PDF kostenlos downloaden - Digitalfernsehen
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Sonderausgabe 2/09<br />
Die größten Klassiker<br />
aller Zeiten auf Blu-ray<br />
Aus Alt mach Neu<br />
BLU-RAY DISC | PLAYSTATION 3 | TECHNIK<br />
Dokumentationen<br />
auf Blu-ray<br />
Referenz fürs<br />
Heimkino<br />
Pixar-Story:<br />
Geschichte eines Filmstudios<br />
– von der<br />
„Toy Story“ bis ganz<br />
nach „Oben“<br />
Batman-<br />
Retrospektive:<br />
Die bekannteste aller<br />
Fledermäuse im<br />
Wandel der Zeit – alle<br />
Blu-rays im Test<br />
Bourne vs. Bond:<br />
Wer ist der bessere<br />
HD-Agent<br />
Filmhelden 2009
Hervorragende Bild- & Tonqualität trifft Design<br />
Lassen Sie sich faszinieren von lebensecht wirkenden Bildern – dank Blu-ray.<br />
Ganz egal ob spannender Action-Film, romantische Liebesgeschichte oder<br />
Live-Konzert, tauchen Sie ein in ein fantastisches Entertainment in Ihren<br />
eigenen vier Wänden.<br />
Blu-ray von Philips bringt echte High-Defi nition in Ihr Wohnzimmer mit<br />
gestochen scharfen Bildern in Full HD 1080p für unvergleichliche Detailschärfe<br />
mit kristallklarem Sound.<br />
Mit der überragenden QDEO-Videoverarbeitung beim Flagschiffmodell<br />
BDP9500 setzt Philips neue Maßstäbe für die Blu-ray-Wiedergabe und<br />
kombiniert exzellente Technik und edles Design. Zum wahren Allrounder<br />
wird das neueste Modell von Philips durch den integrierten High-End<br />
Digital-to-Analog Burr-Brown Wandler, der für feinsten Hi-Fi Sound bei<br />
der Wiedergabe von Audio CDs sorgt.<br />
Dank hochwertigen Upscalings auf 1080p bringen die neuen Blu-ray Player<br />
BDP7500 von Philips auch frischen Wind in Ihre vorhandene DVD-Sammlung.<br />
Sie können diese weiterhin genießen – nun allerdings in bestmöglicher<br />
Qualität.<br />
BDP7500SL<br />
BDP7500BL<br />
BDP9500<br />
HTS7200<br />
HTS8161B<br />
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Blu-ray Heimkinosysteme der nächsten Generation<br />
Neben den neuen Blu-ray Disc Playern präsentiert Philips auch Heimkinolösungen<br />
der neuesten Generation mit integriertem Blu-ray Disc Player<br />
für ein fesselndes Kinovergnügen in den eigenen vier Wänden. Philips verbindet<br />
bei diesen Heimkinoanlagen der HTS7er Serie stylishes Design<br />
und faszinierende Technik in einer besonders hochwertigen Art.<br />
Edle Materialien wie gebürstetes Aluminium und Glas verleihen den Anlagen<br />
einen ganz besonderen Glanz, der jedes Wohnambiente bereichert. Hierbei<br />
hat der Soundenthusiast die Möglichkeit zwischen 5.1- und 2.1-Systemen<br />
zu wählen oder sich für eine edle Soundbar mit Ambisound zu entscheiden.<br />
Die Blu-ray Soundbar bietet einen raumfüllenden<br />
Surround Sound und erhält<br />
dank Ambisound ein realistisches 5.1<br />
Hörerlebnis mit weniger Lautsprechern.<br />
Die einzigartige Ambisound-Technologie<br />
liefert einen vollen Mehrkanal-Surround<br />
Sound überall im Raum ohne viele<br />
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Überzeugen Sie sich selbst von einem Heimkinoerlebnis der nächsten<br />
Generation mit den Philips Blu-ray Disc Playern und Philips Heimkinosystemen.<br />
www.philips.de/blu-ray<br />
HTS8160B
2/2009 Editorial<br />
Blu-ray – Filme von ihrer besten Seite<br />
Zum Ende des Jahres 2009 steht fest, dass es für die Blu-ray<br />
Disc ganz ohne Zweifel ein Erfolgsjahr war. Die Zahl der bisher<br />
im neuen Format veröffentlichten Filme wächst immer weiter.<br />
Es ist längst Standard, dass die meisten neuen Produktionen<br />
zeitgleich mit der DVD nun auch auf Blu-ray erscheinen, oft<br />
sogar schon etwas eher. Auch zahlreiche bereits veröffentlichte<br />
Streifen, teilweise echte Filmklassiker, fi nden ihren Weg auf<br />
die blauen Scheiben.<br />
Das BLU-RAY MAGAZIN begleitet den Weg des neuen Formates<br />
inzwischen schon über ein Jahr lang. Mehr als 500<br />
Blu-ray-Tests haben wir bereits veröffentlicht, ergänzt durch<br />
Hintergrundberichte und ausführliche Techniktests. Mit dem<br />
jetzt veröffentlichten Online-Spezial 2/2009 – das Ihnen hier als <strong>PDF</strong> vorliegt – präsentieren<br />
wir Ihnen die besten Hintergrundartikel zu Filmthemen aus dem Jahre 2009. Aus Anlass<br />
der Veröffentlichung von Spitzentiteln hatten wir uns in unseren Heften die Zeit genommen,<br />
etwas ausführlicher hinter die Kulissen der Blockbuster zu schauen. Wir haben diese Filme<br />
mit Genrekonkurrenten verglichen oder auch ihre Vorgänger auf Blu-ray getestet. Außerdem<br />
fi nden Sie interessante Hintergründe und ausführliche Interviews mit den Machern dieser<br />
Filme.<br />
In unserer hier für Sie zusammengestellten Auswahl solcher Artikel erfahren Sie also mehr<br />
über die geistigen Väter von Bond und Bourne, erleben die Geschichte der Pixar-Filme oder<br />
gehen mit uns zurück zu den fi lmischen Anfängen der berühmtesten Fledermaus Hollywoods.<br />
Noch weiter zurück in die Filmgeschichte führt Sie unser Spezial über den Aufwand,<br />
der betrieben werden muss, um alten Filmklassikern zu neuem Blu-ray-Glanz zu verhelfen.<br />
Nicht zuletzt möchte ich Ihnen auch unseren Artikel über Dokumentationen auf Blu-ray ans<br />
Herz legen, denn gerade in diesem Genre fi nden sich exzellente Beispiele dafür, welchen<br />
Filmgenuss das neue Format bieten kann.<br />
Vielleicht kommen Sie beim Lesen auf den Geschmack und greifen dann auch zum Original.<br />
Die Redaktion des BLU-RAY MAGAZINs würde sich freuen, Sie im Kreis unserer Leser bzw.<br />
Abonnenten begrüßen zu dürfen.<br />
Das hochauflösende<br />
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Impressum<br />
Verleger:<br />
Auerbach Verlag und Infodienste GmbH<br />
Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />
Tel. (03 41) 1 49 55-0 • Fax (0341) 1 49 55-11<br />
Herausgeber:<br />
Stefan Goedecke, Torsten Herres,<br />
Stefan Hofmeir, Florian Pötzsch (FP)<br />
Chefredaktion (ViSdP):<br />
Uwe Funk (UF)<br />
Grafikdesign:<br />
Annemarie Votrubec<br />
Lektorat:<br />
Katharina Neumann<br />
Redaktion:<br />
Falko Theuner (FT)<br />
