99
Tagungen, Seminarien und Präsentationen............................................................... 100

Benutzung.......................................................................................................... 103
Erneuter Anstieg der Benutzungszahlen......................................................................103
AfZ-Website...............................................................................................................................103
Herkunft und Benutzungszweck.....................................................................................104
Benutzte Bestände und betroffene Themenbereiche.............................................105
Allgemeine Zeitgeschichte .............................................................................................105
Jüdische Zeitgeschichte................................................................................................... 106
Wirtschaft und Zeitgeschichte.......................................................................................107
Kalter Krieg............................................................................................................................ 108
Eingegangene Belegexemplare 2005........................................................................... 109
Eingegangene Belegexemplare 2006............................................................................. 112
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter................................................................... 115
Publikationsliste.......................................................................................................................116
Stiftungen und Fonds......................................................................................... 117
Stiftung Archiv für Zeitgeschichte.................................................................................... 117
Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag......................118
Jaeckle-Treadwell-Stiftung...................................................................................................118
Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich................................................119
Emil Friedrich Rimensberger-Fonds................................................................................. 121
Simon und Hildegard Rothschild-Stiftung.................................................................... 121
Karl-Schmid-Stiftung.............................................................................................................. 121
Victor H. und Elisabeth Umbricht-Stiftung.................................................................. 122
Dank .....................................................................................................................123
AfZ-Team 2005/2006........................................................................................ 124
Öffnungszeiten...................................................................................................125

Zum Geleit
Vier Jahrzehnte liegt die Gründung des Archivs für Zeitgeschichte zurück.
1966 auf privater Basis begonnen, hat es sich an der ETH Zürich zu einem
modernen Dienstleistungs- und Dokumentationszentrum für die Zeitgeschichtsforschung
entwickelt.
In den letzten zwei arbeitsintensiven Jahren, über die hier berichtet wird,
blieb allerdings keine Zeit für retrospektive Reflexionen. Vielmehr galt es, die
langfristig gesetzten Ziele bis Ende 2006 zu erreichen: den weiteren Ausbau
unserer Dienstleistungen für die Forschung, den Abschluss mehrjähriger
Erschliessungsprojekte sowie die Sicherung der infrastrukturellen und personellen
Ressourcen für das Gesamtarchiv mit seinen Dokumentationsstellen
auch für die Zukunft.
Dabei waren die Erfolgsaussichten Anfang 2005 durchaus ungewiss. Über
seine Tätigkeiten und über die Herausforderungen, die sich in einzelnen
Bereichen stellten, geben die nachfolgenden Berichte des Archiv-Teams
Aufschluss.
Im Rahmen unserer Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte sind
weitere grosse Archivierungsprojekte erfolgreich beendet worden. Das historisch
wichtige Archiv des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes
(SIG) liegt nun vollständig erschlossen
vor. Nachfolgend werden auch
zahlreiche Neuzugänge vorgestellt,
darunter bedeutende Schenkungen
wie diejenigen des Vorlasses von Dr.
Dr. h.c. Rolf Bloch oder des Nachlasses
von Dr. iur. Dr. iur. h.c. Sigi Feigel.
Seit 2005 gehören Einladungen
von Gymnasialklassen ins Archiv
für Zeitgeschichte am Holocaustgedenktag
neu zu seiner Bildungs- und
Öffentlichkeitsarbeit. Es zählt als
„Forschungsstätte wider das Vergessen“
auch zu den Archiven der Shoah
und leistet hierzu einen spezifisch
schweizerischen Beitrag.
Blick in ein erschlossenes Segment der Archive
des SIG.

Neue Perspektiven ergeben sich auch für unsere Dokumentationsstelle
Wirtschaft und Zeitgeschichte, die einen erheblichen Zuwachs zu verzeichnen
hat. Gefährdet waren historische Kernbestände der schweizerischen
Privatwirtschaft: das Archiv des Schweizerischen Handels- und Industrie-
Vereins (1870-2000) sowie das Dokumentationsarchiv der Wirtschaftsförderung.
Ende 2006 wurde mit economiesuisse, dem Verband der Schweizer
Unternehmen, vereinbart, das bisherige Depot in eine Schenkung umzuwandeln.
Für die langfristige Bewahrung und Nutzung dieses erstrangigen
wirtschaftshistorischen Kulturgutes ist dadurch eine neue Ausgangsbasis
geschaffen worden.
Zusätzliche Synergien resultieren aus der Übernahme von Beständen der
ehemaligen Zentralstelle für Wirtschaftsdokumentation der Universität
Zürich. Das Archiv für Zeitgeschichte gehört inzwischen zu den führenden
Wirtschaftsarchiven der Schweiz. Noch ist eine erhebliche Informationsarbeit
zu leisten, bis auf die notwendige Unterstützung auch von Seiten der Privatwirtschaft
gezählt werden kann, damit die ihm auf Grund vordringlicher
Sicherungsbedürfnisse und zunehmender Forschungsinteressen zugewachsenen
Aufgaben erfüllt werden können.
In den Bereichen „Schweiz – Zeitgeschichte allgemein“ und „Schweiz
– Kalter Krieg 1945-1990“ werden vielfältige Quellenmaterialien zu einem
breiten Themenspektrum zugänglich gemacht. Entsprechend weit gefasst
sind die Forschungsthemen, für die – wie der Beitrag über die Benutzung
zeigt – Bestände des Archivs für Zeitgeschichte ausgewertet werden.
Inzwischen ist auch der virtuelle Archiv- und Leseraum eröffnet worden. Die
Findmittel zu rund 140 Privatbeständen sowie zu institutionellen Archiven
können auf unserer Website mit innovativen Methoden bis auf Dossierebene
durchsucht werden (http://onlinearchives.ethz.ch). Über die neuen
Recherchiermöglichkeiten, die sich für die Benutzung ergeben, informiert
der Beitrag aus dem IT-Bereich.
Dank glücklicher Fügungen liessen sich zwei Vorhaben realisieren, die
lange Zeit nahezu aussichtslos schienen: der Erwerb der Liegenschaft Hirschengraben
62 zur langfristigen Sicherung unserer Arbeitsbasis sowie die
Errichtung einer Stiftung für das Gesamtarchiv. Wie sich beide Projekte im
Kontext des 150jährigen Jubiläums der ETH Zürich doch noch verwirklichen
liessen, ist im ersten Kapitel des Jahresberichts nachzulesen.

Ermöglicht wurde dies durch die äusserst grosszügige Spende von zwei
Millionen Franken der René und Susanne Braginsky-Stiftung sowie durch
den Beitrag von 700‘000 Franken der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an
der ETH Zürich. Das Archiv für Zeitgeschichte darf seit vielen Jahren auf die
tatkräftige Förderung durch Herrn René Braginsky zählen, der heute sowohl
die Stiftung Jüdische Zeitgeschichte
als auch die neue Stiftung Archiv
für Zeitgeschichte präsidiert. Ihm
und Frau Susanne Braginsky danken
wir für ihre denkwürdige und
einzigartige Unterstützung ganz
herzlich.
Im November 2006 besuchte die
international besetzte Kommission
zur Evaluation des Departements
GESS der ETH Zürich auch das
Archiv für Zeitgeschichte, um sich
über dessen Tätigkeit und Leistungsausweis
zu informieren. Die
Ergebnisse ihrer Beurteilung hat die Kommission im Evaluation Report 2006
wie folgt festgehalten: „The Committee was impressed by the achievements
and the quality of the Archive for Contemporary History and recommends
further adequate support for this apparently unique unit in Switzerland by
the ETH and a continuing affiliation of this institution with D-GESS.”
Dieses positive Statement freut uns in doppelter Hinsicht: Die Empfehlung,
das Archiv für Zeitgeschichte mit seiner Verankerung im Departement
GESS weiterhin adäquat zu unterstützen, ist für seine künftige Tätigkeit
von wegweisender Bedeutung. Es enthält aber auch eine Anerkennung der
Leistungen, die das gesamte Team im Dienst und zur Förderung der Zeitgeschichtsforschung
erbringt.
Auf Grund seiner Emeritierung trat Prof. Dr. Hans Werner Tobler Ende September
2006 von der Leitung des Instituts für Geschichte zurück. War Prof.
Dr. Jean-François Bergier seit der Angliederung von 1974 in Angelegenheiten
des Archivs für Zeitgeschichte federführend, so hat sich Hans Werner Tobler
schon damals, vor allem aber als Institutsvorsteher seit Mitte der neunziger

Jahre, als im Archiv dynamische Entwicklungen begannen, für dessen Interessen
eingesetzt. An jenen war er unter anderem als Gründungsmitglied
der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte unmittelbar beteiligt. Das Archiv für
Zeitgeschichte, aber auch ich persönlich haben ihm viel zu verdanken.
Neuer Vorsteher des Instituts für Geschichte ist Prof. Dr. David Gugerli, mit
dessen Unterstützung die künftigen Herausforderungen im „Haus der Zeitgeschichte“
am Hirschengraben 62 angegangen
werden können, zu denen im Hinblick auf meinen
Rücktritt im August 2007 auch die Neubestellung
der Leitung des Archivs für Zeitgeschichte gehört.
Allen, die dazu beigetragen haben, dass das Archiv
für Zeitgeschichte auf gesichertem Fundament in
die Zukunft blicken kann, sei herzlich gedankt: an
erster Stelle der ETH Zürich und ihrer Schulleitung.
Als gesamtschweizerische Hochschule ermöglicht
Prof. Dr. Hans Werner Tobler sie dem Archiv für Zeitgeschichte eine einzigartige
Arbeitsbasis. Die Verankerung im Institut für
Geschichte und im Departement GESS hat sich für seine Tätigkeit nicht nur
bewährt, sondern als ideal erwiesen.
Eine ausserordentlich wichtige und unentbehrliche Förderung verdanken
wir den Gönnerinnen und Gönnern, die den Ausbau des Archivs für
Zeitgeschichte und insbesondere seiner Dokumentationsstelle Jüdische
Zeitgeschichte unterstützen. Die gemeinnützigen Stiftungen, auf deren Hilfe
wir seit Jahren zählen dürfen, werden unter der Rubrik „Dank“ namentlich
aufgeführt.
Danken möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die motiviert
und engagiert dafür besorgt sind, dass das Archiv für Zeitgeschichte
seine Dienste für die Forschung überhaupt erbringen kann. Das Team wird
am Schluss des Berichts vorgestellt. Werner Hagmann, Uriel Gast, Claudia
Hoerschelmann, Daniel Nerlich, Jonas Arnold und Daniel Gerson nehmen
an seinen Entwicklungen schon während mehr als ein oder sogar zwei
Jahrzehnten aktiven Anteil und erfüllen in ihren Aufgabenbereichen mitgestaltende
und leitende Funktionen. Ihnen gilt mein besonderer Dank für
die bewährte und konstruktive Zusammenarbeit.
Zürich, April 2007
Klaus Urner
10

Ein Haus für die Zeitgeschichte und ein Förderungswerk
für die Zukunft
Am 22. März 1994 erschien in der Neuen Zürcher Zeitung unter der Rubrik
„Immobilien“ ein Inserat. Blickfang war ein schmuckes Haus mit dem verlockenden
Text: „Hirschengraben 62: Diese repräsentative, renovierte Liegenschaft
könnte Ihr neuer Geschäftsstandort sein! Inmitten des Herzens der
Stadt Zürich.“
Das Besondere: Mehr als ein Drittel der ausgewiesenen Nutzflächen waren
Archivlager – für ein Dokumentations- und Forschungszentrum wie geschaffen.
Ein schöner Traum also war dieses Haus – damals fern aller Realitäten.
Dass der Hirschengraben 62 im September 1996 dennoch zur Miete bezogen
werden konnte, ist in erster Linie der Initiative von Dr. Branco Weiss,
Dr. Sigi Feigel, Walter Gut und den Gönnern der Gruppe „Miete HRG 62“
zu verdanken, aber auch Dr. Rolf Bloch und den Mitgründern der Stiftung
Jüdische Zeitgeschichte sowie dem Entgegenkommen der Interkantonalen
Landeslotterie (Swisslos) als Hauseigentümerin.
Vor einigen Jahren signalisierte Swisslos, sich von ihrem Besitz in Zürich
zu trennen und in Verkaufsverhandlungen treten zu wollen. Fortan galt
unsere grösste Sorge der Frage, wie der Hirschengraben 62 dem Archiv für
Zeitgeschichte erhalten bleiben kann. Alle diesbezüglichen Anstrengungen
endeten zunächst erfolglos. Im
Jubiläumsjahr der ETH Zürich
kam die glückliche Wende.
Mit ihrer Schenkung von zwei
Millionen Franken haben René
und Susanne Braginsky den
Traum nicht nur denkbar, sondern
realisierbar gemacht – eine
wegweisende Zeichensetzung,
die dem Archiv für Zeitgeschichte
höchst erfreuliche Perspektiven
eröffnet.
Mit Unterstützung der Stiftung
Jüdische Zeitgeschichte
an der ETH Zürich, die ihrerseits
Das „Haus für die Zeitgeschichte“ in der NZZ entdeckt
- Inserat vom 22. März 1994.
11

700‘000 Franken zum Gelingen des Vorhabens beitrug, ging es René Braginsky
jedoch um mehr als um einen bedeutenden Liegenschaftserwerb: Zweck
der Schenkungen ist es, zusammen mit der ETH Zürich die Ressourcen des
Archivs für Zeitgeschichte zu stärken und ihm seine ideale Arbeitsbasis in
unmittelbarer Nähe der Hochschulen und Bibliotheken auch in Zukunft zu
erhalten. Für die Umsetzung bedurfte es mehrerer Schritte.
Grundlegend ist die Vereinbarung zwischen der ETH Zürich und den von
René Braginsky vertretenen Stiftungen, die am 22. Dezember 2005 getroffen
worden ist. Darin bekräftigt die Schulleitung in Anerkennung der grosszügigen
Schenkungen ihren Willen, „das Archiv für Zeitgeschichte mit seinen
Dokumentationsstellen insbesondere auch zur Jüdischen Zeitgeschichte
langfristig weiterzuführen und dieses bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben
auch künftig zu unterstützen und zu fördern.“
Am 9. Februar 2006 erfolgte die Gründung der Stiftung Archiv für Zeitgeschichte
als Förderungswerk für das Gesamtarchiv. Sie ist eine Sammelstiftung,
deren Statut es ermöglicht, für bedeutende Zuwendungen je nach
Wunsch Fonds mit eigenen Namen und spezifischen Förderungsaufgaben
innerhalb des allgemeinen Stiftungszweckes zu errichten.
Die Stiftung unterstützt „die langfristige Sicherung und den Ausbau des
Archivs für Zeitgeschichte der ETH Zürich“ und leistet „einen wesentlichen
Beitrag zur dauerhaften Bewahrung und Nutzung von erstrangigem Kulturgut
in der Schweiz auf der Basis modernster Archivierungs- und Informationstechnologien.“
Ihre zweite Zielsetzung, die bei der Gründung wegen des akuten Handlungsbedarfs
im Vordergrund stand, hat die Stiftung Archiv für Zeitgeschichte
sogleich realisiert: Am 4. April 2006 erwarb sie die Liegenschaft Hirschengraben
62. Swisslos zeigte für das gemeinnützige Anliegen besonderes
Entgegenkommen, wofür ihr und Herrn a. Direktor Georg Kennel herzlich
gedankt sei.
Der Hirschengraben 62 ist damit vollends zum „Haus der Zeitgeschichte“
geworden. Dessen Verwaltung und Betrieb erfolgt durch den Infrastrukturbereich
Immobilien der ETH Zürich. Weitere Informationen zur Stiftung,
zum Stiftungsrat und zu seiner Tätigkeit finden sich unter dem Abschnitt
„Stiftungen und Fonds“ (s. S. 117).
Am 22. Juni 2006 lud die Schulleitung der ETH Zürich zu einem Empfang
für René und Susanne Braginsky und Ehrengäste ins Archiv für Zeitgeschichte
12

Durch ihre grosszügige Spende erhielt das Archiv für Zeitgeschichte eine langfristige Grundlage:
Susanne und René Braginsky.
und zum anschliessenden Abendessen ein. Präsident Prof. Dr. Ernst Hafen
und Rektor Prof. Dr. Konrad Osterwalder sprachen eindrückliche Dankesworte
– ein Dank, den auch Prof. Dr. Hans Werner Tobler im Namen des Instituts für
Geschichte und Prof. Dr. Klaus Urner für das Archiv für Zeitgeschichte zum
Ausdruck brachten, gefolgt von einem illustrativen Ausblick von Dr. Daniel
Nerlich in die Zukunftsvisionen des Archivs. Ein Höhepunkt des musikalisch
umrahmten Abends war im Lesesaal die Enthüllung der grafisch gestalteten
Tafel mit der Widmung: „Ein Haus für die Zeitgeschichte – Susanne und René
Braginsky in herzlicher Dankbarkeit.“
„Wir neigen dazu, Aktuelles zu überschätzen und Vergangenes unterzubewerten“,
gab René Braginsky in seinem Schlusswort zu bedenken. Er
setzt sich auch auf Grund der eigenen Familiengeschichte für ein vertieftes
historisches Verantwortungsbewusstsein ein: „Gerade in Zeiten, da die öffentliche
Hand aufgrund ihrer Finanzlage wichtige Aufgaben vernachlässigt,
ist privates Handeln gefragt.“
Ihm gilt für sein beispielhaftes Engagement, zeitgeschichtliche Forschung
nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu fördern, unser herzlichster
Dank. Es ist dies eine Zeichensetzung, die eine weiterführende Resonanz
verdient.
13

Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte
Zwei Kernbestände zur jüdischen Zeitgeschichte in der Schweiz sind fertig
erschlossen worden: die Archive des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes
(SIG) sowie der Jüdischen Nachrichten (JUNA). Dies gilt auch
für den Privatnachlass des Journalisten und Schriftstellers Dr. h.c. Alfred A.
Häsler, der durch seine kritische Auseinandersetzung mit sozial- und zeitgeschichtlichen
Themen, aber auch im Kontext des christlich-jüdischen Dialogs
entscheidende Impulse gab.
Unter den zahlreichen Neuzugängen sind die Bestände von Dr. Sigi Feigel,
Präsident der ICZ (1972-1987), von Dr. Rolf Bloch, Präsident des SIG (1992-
2000), sowie der literarische Nachlass des jiddischsprachigen Dichters Lajser
Ajchenrand hervorzuheben.
Der Aufbau einer Datenbank zu jüdischen Quellenbeständen im In- und
Ausland, die sich auf die Schweiz beziehen, gehört zu den künftigen Zielsetzungen
der Dokumentationsstelle. Als Pilotprojekt wurde mit der Erfassung
von drei jüdischen Gemeindearchiven begonnen. Auch die externe Beratung
in Archivierungsfragen gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung.
Die Dokumentationsstelle trat mit mehreren Veranstaltungen an die
Öffentlichkeit. Anlässlich des Holocaustgedenktages am 27. Januar wurden
Schülerinnen und Schüler zu einer Begegnung mit Zeitzeugen eingeladen.
In Kooperation mit ihr führte die deutsche Gesellschaft für Exilforschung
im März 2006 an der ETH Zürich ihre öffentlich zugängliche und rege besuchte
Jahrestagung durch. Mit diesen und weiteren Anlässen wurde die
Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte auch in den Medien wahrgenommen.
Erschliessungen
Archiv des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG)
Der Abschluss dieses grossen Archivierungsprojekts erfolgte im Herbst
2006. Das SIG-Archiv war zwar seit der Übernahme für Forschungszwecke
zugänglich, doch ist es erst jetzt nach der definitiven Archivierung möglich,
zitierte Quellen korrekt nachzuweisen. Mit dem letzten Arbeitsdurchgang,
der 2005/2006 erfolgte, konnte auch die Effizienz der Recherchen in der
Datenbank durch ergänzende Angaben zu Themen und Personen in den
14

Das Parlament des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes tagt: 38 Delegierte aus 17
Gemeinden beraten über eine Revision der Statuten (Protokollbuch 3 des SIG 1920–1926).
15

Inhaltsfeldern der einzelnen Verzeichnungseinheiten noch einmal wesentlich
verbessert werden.
Das Team, zu dem unter der Leitung von Dr. Claudia Hoerschelmann lic.
phil. Regina Gehrig, Dr. Daniel Gerson, lic. phil. Madeleine Lerf sowie lic. phil.
Sandra Studer gehörten, überarbeiteten zu diesem Zweck die über 3000
Dossiers (70 Laufmeter). Neben der Bereinigung von Datenbankeinträgen
wurden in einzelnen Segmenten die Dossiers neu geordnet. Abschliessend
folgte die Vergabe definitiver Signaturen und die Etikettierung des Gesamtbestandes.
Das umfangreiche SIG-Verzeichnis kann nun im Lesesaal des
Archivs für Zeitgeschichte benutzt werden; der elektronische Zugang ist
bei entsprechender Autorisation im Lesesaal möglich. Zum erfolgreichen
Abschluss trugen in früheren Jahren auch lic. phil. Elisabeth Eggimann, lic.
phil. Michael Funk und lic. sc. rel. Zsolt Keller bei.
Unterstützt wurde das Erschliessungsprojekt durch den Regierungsrat des
Kantons Zürich mit einem im März 1999 bewilligten Beitrag von 300‘000
Franken mit dem Ziel, diesen historisch relevanten Bestand zur jüdischen
Zeitgeschichte als Teil des gesamtschweizerischen Kulturgutes für künftige
Generationen zu sichern. Anlässlich des Projektabschlusses erinnern wir
dankend an die gewährte Finanzierungshilfe durch den Kanton Zürich und
die Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich.
Organisationsstruktur des SIG: Grundlagen für die Archivablage
Der Bestand selbst, aber auch seine Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte
widerspiegeln die bewegte Geschichte des schweizerischen Judentums im
20. Jahrhundert. Bei seiner Gründung im November 1904 war der SIG ein loser
Zusammenschluss einzelner jüdischer Gemeinden mit dem Ziel, das seit 1893
wirksame Schächtverbot zu bekämpfen und die Koscherfleischversorgung
für ihre Mitglieder sicherzustellen. Diese diskriminierende Einschränkung
der Religionspraxis beschäftigt den SIG bis in die Gegenwart.
In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens genügte das ehrenamtliche
Engagement einzelner Gemeindepräsidenten, um die noch vergleichsweise
bescheidenen Aktivitäten des Gemeindebunds zu gewährleisten. Es gab
kein festes Sekretariat und die Akten blieben vollständig im Besitz des Präsidenten
und der Mitglieder des Central Comités (CC). Dies erklärt, weshalb
aus dieser Frühzeit des SIG zahlreiche Unterlagen fehlen. Immerhin sind
die Protokolle der CC-Sitzungen und der Delegiertenversammlungen fast
vollständig erhalten geblieben.
16

Ab 1929, als Saly Mayer die Funktion eines Sekretärs übernahm, sind die
einzelnen Geschäfte bereits umfassender belegt. Er war Sekretär von Jules
Dreyfus-Brodsky, bis er 1936 selbst die Präsidentschaft übernahm. Ihm ist
es zu verdanken, dass die Tätigkeiten des SIG zur Zeit der Verfolgungen der
Juden durch die deutschen Nationalsozialisten gut dokumentiert sind. Saly
Mayer war auch als Vertreter des American Jewish Joint Distribution Committee
(JDC) in der Schweiz tätig. Daher erhielt das Joint-Archiv in New York
1950 seine zentralen Akten zur Rettung und Unterstützung der verfolgten
Juden. Sie sind mittlerweile auf Mikrofilmen im Archiv für Zeitgeschichte
einsehbar.
Erst nach seinem Rücktritt 1943 wurde das Sekretariat unter dem Präsidenten
Saly Braunschweig durch Leo Littmann professionalisiert. Es befand
sich nun unabhängig von den Wohnorten der jeweiligen Präsidenten oder
Sekretären in Zürich. Willy Guggenheim trat von 1971 bis 1991 die Nachfolge
Littmanns an. Das Amt wurde zum „Generalsekretariat“ erweitert, zumal
Guggenheim auch zahlreiche repräsentative Aufgaben übernahm.
Eine umfassende organisatorische Umgestaltung des SIG im Jahr 1944
schuf die Grundlage für die heute geltende Struktur des SIG-Archivs. Neben
dem Central Comité wurde neu als Exekutivorgan eine Geschäftsleitung gebildet.
Den sieben Geschäftsleitungsmitgliedern wurden einzelne Ressorts
zugeteilt (Präsidialressort, Ressorts „Abwehr und Aufklärung“, „Jugend“,
„Kulturelles“, „Religiöses“, „Flüchtlinge und Soziales“). Innerhalb der Ressorts
wurden Kommissionen konstituiert, wie zum Beispiel die „Kommission für
Koscherfleischversorgung“, die „Kommission zur Bekämpfung des Antisemitismus“
oder die „Kommission Hilfe und Aufbau“. Die Ressorts und Schwerpunkte
haben sich in der Folge nur geringfügig verändert, da wichtige Tätigkeitsbereiche
bis in die Gegenwart ihre Bedeutung beibehalten haben.
Trotz der Bemühungen des SIG, eine zentrale Aktenablage zu organisieren,
kam eine systematische Überlieferung nicht zustande. Wichtige Unterlagen
konnten nach entsprechenden Recherchen bei ehrenamtlich tätigen Mitgliedern
der SIG-Gremien oder deren Nachkommen wieder aufgefunden werden.
Insbesondere die Nachlässe führender SIG-Präsidenten enthalten wertvolle
Ergänzungen zum Geschäftsarchiv des Verbandes. Die Mehrheit dieser Bestände
hat das Archiv für Zeitgeschichte sichern können und macht sie für die
Forschung zugänglich. Es handelt sich um Akten und Dokumentationen von
Saly Mayer (1936-1943), Saly Braunschweig (1943-1946), Georges Brunschvig
17

(1946-1973), Jean Nordmann (1973-1980), Robert Braunschweig (1980-1988),
Michael Kohn (1988-1992) und Rolf Bloch (1992-2000). Nur die Nachlässe
der ersten beiden Präsidenten, Hermann Guggenheim (1904-1915) und Jules
Dreyfus-Brodsky (1915-1936), fehlen bislang zur Vervollständigung.
Ein reicher Fundus zur jüdischen Geschichte der Nachkriegszeit
Das Wirken des Gemeindebundes im Kontext der nationalsozialistischen
Bedrohung, des Holocaust und der Flüchtlingspolitik der 1930er und 1940er
Jahre wurde anhand des SIG-Archivs eingehend erforscht (Stefan Mächler,
Jacques Picard). Auch die Problematik bezüglich der Schächtfrage wurde
historisch aufgearbeitet (Pascal Krauthammer).
Die Archivmaterialien zur Nachkriegszeit harren hingegen der vertieften
Auswertung. Im Bereich der jüdischen Sozial- und Kulturgeschichte sind
noch zahlreiche Themen zu bearbeiten, zu denen auch die religiösen und
kulturellen Entwicklungen nach 1945 gehören. Das SIG-Archiv beinhaltet zu
Fragestellungen, die sich beispielsweise auf die Diskussion um die Anerkennung
der religiös-liberalen Gemeinden oder die Entstehung verschiedener
Gruppierungen am Rande der Einheitsgemeinden beziehen, einen für die
Forschung unverzichtbaren Fundus. Noch nicht ausgewertet wurden auch
die Materialien zu den Beziehungen Schweiz-Israel oder zu den Kontakten
des SIG mit internationalen Organisationen, unter anderem zum World
Jewish Congress.
1949 war unter dem Vorsitz von Dr. Rudolf Zipkes innerhalb des SIG ein
Komitee zur Schaffung eines jüdischen Archivs gegründet worden. Wie aus
den Unterlagen hervorgeht, fand dieses Vorhaben damals nicht die notwendige
Resonanz, um erfolgreich umgesetzt werden zu können. Anfang
der sechziger Jahre löste sich das Komitee wieder auf. Rund dreissig Jahre
später sind in Kooperation mit dem Archiv für Zeitgeschichte die geeigneten
Voraussetzungen geschaffen worden, um das kulturelle Erbe dauerhaft
sichern zu können, zu dem das nun voll erschlossene Archiv des SIG mit an
erster Stelle gehört.
Archiv der Jüdischen Nachrichten (JUNA)
Das fünfköpfige Team, welches das SIG-Archiv bearbeitet hat, brachte auch
die Erschliessung des JUNA-Archivs im Umfang von 56 Laufmetern 2005 zum
erfolgreichen Abschluss. Um das moderne, vom Archiv für Zeitgeschichte
mitentwickelte Recherchetool optimal nutzen zu können, wurden die Kor-
18

espondenzen und Zeitungsdokumentationen feiner erfasst. Das Verzeichnis
ist über die AfZ-Homepage einsehbar und kann unter www.afz.ethz.ch auch
extern durchsucht werden.
Die „Jüdischen Nachrichten“, die unter dem Namen „JUNA“ bekannt wurden,
wirkten von 1936 bis 1971 als Pressestelle des SIG. Sie verdanken ihren
Ursprung der Initiative von Dr. iur. Georg Guggenheim und wurden seit 1938
von Dr. iur. Benjamin Sagalowitz geleitet, der bis Mitte der sechziger Jahre
die Arbeit der JUNA geprägt hat. Ihre Tätigkeit umfasste vor allem zwei
Aufgabenbereiche:
Zum einen ging es um die Bereitstellung und Vermittlung von Informationen
und Berichten mit der Intention, den Antisemitismus zu bekämpfen
und das Judentum ohne Diskriminierung darzustellen. Die „JUNA“-Bulletins,
welche von 1936 bis 1960 erschienen und im Archiv vollständig vorhanden
sind, waren das wichtigste Mittel für die aktive Abwehr des Antisemitismus.
Mit ihnen wurden zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften in der Schweiz
beliefert und dadurch mit Informationen zur Lage der Juden im In- und
Ausland versorgt. Die Bulletins erschienen auf Deutsch und Französisch. In
der Zeit der nationalsozialistischen Bedrohung wurden jährlich bis über 20
Bulletins verbreitet.
Zum anderen wurden sowohl subtile als auch gezielt judenfeindliche
Manifestationen in Medien und Öffentlichkeit dokumentiert. Ein Grossteil
dieser umfangreichen Sammlungen
von Zeitungsausschnitten, Berichten
und anderen Materialien betrifft den
Holocaust und seine Folgen. Diese
begann Benjamin Sagalowitz selbst
auszuwerten. Er beabsichtigte unmittelbar
nach dem Krieg unter dem Titel
„Der Weg nach Majdanek“ eine erste
umfassende Darstellung der deutschen
Judenvernichtungspolitik zu veröffentlichen.
Das Werk lag – wie den Unterlagen
im JUNA-Archiv zu entnehmen
ist – bereits 1947 in Druckfahnen vor.
Aus bis heute nicht geklärten Gründen
wurde auf eine Publikation des Buches, Benjamin Sagalowitz (1901-1970)
19

das damals wohl zu einem Pionierwerk der Holocaustforschung geworden
wäre, verzichtet.
Zahlreiche Dossiers des JUNA-Archivs beziehen sich auf die juristische Verfolgung
der Kriegsverbrecher oder auf die sogenannte „Wiedergutmachung“.
Unter den verschiedenen Sammlungen befindet sich auch eine Dokumentation
zu einzelnen Ländern, in der primär Presseartikel zum Antisemitismus
und zum Verhältnis des jeweiligen Staates zu Israel gesammelt wurden.
Die Nachfolger von Benjamin Sagalowitz waren Peter Woog (1964-1968)
und Dr. Eugen Messinger (1969-1971). In den 1960er und 1970er Jahren rückte
der Nahostkonflikt verstärkt ins Zentrum des Interesses. Im JUNA-Archiv sind
zahlreiche Unterlagen überliefert, die Aspekte dieser Thematik beleuchten
(u.a. antiisraelische Propaganda und Boykottdrohungen arabischer Staaten,
gegen Israel gerichtete Terroraktionen).
Mit der Ernennung von Dr. Willy Guggenheim zum Generalsekretär des SIG
im Jahre 1971 wurde die PR- und Informationspolitik des SIG neu ausgerichtet.
In der Folge wurde auf die Weiterführung der JUNA verzichtet.
Zum Zeitraum von 1936 bis 1971, der vom Holocaust und seinen Folgen, der
Gründung Israels und dem Sieg im Sechstagekrieg entscheidend geprägt war,
enthält das JUNA-Archiv in der Schweiz einmalige Dokumentationen.
Vorlass Alfred A. Häsler
Die archivische Aufarbeitung des journalistisch-publizistischen Bestandes
von 11 Laufmetern konnte anfangs dieses Jahres von lic. phil. Regina Gehrig
gerade rechtzeitig zum 85. Geburtstag von Dr. h.c. Alfred A. Häsler vollendet
werden. Das detaillierte Verzeichnis ist nun elektronisch über das Internet
zugänglich. Für die Unterstützung des Erschliessungsprojekts danken wir
der Dr. h.c. Emile Dreyfus-Stiftung und der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte
an der ETH Zürich.
Häsler kämpfte als Journalist und Publizist während rund einem halben
Jahrhundert gegen Rassismus, Antisemitismus, Gewalt und Ungerechtigkeit.
Mit seinem bewegenden Buch „Das Boot ist voll“ zur Schweizer Flüchtlingspolitik
während des Zweiten Weltkrieges, das 1967 im Zürcher Verlag Fretz
& Wasmuth erschien, wurde er einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Das
Buch erreichte Bestsellerstatus. Übersetzungen verschafften Häsler über
die Landesgrenzen hinaus Resonanz. Die Filmadaption von Markus Imhoof
wurde für einen Oscar nominiert.
20

