Mobilität - VSETH - ETH Zürich
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Polykum 2/04–05<br />
Mobilität9<br />
Russisches Zürich<br />
Mobilität bringt Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen. Was haben die 4000 Russen, die in<br />
Zürich leben, aus ihrem Land mitgebracht Das Polykum hat sich für euch auf die Suche nach Russland<br />
begeben und ist nicht nur an der Spiegelgasse, wo einstmals Lenin wohnte, fündig geworden, sondern<br />
auch ein paar Häuser weiter in der Buchhandlung «pinkRus» oder im «Tsarina»-Shop für russische<br />
Spezialitäten im Seefeld.<br />
Katja Baigger > katja.baigger@bluewin.ch, Fotos: Katja Baigger & Jan Strobel<br />
Russland im Seefeld: «Tsarina»<br />
Etwas abseits von den orientalischen Lounges<br />
der Seefeldstrasse taucht man ein in eine russische<br />
Welt en miniature. «Tsarina» heisst der<br />
seit einem Jahr bestehende Laden, «wo jede<br />
Küche zur Zarenküche wird.» Matrjoschkas<br />
stehen der Grösse nach aneinandergereiht auf<br />
einem Kühlschrank, eine Lenin-Flagge – die<br />
eher einem Fahrradwimpel ähnelt – hängt<br />
als Relikt aus vergangenen Zeiten<br />
an der Wand, russische Zeitungen<br />
liegen auf der Theke. Mein Blick<br />
schweift weiter umher und bleibt<br />
an den liebevoll angeordneten Esswaren<br />
hängen, die allein wegen der<br />
Verpackung und der russischen Beschriftung<br />
eine Augenweide sind.<br />
«Was für den hiesigen Betrachter als<br />
russische Spezialitäten daherkommt,<br />
sind in Russland ganz normale<br />
Lebensmittel», verrät mir Jelena, die<br />
erst seit kurzem hier arbeitet. Vor drei<br />
Jahren kam sie aus Kaliningrad, dem<br />
ehemaligen Königsberg, nach Zürich.<br />
Ob sie Russland vemisse, frage ich.<br />
«Nein», meint sie. Das grosse Land<br />
mit seiner ebenso riesigen Geschichte<br />
und Kultur sei ihr, wenn sie dort lebe, viel<br />
zu nah. Hier habe sie die nötige Distanz, um<br />
über alles nachzudenken.<br />
Geröstete Sonnenblumenkerne,<br />
russisches Bier und Souvenirs<br />
«Tsarina» ist das einzige Geschäft seiner Art in<br />
der Deutschschweiz. Die russische Kundschaft<br />
reist aus Luzern und Bern an, um irgendetwas<br />
aus ihrem Heimatland zu kaufen, der Sehnsucht<br />
wegen, wie mir Jelena sagt. «Und seien<br />
es auch nur geröstete Sonnenblumenkerne, die<br />
die Russen gerne vor dem Fernseher essen.»<br />
Von Jelena lasse ich mir die Lebensmittel<br />
erklären. Zuoberst steht eine breite Auswahl<br />
an Wodka-Sorten, darunter die Mayonnaise,<br />
die viel besser sei als die hiesige, weil sie mehr<br />
Fett enthalte. Wie die Salzgurken sei sie unvermeidlich<br />
für einen echten russischen Salat.<br />
Auch Wein aus Georgien und Moldawien,<br />
russisches Bier sowie Zigaretten dürfen nicht<br />
fehlen. Beliebt seien aber auch Souvenirs aus<br />
Russland, so etwa die T-Shirts mit Hammer<br />
und Sichel auf rotem Hintergrund. Jelena<br />
kann das nicht verstehen.<br />
Auf meine Frage, wie sie während des<br />
Kalten Krieges gelebt habe, antwortet sie:<br />
«Damals war ich jünger und glücklicher, alle<br />
Menschen waren zufriedener.» Heute gebe<br />
es zwar grösseren Freiraum in Russland, aber<br />
auch mehr arme Leute. Wer früher mit 100<br />
Rubel einen Monat lang lebte, der kann heute<br />
mit demselben Geld kaum mehr die Wohnung<br />
bezahlen.<br />
FORTSETZUNG AUF NÄCHSTER SEITE<br />
FORTSETZUNG «HY-LIGHTS ...»<br />
eigentlich dringend für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung<br />
bräuchten.<br />
Zudem würde Erdöl<br />
durch andere Treibstoffe<br />
substituiert, wenn<br />
der Benzinpreis sehr<br />
hoch wäre. Arnold<br />
Schwarzenegger hat<br />
bereits den ersten mit<br />
Wasserstoff betriebenen<br />
Hummer (Geländefahrzeug)<br />
in Zusammenarbeit mit GM<br />
produziert. Doch es wäre ein Fehler zu glauben,<br />
wenn die schweren Autos mit Kompogas,<br />
Wasserstoff und ähnlichen Treibstoffen<br />
betrieben werden, sei das Problem gelöst. Die<br />
Energie, welche im motorisierten Verkehr verschwendet<br />
wird, fehlt an anderen<br />
Orten und die<br />
Energienachfrage<br />
erhöht sich unnötig. Da auch im 21. Jahrhundert<br />
die Energiegewinnung aus Uran und<br />
Kohle ohne Internalisierung der externen<br />
Kosten wirtschaftlich sehr günstig ist, werden<br />
diese bei hoher Energienachfrage wieder verstärkt<br />
zum Einsatz kommen – mit allen negativen<br />
Nebenwirkungen dieser<br />
Energiequellen.<br />
Fazit:<br />
Wenn wir nicht mit ganzer<br />
Kraft die HY-Lights<br />
aus der Forschung auf<br />
die Strasse bringen, werden<br />
auch in Zukunft<br />
schwere Boliden den motorisierten<br />
Individualverkehr<br />
beherrschen, mit der Konsequenz,<br />
dass zukünftige und junge<br />
Generationen mit unnötigen Umweltproblemen<br />
von verheerendem Ausmass belastet<br />
werden.