Anschrift:<br />
Auerbach Verlag und Infodienste GmbH<br />
Redaktion BLU-RAY MAGAZIN<br />
Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />
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Carsten Philipp (Leitung),<br />
Nicole Haack, Simone Läßig,<br />
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© 2009 von Auerbach Verlag und Infodienste GmbH,<br />
Leipzig. Vervielfältigung und Verbreitung von Artikeln,<br />
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gestattet. Es wird darauf verwiesen, dass alle<br />
Angaben in diesen Publikationen trotz sorgfältiger<br />
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des Autors oder des Verlags für die Richtigkeit,<br />
Vollständigkeit und Aktualität nicht übernommen<br />
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diesem Recht die Haftung nicht ausgeschlossen<br />
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Produkte sind in den einzelnen Artikeln nicht zwingend<br />
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der Verlag keine Haftung. Die Zustimmung<br />
zum Abdruck wird vorausgesetzt. Der Autor erklärt<br />
mit der Einsendung von Material, dass dieses frei<br />
von Rechten Dritter ist. Mit der Honorierung von Manuskripten,<br />
Fotos und anderem Material erwirbt der<br />
Verlag die Rechte daran. Gerichtsstand ist Leipzig.<br />
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Spezial<br />
Blu-ray<br />
INHALT<br />
06 | Die Magie der größten Filme<br />
aller Zeiten<br />
Aus Alt mach Neu: Schwarz-Weiß fürs Heimkino Wie die<br />
Klassiker der Filmgeschichte fi t für das Blu-ray-Format gemacht<br />
werden<br />
14 | Im Zeichen der Fledermaus<br />
Die berühmteste Fledermaus Hollywoods im Wandel der Zeit,<br />
von Adam West bis Christian Bale. Alle Batman-Filme im ausführlichen<br />
Blu-ray -est<br />
22 | Bond vs. Bourne<br />
James Bond und Jason Bourne, zwei Meister ihres Fachs nun<br />
auch auf Blu-ray: Wer ist der bessere HD-Agent Filme und<br />
Scheiben im Vergleich<br />
27 | Elementare Exkursionen<br />
Dokumentarfilme auf Blu-ray: Eine Reise um die Welt, und das<br />
in bester Heimkinoqualität. Begleiten Sie uns quer durch Feuer,<br />
Wasser, Luft und Eis<br />
Surround-Klang, aber irgendwie FLACH
Blu-ray<br />
Spezial<br />
32 | Der Dan-Brown-Code<br />
Tom Hanks auf den Spuren von Leonardo da Vinci und Galileo<br />
Galilei: Kinovorschau und Blu-ray-Test der Blockbuster<br />
„Illuminati“ und „The Da Vinci Code“<br />
37 | Sternenstaub und Wüstensand<br />
Ausflug in das blaue Universum: „Dune“ und „2001: Odyssee<br />
im Weltraum“. Epochale Science-Fiction-Klassiker jetzt auch in<br />
Blu-ray-Qualität<br />
41 | Die große Pixar-Retrospektive<br />
Von der kleinen Bastelbude zu einem der berühmtesten<br />
Filmstudios: Die Geschichte Pixars von der „Toy Story“ bis ganz<br />
nach „Oben“<br />
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Spezial<br />
Blu-ray<br />
Die Magie der größten<br />
Filme aller Zeiten<br />
Wer erinnert sich nicht gern an Sean Connerys ersten Auftritt als James<br />
Bond, an den „Planet der Affen“ oder an die großartigen Zeichentrickabenteuer<br />
aus dem Hause Disney Dank modernster Digitaltechnologie feiern<br />
die unvergesslichen Klassiker ihren audiovisuellen Neubeginn auf Blu-ray.<br />
Filme sind wie gute alte Freunde: Man findet<br />
sie, verlebt eine schöne Zeit mit ihnen und<br />
irgendwann trennen sich die Wege – bis man<br />
sich wiedersieht. Und beide Seiten haben sich<br />
irgendwie verändert. Um ein verbildlichendes<br />
Beispiel zu nennen: Sie erinnern sich vielleicht<br />
noch an den Moment, als Sie zum ersten Mal<br />
„James Bond jagt Dr. No“ bzw. eine der Fortsetzungen<br />
im Fernsehen oder sogar im Kino<br />
gesehen haben, und denken an die filmische<br />
Realisierung eines Jungentraums – exotische<br />
Orte, luxuriöse Autos, kuriose Gegner, technische<br />
Spielereien, Pistolen und gut gebaute<br />
Frauen. Wie sollte man(n) dieser Kombination<br />
auch widerstehen können Keine Frage, ein<br />
Agent mit Stil hat sich so zu kleiden und zu<br />
benehmen wie Mr. Bond. Unvergesslich bleibt<br />
Sean Connery als der Agenten-Urtyp schlechthin.<br />
Flotte Sprüche mit typisch britischem Humor<br />
ließen die Bösewichter erzittern und die<br />
Frauen scharenweise dahinschmelzen. Und es<br />
ist nicht zu bestreiten, dass über 40 Jahre und<br />
20 Filme lang das stets gleiche Handlungsrezept<br />
abgespult wurde: 007 erhält Auftrag, stellt<br />
Erkundungen an, dringt in feindliche Basis ein,<br />
gerät in Gefangenschaft, bricht mit Frau aus,<br />
amüsiert sich mit Frau und gewinnt das letzte<br />
Duell gegen den Oberboss – dazwischen<br />
überbrücken waghalsige Verfolgungsjagden die<br />
Szenenwechsel. Aber es funktionierte und<br />
funktioniert auch nach wie vor hervorragend,<br />
weil sich die Träume kaum verändert haben.<br />
Wirklich eine schöne Erinnerung! Was diese<br />
von der Realität jedoch trennt, ist der unbemerkte<br />
Prozess der Wahrnehmungsveränderung.<br />
Heute, in einer Zeit, da der Anspruch<br />
an die heimische Bild- und Tonqualität fast<br />
schon den an das Kino übersteigt, hegen Sie<br />
womöglich geringere Emotionen gegenüber<br />
den damaligen Originalaufnahmen. Unschärfen,<br />
Schmutzfl ecke, ausgeblichene Farben,<br />
niedriger Kontrast sowie der zweidimensionale<br />
Sound mit all seinen Störungen halten die Re-<br />
Bilder: 20th Century Fox, Disney Home<br />
6
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Klassiker auf Blu-ray<br />
James Bond Collection<br />
Genre: Agenten-Action<br />
Land/Jahr: UK, US 1962–2002<br />
Vertrieb: 20th Century Fox<br />
Bildformat: 1,37 : 1<br />
Tonformate:<br />
Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />
Laufzeit: ca. 732 min<br />
FSK: ab 16 Jahren<br />
Preis: 90,99 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
Eine Szene aus „Casino Royale“ Mitnichten! 007 (Sean Connery) saß bereits in „Feuerball“ am<br />
Spieltisch einem Kontrahenten mit Augenproblemen gegenüber – dem Spectre Agenten Emilio<br />
Largo (Adolfo Celi)<br />
