Im Namen von Zeus - Vieles und noch etwas mehr !“ Die vielleicht ...
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einen genialen Mechaniker, der auf Kreta lebte, eine künstliche Kuh herzustellen. Daidalos<br />
hieß der Techniker, <strong>und</strong> der konstruierte eine derart perfekte Kuh, daß sich die Königin<br />
hineinlegen konnte <strong>und</strong> der hübsche Stier nicht merkte, mit wem er es in Wirklichkeit zu tun<br />
hatte. Der Stier begattete die Kuh, <strong>und</strong> bald darauf verspürte die Königin große<br />
Leibschmerzen. Sie gebar - was wohl? - ein Mischwesen, eine Kreatur mit einem<br />
menschlichen Körper <strong>und</strong> einem Stierkopf. Und weil die Dame immerhin die Gattin <strong>von</strong><br />
König Minos war, nannte man den Zwitter Minotauros.<br />
König Minos muß stocksauer geworden sein, denn er beauftragte den Techniker Daidalos, ein<br />
riesiges Gefängnis für den Minotauros zu konstruieren. Daraufhin baute Daidalos ein<br />
Labyrinth, derart verwirrend, daß niemand <strong>mehr</strong> herausfand. Doch das Mensch-Stier-<br />
Monstrum hatte abscheuliche Wünsche. Jedes Jahr wurden je sieben Jünglinge <strong>und</strong><br />
Jungfrauen ins Labyrinth geschickt, auf daß der Minotauros sie fresse. Doch siehe, der Sohn<br />
des Königs <strong>von</strong> Athen hatte sich vorgenommen, das Untier abzuschlachten <strong>und</strong> der<br />
Menschenopferung ein Ende zu bereiten. Deshalb meldete er sich freiwillig als Opfer <strong>und</strong><br />
reiste nach Kreta. Dort verliebte er sich in Ariadne, eine Tochter <strong>von</strong> König Minos. <strong>Die</strong> bat<br />
wiederum ebenjenen Techniker Daidalos um Hilfe, damit ihr Geliebter nach dem Kampf mit<br />
dem Minotauros wieder aus dem Labyrinth herausfand. Daidalos, der für) edes Problem eine<br />
Lösung parat hatte, zeigte der Königstochter den Ausgang des Labyrinths <strong>und</strong> gab ihr ein<br />
Wollknäuel: den weltberühmten »Faden der Ariadne«. Der Geliebte sollte diesen Faden beim<br />
Eingang festbinden <strong>und</strong> hinter sich abrollen. So würde er auch den Ausgang wiederfinden.<br />
Offenbar lagen der Eingang <strong>und</strong> der Ausgang gleich beisammen, <strong>und</strong> nur Daidalos, der<br />
Konstrukteur des Labyrinths, wußte dies.<br />
Der Rest ist schnell erzählt. Der Königssohn tötete den Minotauros. König Minos erfuhr<br />
selbstverständlich, welche Rolle der Techniker Daidalos dabei gespielt hatte. So ließ er<br />
Daidalos mitsamt dessen Sohn Ikaros in den Kerker werfen. Dort konstruierte Daidalos zwei<br />
Fluggürtel aus Holz, Federn, Harz <strong>und</strong> anderen Zutaten. Vater Daidalos <strong>und</strong> Sohn Ikaros<br />
schwangen sich in die Lüfte über der Insel Kreta <strong>und</strong> flogen fröhlich da<strong>von</strong>. Leider hatte der<br />
Sohn die Warnung seines Vaters vergessen, der Sonne nicht zu nahe zu kommen, weil sonst<br />
das Harz schmelzen <strong>und</strong> seine Federn verbrennen würden. Exakt dies geschah, der Bursche<br />
stürzte ab, <strong>und</strong> seither nennt man das Meer an jener Stelle »lkarisches Meer«. Und die Insel,<br />
auf welcher der Leichnam an Land gespült wurde, heißt seitdem »Ikaria«.<br />
Vater Daidalos erreichte fliegend Sizilien. Der dortige König nahm den genialen Konstrukteur<br />
mit Begeisterung auf, denn schließlich sucht jeder Herrscher nach technischer Überlegenheit.<br />
Minos auf Kreta hingegen tobte, weil ihm Daidalos entkommen war. Er ließ seine Flotte den<br />
ganzen Mittelmeerraum absuchen <strong>und</strong> fand Daidalos tatsächlich auf Sizilien. Bloß wollte der<br />
dortige König seinen vom Himmel eingeflogenen Techniker nicht <strong>mehr</strong> hergeben. Während<br />
eines Bades verbrühten die Töchter des sizilianischen Königs den Göttersohn Minos aus<br />
Kreta mit kochendem Wasser. Es gibt griechische Legenden, die berichten, der Leichnam des<br />
Königs Minos sei nach Kreta zurückgebracht <strong>und</strong> dort bestattet worden.<br />
Selbstverständlich hat sich die Geschichte nie so abgespielt, wie der Mythos es erzählt. <strong>Die</strong><br />
griechische Archäologin Anna Michailidou möchte dies klar festgeschrieben haben: »Unter<br />
keinen Umständen ist der Mythos eine geschichtliche Realität.« Alle bekannten Dichter <strong>und</strong><br />
Geschichtsschreiber des alten Griechenland haben über die kretischen Mythen geschrieben:<br />
Homer <strong>und</strong> Hesiod, Thukydides, Pindar, Plutarch, Diodoros <strong>von</strong> Silizien <strong>und</strong><br />
selbstverständlich auch der »Vater der Geschichtsschreibung«, Herodot. Jeder liefert in seinen<br />
Werken andere Varianten <strong>und</strong> Zutaten, nur die Rahmengeschichte bleibt erhalten.<br />
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