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die Mischung, wenn nicht nur der Stifter, sondern die<br />
Familie Mohn die Stiftung praktisch für alle Zeiten kontrolliert.<br />
Dann wird die ständige Betonung, Mohn habe<br />
mit der BS die Allgemeinheit beschenkt, zu einer hohlen<br />
Phrase“.<br />
Schuler hat u. a. Bücher über F. J. Strauß und über die<br />
Mohns verfasst. Was treibt den Autor an?: „Im Fall von<br />
Bertelsmann will ich das geschönte Bild, das der Konzern<br />
von sich in der Öffentlichkeit schafft, korrigieren. Warum?<br />
Meine Mo�va�on geht zurück auf ein handwerkliches und<br />
ethisches Prinzip des Journalismus, Dinge herauszufinden<br />
und dramaturgisch zu erzählen“.<br />
28<br />
_ K U LT�TOUR<br />
‚Der Stifter setzt sein Vermögen entsprechend<br />
seiner eigenen Werte ein. Geld wird so in<br />
Gestaltungsmacht übersetzt‘<br />
(Prof. Dr. Frank Adloff . Soziologe)<br />
„Unabhängigkeit heißt für die S��ung: unabhängig von<br />
öffentlicher Kontrolle“, meint Schuler. Und: „Die S�ftungsaufsicht<br />
oder das Finanzamt kann man nicht wirklich<br />
ernst nehmen. Die Aufsicht agiert nicht als Kontrolleur,<br />
sondern schützt die Interessen der S��er vor der<br />
Öffentlichkeit“.<br />
Ist Schuler bei seinen Recherchen von der BS unterstützt<br />
worden: „Bei mir entschied die S��ung, meine Fragen seien<br />
zu kri�sch und deshalb werde man darauf nicht antworten.<br />
Ich sei nicht zu bekehren. Deshalb lohne der Aufwand<br />
von Gesprächen mit den Verantwortlichen nicht. Auf<br />
viele Fragen - vor allem zur mangelnden Unabhängigkeit<br />
- hat die S��ung tatsächlich keine Antworten. Ich habe<br />
nach dem finanziellen Aufwand bei vielen Projekten gefragt,<br />
auch nach den Gehältern der Vorstände. Es ist ja so,<br />
dass Liz Mohn im Kuratorium darüber abs�mmt, wie viel<br />
sie und ihre Tochter Brigi�e im Vorstand als Gehalt erhalten.<br />
Sie kontrolliert sich selbst. Am Ende der Recherche<br />
ha�e ich mehr als 100 Fragen eingeschickt. Die S��ung<br />
hat keine einzige beantwortet“.<br />
Als eine Perfidie der speziellen Art erscheint da die von Bertelsmann<br />
für 2011 angekündigte Gründung einer ‚Journalistenakademie’<br />
in Hamburg. Ausgerechnet sie soll sich für die<br />
Pressefreiheit einsetzen und Talente fördern. Die Chefredakteure<br />
Giovanni di Lorenzo (DIE ZEIT) und Georg Mascolo<br />
(DER SPIEGEL) sind als Beiträte eingeplant. Soviel Scheinheiligkeit<br />
als zentrales Moralprinzip ist selten, sieht man auf die<br />
Knüppel, die Bertelsmann dem Journalisten Schuler bei seinen<br />
Buchrecherchen zwischen die Beine warf:<br />
„Nein. Das ist<br />
doch absurd!<br />
Reinhard Mohn<br />
hat drei Viertel<br />
seines Vermögens<br />
an die<br />
Gesellschaft in<br />
Form der gemeinnützigen<br />
Stiftung verschenkt“.<br />
G. Thielen im<br />
‚Handelsblatt’<br />
auf die Frage,<br />
ob die Kritik<br />
von Th. Schuler<br />
berechtigt sei<br />
„Die S��ung wollte mich pauschal zwingen, jedes einzelne<br />
Zitat autorisieren zu lassen. Ich habe deshalb kein einziges<br />
Zitat vorgelegt. An der Jahrespressekonferenz durfte<br />
ich nicht teilnehmen, weil dies Journalisten aus der Region<br />
Ostwes�alen vorbehalten und ich ja leider aus München<br />
sei. Ich glaube dennoch, dass mein Buch �efer geht<br />
als andere davor. Ich habe mir den Zugang zu ehemaligen<br />
Mitarbeitern erarbeitet, die die Interna genau kennen und<br />
mir auch interne Unterlagen gaben“.<br />
Auf die Frage, warum es z. B. keine Unterlassungsklagen<br />
gegen sein Buch gab, antwortet Schuler: „Es s�mmt,<br />
rechtlich haben sie nichts beanstandet. Die juris�sche<br />
Prüfung hat eine Kanzlei vorgenommen, die sonst auch<br />
die Verträge der S��ung für die Familie Mohn ausarbeitet.<br />
Sie hat diese juris�sche Stellungnahme zwar an Redak�onen<br />
versandt, um Berichtersta�ung zu verhindern.<br />
Aber sie vermied eine öffentliche Auseinandersetzung<br />
darüber. Mir geht es darum, zu zeigen, dass Mohns eigene<br />
Worte, die S��ung sei ausschließlich im Sinne des Gemeinwohls<br />
tä�g, eine geschickte PR im Sinne des Unternehmens<br />
ist“.<br />
Schulers Buch bereitet faktenreich den Boden für<br />
eine Änderung u. a. des Stiftungs- und des Steuerrechts.<br />
Doch politisch regt sich wenig, nur Antje Vollmer<br />
schimpft in der taz:<br />
„Es s�mmt, dass Antje Vollmer S��ungen zu ihrem Thema<br />
gemacht hat. Aber so deutlich wie in der taz im September<br />
2010 hat sie die BS nie zuvor kri�siert. Dass die