alitäts-Barriere aufrecht und verhindern, dass<br />
Sie in eine fremde Welt gesogen werden. Sie<br />
bilden das ernüchternde Ende einer langen<br />
Filmfreundschaft, wenn man so will. Zum Glück<br />
wirken dem diverse Studios mit in Bild und Ton<br />
überarbeiteten Klassikern entgegen.<br />
Punktspiel<br />
Bei der „James Bond Collection“ sorgte das<br />
preisgekrönte Postproduktionsstudio Lowry Digital<br />
Images für eine audiovisuelle Frischzellenkur.<br />
Es realisierte auch schon die Restaurierung<br />
von solchen Meilensteinen wie die „Star Wars“-<br />
oder die „Indiana Jones“-Serie. Das Studio bearbeitete<br />
zunächst die originalen Filmnegative<br />
der 007-Streifen, da diese noch am unversehrtesten<br />
sind. Um das wertvolle Material nicht zu<br />
beschädigen, wurden sanfte Scanner eingesetzt,<br />
die für das Einlesen eines Bildes ungefähr<br />
vier Minuten benötigen. Zwei Stunden Film<br />
sind also in ungefähr 200 Stunden auf Festplatte<br />
gebannt. Die potenten Scanner lesen das<br />
Material in 4K ein, was bei dem 1,37 : 1-Format<br />
auf 35-Millimeter-Film einer Aufl ösung von ungefähr<br />
4 000 × 3 000 Bildpunkten entspricht.<br />
Dementsprechend wird auch eine wesentlich<br />
höhere Rechenpower und ungefähr 25-mal<br />
mehr Speicherplatz benötigt als bei 2K (2 000<br />
horizontale Bildpunkte). Für die Full-HD-Aufl ö-<br />
sung einer Blu-ray würden zwei Millionen Pixel<br />
schon ausreichen. Warum also das Sechsfache<br />
von dem eigentlich benötigten Pixelvolumen,<br />
abgesehen davon, dass Blu-ray tatsächlich<br />
ausschließlich mit 16 : 9-Formaten arbeitet<br />
Die Antwort ist einfach: Material, das aus einer<br />
höheren Aufl ösung auf 1 080p herunterskaliert<br />
wird, sieht schärfer aus als ein direkt in Full-HD<br />
eingescannter Film. Außerdem weiß man nie,<br />
wofür das teuer gelagerte digitale Material in<br />
Zukunft noch benötigt wird. Kaum ist der Scan-<br />
Prozess erledigt, machen sich die Spezialisten<br />
daran, Kratzer, Partikel und Flecken zu bereinigen.<br />
Weil die Stufe der Schmutz- und Flimmergrade<br />
abhängig von den Drehbedingungen ist,<br />
werden die einzelnen Szenen unterschiedlichen<br />
Kategorien zugeordnet und anschließend bearbeitet.<br />
Der Grund dafür dürfte klar sein: Spezialeffekte<br />
wie der berühmte Pistolenlauf am Anfang<br />
eines jeden Bond-Streifens bestehen aus<br />
mehreren schmutzanfälligen Schichten und<br />
sind daher schwieriger zu handhaben als eine<br />
Innenaufnahme. Bei diesem Effekt wurde über<br />
den Film eine Folie mit dem Motiv einer Spule<br />
und einer kreisrunden Öffnung in der Mitte<br />
gelegt und bewegt. Beide Elemente, also Film<br />
und Folie, unterscheiden sich in ihrer Schärfe<br />
und müssen dementsprechend aneinander<br />
angepasst werden.<br />
Sisyphusarbeit<br />
Sind die Störungen Bild für Bild beseitigt, regeln<br />
die Farbkorrektoren an ihren nahezu unbezahlbaren,<br />
farbtreuen Monitoren den Schwarzwert<br />
und die Farben nach. Dabei ist es sehr wichtig,<br />
dass der Gesamteindruck des Bearbeiters nicht<br />
von seiner räumlichen Umgebung irritiert wird.<br />
Eine bis ins Detail abgestimmte Beleuchtung<br />
der Arbeitsräume ist also Pfl icht. Dank modernster<br />
Digitaltechnologie könnte theoretisch<br />
das ganze Lichtambiente des Filmmaterials<br />
samt Farbgebung verändert werden. Getreu<br />
dem Motto „Perfektes lässt sich nicht verbessern“<br />
sahen die Korrektoren hier aber von zu<br />
großen Eingriffen ab und respektierten so die<br />
künstlerische Intention der Originale. Schließlich<br />
möchten die Zuschauer die Meisterwerke<br />
wie in den alten Tagen erleben, nur eben viel<br />
schärfer, klarer und farbenfroher.<br />
Details einer Miniaturmalerei<br />
Bei knapp 44 Zeichentrick-Meisterwerken, die<br />
Disney in über 65 Jahren produzierte, muss<br />
Dornröschen<br />
Genre: Zeichentrick<br />
Land/Jahr: US 1959<br />
Vertrieb: Disney Home<br />
Bildformat: 2,55 : 1<br />
Tonformate: DTS-HD 7.1<br />
Laufzeit: 76 min<br />
FSK: ab 6 Jahren<br />
Preis: 29,95 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
Planet der Affen<br />
Genre: Science-Fiction<br />
Land/Jahr: US 1968–1973<br />
Vertrieb: 20th Century Fox<br />
Bildformat: 2.35 : 1<br />
Tonformate:<br />
Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />
Laufzeit: ca. 475 min<br />
FSK: ab 12 Jahren<br />
Preis: keine Angaben<br />
Start: 12. Dezember 2008<br />
Der Tag, an dem die<br />
Erde stillstand<br />
Genre: Science-Fiction<br />
Land/Jahr: US 1951<br />
Vertrieb: 20th Century Fox<br />
Bildformat: 1.33 : 1<br />
Tonformate:<br />
Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />
Laufzeit: 92 min<br />
FSK: ab 12 Jahren<br />
Preis: 30,99 Euro<br />
Start: 12. Dezember 2008<br />
French Connection<br />
Genre: Actionthriller<br />
Land/Jahr: US 1971<br />
Vertrieb: 20th Century Fox<br />
Bildformat: 1,85 : 1<br />
Tonformate:<br />
Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />
Laufzeit: 103 min<br />
FSK: ab 16 Jahren<br />
Preis: keine Angaben<br />
Start: 23. Januar 2009<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 7
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Doppelt so viel Bild wie auf DVD: Jedes handgemalte Bild<br />
von Disneys „Dornröschen“ ist nun an den Rändern unbeschnitten<br />
im vollen 2,55 : 1-Originalformat erlebbar<br />
Disney lässt die Puppen tanzen! Der immense Detailgrad<br />
dieser Szene ist einfach überwältigend<br />
es sehr schwer gewesen sein, den richtigen<br />
Film für die allererste Blu-ray-Veröffentlichung<br />
auszuwählen. Immerhin soll diese Blu-ray<br />
das Publikum überzeugen können, sich auch<br />
die anderen Klassiker als blaue Scheibe zu sichern.<br />
Aber scheinbar hat sich Disney richtig<br />
entschieden, denn „Dornröschen“ von 1959<br />
weist alle wichtigen Faktoren auf. Das fängt<br />
schon bei dem besonderen Zeichenstil an, der<br />
sich sehr stark an mittelalterlichen Illustrationen<br />
und persischer Miniaturmalerei orientiert. Normalerweise<br />
versuchen Animationsfi lme mit<br />