Schon während des Krieges machte
der junge Typograf und Journalist
auf die Not der vom Nationalsozialismus
Verfolgten aufmerksam. Häsler
erkannte die Zeichen der Zeit nicht
erst im Nachhinein, sondern solidarisierte
sich in der Aktualität mit den
Verfolgten. Was er einmal für richtig
erkannt hatte, mochte es noch so
unbequem sein, sprach Häsler, wie
Charles Linsmayer bemerkt, immer
auch aus.
Ein Beispiel dafür ist die Publikation
„Leben mit dem Hass“. Sie enthält
21 Gespräche mit prominenten Zeitzeugen
wie Ernst Bloch, Max Frisch,
David Ben Gurion, Herbert Marcuse,
Alexander Mitscherlich, Herbert Lüthy
und wurde vom Rowohlt Verlag 1969
Vom Typografen zum Bestsellerautor: Alfred
A. Häsler präsentiert sein bewegendes
Werk.
herausgegeben. Zuvor waren die Gespräche in der „Tat“ veröffentlicht worden.
Die im Archiv für Zeitgeschichte aufbewahrten Tondokumente zu den
Interviews sind profund und aufrüttelnd. Häsler unternimmt den Versuch,
in konkreten Fragen den Begriff Hass zu analysieren und gleichzeitig zu ergründen,
wie diesem Phänomen entgegengetreten werden kann. Durch die
Annäherung aus verschiedenen Richtungen, aus der Politik und Philosophie,
Religion und Psychologie, wie sie für Alfred A. Häsler typisch ist, wird klar,
dass reale Möglichkeiten vorhanden sind, den Hass als Antrieb für politische
Entwicklungen, für Gewalt und Unterdrückung zu überwinden. Der von Herbert
Lüthy in seinem Beitrag angeführte Kampf gegen das „Opium und seine
Händler“ durch Aufdeckung des Unrechts führt zum Grundthema Häslers,
der Frage nach dem menschlichen Gewissen.
Sein journalistisches und schriftstellerisches Engagement umfasste auch
konkrete Taten: So lancierte er 1979 die „Aktion für die Boat People“. Eine Woche
nach seinem Artikel in der „Weltwoche“ über den Holocaust erschien der
Report über die Flüchtlingskatastrophe in Asien mit dem Titel „Das Boot ist
nicht voll“. Der damalige Vorsteher des EJPD, Kurt Furgler, äusserte sich darin
21

folgendermassen: „Es ist die Pflicht unseres Staates, das Menschenmögliche
zu tun“. Bis Ende 1980 sollten in der Schweiz rund 2000 Vietnamflüchtlinge
aufgenommen werden.
Häsler befriedigte diese Antwort nicht: „Das Menschenmögliche für eines
der reichsten Länder der Welt Oder nicht eine Humanität nach Krämer-Manier“
Die „Weltwoche“ forderte die Aufnahme von 10‘000 Flüchtlingen aus
Indochina und startete eine Umfrage dazu. Das Echo war enorm. 90 Prozent
der weit über 1000 Antworten unterstützten die Forderung der „Weltwoche“.
Viele boten ihre Mitarbeit zur Integration an oder spendeten Geld. Bundesrat
Kurt Furgler prüfte diese Forderung und kam zum Schluss, sich nicht für
eine Fixzahl, sondern für eine generelle, aber keineswegs kleinere Lösung zu
entscheiden. Nach der Genfer Flüchtlingskonferenz liess er sich auf folgende
Aussage behaften: „Die Schweiz wird einen substantiellen Beitrag leisten,
und zwar auf allen Gebieten.“ (Weltwoche Nr. 30 v. 25.7.1979, S. 11)
Häsler bewahrte seine umfangreichen Materialien sorgsam auf. So liegen
aus seiner kritischen Zeitzeugenschaft wertvolle Quellen zur Schweizer
Sozialgeschichte seit der Zwischenkriegszeit vor. Seine journalistische
Tätigkeit bei der „Tat“, der „Weltwoche“, den „Ex-Libris“-Heften, sein rund
40 Bücher umfassendes publizistisches Werk, seine Präsidentschaft beim
Schweizer Schriftstellerverband und seine rege Vortragstätigkeit verlocken
zu Forschungen in einem breiten Themenspektrum. Der Hauptteil dieses
Quellenfundus‘ liegt in schriftlicher Form vor. Besonders erwähnenswert
aber ist die einmalige Tonbandkassettensammlung, die über hundert Gespräche
mit Zeitzeugen aus Politik, Wissenschaft und Kunst enthält sowie
eine entsprechende Sammlung ausgezeichneter Fotoporträts.
Nachlass Hermann Levin Goldschmidt-Bollag
Nach der Integration der letzten, bisher erst provisorisch erfassten Ablieferung
und der Neubearbeitung des gesamten Bestandes von 16 Laufmetern
im ersten Halbjahr 2005 liegt zum Nachlass Hermann Levin Goldschmidt
ein Findmittel vor, mit dem die Archivierung ihren Abschluss gefunden hat.
Goldschmidt hat auch einzelne Dokumente aus dem Besitz seiner Vorfahren
bei seiner Emigration in die Schweiz mitnehmen können. Der zeitliche Rahmen
seines Nachlasses reicht daher vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu
seinem Tode 1998. Zu den frühen Zeitdokumenten gehört beispielsweise „das
Merkbüchlein für Ball, Tanz und Soirée“ von Goldschmidts Mutter Irene aus
22

Der Künstler und der Philosoph: Willy Guggenheim alias Varlin bedankt sich bei Hermann Levin
Goldschmidt für das „interessante Werk“: Die Botschaft des Judentums, Frankfurt am Main:
Europäische Verlagsanstalt, 1960.
23

dem Jahre 1896. Der kleine unscheinbare Band entpuppt sich bei näherer Lektüre
als sozialgeschichtlich illustrative Quelle, hat doch seine Mutter, die auf
Grund ihrer nahen Verwandtschaft mit der Bankiersfamilie von Rothschild
zur jüdischen Oberschicht Wiens zählte, darin alle ihre sozialen Kontakte
festgehalten. Bei genauerem Studium bietet sich so ein überraschender
Einblick in das jüdische Grossbürgertum zur Zeit der Belle Epoque.
Ein halbes Jahrhundert später musste Hermann Levin Goldschmidt an
der Universität Zürich um seine Anerkennung als Philosoph und um seinen
Aufenthalt im Exilland Schweiz kämpfen. Er durfte schliesslich in der Schweiz
bleiben, doch war ihm eine wissenschaftliche Karriere in seiner neuen Heimat
verwehrt. Sein Briefwechsel zeugt vom vergeblichen Bemühen, sich
nach Kriegsende habilitieren zu können, und belegt eindrücklich, wie ein
vergleichsweise privilegierter jüdischer Emigrant auch nach dem Zweiten
Weltkrieg an einer Schweizer Hochschule marginalisiert wurde.
Goldschmidt musste als Philosoph einen Wirkungskreis ausserhalb der Universität
suchen. Er fand ihn in der jüdischen und allgemeinen Erwachsenenbildung.
Die rege und vielfältige Korrespondenz mit berühmten Zeitzeugen
wie Robert Jungk und Peter Weiss, aber auch mit zahlreichen unbekannten
Personen in der Schweiz und im Ausland reflektieren die menschliche und
intellektuelle Ausstrahlung dieses eigenwilligen Denkers, der sich für das
Fortwirken der deutsch-jüdischen Kultur bis zuletzt engagierte.
Archiv der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH)
Mit der Bearbeitung der 2004 erfolgten Ablieferung zum SFH-Archiv ist im
April 2006 begonnen worden. Sie umfasst Geschäftsakten der Jahre 1980
bis 1995 im Umfang von gegen 40 Laufmetern. Lic. phil. Aurel Waeber hat im
Rahmen eines Teilzeitpraktikums umfangreiche Materialien, welche sowohl
die Tätigkeit der Leitungsgremien als auch der einzelnen Ressorts (Flüchtlingspolitik,
Asylrecht, Fürsorge, Öffentlichkeitsarbeit und Mittelbeschaffung)
dokumentieren, zunächst im Ist-Zustand erfasst und entsprechend der
Bestandesgliederung zugeordnet. Nach diesen Vorarbeiten folgt nun die
weitere Erschliessung.
Neuzugänge
In den Berichtsjahren durften wieder bedeutende Schenkungen entgegen
genommen werden. Diese werden nach ihrer Erschliessung in den folgenden
Jahresberichten eingehender vorgestellt.
24

Bekanntheitsgrad der Flüchtlingshilfswerke in ausgewählten Regionen der Schweiz 1946: Umfrage-Ergebnisse
des Institut Suisse de l‘Opinion Publique Lausanne (I.S.O.P.) im Auftrag der SFH.
Nachlass Lajser Ajchenrand
Der aus Polen stammende jiddischsprachige Dichter Lajser Ajchenrand
(1911-1985) emigrierte 1937 nach Paris. Nach Kriegsbeginn verbrachte er fast
zwei Jahre Jahre in Lagern und in der Illegalität, bis ihm im September 1942
die Flucht in die Schweiz gelang. Aber auch hier war er unter schwierigen
Bedingungen in Arbeitslagern interniert. 1944 engagierte sich der Verband
Schweizerischer Jüdischer Flüchtlingshilfen für seine Entlassung aus dem
Arbeitsdienst und verschaffte ihm eine Arbeitsbewilligung als Übersetzer.
Ajchenrand war aktiv in der „Kulturgemeinschaft der Emigranten in Zürich“
sowie in der „Union Jüdischer Flüchtlinge in der Schweiz“ und beteiligte sich
an Kulturveranstaltungen der „Israelitischen Cultusgemeinde Zürich“. Auch
Dank der Unterstützung von Hermann Hesse und Carl Seelig wurde ihm
1949 das Dauerasyl gewährt.
In seinem dichterischen Werk befasste sich Ajchenrand mit dem Holocaust
und seinen Folgen. Anfangs der 1950er Jahre lernte er seine spätere Frau Claire
kennen. Nach Aufenthalten in Argentinien (1952-1953) und Israel (1957-1961)
kehrte er 1962 in die Schweiz zurück.
Der Bestand dokumentiert unter anderem die Aufenthaltsregelung Ajchenrands
in der Schweiz sowie den regen schriftlichen Kontakt mit Dichter- und
Schriftstellerkollegen.
25

Das Archiv für Zeitgeschichte dankt Frau Claire Ajchenrand für die Schenkung
und freut sich, dass am 20. September 2006 die Vernissage zum Gedichtband
„Aus der Tiefe“ von Lajser Ajchenrand, der im Ammann-Verlag erschienen ist,
in seinen Räumen stattfinden konnte (s.a. S. 44).
Dr. iur. Rolf Bloch, vielfältiger Förderer des
Archivs für Zeitgeschichte.
Vorlass Rolf Bloch
Dr. iur. Rolf Bloch (geb. 1930), der
sich seit Anfang der 1990er Jahre
wegweisend für den Aufbau der
Dokumentationsstelle Jüdische
Zeitgeschichte eingesetzt hat, war
selbst Teil historisch relevanter Entwicklungen
in der Schweiz. In seine
Amtszeit als SIG-Präsident von 1992
bis 2000 fiel die Debatte um die Rolle
der Schweiz im Zweiten Weltkrieg
und zum Umgang der Schweizer
Banken mit den „nachrichtenlosen
Vermögen“ in der Nachkriegszeit.
Als Präsident des Schweizerischen
Israelitischen Gemeindebundes wurde er zum wichtigen Vermittler zwischen
dem World Jewish Congress und den Schweizer Behörden. Auch präsidierte
er von 1997 bis 2002 den Schweizer Fonds zu Gunsten bedürftiger Opfer der
Shoah („Schweizer Holocaustfonds“).
Rolf Bloch hat 2006 seinen Vorlass im Umfang von 14 Laufmetern dem
Archiv für Zeitgeschichte geschenkt. Darin dokumentiert sind seine zentralen
Funktionen innerhalb der schweizerischen jüdischen Gemeinschaft sowie
sein Engagement in verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Organisationen.
Ebenfalls ersichtlich wird sein Einsatz zu Gunsten von Stiftungen
und Förderungswerken. Das Archiv für Zeitgeschichte dankt Herrn Dr. Rolf
Bloch für die Schenkung seines historisch bedeutenden Nachlasses.
Nachlass Sigi Feigel
Bereits zu seinen Lebzeiten war Dr. iur. Sigi Feigel (1921-2004) an das Archiv
für Zeitgeschichte gelangt, um seinen Bestand, darunter auch Dokumentationen
zum schweizerischen Judentum, zu Israel, zum Antisemitismus
26

und dessen Bekämpfung, für die historische Forschung sichern zu können.
Die Übernahme seiner Materialien aus seiner ehemaligen Anwaltskanzlei
erfolgte 2005.
Sigi Feigel wirkte von 1972 bis 1987 als Präsident der Israelitischen Cultusgemeinde
Zürich, die ihn nach seinem Rücktritt zum Ehrenpräsidenten
ernannte. Als Mitglied der Geschäftsleitung engagierte er sich von 1984 bis
1996 im Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG). 1978 gründete
er den „Fonds gegen Rassismus und Antisemitismus“. Er war 1989 massgebend
an der Errichtung der „Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus“
beteiligt, gehörte schon 1982 zu den Initiatoren der Gesellschaft „Minderheiten
in der Schweiz“, half 1996 bei der Gründung der Stiftung „Erziehung zur
Toleranz“ mit und setzte sich 1998 als Mitbegründer für die „Gemeinschaft
zur Unterstützung der Stiftung Solidarische Schweiz“ ein.
Das Archiv für Zeitgeschichte dankt Frau Evi Feigel für die Schenkung
dieses historisch wichtigen Nachlasses sowie Herrn Dr. iur. Eric Teitler für
die dabei gewährte Hilfe.
Nachlass Rachela Frumes
Rachela Frumes (1913-1993) war 1935 als polnische Medizinstudentin in die
Schweiz gekommen. Der Zweite Weltkrieg und der Holocaust verunmöglichten
ihr die Rückkehr nach Polen. Neben ihrer Tätigkeit als Psychiaterin
engagierte sie sich unter anderem im „Schweizerisch-polnischen Koordinations-
und Hilfskomitee für das befreite Polen“. Für die Schenkung eines
ersten Teils dieses Nachlasses danken wir Frau Ruth Michel Richter.
Einzelbestand Herbert Herz
Herbert Herz ist Regionaldelegierter des Departements „Gerechte“ des israelischen
Gedenkzentrums Yad Vashem. Seit den frühen 1980er Jahren hat er
sich dafür engagiert, dass Schweizerinnen und Schweizer, die sich während
des Zweiten Weltkrieges als Helfer und Retter verfolgter Juden eingesetzt
hatten, von Yad Vashem als „Gerechte der Völker“ geehrt werden. Wir danken
Herrn Herz für die Schenkung der Dossiers zu 27 Einzelpersonen und Ehepaaren,
deren Ehrungen er zwischen 1990 und 2006 vorbereitet hat.
Einzelbestand Max Hirsch
Max Hirsch (1899-1981), geboren in der Nähe von Würzburg, flüchtete 1936
nach Kreuzlingen, wo er seine spätere Frau Hermine Dreifuss kennen lernte.
27

1937 gründete er eine kleine Metallfirma, die Rheintalische Metallwaren
Fabrik mit Sitz in Schaan, Liechtenstein. Später zog die Familie mit ihrer Tochter
Ruth nach La Chaux-de-Fonds, wo er erneut ein Geschäft, die IMETA SA,
aufbaute. Auf privater Basis versuchte er sein Möglichstes, um Verwandten
und Bekannten zur Flucht aus dem Deutschen Reich zu verhelfen. Über den
Familienkreis hinaus unterstützte Hirsch Internierte in den Lagern Gurs und
Rivesaltes. Erhalten geblieben ist die Korrespondenz mit Flüchtlingen in den
Kriegsjahren. Dokumentiert ist aber auch das Schicksal von Rückkehrern in
der Nachkriegszeit sowie von Emigrierten, die in den USA geblieben sind.
Frau Ruth Dreyfuss schenkte den Nachlass ihres Vaters 2005 dem Archiv
für Zeitgeschichte, wofür wir ihr und Herrn Heinz Roschewski für die Vermittlung
danken.
Einzelbestand Kurt Conrad Loew
Kurt Conrad Loew (1913-1980) war Jude und Mitglied der sozialistischen
Jugend in Wien. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 verhaftet, gelang
ihm die Flucht nach Antwerpen, später nach Frankreich, wo er nach dem
Einmarsch der Wehrmacht interniert wurde (Sammellager St. Cyprien, Rivesaltes,
Gurs). Von dort kam er nach vier gescheiterten Fluchtversuchen
1942 in die Schweiz.
1945 nahm er an der Flüchtlingskonferenz von Montreux teil. Zwei Jahre
später begann er ein Kunststudium in Genf und kehrte 1951 nach Wien zurück.
In den 1960er und 1970er Jahren wirkte er als Lehrer an der Kunstakademie
in Wien.
Frau Edith Eschler übergab dem Archiv für Zeitgeschichte denjenigen Teil
des Nachlasses, der sich auf die Zeichnungen ihres Vaters bezieht, die er
zum Lagerleben im südfranzösischen Interniertenlager Gurs in den Jahren
1940 bis 1942 unter schwierigen Verhältnissen zusammen mit Karl Bodek
angefertigt hatte. Die im Archiv für Zeitgeschichte vorliegende Sammlung
umfasst 12 Zeichnungen, die Loew 1980 in Wien nach der Vorlage seiner
Originale hergestellt hat.
Wir danken Frau Edith Eschler für die Schenkung, die durch die Initiative
von Frau Dr. Helena Kanyar zustande gekommen ist.
Einzelbestand Edward Nahlik
Die „Exilgesandtschaft“ Polens während des Zweiten Weltkrieges in Bern
hatte eine wichtige Funktion bei der Vermittlung von Nachrichten zwischen
28

den Alliierten und dem polnischen Widerstand. Sie unterstützte auch verfolgte
Juden in Polen.
Diese Tätigkeit wurde im Buch „Polen-Juden-Schweizer“ von a. Botschafter
Dr. Paul Stauffer, erschienen 2004 im Verlag NZZ Libro, aufgearbeitet. Er stützte
sich dabei auch auf die Erinnerungen des ehemaligen Legationssekretärs
Stanislaw Nahlik, der zwischen 1939 und 1945 zum diplomatischen Personal
der „Exilgesandtschaft“ Polens gehörte. Nahlik hatte in den 1980er Jahren
unter dem Titel „Durch das Sieb des Gedächtnisses“ zwei Memoirenbände
verfasst, in welchen die Erinnerungen an die Schweizer Zeit im Band 2 niedergelegt
sind. Dr. Paul Stauffer verdanken wir die Schenkung der von ihm
veranlassten deutschen Übersetzung dieses Teils der Memoiren.
Vorlass Heinz Roschewski
Der als Journalist und Historiker engagierte Heinz Roschewski übergab dem
Archiv für Zeitgeschichte einen wesentlichen Teil seines Vorlasses. Dieser
enthält vor allem Unterlagen zu seinen
zeitgeschichtlichen Forschungen und
Veröffentlichungen (u.a. „Die Juden in
der Schweiz von 1945 bis 1994. Auf dem
Weg zu einem neuen jüdischen Selbstbewusstsein“,
Basel / Frankfurt a. M. 1994
und „Rothmund und die Juden. Eine historische
Fallstudie des Antisemitismus
in der schweizerischen Flüchtlingspolitik
1933-1957“, Basel / Frankfurt a. M. 1997,
beide erschienen in der Schriftenreihe
des SIG). Hinzu kommen Seminararbeiten
sowie Materialien zu seinen
Forschungen über Babij Jar, zu den Fällen
Paul Grüninger und Frick/Hofer oder Heinz Roschewski
zur Flüchtlingspolitik. Vorträge und Zeitungsartikel zu zeitgeschichtlichen
Themen ergänzen diesen Teil.
Weitere Dossiers beziehen sich auf sein Wirken in verschiedenen Institutionen,
darunter als Präsident der Jüdischen Gemeinde Bern 1984 bis 1988, als
Mitarbeiter bei der „St. Galler Volksstimme“ im Zweiten Weltkrieg oder als
Chef der Abteilung Information bei Radio DRS.
29

Ergänzend fertigte das Schweizerische Bundesarchiv auf Initiative von Herrn
Roschewski von den dort aufbewahrten Zensurakten zur „Volksstimme“
Kopien an. Das Archiv für Zeitgeschichte dankt Herrn Roschewski für die
Schenkung seiner Unterlagen und dem Schweizerischen Bundesarchiv für
die ermöglichte Ergänzung des Vorlasses.
Vorlass Anne-Marie Imhof-Piguet
Anne-Marie Imhof-Piguet betreute während des Zweiten Weltkriegs jüdische
Flüchtlingskinder in französischen Heimen wie „La Hille“ und „Montluel“.
Sie verhalf einigen von ihnen zur Flucht in die Schweiz. Für ihre Hilfe zu
Gunsten verfolgter Juden wurde sie 1990
von Yad Vashem als „Gerechte unter den
Völkern“ geehrt. Nachzulesen sind ihre
Erinnerungen in ihrem Buch „La Filière“,
das später auch unter dem deutschen
Titel „Fluchtweg durch die Hintertür“
(Frauenfeld: Verlag im Waldgut, 1987)
erschienen ist.
Frau Imhof-Piguet hat dem Archiv für
Zeitgeschichte durch Vermittlung von
Frau Dr. Helena Kanyar diverse Fotos aus
ihrer Zeit im französischen Dorf „La Hille“
(1942 bis 1944) geschenkt. Sie übergab
auch drei Tonbänder mit Sendungen von
Radio DRS über Flüchtlingsschicksale
Anne-Marie Imhof-Piguet 1944 im Zweiten Weltkrieg. Wir danken Frau
Imhof-Piguet für ihre Schenkung und für ihre Absicht, dem Archiv für Zeitgeschichte
weitere Unterlagen anzuvertrauen.
Einzelbestand Emma Ott
Emma Ott arbeitete nach der Ausbildung zur Krankenschwester im Spital von
Albert Schweitzer in Lambarene, wo sie von 1936 bis 1939 in verantwortlicher
Position tätig war. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz blieb sie zwei Jahre am
Spital Tiefenau in Bern und meldete sich dann angesichts des Kriegselends
als Helferin beim Schweizerischen Roten Kreuz. 1942 bis 1946 leistete sie im
Lager Rivesaltes sowie zusammen mit Elsbeth Kasser im Lager Gurs Hilfe. Es
30

gelang ihr, Flucht- und Rettungsaktionen für Kinder und jüdische Mitarbeiter
zu organisieren. Ihr weiteres Wirken für verfolgte Kinder und Jugendliche, u.a.
auch im französischen Kinderheim „La Hille“, ist durch Interviews dokumentiert.
Nach dem Krieg kehrte sie wieder in die Schweiz zurück und arbeitete
bis 1972 als Oberschwester im Spital Tiefenau.
Pfarrer Dr. Peter Märki, ein enger Vertrauter von Emma Ott, hat mit ihr
1996 zwei autobiografische Interviews durchgeführt und diese dem Archiv
für Zeitgeschichte geschenkt. Der historische Nachlass wurde von ihm gesichert
und soll zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls archiviert werden.
Das Archiv für Zeitgeschichte dankt Pfarrer Märki für seine Schenkung und
Frau Dr. Helena Kanyar für die Vermittlung des Kontakts.
Archiv der „Gemeinschaft zur Unterstützung der Stiftung Solidarische
Schweiz“ (GS)
Mit der Solidaritätsstiftung, die im Zusammenhang mit den Diskussionen
um die Rolle der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges lanciert
worden war und für die überschüssige Goldreserven der Nationalbank die
finanzielle Grundlage bilden sollten, wollten die Initianten das humanitäre
Wirken der Schweiz auf neuer Basis fortsetzen. Nachdem Bundesrat Koller
1997 das Stiftungsprojekt angekündigt hatte, wurde die „Gemeinschaft zur
Unterstützung der Stiftung Solidarische Schweiz“ gegründet mit dem Ziel,
für das Vorhaben zu werben und sich für dessen Verwirklichung einzusetzen.
Im Vorstand wirkten Dr. Sigi Feigel und Dr. Peter Arbenz massgeblich
mit. Die Gemeinschaft bestand von 1997 bis 2004, war aber in den letzten
Jahren kaum mehr aktiv. Carl Holenstein, Geschäftsleiter der Gesellschaft,
veranlasste die Übergabe der Akten an das Archiv für Zeitgeschichte, die
Anfang 2005 erfolgt ist.
Depot der Jüdischen Medien AG
Auf Grund der mit der Jüdischen Medien AG Zürich getroffenen Vereinbarungen
können im Archiv für Zeitgeschichte die beiden wichtigsten Zeitungsorgane,
welche während des 20. Jahrhunderts das jüdische Leben in- und
ausserhalb der Schweiz dokumentieren, zugänglich gemacht werden. Hinzu
kommen die Originalbände aus dem „Aufbau“-Redaktionsarchiv in New
York. Diese fanden dank der Initiative von Herrn René Braginsky, der durch
sein verlegerisches Engagement dem „Aufbau“ eine Fortführung auf neuer
31

Erste Ausgabe des „Israelitischen Wochenblattes“ vom 4. Januar 1901
Grundlage ermöglicht, den Weg ins Archiv für Zeitgeschichte. Der „Aufbau“ ist
für die jüdische Emigrationsgeschichte im 20. Jahrhundert von erstrangiger
Bedeutung. Das Depot setzt sich wie folgt zusammen:
„Israelitisches Wochenblatt für die Schweiz“, Zürich, 1901-2002
Die Jüdische Medien AG Zürich hat dem Archiv für Zeitgeschichte das „Israelitische
Wochenblatt für die Schweiz“ (1901-2002) in einem kompletten
und gebundenen Exemplar der von Yves Kugelmann geleiteten Redaktion
von „tachles“ als Depot übergeben. Von der französischen Ausgabe „Revue
Juive“ erhielten wir – ebenfalls in gebundener Form – die Jahrgänge 1989
bis 2005.
„Jüdische Rundschau Maccabi“, Basel, 1947-2002
Als weitere gedruckte Periodika und wichtige Quellen zur schweizerischjüdischen
Zeitgeschichte fügte die Jüdische Medien AG auch sämtliche
Jahrgänge der Zeitschrift „Jüdische Rundschau Maccabi“ in gebundener
Form dem Depot bei.
„Aufbau“, New York, 1934-2002
Als Nachrichtenblatt des 1924 gegründeten German-Jewish Club Inc. New
York erschien am 1. Dezember 1934 die erste Ausgabe des „Aufbau“. Unter den
Mitarbeitern und Förderern befanden sich viele bekannte Persönlichkeiten,
32

die als Emigranten das nationalsozialistische Deutschland verlassen hatten:
u.a. Albert Einstein, Leon Feuchtwanger, Bruno Frank, Nahum Goldmann, Emil
Ludwig, Thomas Mann und Franz Werfel. Herausgeber und Chefredaktor war
26 Jahre lang der Berliner Manfred George (1893-1965). Die Emigrantenzeitschrift
erschien bis Dezember 2004 in New York.
Die Jüdische Medien AG erwarb im Jahr 2004 die Rechte am „Aufbau“.
Damit erhielt sie auch Teile des Redaktionsarchivs, welche sie Anfang 2005
dem Archiv für Zeitgeschichte überliess. Als neu konzipiertes Monatsmagazin
erscheint der „Aufbau“ seit Januar 2005 von Zürich aus.
Der Bestand enthält sämtliche Ausgaben des „Aufbau“ von der ersten
Ausgabe im Dezember 1934 bis zur letzten im Dezember 2002. Der grösste
Teil davon ist in Jahresbänden gebunden, andere sind als Einzelausgaben
überliefert. Zudem ist aus der „Aufbau“-Redaktion eine umfangreiche
alphabetische Kartei nach Autoren und den Titeln ihrer Beiträge erhalten
geblieben.
Da sich ein Teil der älteren Jahrgänge (ca. 1939-1955) in schlechtem Erhaltungszustand
befindet, muss für die Konsultation dieser Bände noch eine
Lösung gefunden werden. Die von der Deutschen Nationalbibliothek digitalisierten
Jahrgänge 1934 bis 1950 sind im Internet einsehbar.
Vom Nachrichtenblatt des German-Jewish Club, New York, zum bedeutendsten Organ der
deutsch-jüdischen Emigranten in den USA: erste Ausgabe vom 1. Dezember 1934.
33

Forschungsdokumentationen
Zu den Forschungsdokumentationen gehören Dissertationsarchive oder
Grundlagenmaterialien, die im Zusammenhang mit einzelnen Projekten
zusammengetragen worden sind. Die entsprechenden Dokumentationen
können weiterführende Recherchen zu den jeweiligen Themen wesentlich
erleichtern.
Dissertationsarchiv Christof Dejung
Die Dissertation von Dr. Christof Dejung „Aktivdienst und Geschlechterordnung.
Eine Kultur- und Alltagsgeschichte des Militärdienstes 1939-1945 in
der Schweiz“, erschienen im Chronos-Verlag in Zürich 2006, beruht neben
Quellenmaterialien aus Archiven auch auf Interviews mit Zeitzeugen, Tagebüchern
und Erinnerungsalben, militärhistorischer Literatur und Propagandatexten.
Das Archiv für Zeitgeschichte dankt Herrn Christof Dejung
für seine Schenkung, die auch Originaldokumente aus der Zeit des Zweiten
Weltkriegs enthält.
Forschungsdokumentation Therese Schmid-Ackeret
Therese Schmid-Ackeret, evangelische Pfarrerin in Winterthur, führte 1999
im Rahmen eines Sabbaticals ein „biografisches Projekt“ zum Leben und
Wirken von Elsbeth Kasser (1910-1992) durch. Diese hatte sich als Rotkreuzschwester
in den dreissiger Jahren für die Spanienkämpfer und anfangs der
vierziger Jahre für die Flüchtlinge in den südfranzösischen Interniertenlagern
eingesetzt.
Frau Schmid hat für ihre im Jahr 2000 publizierte biografische Skizze „Rotkreuzschwester
Elsbeth Kasser 1910-1992“, deren Verwandte und Freunde
interviewt und dabei auch Fotos, Briefe und Dokumente gesammelt. Besonders
wertvoll sind einige Originalmaterialien aus dem von Elsbeth Kasser
weitgehend vernichteten Nachlass, wie z.B. das Fotoalbum des „Service
Civil“ zum Spanischen Bürgerkrieg, einige Tonbandinterviews und Berichte.
Wir danken Frau Schmid für die Schenkung, für die Frau Dr. Helena Kanyar
wertvolle Impulse gab.
Nachlieferungen zu vorhandenen Beständen
Manche Bestände werden dem Archiv für Zeitgeschichte in Teilablieferungen
übergeben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Archive von Institutionen,
die noch den Zugriff auf ihre laufenden Dossiers benötigen oder um Bestände
von Donatoren, die sich nur sukzessive von ihren Unterlagen trennen
34

möchten. Mehrheitlich werden die Teilablieferungen provisorisch erfasst.
Eine endgültige Erschliessung erfolgt in der Regel erst nach Vorliegen des
Gesamtbestandes. Wir danken für folgende Nachlieferungen:
Von Frau Liselotte Hilb, die im sozialen Bereich tätig war (u.a. Schweizer
Hilfswerk für Emigrantenkinder, Schweizer Europahilfe, später auch bei der
Krebs- und der Rheumaliga), erhielten wir ein Fotoalbum sowie weitere
persönliche Dokumente zur Familiengeschichte.
2004 hatte Frau Gisela Blau eine umfangreiche Dokumentation zum Thema
„Schweiz – Zweiter Weltkrieg“ übergeben, die sie als Journalistin angelegt
hat. Diese hat sie nun durch die Schenkung von rund 30 Videofilmen mit
Ton- und Bilddokumenten wesentlich erweitert.
Die 2005 erfolgte letzte Ablieferung zum Nachlass des ehemaligen Präsidenten
des SIG, Georges Brunschvig (1908-1973), durch Frau Odette Brunschvig,
umfasst vor allem Korrespondenzen und Fotos aus dessen letzten
Lebensjahren. Weitere Unterlagen beziehen sich auf seine Tätigkeit als
Rechtsvertreter des SIG beim Berner Prozess zu den „Protokollen der Weisen
von Zion“ in den dreissiger Jahren.
Zum Nachlass von Charlotte Weber (1912-2000), der ehemaligen Leiterin
der Schweizer Flüchtlingsheime Bienenberg, Hilfikon und Zugerberg sowie
von Kinderheimen in Frankreich, konnten wir von Frau Dr. Goia Weber neben
weiteren Unterlagen zwei Ehrenmedaillen und acht Videodokumente
entgegen nehmen.
Frau Vera Kronenberg, Präsidentin des Bundes Schweizerischer Jüdischer
Frauenorganisationen (BSJF) von 1992 bis 2002, übergab 2006 die Akten aus
ihrer Amtszeit und diejenigen ihrer Vorgängerin Frau Thea Hacker. Damit
deckt der Bestand den Zeitraum von 1924 bis fast in die Gegenwart ab. Er ist
inzwischen von Janine Wilhelm und Anne Frenkel bearbeitet worden.
Diverse Schenkungen zur Jüdischen Zeitgeschichte
Für kleinere Schenkungen und Ergänzungen danken wir folgenden Donatorinnen
und Donatoren: lic. phil. Monika Bucheli, Zürich; lic. phil. Christian
Coradi, Zürich; Dr. med. Madeleine Erlanger, Zürich; lic. phil. Michael Funk,
Zürich; Chaviva Friedmann, Zürich; Ruben Glückmann, Zürich; Katja Guth,
Basel; Erich A. Hausmann, Zürich; Dr. Helena Kanyar, Basel; lic. phil. Madeleine
Lerf, Zürich; Rhoda Schnur, St.Gallen; Dr. Eric Teitler, Zürich; Prof. Henry Wermus,
Genf; Nina Zafran-Sagal, Herrliberg; Dr. Rudolf Zipkes, Zürich.
35

Warme Mahlzeiten für jüdische Kinder in Polen: Spendenaufruf des „Bundes der Israelitischen
Frauenvereine in der Schweiz“, 1937.
36

