06.01.2015 Aufrufe

Linien in der Landschaft Das Ley-Phänomen - Hagia Chora Journal

Linien in der Landschaft Das Ley-Phänomen - Hagia Chora Journal

Linien in der Landschaft Das Ley-Phänomen - Hagia Chora Journal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ S<br />

T I C H W O R T L E Y L I N E S<br />

DOLMENTOURS<br />

Watk<strong>in</strong>s’ Buch war zu se<strong>in</strong>er Zeit umstritten; beson<strong>der</strong>s von<br />

Archäologen wurde die Theorie zurückgewiesen, denn sie paßte<br />

nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Lehrme<strong>in</strong>ung, unsere „primitiven“ Vorfahren se<strong>in</strong>en<br />

nicht zu solchen baulichen Leistungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage gewesen.<br />

An<strong>der</strong>e jedoch, vor allem privatisierende Hobbyforscher und pensionierte<br />

Militärs, nahmen Watk<strong>in</strong>s’ <strong>Ley</strong>-Theorie begeistert auf<br />

und gründeten den Straight Track Postal Portfolio Club. Bald<br />

stapfte e<strong>in</strong>e eifrige Schar von „<strong>Ley</strong>-Jägern“ mit Karte und Stift<br />

durch die <strong>Landschaft</strong> und widmete sich <strong>der</strong> m<strong>in</strong>utiösen Aufzeichnung<br />

aller möglichen <strong>Ley</strong>s. Watk<strong>in</strong>s hatte für das <strong>Ley</strong>hunt<strong>in</strong>g beson<strong>der</strong>e<br />

Regeln def<strong>in</strong>iert. So hatte er beispielsweise festgelegt,<br />

daß m<strong>in</strong>destens vier geographisch auffallende Punkte o<strong>der</strong> Bauwerke<br />

exakt auf e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie liegen müssen und beide Enden <strong>der</strong><br />

L<strong>in</strong>ie jeweils e<strong>in</strong>en markanten Hügel aufzuweisen haben.<br />

Der 2. Weltkrieg bereitete dem organisierten <strong>Ley</strong>hunt<strong>in</strong>g e<strong>in</strong><br />

Ende, und Watk<strong>in</strong>s’ Konzepte verstaubten im Antiquariat. Erst <strong>in</strong><br />

den 60er Jahren, mit Beg<strong>in</strong>n des „psychedelischen Zeitalters“, als<br />

die Beschäftigung mit übernatürlichen Phänomenen wie Ufos<br />

o<strong>der</strong> Earth Mysteries <strong>in</strong> England <strong>in</strong> Mode kam, er<strong>in</strong>nerte man<br />

sich auch wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es. Als Nachfolger zum Straight Track<br />

Club entstand <strong>der</strong> <strong>Ley</strong> Hunter’s Club, <strong>der</strong> bald das Magaz<strong>in</strong> The<br />

<strong>Ley</strong> Hunter herausgab, das sich mit verschiedensten Themen aus<br />

dem Bereich rätselhafter Ersche<strong>in</strong>ungen bestimmter Orte und<br />

<strong>Landschaft</strong>en ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzte. Die <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>e-Diskussion besitzt<br />

somit <strong>in</strong> England e<strong>in</strong>e wesentlich längere Tradition als <strong>in</strong><br />

Deutschland, nicht zuletzt, weil man vor allem <strong>in</strong> Südengland,<br />

dem alten Königreich Wessex, förmlich über <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es stolpert.<br />

E<strong>in</strong>ige wenige Geomantie-Pioniere <strong>in</strong> Deutschland haben dieses<br />

Phänomen damals zwar <strong>in</strong> ihr Weltbild aufgenommen, es hat<br />

jedoch nie e<strong>in</strong>e Diskussion auf breiterer Basis stattgefunden.<br />

Die <strong>Ley</strong>-Hunter-Szene <strong>in</strong> den 60er und 70er Jahren betrachtete<br />

die <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es ke<strong>in</strong>eswegs mehr als „Old Tracks“, wie Watk<strong>in</strong>s sie<br />

gedeutet hatte. Unter dem E<strong>in</strong>fluß des New Age, das e<strong>in</strong>e starke<br />

Mystifizierung vor allem frühgeschichtlicher Orte mit sich brachte<br />

und oft ohne Rücksicht auf archäologische Fakten esoterische<br />

Vermutungen zu Tatsachen machte, wandelten sich die <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es<br />

zu „Energiel<strong>in</strong>ien“, die nun auch mit Rute und Pendel aufgespürt<br />

werden konnten. Die ch<strong>in</strong>esische Heilmethode <strong>der</strong> Akupunktur<br />

wurde im Westen hoffähig, und so formte sich auch angesichts<br />

<strong>der</strong> <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es das Bild <strong>der</strong> Erde als lebendiger Organismus, dessen<br />