Unschärfe einen Tiefeneffekt zu erzeugen. Der<br />
leitende Farbstylist Eyvind Earle entschied sich<br />
allerdings dafür, die Hintergründe sehr detailliert<br />
und ebenso farbenfroh darzustellen wie<br />
die animierten Figuren. So zieht zwar der Hintergrund<br />
fast genauso viel Aufmerksamkeit auf<br />
sich wie der Vordergrund, dafür sieht aber die<br />
Masse an exakt gezeichneten Blättern, Steinen<br />
bzw. Konturen an den Wänden in Full-HD einfach<br />
überwältigend aus.<br />
Als zweiter Punkt sollte nicht unerwähnt bleiben,<br />
dass der Kinofi lm damals auf wertvollem<br />
70-Millimeter-Film archiviert wurde. Zum Filmstart<br />
warben die Plakate mit der Formatbezeichnung<br />
„Technorama“, die für das extrem<br />
breite Bildseitenverhältnis 2,55 : 1 steht. Das<br />
Publikum sollte damit vom Fernseher weg<br />
und in die Kinos gelockt werden, weil dieses<br />
Format die volle Breite der Leinwand ausnutzt.<br />
Nur zum Vergleich: Normales Cinemascope<br />
beträgt 2,35 : 1. Für das Blu-ray-Release<br />
griff man also auf das Originalformat zurück,<br />
das auf einem 16 : 9-Fernseher zwar immer<br />
noch Balken aufweist, aber dafür die bisher<br />
auf DVD und Video (beide 4 : 3 bzw. 1.33 : 1)<br />
verloren gegangenen Bildanteile zeigt. Umgerechnet<br />
gewinnt der Zuschauer dadurch knapp<br />
90 Prozent mehr Bild gegenüber den vorherigen<br />
Heimvideo-Fassungen. Für Sammler der<br />
Disney-Meisterwerke ist es also schon fast<br />
Pfl icht, die Blu-ray anzuschaffen, weil ihnen<br />
sonst – übertrieben ausgedrückt – die Hälfte<br />
des produzierten Films entgeht.<br />
Echo aus dem Wald<br />
Zu einem guten Bild gehört natürlich auch ein<br />
zeitgemäßer Mehrkanalton. Vor fast einem<br />
halben Jahrhundert kam in den Kinos gerade<br />
einmal echter Stereosound in Mode. Die Geräusche<br />
konnten somit zwar zwischen den<br />
zwei Frontboxen hin- und herspringen, hatten<br />
aber keine räumliche Tiefe. Für die Blu-ray<br />
wurde der ganze Sound deshalb noch einmal<br />
in 7.1 abgemischt. Da die Musik gesondert<br />
aufgenommen und sorgsam archiviert vorlag,<br />
konnte sie in einem fast rauschfreien Zustand<br />
wieder digitalisiert und von den minimalen<br />
Störungen befreit werden. Etwas schwieriger<br />
als die Erneuerung von Tschaikowskys Kompositionen<br />
war da schon die Bearbeitung der<br />
Dialoge und Effekte. Es musste einerseits das<br />
Zischen, Knacken und Rattern herausgefi ltert<br />
werden, andererseits sollte der Klang nun in<br />
drei Dimensionen stattfi nden. Dynamische<br />
Effekte wie der richtungsweisende Gesang<br />
Auroras kurz vor der ersten Begegnung mit<br />
dem Prinzen im Wald sind nur ein Ergebnis<br />
dieser äußerst akkuraten Arbeit.<br />
Zum krönenden Abschluss wollen wir uns nach<br />
die „40 Jahre Evolution Blu-ray Collection“ von<br />
„Planet der Affen“ anschauen. Es gibt wohl neben<br />
„Star Wars“ und „Star Trek“ keine weitere<br />
Filmserie, die das Science-Fiction-Kino so sehr<br />
geprägt hat wie „Planet der Affen“.<br />
Science-Fiction-Kult<br />
Ganze fünf Teile sind von den behaarten Tiermenschen<br />
in die Kinos gekommen, lässt man<br />
Tim Burtons erfolglose Neuverfi lmung außen<br />
vor. Und das in einer Zeit, bevor Lucas und<br />
Spielberg den mehrteiligen Blockbuster erfanden.<br />
Begründet wird dieses Phänomen unter<br />
anderem durch die exzellente Mischung aus<br />
philosophischen Elementen einer ernsthaften<br />
Literaturverfi lmung und der unterhaltsamen<br />
Exotik, die durch die markanten Affenkostüme<br />
hervorgerufen wurde. Eigentlich merkwürdig,<br />
dass ein Film, an dessen Ende die endgültige<br />
nukleare Katastrophe steht, vier erfolgreiche<br />
Fortsetzungen haben konnte.<br />
Die Autoren griffen dafür auf das altbewährte<br />
Konzept der Zeitreise zurück und erklärten nun<br />
in einem an und für sich unmöglichen Kreislauf,<br />
wie der Planet der Affen überhaupt entstehen<br />
konnte. Paradoxerweise bewirken die eigentlichen<br />
Nachfahren in der Vergangenheit die Bedingungen<br />
ihrer Geburt. Der über alle Folgen<br />
gespannte Bogen schließt sich mit einer alles<br />
entscheidenden Schlacht um das Daseinsrecht<br />
zweier Lebensformen und macht somit<br />
eine unendliche Geschichte daraus.<br />
Alles für die Fans<br />
„40 Jahre Evolution“ zollt dieser genialen Filmreihe<br />
gebührenden Respekt, indem jede der<br />
darin enthaltenen Discs eine sorgfältig überarbeitete<br />
Episode und viele kleine Details beinhaltet,<br />
die Filmliebhaber erfreuen dürften.<br />
Dies beginnt schon mit den computeranimierten<br />
Menüs, die die Stimmung des Gesamtwerks<br />
mit dem Leitmotiv treffend einfangen.<br />
Der scheinbar aus einem Videospiel<br />
stammende Gesetzgeber der Affen hätte<br />
zwar auch problemlos weggelassen werden<br />
können, aber durch seine prologartige Ansage<br />
Bilder: Disney Home<br />
8
Gestochen scharfe Bilder in 1080p, lebendige Farben,<br />
kristallklarer Sound und jede Menge innovative Extras – das ist Blu-ray.<br />
Genau so sollten unsere Filme erlebt werden.<br />
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Spezial<br />
Blu-ray<br />
Schwarz-Weiß-Filme wie „Der Tag, an dem die Erde stillstand“<br />
besitzen eine eigene Licht-Ästhetik. Wird diese gezielt<br />
für die Restauration ausgenutzt, wirken solche Filme<br />
selbst im heutigen HD-Zeitalter wie ein Kunstwerk<br />
Charlton Heston als Sternwanderer George Taylor, der auf<br />
dem Planeten der Affen in Wirklichkeit die Zukunft der Erde<br />
vor sich sieht<br />
vor jedem Hauptfeature entsteht die Illusion<br />
des Zeitzeugendokuments in Form der Bluray.<br />
Jede der fünf Scheiben besitzt zudem<br />
eine Tonspur mit der isolierten Filmmusik in<br />
5.1-DTS-Kompression. Während der Episode<br />
hört man also ausschließlich die unbescholtenen,<br />
entstörten Studioaufnahmen des Originalscores.<br />
Die weniger gut erhaltenen Soundeffekte<br />
und Dialoge werden vollkommen<br />
ausgeblendet, was für Kenner einen echten<br />
Mehrwert darstellt.<br />