Datenbank- und Verfilmungsprojekte
Findmittel zu jüdischen Quellen in der Schweiz
Bisher fehlt ein Überblick über das in der Schweiz reichhaltig vorhandene
Kulturgut zur jüdischen Geschichte. Zweck des von der Dokumentationsstelle
Jüdische Zeitgeschichte mit Unterstützung des SIG initiierten Projektes ist es,
diese Quellenmaterialien in einer Datenbank zu erfassen und einzelne Institutionen
bei der Sicherung gefährdeter Bestände und in Archivierungsfragen
zu beraten. Dabei wird vom Konzept einer dezentralisierten Aufbewahrung
in den einzelnen Regionen ausgegangen.
Zunächst konzentriert sich das Projekt auf die Archive der jüdischen
Gemeinden. Da manche von ihnen auf Grund der demografischen Entwicklungen
nicht mehr aktiv und in ihrem Fortbestehen gefährdet sind, ist
Handlungsbedarf geboten, damit die wertvollen historischen Quellen auch
künftig erhalten bleiben.
In der Berichtsperiode wurden für das Pilotprojekt drei jüdische Gemeinden
ausgewählt. Frau lic. phil. Sandra Studer, Mitarbeiterin des Archivs für
Zeitgeschichte, machte dieses 2006 zum Inhalt ihrer Diplomarbeit an der
Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur: „Aufbau eines zentralen Quellennachweises
für jüdische Gemeindearchive in der Schweiz – Pilotprojekt
in Zusammenarbeit mit der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte
des Archivs für Zeitgeschichte der ETH Zürich“. Für ihre Studie hat sie bei
den jüdischen Gemeinden von Biel, La Chaux-de-Fonds und Kreuzlingen eine
Grobinventarisierung der jeweiligen Gemeindearchive durchgeführt und die
relevanten Daten für das Projekt ermittelt.
Die Datenbank zu jüdischen Quellen in der Schweiz soll in den nächsten
Jahren fortlaufend aufgebaut werden und neben Gemeindearchiven auch
andere Bestände einbeziehen.
Bildarchiv Schweizer Juden (BASJ)
Ziel des von Dr. Ralph Weingarten, Leiter des Florence Guggenheim-Archivs,
initiierten Projekts ist es, eine visuelle Dokumentation zum Leben und Wirken
der Schweizer Juden aufzubauen. Dadurch sollen dem drohenden Verlust
von Foto- und Bildmaterial zum jüdischen Leben in der Schweiz entgegen
gewirkt und der Forschung zusätzliche Quellen erschlossen werden. Das
Archiv für Zeitgeschichte unterstützt das Projekt und ist bestrebt, die Foto-
37

dokumentation mit seinen technischen Mitteln auch elektronisch nutzbar zu
machen. Bisher wurden erste konzeptionelle Vorarbeiten durchgeführt und
mit Dr. Weingarten, der die Federführung für die Realisierung übernommen
hat, eine Kooperationsvereinbarung getroffen.
Bestand „Saly Mayer Annex“, Joint-Archiv New York
Mit Hilfe von Walter Gut, Präsident der Saly Mayer Memorial Stiftung Zürich,
konnte der im Archiv für Zeitgeschichte benutzbare Mikrofilmbestand zum
Nachlass von Saly Mayer durch bedeutende kopierte und digitalisierte Materialien
aus dem Joint-Archiv in New York ergänzt werden. Dabei handelt
es sich in erster Linie um Unterlagen zum Wirken des ehemaligen SIG-Präsidenten
als Vertreter des Joint in der Schweiz. Von den sogenannten „Lisbon
Conversations“ liegen nun neben den bereits vorhandenen Notizen von Saly
Mayer auch diejenigen von Seiten der Vertreter des Joint in Lissabon vor. Die
Wortprotokolle stammen aus den Jahren 1943 bis 1945.
Im Weiteren sind Korrespondenzen von Saly Mayer mit Hilfswerken,
Behörden und Banken sowie mit Nathan Schwalb, darunter Briefe und
Berichte von Verfolgten aus dem Machtbereich der Nationalsozialisten aus
den Jahren 1942 bis in die ersten Nachkriegsjahre, elektronisch verfügbar.
Belegt ist auch der Empfängerkreis, der von Saly Mayer als Vertreter des Joint
Unterstützungsbeiträge erhielt.
Für die Realisierung des Projekts, für das unsere Mitarbeiterin lic. phil.
Sandra Studer in New York tätig war, danken wir der Saly Mayer Memorial
Stiftung Zürich und ihrem Präsidenten Walter Gut, Frau Sherry Hyman und
Herrn Misha Mitsel vom Archiv des American Jewish Joint Distribution
Committee.
Veranstaltungen, Kooperationen
Holocaustgedenktag im Archiv für Zeitgeschichte
Das Angebot, Gymnasialklassen ins Archiv für Zeitgeschichte einzuladen,
steht im Kontext einer gesamteuropäischen Initiative der Erziehungsminister,
den 27. Januar als offiziellen Holocaustgedenktag in den Schulen zu etablieren
und die Jugend an diesem Tag über die Shoah sowie die Auswirkungen
von Rassismus und Antisemitismus zu informieren. Die von Daniel Gerson
organisierten Veranstaltungen wurden 2005 und 2006 rege besucht. Die
Durchführung erfolgte in Zusammenarbeit mit Dr. Karl Kistler, Geschichtsdi-
38

Dringend benötigte Hilfsgelder für verfolgte Juden in Europa: Dankesbrief des Verbands
Schweizerischer Jüdischer Flüchtlingshilfen an Saly Mayer, den Vertreter des American Jewish
Joint Distribution Committee vom 3. Juni 1946.
39

daktiker an der Universität Zürich, der den Kontakt zu interessierten Lehrern
und Lehrerinnen herstellte. Jeweils im Zentrum standen die Erinnerungen der
Zeitzeugen, welche die Zuhörenden sehr berührten. Die von Daniel Gerson
moderierte Diskussion zwischen Zeitzeugen und Schülern bot Gelegenheit
zu Nachfragen. Eine kleine Ausstellung mit Dokumenten aus den Beständen
der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte reflektierte den Bezug
des Holocaust zur Schweiz.
Januar 2005 – Besuch von vier Gymnasialklassen
Sechzig Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau
lud die Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte Schülerinnen
und Schüler der Kantonsschulen Bülach, Hohe Promenade, Rämibühl und
Wetzikon zur Begegnung mit folgenden Überlebenden des Holocaust ein:
Dr. Jerzy Czarnecki wurde im ostpolnischen Mosty Wielkie geboren. Mit
Ausnahme eines Bruders wurden alle Familienmitglieder ermordet. Er selbst
überlebte die Verfolgung getarnt als „arischer“ Zwangsarbeiter. Nach der
Befreiung durch die Rote Armee studierte er in Warschau und arbeitete
anschliessend als Atomphysiker. In Folge der antisemitischen Kampagne
in Polen von 1968 emigrierte Jerzy Czarnecki mit seiner Familie 1970 in die
Schweiz, wo er am Paul-Scherrer-Institut in Würenlingen tätig war.
Seine Erinnerungen sind unter dem Titel „Mein Leben als Arier. Jüdische
Familiengeschichte in Polen zur Zeit der Schoáh und als Zwangsarbeiter in
Deutschland“ im Hartung-Gorre-Verlag, Konstanz 2002, erschienen.
Edith Goldberger wurde 1944 zusammen mit ihren Eltern und fünf Geschwistern
von Ungarn nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie hat als
einzige ihrer Familie die Shoah überlebt. 1947 konnte sie für einen Kuraufenthalt
in die Schweiz einreisen. Anfang der fünfziger Jahre heiratete sie
einen jüdischen Schweizer und gründete in Basel eine Familie. Im Archiv für
Zeitgeschichte berichtete sie erstmals über ihre traumatischen Erfahrungen
während des Holocaust.
Eva Koralnik gelangte als Kind Ende 1944 zusammen mit Mutter und
Schwester dank dem Einsatz des Konsularbeamten Harald Feller aus Budapest
nach St.Gallen, wo ihre Schweizer Grosseltern lebten. So entkamen sie
dem Massenmord der Nationalsozialisten und ihrer ungarischen Verbündeten.
Ihr Vater überlebte die Zwangsarbeit in Ungarn und konnte erst nach
Kriegsende in die Schweiz ausreisen. Nach jahrelangen Schikanen durch die
40

Zeitzeuge Jerzy Czarnecki im Gespräch mit Gymnasiasten im AfZ, 27. Januar 2005.
Fremdenpolizei durfte sich die Familie dauerhaft in der Schweiz niederlassen.
Eva Koralnik leitet heute eine renommierte Literaturagentur. Ihre Schwester
Dr. iur. Vera Rottenberg Liatowitsch wirkt als Bundesrichterin in Lausanne.
Cioma Schönhaus wurde als Kind russisch-jüdischer Migranten in Berlin
geboren. Nach der Deportation seiner Eltern tauchte er unter und überlebte
mehrere Monate in der Illegalität. Schönhaus fälschte Pässe, um Juden vor
der Deportation zu bewahren. Als er steckbrieflich gesucht wurde, floh er
1943 in die Schweiz. Er liess sich in Basel zum Grafiker ausbilden und gründete
eine Familie. Seine Erinnerungen an die Shoah veröffentlichte er 2004
unter dem Titel „Der Passfälscher. Die unglaubliche Geschichte eines jungen
Grafikers, der im Untergrund gegen die Nazis kämpfte“. (Hrsg. von Marion
Neiss, Frankfurt am Main: Scherz-Verlag).
Die Begegnungen wurden in Wort und Bild festgehalten, so dass diese
Zeitzeugnisse im Archiv für Zeitgeschichte auch für zukünftige Generationen
erhalten bleiben. Der Anlass stiess auch auf reges Interesse bei den Medien
(u.a. ausführliche Berichterstattung durch TeleZüri, im Tages-Anzeiger und
in ETH Life).
Januar 2006 – gemeinsame Einladung mit „Tamach“
Am 27. Januar 2006 wurden Schülerinnen und Schüler der Zürcher Kantonsschulen
Hohe Promenade und Rämibühl sowie der Gymnasien Kreuzlingen
und Rychenberg (Winterthur) ins Archiv für Zeitgeschichte eingeladen. Am
Vormittag stand die Begegnung mit Zeitzeugen im Vordergrund:
41

Maja Antosiewicz wurde in eine Familie des deutsch-jüdischen Bürgertums
in Aachen geboren. Nach dem Tod der Mutter 1938 konnte die an Tuberkulose
leidende junge Frau zur Kur in die Schweiz reisen. Dieser Umstand rettete
ihr Leben, da die Schweiz zu diesem Zeitpunkt Kuraufenthalte für deutsche
Juden noch gestattete. Vater und Schwester wurden im Zweiten Weltkrieg
deportiert und ermordet.
Jake Fersztand war noch ein kleiner Junge, als die Deutschen 1939 Polen besetzten.
Der Vater wurde 1942 erschossen. Zusammen mit seiner Mutter und
Schwester überlebte Jake mehrere Konzentrations- und Zwangsarbeitslager.
1944 wurde er von Mutter und Schwester getrennt, kam nach Buchenwald
und wurde schliesslich im Konzentrationslager Theresienstadt am 5. Mai 1945
von der Roten Armee befreit. Im Sommer gelangte er mit einem Kindertransport
nach Grossbritannien. Nach seiner Ausbildung zum Ingenieur baute er
sich in den fünfziger Jahren in der Schweiz eine neue Existenz auf.
Léon Reich wollte Uhrmacher werden, doch verunmöglichte ihm der Zweite
Weltkrieg die Fortsetzung der begonnenen Lehre in Krakau. Vergeblich versuchte
die grosse Familie, im Versteck ihren Verfolgern zu entkommen. Bis
auf einen Bruder und eine Schwester wurden alle Angehörigen von den Deutschen
ermordet. Léon Reich kam in mehrere Konzentrationslager, darunter
Auschwitz und Gross-Rosen und wurde in Buchenwald von amerikanischen
Truppen befreit. Er gelangte im Juni 1945 mit einem Transport jugendlicher
Überlebender in die Schweiz. Hier konnte er seine Ausbildung zum Uhrmacher
abschliessen und wurde in Biel ein erfolgreicher Unternehmer.
Am Tag vor der Veranstaltung im Archiv für Zeitgeschichte wurde Léon
Reich zusammen mit Edith Goldberger und Gabor Hirsch der „Schulpreis“
der Stiftung für Erziehung zur Toleranz verliehen.
Am Nachmittag wurde in Zusammenarbeit mit „Tamach, Psychosoziale
Beratungsstelle für Holocaust-Überlebende und ihre Angehörigen in der
Schweiz“ zur Podiumsdiskussion „Die Shoah als Thema in der Schule: Aufarbeitung
mit filmischen Mitteln“ ins Archiv für Zeitgeschichte eingeladen. Frau
Dr. Revital Ludewig-Kedmi (Tamach), Dr. Kurt Messmer (Pädagogische Hochschule
Zentralschweiz), Eva Pruschy (Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund)
und Daniel Gerson sprachen über die didaktische Vermittlung der
komplexen Thematik der Shoah in Schulen. Anstoss dazu gab das filmische
Porträt von Léon Reich, das von Gabrielle Antosiewicsz in Zusammenarbeit
42

mit dem SIG und „Tamach“ für Unterrichtszwecke gestaltet wurde. Teilnehmende
waren Mitglieder von „Tamach“ sowie Lehrerinnen und Lehrer.
Jahrestagung der Gesellschaft für Exilforschung, 17.-19. März 2006:
Europäische Fremdenpolitik im 20. Jahrhundert
Auf Wunsch von Prof. Wolfgang Benz, Vorsitzender der Gesellschaft für
Exilforschung und Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der
Technischen Universität Berlin, übernahm
das Archiv für Zeitgeschichte
die Gastgeberrolle für deren Jahrestagung
im März 2006. Die Vorbereitung
erfolgte durch Dr. Marion Neiss,
Geschäftsführerin der Gesellschaft
für Exilforschung, sowie Dr. Daniel
Gerson, stellvertretender Leiter der
Dokumentationsstelle Jüdische
Zeitgeschichte.
Die dreitägige Veranstaltung wurde
in der Semper-Aula von Prof.
Konrad Osterwalder, dem Rektor der
ETH Zürich, eröffnet. Anschliessend
Rektor Prof. Dr. Konrad Osterwalder eröffnet
die Jahrestagung der Gesellschaft für Exilforschung
in der Semper-Aula , 17. März 2006.
begrüssten Klaus Urner und Wolfgang Benz die zahlreichen Anwesenden.
Die Tagung war der „Europäischen Fremdenpolitik im 20. Jahrhundert“
gewidmet. Die Mehrheit der Referate bezog sich jedoch auf den Umgang
der Schweiz mit Flüchtlingen und Migranten. Zeitlich am Weitesten zurück
blickte Wolfgang Benz mit seinem Beitrag über „Deutsche Exilanten in der
Schweiz im Ersten Weltkrieg“. Den Bogen in die Gegenwart schlug Prof.
Georg Kreis, der über „Die Bedeutung der Flüchtlingsgeschichte für die
aktuelle Flüchtlingspolitik der Schweiz“ sprach. Stefan Mächler fasste in
seinem Beitrag „Die Schweiz und die jüdischen Flüchtlinge 1933-1945“ das
wohl dunkelste Kapitel der schweizerischen Flüchtlingspolitik zusammen.
Von Seiten des Archivs für Zeitgeschichte referierten Uriel Gast zum Thema
„Schweizerische Flüchtlings- und Asylpolitik – Forschungsgrundlagen im
Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich“ und Daniel Gerson über „Ägyptischjüdische
Flüchtlinge in der Schweiz im Kontext der Suez-Krise von 1956“.
43

Am Freitagabend lasen Mitglieder der Gesellschaft für Exilforschung im
Literaturhaus Texte zum Thema „Wo es hell ist, dort ist die Schweiz“. Am
Sonntagvormittag wurde im Lesesaal des Archivs für Zeitgeschichte getagt.
Martin Dreyfus führte anschliessend zahlreiche Interessierte unter dem
Motto „Wenn Sie da herumgehen wollen, dann müssen Sie eine Menge
Zeit haben“ auf den Spuren literarischer Emigranten durch die Altstadt
Zürichs. Für die Pausenverpflegung sei der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte
gedankt.
Buchvernissage Lajser Ajchenrand, 20. September 2006
Lajser Ajchenrand (s.a. S. 25) überlebte den Holocaust – dem die meisten Mitglieder
seiner Familie zum Opfer fielen – nur dank einer Vielzahl glücklicher
Umstände, die ihn 1942 in die
Schweiz gelangen liessen.
Das Wissen, ein Überlebender
zu sein, der nur durch
Zufall der deutschen Judenvernichtungspolitik
entkommen
war, prägt sein Werk, das
an diesem Abend durch die
einfühlsame Lesung seiner
Gedichte auf jiddisch durch
Claire Ajchenrand und auf deutsch durch Egon Ammann dem Publikum
eindrücklich nahe gebracht wurde.
Mit der Publikation von Lajser Ajchenrands Gedichtband „Aus der Tiefe.
Gedichte jiddisch und deutsch“ wurde einer der bedeutendsten Dichter jiddischer
Sprache dem Vergessen entrissen. Zu verdanken ist dies dem Verleger
Egon Ammann, der damit ein noch zu Lebzeiten des Dichters eingegangenes
Versprechen einlöste, aber auch der Witwe Claire Ajchenrand, die das Werk
ihres 1985 verstorbenen Gatten betreut. Die Buchvernissage, in die von Seiten
des Archivs für Zeitgeschichte Uriel Gast einführte, wurde durch eine kleine
Ausstellung zum Leben des Dichters ergänzt.
Buchvernissage Zsolt Keller, 9. November 2006
In seinem Buch „Der Blutruf (Mt 27,25). Eine schweizerische Wirkungsgeschichte
1900-1950“, die 2006 im Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
erschienen ist, untersucht lic. sc. rel. Zsolt Keller, ehemaliger Mitarbeiter des
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Archivs für Zeitgeschichte, die Bedeutung und die fatalen Folgen des neutestamentarischen
Verses „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder“
im Kontext des Antijudaismus und des judenfeindlichen Diskurses in der
Schweiz. Für die Studie wurden auch Quellen aus dem SIG- und JUNA-Archiv
ausgewertet. Prof. Klaus Urner, Prof. Jacques Picard und Prof. Max Küchler, der
das Vorwort zum Buch schrieb, sowie der Autor führten in die Thematik ein.
Task Force for International Cooperation on Holocaust Education,
Remembrance and Research (ITF)
Die Task Force for International Cooperation on Holocaust Education,
Remembrance and Research geht auf eine Initiative des damaligen schwedischen
Aussenministers Göran Persson im Jahre 1998 zurück. Sie bezweckt
eine internationale Zusammenarbeit von Regierungen, Wissenschaftlern,
Bildungsexperten sowie nichtstaatlichen Organisationen.
Am 18. Mai 2004 beschloss der Bundesrat, dass die Schweiz in der ITF mitarbeiten
soll. Anlässlich der Vollversammlung der ITF vom 13. bis 16. Dezember
2004 in Triest wurde die Schweiz formell als Mitglied aufgenommen. In der
Task Force sind gegenwärtig 24 Staaten vertreten.
Das Archiv für Zeitgeschichte wurde vom EDA eingeladen, sich an einer
Begleitgruppe bestehend aus Vertretern staatlicher und nichtstaatlicher
Institutionen und Organisationen zu beteiligen. Es delegierte hierfür Daniel
Gerson, der zusammen mit Prof. Jacques Picard zum Vertreter der Schweiz in
der Academic Working Group der ITF ernannt wurde. Diese fördert wissenschaftliche
Projekte zum Holocaust und engagiert sich für die pädagogische
Vermittlung der Forschungsergebnisse.
Daniel Gerson nahm als Schweizer Vertreter dieser Gruppe an den Vollversammlungen
der ITF vom 26. bis 29. Juni 2005 in Warschau, vom 12. bis
17. November 2005 in Krakau und vom 3. bis 6. Dezember 2006 in Budapest
teil. Am 17. Juni 2005 und am 14. Dezember 2005 vertrat er das Archiv für
Zeitgeschichte an den Sitzungen der ITF-Begleitgruppe in Bern. Im Zusammenhang
mit der Arbeit der ITF stand auch seine Teilnahme an der von der
Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) organisierten
nationalen Tagung „Unterrichten in der Schweiz zur Erinnerung
an den Holocaust“ vom 19. Dezember 2005 in Bern.
Im Rahmen der Kooperation mit der ITF wurden das Archiv für Zeitgeschichte
und das Archiv des Internationalen Roten Kreuzes in Genf als einzige
45

Schweizer Institutionen in die von der Stiftung Topographie des Terrors in
Berlin betreute Website http://www.memorial-museums.net aufgenommen,
auf der die weltweit wichtigsten Institutionen im Bereich der Erinnerungsarbeit
bezüglich des Holocaust festgehalten sind.
Kolloquium zum Jüdischen Archivwesen, Marburg 13.-15. September
2005
Aus Anlass des 100. Jahrestags der Gründung des Gesamtarchivs der deutschen
Juden veranstalteten der „Zentralrat der Juden in Deutschland“, das
„Zentralarchiv für die Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland“
und die „Archivschule Marburg“ ein Kolloquium zum jüdischen Archivwesen,
an dem Uriel Gast über die Sicherung gefährdeter Quellen zur schweizerisch-jüdischen
Zeitgeschichte und über Erfahrungen beim Aufbau der
Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte sprach.
Ausstellungen
An der von Dr. Helena Kanyar an der Universitätsbibliothek Basel organisierten
Ausstellung (28.10. bis 16.12.2005) zur Thematik „Gerettetes Leben:
Diplomatische und undiplomatische Hilfe für verfolgte Juden in Ungarn
und in der Schweiz“ beteiligte sich auch das Archiv für Zeitgeschichte mit
Dokumenten aus dem Nachlass von Carl Lutz.
Ebenso stellte das Archiv für Zeitgeschichte für die von Frau Dr. Kanyar an
der Universität Bern (Unitobler) organisierte Ausstellung über Getrud Lutz-
Fankhauser „Diplomatin und Humanistin“ (3.11. bis 4.12.2006) Zeitzeugnisse
zur Verfügung.
46

Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte
Am 27. und 28. November 2006 wurde zwischen economiesuisse und der
ETH Zürich eine Schenkungsvereinbarung unterzeichnet mit dem Ziel der
„Sicherung, Erschliessung und Nutzbarmachung des historischen Archivs
des Schweizerischen Handels- und Industrie-Vereins (SHIV) sowie der Dokumentationen
der Gesellschaft zur Förderung der schweizerischen Wirtschaft
(wf).“
Die Schenkung an das Archiv für Zeitgeschichte umfasst mehr als einen
Laufkilometer Akten. Dazu gehört in erster Linie das SHIV-Archiv, das von der
Gründungskorrespondenz 1869 bis ins Jahr 2000 reicht, als der Vorort im neuen
Dachverband economiesuisse aufging. Neben den wirtschaftspolitischen
Dossiers setzt sich der Bestand insbesondere aus den Protokollserien der
Verbandsgremien, Handakten von Direktoren und Sekretären, sogenannten
Missivenbüchern mit ausgehender Korrespondenz, Eigenschriften und einer
umfangreichen Wirtschaftsbibliothek zusammen.
Bestätigt wurde auch die bereits früher erfolgte Schenkung der über 400
Laufmeter Materialien der Wirtschaftsförderung (wf). Sie enthalten eine der
umfangreichsten historischen Dokumentationen zur Schweizer Wirtschaft
mit rund 3500 Sachdossiers aus dem Zeitraum 1943 bis 1993.
Mit der Umwandlung des bisherigen Depots des Wirtschaftsdachverbandes
in eine Schenkung sind die Grundlagen für eine langfristige Sicherung dieses
Kernbestandes zur schweizerischen Wirtschafts- und Aussenwirtschaftspolitik
gelegt worden. Economiesuisse ist an dieser Stelle für die Schenkung
und die finanzielle Unterstützung seit 1995 zu danken. Sie ermöglichten den
Aufbau der Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte, die im Berichtszeitraum
durch die Übernahme der historischen Archive der Zentrale
für Wirtschaftsdokumentation der Universität Zürich weiter an Bedeutung
gewann. Das Archiv für Zeitgeschichte erachtet es als ideelle Verpflichtung,
das überantwortete Kulturerbe gemeinsam mit interessierten Kreisen der
Privatwirtschaft zu bewahren und für die Forschung nutzbar zu machen.
Deshalb gilt es nun, das angestrebte Förderungswerk zu konkretisieren,
damit der angenommene Auftrag zur Langzeitarchivierung und die damit
verbundenen Aufgaben finanziert werden können.
47

Erschliessungen
Archive economiesuisse – Verband der Schweizer Unternehmen
In den Jahren 2005 und 2006 wurden von lic. phil. Philipp Hofstetter und
Sabina Bellofatto zusammen mit Praktikantinnen und Praktikanten in der
Arbeit am Vorort-Archiv drei Schwerpunkte gesetzt. Erschlossen wurden
rund 130 Laufmeter Kernakten zur Verbandstätigkeit bis ins Jahr 2000 und
sachthematische Unterlagen bis 1980. Um einen benutzerfreundlichen
Zugang zu ermöglichen und die Originale künftig zu schonen, wurden zum
zweiten die Protokolle des Vororts ab dem Geschäftsjahr 1924 digitalisiert.
Und schliesslich erfolgte drittens die Einarbeitung der umfangreichen historischen
Vorort-Bibliothek mit Büchern älterer Provenienz im Umfang von 60
Laufmetern in die systematisch geordneten Buchbestände des Archivs für
Zeitgeschichte. Im Rahmen dieses Projekts wurden die Publikationen nach
Themen oder Reihen in der zentralen Datenbank erfasst, womit sie nun auch
recherchiert werden können und für die Benutzung zugänglich sind.
Vorort-Archiv
Zentrale Verbandsakten – Erschliessung bis zur Gründung von economiesuisse
(2000)
Aus der Nachlieferung 2004 von economiesuisse wurden zunächst zentrale
Unterlagen im Umfang von rund 42 Laufmetern säurefrei verpackt und in
der Datenbank detailliert verzeichnet. Kernakten zu Vereinsangelegenheiten,
Handakten und wichtige Sachdossiers zu Themen wie Landesverteidigung,
Recht und Gesetz, Wirtschafts- und Konjunkturpolitik sowie Energiepolitik
bis zur Gründung von economiesuisse sind damit bereits für die künftige
Nutzung aufbereitet. Unter den Vereinsangelegenheiten wurden insbesondere
wichtige jüngere Reihen von Protokollen und Missiven erfasst.
Die Handakten von Sekretären und der Direktoren Gerhard Winterberger
(1970-1987) und Kurt Moser (1987-1998) beinhalten deren Korrespondenzen,
Notizen und Referate.
Im thematischen Bereich der Landesverteidigung sind Gesetzes- und Abstimmungsvorlagen,
insbesondere zur Beschaffung der F/A-18 Kampfjets und
zur Revision des Kriegsmaterialgesetzes wie auch der Rat für Gesamtverteidigung
in den 1980er und 1990er Jahren dokumentiert. Der Teilbestand zu
Recht und Gesetz wurde komplett neu gegliedert und in zwei Hauptkapitel
zum öffentlichen und zum privaten Recht eingeteilt. Im öffentlichen Bereich
48

„...es sollten sich die Industriellen der Schweiz zu Sicherung der kommerziellen und
gewerblichen Zwecke vereinigen.“: Rundschreiben der Glarner Handelskommission
vom 30. März 1869 an die Zürcher Handelskammer mit dem Vorschlag zur nationalen
Organisation wirtschaftspolitischer Interessen (v.l.n.r. Gründungsväter Hans Wunderly-von
Muralt, Eduard Blumer, Conrad Cramer-Frey, Conrad Widmer-Heusser).
49

dominieren Fragen wie die Totalrevision der Bundesverfassung, Justiz- und
Verwaltungsreformen sowie insbesondere in den 1980er und 1990er Jahren
die Staats-, Personen- und Datenschutzproblematik. Privatrechtlich interessante
Dossiers betreffen neben der Entwicklung von Versandkontrolle und
Haftpflichtrecht vor allem die Spielbankengesetzgebung oder etwa den
Übergang zum Shareholderdenken im Gesellschaftsrecht zu Beginn der
1990er Jahre.
Das Kapitel zur Wirtschafts- und Konjunkturpolitik wurde durch bedeutende
Neuzugänge bereichert zu Themen wie das öffentliche Beschaffungswesen,
Liberalisierung und Deregulierung, Eurolex / Swisslex, Asyl und Migration,
Exportförderung und Exportrisikogarantie, Revision des Kartellgesetzes
in den 1990er Jahren, Bodenrecht, Mietrecht, Lex Friedrich, Raumplanung,
Regionalpolitik, KMU und Konsumkreditgesetz.
Bei der Erschliessung wichtiger Sachdossiers wurde das Ziel weiterverfolgt,
auf breiter Basis Unterlagen bis ins Jahr 1980 zugänglich zu machen.
Erreicht wurde dies im Bereich der Finanz- und Fiskalpolitik (8 Laufmeter),
wo sich interessante Dossiers zu
Kapitalexporten in den 1950er
Jahren und zur hitzig geführten
Diskussion über den Zusammenhang
von Export und flexiblen
Wechselkursen in den 1970er
Jahren finden. Weitere Themen
sind hier die Bundesfinanzen,
Banken, Steuern, Steuerrekurskommission,
Doppelbesteuerung
und Aktienrecht.
In die Umweltpolitik (3 Laufmeter)
griff der Vorort ab 1970
verstärkt ein. Durch einen technischen
Berater wurden zunächst
Mitwirkungsmöglichkeiten
sondiert. Es folgten die
Positionsbezug der Gesellschaft zur Förderung der
schweizerischen Wirtschaft zur Bauerninitiative 1952
(wf-Abstimmungsplakate).
Mitarbeit in den verschiedenen
eidgenössischen Kommissionen
und die Koordination der Privat-
50

wirtschaft in einem eigenen Gremium, der Arbeitsgruppe Umweltschutz.
In der Landwirtschaftspolitik (9 Laufmeter) stand nach Beendigung des
Zweiten Weltkriegs erneut die Paritätsforderung bei den Löhnen über entsprechende
Mechanismen des Produktepreisausgleichs zur Debatte. Mit dem
Landwirtschaftsgesetz vom 3. Oktober 1951 war die Grundlage geschaffen, auf
der sich in der Folge der landwirtschaftliche Rationierungs- und Kontrollapparat
der kriegswirtschaftlichen Organisation in einen protektionistischen
Gesetzesdschungel umzuwandeln begann.
Der Vorort äusserte sich dazu lange Zeit kaum kritisch. Anfänglich wurden
die Eingaben an den Bund sogar gemeinsam mit dem Bauernverband getragen.
Erst in den 1960er Jahren liessen sich skeptische Stimmen bezüglich der
statistischen Datenerhebung des Bauernsekretariats in Brugg vernehmen.
Während aber bis Ende der 1970er Jahre der Status Quo im Bauernschutz
beibehalten wurde, fand erst in den 1980er Jahren eine Wertediskussion in
der Agrarpolitik statt. Der Vorort war dabei ein Akteur unter vielen, die den
Wandel vorantrieben.
Bei der Arbeits- und Sozialpolitik (4 Laufmeter) standen zum einen Sozialversicherungsfragen
wie die Arbeitslosen- und die Krankenversicherung
sowie die Erwerbsersatzfrage im Mittelpunkt. Besonders gut dokumentiert
sind die Gesetzesrevisionen zwischen 1959 und 1974, als die Krankenversicherungskonzepte
Hauptthema waren. Mit den neuen Wirtschafts- und
Sozialartikeln war 1947 die verfassungsrechtliche Basis für die Arbeitslosenversicherung
geschaffen worden. Das am 22. Juni 1951 erlassene Bundesgesetz
über die Arbeitslosenversicherung überführte dann den Inhalt des
bisherigen Vollmachtenbeschlusses in das ordentliche Recht.
Die wirtschaftliche Rezession Mitte der 1970er Jahre erforderte später eine
Anpassung der Versicherung. So erschien die Einführung eines Versicherungsobligatoriums
dringlich, für dessen Ausarbeitung eine Expertenkommission
eingesetzt wurde. Da jedoch das Zustandekommen eines solchen Gesetzes
einige Zeit in Anspruch nahm, entschied man sich für eine Übergangsregelung.
Diese wurde erst am 25. Juni 1982 durch das Bundesgesetz über die
obligatorische Arbeitslosenversicherung und die Insolvenzentschädigung
abgelöst.
Die Akten zu dieser Phase umfassen insbesondere Materialien zu den
Sitzungen der Expertenkommission für eine Neukonzeption der Arbeitslosenversicherung.
Im Weiteren befinden sich Unterlagen zu Umfragen
51

im Teilbestand, welche die Änderungen betreffen, die der Anstieg der
Arbeitslosenzahlen anfangs der 1990er Jahre mit sich brachte. Es finden
sich in diesem sozialpolitischen Kapitel aber auch Akten zur Europäischen
Sozialcharta und zur Menschenrechtskonvention, in welchen die Frage nach
einem Beitritt beziehungsweise einer Ratifikation seitens der Schweiz eher
passiv dokumentiert wird.
Im Bereich der Verkehrspolitik (11 Laufmeter) – ob Strasse oder Schiene,
Wasser oder Luft betreffend – intervenierte der Vorort entschieden aktiver.
Der Verband machte seinen Einfluss etwa in der Kommerziellen Konferenz
der schweizerischen Transportunternehmungen zur Festlegung der Transporttarife
im Eisenbahnverkehr geltend oder im Zusammenhang mit der
Abstimmung über die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA)
im Jahr 1998. Besonders interessant sind die Akten zur Neugründung der
Swissair als nationale Fluggesellschaft und zum Bau der internationalen
Flughäfen am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Wirtschaftsbeziehungen zu einzelnen Ländern (1950-1980)
Unter Mitarbeit von Anna Sieg wurde die Erschliessung von Akten zu Beziehungen
der Schweiz zu einzelnen Ländern weiter vorangetrieben. In diesen
Dossiers spiegelt sich die Tätigkeit einer bilateralen Wirtschaftsdiplomatie,
die nach der allmählichen Ablösung durch die multilaterale Verhandlungsweise
ein kleines Comeback in der Krisenphase der 1970er Jahre erlebte.
Neu wurden im Bereich der europäischen Länder die Unterlagen zu Jugoslawien
und Slowenien (16 Laufmeter) für die Forschung zugänglich gemacht.
Sie illustrieren vorwiegend den Beginn eines verstärkten Schweizer Engagements
in den 1970er Jahren und reichen – noch innerhalb der Schutzfrist
– bis in die Zeit nach 1992.
Unterlagen zur Sowjetunion (5 Laufmeter) wurden gesondert von den
Russland- und anderen Nachfolgestaaten-Akten erschlossen. Die Dossiers
umfassen die Jahre 1968 bis 1991, wobei zu der letzten Phase noch Nachlieferungen
zu erwarten sind. Neben den für bilaterale Beziehungen üblichen
Verhandlungsdossiers (oft zu gemischten Kommissionen), Wirtschaftsberichten
und Korrespondenzen finden sich hier ebenfalls die Akten der
privatwirtschaftlichen sogenannten Interessengemeinschaft Schweiz - Sowjetunion.
Diese war 1972 zur Intensivierung des Kontakts mit sowjetischen
Wirtschaftsvertretern gegründet worden, den in der Schweizer Botschaft in
Moskau tätige wissenschaftliche Mitarbeiter vermittelnd organisierten.
52

