11.11.2012 Aufrufe

Worauf es ankommt. Wann Hilfe nötig ist. - Topfit

Worauf es ankommt. Wann Hilfe nötig ist. - Topfit

Worauf es ankommt. Wann Hilfe nötig ist. - Topfit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26 Rat und <strong>Hilfe</strong> aus der Apotheke<br />

Pharmazie von der Wi<strong>es</strong>e<br />

Echt<strong>es</strong> Mäd<strong>es</strong>üß — pflanzliche<br />

Vorstufe d<strong>es</strong> Aspirins<br />

Schon die keltischen Druiden und vor allem die Menschen<br />

im Mittelalter schätzten das Echte Mäd<strong>es</strong>üß als<br />

Pfl anze mit Heilkraft. Der honigartig-süßliche Duft,<br />

den die Blüten im Hochsommer verströmen, soll sogar<br />

königliche Nasen betört haben. Von der englischen<br />

Königin Elisabeth I. wird berichtet, dass sie ihr Schlafgemach<br />

mit den Blüten d<strong>es</strong> Mäd<strong>es</strong>üß ausstreuen ließ.<br />

Auch heutzutage fi nden die getrockneten Blüten und<br />

Stängel der Pfl anze in Fertigte<strong>es</strong> zur unterstützenden<br />

Behandlung von Erkältungskrankheiten und als Schwitzkur<br />

therapeutische Anwendung.<br />

Von Apotheker Thomas Knaier<br />

Das Echte Mäd<strong>es</strong>üß (botanisch:<br />

Filipendula ulmaria)<br />

kommt in fast ganz Europa,<br />

mit Ausnahme der südlichen<br />

Mittelmeerländer, vor. Heute <strong>ist</strong><br />

die Pflanze auch ins östliche Nordamerika<br />

eingewandert und hat sich<br />

nahezu auf der ganzen nördlichen<br />

Halbkugel verbreitet. Sie b<strong>es</strong>iedelt<br />

gern feuchte, nährstoffreiche<br />

Standorte. Früher war sie oft in den<br />

Bach- und Flussauen von Erlen-<br />

Eschen-Wäldern zu finden. Da di<strong>es</strong>e<br />

selten geworden sind, hat sie sich<br />

mittlerweile auf Zonen entlang von<br />

Bächen und Wassergräben sowie<br />

auf selten gemähten Feuchtwi<strong>es</strong>en<br />

ausgebreitet.<br />

Mäd<strong>es</strong>üß gehört botanisch zur Familie<br />

der Rosaceen und <strong>ist</strong> eine ausdauernde<br />

Staude, die zwischen 50<br />

und 150 Zentimeter hoch werden<br />

TOPFIT 2/2009<br />

kann. Auch Wuchshöhen bis zu zwei<br />

Metern sind b<strong>es</strong>chrieben. Aus dem<br />

kräftigen Wurzelstock entwickelt<br />

sich jed<strong>es</strong> Jahr eine Rosette grundständiger<br />

Blätter, aus denen ein aufrechter,<br />

kantiger, oben verzweigter,<br />

häufig rot überlaufener Stängel hervorgeht.<br />

Die auffälligen Blütenstände<br />

b<strong>es</strong>tehen aus vielen cremeweißen<br />

Einzelblüten, die in endständigen<br />

Doldentrauben angeordnet sind.<br />

In der Blütezeit von Juni bis August<br />

sondern sie einen intensiven honigmandelsüßen<br />

Duft ab, der sich gegen<br />

Abend noch verstärkt. Der süße<br />

Duft und das reiche Pollenangebot<br />

locken zahlreiche Insekten, etwa<br />

den Mäd<strong>es</strong>üß-Perlmutt falter, an,<br />

für den die Pflanze eine ex<strong>ist</strong>enzielle<br />

Bedeutung hat. Die Raupe <strong>ist</strong><br />

auf Mäd<strong>es</strong>üß als einzige Nahrungsquelle<br />

angewi<strong>es</strong>en.<br />

Anwendung<br />

in der Volksmedizin<br />

Der deutsche Name »Mäd<strong>es</strong>üß«<br />

hat mit »süßen Mädchen« nichts<br />

zu tun. Zur Herkunft gibt <strong>es</strong> verschiedene<br />

Theorien. So soll ihm<br />

der Begriff »Mahd süße« zugrunde<br />

liegen, weil die Blätter und Blüten<br />

nach der Mahd einen süßen Geruch<br />

verströmen. Eine andere Erklärung<br />

bezieht sich auf die Namensvariante<br />

»Metsüße« , da früher die Blüten<br />

zum Süßen und Aromatisieren<br />

von Wein, insb<strong>es</strong>ondere Met (Honigwein)<br />

ver wendet wurden. Der<br />

Volksmund kennt noch eine Reihe<br />