Von der Episode „Eroberung des Planeten der<br />
Affen“ gibt es sogar eine erweiterte Fassung,<br />
die wegen ihrer brutalen Szenen für den damaligen<br />
Kinostart beschnitten wurde. Für die<br />
Blu-ray wurde das Material wieder eingefügt<br />
und ist nun als Alternative anwählbar. So ist<br />
jetzt auch der ganze Schrecken der fi nalen<br />
menschlichen Massenschlachtung mitsamt<br />
den Querverweisen auf den Holocaust einhalten,<br />
ebenso wie die empörten Ausdrücke<br />
auf den Gesichtern der Protagonisten. In der<br />
Regel können die meisten Filme nicht mehr<br />
perfekt restaurieren, das heißt in den qualitativen<br />
Ausgangszustand gebracht werden.<br />
Einige Bilder sind hier daher teilweise beschädigt,<br />
weshalb in manchen Szenen die<br />
linke Hälfte scharf, kontrastreich und farbtreu<br />
aussieht, während die rechte Seite irgendwie<br />
matt vor sich hin siecht. Das hängt sicherlich<br />
vom Quellmaterial ab. Je nach Zustand der<br />
am besten erhaltenen Vorlage verändert sich<br />
auch die fi nale Qualität. Unspektakulär ist das<br />
Ergebnis dadurch keinesfalls. Das Gegenteil ist<br />
der Fall.<br />
Aktuelle Sehgewohnheiten<br />
Die meiste Zeit über erscheinen die teils über<br />
40 Jahre alten Klassiker fast wie frische Produktionen<br />
im Retrolook. Die Kolorierung ist sehr<br />
kräftig, entspricht aber nicht der Farbgebung<br />
heutiger Filme. Das ist auch so gewollt, besteht<br />
doch die Herausforderung darin, sie wie<br />
am Tag der Uraufführung aussehen zu lassen.<br />
Ein halbes Jahrhundert zuvor war die Kameratechnik<br />
noch ganz anders aufgebaut, weshalb<br />
sich die Belichtung bezüglich des Kontrasts,<br />
der Kamerabewegung und der Farben von<br />
Bilder: 20th Century Fox, Digital Images GmbH<br />
10
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Interview: Im Namen der Brillanz<br />
Das in Halle/Saale ansässige Postproduktionsstudio Digital Images zeichnete bereits für hochgradige<br />
Kinowelt-Produktionen auf Blu-ray wie „Der Fuchs und das Mädchen“ oder „Leon, der Profi “ verantwortlich.<br />
Zum Spezialgebiet gehört unter anderem die fachgerechte Überarbeitung klassischer Filme. Wir<br />
befragten Holger Meinel, Geschäftsführer von Digim, über die Scan- und Bearbeitungsprozesse.<br />
Sind mit dem digitalen Verfahren auch partielle<br />
Farbanpassungen möglich<br />
Ja, durch die sekundäre Farbkorrektur können partielle<br />
Farbanpassungen realisiert werden. Im Gegensatz<br />
zur primären Farbkorrektur, bei der das Gesamtbild<br />
verändert wird, kann man bei der sekundären<br />
Farbkorrektur einzelne Farbfl ächen verändern.<br />
So wäre es z. B. mittels dem „Da Vinci“ (eine Farbkorrektursuite,<br />
Anm. d. Red.) möglich, einen roten<br />
Ball zu markieren und dann mit jeder beliebigen<br />
Farbe zu ersetzen.<br />
heutigen Aufnahmen unterscheidet. Aktuelle<br />
Meisterwerke auf Blu-ray haben bereits einen<br />
Grad an audiovisueller Perfektion erreicht, der<br />
das menschliche Sehvermögen geradezu ausreizt.<br />
Viele Zuschauer sehnen sich deshalb danach,<br />
noch einmal die wichtigsten Filme ihrer<br />
Vergangenheit in ähnlicher Qualität Revue passieren<br />
zu lassen. Gleichzeitig werden die Meisterwerke<br />
auf diesem Wege der kommenden<br />
Zuschauergeneration zugänglich gemacht, die<br />
sich andernfalls vermutlich gar nicht an die in<br />
ihren Augen schmerzenden Bilder herantrauen<br />
würde. Freilich eignet sich nicht jede Restaurierung<br />
für die volle HD-Aufl ösung, denn irgendwie<br />
hat es schon seinen Grund, warum neue<br />
Filme klarer, schärfer oder einfach besser aussehen<br />
als alte. Doch ein wahrer Kenner weiß<br />
die behutsame Arbeit erfahrener Korrektoren<br />
durchaus zu schätzen. Wenn er seine traumhaften<br />
Erinnerungen aus alten Tagen an seine<br />
aktuelle Sehgewohnheit angepasst vor sich<br />
sieht, ist der Filmenthusiast froh, alle Lieblingsfi<br />
lme in seinem Blu-ray-Regal zu wissen.<br />
FALKO THEUNER<br />
Holger Meinel, Geschäftsführer der Digital<br />
Images GmbH<br />
Herr Meinel, warum ist es grundsätzlich besser,<br />
einen Analogfilm in 4K (4 000 Pixel pro<br />
Zeile) einzuscannen, um dann letzten Endes<br />
ein 2K-Produkt (Full-HD bzw. mit 2 000 Pixeln<br />
in der Horizontalen) zu erhalten<br />
Grundsätzlich darf man davon ausgehen, dass durch<br />
einen 4K-Scan und die darauf folgende Down Conversion<br />
zu 2K eine bessere Qualität erzielt wird, indem<br />
zwar die Aufl ösung dementsprechend geringer<br />
ist, aber die Detailschärfe weitestgehend erhalten<br />
bleibt. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit HD-Programmen,<br />
die zu SD down converted werden<br />
und dann im Vergleich zu einer SD-Produktion eine<br />
bessere Qualität darstellen. Aus wirtschaftlicher<br />
Sicht muss man aber darauf hinweisen, dass 4K-<br />
Abtastungen teurer sind, da eine 4K-Abtastung im<br />
Verhältnis zu einer 2K-Abtastung nicht eine doppelte,<br />
sondern eine vierfache Datenmenge bedeutet.<br />
Das Scannen ist aber nur der erste Schritt einer<br />
langen Produktionskette ...<br />
Für Digital Images liegt der Schwerpunkt gleichermaßen<br />
im Bereich der digitalen Nachbearbeitung<br />
wie z. B. der Beseitigung von analogen Fehlern wie<br />
Laufschrammen, erhöhtem Filmkorn, Schichtverletzungen<br />
und Tilgung von Audioknistern, Klicks, Rauschen<br />
und Ähnlichem.<br />
Die Umgebung der digitalen Farbkorrektursuite<br />
„Da Vinci“ ist weitestgehend farbneutral und<br />
abgedunkelt<br />
Können Sie uns ein wenig über 7.1-Abmischung<br />
erzählen Wie läuft so etwas im Groben ab<br />
Der Aufwand und die entsprechende Herangehensweise<br />
werden durch das zur Verfügung stehende<br />
Ausgangsmaterial bestimmt. Im Idealfall sind die<br />
Musik- und Effektspuren getrennt von den Dialogen<br />
vorhanden, sodass man alles neu mischen und im<br />
Panorama und Raum neu und frei platzieren kann.<br />
Dabei hat man den Vorteil, dass die Kanaltrennung<br />
ähnlich hoch wie bei einer neuen Produktion ist.<br />