Treffen der schweizerischen und irakischen Delegation zur Aushandlung des „Abkommen vom
11. Februar 1978 über den Handelsverkehr sowie die wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit
zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Irak“.
Im Länderdossier zu Portugal sind die Jahre 1955 bis 1964 während der Diktatur
und die Krisenphase zwischen 1974 und 1976, in jenem zu Spanien etwa
jene des Freihandelsabkommens mit der EFTA von 1978 gut dokumentiert.
Neu zugänglich sind schliesslich auch weitere Länderdossiers zu Irland,
Malta, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechoslowakei,
Ungarn und Zypern.
Mit den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens und Afrika (8 Laufmeter)
trat die Schweiz insbesondere im Verlauf der Entkolonialisierung in bilaterale
Wirtschaftsverhandlungen. Die höchste Aktendichte erstreckt sich von
der Mitte der 1950er Jahre bis Ende der 1970er Jahre. Mit Beginn der 1980er
Jahre nimmt sie dagegen stetig ab und ist nur noch für einzelne Länder
„Schwarzafrikas“ bis Ende der 1990er Jahre erheblich. Inhaltlich handelt es
sich grösstenteils um die Dokumentationen der Handelsabteilung des EVD,
mit welchen der Vorort vom Bund informiert wurde. Es finden sich aber
immer wieder auch Korrespondenzen mit der OSEC und anderen Interessenvertretern,
Umfragen bei den Sektionen und Verhandlungsakten z.B. von
gemischten Kommissionen.
53

Insgesamt wurden für „Schwarzafrika“ rund drei Dutzend und für den arabischen
Raum, den Nahen und Mittleren Osten gegen zwanzig Länderdossiers
gebildet, in denen nun systematisch recherchiert werden kann. Dazu
gehören auch Unterlagen zur Türkei oder zum Irak, mit dem am 11. Februar
1978 ein Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit geschlossen
wurde.
Materialien zu Asien (7,5 Laufmeter) umfassen die Phase von 1950 bis
1988 mit Länderdokumentationen, vereinzelten Verhandlungsakten und
Sachdossiers. Ähnlich strukturiert und mit vergleichbarer Zeitstellung präsentieren
sich die Unterlagen zu Australien, Neuseeland (1.5 Laufmeter) und
Lateinamerika (4,5 Laufmeter).
Sachdossiers – Investitionsrisikogarantie, Statistik, Wissenschaft und Forschung,
Branchen
Das Thema der Investitionsrisikogarantie (1 Laufmeter) ist vor allem bis zum
Bundesgesetz über die Investitionsrisikogarantie von 1970 gut dokumentiert.
Interessant sind die Dossiers zu den internationalen Bemühungen zur multilateralen
Absicherung von Investitionen in der Internationalen Handelskammer
(ICC), der OECD oder der Weltbank und aus schweizerischer Sicht auch
die Überlegungen zu Investitionen und Freihandelszone im Jahr 1957.
Ein kleinerer Teilbestand zur Statistik umfasst die Jahre 1918 bis 1987. Er enthält
Material zu statistischen Erhebungen, zur Zahlungs- und Ertragsbilanz,
zur Volkseinkommensstatistik und zu Betriebs- und Volkszählungen. Die Dossiers
dokumentieren unter anderem die Schwierigkeiten bei der Erstellung
von gesamtschweizerischen Statistiken im Bereich der Volkswirtschaft.
Von einer nationalen industriellen Forschungspolitik (6 Laufmeter) kann
erst ab den 1960er Jahren gesprochen werden. Damals wurden die ersten
statistischen Erhebungen zur Forschungstätigkeit durchgeführt und eine
Kommission zur Thematik eingesetzt. Der Vorort spielte dabei eine prominente
Rolle und trieb etwa die Koordination der Reaktorpolitik und der
Weltraumforschung mit voran. Kernpunkt der Debatten war die Förderung
der Hochschulen durch den Bund. Mit der beruflichen Ausbildung hatte sich
der Vorort dagegen bereits ab 1923 beschäftigt.
Der Hauptteil der etwa 200 neuen Dossiers zur Forschungspolitik betrifft
die Jahre zwischen 1960 und 1980, wobei auch hier die Ablieferung jüngerer
Akten noch aussteht. Interessante und ganz unterschiedliche Unterlagen
54

zur Branchenthematik (5 Laufmeter) beleuchten schliesslich das Versicherungsabkommen
mit der EWG von 1989, Pharmafragen nach 1980, aber etwa
auch die Holzverzuckerungsanlage in Ems in den 1940er und 1950er oder die
schweizerische Hotelgesetzgebung seit den 1930er Jahren.
Protokolle – Digitalisierung und OCR-Erkennung
Im Mai und Juni 2006 führte Christian Coradi im Rahmen seines Archivpraktikums
ein Projekt zur Digitalisierung der Protokolle des Vororts aus den
Geschäftsjahren 1924 bis 2000 durch. Massgebend für die Auswahl dieses
Zeitraums war das Vorhandensein maschinengeschriebener Dokumente. Bis
1990 dauerte ein Geschäftsjahr jeweils vom 1. April bis zum 31. März. Danach
entsprach das Vereins- dem Kalenderjahr.
Die Protokolle sind mit wenigen Ausnahmen chronologisch geordnet,
wobei die Verzeichnungseinheiten meist mit der ersten bzw. letzten Sitzung
eines Vereinsjahres beginnen beziehungsweise enden. Um dieses
Ordnungsprinzip konsequent anzuwenden und um eine effiziente Suche
zu ermöglichen, wurden die einzelnen Protokolle der jeweiligen Vereinsjahre
zu einer pdf-Datei zusammengefasst. Für das Scanning, die OCR-Erkennung
und die Abspeicherung als pdf-Dokumente wurde das Programm ABBYY
Mehrwert durch Volltexterkennung: Die letzte Seite eines Vorort-Protokolls durchläuft den
OCR-Prozess (Optical Character Recognition) im Programm ABBYY FineReader.
55

FineReader 8.0 Corporate Edition verwendet. Die weitere Bearbeitung der
pdf-Dateien wurde mit dem Programm Adobe Acrobat 7.0 Professional
Version 7.0.7 vorgenommen.
In dieser Kollektion von insgesamt rund 17’000 Seiten kann nun effizient
nach Suchbegriffen recherchiert werden, was eine schnelle Übersicht über
relevante Dokumente bringt. Die Konsultation der Protokolle erfolgt sinnvollerweise
bei fast jeder Einsichtnahme in das Vorort-Archiv. Mit dem Projekt,
das gleichzeitig eine Schonung der Papieroriginale mit sich bringt, wurde
somit ein echter Mehrwert für die Benutzung erzielt.
wf-Dokumentationsarchiv Teil II (1975-1993)
Verkehrs- und Umweltpolitik, Bildungswesen und Medien
Im Dokumentationsarchiv der wf wurden im Berichtszeitraum rund 700
Schachteln aus vier Hauptbereichen von Sabina Bellofatto, Edy Affolter, lic.
phil. Franziska Sidler, Anna Sieg und Hubert Vilimek bearbeitet.
Der Umweltschutz entwickelte sich in den siebziger Jahren zu einem zentralen
neuen Politikfeld und damit auch zu einer Konstante in der öffentlichen
Wahrnehmung. Intensiv dokumentiert und diskutiert wurden damals und in
den 1980er Jahren die verschiedenen Umweltschutz-Initiativen im Bereich
des Gewässerschutzes, der Lufthygiene oder der Strassenlärmbegrenzung.
In diese Phase fällt insbesondere die lange Geschichte des Bundesgesetzes
über den Umweltschutz (USG), das 1985 in Kraft trat.
Internationale und negative Schlagzeilen schrieb aber nicht dieser Legiferierungsprozess,
sondern die Dioxin-Katastrophe in Seveso vom 10. Juli 1976
und der Brand in Schweizerhalle vom 1. November 1986. Deren Folgen lassen
sich anhand der entsprechenden Dossiers bis zum Beginn der 1990er Jahre
nachzeichnen. Nicht ganz so dramatisch verlief die Entwicklung im Bereich
des Bildungswesens, wenngleich die heftigen Jugendunruhen der frühen
1980er Jahre grosse Aufmerksamkeit fanden. Gegen ein neues Hochschulförderungsgesetz
(HFG) war kurz zuvor in einer wirtschaftlich rezessiven
Zeit aus finanzpolitischen Überlegungen das Referendum ergriffen worden.
Dieses wurde in der Volksabstimmung vom 28. Mai 1978 trotz rasant wachsender
Studierendenzahlen gutgeheissen, sodass künftig die Kantone für die
massiven Mehrkosten alleine aufkommen mussten. Erfolg war dagegen dem
dritten Berufsbildungsgesetz beschieden, welches zahlreiche Neuerungen
wie die gesetzliche Verankerung der Institutionen der höheren Berufsbildung
56

Abfallbewirtschaftung als Happening: Aufruf zum ersten Zürcher Abfalltag, 14. Mai 1988 (wf-
Dokumentationsarchiv)
57

achte und über das fast gleichzeitig abgestimmt wurde. Interessant zu
beobachten ist in den neu geordneten wf-Beständen schliesslich ein zunehmendes
Spannungsfeld innerhalb der schweizerischen Medienlandschaft.
Ausführlichen Dossiers zu rund 150 Zeitungstiteln einer sich vielfältig präsentierenden
Presse steht die in dieser Periode intensiver werdende Diskussion
einer strukturbedingten Pressekonzentration gegenüber.
Vorlass Roland Bless
Der promovierte Historiker Roland Bless begann seine Laufbahn 1988 als
Journalist bei der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA). Nach einer
Anstellung bei der Schweizerischen Zentrale für Handelsförderung (OSEC)
wechselte er 1991 in die Bundesverwaltung, wo er zuerst im Integrationsbüro
EDA/EVD als Informationschef und ab 1993 als Leiter des Presse- und
Informationsdienstes der Bundeskanzlei tätig war. Ab August 1997 arbeitete
Bless als Korrespondent des Tages-Anzeigers in Hanoi. Im August 1999 wurde
er von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) zum
Sprecher ihrer Mission im Kosovo und zum Leiter der Abteilung Presse und
Öffentlichkeit der Kosovo-Mission ernannt. Von Dezember 2000 bis Mitte
2004 war Roland Bless Pressesprecher des Stabilitätspaktes für Südosteuropa
in Brüssel. Seit Ende 2004 ist er politischer Berater des OSZE-Medienfreiheitsbeauftragten
in Wien.
Die 1997 dem Archiv für Zeitgeschichte geschenkte und nun von Daniel
Hüppin erschlossene Forschungsdokumentation im Umfang von 4 Laufmetern
umfasst Materialien, die aus der Tätigkeit von Bless bei der OSEC,
vor allem aber aus seiner Zeit als Informationschef des Integrationsbüros
EDA/EVD (1991-1993) und der Bundeskanzlei (1993-1997) stammen. Von besonderem
Interesse sind jene Dokumente, welche die Beziehung der Schweiz
zur EG bzw. EU zum Thema haben. Dazu gehören Materialien rund um die
Volksabstimmung vom 6. Dezember 1992 über den Beitritt der Schweiz zum
EWR.
Ein erster Teil besteht denn auch aus dieser Dokumentation zur europäischen
Integration, welche die Jahre 1971 bis 1996 umfasst. Sie enthält
Vortragsunterlagen, aber auch Materialien und Publikationen des Integrationsbüros,
des Bundesrates und weiterer Bundesbehörden sowie der OSEC.
In einem zweiten Block zu aussenwirtschaftlichen Themen finden sich
Materialien aus dem Zeitraum 1986 bis 1995 zum GATT, zur NEAT/Alpenini-
58

tiative, zum Thema Blauhelme/Armee 95, zur Forschungsinitiative EUREKA
sowie zur OSZE.
Neuzugänge
Bestände der Zentrale für Wirtschaftsdokumentation (ZWD)
Ein ehemals bedeutendes Wirtschaftsarchiv der Universität Zürich, das
in der ursprünglichen Form nicht mehr weitergeführt wird, hat nun mit
zentralen Beständen im Archiv für Zeitgeschichte Aufnahme gefunden
und erweitert hier die Basis unserer Dokumentationsstelle Wirtschaft und
Zeitgeschichte.
Gegründet wurde die Zentrale für Wirtschaftsdokumentation (ZWD) 1910
und damit fast gleichzeitig wie das Wirtschaftsarchiv in Basel. Der Name der
als Dokumentationszentrum für Wirtschaftsthemen konzipierten Institution
war „Archiv für Handel und Industrie der Schweiz“ und wurde 1972 mit der
Angliederung an die Universität Zürich in „Zentralstelle für Wirtschaftsdokumentation“
geändert. Nach
mehreren Umzügen (Apollostrasse,
Wiesenstrasse) wurde sie 1990 der
Bibliothek für Betriebswirtschaft
der Universität Zürich angegliedert
und mit dieser in einem Neubau an
der Plattenstrasse 14 zusammengeführt.
Die Hauptschwerpunkte der Sammeltätigkeit
sind heute Jahresberichte
von Firmen und wirtschaftliche
Publikationen amtlicher Stellen
sowie Zeitungen und Zeitschriften
mit wirtschaftlichem Hintergrund.
Dazu kommt eine nahezu vollständige
Sammlung der Publikationen
der OECD. Studierenden und der
interessierten Öffentlichkeit bietet
die Zentrale damit Quellenmaterial
an, das die Bearbeitung empirischer
Fragen ermöglicht.
Anfänge eines organisierten Wirtschaftsarchivwesens:
Bericht zur ersten Tagung für
Wirtschaftsarchivare im deutschen Kaiserreich
1913, an der auch ein Vertreter des Archivs
für Handel und Industrie aus Zürich teilnahm
(ZWD-Archiv).
59

Durch Vermittlung von Frau Katharina Hertzberg Schilling, Leiterin der Bibliothek
für Betriebswirtschaft der Universität Zürich, übernahm das Archiv
für Zeitgeschichte im September 2005 einen Kernbestand der Zentrale für
Wirtschaftsdokumentation. Es handelt sich um das historische Archiv und
die Dokumentation der ZWD im Umfang von insgesamt 27,5 Laufmetern.
Nach dem Umzug von der Plattenstrasse 14 ins Archiv für Zeitgeschichte
begannen die Erschliessungsarbeiten. Zunächst wurden die kleineren Bestände,
d.h. das Geschäftsarchiv der ZWD, die Dokumentation Handelskammern
und Office Suisse d‘Expansion Commerciale (OSEC) sowie die Zeitschriften
(„Tradition“: Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmerbiografie;
Zeitschrift für Unternehmensgeschichte; Wirtschaftliche Mitteilungen)
bearbeitet.
Wesentlich mehr Zeit nahm die Erschliessung der Dokumentationen zu
Wirtschaftsthemen in Anspruch, umfasste dieser Bereich doch etwa 20 Laufmeter
Broschüren, Gutachten oder Presseartikel. Schwerpunkte bilden hier
Themen der schweizerischen Wirtschaftspolitik, diverse Wirtschaftszweige
und europäische Organisationen. Ein Register zu diesem Altbestand existiert
nicht mehr. Um ein Verzeichnis für diesen Bereich erstellen zu können, erfolgte
eine provisorische Erschliessung, verbunden mit der Verpackung der
meisten Akten in Archivschachteln. Diese Arbeit dauerte bis Januar 2006. Die
Bestände des ZWD-Archivs reichen zeitlich von 1910 bis 2005 und beziehen
sich auf Wirtschaftsthemen vom 18. bis 20. Jahrhundert.
Archiv Becker Audio-Visuals (BAV)
Egon Benjamin Becker war ein Fernsehmann der ersten Stunde. Als Autodidakt
hatte er in den 1950er Jahren zunächst begonnen, Kinowerbung zu
schreiben, und kam 1960 zum jungen Schweizer Fernsehen. Als Redaktor und
Reporter arbeitete er für Sendegefässe wie „Tagesschau“ oder „Antenne“ und
produzierte einen ersten Fernsehspielfilm „Mehr Schuhe“. Bald gründete der
Selfmademan eine eigene Firma, Becker Audio-Visuals. Das Unternehmen
begann mit der Auftragsproduktion von Tonbildschauen. Durch die Erfindung
der sogenannten Multivision, einer vollautomatischen Tonbildschau mit
Überblendtechnik, wurde Becker zum Pionier der audio-visuellen Medien
in der Schweiz. Bis Ende der 1990er Jahre folgten zahlreiche Werkaufträge
für namhafte Firmen und Organisationen, die oft mit internationalen Auszeichnungen
prämiert wurden.
60

Pionier der audio-visuellen Auftragsproduktion: Egon Becker (rechts) bei Dreharbeiten mit
seinem langjährigen Kameramann Ishwar Chandra Pandey.
Herauszuheben ist etwa die frühe Produktion „Wir in der Schweiz“, ein
Multimediaprogramm im Auftrag der Sozialpartner der Schweizerischen
Maschinen- und Metallindustrie, das sich aus beschäftigungspolitischen
Überlegungen gegen die Überfremdungsinitiativen der frühen 1970er Jahre
richtete. Becker bearbeitete aber auch weitere Themen mit zeitgeschichtlichem
Bezug. Nebst den audiovisuellen Porträts von international tätigen
Schweizer Grossfirmen erstellte er solche auch von Parteien oder setzte
wirtschaftliche Themen wie beispielsweise die Sicherheit im Devisenmarkt
oder die Frage der Wahrung von Geschäftsgeheimnissen in der Industrie
multimedial um.
Während der Geschäftsauflösung im Sommer 2005 kam es auf Vermittlung
von Frau Bernadette Meier von der Zürcher Dokumentationsstelle der
Cinémathèque Suisse zu einem ersten Kontakt des Archivs für Zeitgeschichte
mit Egon Becker. Schnell zeigte eine Sichtung, dass das aufgrund der bevorstehenden
Räumung gefährdete Archiv mehr als hundert Tonbildschauen
mit Diakarussell und zugehörigen Tonkassetten enthielt. Diesen repräsentativen
Querschnitt durch sein Schaffen zu erhalten, war ein Anliegen, für
das sich Egon Becker bis zu seinem unerwarteten Tod am 5. August 2006
unermüdlich einsetzte.
61

Die Ablieferung der dem Archiv für Zeitgeschichte geschenkten Tonbildschauen
und begleitenden Materialien wenige Wochen zuvor konnte er noch
persönlich überwachen und durch wichtige Informationen ergänzen. Nicht
mehr möglich war dann die Führung und Tonaufzeichnung ausführlicher
Interviews zu den einzelnen Produktionen und zur Biografie Beckers, der in
Danzig als Sohn einer jüdischen Zürcherin und eines Deutschen geboren
wurde und als Flüchtling in die Schweiz gekommen war.
Seiner Tochter Madeleine Mattil-Becker dankt das Archiv für Zeitgeschichte
dafür, dass sie im Sinne ihres Vaters das Projekt der Archivsicherung unterstützt.
In einem Test bereits erfolgreich durchgeführt wurde die Digitalisierung
einer ersten Tonbildschau. Durch die Zusammenführung von Bild und
Ton auf elektronischer Basis wird die Nutzung dieses für die Visualisierung
technik- und wirtschaftsgeschichtlicher Themen äusserst interessanten
Bestandes neu auch ohne mechanische Abspielgeräte ermöglicht.
Nachlass Ulrich Gross
Ulrich Gross (1854-1916) war Rechtskonsulent der Nordostbahn. Vor Ausbruch
des Ersten Weltkriegs wurde er zum Generaldirektor der Orientalischen
Eisenbahnen ernannt. Im Auftrag der Schweizerischen Kreditanstalt begab
er sich nach Konstantinopel. Einige Akten hierzu wurden von seinem Enkel
Peter Gross dem Archiv für Zeitgeschichte
übergeben. Sie enthalten Unterlagen zur
Orientalischen Eisenbahn sowie einen
Nekrolog.
Friedrich (Frederick) Oederlin-Ziegler
(1880–1968)
Nachlass Friedrich Oederlin-Ziegler
Friedrich Oederlin-Ziegler (1880-1968)
arbeitete seit 1911 für die Firma Gebrüder
Sulzer AG. Von 1915 bis 1916 gehörten in
New York die Beschaffung und Verschiffung
von Rohstoffen in die Schweiz zu
seinen Aufgaben. Nach einem Kurzaufenthalt
in der Schweiz reiste er erneut
nach Übersee. Von 1917 bis Ende 1919
war er in der Schweizer Gesandtschaft
in Washington unter Minister Hans Sul-
62

zer für die Versorgung der Schweiz mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen
aus den USA verantwortlich. In Vertretung Sulzers, dessen Nachlass sich im
Archiv für Zeitgeschichte befindet, beteiligte er sich an der Vermittlung des
Waffenstillstandsabkommens zwischen den USA und Deutschland im Oktober
/ November 1918. Nach 1920 verfolgte er seine Karriere innerhalb des
Sulzer-Konzerns weiter; dabei wurde er Delegierter des Verwaltungsrats. 1961
trat er in den Ruhestand. Die von Herrn Renato Esseiva vom Winterthurer Sozialarchiv
überreichten Akten dokumentieren seine Tätigkeit in den USA.
Nachlass Margaretha Rebsamen
Margaretha Lucia Rebsamen (1889-1968) war die Privatsekretärin von Minister
Hans Sulzer, in dessen Dienst sie von 1917 bis zu dessen Tod am 4.1.1959
blieb. Die Akten, welche von Renato Esseiva dem Archiv für Zeitgeschichte
übergeben wurden, enthalten Dossiers zu ihrer Tätigkeit, Fotos zum USA-
Aufenthalt 1917 bis 1920 sowie Fotos und Korrespondenzen zum 50jährigen
Dienstjubiläum bei der Sulzer AG, Winterthur.
Veranstaltungen, Kooperationen
Arbeitsgruppe Archive der privaten Wirtschaft (VSA)
Als Mitglied der Arbeitsgruppe „Archive der privaten Wirtschaft“ des Vereins
Schweizerischer Archivarinnen und Archivare nimmt Daniel Nerlich für das
Archiv für Zeitgeschichte Einsitz in dieses Fachgremium. Neben der Aktualisierung
der Eckdaten zu Wirtschaftsbeständen in Archiven der Schweiz und
in Liechtenstein im Rahmen des Internetverzeichnisses „arCHeco“ (http://
www.archeco.info) richtete die Arbeitsgruppe am 8. April 2005 gemeinsam
mit der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
(SGWSG) eine Tagung des VSA in Bern mit dem Titel „Unternehmensarchive
und Unternehmensgeschichte“ aus.
Hearings zur Raumplanungsgeschichte der Schweiz
Die Anfänge einer Raumplanung in der Schweiz gehen auf den Architekten
und FDP-Nationalrat Armin Meili zurück, der auch als Direktor der Schweizerischen
Landesausstellung von 1939 in Erinnerung bleibt. Er forderte als erster
die Erstellung eines Zonenplans für die gesamte Schweiz. 1943 präsidierte er
die neu gegründete „Schweizerische Vereinigung für Landesplanung“. Deren
Aufgabe bestand in der wissenschaftlichen Begleitung und koordinierenden
63

Raumplanungsexperten im Gespräch: Hearing vom 2. November 2006 im Archiv für Zeitgeschichte
(v.l.n.r. Claude Wasserfallen, Walter Walch, Fritz Wagner, Rudolf Stüdeli und Karl
Otto Schmid).
Beratung kantonaler und regionaler Planungsstellen. Da der Begriff der Planung
nach dem Zweiten Weltkrieg lange mit Einengung gleichgesetzt und
negativ besetzt war, wurde die Landesplanung erst in den 1960er Jahren ein
ernstzunehmendes Thema auf dem nationalen Parkett.
Das 1961 errichtete Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung (ORL)
an der ETH Zürich schuf mit der Erarbeitung von Leitbildern und Richtlinien
die Grundlagen für einen Verfassungsartikel zur Raumplanung im Jahr
1969. Nach Bundesbeschlüssen über dringliche Massnahmen und einer gescheiterten
Volksabstimmung folgte 1980 schliesslich das Inkrafttreten des
Bundesgesetzes über die Raumplanung (RPG), dessen wichtigste Konsequenz
die strikte Trennung von Baugebiet und Nicht-Baugebiet ist.
Eine umfassende Geschichte der Raumplanung in der Schweiz fehlt bisher.
Das Netzwerk Stadt und Landschaft der ETH Zürich (NSL) befasst sich mit
deren Entstehung, ihren Akteuren und den jeweiligen Rahmenbedingungen.
Um die Quellenbasis zu sichern, müssen auch ehemalige Protagonisten der
Raumplanung in Verwaltung und Wissenschaft befragt werden. Frau Dr.
Martina Koll-Schretzenmayr, die Leiterin der Publikationsstelle des NSL, bat
das Archiv für Zeitgeschichte, seine Erfahrungen im Umgang mit Zeitzeugen
64

einzubringen und bei der Realisierung mitzuhelfen. Nach der Digitalisierung
und langfristigen Sicherung älterer Tonmitschnitte des NSL im Archiv für
Zeitgeschichte fanden am 31. Oktober und 2. November 2006 eingehende
Hearings mit knapp zwei Dutzend Raumplanungsexperten statt. An den
zweimal vierstündigen Veranstaltungen wurde eingehend den Anfängen der
Raumplanung, ihren Visionen und erreichten beziehungsweise verfehlten
Zielsetzungen nachgespürt. Als Zeitzeugen wirkten mit (in alphabetischer
Reihenfolge ohne akademische Titel): Fritz Berger, Carl Fingerhuth, Hans
Flückiger, Peter Güller, Hans-Rudolf Henz, Benedikt Huber, Hans Rudolf Isliker,
Riccardo Jagmetti, Alfred Kuttler, Martin Lendi, Jakob Maurer, Andres
Nydegger, Werner Raths, Helmut Ringli, Karl Otto Schmid, Pierre Strittmatter,
Rudolf Stüdeli, Fritz Wagner, Walter Walch, Claude Wasserfallen und Dieter
Wronsky.
Die digital gefilmten Hearings bilden zusammen mit den historischen
Interviews von ORL und NSL einen wichtigen Fundus für Forschungen zu
den Landschafts-, Siedlungs- und Transportstrukturen der Schweiz. Diese
Zeitzeugnisse werden im Archiv für Zeitgeschichte, das bei dem Projekt durch
Daniel Nerlich vertreten war, zugänglich gemacht. Sie beleuchten zugleich
gesellschaftspolitische Entwicklungen, welche in steter Wechselwirkung mit
dieser brisanten Thematik standen und stehen.
65

Dokumentationsbereich Schweiz – Kalter Krieg
Wie wichtig es ist, frühzeitig mit zeitgeschichtlich relevanten Akteuren in
Kontakt zu treten, um bedeutende Quellenbestände vor dem Verlust zu
retten, zeigt sich im Dokumentationsbereich Schweiz – Kalter Krieg an den
Beispielen von Marcel Brun, Ernst Cincera und Dr. Robert Vögeli. Da das Archiv
für Zeitgeschichte bereits zu Lebzeiten mit allen drei inzwischen verstorbenen
Donatoren die Schenkung ihrer Nachlässe vereinbart und diese mindestens
schon teilweise übernommen hatte, konnten ihre Quellenbestände zur
schweizerischen Nachkriegsgeschichte gesichert werden.
Hervorzuheben ist aber auch die Schenkung des Nachlasses von Heinrich
Buchbinder, dem ehemaligen Trotzkisten, Atomwaffengegner und späteren
Militärexperten der SPS. 2006 ist ein erster Teil seines umfangreichen Nachlasses
übernommen worden.
Der Nachlass Georg Theodor Schwarz, der sich als EMD-Beamter in den
1970er und 1980er Jahren hauptsächlich mit der Agitation gegen die Armee
befasste, ist nun vollständig
geordnet und verzeichnet
und damit für die Benutzung
verfügbar.
Nachlass Marcel Brun
Am 8. September 2006 ist in
Dreesch, im deutschen Bundesland
Brandenburg, Marcel
Brun verstorben. Der unter dem
Pseudonym Jean Villain bekannte
Schweizer Schriftsteller und
Publizist übersiedelte 1961 – unmittelbar
vor dem Mauerbau – in
die DDR, welche in den folgenden
Jahrzehnten zu seiner Wahlheimat
werden sollte. Schon zu Lebzeiten
hat Brun seinen Nachlass
dem Archiv für Zeitgeschichte
geschenkt.
Die Lebenserinnerungen von Marcel Brun (1928-
2006), erschienen 2007 im Verlag Zytglogge,
Oberhofen.
66

Nachdem ein erster Teil des Bestandes im Herbst 2004 übernommen werden
konnte, folgten im Sommer 2005 weitere Unterlagen. Diejenigen Akten, die
Brun für die Arbeit an seinem autobiografischen Manuskript „Reisen ohne
Rückfahrkarte“ benötigte, blieben vorerst in Dreesch. Er hat fast bis zuletzt
an seinen Memoiren geschrieben und diese noch zum Abschluss bringen
können. Sie sind im Frühjahr 2007 im Zytglogge Verlag (Oberhofen) publiziert
worden.
Nach dem Tod von Marcel Brun sind die restlichen Unterlagen in Dreesch
durch Dr. Werner Hagmann im Spätherbst 2006 gesichtet und übernommen
worden, so dass sich nun fast der gesamte Nachlass im Archiv für
Zeitgeschichte befindet. Dazu gehört auch ein umfangreiches elektronisches
Archiv, welches von Brun verfasste Texte (Manuskripte, Exposés, Korrespondenz,
Tagebücher etc.), aber auch nachträglich digitalisierte Unterlagen aus
seinem Nachlass enthält.
Inhaltlich dokumentiert wird vor allem seine publizistische Tätigkeit in der
DDR und nach der Wende von 1989. Neben zahlreicher Korrespondenz und
persönlichen Tagebüchern sind besonders das zu Brun angelegte voluminöse
Staatsschutzdossier der Schweizer Bundespolizei sowie – als Pendant – das
entsprechende, ebenfalls sehr umfangreiche Stasi-Dossier hervorzuheben.
Diese sind von Brun teilweise durch Erläuterungen und Kommentare ergänzt
worden. Zur Beurteilung seines in der Presse kürzlich thematisierten Verhältnisses
zur Stasi erhalten diese Quellen dadurch besondere Bedeutung.
Nachlass Heinrich Buchbinder
Im Dezember 2005 hat Frau Chantal Buchbinder, Witwe von Heinrich Buchbinder
(1919-1999), einen ersten Teil des umfangreichen und substanziellen
Nachlasses ihres Mannes dem Archiv für Zeitgeschichte als Schenkung
übergeben.
Heinrich Buchbinder wurde als Sohn russisch-jüdischer Immigranten am
6. Februar 1919 in Zürich geboren. Der frühe Tod seines Vaters zwang ihn, das
Medizinstudium abzubrechen. 1939 verhalf er den Schweizer Chiropraktoren
zur nationalen Anerkennung ihres Fachs. Von 1939 bis 1998 war er in beratender
Funktion für die Schweizerische Chiropraktoren-Gesellschaft und die
Schweizerische Vereinigung Pro Chiropraktik tätig. Hauptberuflich arbeitete
Buchbinder als Publizist, 1977 bis 1992 war er Redaktor der Schweizerischen
Krankenkassen-Zeitung.
67

