Mobilität - VSETH - ETH Zürich
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Polykum 2/04–05<br />
Hochschulpolitik<br />
Wolfgang Pauli, Professor am<br />
City College <br />
Hochschulpolitik ist zuweilen ein hartes Pflaster – wenn sich Studentenvertreter mit Nachdruck für<br />
ihre Anliegen einsetzen, fallen auch schon mal markige Worte und wird unterschwellige Ablehnung von<br />
Mitbestimmungsrechten sichtbar. Wir berichten von der Studienreform in der Physik:<br />
Die ersten Studenten studieren seit diesem WS den Bachelor-Studiengang Physik. Ihre Mehrheit wird ihn<br />
nicht erfolgreich zu Ende bringen, wenn die Professoren tatsächlich halten, wofür sie in den Sitzungen<br />
so vehement eingetreten sind.<br />
Von Felix Waldermann & Mauro Pfister > felix@waldermann.de, pfister@vseth.ethz.ch<br />
Es scheint zur hochschulpolitischen<br />
Tradition am D-PHYS geworden zu sein: Ein<br />
Thema wird in der UK einvernehmlich und<br />
pragmatisch diskutiert, ein Lösungsvorschlag<br />
wird ausgearbeitet, mit dem alle mehr oder<br />
weniger gut leben können. Doch dann wird<br />
das Thema noch einmal in der DK angesprochen,<br />
heftige Diskussionen folgen, und<br />
plötzlich gibt es einen Gegenvorschlag, der<br />
dem Kompromiss diametral entgegengestellt<br />
ist. In der UKonf dann, wo die definitiven<br />
Beschlüsse gefällt werden, herrscht daraufhin<br />
zunächst grosse Verwirrung, dann brechen<br />
derart hitzige Diskussionen aus, dass<br />
rationale Beschlüsse unmöglich werden.<br />
Nach einer Weile mag niemand mehr weiterdiskutieren<br />
und man beschliesst wenig<br />
Durchdachtes ins Reglement zu schreiben<br />
– nach welchem notabene die Studierenden<br />
der nächsten paar Jahren gelehrt und geprüft<br />
werden. Neuste Beispiele für dieses Muster<br />
sind die Testatbedingungen und Mobilität,<br />
nachdem bereits früher die organisatorische<br />
Entschärfung schwierigerer Prüfungsblöcke<br />
und die Reduktion des Umfangs einzelner<br />
Fächer abgelehnt wurden.<br />
Zur Mobilität wurde das aktuelle<br />
Positionspapier des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> diskutiert, das u. a.<br />
die Vorverlegung der Herbstprüfungssession<br />
um drei Wochen fordert (vgl. Polykum vom<br />
Juni). Dies würde den Studierenden einen<br />
Austausch in viele europäische Länder bedeutend<br />
erleichtern, da dort das Studienjahr<br />
schon Ende September oder Anfang Oktober<br />
beginnt. Für die Professoren würde dies keinen<br />
Mehraufwand bedeuten, da die Länge<br />
der Prüfungssession gleich bliebe. Bei der<br />
Präsentation dieses Vorschlags stiegen die<br />
Emotionen so schnell in schwindelerregende<br />
Höhen, dass der zweite Satz schlicht nicht<br />
mehr gehört wurde. Anders am D-MAVT<br />
und D-CHAB. Dort haben die Professoren<br />
das Interesse der Studierenden an der Mobilität<br />
gutgeheissen und sich auch mit einer<br />
solchen Verschiebung anfreunden können.<br />
Das D-MAVT empfahl der Schulleitung den<br />
<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Vorschlag, das D-CHAB hatte schon<br />
vor dessen Ausarbeitung selbständig eine<br />
Vorverlegung um zwei Wochen gefordert.<br />
Im Gegensatz dazu hiess es am D-<br />
PHYS, der Mobilität sei keine hohe Priorität<br />
zuzumessen, denn Sprachen könne man auch<br />
hier lernen und der Nutzen von kulturellem<br />
Austausch und gewonnener Sozialkompetenz<br />
Was bedeuten die Kürzel<br />
habe viel weniger Gewicht als eine kohärente<br />
Physikausbildung, die zu 100 % aus der Hand<br />
von <strong>ETH</strong>-Professoren komme. Dabei weisen<br />
Wirtschaftsvertreter bei jeder Gelegenheit darauf<br />
hin, dass sie von Spitzenabsolventen einen<br />
Auslandaufenthalt als Studiumsbestandteil<br />
erwarten. Gewisse Leute scheuten sich<br />
nicht, in der gleichen Sitzung zu fordern,<br />
ein <strong>ETH</strong>-Student solle in Zukunft auch am<br />
Samstagabend Physik büffeln und zu konstatieren,<br />
er brauche nicht ins Ausland zu gehen,<br />
denn eine fremdsprachige Freundin genüge<br />
zum Erlernen anderer Sprachen. Selbst einige<br />
Die Departemente Mathematik & Physik haben für die Lehre<br />
gemeinsame Organe geschaffen, weil sich die Studienpläne stark<br />
überschneiden (das Basisjahr ist sehr zum Vorteil der Studierenden<br />
völlig identisch). D. h. alle Studienreglemente werden nicht von den<br />
beiden DKs sondern von der UKonf verabschiedet.<br />
UK: In der Unterrichtskommission sitzen 5 Professoren, 5 Assistierende<br />
und 5 Studierende. Hier werden Vorschläge intensiv diskutiert<br />
und Kompromisse ausgearbeitet, welche dann an die UKonf<br />
weitergereicht werden.<br />
UKonf: In der Unterrichtskonferenz sitzen alle Professoren, 10<br />
Assistierende und 10 Studierende. Hier werden alle Entscheidungen<br />
zur Lehre von Mathematik und Physik gefällt. Um Vorschläge aus der<br />
UK abzuändern, ist eine 2/3-Mehrheit erforderlich.<br />
DK: In den beiden Departmentskonferenzen werden alle Geschäfte<br />
behandelt, welche die Departmente betreffen. (Neu-)Regelungen<br />
der Lehre können hier nicht beschlossen werden, aktuelle Fragen<br />
der Lehre werden freilich diskutiert.