Bei älteren Filmen und dem damit oft nicht vorhandenen<br />
idealen Ausgangsmaterial ist diese Vorgehensweise<br />
nicht möglich, da die einzelnen Audiospuren<br />
meist nicht mehr verfügbar sind. In diesem<br />
Fall steht man vor der Aufgabe, die Dialoge von der<br />
Musik und den Effekten so weit es möglich ist zu<br />
trennen (durch Schnitt, Filtering etc.). Mitunter kann<br />
es auch passieren, dass wir Musiken oder Effekte<br />
nachgestalten müssen, da eventuell kleine Passagen<br />
„verloren“ gehen bzw. durch überlagerte Dialoge<br />
nicht einzeln verfügbar werden. Auch hier gilt<br />
die Regel, dass selbstverständlich eine Anpassung<br />
an das originale Klangbild erfolgen muss. Wenn<br />
diese Arbeiten erledigt sind, wird alles zu einem<br />
homogenen und zum Bild stimmigen 7.1-Sound<br />
gemischt.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
„Die Erstellung von 7.1-Mischungen als neue Abmischung<br />
ist zweifellos eine sehr komplexe Arbeit, die<br />
sehr viel Know-how erfordert (...)“<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 11
Spezial<br />
Blu-ray<br />
So nahe wie möglich am Original<br />
Noch in diesem Jahr erreichen uns unzählige Blu-rays von Filmklassikern wie „James Bond jagt<br />
Dr. No“, „The French Connection“ oder „Planet der Affen“. Sven Davison, Vice-President of Content<br />
Creation bei Twentieth Century Fox, hat Einblick in eine Vielzahl dieser Projekte und gibt uns<br />
Auskunft über die technische Wiederbelebung großer Filmklassiker.<br />
Herr Davison, was sind die größten Probleme<br />
beim Restaurationsprozess<br />
An Schwierigkeiten gibt es unzählige. Hier drei<br />
bezeichnende Beispiele:<br />
Erstens: Die physische Beschaffenheit der<br />
Elemente, mit denen wir arbeiten, kann eine<br />
sehr große Herausforderung sein. Jede potenzielle<br />
Quelle muss in Betracht gezogen und<br />
wenn nötig repariert werden, um sicherzugehen,<br />
dass das Material den Scanning-Prozess<br />
auch in einem Stück übersteht. In einem kürzlich<br />
abgeschlossenen Projekt mussten wir vor<br />
dem Scannen z. B. jeden einzelnen Abschnitt<br />
des originalen Kamera-Negativs reparieren,<br />
was viele Wochen in Anspruch nahm.<br />
Zweitens: Nach der physischen Beschaffenheit<br />
können wir die Bildqualität des Quellmaterials<br />
beurteilen. Oftmals müssen wir mit mehreren<br />
Quellen arbeiten, Negative und YCM-Protection-Master<br />
(Gelb, Cyan und Magenta) duplizieren,<br />
um das bestmögliche Master zusammenzustellen.<br />
Bilder unterschiedlichen Alters<br />
und unterschiedlicher Qualität aneinander<br />
anzupassen ist eine große Herausforderung.<br />
Bei Filmen, deren Originalnegative nicht mehr<br />
existieren, benutzen wir digitale Techologie,<br />
um dem Original so gut wie möglich zu entsprechen.<br />
Drittens: Das standardmäßige Heimkinoequipment<br />
hat sich technisch so dramatisch<br />
weiterentwickelt, dass wir beim Mastering vor<br />
einer neuen Herausforderung stehen. So entsprechen<br />
Bilder und Sound, die vor ein paar<br />
Jahren noch akzeptabel waren, nicht mehr<br />
länger den Ansprüchen modern ausgerüsteter<br />
Konsumenten.<br />
Wie lange dauert so ein Remastering für<br />
gewöhnlich<br />
Das hängt wirklich von dem Quellmaterial ab.<br />
Einen Titel zu restaurieren und zu remastern<br />
kann einen Monat oder aber auch ein Jahr<br />
dauern.<br />
Sven Davison, Vice-President of Content<br />
Creation, 20th Century Fox<br />
Wonach richtet sich ein Farbkorrektor<br />
Bekommt dieser gewisse Vorgaben, die<br />
erfüllt werden müssen, wie z. B. dass das<br />
Rot an einer Stelle besonders hervorstechen<br />
soll<br />
Wenn wir uns an die Farbkorrektur machen,<br />
versuchen wir wann immer möglich die Filmemacher<br />
mit einzubeziehen. Sind diese<br />
nicht erreichbar, wenden wir uns den Filmarchive<br />
dieser Welt zu und den Schätzen, die<br />
dort lagern, um uns ein generelles Gefühl zu<br />
geben und um die richtige Richtung für die<br />
Farbkorrektur zu fi nden.<br />
Originale Farbprints der entsprechenden Ära<br />
sind teilweise nützlich, weil sie zumindest<br />
eine akkurate Repräsentation von dem vermitteln,<br />
wie der Film bei seiner Veröffentlichung<br />
ausgesehen hat. Im Optimalfall schauen wir<br />
uns einen Originalprint aus der Ära oder einen<br />
akkuraten Farbreferenz-Print des Films<br />
zusammen mit dem Koloristen an, bevor der<br />
Mastering-Prozess beginnt.<br />
„Was ist das für ein Eindringling von einem anderen Planeten ... Kann er die Erde zerstören“ Die Überarbeitung<br />
von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ orientiert sich nahe am ursprünglichen Original<br />
Wie ist das eigentlich mit Schwarz-Weiß-<br />
Filmen wie „Der Tag, an dem die Erde<br />
stillstand“ Sind diese leichter zu bearbeiten<br />
als farbige<br />
In Schwarz-Weiß zu arbeiten birgt seine eigenen<br />
Herausforderungen und ist darum nicht<br />
leichter zu handhaben als Filme mit Farbe.<br />
Obwohl es dabei offensichtlich weder Farbausbleichung<br />
noch Gründe für eine Farbkorrektur<br />
gibt, besitzt ein Schwarz-Weiß-Film einen anderen<br />
Dynamikbereich als ein Farbfi lm und<br />
benötigt eine völlig andere Behandlung, um<br />
das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.<br />
Bei „Der Tag, an dem die Erde stillstand“<br />
waren wir mit unserer Arbeit schon ziemlich<br />
weit vorangekommen, bevor wir das Resultat<br />
fallen ließen und im Streben nach dem<br />
besseren Endprodukt noch einmal von vorne<br />
begannen.<br />
Einige Schwarz-Weiß-Filme werden im<br />
Nachhinein eingefärbt. Dabei haben<br />
Bilder: 20th Century Fox<br />
12
JETZT NEU AUF BLU-RAY DISC!<br />
diese Filme in ihrer Ursprungsform durchaus eine eigene,<br />
künstlerische Ästhetik. Wie stehen Sie dazu Ist Farbe heutzutage<br />
unbedingt Pflicht<br />
Als ein Filmliebhaber bin ich persönlich strikt dagegen, Filme nachzukolorieren.<br />
Wie auch immer … Trotzdem ist es interessant zu bemerken,<br />
dass bestimmte Zuschauer kolorierte Filme gegenüber Schwarz-<br />
Weiß-Filmen bevorzugen. Wenn das Einfärben eines Films Menschen<br />
