FN Ausgabe 2-10 - Musikverband Födekam Ostbelgien VOG
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NEUES 20<br />
Reportage<br />
Inwiefern reiht sich diesbezüglich das Projekt<br />
Kinderstimmen ein<br />
Das Födekam-Projekt Kinderstimmen richtet<br />
sich nicht an Jugendliche, sondern es ist eine<br />
Basisarbeit mit kleinen Kindern. Wir sind<br />
davon überzeugt, dass Kinder im sehr jungen<br />
Alter an die Chormusik herangeführt werden<br />
müssen, damit sie die Lust daran gewinnen<br />
und geformt sind. In dem Projekt Kinderstimmen<br />
haben wir Kinder ab den dritten Kindergartenjahr<br />
bis zum vierten Schuljahr. Wir<br />
möchten auch, dass das Projekt mit älteren<br />
Kindern „reift“. Jeder, der möchte, kann kommen.<br />
Wir, d.h. Claudia Zanzen, Bernadette<br />
Hüwels, Daniela Kreusch, Christina Pflips,<br />
Stephan Schmitz und ich proben montags von<br />
17.15 bis 18.15 Uhr im Pfarrheim in St.Vith<br />
und haben Kinder aus einem Umkreis von<br />
rund 15 Kilometern.<br />
Fehlt der Gesang in den Grund- und Mittelschulen<br />
Nicht jeder Schüler findet den<br />
Weg zur Musikakademie, oder<br />
Gemeinsames Singen fehlt in den Grund- und<br />
Mittelschulen, es fehlen aber auch Kinderchöre.<br />
Bis auf Weywertz und Born fehlen meines<br />
Wissens nach in der DG reine Kinderchöre,<br />
also die mit kleinen Kindern arbeiten. Das Angebot<br />
ist nicht da. Unsere Initiative kam auch<br />
aus Eigeninteresse, da einige Chorleiter selbst<br />
Kinder in dem Alter haben, und wir wollten<br />
denen in dieser Hinsicht etwas bieten. Daraufhin<br />
haben wir dieses Projekt lanciert. Wir<br />
sind auf Anhieb mit 45 Kindern gestartet.<br />
Auch in diesem Jahr haben wir wiederum 45<br />
Teilnehmer, auch mit einigen neuen Gesichtern.<br />
Aber wir merken auch, dass in diesem<br />
Bereich Angebot und Konkurrenz groß sind.<br />
Bestünde nicht ein Lösungsansatz darin,<br />
wenn einige Vereine gemeinsam einen<br />
Kinderchor gründeten Quasi Chor und<br />
Dorf übergreifend.<br />
Das wäre sicherlich eine Möglichkeit, aber wer<br />
macht es Es sind nicht genügend Chorleiter<br />
da, die sich dieser Art widmen. Man muss<br />
auch hinzufügen, dass die Leitung eines<br />
Jugendchores in meinen Augen schwieriger ist<br />
als das Leiten eines Kinder- oder Erwachsenenchores.<br />
Bei einem Jugendchor muss man<br />
wissen, was die Jugendlichen in Sachen<br />
Repertoire anspricht. Da muss man suchen,<br />
auch wenn das Internet diesbezüglich viele<br />
Möglichkeiten bietet. Darüber hinaus muss<br />
man die musikalischen und pädagogischen<br />
Fähigkeiten besitzen, den Chor zu führen. Bei<br />
einem Jugendchor muss man relativ fit auf<br />
dem Klavier sein, mit- und vorspielen können<br />
und vor allem auch eine Pop- oder Jazz -<br />
begleitung hinlegen können. Also die moderne<br />
Chormusik, einen Rap richtig machen, oder<br />
vielleicht Kombinationen mit Tanzschritten<br />
oder Bodypercussion,... Ich kenne Leute, die<br />
das super machen und die ein Händchen<br />
dafür haben. Ich denke, man kann die Leute<br />
nicht mit normaler Chorliteratur greifen, zumindest<br />
nicht am Anfang. Wenn sie einmal<br />
„angebissen“ haben, kann man mit ihnen<br />
auch klassische Literatur singen, das tun sie<br />
gerne. Man muss wissen, wie man es anpackt<br />
und Projekte suchen, die den jungen Leuten<br />
Spaß machen.<br />
Worin sehen Sie die Ursachen des Chorsterbens<br />
Die Gründe sind vielfältig. Einerseits werden<br />
manche Chöre den jungen Sängern teilweise<br />
nicht gerecht, andererseits ist die Konkurrenz<br />
groß. Zudem werden die Kinder nicht früh<br />