Im Kampf gegen die nukleare Bedrohung: Heinrich Buchbinder (2. von links) bei der Einreichung
der Volksinitiative „für ein Verbot der Atomwaffen“ am 29. April 1959.
Seine politische Karriere startete Buchbinder als Präsident der „Sozialistischen
Arbeiterjugend“ und als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Infolge
eines sich verschärfenden Konflikts mit der Parteileitung trat Buchbinder
1951 aus der SPS aus. Danach war er Mitbegründer und Präsident des „Sozialistischen
Arbeiterbundes“ (SAB), einer linkssozialistischen Gruppierung
trotzkistischer Ausrichtung, die auch unter der Bezeichnung „Proletarische
Aktion“ in Erscheinung trat und die sich 1957 der „Sammlung der sozialistischen
Linken“ unter dem Präsidium des Ex-PdA-Politikers und ehemaligen
Nationalrats Emil Arnold anschloss.
Gleichzeitig amtierte Buchbinder als Redaktor der Zeitung „Das Arbeiterwort“,
dem „Organ der Proletarischen Aktion der Schweiz und des Sozialistischen
Arbeiterbundes“. Schon damals war er auch auf internationaler Ebene
als Mitglied der trotzkistischen IV. Internationale aktiv. Im Zusammenhang
mit seinem Engagement gegen den Algerienkrieg wurde er 1956 von der
Bundespolizei verhaftet und musste eine Hausdurchsuchung über sich
ergehen lassen.
1958 trat Buchbinder als Mitinitiant und Mitglied des Ausschusses der
„Schweizerischen Bewegung gegen die atomare Aufrüstung“ hervor, wel-
68

che 1959 die Volksinitiative „für ein Verbot der Atomwaffen“ einreichte. Sie
wurde in der Volksabstimmung vom 1. April 1962 verworfen. Überdies wirkte
er als Mitorganisator der Ostermärsche und als Präsident der „Europäischen
Föderation gegen Atomrüstung“. 1962 beteiligte er sich an der vom Walliser
SP-Nationalrat Karl Dellberg präsidierten „Accra Assembly“ in Ghana, welche
unter dem Motto „The World without the Bomb“ stand.
Nach seinem Wiedereintritt in die SPS berief die Partei in den 1970er Jahren
den inzwischen auch auf internationaler Ebene bekannten Sicherheitsexperten
an die Spitze ihrer Militärkommission. Als Mitglied der Sozialistischen
Internationale gehörte Buchbinder zu einem Kontaktkreis für inoffizielle
Sondierungsmissionen zwischen Ost und West. Während der Zeit des Kalten
Krieges beteiligte er sich in Krisenfällen und bei den Vorbereitungen von Abrüstungsgesprächen
an Übermittlungsdiensten zwischen den Weltmächten.
Er unterhielt ein weit gespanntes internationales Beziehungsnetz – zu seinen
Freunden zählten Willy Brandt, Bruno Kreisky und Olof Palme. Zusammen
mit Kreisky fädelte er israelisch-palästinensische Kontakte ein, in den 1990er
Jahren traf er sich persönlich mit Yassir Arafat.
1977 bis 1993 gehörte Buchbinder dem Grossen Rat des Kantons Aargau
an. Er präsidierte auch die SP-Bezirkspartei Brugg und von 1983 bis 1989
den Aargauer Gewerkschaftsbund. Mehrmalige Nationalratskandidaturen
blieben erfolglos. Am 11. Dezember 1999 ist Heinrich Buchbinder in Schinznach-Dorf
verstorben.
Inhaltlicher Schwerpunkt des im Dezember 2005 übernommenen ersten
Teils des Nachlasses im Umfang von rund 10 Laufmetern bildet Heinrich Buchbinders
Engagement in der Anti-Atomwaffenbewegung auf schweizerischer
und internationaler Ebene in den 1950er und 1960er Jahren. Dokumentiert
wird auch seine politische Tätigkeit in trotzkistischen Organisationen, später
in der Sozialdemokratischen Partei und in den Gewerkschaften sowie in der
Sozialistischen Internationale. Auch sein Engagement im Zusammenhang
mit Algerien und Vietnam sowie im Bereich der Sicherheitspolitik widerspiegelt
sich in den Unterlagen. Dank sofort eingeleiteter konservatorischer
Massnahmen konnte rund ein Laufmeter vom Schimmelpilz befallener Unterlagen
zur Anti-Atomwaffenbewegung vor dem weiteren Zerfall bewahrt
werden.
Der Nachlass von Heinrich Buchbinder ermöglicht eine wesentliche Erweiterung
der Dokumentationsbasis zum Kalten Krieg im Archiv für Zeitge-
69

schichte. Die darin dokumentierte Perspektive bildet eine aufschlussreiche
Ergänzung zu Nachlässen wie jenem von Divisionär Gustav Däniker.
Nachlass Georg Theodor Schwarz
Agitation gegen die Armee: Kasernenzeitung
Liestal aus dem Jahr 1976, hrsg. vom Soldatenkomitee
Basel, aus der Dokumentation des
EMD-Mitarbeiters Georg Theodor Schwarz.
Dr. Georg Theodor Schwarz (1930-2002), der als Archäologe verschiedene
grössere Ausgrabungsprojekte geleitet hatte, trat 1970 als wissenschaftlicher
Mitarbeiter in die Dienststelle
Heer und Haus ein. Hier war er
unter anderem für die Bearbeitung
von Fragen zur armeefeindlichen
Agitation zuständig. Mit ähnlichen
Aufgaben befasste er sich auch nach
seiner 1975 erfolgten Ernennung zum
Chef des Informations- und Dokumentationsdienstes
der Gruppe für
Ausbildung (GA) und ab 1983 bis zur
1991 erfolgten Frühpensionierung als
Informationschef der Zentralstelle
für Gesamtverteidigung (ZGV).
Durch Vermittlung von Dr. Bernhard
Degen hat das Archiv für Zeitgeschichte
2002 einen kleinen Teil eines
ursprünglich viel umfangreicheren,
hauptsächlich Dokumentationsmaterial
umfassenden Bestandes
übernommen, den Schwarz im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit bei sich
zuhause angelegt und nach seiner Frühpensionierung dem Historischen
Institut der Universität Bern übergeben hatte.
Der nun durch lic. phil. Christoph Manasse erschlossene Nachlass beinhaltet
in erster Linie ungedruckte Materialien, welche anschaulich die Beobachtung
und Dokumentation der Agitation widerspiegeln, die als armeefeindlich
eingestuft wurde. Ersichtlich werden auch die durch die verschiedenen
Dienststellen, für die Schwarz tätig war, ergriffenen Abwehrmassnahmen.
Gut dokumentiert sind die in den 1970er Jahren sehr aktiven Soldatenkomitees
mit einer Sammlung von oft nur in kleiner Auflage vervielfältigten und
direkt an die Rekruten und Soldaten verteilten Kasernenzeitungen.
70

Ergänzt wird der Bestand durch eine Kopie der Fiche und des Dossiers, welche
die zivilen Staatsschutzorgane zu Schwarz angelegt hatten. Für deren
Schenkung danken wir Frau Sibylle Charlé Schwarz. Es entbehrt nicht einer
gewissen Ironie, dass Schwarz, der aus beruflichen Gründen den Kontakt zu
als subversiv eingestuften Kreisen pflegte, selbst ins Visier der Bundesanwaltschaft
geraten ist. Sein Bestreben, sich ein möglichst differenziertes Bild
von den der Armee gegenüber kritisch eingestellten Kreisen zu verschaffen,
dürften das ihm – zeitweise auch im EMD – entgegengebrachte Misstrauen
mitverursacht haben.
Nachlass Ernst Cincera
Am 30. Oktober 2004 ist mit Ernst Cincera der wohl bekannteste und zugleich
auch umstrittenste private „Staatsschützer“ aus der Zeit des Kalten Krieges
verstorben. Einen ersten Teil seines politischen Nachlasses hat er noch zu
Lebzeiten dem Archiv für Zeitgeschichte geschenkt (vgl. Jahresbericht 2004).
Das eigentliche „Cincera-Archiv“, also die von ihm zusammengetragene
Dokumentation zu Personen und Organisationen vor allem des linken politischen
Spektrums, existiert allerdings nicht mehr.
Im Dezember 2005 hat Herr Andreas Cincera weitere Unterlagen aus
dem Nachlass seines Vaters dem Archiv für Zeitgeschichte übergeben. Im
Mittelpunkt stehen dabei umfangreiche Aktenkopien aus dem Archiv des
Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der
ehemaligen DDR (BStU) in Berlin. Diese beziehen sich vor allem auf den
Fall des 1979 ermordeten Schweizer Fluchthelfers Hans-Ulrich Lenzlinger
sowie auf einen IM mit dem Pseudonym „Niklaus Meienberg“. Bei Letzterem
handelt es sich um einen Ende der 1970er Jahre in die DDR übersiedelten
ehemaligen Zürcher Gewerkschafter. Ergänzt werden die Aktenkopien durch
Publikationen der BStU.
Einzelbestand Paul Coradi
Auch im 53. Jahr des Bestehens der Schweizer Koreamission steht das geteilte
ostasiatische Land erneut im Fokus der Weltpolitik. In den Anfangszeiten
beteiligte sich 1955 auch der damals im Range eines Majors stehende Zürcher
Paul Coradi an der Mission. Zu seinem militärischen Auslandeinsatz drehte er
einen Film von rund 23 Minuten, den uns Christian Coradi aus dem Nachlass
seines Grossvaters für die Anfertigung einer Kopie zur Verfügung gestellt hat.
71

Schweizerkreuz in Korea: Standbild aus einem 8-mm-Film vom Major Paul Coradi, 1955.
Eine weitere, knapp viertelstündige Filmkopie zeigt ein Defilee aus den 1950er
oder 1960er Jahren. Neben dem auf einem Podest stehenden Bundesrat Paul
Chaudet, der dem EMD in den Jahren 1954 bis 1966 vorstand, sind auf der
Zuschauertribüne auch ausländische Militärvertreter erkennbar.
Schweizerischer Aufklärungsdienst / Schweizerische
Arbeitsgemeinschaft für Demokratie (SAD)
Die Erschliessung der beiden Teilbestände SAD-Archiv und SAD-Dokumentation
wurde 2004 beendet. Mit der im Januar 2006 erfolgten Aufschaltung
des detaillierten Findmittels auf unsere Website ist die SAD-Dokumentation
nun bis auf Dossierebene im Internet abfragbar, so dass dieser reichhaltige
Quellenfundus – u.a. zur Neuen Linken in den 1970er und 1980er Jahren
– noch besser genutzt werden kann.
Im Juni 2006 hat die inzwischen in „Horizonte Schweiz“ umbenannte
SAD dem Archiv für Zeitgeschichte weitere Akten aus dem SAD-Sekretariat
in Lenzburg im Gesamtumfang von mehr als sechs Laufmetern übergeben.
72

Dabei handelt es sich mehrheitlich um Unterlagen bis ca. 1990, insbesondere
um Mitgliederdossiers sowie um vereinzelte Buchhaltungsakten. Etwa ein
Drittel des übernommenen Archivguts betrifft SAD-Geschäftsakten ab 1991,
welche die Tätigkeit der Vereinigung nach dem Ende des Kalten Krieges
dokumentieren. Darin enthalten sind insbesondere die Akten der leitenden
Gremien, Korrespondenz, Unterlagen zu den Finanzen, zur Mitgliederbewegung,
zu Projekten und Veranstaltungen sowie Publikationen.
Die älteren Unterlagen werden in das SAD-Archiv integriert. Über das
Vorgehen bei der Erschliessung der Geschäftsakten ab 1990 wird erst nach
einer Bewertung der Unterlagen entschieden.
Institut für politologische Zeitfragen (IPZ) / Nachlass Robert
Vögeli
Am 15. Februar 2005 ist Dr. Robert Vögeli im 78. Lebensjahr in Aarau verstorben.
In den heissesten Jahren des Kalten Krieges hat Vögeli die im Zweiten
Weltkrieg ins Leben gerufene, nach Kriegsende jedoch deaktivierte Sektion
Heer und Haus des Armeekommandos wieder aufgebaut. Ab 1970 leitete er
das von ihm initiierte Institut für politologische Zeitfragen (IPZ) in Zürich.
Als das IPZ nach dem Ende des Kalten Krieges 1992 seine Tätigkeit einstellen
musste, hat Robert Vögeli sowohl Teile der umfangreichen Dokumentation
wie auch das Geschäftsarchiv sukzessive dem Archiv für Zeitgeschichte
übergeben. Auch sein privater Nachlass, welcher hauptsächlich Unterlagen
zu seiner Tätigkeit bei Heer und Haus enthält, ist von ihm dem Archiv für
Zeitgeschichte anvertraut worden.
Ein von Vögeli der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik der ETH Zürich
übergebener Teilbestand aus dem IPZ-Archiv im Umfang von 6,5 Laufmeter
konnte dank dem Entgegenkommen von Prof. Dr. Andreas Wenger im Frühjahr
2005 mit dem im Archiv befindlichen Bestand zusammengeführt und
provisorisch erschlossen werden. Neben einzelnen Geschäftsakten (darunter
die bisher fehlenden Vorstandsprotokolle der Jahre 1966 bis 1980) beinhaltet
der Teilbestand Dossiers der IPZ-Dokumentation zu den Themenkreisen
Agitation, APO Schweiz, Jugendbewegung, Jugoslawien, Rechtsextremismus,
Spionage, Staatsschutz-Affäre und Terrorismus.
73

Allgemeine schweizerische Zeitgeschichte
Zwei grössere Schenkungen im Bereich der allgemeinen schweizerischen
Zeitgeschichte verdienen besondere Erwähnung, nämlich die Nachlässe
des kürzlich hochbetagt verstorbenen Spanienfreiwilligen Hans Hutter sowie
des Zürcher Staats- und Völkerrechtsprofessors Dietrich Schindler sen.
Hinzu kommt eine ganze Reihe kleinerer, nicht minder interessanter Neuerwerbungen.
Schenkungen einzelner Unterlagen sowie kleiner Nachträge zu
bereits vorhandenen Beständen verdankt das Archiv für Zeitgeschichte Irina
Strub-Siegenthaler und German Vogt. Neben der Vorordnung des Nachlasses
von Dietrich Schindler sen. konnten auch der Nachlass des Staatsrechtlers
Max Imboden und die Vorlässe der Bundeshauskorrespondenten Arnold
Fisch und Hans Wili erschlossen werden.
Neuzugänge und Nachlieferungen
Nachlass Hans Hutter
Am 9. Dezember 2006 ist mit Hans Hutter einer der letzten noch lebenden
Spanienfreiwilligen verstorben. Die Sicherung seines Privatnachlasses hat
er noch selbst in die Wege geleitet: In feierlichem Rahmen unterzeichneten
der 93jährige Donator und seine Familienangehörigen am 16. August 2006
Einer der letzten Spanienfreiwilligen: Hans Hutter aus Winterthur, der 1936–1938 für die
spanische Republik kämpfte, anlässlich der Schenkung seines Nachlasses im AfZ, 16. August
2006.
74

die Schenkungserklärung im Lesesaal des Archivs für Zeitgeschichte – der
Anlass fand auch in der Presse Beachtung.
Hans Hutter aus Winterthur war einer von mehreren hundert Schweizer
Freiwilligen, die im Spanischen Bürgerkrieg zwischen 1936 und 1939 für die
Republik gegen die Franco-Faschisten gekämpft hatten und dafür nach ihrer
Rückkehr von der Militärjustiz hart bestraft wurden. Eine rechtliche Rehabilitation
der Spanienkämpfer steht bis heute aus. Hutter hat eindrückliche
Erinnerungen unter dem Titel „Spanien im Herzen. Ein Schweizer im Spanischen
Bürgerkrieg“ (Zürich: Rotpunktverlag, 1996) veröffentlicht.
Der Bestand umfasst Tagebuchaufzeichnungen, Korrespondenzen und
Fotos zum Spanischen Bürgerkrieg, aber auch zeitgenössische Presseerzeugnisse
und Schriften sowie später erschienene Bücher, Medienberichte
und Dokumentarfilme. Das Archiv für Zeitgeschichte freut sich über diese
Schenkung, die zentrale Quellen zu der bis heute aktuellen Thematik enthält.
Der Bestand wird nach der Übergabe und archivischen Aufarbeitung der
Forschung zugänglich gemacht.
Nachlass Dietrich Schindler sen.
Dietrich Schindler sen. wurde am 3. Dezember 1890 in Zürich als Sohn von
Anna und Dietrich Schindler-Huber geboren. Sein Vater war Generaldirektor
der Maschinenfabrik Oerlikon. Das Studium der Jurisprudenz in Zürich, Leipzig
und Berlin schloss er 1916 mit der Promotion ab. 1921 folgte die Habilitation,
anschliessend ein Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten. 1927 wurde
der junge Privatdozent zum ausserordentlichen, 1936 zum ordentlichen
Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, später auch für Völkerrecht und
Rechtsphilosophie, an die Universität Zürich berufen.
Neben seiner universitären Laufbahn war Schindler Mitglied des Grossen
Stadtrates von Zürich, des Zürcher Kantonsrates und der Kirchenpflege
Zollikon. Ab 1940 präsidierte er den Verwaltungsrat der NZZ, dem er seit 1928
angehörte. Ausserdem wirkte er als Mitglied im Internationalen Komitee
vom Roten Kreuz mit.
Schindler publizierte zahlreiche juristische Monografien und Aufsätze und
entfaltete eine rege Gutachtertätigkeit, insbesondere zu Fragen, die sich im
Konfliktfeld zwischen der Schweiz und den kriegführenden Parteien während
und nach dem Zweiten Weltkrieg ergaben. Am 10. Januar 1948 ist Dietrich
Schindler im Alter von 58 Jahren in Zürich verstorben.
75

Herr Prof. Dr. Dietrich Schindler jun. hat den Nachlass seines Vaters im Herbst
2006 zusammen mit Frau Charlotte Zollikofer-Schindler und Herrn Prof. Dr.
Alfred Schindler dem Archiv für Zeitgeschichte geschenkt. Ein Jahr zuvor
hatte er die im Wesentlichen auf dem Nachlass basierende Biografie „Ein
Schweizer Staats- und Völkerrechtler
der Krisen- und Kriegszeit:
Dietrich Schindler (sen.),
1890-1948“ (Zürich: Schulthess,
2005) publiziert. Dank der durch
den Donator vorgenommenen
Vorordnung und Verzeichnung
konnte der Bestand bereits provisorisch
in der Archivdatenbank
erschlossen werden.
Der Nachlass im Umfang von
mehr als fünf Laufmetern beinhaltet
Unterlagen zu Schindlers
Tätigkeit als Professor der Universität
Zürich, im Verwaltungsrat
der NZZ, im Pressestab von
Prof. Dr. Dietrich Schindler sen. (1890–1948)
Bundesrat Eduard von Steiger,
als Militärrichter sowie zu seinem Engagement für die Swiss-American
Society for Cultural Relations. Eingehend dokumentiert ist seine Gutachtertätigkeit
von der Zwischenkriegszeit über den Zweiten Weltkrieg bis in die
Nachkriegszeit hinein. Als Auftraggeber traten vor allem Minister Pierre
Bonna und ab 1945 Minister Walter Stucki von der Abteilung für Auswärtiges
des EPD sowie Oberst i. Gst. Paul Logoz, der das Büro des Generalstabschefs
leitete, in Erscheinung. Hinzu kommen eine umfangreiche Korrespondenz,
die zu Kontroversen mit prominenten deutschen Vertretern seines Fachs in
der Zeit des Nationalsozialismus Aufschluss geben, sowie zahlreiche Publikationen
aus seiner Feder.
Vorlass Felix Auer
Dr. rer. pol. Felix Auer (geb. 1925) – in Bottmingen bei Basel aufgewachsen – arbeitete
nach seinem Studium der Volkswirtschaft zunächst unter anderem
als freier Journalist und als Sekretär der Evangelisch-reformierten Kirche des
76

Kantons Basel-Landschaft, bevor er von 1969 bis 1991 für die Ciba-Geigy AG
tätig war. Politisch engagierte er sich in der FDP seines Heimatkantons, die
er von 1976 bis 1980 präsidierte. Von 1971 bis 1975 war er Baselbieter Landrat
und von 1971 bis 1991 Mitglied des Nationalrates.
2005 übergab er dem Archiv für Zeitgeschichte primär Unterlagen zu
seiner publizistischen Auseinandersetzung mit dem sozialdemokratischen
Nationalrat Jean Ziegler. Felix Auer veröffentlichte als Antwort auf Jean
Zieglers „Die Schweiz, das Gold und die Toten“ (München: Bertelsmann, 1997)
sein Buch „Das Schlachtfeld von Thun oder Dichtung und Wahrheit bei Jean
Ziegler“ (Stäfa: Th. Gut-Verlag, 1997; Lausanne: Edition L‘Age d‘Homme, 1998,
mit einem Vorwort von Georges André Chevallaz).
Weitere Unterlagen beziehen sich auf den Filmemacher Roman Brodmann.
Im Zentrum der Debatte steht hier der 1987 entstandene Dokumentarfilm
Brodmanns für das Schweizer Fernsehen „Der Traum vom Schlachten der
heiligen Kuh“. Felix Auer kritisierte die in seinen Augen armeefeindliche
Ausrichtung des Films im Kontext der Volksinitiative zur Abschaffung der
Schweizer Armee.
Der Bestand belegt die publizistische Tätigkeit eines engagierten liberalen
Politikers, der seine Positionen kämpferisch vertrat und während Jahrzehnten
ein offenes, intellektuelles Streitgespräch mit seinen politischen Gegnern
führte.
Teilnachlass Fritz und Clara Sigrist-Hilty
Der an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs im Osmanischen
Reich begangene Völkermord, welcher rund eine Million Opfer forderte, wird
bis heute trotz der anders lautenden historischen Belege immer wieder in
Zweifel gezogen. Umso wertvoller sind Aufzeichnungen von Augenzeugen
wie Fritz und Clara Sigrist-Hilty.
Der in Beirut als Sohn von Auslandschweizern geborene Fritz Sigrist wirkte
von 1910 bis 1918 in der Gegend von Aleppo und des Amanus als Sektionsingenieur
am Bau der Bagdadbahn mit. Nach der Heirat folgte ihm 1915 seine
Ehefrau Clara Sigrist-Hilty ins Osmanische Reich, wo sie an ihrem Wohnort
Keller (dem nachmaligen Fevzipasa) am Rande des Amanusgebirges Augenzeugen
der Deportation der Armenier wurden. Ihre Beobachtungen hat
Clara Sigrist-Hilty in einem Bericht sowie in ihrem Tagebuch festgehalten.
Der Bestand enthält auch Korrespondenz, Aufzeichnungen und Fotografien
77

zu ihren Reisen und zum Aufenthalt
in der Türkei sowie Unterlagen zur
Biografie. 1926 kehrten Fritz Sigrist
und im folgenden Jahr auch seine
Frau erneut in die Türkei zurück, wo
er bis 1937 als Oberingenieur unter
anderem beim Bau der Südanatolischen
Bahn mitwirkte.
Rudolf Sigrist hat einen Teil des
Nachlasses seiner Eltern 2005
dem Archiv für Zeitgeschichte
geschenkt. Jene Unterlagen, die
vorwiegend den Bahnbau in der
Türkei betreffen, hat er den Spezialsammlungen
der ETH-Bibliothek
Fritz und Clara Sigrist-Hilty in der Türkei 1916.
übergeben. Für die Zurverfügungstellung des Tagebuchs von Clara Sigrist, von
dem sich eine Kopie im Bestand findet, dankt das Archiv für Zeitgeschichte
Frau Kati Gabathuler-Sigrist.
Vorlass Georg Kreis
Im Rahmen der 2003 getroffenen Schenkungsvereinbarung übergab Prof. Dr.
Georg Kreis eine weitere Ablieferung zu seinem zeitgeschichtlich und thematisch
wichtigen Vorlass. Sie umfasst Ergänzungen zu seiner Korrespondenz,
zu seiner wissenschaftlichen Tätigkeit und Mitarbeit in Kommissionen, aber
auch Materialien zum Verhalten gegenüber Freimaurern in der Zwischenkriegszeit,
zum Staatschutz in der Schweiz sowie zu den Selbstdarstellungen
der Schweiz anlässlich des Jubiläums von 1991 und der Expo 2001/2002.
Einzelbestand Emil Bänziger
Die Unterlagen aus dem Nachlass des Textilindustriellen Dr. Emil Bänziger
(1872-1946) aus Romanshorn betreffen hauptsächlich dessen Engagement
in der Gruppe Oberthurgau der Neuen Helvetischen Gesellschaft (NHG),
deren Tätigkeit er seit der Gründung der Gruppe 1916 zunächst als Kassier,
1932 bis 1946 als Präsident entscheidend prägte. Die frühesten Unterlagen
beziehen sich vor allem auf den Landesgeneralstreik vom November 1918. Einen
inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Diskussion um die „Überfremdung“
durch Deutsche und Italiener in den Jahren des Zweiten Weltkriegs sowie die
78

Säuberungsaktionen gegen nationalsozialistische Deutsche und faschistische
Italiener in der Schweiz unmittelbar nach Kriegsende, insbesondere in
den Kantonen Graubünden, Tessin und Thurgau. Es handelt sich dabei um
Korrespondenz und Berichte des engagierten NHG-Mitglieds Eduard Wepf
aus Müllheim (TG) an Emil Bänziger, welche offenbar zum Teil auch unter
den Mitgliedern der NHG-Gruppe Oberthurgau zirkulierten. Die Schenkung
der Unterlagen verdanken wir Frau Cornelia L. Drechsel.
Einzelbestand Robert Nicole
Frau Dr. med. Gret Nicole-Gisler hat dem Archiv für Zeitgeschichte die noch
vorhandenen Originalunterlagen ihres Mannes Prof. Dr. med. Robert Nicole
zur Teilnahme an den Ärztemissionen geschenkt, welche als Einzelbestand
unter seinem Namen archiviert werden. Neben Korrespondenz mit seiner
späteren Ehefrau aus der Zeit der ersten Ostfrontmission enthält der Bestand
auch einen umfangreichen Bericht über die Schweizerische Ärztemission
nach Finnland vom Februar bis Mai 1940, welche unter der Leitung von
Nicole stand.
Einzelbestand Alfred Reinhard Hohl
Am 12. November 2004 ist alt Botschafter Alfred Reinhard Hohl in Luzern
verstorben. Nach dem Studium der Rechts- und Politikwissenschaft war er
1957 in den diplomatischen Dienst eingetreten. Im Rang eines Botschafters
vertrat er die Schweiz in Moskau (1978-1981), Belgrad (1982-1987), Bonn (1987-
1991) und Athen (1991-1995). Während die Jahre in Moskau, wo er bereits
1960 bis 1962 als Botschaftssekretär tätig war, noch in die Ära des Kalten
Krieges fielen, erlebte er in Bonn den Zusammenbruch des Ostblocks und
die deutsche Wiedervereinigung mit. Im Bestand finden sich Kopien seiner
Politischen Berichte nach Bern sowie seiner in den jeweiligen Gastländern
gehaltenen Vorträge aus den Jahren 1978 bis 1995. Beigefügt sind vier Politische
Berichte (Kopien) von Legationsrat Alfred Zehnder zur Situation der
Schweizer Gesandtschaft in Berlin bei Kriegende 1945. Für die Schenkung
danken wir Herrn lic. iur. Christoph Hohl.
Einzelbestand Lina Meyer-Spörri
Lina Meyer-Spörri (1891-1970), geboren und verheiratet in Bäretswil, Hausfrau
und Mutter zweier Kinder, hat in insgesamt 22 Heften vom Juni 1938 bis Juli
1970 fast täglich handschriftlich aufgezeichnet, was sie erlebte und was sie
79

ewegte. Die Einträge sind manchmal durch Presseausschnitte (meist Fotos)
ergänzt. Persönliches und Profanes findet sich neben Hochpolitischem.
Oft sind im gleichen Eintrag Bemerkungen zum Wetter, zu Familiärem,
zu Lokalem, aber auch zum schweizerischen und internationalen Zeitgeschehen
enthalten. Besonders minutiös werden die Kriegsereignisse von
1939 bis 1945 rapportiert, während in politisch ruhigeren Zeiten eindeutig
Aufzeichnungen zum Alltags- und Familienleben im Vordergrund stehen.
Bei besonders erschütternden Ereignissen wie bei der sowjetischen Besetzung
Ungarns 1956 oder bei der Niederschlagung des „Prager Frühlings“
1968 rückt auch in den Jahren des Kalten Krieges wieder die Politik in den
Vordergrund. Die Tagebuchautorin verzichtet weitgehend auf Kommentare
und Wertungen. Nur selten und oft nur indirekt lassen sich Rückschlüsse auf
ihre eigene Haltung ziehen. Für die Schenkung der Tagebücher danken wir
Herrn Prof. Dr. Paul Hugger und dem Heilsarmee-Brockenhaus in Wetzikon.
Ergänzende Angaben zur Biografie verdanken wir Herrn Peter Meyer, Enkel
der Tagebuchautorin.
Einzelbestand Albert Schoop
Dr. phil. Albert Schoop (1919-1998) war Historiker, Gymnasiallehrer und Verfasser
historischer Werke, insbesondere zur Geschichte des Kantons Thurgau.
Die Schenkung umfasst vor allem Unterlagen zur „Hochschulgruppe für freiheitlich-demokratische
Politik“ (HGFDP) an der Universität Zürich, welche als
Widerstandsgruppe 1940 gegründet wurde. Sie wollte allen Übernahmeversuchen
nationalsozialistischen Denkens entschieden begegnen und diesen
einen bewusst schweizerischen Standpunkt entgegensetzen. Interessant
sind die von Schoop verfassten Wochenrückblicke aus den Jahren 1941/1942.
Die Hochschulgruppe setzte ihre Tätigkeit nach Kriegsende fort. In diesen
Einzelbestand wurden auch Akten von Dr. iur. Eric Homburger eingegliedert,
der ebenfalls in dieser studentischen Vereinigung aktiv war.
Einzelbestand Hans U. Steger
Der unter dem Kürzel H. U. ST. bekannt gewordene Karikaturist Hans U. Steger,
der während vielen Jahren für den Zürcher Tages-Anzeiger zeichnete, hat
seinen Bestand durch zahlreiche Kopien von Karikaturen zu in- und ausländischen
Politikern ergänzt. Die Zeichnungen mit Schweizer Bezug betreffen
Bundesräte, National- und Ständeräte, Regierungsräte, Bundesbeamte, Vertreter
aus Militär und Wirtschaft sowie das Verhältnis der Schweiz zum Schah
80

Der Bundesrat nach der Schlankheitskur, Karikatur von Hans U. Steger, 1995.
von Persien. Die Karikaturen ausländischer Politiker sind gegliedert nach Kontinenten
und Ländern. Hinzu kommen Porträts der UNO-Generalsekretäre.
Die übergebenen Zeichnungen sind zwischen 1945 und 2003 entstanden
und dokumentieren damit über ein halbes Jahrhundert Zeitgeschichte seit
dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Darüber hinaus verdanken wir Herrn Steger die Schenkung einer grösseren
Anzahl Pressefotos zu vorwiegend französischen Politikern, die ihm als Vorlagen
für seine Karikaturen dienten. Die Fotos werden in die Fotosammlung
des Archivs für Zeitgeschichte integriert.
Dissertationsarchiv Peter Boller
Dr. Peter Boller übergab dem Archiv für Zeitgeschichte seine Tonbandsammlung,
die im Zuge der Bearbeitung seiner Dissertation „Mit Psychologie die
Welt verändern – Die psychologische Lehr- und Beratungsstelle (Zürcher
Schule) von Friedrich Liebling 1952-1982: Eine psychologische Schule und
soziale Bewegung in lebensgeschichtlichen Interviews“ bei Prof. Martin
Schaffner in Basel entstanden ist.
Die Tonbandsammlung umfasst 20 biografische Interviews mit zumeist
langjährigen Mitgliedern der Zürcher Schule. Diese Zeitzeugen ermöglichen
81

einen Einblick in die nicht unumstrittene Bewegung, die insbesondere für
Zürich während Jahren eine gesellschaftspolitische Bedeutung hatte. Wir
danken Herrn Peter Boller für diese Schenkung. Seine Dissertation ist unter
dem Titel „Mit Psychologie die Welt verändern. Die „Zürcher Schule“ Friedrich
Lieblings in ihrer Zeit (1952-1982) 2007 im Chronos-Verlag erschienen.
Mit einer Vision für Europa in der Schweiz:
Winston Churchill wird in Genf-Cointrin am
23. August 1946 begeistert empfangen.
Dissertationsarchiv Werner Vogt
Die Pressionen, denen die Schweizer
Redaktionen zur Zeit des Zweiten
Weltkriegs ausgesetzt waren, werden
exemplarisch durch die Dissertation
von Dr. Werner Vogt zur Berichterstattung
der NZZ über Winston Churchill
zwischen 1938 bis 1946 offen gelegt
(Vogt, Werner: Winston Churchill.
Mahnung, Hoffnung und Vision 1938
bis 1946. Das Churchill-Bild in der Berichterstattung
und Kommentierung
der Neuen Zürcher Zeitung und der
unternehmensgeschichtlichen Hintergründe,
Zürich: NZZ-Verlag, 1996).
Das umfangreiche Material, das
der Autor für seine Studie sichtete,
darunter auch Akten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes in
Berlin und der Leitungsorgane der NZZ, ist nun im Archiv für Zeitgeschichte
zugänglich und ergänzt in wertvoller Weise den Nachlass von Willy Bretscher,
der als damaliger Chefredaktor bei der Verteidigung der Freiheit des
geschriebenen Wortes eine Schlüsselrolle übernahm.
Archiv des Verbands der Deutschen Hilfsvereine in der Schweiz
sowie des Deutschen Hilfsvereins Zürich
Am 7. Februar 1856 wurde der Deutsche Hilfsverein Zürich mit dem Zweck
gegründet, in Not geratene eingewanderte Deutsche zu unterstützen.
1863 erfolgte die Errichtung des Zentralvereins für die gesamte Schweiz,
dessen Vorort jeweils von einem örtlichen Sekretariat übernommen wurde.
Anlässlich des Jubiläums erschien die von Renate Hochholzer verfasste
Chronik „150 Jahre Deutscher Hilfsverein in Zürich, 1856-2006“. Die dabei
82

verwendeten Quellen sind anschliessend vom amtierenden Präsidenten
Manfred Gutermuth dem Archiv für Zeitgeschichte übergeben worden. Die
Akten bestehen aus den nur zum Teil erhaltenen Jahresberichten, Kassabüchern
und Protokollen. In ihnen widerspiegelt sich die bürgerlich geprägte,
sozialgeschichtlich interessante Hilfstätigkeit von Deutschen für Deutsche
in der Schweiz, die schon vor dem Kaiserreich begann, zwei Weltkriege und
das Dritte Reich überstand und bis in die Gegenwart fortdauert.
Erschliessungen
Nachlass Max Imboden
Max Imboden wurde am 19. Juni 1915 in St. Gallen als Sohn des Ärzteehepaars
Karl und Frieda Imboden-Kaiser geboren. Das Studium der Jurisprudenz an
den Universitäten Genf, Bern und Zürich schloss er 1939 mit der Promotion
ab.
Von 1946 bis 1953 war Imboden als Rechtskonsulent für den Stadtrat von
Zürich tätig. Nach seiner Habilitation wurde er 1948 von der Universität
Zürich zum ausserordentlichen Professor für Verwaltungsrecht berufen.
1953 erfolgte seine Wahl zum ordentlichen Professor für Staats- und Verwaltungsrecht
der Universität Basel, der er 1963/64 als Rektor vorstand. Als
Pionier der Wissenschaftspolitik wurde er 1965 zum ersten Präsidenten des
Schweizerischen Wissenschaftsrats gewählt.
Imboden machte sich als Herausgeber des wiederholt neu aufgelegten
Standardwerks „Schweizerische Verwaltungsrechtssprechung“ sowie als
Autor wichtiger Gesetzesentwürfe und zahlreicher Rechtsgutachten einen
Namen. 1964 publizierte er die viel beachtete Schrift „Helvetisches Malaise“,
welche einen wesentlichen Anstoss zur Diskussion um eine Totalrevision
der Bundesverfassung gab. Er arbeitete auch in der Kommission für die
Vorbereitung der Totalrevision der Bundesverfassung mit. Zwischen 1961
und 1964 war Imboden Mitglied des Grossen Rats des Kantons Basel-Stadt
und des Basler Verfassungsrates, von 1965 bis 1967 vertrat er die Basler FDP
im Nationalrat. Am 7. April 1969 ist Max Imboden im Alter von 54 Jahren in
Basel verstorben.
Die Erbengemeinschaft Max Imboden hat den Privatnachlass 1997 dem
Archiv für Zeitgeschichte geschenkt, welcher dank dem Entgegenkommen
des Staatsarchivs Zürich mit einem bis 1996 dort befindlichen Teilbestand
zur Lehrtätigkeit Imbodens zusammengeführt werden konnte. Der im
83

