10.11.2012 Aufrufe

Schwanger - Neues Leben

Schwanger - Neues Leben

Schwanger - Neues Leben

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Behutsam<br />

„Ihre Gesundheit und die Ihres Kindes<br />

ist ein wervolles Gut.“<br />

22 <strong>Neues</strong> <strong>Leben</strong>.<br />

Gestationsdiabetes<br />

GLUCOSE-TOLERANZSTöRUNG WäHREND DER<br />

SCHWANGERSCHAFT<br />

<strong>Schwanger</strong>schaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes<br />

oder Typ-4-Diabetes genannt, wird<br />

defi niert als erstmals in der <strong>Schwanger</strong>schaft<br />

aufgetretene Glucose-Toleranzstörung. Glucose<br />

ist die medizinische Bezeichnung für<br />

Blutzucker! Es ist deswegen wichtig, einen<br />

vorbestehenden Diabetes Typ 1 oder 2 vor<br />

der <strong>Schwanger</strong>schaft zu diagnostizieren.<br />

Auch ein neu aufgetretener Diabetes Typ 1<br />

oder 2 in der <strong>Schwanger</strong>schaft muss ausgeschlossen<br />

werden, wobei dies sehr selten<br />

ist. 90% aller erstmals manifesten Diabeteserkrankungen<br />

in der <strong>Schwanger</strong>schaft sind<br />

dem Gestationsdiabetes zuzuschreiben.<br />

Ursachen<br />

Aufgrund der gesteigerten Aktivität der<br />

Hormone Prolaktin, Progesteron, Humanes<br />

Plazentalaktogen (hPL), plazentarem<br />

Wachstumshormon und Kortisol entsteht<br />

in der <strong>Schwanger</strong>schaft eine „diabetogene<br />

Stoffwechsellage“. Dadurch ist die Glukose-<br />

konzentration gesteigert, was aber meistens<br />

durch die auch gesteigerte Insulinausschüttung<br />

und dem transplazentaren Glukosetransport<br />

zum Fetus reguliert wird. Kann<br />

diese Balance nicht mehr hergestellt werden,<br />

indem das Pankreas nicht mehr mit<br />

der Insulinproduktion nachkommt, so kann,<br />

meistens im 2. Trimenon, ein Gestationsdiabetes<br />

entstehen.<br />

Komplikationen<br />

<strong>Schwanger</strong>e mit Gestationsdiabetes entwickeln<br />

eher wiederkehrende Harnwegsinfekte.<br />

Auch das Risiko einer Präeklampsie (Hypertonie<br />

und Proteinurie mit/ohne Ödeme)<br />

und dadurch auch einer Eklampsie (tonisch,<br />

klonische Krämpfe,) sind erhöht.<br />

Besonders von der diabetischen Stoffwechsellage<br />

betroffen ist der Fetus (Fetopathia<br />

diabetica), Fehlbildungen des Kindes<br />

sind 3fach erhöht. Diese treten nicht nur in<br />

der Embryonalphase auf, sondern können<br />

auch in der Fetalphase manifest werden,<br />

und es sind besonders das Herz, die Niere<br />

und die Wirbelsäule betroffen. Hervorzuheben<br />

ist das kaudale Regressionssyndrom,<br />

welches selten, aber vor allem bei<br />

dem Vorhandensein eines Diabetes in der<br />

<strong>Schwanger</strong>schaft vorkommt. Hier kommt<br />

es zu einer Minderentwicklung der unteren<br />

Wirbelsäule, des Beckens und der Beine.<br />

Begleitend dazu treten oft eine Analatresie<br />

und Nierenagenesie auf.<br />

Durch das erhöhte Glukoseangebot werden<br />

beim Fetus direkt auch Wachstumshormone<br />

und Insulinausschüttung stimuliert, welches<br />

beim Fetus zu einer typischen fetalen Makrosomie<br />

(großer Fetus; Geburtsgewicht ><br />

4000g) führt. Dadurch kann es bei den Müttern<br />

zu Geburtskomplikationen führen.<br />

Organsysteme des Fetus entwickeln sich<br />

durch eine diabetische Stoffwechsellage<br />

langsamer. Hiervon betroffen sind vor allem<br />

Leber und Lunge, was bei Geburt beim<br />

Neugeborenen zu einer ausgeprägten Gelbsucht<br />

(Hyperbilirubinämie) oder zu Atembeschwerden,<br />

beziehungsweise Atemnotsyndrom<br />

führen kann. In schweren Fällen<br />

kann dies sogar zum intrauterinen Fruchttod<br />

führen. Der intrauterine Fruchttod wird bei<br />

bis zu 28% der Fälle einer undetektierten<br />

oder unbehandelten diabetischen Stoffwechsellage<br />

zugeschrieben.<br />

Es kann sich auch durch eine erhöhte Harnproduktion<br />

des Fetus ein Polyhydramnion<br />

(Fruchtwasserüberschuss) bilden, welches<br />

wiederum zu Komplikationen wie vorzeitige<br />

Wehentätigkeit, eine Einstellungsanomalie<br />

(z.B. Querlage des Fetus), einer primären<br />

Wehenschwäche und einer postpartalen<br />

Atonie führen kann. Letztlich ist das Risiko<br />

einer Frühgeburt durch Gestationsdiabetes<br />

mit ca. 56% deutlich erhöht.<br />

Symptome<br />

Die klinischen Symptome beim Gestationsdiabetes<br />

fehlen oft. <strong>Schwanger</strong>e sind meist<br />

ohne Symptome und es fehlen auch oft<br />

der typisch vermehrte Harndrang und das<br />

gesteigerte Durstgefühl, wie man es sonst<br />

bei einer Erstmanifestation eines Diabetes<br />

Mellitus Typ 1 kennt. Generelle Komplikationen<br />

eines Diabetes sind Gefäßwandveränderungen,<br />

sowohl der kleinen als auch<br />

der großen Gefäße, Netzhautschädigungen,<br />

Nervenschädigungen, Infektanfälligkeit und<br />

<strong>Neues</strong> <strong>Leben</strong>. 23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!