genug an die Musik herangeführt, d.h. ab<br />
einem gewissen Alter steigen nur noch die<br />
ein, die es im Blut haben und auch ohne Chor<br />
viel gesungen haben. Also diejenigen, die<br />
Spaß daran haben, aber noch nicht pädagogisch<br />
an die Musik herangeführt wurden. Eine<br />
weitere Ursache ist der Mangel an Chorleitern,<br />
die entsprechend ausgebildet sind und<br />
das Händchen haben, mit jungen Leuten zu<br />
arbeiten. Es liegt vielleicht auch an der heutigen<br />
Erziehung, dass man sich nicht mehr so<br />
fest an einen Verein bindet und jede Woche<br />
zur Verfügung steht.<br />
Ist die ältere Generation in den Chören<br />
dem neuen Repertoire aufgeschlossen<br />
Versperrt man sich nicht zu häufig, z.B.<br />
englischsprachigen Liedern<br />
Ich kann das nur vermuten, da ich einen derartigen<br />
Chor nicht leite. Das liegt auch sehr<br />
am Chorleiter und an der Struktur, die man<br />
im Laufe der Jahre aufbaut. In Chören wie<br />
Born, der mit vielen jungen Leuten arbeitet,<br />
ist es ganz normal, dass sich auch die älteren<br />
Chormitglieder durch das Englische „beißen“.<br />
Die Jüngeren sagen sich dann auch, ich singe<br />
ein traditionelles oder klassisches Lied mit.<br />
Das ist auch das Schöne an der Musik. Sie<br />
verbindet und es ist etwas, das man über die<br />
Generationen hinaus gemeinsam machen<br />
kann. Das ist weitaus mehr als nur musizieren.<br />
Da steckt eine menschliche Komponente<br />
dahinter. Wenn man das zu fördern weiß und<br />
das entsprechende Händchen hat, Leute zu<br />
führen, damit sie sich wohl fühlen, dann kann<br />
man schöne Sachen im Chor erleben.<br />
„Happy Harmonists<br />
waren eine einmalige Sache“<br />
REPORTAGE<br />
Am ersten 01. Februar 1999 wurde das in der<br />
Eifelortschaft Braunlauf beheimatete Vokalensemble<br />
Happy Harmonists gegründet. Die<br />
Leitung des 12-köfigen Männerensembles lag<br />
in den Händen von Achim Lentzen. Nach einigen<br />
Jahren des Erfolgs kam das Aus. Horst<br />
Bielen sprach mit Leo George über die Beweggründe,<br />
die Happy Harmonists aufzulösen.<br />
Leo George, weshalb hat der Verein seine<br />
Aktivitäten eingestellt<br />
Es besteht einfach ein Überangebot an Aktivitäten.<br />
Die Leute wissen nicht mehr, wo sie<br />
hingehen sollen. Einige Mitglieder waren in<br />
bis zu drei Vereinen. Der Dirigent ist weg -<br />
gezogen nach Luxemburg. Dann ist auch noch<br />
der Präsident, der die treibende Kraft war,<br />
erkrankt. Es kam einfach alles zusammen.<br />
Welche Unterstützung fehlte für ein<br />
Weitermachen Was müsste sich ändern<br />
Durch ein Überangebot von allem kann nicht<br />
mehr die Aufgabe korrekt erfüllt werden. Darüber<br />
hinaus hätte die Unzuverlässigkeit und<br />
Unpünktlichkeit bei den Proben und Auftritten<br />
verbessert werden müssen.<br />
Was ist aus den Mitgliedern geworden<br />
Singen sie in anderen Chören<br />
Die Mitglieder, die nur in den Happy Harmonists<br />
waren, wollten keinem anderen Verein<br />
beitreten. Sie fanden die Happy Harmonists<br />
waren eine einmalige Sache, die nicht ersetzt<br />
werden sollte. Die Mitglieder treffen sich ein<br />
Mal im Jahr. Sie sind alle Freunde geblieben.<br />
Wie bewerten Sie die allgemeine Lage der<br />
ostbelgischen Chöre<br />
Die Lage ist nicht rosig. Es kommen keine<br />
Nachwuchssänger hinzu. Die Vorstände sind<br />
veraltert, deren Mitglieder nicht über den<br />
Tellerrand hinausschauen. Singen soll eine<br />
Herzensangelegenheit sein. Es soll nicht von<br />
Öffentlichkeitsgeldern abhängig werden. Die<br />
Tradition soll bewahrt werden.