Sommer 2006 vollständig erschlossene Nachlass im Gesamtumfang von
fast 2.5 Laufmetern dokumentiert insbesondere seine Zeit als Professor an
den Universitäten Zürich und Basel (Vorlesungsunterlagen u.a.) sowie die
Gutachtertätigkeit. Einzelne Unterlagen beziehen sich auf die Revision der
Bundesverfassung und auf die Revisionen der Kantonsverfassungen von
Nidwalden und Basel. Besonders wertvolle Zeitdokumente sind die ausführlichen
Tagebücher der Jahre 1961 bis 1969. Zum Bestand gehören zudem
eine umfangreiche Korrespondenz sowie eine Vielzahl von Manuskripten
und Publikationen (Monografien, Aufsätze, Reden, Presseartikel) von Max
Imboden. Kaum Unterlagen finden sich hingegen zu seiner Schrift „Helvetisches
Malaise“.
Nachlass Karl Schmid
Seit seiner Übernahme und der ersten
Erschliessung 1974 bis 1983 wurde der
Nachlass des Zürcher Germanisten,
Staatsdenkers und ETH-Rektors Prof.
Dr. Karl Schmid durch mehrere grössere
und kleinere Nachlieferungen
vervollständigt. Seit Mai 2004 wird der
Bestand von lic. phil. Daniel Schmid mit
dem Ziel überarbeitet, ihn langfristig
zu sichern und der Forschung leichter
zugänglich zu machen. Der 13,4 Laufmeter
umfassende Privatbestand wurde
dabei gründlichen konservatorischen
Vor 100 Jahren geboren: Karl Schmid (1907-
1974) , Kinderbild 1910.
Massnahmen unterzogen. Gezielte
Recherchen werden durch die elektronische
Erfassung der Dossiertitel und
Inhalte ermöglicht. Ausserdem wurden die substantiellen Nachlieferungen in
den Bestand eingeflochten. Zudem konnten die im Rahmen der Briefedition
von Karl Schmid entstandene Forschungsdokumentation von Frau Dr. Sylvia
Rüdin dem Bestand hinzugefügt werden. Diese erleichtert die Arbeit mit der
umfangreichen Korrespondenz Karl Schmids erheblich. Die eigentliche Neuerschliessung
konnte im Oktober abgeschlossen werden. Noch ausstehend
sind die Korrektur- und Anpassungsarbeiten sowie die Etikettierung, welche
in der ersten Jahreshälfte 2007 beendet werden.
84

Nachlass Victor H. Umbricht
Der promovierte Jurist Victor H. Umbricht (1915-1988) zählte von den sechziger
bis in die achtziger Jahre zu den wichtigsten Schweizer UNO-Mitarbeitern.
Sein Nachlass umfasst fast
ausschliesslich Materialien aus der
Zeit nach 1957. Schwerpunkte bilden
seine bedeutende Mediatoren-Tätigkeit
im Kongo, in Laos, Kambodscha,
Indochina und Ostafrika. Weitere
Dossiers beziehen sich auf die
Frage eines Beitritts der Schweiz zur
UNO und belegen sein Engagement
in internationalen Institutionen, in
diversen Vereinen und Verbänden.
Nach einem Unterbruch sind die
Arbeiten am Nachlass wieder aufgenommen
worden. Als Nachfolger
von lic. phil. Michael Funk wurde
Humanitärer Einsatz in Dacca: Victor H. Umbricht
(links) übergibt einen Rollstuhl für Kriegsversehrte
in Bangladesh, Januar 1973.
Dr. Daniel Schwane seit Mai 2006
für diese Aufgabe gewonnen. Er
erschloss im Rahmen eines Teilzeitpensums
zunächst Unterlagen zu Umbrichts Wirken in der Privatwirtschaft.
Dieser war Leiter der Ciba in den USA; nach der Fusion gehörte er von 1970
bis 1985 dem Verwaltungsrat der Ciba-Geigy AG an.
Anschliessend wurden die allerdings rudimentären Unterlagen zur „Eidgenössischen
Finanzverwaltung“ erfasst, der er von 1957 bis 1960 vorstand.
Geordnet wurden auch die Aktengruppen „Kommission Schweiz - UNO“
und „Entwicklungshilfe und technische Zusammenarbeit des Bundes“
sowie die Korrespondenzen und Dokumentationen zur „Hague Academy
of International Law“. Dank einer Schenkung von Frau Monique Sellschopp-
Umbricht konnte der Fotobestand durch illustrative Zeitdokumente erweitert
werden.
Vorlass Arnold Fisch
Dr. iur. Arnold Fisch (geb. 1913) wirkte ab 1943 während dreieinhalb Jahrzehnten
als Bundeshausjournalist in Bern, zunächst für die „Schweizer Mit-
85

telpresse“, die spätere „Schweizerische Politische Korrespondenz“, dann für
verschiedene Zeitungen, insbesondere für die „Basler Nachrichten“. Neben
seiner journalistischen Tätigkeit war Fisch auch in Fachvereinigungen aktiv.
Er beteiligte sich am Aufbau der „Vereinigung der Bundeshausjournalisten“,
der er ab 1955 als erster Präsident vorstand. 1962 bis 1968 gehörte er dem
Zentralvorstand des „Vereins der Schweizer Presse“ an. Auch nach seiner
Pensionierung betätigte er sich publizistisch.
Zu Fischs Tätigkeit für die „Schweizer Mittelpresse“ und die „Basler
Nachrichten“ sowie zur Geschichte dieser beiden Institutionen finden sich
Unterlagen im Bestand, ebenso zu Peter Dürrenmatt, dem langjährigen
Chefredaktor der „Basler Nachrichten“. Dokumentiert ist auch sein Engagement
in der „Vereinigung der Bundeshausjournalisten“ und im „Verein der
Schweizer Presse“ (VSP), darunter Dossiers zur Haltung des VSP gegenüber
dem „Blick“ oder zur Aufnahme von Kommunisten. Bei den Publikationen von
Arnold Fisch ist neben zahlreichen thematisch gegliederten Presseartikeln die
Schrift „Meine Bundesräte. Von Etter bis Aubert“ (Stäfa: Th. Gut & Co. Verlag,
1989) hervorzuheben. Darin entwirft er persönliche Porträts aller Mitglieder
der Landesregierung, denen er während seiner langen Jahre im Bundeshaus
begegnet ist. Ergänzt wird diese Publikation durch Korrespondenz mit und
Fotos von den dargestellten Magistraten.
Vorlass Hans Wili
Als profilierter Journalist und Redaktor prägte der 1918 geborene Hans Wili die
katholisch-konservative Presse der Schweiz in der Nachkriegszeit wesentlich
mit. Nach dem Abschluss seines Studiums in Germanistik und Geschichte
an den Universitäten Zürich und Fribourg war er ab 1945 als Redaktor unter
anderem für die unabhängige Wochenzeitung „Der Weg“, für die „Schweizerische
Politische Korrespondenz“ sowie für die „Ostschweiz“ tätig.
Von 1959 bis 1983 berichtete Wili mit kurzem Unterbruch als Bundeshausredaktor
für die „Ostschweiz“ und die „Freiburger-Nachrichten“ sowie für
das „Vaterland“ über das politische Geschehen aus Bern. Zwischen 1966
und 1973 arbeitete er überdies nebenamtlich als Presseschau-Redaktor für
Radio Bern.
Vorübergehend wechselte Wili die Seite und wurde 1973 bis 1974 Pressechef
für das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement unter Bundesrat Kurt
Furgler. 1975 bis 1977 war er als Pressechef für den „Verband der Schweize-
86

ischen Lebensversicherungsgesellschaften“ tätig. 1963 gründete er das
Journalistische Seminar der Universität Freiburg i. Ue., das er anfänglich auch
leitete. 1982 trat er als Mitinitiant der „Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und
Gesellschaft“ innerhalb der CVP in Erscheinung.
Der 1999 übernommene und 2006 erschlossene Vorlass dokumentiert Wilis
redaktionelle Tätigkeit für die Wochenzeitung „Der Weg“, für das „Aufgebot
der Jungen“ (Beilage zu „Das Aufgebot“) sowie für die „Presse-Schau“ von
Radio Bern. Daneben finden sich zahlreiche Referate und Ansprachen der
Bundesräte Kurt Furgler und Hans Hürlimann, an deren Entwürfen Hans
Wili mitgewirkt hat.
Belegt ist auch Wilis Engagement im Rahmen der Expertenkommission
für die Überprüfung des zivilrechtlichen Schutzes der Persönlichkeit (insbesondere
im Zusammenhang mit den Massenmedien) und der Arbeitsgemeinschaft
Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) der CVP. Abgerundet wird
der Bestand durch ein Personendossier zu Georg Bruderer (Suspendierung
als EMD-Beamter) und durch Sachdossiers zur Kontroverse um den Film über
den „Landesverräter Ernst S.“ von Richard Dindo und Niklaus Meienberg
sowie zu einer Ruanda-Reise Wilis im Jahr 1970.
Forschungsdokumentation Reinhold Busch
Dr. med. Reinhold Busch hat seine Forschungsdokumentation zu den Schweizer
Ärztemissionen an die Ostfront durch Kopien von weiteren Originalquellen
ergänzt, darunter insbesondere Unterlagen zur Teilnahme der Rotkreuzschwester
Elsi Eichenberger an der ersten Ostfrontmission 1941/1942.
Dissertationsarchiv Stephan Winkler
Das 1997 von Dr. Stephan Winkler geschenkte Dissertationsarchiv zu den bilateralen
Beziehungen der Schweiz zum geteilten Italien 1943 bis 1945 wurde
2006 durch interessantes Tonmaterial erweitert. Der Autor und ehemalige
Mitarbeiter des Archivs für Zeitgeschichte überliess die Mitschnitte seiner
Interviews mit über zwei Dutzend Zeitzeugen (darunter Pierre Micheli, Otto
Pünter und Paul Ruegger). Silvan Abicht hat den Bestand im Rahmen eines
Praktikums erschlossen.
Forschungsdokumentation Neville Wylie
Die von Dr. Neville Wylie 2006 übergebene Forschungsdokumentation mit
Kopien aus englischen Archiven umfasst sowohl ausgewählte Korrespon-
87

denzmaterialien zwischen dem britischen Aussenministerium und dem
britischen Botschafter David V. Kelly in Bern sowie innerhalb des britischen
Wirtschaftsministeriums bezüglich der britisch-schweizerischen Schmuggler-Aktivitäten
zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Exemplarisch verdeutlicht
werden diese Aktivitäten anhand der Unterlagen von Sir Anthony Lousada,
einem Mitarbeiter des britischen Kriegswirtschaftsministeriums.
Veranstaltungen, Kooperationen
Vernissage und Dokumentarfilm zu Warda Bleser-Bircher
Am 28. August 2006 starb die Geologin und Botanikerin Warda Bleser-Bircher,
die im Vorjahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hatte. Für die grosszügige Unterstützung
bei der Erschliessung und Vermittlung ihres Nachlasses gedenkt
das Archiv für Zeitgeschichte der Verstorbenen in Dankbarkeit.
Am 15. April 2005 fand in der Semperaula der ETH Zürich die Vernissage der
von Nora Bussmann verfassten und im NZZ-Verlag erschienenen Biografie
„Die mutige Pionierin – Warda Bleser-Birchers Jahrhundert“ statt. Nach
einer biografischen Einführung durch Daniel Nerlich referierten Dr. Verena
Steiner und die Autorin zu Entstehungsbedingungen der Studie, die aus
dem Nachlass im Archiv für Zeitgeschichte schöpft. Den chronologischen
Erzählstrang ihrer Arbeit entwickelt Bussman entlang des abenteuerlichen
Lebensjahrhunderts einer Frau, deren berufliches Engagement in der
Männerdomäne des Ölgeschäfts sie in unzähligen Reisen rund um den
Globus geführt hatte.
Das im Wortsinn vielschichtige originelle Design der Publikation wurde
zwischenzeitlich mit dem red dot grand prix, einem renommierten internationalen
Preis für Kommunikationsdesign ausgezeichnet. Sie ist ein interessanter
Versuch, historische Inhalte einem neuen Publikum näherzubringen,
das die multimediale Informationsaufnahme im Internet gewohnt ist.
An einem Salonabend auf Schloss Lenzburg war Daniel Nerlich am 22. April
2005 eingeladen, den Nachlass und die Biografierte vorzustellen. Im Zentrum
dieser Veranstaltung standen Teile von André Birchers Antikensammlung, die
der Grossvater der Nachlasserin in den 1880er Jahren dem Kanton Aargau
geschenkt hatte.
Ein noch einmal anders geartetes Forschungsprojekt zu Warda Bleser-Bircher
konnte wenige Tage vor ihrem Tod vollendet werden. Die Filmemacher
Susanne Hausammann und Jens-Peter Rövekamp drehten ihr dokumenta-
88

Frühform der Globalisierung: Warda Bleser-Bircher mit Ehemann Paul Bleser auf einer ihrer
zahlreichen Seereisen.
risches Porträt „Warda – Unter einer anderen Sonne geboren“ teilweise im
Archiv für Zeitgeschichte und unterlegten es mit vielfältigem Archivmaterial
aus dem Nachlass.
Kooperation mit dem Ludwik Fleck Zentrum von ETH und Universität
Zürich
Am 7. Juli 2005 wurde das Ludwik Fleck Zentrum (LFZ) in Zürich gegründet.
Die am Collegium Helveticum von Universität und ETH Zürich domizilierte
Institution beschäftigt sich mit der Erforschung des Werks des polnischen
Bakteriologen und Wissenschaftstheoretikers Ludwik Fleck (1896-1961).
Der in Lemberg geborene und dort beruflich tätige Fleck war nach der
deutschen Besetzung ins jüdische Ghetto verbracht worden. 1943 wurde er
nach Auschwitz deportiert, wo er für das so genannte Hygiene-Institut der
SS einen Impfstoff gegen das Fleckfieber entwickelte.
Im Anschluss an leitende Tätigkeiten in den vierziger und fünfziger Jahren
in Lublin und Warschau emigrierte Fleck nach einem Herzinfarkt und einer
Krebsdiagnose nach Israel. Hier arbeitete er bis zu seinem Tod am Institut
für biologische Forschung in Ness-Ziona. Von der Wissenschaftsphilosophie
neu entdeckt wurde Fleck als Ideengeber für Thomas S. Kuhns bekanntes
89

Werk „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“.
Bereits wenige Tage nach dem Gründungsanlass
gelangte der Leiter des LFZ, Prof.
Johannes Fehr, an das Archiv für Zeitgeschichte,
das unter der Projektleitung von
Daniel Nerlich Kooperationsmöglichkeiten
im Rahmen eines Depotvertrags prüfte. Im
Zentrum der gemeinsamen Planung stand
die Sicherung und digitale Aufbereitung
einschlägiger Archivbestände des LFZ sowie
die Eröffnung einer neuen Plattform für die
Fleck-Forschung mit der Internet-Präsentation
in AfZ Online Archives.
Ludwik Fleck (1896–1961)
Vertraglich festgehalten wurde die integrale Digitalisierung einer grösseren
Forschungsdokumentation zur Wissenschaftsphilosophie Flecks,
von Korrespondenzen des Schwabe-Verlags in Basel zu den Werkeditionen
sowie von Unterlagen von Prof. Marcus Klingberg, dem wissenschaftlichen
Nachlassverwalter Flecks. Die vorgängige Bestandeserschliessung im Archiv
für Zeitgeschichte erfolgte durch Daniel Schwane, der insbesondere auch
polnische Unterlagen für die deutschsprachige Forschung erstmals greifbar
machte. Das niederländische Unternehmen „Digital Manufacturing and
Production“ (DMP) führte anschliessend die Dokumentdigitalisierung durch
und erstellte pdf-Formate von den Dossiers, die durch Volltexterkennung
effizienter benutzbar werden.
Am 15. November 2006 stellten Daniel Nerlich und Daniel Schwane im Rahmen
des Fleckolloquiums in ihrer Präsentation „Fleck im Archiv – Dokumente
des Ludwik Fleck Zentrums und neue Recherchen“ die Möglichkeiten der
Arbeit mit den seit diesem Datum aufgeschalteten Online-Beständen vor.
90

Sammlungen, Bibliotheken
Presseausschnittdokumentation
Die seit Mitte der 1960er Jahre im Archiv für Zeitgeschichte aufgebaute und
von Michael Schär bis in die Gegenwart weitergeführte Presseausschnittdokumentation
mit den drei Teilbeständen Biografische Sammlung, Sammlung
Geschichte und Systematische Sammlung (zum aktuellen Zeitgeschehen in
der Schweiz) erfreute sich erneut einer regen Nachfrage. Mit der Aufschaltung
zahlreicher Findmittel auf die AfZ-Website wird nun auch die rund
10‘000 Dossiers zu Personen der Zeitgeschichte umfassende Biografische
Sammlung im Internet abfragbar, was zweifellos mit dazu beigetragen hat,
dass diese die mit Abstand höchste Benutzungszahl aller knapp 500 Bestände
im Archiv für Zeitgeschichte erreichte.
Bibliothek
Neben dem Zukauf ausgewählter aktueller Sekundärliteratur und einzelner
Quelleneditionen zu zeitgeschichtlichen Themenkreisen wurde der Bibliotheksbestand
erneut durch zahlreiche kleinere und grössere Schenkungen
sowie durch eine stattliche Anzahl eingegangener Belegexemplare (vgl.
Liste im Kapitel Benutzung) erweitert. Schenkungen von Büchern, Periodika
und Druckschriften verdankt das Archiv für Zeitgeschichte namentlich Prof.
Dr. Jean-François Bergier, Ruth Binde, Tamara Brunner, Nina Grässli, Verena
Hofstetter, Ida Ritter-Braun, Walter Schmid, Dr. Stephan Winkler sowie dem
„Arbeitskreis Gelebte Geschichte“.
Audiovisuelle Quellen
Zahlreiche audiovisuelle Quellen wurden in der Berichtszeit als Teile von
Nachlässen, Forschungsdokumentationen und institutionellen Archiven
übernommen. Sie werden in den Kapiteln der Schwerpunktsbereiche und
Dokumentationstellen beschrieben.
Besonders hervorzuheben ist der Neuzugang des Lebenswerks von Egon
Becker, das einen reichhaltigen Fundus zur Illustration des Schweizer Wirtschaftsgeschehens
in der Nachkriegszeit beinhaltet. Dieses breite Angebot
wird in der Fotosammlung durch Bilddokumente zu Wirtschaft und Technik
ergänzt. Hier finden sich beispielsweise auf Fotoalben zu Eisen- und Bergbahnen
in der Zwischenkriegszeit oder zur Waffenschmiede Oerlikon Contraves
(1977), die das Archiv für Zeitgeschichte von Rolf Wanner und Prof. Dr. Paul
91

Aus dem Erinnerungsalbum eines Aktivdienstlers: Schiessübung anlässlich des Patrouillenlaufs
der 5. Division in Arosa, 1945.
Hugger erhielt. Unser Fotoarchiv und die Sammlung illustrativer Ausstellungsobjekte
umfasst auch Bildmaterialien zur Militärgeschichte, die u.a.
dank der Vermittlung von Renato Esseiva durch mehrere Fotoalben, Einzelaufnahmen
und Erinnerungsstücke zu den Aktivdiensten in der Schweizer
Armee von 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 ergänzt werden konnten.
Von Hanna Zweig und Dr. Stefan Mächler erhielten wir zahlreiche Fotografien
zum Bereich Jüdische Zeitgeschichte, darunter Aufnahmen von
Entscheidungsträgern der schweizerischen Flüchtlingspolitik zur Zeit des
Zweiten Weltkriegs sowie von Hilfeleistenden der jüdischen Gemeinde in
der Schweiz und im Ausland während der Zwischenkriegs- und Kriegszeit.
Erweitert wird die Sammlung durch die bereits erwähnten Schenkungen
von Hans U. Steger und Gisela Blau.
Erschliessungen und Digitalisierungen
Die Praktikanten und Praktikantinnen, die im Archiv für Zeitgeschichte die
Gelegenheit wahrnehmen, sich mit der Archivarbeit vertraut zu machen,
arbeiten auch bei der Erschliessung und Digitalisierung audiovisueller
92

Quellen mit. So haben Paola Cimino und Karin Rauch im Rahmen ihrer
Praktikumseinsätze verschiedene Verzeichnisse aktualisiert und insbesondere
die 2001 übernommene Sammlung von Otto Wobmann mit rund
100 Videodokumentationen zum Thema Nationalsozialismus und Zweiter
Weltkrieg erschlossen.
Die Digitalisierungsprojekte dienten in der Berichtszeit prioritär der Sicherung
von stark gefährdeten Tondokumenten. Zahlreiche Aufnahmen, die sich
im Original auf älteren Tonbandkassetten befinden, wurden 2005 und 2006
überspielt, darunter über 80 Zeitzeugnisse in der Forschungsdokumentation
Stephan Winkler, im SIG-Archiv und dem Bestand Netzwerk Stadt und
Landschaft (NSL) zur Geschichte der Raumplanung sowie Mitschnitte der
Verhöre von Adolf Eichmann aus dem Nachlass Avner W. Less. In einigen Fällen
dienen Digitalisierungen auch dem aktuellen Interesse von Forschenden,
welche die „Media Assets“ dann effizient im Lesesaal konsultieren können.
Hierzu gehören auch sämtliche Filme aus dem Nachlass Walter Bosshard,
dessen Zeitzeugnisse zu China in einem abendfüllenden Dokumentarfilm
ausgewertet werden sollen.
Oral History
Der Bereich oral history verzeichnet zahlreiche Neuzugänge, im Rahmen
der Berichtszeit speziell auch Mitschnitte anlässlich der beiden Holocaust-
Gedenktage, Aufnahmen mit einzelnen Zeitzeugen, aber auch Interviews,
die Forschende wie Dr. Stephan Winkler und Dr. Peter Boller dem Archiv für
Zeitgeschichte überliessen. Die Reihe der seit 1973 veranstalteten Kolloquien
des Freundes- und Fördererkreises des Archivs für Zeitgeschichte wurde
2005/06 mit Rückblicken folgender Persönlichkeiten fortgesetzt:
23.3.2005: Dr. iur. Rudolf Zipkes: Jude und Schweizer sein, Erfahrungen,
Begegnungen, Konzeptionen und Fehleinschätzungen im persönlichen
Rückblick 1920-2000.
22.6.2005: Prof. Dr. Franz A. Blankart, a. Staatssekretär: Zwischen Isolation
und Integration. Als Negoziator im Dienst der schweizerischen
Europa- und Aussenwirtschaftspolitik. Rückblick Teil I (1964-
1980).
9.11.2005: Prof. Dr. h.c. mult. Ernst Ludwig Ehrlich: Verfolgung und Aufbruch
– jüdisches Leben nach dem Holocaust – Mein Engagement für
den christlich-jüdischen Dialog (Erinnerungen 1940-1996).
93

Kolloquium zur Europa- und Aussenwirtschaftspolitik: a. Staatsekretär Prof. Dr. Franz Blankart
und Klaus Urner, 22. Juni 2005.
14.12.2005: Prof. Dr. Franz A. Blankart, a. Staatssekretär: Schweizerische
Aussenwirtschaftspolitik im Spannungsfeld globaler Konflikte
1980-1986. Rückblick Teil II.
10.5.2006: Prof. Dr. Franz A. Blankart, a. Staatssekretär: Aufbruch in den
EWR – missglückter Beitrittsversuch zur EG. Erfolgreiche Uruguay-Runde.
Rückkehr zum Bilateralismus. (Rückblick III. Leitung
Bundesamt für Aussenwirtschaft 1986-1998).
13.12.2006: Prof. Dr. Dr. h.c. Jean-François Bergier: L‘histoire vécue. Vom Mittelalter
zur Zeitgeschichte: Rückblick 1952-2002.
94

IT-Bereich
Die IT-Abteilung unter Leitung von lic. phil. Jonas Arnold blickt auf zwei ereignisreiche
Jahre zurück. Zu den Zielsetzungen gehörten die Modernisierung
des externen Informationsangebots sowie der zentralen Arbeitsinstrumente
der IT-Infrastruktur. Dass diese weitgehend erreicht werden konnten, ist auch
Martin Schacher zu verdanken, der als Systemadministrator und Projektinformatiker
von 2003 bis 2006 wesentlich zum Gedeihen dieses Bereichs
beigetragen hat.
Information Retrieval im Archiv – Aufschaltung und
Weiterentwicklung des virtuellen Lesesaals
Mit der Aufschaltung von AfZ Online Archives wurde eine neue Ära des
elektronischen Informationsangebots des Archivs für Zeitgeschichte eingeleitet.
Die gesamte Beständeübersicht sowie elektronische Findmittel zu
zahlreichen Beständen werden der breiten Öffentlichkeit online zugänglich
gemacht. Über eine benutzerfreundliche Oberfläche kann in Beständen und
Akten mit probabilistischen Methoden gezielt recherchiert und ausgewähltes
Archivgut in elektronischer Form gesichtet werden. Die Aufschaltung
von AfZ Online Archives erfolgte am 27. Januar 2006 anlässlich des „1. Swiss
Innovation Forum“. Auf Einladung dieser erstmals stattfindenden Innovationsplattform
präsentierten Daniel Nerlich und Jonas Arnold das System in
Baden am Stand des Archivs für Zeitgeschichte, der bei Vertreterinnen und
Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Publizistik auf reges Interesse
stiess.
Im Vorfeld der Aufschaltung wurde durch die Firma Xylix Software GmbH
ein umfassendes technisches und grafisches Feintuning vorgenommen.
Das IT-Team des Archivs für Zeitgeschichte nahm derweil ein sanftes Lifting
und eine inhaltliche Überarbeitung der Corporate Website vor. Ein weiterer
Arbeitsschwerpunkt betraf die Konfiguration und Bereitstellung von
Schnittstellen und Basistechnologien für das AfZ Online Archives sowie der
Errichtung eines Hilfesystems.
Insbesondere unterstützte das IT-Team die task force im Archiv für Zeitgeschichte,
welche intensive Vorarbeiten für die Aufschaltung der elektronischen
Findmittel im Internet zu leisten hatte. Hierzu gehörten die Erarbeitung
der Konzepte für die externe Präsentation unter Berücksichtigung von
Schutzbedürfnissen und die akribische Überarbeitung der Metadaten der
95

Das Archiv für Zeitgeschichte am 1. Swiss Innovation Forum: Daniel Nerlich präsentiert den
virtuellen Lesesaal AfZ Online Archives.
weit über hundert frei gegebenen Bestände. Der hierzu von Martin Schacher
entwickelte Daxolix, ein internes Tool zur Massenbearbeitung der Daten in
der zentralen Archivdatenbank DACHS-A, erwies dabei wertvolle Dienste.
AfZ Online Archives ist – wie im Bereich Öffentlichkeitsarbeit aufgelistet
– als virtueller Lesesaal zahlreichen Fachkräften mit positiver Resonanz präsentiert
worden. Unter den Innovationen, welche dank Xylix Software GmbH
im Archiv für Zeitgeschichte realisiert werden konnten, ist insbesondere die
Möglichkeit der Einschränkung der probabilistischen Suche auf theoretisch
beliebige Schlüsselwerte wie Zugänglichkeit, Laufzeit, Quellenarten oder
einzelne Ebenen der Archivtektonik zu erwähnen. Damit wird den Benutzern
ermöglicht, die Stärken der probabilistischen Volltextsuche in Verbindung
mit klassischen Recherchetechniken zu nutzen.
Als Element zum Auf- und Ausbau des digitalen Archivs wurden im Sommer
2006 zusätzliche Instanzen von AfZ Online Archives für das Intranet und
den Lesesaal implementiert. In diesen wird ein kontinuierlich erweitertes
Angebot digitalisierten Archivguts angeboten, welches im Rahmen von Digitalisierungsprojekten
verscannt und für die Benutzung aufbereitet wird.
Zur Darstellung von Media Content war die Entwicklung von Viewern für
96

audiovisuelle Quellenarten wie Bild-, Ton- und Film- bzw. Videodokumente
und die Reorganisation des digitalen Archivs nötig.
Als erster Media Content wurden Ausschnitte zu 140 Kolloquien „Zeugen
der Zeit“ akustisch sowie Forschungsunterlagen und Materialien von und
zum Mikrobiologen, Mediziner und Wissenschaftstheoretiker Ludwig Fleck
(1896-1961) im Januar und November 2006 als Originaldokumente in AfZ
Online Archives verfügbar gemacht.
Das Archiv für Zeitgeschichte arbeitet zusammen mit Xylix Software an
weiteren Innovationen, darunter die Optimierung der Absuche der Metadatenebene,
die Erschliessung von Webkollektionen in zeitgeschichtlichen
Fachportalen bis hin zur Verwaltung und zum Retrieval grosser Kollektionen
digitalen Archivguts. Für das bisher Erreichte danken wir den Mitarbeitern
von Xylix Software.
Von DACHS zu CMI STAR – eine neue Ära der Archivinformationssysteme
Die Projekte zu AfZ Online Archives zeigten die Stärken, aber auch klare
Leistungsgrenzen der seit 2000 gemeinsam mit der ETH betriebenen Archivdatenbank
DACHS-A auf. Nachdem die Lieferfirma DISOS GmbH 2004 durch
das angelsächsische Unternehmen Iron Mountain, einem Anbieter reiner Archivdienstleistungen,
übernommen worden war, gab es begründete Zweifel,
dass DACHS – wie ursprünglich in Aussicht gestellt – zu einem modernen
Archivinformationssystem mit Modulen für die Lagerbewirtschaftung oder
den Benutzungsdienst weiterentwickelt wird.
Tatsächlich erwies sich die notwendig gewordene Migration des Systems
von oracle 8.0.5 auf oracle 10g im April 2005 als ein schwieriges Unterfangen.
Auch waren die von DISOS jährlich gelieferten Upgrades mit unbereinigten
Fehlern behaftet, so dass sie im Archiv für Zeitgeschichte nicht eingesetzt
wurden. Dies war Grund genug, die ständige Beobachtung des Marktes
für Anbieter von Archivinformationssystemen zu intensivieren und neue
Partner zu suchen.
Die ersten Kontakte zur Firma CM Informatik AG (CMI), einem Schweizer
Anbieter von Systemen für Archive und für die Geschäftskontrolle, reichen in
das Jahr 2004 zurück. Damals stellten das Archiv für Zeitgeschichte und die
Firma Xylix Software GmbH die gemeinsam entwickelten Innovationen anlässlich
des Internationalen Symposiums für Informationswissenschaften in
97

