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Die neue Woche Ausgabe 1449

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6 TITELTHEMA<br />

Ein phänologischer Wetterbeobachter im Bayerischen Wald<br />

Fritz Denk aus Schönbrunnerhäuser sieht Perspektiven für die regionale Landwirtschaft<br />

Fritz Denk bei seiner Arbeit als phänologischer Wetterbeobachter. <br />

Hohenau. Wetterstationen,<br />

wo Niederschläge, Temperaturen<br />

und andere Daten<br />

gesammelt werden, sind wohl<br />

jedem von uns ein Begriff. Fritz<br />

Denk aus Schönbrunnerhäuser<br />

ist jedoch schon seit 1972<br />

ehrenamtlicher phänologischer<br />

Wetterbeobachter.<br />

„Damals trat der Deutsche<br />

Wetterdienst an mich heran<br />

und ich habe ja gesagt ohne<br />

genau zu wissen, wie eine solche<br />

Tätigkeit gemacht wird“,<br />

erinnert sich Fritz Denk im<br />

Gespräch.<br />

<strong>Die</strong> Biogasanlage in Schönbrunnerhäuser<br />

Phänologie<br />

Heute ist es für ihn Routine.<br />

Auf die Frage was er genau tut,<br />

antwortet er: „ Ich beobachte<br />

Pflanzen. Da geht es zum Beispiel<br />

darum wann die Pflanzen<br />

blühen, wie lange Bäume im<br />

Saft stehen oder wann sich die<br />

Blätter der Bäume verfärben.“<br />

Natürlich kann er nicht alle<br />

Pflanzen in seiner Umgebung<br />

immer beobachten. Deshalb<br />

wurden Pflanzen ausgewählt<br />

wie Löwenzahn, Wiesenfuchsschwanz,<br />

Huflattich, Fichten,<br />

Fotos: Demont<br />

Esche und Bergahorn um nur<br />

einige namentlich aufzuführen.<br />

Es zählen auch Nutzpflanzen<br />

dazu wie einige<br />

Getreidearten. Er und seine<br />

rund 300 Kollegen in Bayern<br />

melden ihre Beobachtungen<br />

regelmäßig an den Deutschen<br />

Wetterdienst. <strong>Die</strong>se Beobachtungsdaten<br />

dienen dazu, die<br />

klimatischen Veränderungen<br />

und ihre Auswirkungen auf<br />

die Pflanzenentwicklung in<br />

der freien Natur analysieren<br />

zu können. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

aus den Daten sind die Basis<br />

für Studien und Entscheidungen<br />

in der praktischen<br />

Landwirtschaft, in der Klimatologie<br />

und in den Agrar- und<br />

Forstwissenschaften. Selbst<br />

für die agrarmeteorologische<br />

Beratung finden die Daten<br />

Verwendung. Da fällt einem<br />

natürlich gleich das Stichwort<br />

Klimawandel ein. Auf die Frage,<br />

ob er da etwas feststellen<br />

konnte, meint Fritz Denk:<br />

„ <strong>Die</strong> Salweide blüht vierzehn<br />

Tage früher als in den vergangenen<br />

Jahren. Beim Holunder<br />

sind es sogar drei <strong>Woche</strong>n.<br />

Der Zeitpunkt der Blattverfärbung<br />

bei den Bäumen ist allerdings<br />

gleich geblieben. <strong>Die</strong>s<br />

sind schon Indizien, dass sich<br />

etwas geändert hat. Da sich<br />

der Boden früher erwärmt,<br />

liegt auch der Aussaattermin<br />

für Hafer mittlerweile früher.“<br />

Biogasanlage<br />

Aber Fritz Denk macht noch<br />

mehr. Er war einer der Initiatoren<br />

für den Bau der Biogasanlage<br />

unweit seines<br />

Grundstückes. Da 85% der<br />

landwirtschaftlich genutzten<br />

Fläche seiner Heimatgemeinde<br />

Hohenau Grünland ist,<br />

sah er eine Chance für die<br />

Verwertung von Grasschnitt,<br />

Mist und Gülle in einer solchen<br />