anspricht, die andenfalls gar nicht daran interessiert wären, diesen<br />
speziellen Film zu sehen, dann hoffe ich, dass sie schließlich doch<br />
irgendwann neugierig darauf werden, die originale Schwarz-Weiß-Version<br />
zu sehen.<br />
Filme aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts hatten noch keinen 3-D-Sound. So ist z. B. der Originalmix<br />
von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ nur Monound<br />
bei „Planet der Affen“ lediglich Stereosound. Können Sie<br />
uns etwas über die neue 5.1-Abmischung für den DTS-HD-MA-<br />
Mix der Blu-ray erzählen<br />
Bei beiden Filmen begann der Prozess mit einer vorsichtigen Restauration<br />
der Original-Audiomixe, die auf den Blu-rays enthalten sind.<br />
Danach wurde der überarbeitete Track mit den anderen Elementen in<br />
Übereinstimmung gebracht – originale Musikaufnahmen usw. –, um<br />
einen 5.1-Track für den modernen Heimkinozuschauer zu erstellen.<br />
Wo würden Sie bei einer Restauration die Grenze ziehen<br />
Wie weit reichen die Möglichkeiten und bis zu welchem Punkt<br />
sollte der Eingriff erfolgen<br />
Weil die digitalen Tools immer ausgeklügelter geworden sind, besteht<br />
für uns eigentlich nicht mehr die Frage, was wir erreichen können,<br />
sondern vielmehr, was wir tun sollten. Meiner Meinung nach ist es das<br />
Wichtigste, so nahe an die Intention der ursprünglichen Filmemacher<br />
heranzukommen, wie technisch nur irgend möglich.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Von Batman bis Patton<br />
Erinnern Sie sich noch an die „Batman“-Fernsehserie aus den 1960ern<br />
Das waren noch Zeiten, als das dynamische Duo an horizontalen Häuserwänden<br />
entlangkraxelte und die Unterwelt mit Gimmicks wie dem Batgürtel<br />
oder dem Hai-Betäubungs-Spray in Angst und Schrecken versetzte.<br />
Ob der Joker, das Katzenweib, der Rätselknacker oder der Pinguin – damals<br />
waren die Bösewichter noch richtig böse und verkündeten zunächst<br />
ihren niederträchtigen Plan, bevor sie Batman und seinen strumpfhosentragenden<br />
Gehilfen Robin langsam in die unausweichliche Todesfalle absenkten<br />
und die Werbepause einsetzte. Selbstverständlich entkamen die<br />
Helden immer rechtzeitig, damit sie im zweiten Teil den Superschurken<br />
mit einem lautmalerischen Peng und Pow eins über die Rübe ziehen und<br />
auch in der nächsten Folge Schulkindern über die Straße helfen konnten.<br />
Angesichts des „Batman“-Hypes, der durch „The Dark Knight“ ausgelöst<br />
wurde, ist auch eine Blu-ray mit dem allerersten Batman-Kinofi lm gar<br />
nicht so abwegig. Allein die Entwicklung des Comic-Idols von dem lächerlichen<br />
Strumpfhosenträger (Adam West) zum psychopathischen Sinnbild<br />
der Angst ist es wert, noch einmal die aus heutiger Sicht kuriosen Wurzeln<br />
zu betrachten.<br />
Um Retro-Fans gütlich zu simmen, bringt Twentieth Century Fox Home<br />
kurz vor Weihnachten einen ganzen Schwung an digital überarbeiteten<br />
Klassikern auf Blu-ray heraus. Neben „Batman hält die Welt in Atem“<br />
gehören auch „Fluchtpunkt San Francisco“, „Kanonenboot am Yangtse-<br />
Kiang“, „Leben und sterben in L. A.“, „Frankenstein Jr.“ sowie „Patton“<br />
dazu.<br />
Eine neue, unbekannte Welt<br />
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Eine NDR Naturfilm/Studio Hamburg Produktion in Zusammenarbeit mit WDR; National Geographic, Animal Planet und S4C. © 2009 NDR Naturfilm.
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Im Zeichen der Fledermaus<br />
Obwohl er im Mai 70 Jahre alt wird, lehrt der maskierte Held namens Batman erfolgreicher denn je Kriminelle das<br />
Fürchten. Der Milliardär, der nachts als Fledermaus verkleidet das Verbrechen in seiner Heimatstadt Gotham City<br />
bekämpft, flatterte bereits siebenmal auf die Leinwand, jüngst in dem Rekorde brechenden Blockbuster „The Dark<br />
Knight“. Grund genug, seine turbulente Filmkarriere anlässlich der Veröffentlichung aller Filme auf Blu-ray noch<br />
einmal Revue passieren zu lassen.<br />
Bilder: ...<br />
40 14
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Adam der Erste – 1966 eröffnet Adam West den Batman-Reigen<br />
Das erste Batmobil – die große Ölkrise ist noch weit weg<br />
Die erste Verfilmung des Comics ist die TV-<br />
Serie aus den 1960er Jahren mit Adam<br />
West als Batman und Burt Ward als Robin, die<br />
die meisten Leute auch heute noch kennen<br />
dürften. In einer Zeit, in der die Comicversion<br />
sowieso schon eher bunt und naiv geworden<br />
war, setzten die Macher dieser Adaption noch<br />
eins drauf und schufen ein grelles Produkt der<br />
Flower-Power-Ära. Auch wenn man dieses<br />
heutzutage wegen der unfreiwilligen Komik<br />
der Dialoge und der albernen Stories eher belächelt,<br />
löste es doch die erste weltweite „Bat-<br />
Mania“ aus. Mit „Batman hält die Welt in Atem“<br />
eroberte der Fledermaus-Held dann auch zum<br />
ersten Mal die große Leinwand. In der seichten<br />
Story verbünden sich seine größten Feinde, um<br />
die Mitglieder der UN mit einem Atomisierer<br />
zu erpressen. Der Film erschien vor Kurzem in<br />
durchaus ansehnlicher Qualität auf Blu-ray. Vor<br />
allem die Farben sind angesichts des Alters erstaunlich<br />
kräftig, was dem bunten Sixties-Look<br />
natürlich zugutekommt. Dafür rauscht das Bild<br />
Batmans damalige Gegenspieler – Bösartigkeit im Outfit der 60er<br />
sehr stark und obwohl der Qualitätsgewinn im<br />
Vergleich zur DVD relativ gering ist, kann man<br />
doch in der HD-Version teils kuriose Details<br />
erkennen, wie z. B. schlecht tapezierte Hintergründe<br />
oder den überschminkten Schnurrbart<br />
des Joker-Schauspielers. Der kultige Flower-<br />
Power-Sound kommt blechern, aber kräftig vor<br />
allem aus den vorderen Lautsprechern. Das<br />
eigentliche Highlight der Scheibe ist für echte<br />
Batman-Fans das Bonusmaterial, denn hier<br />
dürfte selbst der Rätselknacker keine Fragen<br />
mehr übrig haben. Neben dem Film selbst<br />
werden sowohl die beiden Helden als auch<br />
die illustren Schurken von Comic- und Filmexperten<br />