Lebensenergie <strong>in</strong> Bahnen analog <strong>der</strong> Meridiane des menschlichen<br />

Körpers fließt. Je mehr <strong>der</strong> Kosmos als spirituelle Qualität <strong>in</strong> den<br />

Zeitgeist rückte, um so mehr wurden auch die <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es zu Kanälen,<br />

durch welche die kosmischen Kräfte <strong>in</strong> die Erde e<strong>in</strong>strömen.<br />

Bis heute folgt die Interpretation <strong>der</strong> <strong>L<strong>in</strong>ien</strong> Alfred Watk<strong>in</strong>s’ jedem<br />

esoterischen Trend. Die Tatsache, daß es solche Visierl<strong>in</strong>ien<br />

überhaupt gibt, ist aufgrund des Augensche<strong>in</strong>s unbestreitbar.<br />

E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> befriedigende Erklärung fehlt bis heute.<br />

Die Forschungen von Paul Devereux<br />

E<strong>in</strong> Mann, <strong>der</strong> sich gründlich an die Erforschung <strong>der</strong> Tatsachen<br />

machte, um e<strong>in</strong>e Erklärung für das <strong>Ley</strong>-Phänomen zu f<strong>in</strong>den, war<br />

Paul Devereux, <strong>der</strong> als Herausgeber des <strong>Ley</strong>-Hunter-Magaz<strong>in</strong>s <strong>in</strong><br />

den späten 70er Jahren das Dragon Project <strong>in</strong>itiierte. Paul wollte<br />

wissen, ob h<strong>in</strong>ter dem Mythos von den Erdenergien e<strong>in</strong> reales<br />

Phänomen steckt, dessen Funktion und Wirkung sich irgendwie<br />

objektivieren ließen. Die Dokumentation des Dragon Projects ist<br />

e<strong>in</strong>e fasz<strong>in</strong>ierende Studie zur Relativität von Wahrnehmung.<br />

Nachdem Paul schließlich feststellen mußte, daß Rutengänger<br />

auch lediglich gedachte Objekte, die mit Hilfe von Gedankenkraft<br />

auf die grüne Wiese „projiziert“ worden waren, genauso wie angeblich<br />

„reale“ Energiel<strong>in</strong>ien wahrnehmen konnten, beendete er<br />

das Projekt mit <strong>der</strong> frustrierenden Erkenntnis, daß er e<strong>in</strong>e<br />

schwarze Fläche erhalten würde, wenn er alle <strong>L<strong>in</strong>ien</strong>, die Rutengänger<br />

ihm beschrieben hatten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Karte e<strong>in</strong>zeichnen würde.<br />

Je<strong>der</strong> ver-„mutete“ überall irgendwelche l<strong>in</strong>earen Systeme.<br />

Paul fand statt dessen e<strong>in</strong>e Antwort auf das <strong>Ley</strong>-Phänomen <strong>in</strong><br />

den noch bestehenden schamanischen Traditionen auf <strong>der</strong> ganzen<br />

Welt. In Australien, Nord- und Südamerika, Sibirien, Lappland,<br />

überall, wo noch entsprechende Kulturen lebendig s<strong>in</strong>d,<br />

fand er die gleiche Aussage: Geister reisen nur auf schnurgeraden<br />

<strong>L<strong>in</strong>ien</strong>. Schamanen fliegen <strong>in</strong> Trance auf diesen Pfaden, um<br />

mit <strong>der</strong> geistigen Welt zu kommunizieren. Wird e<strong>in</strong>e solche Spirit<br />

L<strong>in</strong>e auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landschaft</strong> manifestiert, erleichtert dies den Dialog<br />

zwischen den Sphären. Die unsichtbare Dimension <strong>der</strong> <strong>Landschaft</strong><br />

durchdr<strong>in</strong>gt die irdische Welt.<br />

Geister und Schamanen reisen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Astralwelt auf schnurgeraden <strong>L<strong>in</strong>ien</strong><br />

„Geisterwege“ o<strong>der</strong> „Totenwege“ gibt es auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> europäischen<br />

Tradition, z.B. die holländischen „Dodwegen“, schnurgerade<br />

Wege zwischen Kirche und Friedhof, auf denen <strong>der</strong> örtlichen<br />

Folklore nach die Geister <strong>der</strong> Verstorbenen reisen. Es liegt nahe,<br />

den Ursprung <strong>der</strong> <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er umfassenden Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> geistigen Dimension <strong>der</strong> <strong>Landschaft</strong> zu sehen, so wie sie <strong>der</strong><br />

Schamane bei se<strong>in</strong>em Flug erfährt. Paul Devereux hat e<strong>in</strong>drucksvolle<br />