weiterer Namen, etwa »Wi<strong>es</strong>enkönigin«,<br />

der auf die stattliche Größe der<br />

Pflanze anspielt, »Federbusch« und<br />

»Spierstaude« (bezieht sich auf die<br />

Form d<strong>es</strong> Blütenstands). Auch als<br />

»Immenkraut« (Kraut der Imker)<br />

wurde die Pflanze bezeichnet, da<br />

das Einreiben der Bienenstöcke mit<br />

dem Kraut die Bienen vor Krankheiten<br />

schützen und die Honigausbeute<br />

steigern sollte. Auch der wenig<br />

poetische Name »Stopp arsch«<br />

fand sich in einigen Gegenden;<br />

er bezog sich auf die Wirkung bei<br />

Durchfallerkrankungen.<br />

In den Kräuterbüchern d<strong>es</strong> Mittelalters<br />

von Lonicerus und Hieronymus<br />

Bock wird die Wurzel d<strong>es</strong> Mäd<strong>es</strong>üß<br />

als gallereinigend und zur Behandlung<br />

der Roten Ruhr (infektiöse,<br />

oft tödliche Darmerkrankung) erwähnt.<br />

In der Volksmedizin wird<br />

das Kraut als leicht<strong>es</strong> Adstringens,<br />

RAT DES APOTHEKERS<br />

�<br />

�<br />

Antirheumatikum, Diuretikum<br />

und schweißtreibend<strong>es</strong> Mittel verwendet.<br />

Auch heute noch gilt die<br />

Empfehlung als leicht<strong>es</strong> Schmerz-<br />

und Fiebermittel. Wie Holunderblüten<br />

werden auch Mäd<strong>es</strong>üßblüten<br />

in der Küche zur Aromatisierung<br />

von Süßspeisen, Fruchtspeisen und<br />

Getränken verwendet.<br />

Medizing<strong>es</strong>chichte<br />

d<strong>es</strong> Mäd<strong>es</strong>üß<br />

Medizing<strong>es</strong>chichtlich <strong>ist</strong> die im<br />

Sommer blühende Pflanze hochinter<strong>es</strong>sant.<br />

Schon 1839 isolierten zwei<br />

deutsche Chemiker aus der damals<br />

als Spierstaude bezeichneten Pflanze<br />

erstmals Salicylsäure, die sie Spirsäure<br />

nannten. Neben der Weide<br />

diente danach lange Zeit das Mäd<strong>es</strong>üß<br />

zur Salicylsäuregewinnung.<br />

Mit der chemischen Synth<strong>es</strong>e und<br />

Ver<strong>es</strong>terung der Salicylsäure zur<br />

Acetylsalicylsäure – dem Aspirin –<br />

im Jahr 1899 durch Hofmann verlor<br />

das Mäd<strong>es</strong>üß jedoch zunehmend<br />

an Bedeutung. Dennoch trug Mäd<strong>es</strong>üß<br />

zur Begriffsbildung d<strong>es</strong> Markennamens<br />

Aspirin® maßgeblich<br />

bei. Während das »A« d<strong>es</strong> Namens<br />

für Acetyl steht, <strong>ist</strong> »spirin« aus dem<br />

Begriff »Spirsäure« abgeleitet.<br />

Kraut der Kelten<br />

Zusammen mit dem Eisenkraut,<br />

der M<strong>ist</strong>el und der Wasserminze<br />

gehörte das Mäd<strong>es</strong>üß zu den heiligen<br />

Kräutern der Druiden, der keltischen<br />

Pri<strong>es</strong> ter. Die in der Sonn-<br />

Zur Bereitung ein<strong>es</strong> Te<strong>es</strong> aus Mäd<strong>es</strong>üß wird empfohlen, ein bis zwei Teelöffel<br />

pharmazeutischer Droge mit siedendem Wasser (ca. 150 ml) zu übergießen<br />

und nach 10—15 Minuten abzuseihen. Als Tag<strong>es</strong>dosis sollten vier bis fünf<br />

Gramm Droge nicht überschritten werden. Es <strong>ist</strong> empfehlenswert, den Tee<br />

möglichst dreimal täglich heiß zu trinken. Bei b<strong>es</strong>timmungsgemäßer Anwendung<br />

wird von keinen unerwünschten Wirkungen berichtet.<br />

Obgleich Mäd<strong>es</strong>üßblüten nur geringe Mengen an Salicylaten enthalten, sollten<br />

Patienten mit einer Salicylat–Überempfi ndlichkeit den Mäd<strong>es</strong>üß-Tee nicht<br />

anwenden. Gleich<strong>es</strong> gilt für Säuglinge, Kleinkinder und Asthmatiker. Schwangeren<br />

und Stillenden wird ebenso von einer Zubereitung ein<strong>es</strong> Mäd<strong>es</strong>üß-Te<strong>es</strong><br />

abgeraten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!