Chur vor, an welchen die Firma CMI Interesse zeigte. In weiteren Gesprächen
manifestierte sich das gegenseitige Interesse an einer partnerschaftlichen
Entwicklung, die mit einer Testinstallation des Archivinformationssystems
CMI STAR mit integrierter Xylix-Absuche im Sommer 2005 ihren konkreten
Anfang nahm.
Es folgte der Entwurf für einen auf CMI STAR basierenden Webclient für das
Archiv für Zeitgeschichte sowie eine Reihe von erfolgreichen gemeinsamen
Präsentationen, u.a. am Archivkongress in Stuttgart im September 2005.
Die positiven Erfahrungen zeigten, dass die Produkte CMI STAR und Xylix
füreinander und für das Archiv für Zeitgeschichte wie geschaffen sind.
Mit dem Abschluss von Kooperationsverträgen zwischen dem Archiv für
Zeitgeschichte, Xylix Software und CMI im Februar und Juli 2006 ist der
Weg frei geworden für eine Zusammenarbeit, in deren Rahmen als erstes
Projekt die Ablösung der Archivdatenbank DACHS in Angriff genommen
wurde. Nach der Einrichtung der Basisinfrastruktur (August 2006) und der
Installation des Systems sind gegenwärtig die abschliessenden Tests und
das Feintuning in vollem Gange.
Dabei zeigen sich Schritt um Schritt die Vorteile der neuen Technologie, auf
der das Archivinformationssystem CMI STAR basiert. Es besticht vor allem
durch seine enorme Flexibilität. Neben der praktisch beliebigen Parametrierbarkeit
und der wählbaren Datenbanktechnologie (oracle oder MS-SQL)
gaben vor allem die mächtigen Import- und Reportingmodule sowie die
offenen Schnittstellen für weitere Umsysteme insbesondere im Bereich
der Langzeitarchivierung den Ausschlag für das Produkt des Anbieters, der
seit 1988 auf dem Markt ist und in den letzten Jahren zahlreiche Ausschreibungen
gewonnen hat. Insgesamt hat das Archiv für Zeitgeschichte mit
CMI einen Partner gefunden, der einen neuen technologischen Zyklus im
Bereich der Archivinformationssysteme eingeläutet hat und mit dem es
– auch in Zusammenarbeit mit Xylix Software – zukunftsweisende Projekte
realisieren möchte.
Systemwartung, Weiterentwicklungen
Diese Projekte wurden neben dem eigentlichen Tagesgeschäft weiterverfolgt:
Aufrechterhaltung und Modernisierung der IT-Infrastruktur und Büromatik
sowie der Support für alle Archivbereiche und für den Benutzungsdienst.
Zur Modernisierung gehörten die Einführung von fünf neuen Laptops als
98

mobile Arbeitsstationen, die Einrichtung eines Hotspots im Lesesaal und
die Reorganisation der zentralen Server in einem Racksystem. Im Bereich
Sicherheit wurden mit der Migration sämtlicher Rechner in das Reservenetz
der ETH die Grundlagen für die Einführung von NET-NG geschaffen.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Auslagerung verschiedener
Dienste an entsprechende Stellen in der ETH eingehend geprüft. Der für
das Departement GESS ausgearbeitete Bericht zeigt, dass ein erhebliches
Entwicklungspotential im IT-Bereich des Archivs für Zeitgeschichte besteht,
das effizient zu nutzen aber auch eine Anpassung des seit Jahren stagnierenden
IT-Kredits erfordert.
Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen
Gruppe Sammlungen und Archive; Kulturgüterkommission
der ETH Zürich
Im Rahmen der von Daniel Nerlich geleiteten Arbeitsgruppe „Archive an der
ETH Zürich“, zu der das Archiv für Zeitgeschichte, das Hochschularchiv der ETH
(Archive und Nachlässe), das Archiv gta zur Theorie und Geschichte der Architektur,
das Max-Frisch-Archiv und das Thomas-Mann-Archiv gehören, werden
Fragen möglicher Synergien im Bereich der Informationstechnologien und die
Situation der räumlichen Infrastruktur thematisiert. Zur Intensivierung der
Öffentlichkeitsarbeit wurde der gemeinsame Webauftritt auf der Homepage
der ETH weiterentwickelt (https://www.ethz.ch/libraries/collections).
Die Arbeitsgruppe public relations entwickelte ein Abendführungskonzept,
das allen Sammlungen und Archiven der ETH die Möglichkeit bietet, sich einmal
jährlich einem Publikum zu präsentieren, welches besonderes Interesse
an den kulturellen Institutionen der ETH findet. Für die im Monatsrhythmus
stattfindenden einstündigen Führungen werben die Sammlungen und Archive
mit einem gemeinsamen Flyer.
Die Anliegen der ETH-Archive vertrat Daniel Nerlich auch als Mitglied der
Kulturgüterkommission (KGK), welche die Schulleitung per 2005 als beratendes
Gremium in Fragen der Aufbewahrung, Erhaltung und Präsentation der
Kulturgüter in den Sammlungen und Archiven der ETH Zürich neu eingesetzt
hatte. In den sechs Sitzungen des Berichtszeitraums gab sich die KGK eine
Geschäftsordnung und bereitete die Aufnahme verschiedener Kulturgüter
ins entsprechende Verzeichnis der ETH vor.
99

Abendführungen für die Öffentlichkeit – gemeinsamer Auftritt der Sammlungen und Archive
der ETH Zürich.
An der zweiten von ihr organisierten Plenarsitzung der Sammlungen und
Archive referierte Prof. Christoph Flüeler am 29. November 2006 über die
Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen.
Obwohl die Kulturgüterkommission zur Zeit über kein eigenes Budget
verfügt, ist zumindest die Prüfung und koordinierende Unterstützung vergleichbarer
Projekte an der ETH in ihrer Geschäftsordnung vorgesehen. Auf
diesen Support ist auch das Archiv für Zeitgeschichte bei seinen aufwändigen
Digitalisierungsvorhaben künftig dringend angewiesen, die letztlich
dazu dienen, die cultural assets der ETH nach aussen besser sichtbar und
komfortabler nutzbar zu machen.
Tagungen, Seminarien und Präsentationen
Seminarien, Proseminare, Gymnasialklassen und weitere Gruppen haben
auch 2005/06 das Archiv für Zeitgeschichte besucht, sei es für Präsentationen,
für eine Einführung in die Arbeit mit Originalquellen oder im Kontext
mit spezifischen Themen, wobei auch an externen Anlässen über unsere
Tätigkeit informiert wurde:
100

26.1.2005 Informationsveranstaltung für Mittelschullehrer und Mediothekare
des Kantons Zürich: Nachhaltiger Umgang mit digitalen Assets (Speichermedien
– Formate – Metadaten), Digitalisierungsprojekte im
Archiv für Zeitgeschichte, sinapsis.ch (Jonas Arnold, Daniel Nerlich)
11.2.2005 Historisches Seminar der Universität Basel (Dr. Erik Petry), Proseminar:
Jüdisches Leben im 19. Jahrhundert. Referate: Die Dokumentationsstelle
Jüdische Zeitgeschichte (Uriel Gast), Gesamtpräsentation AfZ
(Jonas Arnold); Die Jüdische Pressezentrale in Zürich: Ein Schweizer
Blick auf die jüdische Welt der Zwischenkriegszeit (Daniel Gerson)
17.2.2005 Lernnachmittag der Gesellschaft für Judaistische Forschung mit PD
Dr. Joachim Schlör, Universität Potsdam
8./17.3.2005 Besuch Schulklasse Kantonsschule Wettingen. Referat: Die Schweiz
im Zweiten Weltkrieg (Regina Gehrig)
15.3.2005 Sektion Zürich der Gesellschaft Schweiz - Israel. Referate: Gesamtpräsentation
des Archivs für Zeitgeschichte und der Dokumentationsstelle
Jüdische Zeitgeschichte (Jonas Arnold, Uriel Gast); „Für
kein Geld in der Welt möchte ich mehr in die Schweiz zurück“: Die
Aliyah des Erich Goldschmidt aus der Schweiz nach Israel und ihre
Vorgeschichte (Daniel Gerson)
3.6.2005 Historisches Seminar der Universität Bern (Dr. Patrick Kury), Proseminar:
Antisemitismus. Referate: Die Dokumentationsstelle Jüdische
Zeitgeschichte (Uriel Gast); Recherche und Benutzung (Jonas Arnold);
Die Jüdische Pressezentrale in Zürich (Daniel Gerson)
30.6.2005 Gruppe Archive an der ETH Zürich, Referat: Das Projekt Xylix Online
Archives – Lösung zur Online-Präsentation archivischer Metadaten
(Jonas Arnold)
13.-15.9.2005 Präsentation am 10. archivwissenschaftlichen Kolloquium der Archivschule
Marburg anlässlich des 100. Jahrestags der Gründung
des Gesamtarchivs deutscher Juden. Referat: „Sicherung gefährdeter
Quellen zur schweizerisch-jüdischen Zeitgeschichte. Erfahrungen
beim Aufbau der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte“
und Leitung der Paneldiskussion (Uriel Gast)
29.9.2005 Generalversammlung des Fördervereins der Karl-Schmid-Stiftung.
Referate: Das Archiv für Zeitgeschichte im Überblick (Werner Hagmann);
Der Nachlass Karl Schmid (Daniel Schmid)
12.10.2005 Präsentation für das Dokumentationszentrum doku-zug.ch. Referat:
Vom gedruckten Findmittel zum virtuellen Informationsraum, Informationstechnologien
im Archiv für Zeitgeschichte (Jonas Arnold,
Daniel Nerlich)
101

9.11.2005 Ethikkommission der ETH Zürich. Referat: Erinnern vs. Vergessen
– Archivalltag im Spannungsfeld von Forschungsfreiheit und Datenschutz
(Jonas Arnold)
18.11.2005 Einführungskurs des Vereins Schweizerischer Archivarinnen und
Archivare. Referate: Das Archiv für Zeitgeschichte (Daniel Nerlich);
Informationstechnologien im Archiv für Zeitgeschichte (Jonas Arnold);
Das VSJF-Archiv und seine Datenbank (Daniel Gerson)
27.1.2006 . Swiss Innovation Forum, Baden: Präsentation AfZ Online Archives
(Jonas Arnold, Daniel Nerlich)
10.2.2006 Historisches Seminar der Universität Basel (Dr. Erik Petry), Proseminar:
Jüdische Familiengeschichte im 19. Jahrhundert. Referate: Die
Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte (Uriel Gast); Gesamtpräsentation
AfZ, Recherche und Benutzung (Jonas Arnold); Deutschjüdische
Familiengeschichte am Beispiel ausgewählter Dokumente
im Nachlass Hermann Levin Goldschmidt (Daniel Gerson)
23.2.2006 hist 2006. Geschichte im Netz – Praxis, Chancen, Visionen. Humboldt-Universität
(Berlin), Referat: AfZ Online Archives – Der virtuelle
Lesesaal des Archivs für Zeitgeschichte (ETH Zürich). Werkstattbericht
im Rahmen der Tagung (Daniel Nerlich)
16.8.2006 Empfang anlässlich der Unterzeichnung der Schenkungserklärung
zum Vorlass Hans Hutter. Referat: Das Archiv für Zeitgeschichte
und seine Quellenbestände zum Spanischen Bürgerkrieg (Werner
Hagmann)
29.9.2006 Kantonsschule Rämibühl, Zürich (Sebastian Bott), Themenwoche Zürich
im Zweiten Weltkrieg. Präsentation zweier Flüchtlingsschicksale
aus dem VSJF-Archiv (Uriel Gast)
15.11.2006 Fleckolloquium des Ludwik Fleck Zentrums am Collegium Helveticum
(Zürich), Referate: „Fleck online“ – Langzeitarchivierung und Internetpräsentation
von Quellenbeständen des Ludwik Fleck Zentrums
im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (Daniel Nerlich, Daniel
Schwane)
102

Benutzung
Die schon 2004 in die Wege geleitete Reorganisation des Benutzungsdienstes,
für den eine durch Drittmittel finanzierte Stelle geschaffen wurde, hat
sich bewährt, und die dadurch erreichte personelle Kontinuität wird allgemein
sehr geschätzt. Mit Frau Marijke Rupp konnte vom September 2005 bis
Ende 2006 eine kompetente I+D-Assistentin gewonnen werden.
Erneuter Anstieg der Benutzungszahlen
Der in den letzten Jahren zu beobachtende kontinuierliche Anstieg der
Benutzungszahlen setzte sich auch im Berichtszeitraum fort: 2005 wurden
620 Benutzungen im Lesesaal registriert, 2006 sogar 660 (2004: 614 Benutzungen).
Im Steigen begriffen ist auch die Zahl der Fernbenutzungen,
nämlich insgesamt 68 in beiden Berichtsjahren zusammen. Bei total 423
verschiedenen Benutzungen (mit teils mehreren Besuchen im Lesesaal)
entspricht dies immerhin einem Anteil von 16 Prozent – bei fast jeder sechsten
Benutzung wurden die gewünschten Unterlagen also nicht vor Ort im
Lesesaal konsultiert, sondern in Form von Papierkopien oder Digitalisaten
per Briefpost oder elektronisch übermittelt. Die Fernbenutzungen dürften
durch die auf unserer Website neu geschaffene Möglichkeit einer Recherche
auf Dossierebene weiterhin zunehmen.
AfZ-Website
Das Webangebot des Archivs für Zeitgeschichte konnte mit der Aufschaltung
von AfZ Online Archives ab Ende Januar 2006 wesentlich erweitert werden,
was mit zu einer spürbaren Steigerung der Nutzung beitrug. In den Jahren
103

2005 und 2006 wurden für die Website des Archivs und für AfZ Online Archives
über 250’000 Besuche von rund 94‘000 Rechnern festgestellt, was
im Falle der Besuche gegenüber der Vergleichsperiode (2003-2004) eine
Steigerung von 34 Prozent bedeutet. Erfreulich ist neben der wachsenden
Beliebtheit von AfZ Online Archives der zu beobachtende Trend, dass generell
mehr User das Webangebot des Archivs für Zeitgeschichte wiederholt
nutzen (plus 67 Prozent) und die durchschnittliche Dauer eines Besuchs
(plus 10 Prozent) ansteigt.
Herkunft und Benutzungszweck
Fast ein Fünftel der Benutzenden (17,3 Prozent) vor Ort stammt aus dem
Ausland, vor allem aus Deutschland (rund 10 Prozent). Der Rest verteilt sich
auf Österreich (8 Einzelbenutzungen), Frankreich (6), USA (6), Niederlande (3),
Israel (2), Australien, Grossbritannien, Kenya, Korea und Tschechien (je 1).
Grund für die Archivbenutzung war in jedem zweiten Fall eine wissenschaftliche
Forschungsarbeit (Seminar-, Diplom-, Lizentiatsarbeiten, Dissertationen,
Nationalfondsprojekte etc.). An zweiter Stelle folgen Recherchen
zu journalistischen und publizistischen Zwecken mit 24 Prozent. Archivbenutzungen
mit amtlichem bzw. beruflichem Hintergrund machen gut
104

10 Prozent aus, solche zu rein privaten Zwecken ohne Publikationsabsicht
knapp 9 Prozent. Den kleinsten Anteil bilden Benutzungen für Schularbeiten
(Gymnasien, Berufsschulen etc.) mit rund 7 Prozent.
Benutzte Bestände und betroffene Themenbereiche
In den Jahren 2005/2006 wurden 198 von insgesamt 488 verschiedenen Beständen
im Archiv für Zeitgeschichte benutzt. Mit 63 Benutzungen steht die
Biografische Sammlung klar an der Spitze. Auch auf die übrigen gedruckten
Dokumentationen (NZZ-Archiv, wf-Archiv, Sammlung Geschichte, Systematische
Presseausschnittsammlung) sowie die Zeitungs- und Zeitschriftenbestände
wurde mehrheitlich je zwischen 20 und 30 Mal zugegriffen.
Unter den institutionellen Beständen haben jene aus dem Bereich der
jüdischen Zeitgeschichte, namentlich die Archive von JUNA, SIG und VSJF
mit je zwischen 45 und 55 Benutzungen die mit Abstand grösste Nachfrage
erfahren. 21 Mal wurde das Vorort-Archiv konsultiert und je 10 Mal das SFH-
Archiv sowie der Bestand zum Gotthard-Bund.
Unter den Privatnachlässen steht jener des Schweizer Konsuls Carl Lutz
mit 17 Benutzungen – u.a. im Zusammenhang mit Ausstellungsprojekten
– an der Spitze. Je zehn und mehr Benutzungen verzeichnen zudem die
Nachlässe Gustav Däniker sen., Hermann Levin Goldschmidt, Alfred A. Häsler,
Rolf Henne, Erwin Jaeckle sowie der Fotobestand Peter Keckeis. Insgesamt 13
Mal wurde der Bestand Tondokumente Zeugen der Zeit zu den vom Archiv
für Zeitgeschichte veranstalteten Kolloquien beigezogen.
Mehr als vier Fünftel aller Benutzungen beziehen sich auf Themen zur
allgemeinen Zeitgeschichte (43,5 Prozent) und zur jüdischen Zeitgeschichte
(40,7 Prozent). Der Rest verteilt sich auf die Bereiche Wirtschaft und Zeitgeschichte
(10,4 Prozent) sowie Kalter Krieg (5,4 Prozent).
Allgemeine Zeitgeschichte
Bei einem Grossteil der Benutzungen zu diesem Bereich stehen Recherchen
zu einzelnen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte im Mittelpunkt: Gefragt
waren Unterlagen unter anderem zu Lily Abegg, Wilhelm Abegg, Jacobo
Arbenz, Warda Bleser-Bircher, Eduard Blocher, Ferdinand Bolt, Walter Bosshard,
Franco Brenni, Emil Brunner, Adolf Butenandt, Reto Caratsch, Winston
Churchill, Otto Dietrich, Carl Doka, Friedrich Ebert, Paul Gentizon, Karl Gerold,
Wolfgang Graetz, Alfred A. Häsler, Eduard von der Heydt, Wilhelm Hoegner,
105

Max Huber, Klaus Hügel, Alfred Huggenberger, Arnold Jaggi, Hans Koch,
Herbert Lüthy, Golo Mann, Valentin Oehen, Max Petitpierre, Franz Riedweg,
Werner Rings, Karl Schmid, Edgar Schumacher, Hans Konrad Sonderegger,
René Sonderegger, Attilio Tamaro, Ernst Freiherr von Weizsäcker, Felix M.
Wiesner und Laure Wyss.
Zeitlich bilden Themen zur Zwischenkriegszeit und zum Zweiten Weltkrieg
den Schwerpunkt. Klar im Vordergrund standen dabei Forschungen zum
Frontismus und zu anderen Erneuerungsbewegungen sowie zu Schweizern
in der Waffen-SS, welche sich grossenteils aus Frontistenkreisen rekrutierten.
Weitere Themenschwerpunkte betreffen Flüchtlinge und Militärinternierte
sowie die Pressepolitik. Geforscht wurde überdies zur Ausländerpolitik allgemein,
zu den Schweizerischen Ärztemissionen an der Ostfront, zur Rolle
des Roten Kreuzes im Zweiten Weltkrieg, zum Nachrichtendienst, zu nationalsozialistischen
Auslandorganisationen in der Schweiz, zu den Schweizer
Spanienkämpfern, zur Kirchenpolitik der Religiös-Sozialen und zur „Spanischen
Grippe“ im Jahr 1918.
Archivbenutzungen zur Nachkriegszeit betrafen insbesondere die Ausländer-
und Flüchtlingspolitik (jugoslawische Arbeitsimmigration, Tamilen,
Ungarnflüchtlinge, Schweizerische Flüchtlingshilfe, Asylbefragungen), die
Entwicklungspolitik, die NS-Kriegsverbrecherprozesse im Spiegel der NZZ, die
Nahostpolitik der Schweiz, die Jugendunruhen (Zürcher Rolling Stones-Konzert
1967), den Grundstückerwerb durch Ausländer sowie das Schweizerische
Institut für Auslandforschung. Zeitlich übergreifende Themen befassten sich
unter anderem mit der Geschichte der Schweizer Diplomatie, den kulturellen
Aussenbeziehungen der Schweiz, der Ausbürgerung von Schweizerinnen
sowie mit Auslandschweizern in Bulgarien und in Südostasien.
Jüdische Zeitgeschichte
Auch im Bereich der jüdischen Zeitgeschichte betraf ein grosser Teil der
Recherchen einzelne jüdische und nichtjüdische Persönlichkeiten, darunter
gleich mehrmals Georges Brunschvig, Else Lasker-Schüler und Carl Lutz. Im
weiteren wurden Unterlagen verlangt zu Lajser Ajchenrand, Leo Baeck, Max
Brod, Ulrich Fleischhauer, Gisi Fleischmann, Joseph Ganz, Paul Grüninger, Paul
Guggenheim, Louis Haefliger, Heinz Stefan Herzka, Berthold Jacob, Hans Klee,
Gertrud Kurz, Johann von Leers, Friedrich Liebling, Gertrud Lutz, Carl Mayer,
Saly Mayer, Robert Neumann, Hans Ornstein, Irene Paucker-Andorn, Benjamin
106

Sagalowitz, Nathan Schwalb-Dror, Moses Silberroth, Manfred Sturmann,
Margarethe Susman, Zwi und Jacob Taubes, Paul Vogt, Jakob und Julie Wassermann,
Samuel Weil-Neuburger, Theodor Weisz und Hans Weyermann.
Auch bei der jüdischen Zeitgeschichte stehen ganz klar Themen zur Zwischenkriegszeit
und zum Zweiten Weltkrieg im Vordergrund. Der Schwerpunkt
liegt dabei eindeutig bei Fragestellungen zur Flüchtlingspolitik der
Schweiz in der Zeit des Nationalsozialismus, wobei oft die Flüchtlingshilfe,
regionale Verhältnisse oder einzelne Flüchtlingsschicksale im Zentrum
standen. Mehrere Benutzungen galten dem Antisemitismus in der Schweiz,
etwa den „Protokollen der Weisen von Zion“ oder den Verhältnissen in der
Stadt St. Gallen. Wiederholt hatten die Forschungsthemen einen Bezug zur
Shoah, etwa zu Rettungsaktionen mit schweizerischer Beteiligung oder zur
Rolle des IKRK, aber auch zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Deutschland
oder in im deutschen Einflussbereich stehenden Ländern. Jüdische Organisationen,
einzelne jüdische Gemeinden und das schweizerische Judentum
insgesamt bilden weitere Interessensschwerpunkte. Untersucht wurden
schliesslich auch die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem britischen
Mandatsgebiet Palästina.
Die Flüchtlingsthematik dominiert auch die Benutzungen zur Nachkriegszeit:
Geforscht wurde unter anderem zur Aufnahme einer Gruppe
von Jugendlichen aus dem Konzentrationslager Buchenwald in der Schweiz,
zum Erholungsaufenthalt ehemaliger Konzentrationslagerinsassen in der
Schweiz, zu jüdischen Ungarn-Flüchtlingen und zu weiblichen Flüchtlingsschicksalen.
Weitere Themen waren die Beziehungen zwischen der Schweiz
und Israel, die Gesellschaft Schweiz - Palästina und die Wahrnehmung des
Antisemitismus durch den SIG. Zeitlich übergreifende Themen mit Bezug
zur Schweiz betrafen unter anderem die Juden und die Alpen, jüdische
Wirtschaftstätigkeit, jüdische Selbsthilfe, Synagogen sowie die jüdischen
Bibliotheken in der Schweiz.
Wirtschaft und Zeitgeschichte
Im Vergleich zur allgemeinen Zeitgeschichte und zur jüdischen Zeitgeschichte
ist die chronologische Verteilung der einzelnen Forschungsthemen ausgeglichener,
wobei die Fragestellungen zur Nachkriegszeit leicht überwiegen.
Abgesehen von einer Ausnahme, einer Recherche zu Werner K. Rey, finden
sich keinerlei personenbezogene Fragestellungen.
107

Inhaltlich stehen erneut aussenwirtschaftliche Themen im Vordergrund:
Gefragt waren Quellen zur Aussenhandelspolitik ab 1945, zum Bundesamt
für Aussenwirtschaft (der ehemaligen Handelsabteilung), zur „Union der
schweizerischen Handelskammern im Ausland“, zum Aussenhandel im
Zweiten Weltkrieg, zur europäischen Integration und zur EWR-Abstimmung,
zu den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland und zu Japan
sowie zum Waffenexport. Unter dem Themenkreis Arbeits- und Sozialpolitik
finden sich Archivrecherchen zum Verhältnis zwischen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern (Friedensabkommen, Fremdarbeiterstreiks u.a.), zur Gewerkschaftspolitik,
zur Erwerbsarbeit von Frauen, zur Arbeitslosenversicherung
und zur AHV. Mehrere Fragestellungen galten der Finanzpolitik, vor allem
der Diskussion über die Doppelbesteuerung im Völkerbund, der Fiskalpolitik
des Bundes in den Jahren 1938 bis 1946, der Bundesfinanzreform 1945 bis
1958 und der Finanzpolitik in den 1990er Jahren. Weitere Forschungsthemen
betrafen wirtschaftsrechtliche Fragen (Aktienrecht, Kartellgesetz), das
Bankwesen (Bankgeheimnis, Schweizerische Kreditanstalt, Schweizerische
Volksbank), die Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik des Bundes während
der Krise der 1930er Jahre, die Entwicklungspolitik der 1950er und 1960er
Jahre, das Redressement National, Emotionen in Abstimmungsplakaten, die
„Anbauschlacht“ im Zweiten Weltkrieg, die Automobilindustrie und den
Warenschmuggel.
Kalter Krieg
Bei einigen Benutzungen zum Kalten Krieg standen einzelne Persönlichkeiten
im Zentrum, namentlich der unter dem Pseudonym Jean Villain bekannte
Publizist Marcel Brun, Divisionär Gustav Däniker sowie Ernst Schürch. Jeweils
mindestens zwei Benutzungen befassten sich mit dem Antikommunismus
und der Geistigen Landesverteidigung in der Schweiz seit 1945, mit kommunistischen
Parteien und Strömungen (PdA, KPS/ML, Trotzkismus), mit
der Schweizerischen Korea-Mission, mit den Indochinakriegen bzw. mit der
Anti-Vietnamkriegsbewegung und mit den Ungarnflüchtlingen. Weitere
Recherchen galten dem Kalten Krieg allgemein, Albanien, der Rolle des IKRK
im Korea-Krieg, dem „Prager Frühling“, der rechtsbürgerlichen Presse, dem
„Hofer-Club“ und dem „Institut für politologische Zeitfragen“.
108

Eingegangene Belegexemplare 2005
• Brunschwig, Annette / Heinrichs, Ruth / Huser, Karin: Geschichte der Juden im
Kanton Zürich. Von den Anfängen bis in die heutige Zeit. Hg.: Ulrich Bär / Monique
R. Siegel, Zürich: Orell Fussli Verlag AG, 2005.
• Bucher, Martin J.: Die Deutschlandkontakte der Schweizer Pfadfinder 1920-1945.
„Schaut auf das Heldische der deutschen Hitlerjugend“, Münster: LIT-Verlag,
2004.
• Bussmann, Nora: Die mutige Pionierin. Warda Bleser-Birchers Jahrhundert, Zürich:
Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2005.
• Calvo, Silvana: 1938 Anno infame. Antisemitismo e profughi nella stampa ticinese,
Bologna: Edizioni dell‘ Arco, 2005 (I libri di Olokaustos 1).
• Christe, Sabine / Natchkova, Nora / Schick, Manon / Schoeni, Céline: Au foyer de
l‘inégalité. La division sexuelle du travail en Suisse pendant la crise des années 30
et la Deuxième Guerre mondiale, Lausanne: Éditions Antipodes, 2005.
• Drews, Isabel: „Schweizer erwache!“ Der Rechtspopulist James Schwarzenbach
(1967-1978), Frauenfeld: Verlag Huber, 2005 (Studien zur Zeitgeschichte. Hg. v. Urs
Altermatt, Bd. 7).
• Eichenberger, Elsi: Als Rotkreuzschwester in Lazaretten der Ostfront. Schweizer
Ärztemissionen im II. Weltkrieg - Teil 3 - Smolensk, Kriegswinter 1941/42, ein Erlebnisbericht.
Hg.: Reinhold Busch, 2. vollständig überarbeitete Auflage, Berlin: Verlag
Frank Wünsche, 2004.
• Ernst & Young AG: Untersuchung zu nachrichtenlosen Vermögenswerten bei
liechtensteinischen Banken in der NS-Zeit. Bericht der Ernst & Young AG gemäss
Mandatsverträgen vom 9. Juli 2002 und 5. Mai 2003 zwischen der Unabhängigen
Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg und der Ernst & Young AG
(Studie 5), in: Veröffentlichungen der UHK: Studien 5 u. 6, Vaduz / Zürich: Historischer
Verein für das Fürstentum Liechtenstein / Chronos Verlag, 2005, S. 7-81.
• Fanzun, Jon A.: Die Grenzen der Solidarität. Schweizerische Menschenrechtspolitik
im Kalten Krieg, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2005.
• Geiger, Peter / Brunhart, Arthur / Bankier, David / Michman, Dan / Moos, Carlo /
Weinzierl, Erika: Fragen zu Liechtenstein in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg:
Flüchtlinge, Vermögenswerte, Kunst, Rüstungsproduktion. Schlussbericht der
Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Vaduz /
Zürich: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein / Chronos Verlag,
2005 (Veröffentlichungen der UHK: Schlussbericht).
• Genni, Nicola / Toppi, Silvano: Storie: Il ritorno di Inge [Ginsberg], Televisione svizzera
di lingua italiana, [Lugano], [20.3.] 2005 (DVD).
• Gisel-Pfankuch, Susanne / Lüthi, Barbara: Gezeichnet. Wladimir Sagal (1898-1969)
– Flüchtling und Künstler, Zürich: Chronos, 2005.
• Gisler, Martina: Die Bedeutung der heutigen SwissCham für die Förderung der
schweizerischen Aussenwirtschaft in den Jahren 1975-1994, Lizentiatsarbeit, Zürich
2005.
109

• Glur, Stefan: Vom besten Pferd im Stall zur persona non grata. Paul Ruegger als
Schweizer Gesandter in Rom 1936-1942, Diss. Zürich, Bern: Peter Lang, 2005 (Geist
und Werk der Zeiten: Arbeiten aus dem Historischen Seminar der Universität
Zürich, Nr. 100).
• Haentjes, Mathias: Der Meisterspion von Bern. Allen Dulles und die Schweiz im 2.
Weltkrieg. Dokumentarfilm für Schweizer Fernsehen DRS, Zürich, Abt. DOK – Spuren
der Zeit, Sendedatum: 31.1.2005.
• Hoechner, Francesca: Grenzverwischer. „Jud Süss“ und „Das Dritte Geschlecht“:
Verschränkte Diskurse von Ausgrenzung, Lizentiatsarbeit, Basel 2005.
• Jost-Luong, Thomas: Die Anerkennung der Volksrepublik China 1950 durch die
Schweiz: Eine Konsequenz der schweizerischen Chinapolitik seit 1945 Lizentiatsarbeit,
Zürich 2004.
• Jud, Ursina: Liechtenstein und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus.
Studie im Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter
Weltkrieg, Vaduz / Zürich: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein /
Chronos Verlag, 2005 (Veröffentlichungen der UHK: Studie 1).
• Karlen, Stefan: Versicherungen in Liechtenstein zur Zeit des Nationalsozialismus.
Studie im Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter
Weltkrieg, (Studie 6), in: Veröffentlichungen der UHK: Studien 5 u. 6, Vaduz / Zürich:
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein / Chronos Verlag, 2005, S.
83-141.
• Keller, Zsolt: Theologie und Politik - Beginn und Konkretisierung des christlich-jüdischen
Dialoges in der Schweiz, in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und
Kulturgeschichte, Fribourg, 99. Jg. (2005), S. 157-175.
• Keller, Zsolt: Jüdische Bücher und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund
(1930-1950). Anmerkungen zu einem bislang wenig beachteten Thema, in: Bulletin
der Schweizersichen Gesellschaft für Judaistische Forschung SGJF, Nr. 14 / 2005
(Beiheft zu JUDAICA, Nr.3 / 2005), S.20-34.
• Kieser, Hans-Lukas / Schaller, Dominik (Hg.): Der Völkermord an den Armeniern
und die Shoah / The Armenian Genocide and the Shoah, Zürich: Chronos Verlag,
2002.
• Kistler, Judith: Emotionalisierung in Abstimmungsplakaten: Unterschiede zwischen
sozialen und finanziellen Themen im Zeitraum von 1950 bis 2002, Seminararbeit,
Zürich 2005.
• Krummenacher-Schöll, Jörg: Flüchtiges Glück. Die Flüchtlinge im Grenzkanton
St.Gallen zur Zeit des Nationalsozialismus, Zürich: Limmat Verlag, 2005.
• Kury, Patrick / Lüthi, Barbara / Erlanger, Simon: Grenzen setzen. Vom Umgang mit
Fremden in der Schweiz und den USA (1890-1950), Köln / Weimar / Wien: Böhlau
Verlag 2005.
• Leimgruber, Matthieu: Achieving Social Progress Without State Intervention A
Political Economy of the Swiss Three-Pillar Pension System (1890-1972), Dissertation,
Lausanne 2004.
110

• Leisinger, Thomas: Entwichene russische Kriegsgefangene in der Schweiz 1942-
1945, Lizentiatsarbeit, Basel 2005.
• Lussy, Hanspeter / López, Rodrigo: Finanzbeziehungen Liechtensteins zur Zeit des
Nationalsozialismus. Studie im Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission
Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, 2 Teilbände, Vaduz / Zürich: Historischer Verein
für das Fürstentum Liechtenstein / Chronos Verlag, 2005 (Veröffentlichungen der
UHK: Studie 3/I u. 3/II).
• Mächler, Stefan: Hilfe und Ohnmacht. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund
und die nationalsozialistische Verfolgung 1933-1945. Hg.: Schweizerischer
Israelistischer Gemeindebund, Zürich: Chronos Verlag, 2005 (Beiträge zur Geschichte
und Kultur der Juden in der Schweiz, Bd. 10).
• Marxer, Veronika / Ruch, Christian: Liechtensteinische Industriebetriebe und die
Frage nach der Produktion für den deutschen Kriegsbedarf 1939-1945. Studie im
Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg,
Vaduz / Zürich: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein / Chronos
Verlag, 2005 (Veröffentlichungen der UHK: Studie 2).
• Pasotti, Enrico / Sofia, Aldo: La casa di vetro, Televisione Svizzera di lingua italiana,
Lugano 2004 (Video).
• Rechsteiner, Ulrich: Germanophile Strömungen in Politik und Armee. In den 30er
und frühen 40er Jahren. Am Beispiel von Dr. Heinrich Frick, Oberstleutnant, Bachelorarbeit,
ETH Zürich 2005.
• Ramò, Mario / Schnoz, Monika: Powered by emotion. Emotionen in Abstimmungsplakaten
der Deutschschweiz. Codebuch und Inhaltsanalyse, Seminararbeit, Zürich
2005.
• Rudolph, Katrin: Hilfe beim Sprung ins Nichts. Franz Kaufmann und die Rettung
von Juden und „nichtarischen“ Christen, Berlin: Metropol Verlag, 2005 (Dokumente
- Texte - Materialien. Hg.: Zentrum für Antisemitismusforschung der Universität
Berlin, Bd. 58).
• Sommer, Marianne: Ich war als Häftling in Dachau – Die Geschichte des Albert
Mülli, Maturitätsarbeit an der Kantonsschule Oerlikon, Zürich, November 2004.
• Tisa Francini, Esther: Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt 1933-1945.
Sammlungen und ihre Provenienzen im Spannungsfeld von Flucht, Raub und
Restitution. Studie im Auftrag der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein
Zweiter Weltkrieg, Vaduz / Zürich: Historischer Verein für das Fürstentum
Liechtenstein / Chronos Verlag, 2005 (Veröffentlichungen der UHK: Studie 4).
• Waeber, Aurel: Georgine Gerhard und ihre Aktivitäten in Flüchtlingshilfe, Frauenbewegung
und Sozialpolitik. Eine Basler Biographie, Lizentiatsarbeit, Basel 2004.
• Wipf, Matthias: Bedrohte Grenzregion. Die schweizerische Evakuationspolitik 1938-
1945 am Beispiel von Schaffhausen, Zürich: Chronos, 2005 (Schaffhauser Beiträge
zur Geschichte, Bd. 79).
• Wollenmann, Reto: Zwischen Atomwaffe und Atomsperrvertrag. Die Schweiz auf
dem Weg von der nuklearen Option zum Nonproliferationsvertrag (1958-1969),
111