Belege für die Existenz <strong>der</strong> Spirit L<strong>in</strong>es zusammengetragen.<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre sorgt er <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Geomantieszene<br />

für erheblichen Wirbel, da er sich vehement gegen<br />

die Existenz irgendwelcher Erdenergien im Zusammenhang mit<br />

<strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>es ausspricht. Se<strong>in</strong>e Erkenntnisse werden von vielen Fachleuten<br />

als unbequeme Störung liebgewonnener Ideologien ignoriert,<br />

statt als wertvolle Ergänzung aufgefaßt zu werden.<br />

S<strong>in</strong>d energetische Wahrnehmungen mit <strong>Ley</strong>s verknüpft<br />

Unserer eigenen Wahrnehmung nach ist an markanten Stationen<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Ley</strong>l<strong>in</strong>e sehr wohl e<strong>in</strong>e spezifische Energie zu spüren, die<br />

nicht nur auf den menschlichen Organismus e<strong>in</strong>wirkt, son<strong>der</strong>n<br />

sich häufig auch deutlich <strong>in</strong> spezifisch im Wachstum gestörten<br />

Pflanzen ausdrückt. Wir f<strong>in</strong>den immer wie<strong>der</strong> Zonen (von 10 bis<br />

100 m Breite) hoher psychobiologischer Anregung, verglichen<br />

mit dem Potential im übrigen Gelände. Wenn man entsprechend<br />

sensibilisiert quer durch e<strong>in</strong> solches „Energieband“ geht, sche<strong>in</strong>t<br />

die Polarisierung des Körperfelds ständig zu wechseln, was sich<br />

selbstverständlich durch e<strong>in</strong> radiästhetisches Instrument sichtbar<br />

machen läßt. Diese „Kraft“ () folgt jedoch ke<strong>in</strong>eswegs sklavisch<br />

<strong>der</strong> schnurgeraden Visierl<strong>in</strong>ie des <strong>Ley</strong>s. Sie sche<strong>in</strong>t sich vielmehr<br />

harmonisch den <strong>Landschaft</strong>sformen anzupassen. Wir haben bisher<br />

ke<strong>in</strong>en schlüssigen Beweis, daß sich diese „Energiebän<strong>der</strong>“<br />

(„Geomantische Zonen“) tatsächlich entlang <strong>der</strong> <strong>Ley</strong>s durch das<br />

ganze Land w<strong>in</strong>den. Hier e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Antwort zu f<strong>in</strong>den ist<br />

vermutlich ebenso unmöglich, wie den „Fluß“ <strong>der</strong> Lebensenergie<br />

zwischen zwei Akupunkturpunkten auf e<strong>in</strong>em Körpermeridian<br />

Millimeter für Millimeter nachzuweisen. Unserer Beobachtung<br />

nach handelt es sich bei den l<strong>in</strong>earen <strong>Landschaft</strong>sstrukturen um<br />

e<strong>in</strong> komplexes Phänomen, zu dem optische, architektonische, historische,<br />

geologische, mikroklimatische, psychobiologische und<br />

psychosoziale (auch kosmische ()) Faktoren <strong>der</strong> jeweils durch<br />

den <strong>Ley</strong> verbundenen Orte beitragen. Für den Menschen wahrnehmbar<br />

bleibt e<strong>in</strong> Potential, das weit mehr Information enthält,<br />

als mit dem artikulierenden Verstand zu analysieren ist, das aber<br />

über die Gefühlsebene den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es spezifischen „Charakters“<br />

jedes e<strong>in</strong>zelnen <strong>Ley</strong>-Systems <strong>in</strong>s Bewußtse<strong>in</strong> hebt.<br />

Untersuchungen am Salisbury-<strong>Ley</strong><br />

Wir reisen seit vielen Jahren zu den ste<strong>in</strong>zeitlichen Heiligtümern<br />

<strong>in</strong> Südengland. In den Grafschaften Somerset, Dorset, Hampshire<br />

und Wiltshire bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e ungewöhnlich hohe Anzahl von<br />

prähistorischen Monumenten, die im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Regionen<br />

Europas relativ wenig zerstört worden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> berühmtesten<br />

Bauwerke dieser Epoche, Stonehenge, ist jedem e<strong>in</strong><br />

Begriff. Weniger bekannt ist, daß Stonehenge zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> prom<strong>in</strong>entesten<br />

englischen <strong>Ley</strong>s gehört, dem Salisbury-<strong>Ley</strong>.<br />

An diesem <strong>Ley</strong>-System haben wir über mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

<strong>in</strong>tensive Untersuchungen vorgenommen. Im Sommer 1996 widmeten<br />

wir uns zusammen mit unserem Freund Peter Strauss, den<br />

<strong>Hagia</strong> <strong>Chora</strong> 2 | 1999 G E O M A N T I E D E R S T A D T<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!