Der Schiffermast 2015

und grenzt nun unmittelbar an Fenster und Türen; sogar die Kacheln über
dem Herd waren noch immer die gleichen, allerdings hatten sie deutliche
Nagespuren vom Zahn der Zeit mitbekommen. In Oberweinberge, einem
etwas höher gelegenen Teil unseres Dorfes, wo unterhalb des Hügelkamms
die Obra in die Oder mündet, wird wieder wie zu deutscher Zeit Wein angebaut.
Beim ehemaligen Tschammerhof ist, umgeben von Weinbergen, ein
5-Sterne-Hotel entstanden, das den Vergleich mit internationalen Häusern
nicht zu scheuen braucht. Wieder zurück in der Dorfmitte fuhren wir meine
alte Schule und unsere damalige evangelische Kirche an. Am Abend revanchierten
wir uns bei den beiden mit einer gemeinsamen kleinen Bootstour
vom Hafen zu Berg zum großen Oderbogen oberhalb der Obramündung. Aus
diesem Blickwinkel hatten sie ihr Dorf noch nicht betrachtet. Mit Geplauder
und einer Flasche Wein an Bord ging der Tag zu Ende.
Am frühen Mittwochvormittag, nachdem unser Freund Stacho an seinem
alten Ford den hinteren Kotflügel mit ein paar Blechschrauben repariert hatte,
ging es über Züllichau (Sulechów) nach Schwiebus (Świebodzin). Am
Stadtrand der alten Tuchmacherstadt steht dort auf einem künstlich angelegten
Hügel eine ausschließlich mit privaten Spenden finanzierte riesige
Christusstatue. Als wir die Anlage sahen, staunten wir doch sehr. Sie ähnelt
stark der Statue in Rio auf dem Zuckerhut, ist mit 36 m aber noch 6 m höher
und die derzeit weltweit größte. Das Monument ist bis zur vergoldeten
Krone über 50 m hoch. Wir fuhren nun über Züllichau und Tschicherzig auf
die linke, ehemals Niederschlesische Oderseite zu dem 10 km entfernten →
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