[Lizentiatsarbeit], Zürich 2004 (Zürcher Beiträge zur Sicherheitspolitik und Konfliktforschung
Nr.75. Hg.: Andreas Wenger, Forschungsstelle für Sicherheitspolitik
der ETH Zürich).
• Zeller, Céderic: Die Mitglieder des Schweizerischen Handels- und Industrievereins
im Zeitraum von 1933 bis 1935. Eine Untersuchung über die Verbindungen und
Beziehungen zu Unternehmen, Politik und anderen Interessengruppen, Seminararbeit,
Basel 2005.
• Ziegler, Manuela: Wahrnehmungswandel. Eine historische Fallstudie zur individuellen
Wahrnehmung von Grenze am Beispiel des Journalisten Ferdinand Bolt,
Magisterarbeit, Konstanz 2005.
• Zur Erstveröffentlichung des Rosenbaumplädoyers. Das Verbrechen an den Rotter in
Liechtenstein 1933. Mit Beiträgen von Ursina Jud, Klaus Biedermann, Peter Kamber,
Pius Heeb, Norbert Haas und Hansjörg Quaderer, Vaduz: Historischer Verein für das
Fürstentum Liechtenstein, 2004 (Sonderdruck aus dem Jahrbuch des Historischen
Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 103, 2004).
Eingegangene Belegexemplare 2006
• Aerne, Peter: „Wehe der Christenheit ..., Wehe der Judenschaft ...“. Der Weihnachtsbrief
an die Juden in der Schweiz von 1942, 2 Teile, in: Judaica. Beiträge zum
Verstehen des Judentums. Hg.: Stiftung für Kirche und Judentum, Zürich, 58 Jg.,
Heft 4 / Dezember 2002, S. 234-260, u. 59 Jg., Heft 1 / März 2003, S. 24-48.
• Aerne, Peter: Religiöse Sozialisten, Jungreformierte und Feldprediger. Konfrontation
im Schweizer Protestantismus 1920-1950, Diss. Bern, Zürich: Chronos, 2006.
• Beglinger, Martin: Die tödliche Spanierin [Grippeepidemie von 1918 in der Schweiz],
in: Das Magazin, Zürich, Nr. 13 /1.-7.4.2006, S.18-26.
• Belart, Caroline: Viele von ihnen weinten. Polnische Internierte in der Gemeinde
Thalheim (AG) während des 2. Weltkrieges. Schularbeit an der Pädagogischen
Hochschule Aargau, Schinznach-Dorf 2005.
• Belart, Caroline: Viele von ihnen weinten. Polnische Internierte in der Schweiz und
insbesondere in der Gemeinde Thalheim (AG) während des Zweiten Weltkriegs,
in: Argovia 2006. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau,
Bd. 118, Baden: hier + jetzt, 2006, S. 47-63.
• Bill, Ramón: Waffenfabrik Solothurn. Schweizerische Präzision im Dienste der
deutschen Rüstungsindustrie, Solothurn 2002 (Schriftenreihe des Kantonalen
Museums Altes Zeughaus Solothurn, Heft 14).
• Bonhage, Barbara / Gautschi, Peter / Hodel, Jan / Spuhler, Gregor: Hinschauen und
Nachfragen. Die Schweiz und die Zeit des Nationalsozialismus im Licht aktueller
Fragen, Zürich: Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, 2006.
• Botzenhardt, Ann-Kathrin: Jüdische Selbsthilfe in der Schweiz – Organisation und
Arbeitsweisen 1904-1945, Magisterarbeit Freiburg i. Br. 2006 (unpubliziert).
• Burgener, Gianni: Der Berner Prozess um die „Protokolle der Weisen von Zion“.
Proseminararbeit, Zürich 2006.
112

• Colombo, Carlo: Vogelgrippe: Damit die „Spanische Grippe“ nicht zurückkehrt /
Grippe aviaire: Les scénairios d‘ urgence sont en place / Influenza aviaria: Affinchè
non si riviva l‘incubo della spagnola,in: Krankenpflege. Hg.: Schweizer Berufsverband
der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, Bern, 99. Jg., Nr. 6 / 2006, S.
10-14, 40-43, 62-64.
• Dejung, Christof: Aktivdienst und Geschlechterordnung. Eine Kultur- und Alltagsgeschichte
des Militärdienstes in der Schweiz 1939-1945, Diss. Zürich, Zürich:
Chronos, 2006.
• Erlanger, Simon: „Nur ein Durchgangsland“. Arbeitslager und Internierungsheime
für Flüchtlinge und Emigranten in der Schweiz 1940-1949, Diss. Zürich, Zürich:
Chronos, 2006.
• Es lohnt sich noch. Karl Gerold zum 100. Geburtstag. Hg.: Karl-Gerold-Stiftung zum
100. Geburtstag von Karl Gerold, Frankfurt a. M. 2006.
• Frei, Fabian: Gelebte „Neutralität“. Die Anfänge der schweizerischen Korea-Mission
nach Zeitzeugenberichten, Lizentiatsarbeit, Zürich 2006.
• Gillabert, Matthieu: „L‘affaire Gustloff“ 1936. Diplomatie allemande et propagande
nazie en Suisse entre surenchères et rivalités, Mémoire de licence, Fribourg
2006.
• Graber, Roger: Entwicklungshilfe und Exportförderung im Kalten Krieg. Interessen,
Motive und Strategien der Schweizer Exportindustrie in Entwicklungsländern
(1955-1965), Lizentiatsarbeit, Zürich 2006.
• Höfer, Candida: Bibliotheken, München: Schirmer / Mosel, 2005.
• Jehle, Frank: Emil Brunner. Theologe im 20. Jahrhundert, Zürich: Theologischer
Verlag Zürich, 2006.
• Kanyar Becker, Helena (Hg.): Gertrud Lutz-Fankhauser: Diplomatin und Humanistin,
Basel / Bern: Publikation der Universitätsbibliothek Basel, Nr. 38, 2006.
• Keller, Zsolt: Der Blutruf (Mt 27,25). Eine schweizerische Wirkungsgeschichte 1900-
1950, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2006.
• Klein, Philippe: Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland
zur Zeit des Zweiten Weltkrieges im Spiegel der NZZ-Berichterstattung,
Lizentiatsarbeit, Zürich 2006.
• Loepfe, Willi: Geschäfte in spannungsgeladener Zeit. Finanz- und Handelsbeziehungen
zwischen der Schweiz und Deutschland 1923 bis 1946, Weinfelden:
Wolfau-Druck AG, 2006.
• Lupp, Björn-Erik: Von der Klassensolidarität zur humanitären Hilfe. Die Flüchtlingspolitik
der politischen Linken 1930-1950, Diss. Basel, Zürich: Chronos, 2006.
• Mattli, Angela: Der Bund Schweizerischer Jüdischer Frauenvereine im Spannungsfeld
von Solidarität und Resignation: Politik und Engagement in den Jahren der
Bedrohung 1933-1945, Seminararbeit, Freiburg i. Ue. 2006.
• Metzger, Thomas: Antisemitismus in der Stadt St.Gallen 1918-1939, Fribourg:
Academic Press, 2006 (Religion – Politik – Gesellschaft in der Schweiz. Hg.: Urs
Altermatt, Bd. 42).
113

• Morawietz, Katharina: Die Kulturgemeinschaft der Emigranten in Zürich 1941-
1945. Ein kulturelles Engagement als Beispiel der Selbsthilfe von Flüchtlingen,
Lizentiatsarbeit, Basel 2005.
• Mühlhausen, Walter: Friedrich Ebert 1871-1925. Reichspräsident der Weimarer Republik.
Hg.: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte (Heidelberg) und
Friedrich-Ebert-Stiftung (Berlin / Bonn), Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH,
2006.
• Niederhäuser, Peter (Hg.): Das jüdische Winterthur. Begleitpublikation des Historischen
Vereins Winterthur zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Lindengut
(Winterthur) vom 15. März bis 8. Oktober 2006, Winterthur / Zürich: Historischer
Verein Winterthur / Chronos Verlag, 2006.
• Oswald, Nik: Jeep, Tschiip. Die ersten Jeeps in der Schweiz, 1941 bis 1947, [Schwyz]:
Eigenverlag, 2006.
• Rebmann, Frédéric: Une économie autogérée sans intervention de l‘Etat Le rôle et
la position du Vorort dans le processus de législation sur les cartels (1950-1962)“,
mémoire de licence, Lausanne 2006.
• Rossé, Christian: Le Service de renseignements suisse face à la menace allemande
1939-1945, Panazol: La Vauzelle / Neuchâtel: Editions Alphil, 2006.
• Schindler, Dietrich (jun.): Ein Schweizer Staats- und Völkerrechtler der Krisen- und
Kriegszeit – Dietrich Schindler (sen.) 1890-1948, Zürich / Basel / Genf: Schulthess,
2005.
• Schreiber, Sabine: Hirschfeld, Strauss, Malinsky. Jüdisches Leben in St.Gallen 1803
bis 1933, Diss. Zürich, Zürich: Chronos, 2006 (Schriftenreihe des Schweizerischen
Israelitischen Gemeindebundes: Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in
der Schweiz, Band 11).
• Schmid, Daniel: „den steilen Emmentaler Högern nicht gewachsen“ – Die Entstehung
und Entwicklung des Redens über Tamilen in der Schweizer Presse 1982 bis
1995, Lizentiatsarbeit, Zürich 2005.
• Schulz, Kristina: Neutralität und Engagement: Denis de Rougement und das
Konzept der „aktiven Neutralität“. Sonderdruck aus: Zwischen den Fronten.
Positionskämpfe europäischer Intellektueller im 20. Jahrhundert, hg. von Ingrid
Gilcher-Holtey, Berlin: Akademie Verlag, 2006, S.153-177.
• Sidler, Roger: Arnold Künzli. Kalter Krieg und „geistige Landesverteidigung“ – eine
Fallstudie, Diss. Luzern, Zürich: Chronos, 2006.
• Späti, Christina: Die schweizerische Linke und Israel. Israelbegeisterung, Antizionismus
und Antisemitismus zwischen 1967 und 1991, Diss. Freiburg i. Ue., Essen:
Klartext Verlag, 2006 (Antisemitismus: Geschichte und Strukturen, Bd. 2).
• Sprecher, Thomas (Hg.): Im Geiste der Genauigkeit. Das Thomas-Mann-Archiv der
ETH Zürich 1956-2006, Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann, 2006 (Thomas-Mann-
Studien. Hg. vom Thomas-Mann-Archiv der ETH in Zürich, 35. Bd.).
• Stalder, Rafael: Carl Doka et la Schweizerische Rundschau / Carl Doka et
l‘antisemitisme, Seminararbeit, Fribourg 2006.
114

• Uhlig Gast, Christiane: Die Flüchtlingshilfe des Verbandes Schweizerischer Jüdischer
Fürsorgen VSJF für die jüdischen Flüchtlinge aus Ungarn 1956. Hg.: VSJF,
Zürich 2006.
• Vogel, Sandra: Urteil in Sachen Flüchtlingshelfer Grüninger, Seminararbeit Zürich,
2006 (unpubliziert).
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Das Team des Archivs für Zeitgeschichte wird auf S. 124 namentlich aufgeführt.
Ihm gehörten Ende 2006 insgesamt 23 Voll- und Teilzeitmitarbeitende
sowie Praktikantinnen und Praktikanten an. Wenige Mutationen sind bei den
Anstellungen zu vermerken. Nach dreieinhalbjähriger Tätigkeit im IT-Team
nahm Martin Schacher im November 2006 eine neue Herausforderung bei
einem der führenden Schweizer Anbieter im Bereich der Archivinformatik
an. Sein ausgeprägtes Dienstleistungsverständnis und die Kreativität bei
Informatikprojekten bleiben in bester Erinnerung. Er ist von Walter Sutter
abgelöst worden, der dem Archiv für Zeitgeschichte als Teilzeitkraft neben
seinem Fachhochschulstudium zur Verfügung steht. Die zweite Mutation
Das AfZ-Team Weihnachten 2005.
im Kernteam betraf den Benutzungsdienst, wo die I+D-Assistentin Marijke
Rupp im Dezember 2005 Sarah Küng nachfolgte. Nach über siebenjähriger
Mitarbeit trat Hubert Villimek Ende Oktober 2005 in den Ruhestand. Seine
vielfältigen Dienste auch als grafischer und technischer Allrounder kamen
allen Archivbereichen zugute, wofür wir ihm herzlich danken.
Fünfzehn Auszubildende, Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger
konnten im Berichtszeitraum innerhalb von Praktika oder in befristeten
Anstellungen Einblick in die archivische Tätigkeit nehmen und Erfahrungen
sammeln. Eddy Affolter, Christian Coradi, Daniel Hüppin, Franziska Sidler und
115

Anna Sieg taten dies im Rahmen der Dokumentationsstelle Wirtschaft und
Zeitgeschichte. In Erschliessungsprojekten der Jüdischen Zeitgeschichte
arbeiteten Anne Frenkel, Helene Metz, Aurel Waeber und Janine Wilhelm
mit und im Rahmen der allgemeinen Zeitgeschichte engagierten sich Silvan
Abicht, Paola Cimino, Mike Gadient, Christoph Manasse, Karin Rauch und
Daniel Schwane. Sowohl denjenigen, welche die Archiventwicklung nachhaltig
mitgestalten, als auch allen, die kurzfristig im Archiv für Zeitgeschichte
mitarbeiteten, sei hier herzlich gedankt.
Publikationsliste
Aus den Reihen des AfZ-Teams wurden folgende Beiträge zur Geschichte
publiziert:
• Gerson, Daniel: Die Kehrseite der Emanzipation in Frankreich. Judenfeindschaft
im Elsass 1778 bis 1848, Diss. Berlin, Essen: Klartext-Verlag 2006.
• Ders.: Der Hohe Priester, in: Mona Körte und Marion Neiss (Hrsg.): Von Schöpfern
und Schurken. To B. or not to be, Berlin: Metropol-Verlag 2006, S. 92-93.
• Ders.: Silvain Guggenheim, in: Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 5, Basel 2006,
S. 792-793.
• Hagmann, Werner: Das „Rote Werdenberg“, in: 100 Jahre SP Kanton St.Gallen. Hg.:
SP des Kantons St.Gallen, St.Gallen 2005, S. 22-26.
• Ders.: Das „Rote Werdenberg“. Eine ländliche Region als SP-“Hochburg“, in: Werdenberger
Jahrbuch 19 (2006), Buchs SG 2005, S.197-204.
• Ders.: „Feüers Brünste“ – „in hiesigen Gegenden und in fremden Länderen“. Schilderungen
aus der Chronik von Christian Hagmann aus Sevelen, in: Werdenberger
Jahrbuch 20 (2007), Buchs SG 2006, S. 105-115.
• Lerf, Madeleine: Aus dem Konzentrationslager Buchenwald in die Schweiz – Studie
zur wechselseitigen Wahrnehmung, in: Gesellschaft für Exilforschung (Hg.):
Kindheit und Jugend im Exil – Ein Generationenthema. Exilforschung: Ein internationales
Jahrbuch Bd. 24, München 2006, S. 79-94.
• Manasse, Christoph: Flugschriften der badischen Revolution von 1848/1849.
Ihre Funktion in der Revolutionsöffentlichkeit und ihre inhaltlich-thematischen
Bezüge, dargestellt an der Sammlung Cajetan Jägers, in: Zeitschrift des Breisgau-
Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“, Jahrbuch 124, Freiburg im Breisgau 2005, S.
135-168.
• Ders.: Strukturwandel und Neuorientierung der Gasindustrie in der Zwischenkriegszeit
unter Berücksichtigung des Gaswerks Basel, in: Basler Zeitschrift für
Geschichte und Altertumskunde, Bd. 105 (2005), Basel 2005, S. 50-78.
• Ders.: Die Anfangsgeschichte der Gasversorgung der Stadt Basel, in: GWA 9/2006,
Zürich 2006, S. 751-757.
116

• Ders.: Geschichte des Staatsarchivs Basellandschaft, in: Baselbieter Heimatblätter,
Nr. 2, Liestal 2006, S. 37-58.
• Ders. / Tréfás, David: Vernetzt, Versorgt, Verbunden. Die Geschichte der Basler
Energie- und Wasserversorgung, Basel: Christoph Merian Verlag, 2006.
• Nerlich, Daniel: Lebensschichten einer Pionierin, in: Bussmann, Nora: Die mutige
Pionierin. Warda Bleser-Birchers Jahrhundert. Eine Biografie, Zürich: NZZ-Verlag,
2005, Booklet, S. 1-6.
• Schwane, Daniel: Wider den Zeitgeist Konflikt und Deeskalation in West-Berlin
1949 bis 1965, Diss. Berlin, Stuttgart: ibidem-Verlag, 2005.
• Ders.: Dybiec, Joanna: Guidebook Gazes: Poland in American and German Travel
Guides, Münster 2004 (Rezension), in: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/.
• Ders.: Das „Laboratorium“ West-Berlin: Hansjakob Stehle und die Passierscheinverhandlungen
1962/63, in: Lemke, Michael (Hrsg.): Schaufenster der Systemkonkurrenz.
Die Region Berlin-Brandenburg im Kalten Krieg, Köln / Weimar / Wien
2006, S. 18-43.
Stiftungen und Fonds
Stiftung Archiv für Zeitgeschichte
Die Errichtung der neuen Stiftung Archiv für Zeitgeschichte erfolgte am 9.
Februar 2006 im Notariat Fluntern, wo der Stiftungsrat gleich auch seine
konstituierende Sitzung durchführte. Ihm gehören René Braginsky, der die
Gründung des neuen Förderungswerkes ermöglicht hat, als Präsident, Walter
Gut als Vertreter der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte, von Seiten des
Archivs für Zeitgeschichte Prof. Klaus Urner (Vizepräsident), Dr. Daniel Nerlich
(Aktuar) und Dr. Uriel Gast an. Die ETH Schulleitung ist im Stiftungsrat
durch ihren Delegierten lic. phil. Hugo Bretscher vertreten. Im Zentrum der
ersten Sitzung stand der Beschluss, die Liegenschaft Hirschengraben 62 zu
kaufen, auch wenn die Finanzierung nicht vollständig aus eigenen Mitteln
erfolgen konnte.
Seit dem Grundbucheintrag vom 4. April 2006 ist die Stiftung nun neue
Eigentümerin des Hirschengraben 62. An der Stiftungsratssitzung vom 27.
April wurden Regelungen zur Mietvereinbarung mit der ETH Zürich, die
Errichtung eines Unterhaltsfonds und die Budgetanträge des Archivs für
Zeitgeschichte für 2006 und 2007 gutgeheissen.
Aus den Mieteinnahmen und dank einem ganz wesentlichen Beitrag der
Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an die Infrastrukturkosten werden Stellen
117

Ein denkwürdiger Moment in der Geschichte des AfZ: René Braginsky vollzieht den Hauskauf,
Grundbucheintrag vom 4. April 2006.
mitfinanziert, die bisher von der ETH nicht übernommen wurden und die wie
die Dienstleistungen für die Benutzung und im IT-Bereich für den gesamten
Archivbetrieb unentbehrlich sind. Zudem sollen Projekte gefördert werden,
für die insbesondere im Rahmen der allgemeinen und schweizerischen
Zeitgeschichte eine entsprechende Unterstützung fehlte.
Dankbar und mit Freude darf vermerkt werden, dass das umfassend
angelegte Förderungswerk bereits im Gründungsjahr seine Tätigkeit aufgenommen
hat. Noch sind aber erhebliche Anstrengungen erforderlich, damit
die Sammelstiftung Archiv für Zeitgeschichte durch Legate und weitere
Zuwendungen ausgebaut und zur vollen Entfaltung gelangen kann.
Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag
Nachdem die Stiftung Dialogik in der 1990 errichteten Form nicht mehr
weitergeführt wird, ist gemäss Fondsreglement vom 14. Dezember 2006
innerhalb der Stiftung Archiv für Zeitgeschichte neu der „Mary und Hermann
Levin Goldschmidt-Bollag-Fonds“ ins Leben gerufen worden. Der
Fonds nimmt die ursprünglichen Stiftungszwecke zu Gunsten des Archivs
für Zeitgeschichte wahr.
Jaeckle-Treadwell-Stiftung
Der Stiftungsrat der Jaeckle-Treadwell-Stiftung, der am 25. April 2006 im
Archiv für Zeitgeschichte tagte, wählte Dr. Thomas Feitknecht als Nach-
118

folger von Prof. Dr. Eduard Stäuble ins Präsidium der Stiftung. Prof. Stäuble
hat die Geschicke der Stiftung seit dem Tod von Dr. Erwin Jaeckle geleitet
und wirkt in diesem Gremium auch künftig mit. Dr. Feitknecht, erster Leiter
des Schweizerischen Literaturarchivs (1990-2005), gehört dem Stiftungsrat
seit den Anfängen an. Sowohl das Schweizerische Literaturarchiv als auch
das Archiv für Zeitgeschichte, die beide den Nachlass von Erwin Jaeckle betreuen,
werden durch das Förderungswerk begünstigt. Auf Grund knapper
Ressourcen musste 2005/06 auf die Ausrichtung von Beiträgen allerdings
verzichtet werden.
Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich
Im Stiftungsrat der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte sind seit deren Gründung
Ende 1995 erstmals Mutationen zu verzeichnen. Herr Dr. Rolf Bloch, Mitbegründer
und langjähriger Präsident der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte
an der ETH Zürich, trat an der Sitzung vom 6. Juli 2005 von seinem Amt und
als Vertreter des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes zurück. Er
bleibt weiterhin ad personam Mitglied des Stiftungsrates. Der Stiftungsrat
und das Archiv für Zeitgeschichte würdigten und verdankten das langjährige
erfolgreiche Wirken von Herrn Dr. Bloch für die schweizerisch-jüdische
Zeitgeschichte und sein besonderes Engagement in den Förderungswerken
zu Gunsten des Archivs für Zeitgeschichte.
Zum neuen Präsidenten wählte der Stiftungsrat Herrn René Braginsky,
welcher schon bisher entscheidend zum Gedeihen der Dokumentationsstelle
Jüdische Zeitgeschichte beigetragen hat. Auf Vorschlag des SIG wurde Frau
Doris Krauthammer, Präsidentin des VSJF, in den Stiftungsrat gewählt.
Im Juli 2006 trat Dr. Branco Weiss aus dem Stiftungsrat zurück. Er hat den
Ausbau des Archivs für Zeitgeschichte vor allem in den Jahren 1993 bis 1999
massgeblich gefördert. Auch in schwierigen Phasen hat er sich persönlich für
die Anliegen des Archivs für Zeitgeschichte eingesetzt. Der mit seiner Hilfe
ermöglichte Umzug aus den engen Verhältnissen an der Scheuchzerstrasse
68 an den Hirschengraben 62 ist und bleibt ein Meilenstein in der Geschichte
des Archivs für Zeitgeschichte, mit dem die Grundlage für die nachfolgende
dynamische Entwicklung gelegt worden ist. Für die gewährte wegweisende
Unterstützung danken wir Herrn Dr. Weiss herzlich.
Die Stiftung Jüdische Zeitgeschichte finanzierte wiederum Teilzeitstellen
unterschiedlicher Dauer sowie studentische Einsätze und Praktika: Daniel
119

Zum Abschied: Klaus Urner übergibt Dr. Rolf Bloch eine vom AfZ-Mitarbeiter und Künstler Hubert
Vilimek gestaltete biografische Collage.
Gerson, stellvertretender Leiter der Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte,
Regina Gehrig (Erschliessung, Beratung, Recherchen, Auswertung
Jüdische Medien, Führungen), Sarah Küng und Marijke Rupp (Benutzerbetreuung),
Madeleine Lerf (Erschliessung), Sandra Studer (Erschliessung)
und Hubert Villimek (Magazin, Transporte, Grafik, allgemeine Dienste). Sie
unterstützte die Informatik-Abteilung des Archivs für Zeitgeschichte, indem
sie die Stelle von Martin Schacher mitfinanzierte. Ausserdem ermöglichte sie
studentische Einsätze und Praktika von Jure Tornic, Anna Sieg, Helene Metz,
Aurel Waeber und Janine Wilhelm.
An der Gründung der neuen Stiftung Archiv für Zeitgeschichte im April
2006 und am Kauf des Hauses Hirschengraben 62 beteiligte sich die Stiftung
Jüdische Zeitgeschichte mit einem Beitrag von 700‘000 Franken. Als
Vertreter der Stiftung Jüdische Zeitgeschichte wurde Herr Walter S. Gut in
den Stiftungsrat der neuen Stiftung gewählt. Dem Stiftungsrat gilt unser
Dank für die grosszügige und unentbehrliche Unterstützung der Dokumentationsstelle
Jüdische Zeitgeschichte.
120

Emil Friedrich Rimensberger-Fonds
Nachdem das Kuratorium seit dem Tod der Stifter Petronella Rimensberger
und Rudolf Zehnder nicht mehr getagt hatte, wurde es nach einer weitgehenden
Neukonstituierung im Dezember 2005 reaktiviert: Drei der vier bisherigen
Mitglieder, Prof. Dr. Jean-Francois Bergier, Pieternel von Salis-Rimensberger
und Jean-Claude Zehnder erklärten per Ende 2005 ihren Rücktritt. An ihrer
Stelle wurden neu Dr. iur. Ulysses von Salis, Dr. Ursula Akmann-Bodenmann
und Dr. Werner Hagmann gewählt. Als Vorsitzender des Kuratoriums stellte
sich weiterhin Prof. Klaus Urner zur Verfügung. Am 5. Oktober 2006 fand
die erste Sitzung des Kuratoriums in neuer Zusammensetzung statt. Dabei
wurde ein Rahmenkredit von 20‘000 Franken für das Jahr 2007 zur Finanzierung
von kleineren Erschliessungsprojekten im Bereich der allgemeinen
schweizerischen Zeitgeschichte gutgeheissen.
Simon und Hildegard Rothschild-Stiftung
Auch bei der 1999 ins Leben gerufenen Simon und Hildegard Rothschild-
Stiftung erfolgte ein Wechsel an der Spitze. Gründungspräsident Dr. Rolf
Bloch, der die Errichtung der Stiftung wesentlich vermittelt hat, trat an der
Sitzung vom 6. Oktober 2005 von seinem Amt und gleichzeitig auch als Vertreter
des SIG zurück. Für die souveräne Leitung der Stiftung, die im Archiv
für Zeitgeschichte wertvolle Förderungsarbeit leistet, gilt Herrn Dr. Bloch
unser herzlicher Dank.
Zum neuen Präsidenten wählte der Stiftungsrat Herrn Daniel A. Rothschild,
Basel, Mitglied der Geschäftsleitung des SIG. Der Stiftungsrat verlängerte
dem Archiv für Zeitgeschichte den Dispositionskredit von 50‘000 Franken,
auf die im Interesse einer Konsolidierung nicht zurückgegriffen worden ist.
Bis Ende 2006 erreichte das Stiftungsvermögen wieder die ursprüngliche
Höhe des Gründungskapitals von einer Million Franken.
Karl-Schmid-Stiftung
Nach dem Hinschied von alt Regierungsrat Prof. Dr. Hans Künzi, des Präsidenten
und grössten Förderers der Karl-Schmid-Stiftung, im Herbst 2004
hat sich der Stiftungsrat unter der interimistischen Leitung von Dr. med.
Christoph Schmid mit Fragen zur Neuorientierung der Stiftung befasst.
Mit der Herausgabe der Gesammelten Werke (1998) und der Briefe (2000)
121

Karl Schmids sowie nach der Überarbeitung des Nachlasses im Archiv für
Zeitgeschichte, die 2007 abgeschlossen wird, hat die Karl-Schmid-Stiftung
die primären Ziele, welche sie sich im Stiftungsstatut von 1992 gesetzt hatte,
weitgehend erfüllt. Für September 2007 ist eine Ausstellung zu Karl Schmid
im Museum Bärengasse geplant. Die Phase der vorwiegend auf Werk und
Mensch bezogenen Auseinandersetzung mit Karl Schmid kommt damit zu
ihrem Abschluss.
Der Stiftungsrat prüfte Möglichkeiten einer Weiterführung unter anderer
Zielsetzung. Einen attraktiven Rahmen bietet die bereits in früheren Jahren
verfolgte Idee einer Vorlesungsreihe.
Der Stiftungsrat der Karl-Schmid-Stiftung, der Vorstand des Fördervereins
sowie Ausschüsse zu den einzelnen Projekten führten ihre Sitzungen in
den Räumlichkeiten des Archivs für Zeitgeschichte durch. Das Sekretariat
der Stiftung befand sich in den Berichtsjahren ebenfalls im Archiv für Zeitgeschichte
und wurde von Daniel Schmid betreut. Er hat auch die von der
Stiftung finanzierte Neuerschliessung des durch umfangreiche Ergänzungen
erweiterten Nachlasses bis auf letzte Bereinigungen erfolgreich beendet.
Victor H. und Elisabeth Umbricht-Stiftung
Am 21. Juli 2006 fand unter dem Vorsitz von Prof. Christopher Umbricht in
Zürich die Sitzung des Stiftungsrates der Victor H. und Elisabeth Umbricht-
Stiftung statt, deren Sekretariat seit Mai 2006 von Daniel Schwane betreut
wird. Der Stiftungsrat bewilligte auf Antrag des Archivs für Zeitgeschichte
auch für 2007 ein Budget, mit dem die Weiterbearbeitung des Nachlasses
von Victor H. Umbricht finanziert wird.
122

Dank
Das Archiv für Zeitgeschichte dankt folgenden Institutionen, Gönnerinnen
und Gönnern für ihre 2005/2006 gewährte Unterstützung:
Stiftungen und Fonds
• Stiftung Archiv für Zeitgeschichte
• Stiftung Dialogik, Mary und Hermann Levin Goldschmidt-Bollag
• Stiftung Jüdische Zeitgeschichte an der ETH Zürich zur Sicherung und
Erschliessung historischer Quellen in der Schweiz
• Simon und Hildegard Rothschild-Stiftung
• Dr. h.c. Emil Dreyfus-Stiftung
• Jaeckle-Treadwell-Stiftung
• Karl Schmid-Stiftung
• Victor H. und Elisabeth Umbricht-Stiftung
• Emil Friedrich Rimensberger-Fonds
Legate
• Legat Dr. Warda Bleser-Bircher
• Legat Heinrich Schalcher
Gönnerbeiträge Archiv für Zeitgeschichte/Dokumentationsstelle Jüdische
Zeitgeschichte
• Georg und Jenny Bloch Stiftung
• René und Susanne Braginsky Stiftung
• Willi und Mimi Guggenheim Stiftung
• Israelitische Cultusgemeinde Zürich
• Kirschner Loeb Stiftung
• Saly Mayer Memorial Stiftung, Zürich
• Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund
• Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
• Ernst und Jacqueline Weil Stiftung
• Dr. h.c. mult. Branco Weiss
Beiträge an die Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte
• economiesuisse
Beiträge an den Dokumentationsbereich „Schweiz–Kalter Krieg (1945-1990)“
• Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Demokratie
123

AfZ-Team 2005/2006
(Stand 31.12.2006)
Archivleitung:
Prof. Klaus Urner
Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte
Leitung:
Dr. Uriel Gast
Stellv. Leitung:
Dr. Daniel Gerson
MitarbeiterInnen:
lic. phil. Regina Gehrig
lic. phil. Madeleine Lerf
lic. phil. Sandra Studer
Dokumentationsstelle Wirtschaft und Zeitgeschichte
Leitung:
Dr. Daniel Nerlich
MitarbeiterInnen:
Sabina Bellofatto
lic. phil. Philipp Hofstetter
Anna Sieg
Dokumentationsbereich Schweiz – Kalter Krieg
Leitung:
Dr. Werner Hagmann
Mitarbeiter:
Michael Schaer
Dokumentationsbereich Allgemeine Zeitgeschichte
MitarbeiterInnen:
lic. phil. Christoph Manasse
Dr. Sylvia Rüdin
lic. phil. Daniel Schmid
Dr. Daniel Schwane
Stabsdienste / Informatik
Leitung:
lic. phil. Jonas Arnold
Mitarbeiter:
Walter Sutter
Benutzungsdienst:
Marijke Rupp
Kompetenzzentrum Erschliessung: Dr. Claudia Hoerschelmann
2005/2006 leisteten temporäre Mitarbeit bzw. Praktika:
lic. phil. Silvan Abicht, Edy Affolter, lic. phil. Christian Coradi, lic. phil. Paola
Cimino, Ricarda von Ellerts, Anne Frenkel M.A., Mike Gadient, lic. phil. Daniel
Hüppin, lic. sc. rel. Zsolt Keller, Helene Metz, Karin Rauch, lic. phil. Franziska
Sidler, lic. phil. Aurel Waeber und Janine Wilhelm.
124

Öffnungszeiten
Das Archiv für Zeitgeschichte ist von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und
17.00 Uhr geöffnet. Die Benutzung erfolgt auf Voranmeldung und gemäss
geltendem Archivreglement: Gedruckte Dokumentationen sind frei zugänglich,
für die Einsichtnahme in ungedruckte Unterlagen ist ein schriftliches
Gesuch erforderlich.
• Standort: Hirschengraben 62, 8001 Zürich (Tram 3, 4, 6, 7, 10, 15, Bus 32 bis
Central)
• Postadresse: Archiv für Zeitgeschichte, ETH Zürich, CH-8092 Zürich
• Telefon: (0041) 44 632 40 03 (Benutzungsdienst, Voranmeldung)
• Fax: (0041) 44 632 13 92
• e-mail: afz@history.gess.ethz.ch
• Website: http://www.afz.ethz.ch
125