Anlage. <strong>Die</strong> daraus resultierende<br />

Strom- und Wärmegewinnung<br />

ist umweltfreundlich.<br />

<strong>Die</strong> Anlage läuft nun<br />

bereits seit einigen Jahren.<br />

2012 hat die Anlage 4,2 Millionen<br />

KW Strom erzeugt. Wenn<br />

man bedenkt, dass die ganze<br />

Gemeinde Hohenau im Jahr<br />

8,5 Millionen KW Strom verbraucht,<br />

ist dies eine ganze<br />

Menge.<br />

<strong>Die</strong> Wärmegewinnung kommt<br />

ca. 20 Haushalten zugute.<br />

Allerdings kommt ein erheblicher<br />

Anteil des Grundmaterials<br />

wie Grasschnitt nach<br />

Denks Informationen nicht<br />

mehr aus der Umgebung,<br />

sondern wird aus Tschechien<br />

angeliefert. Wahrscheinlich<br />

ist der Preis trotz Transportkosten<br />

günstiger und Wirtschaftlichkeit<br />

steht wohl bei<br />

einer solchen Anlage an erster<br />

Stelle. Der Umwelt und den<br />

Landwirten der Umgebung ist<br />

damit sicherlich nicht gedient.<br />

<strong>Die</strong> Entsorgung der Abfallprodukte<br />

sei ein weiteres Thema.<br />

Hier wurden beim Bau genaue<br />

Auflagen gemacht, die einzuhalten<br />

sind. So etwas kann<br />

man kontrollieren, wenn man<br />

es für erforderlich hält.<br />

Zukunft<br />

Auf die abschließende Frage,<br />

wie er die Zukunft der regionalen<br />

Landwirtschaft sieht,<br />

erzählt er als Beispiel, dass in<br />

den 50er-Jahren zehn Landwirte<br />

an die Milchbank in<br />

Schönbrunnerhäuser angeliefert<br />

haben und heute nur<br />

noch einer. Immer mehr Landwirte<br />

betreiben die Landwirtschaft<br />

im Nebenerwerb.<br />

Er spricht von der sogenannten<br />

Arbeitsfalle. Arbeitszeiten<br />

von 60 bis 70 Stunden in der<br />

<strong>Woche</strong> gehen nur, solange<br />

das Alter und die Gesundheit<br />

es zulässt. <strong>Die</strong> Alternative ist<br />

eine weitestgehende Mechanisierung<br />

und die kostet viel<br />

Geld. Auch die Betriebshelfer<br />

werden immer weniger.<br />

Es gibt immer mehr kleinere<br />

Betriebe, die ihre Festkosten<br />

nicht erwirtschaften und von<br />

der Substanz leben. Für die<br />

nächste Generation bleibt<br />

dann nichts mehr.<br />

Schwarzsehen <br />

Trotz allem sieht Fritz Denk<br />

nicht schwarz in die Zukunft.<br />

Als 1. Vorsitzender des lokalen<br />

Kreisverbands des Verbands<br />

für landwirtschaftliche Fachbildung<br />

in Bayern hält er vor<br />

allem die betriebwirtschaftliche<br />

Seite der Fortbildung<br />

für die Landwirte für sehr<br />

wichtig. Eine gute Perspektive<br />

sei die Biologische Landwirtschaft.<br />

Für Biomilch ist<br />

beispielsweise sicherlich ein<br />

vernünftiger Preis zu erzielen.<br />

Auch eine durchorganisierte<br />

Kuhhaltung im Bereich der<br />

konventionellen Landwirtschaft<br />

in der Größenordnung<br />

von 40 bis 50 Stück hält er für<br />

eine wirtschaftliche Angelegenheit.<br />

Daneben wäre die<br />

Direktvermarktung eine Alternative,<br />

wenn dies richtig organisiert<br />

ist.<br />

Mit den Subventionen ist es<br />

so eine Sache, meint er am<br />

Schluss. Es ist dabei ein erheblicher<br />

Papierkrieg zu bewältigen<br />

und da fehlt oft die Zeit<br />

und das Wissen. <strong>Die</strong> Großbetriebe<br />

tun sich da entschieden<br />

leichter. <br />

rd

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