ausführlich besprochen. In den zwei<br />
Audiokommentaren kommen die Darsteller<br />
sowie der Autor des Films selbst zu Wort und<br />
erzählen interessante und witzige Anekdoten<br />
vom Set. Das Beste daran: Der großteil des<br />
Materials liegt in HD-Qualität vor.<br />
Schon Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
war der erste Hype um den kostü<br />
mierten Helden vorbei und obwohl der Comic<br />
bereits zu dieser Zeit zu seinen Wurzeln zurückfand,<br />
sanken seine Verkaufszahlen immer<br />
mehr. Doch in den 1980er Jahren änderte<br />
sich die amerikanische Comiclandschaft radikal:<br />
Neben Alan Moores „Watchmen“ (das nun<br />
ebenfalls seinen Weg ins Kino gefunden hat,<br />
siehe S. 24) war es vor allem „The Dark Knight<br />
Returns“ von Frank Miller („Sin City“, „300“),<br />
das Comics für Erwachsene wieder salonfähig<br />
machte. Millers Geschichte zeichnet Batman<br />
als einen verbitterten Extremisten, der sich mit<br />
dem massenmordenden Psychopathen Joker<br />
ein tödliches Duell liefert.<br />
Batman und Burton<br />
Bei seiner Kinoversion nahm sich Newcomer<br />
Tim Burton, der vorher erst einen anderen Film<br />
gedreht hatte, Millers Vision genauso zum Vorbild<br />
wie die ersten Ausgaben von Bob Kane.<br />
Gleichzeitig drückte er „Batman“ mit seinem<br />
ganz besonderen Stil einen ganz eigenen<br />
Stempel auf. Sein Batman, souverän verkörpert<br />
von Michael Keaton, erscheint ebenso wie<br />
seine Gegner als Außenseiter, während seine<br />
Heimatstadt Gotham City zu einem düsteren<br />
Gothic-Albtraum umstilisiert wird. Trotzdem<br />
ist der Film eindeutig die<br />
Show von Charaktermime<br />
Jack Nicholson, der<br />
als damalige Traumbesetzung<br />
für den irre grinsenden Joker<br />
angesehen werden kann. Dementsprechend<br />
ließ er sich den Spaß<br />
entlohnen: Seine Gage von<br />
60 Millionen Dollar war damals<br />
neuer Rekord. Außerdem<br />
schuf<br />
Komponist<br />
Danny Elfman<br />
ein musikalisches<br />
Spezial | www.bluray-vision.de 9<br />
| November 2009 15
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Er stahl Batman Michael Keaton und Kim Basinger die Show: Jack Nicholson mit einer grandiosen<br />
Vorstellung als Joker. Bei der ebenfalls grandiosen Gage hatte er natürlich gut lachen<br />
Thema, das wie kein anderes mit Batman<br />
assoziiert werden dürfte. Dank einer für die<br />
damalige Zeit wegweisenden Marketing-Kampagne<br />
wurde „Batman“ zu einem der erfolgreichsten<br />
Filme seiner Zeit und Tim Burton<br />
stieg endgültig in die A-Liga der Regisseure<br />
auf. Das Drehbuch verknüpft geschickt die bekannte<br />
Entstehungsgeschichte des Helden mit<br />
der des Jokers, die hier zum allerersten Mal<br />
überhaupt erzählt wird. Die Liebesgeschichte<br />
mit der Journalistin Vicki Vale (Kim Basinger)<br />
wirkt dagegen sehr unterentwickelt.<br />
Die Blu-ray kann zunächst einmal optisch<br />
überzeugen: Das Bild ist angesichts des Alters<br />
des Films erstaunlich scharf, allerdings wirkt<br />
so manche Szene auch im negativen Sinne<br />
„berauschend“. Die Farben scheinen etwas<br />
gedämpft und Defi zite beim Kontrast werden<br />
besonders im düsteren Finale offenbar. Leider<br />
wirkt der deutsche Ton wie ein schlechter Witz<br />
des Jokers, denn die lediglich in Dolby Stereo<br />
vorliegende Spur lässt jeglichen Raumklang<br />
vermissen. Darüber hinaus erscheinen Stimmen<br />
und Geräusche fl ach. Wer des Englischen<br />
mächtig ist, dem sei unbedingt die Dolby-True-<br />
HD-Abmischung empfohlen. Nur für diesen<br />
Teil der Zuschauer dürfte zudem der Audiokommentar<br />
von Tim Burton gedacht sein,<br />
es gibt nämlich dazu weder deutsche noch<br />
englische Untertitel. Jedem Batman-Fan lässt<br />
dagegen das Bonusmaterial das Herz höherschlagen,<br />
sowohl aufgrund des Inhalts als auch<br />
des prallen Umfangs von etwa zweieinhalb<br />
Stunden. Da verschmerzt man auch fast, dass<br />
die Extras nur in DVD-Qualität vorliegen.<br />
Tierische Weihnachten<br />
Nach dem riesengroßen Erfolg war eine<br />
Fortsetzung nur eine Frage der Zeit. Schon<br />
drei Jahre später war es so weit und Burtons<br />
Batman kehrte auf die Leinwand zurück. In<br />
„Batman Returns“ sieht man noch deutlicher<br />
die Handschrift des Regisseurs. Dabei wird<br />
es zunächst tierisch, denn zur Fledermaus<br />
gesellen sich eine Katze und ein Wasservogel.<br />
Dieses Mal muss der in Schwarz gekleidete<br />
Held nämlich gegen zwei Kontrahenten<br />
ins Feld ziehen, den ekligen Pinguin<br />
(Danny DeVito) und die laszive Catwoman<br />
(Michelle Pfeiffer). Was sich schon beim ersten<br />
Film bemerkbar machte, wird nun offensichtlich:<br />
Burton ist eigentlich viel mehr an<br />
den schillernden Schurken interessiert, sodass<br />
Batman selbst in den Hintergrund gedrängt<br />
wird. Dafür bewies Burton erneut<br />
sein Händchen für ein gelungenes Casting<br />
und fand auch dieses Mal die perfekten<br />
Schauspieler für die ikonischen Figuren. Zusätzlich<br />
wird aus Gotham ein winterliches<br />
Wunderland, das streckenweise mehr an<br />
„The Nightmare Before Christmas“ als an<br />
den<br />
Vorgänger<br />
„Batman“ erinnert.<br />
Trotzdem kann Burton<br />
erneut überzeugen und<br />
macht auch die Fortsetzung<br />
zum Welterfolg.<br />
Die Bildqualität begeistert<br />
im zweiten<br />
Teil noch mehr als<br />
beim Vorgänger. Trotz des<br />
sparsamen Einsatzes durch<br />
den Regisseur (oder vielleicht gerade<br />
dadurch) wirken die Farben überraschend<br />
kräftig. Auch der Schwarzwert überzeugt noch<br />
etwas mehr, dafür kehrt mit Batman leider<br />
ebenfalls das störende Rauschen zurück. Der<br />
Blockbuster war der erste Film mit Dolby-Digital-Ton,<br />
daher überzeugt auch die deutsche<br />
Surround-Spur. Besonders die kongeniale<br />
Musik von Danny Elfman kommt sehr atmosphärisch<br />
zur Geltung, dagegen wirken vor<br />
allem die Stimmen fl achbrüstig. Räumliche<br />
Tim Burton übertraf sich bei der Besetzung<br />
der Bösewichter in seinem zweiten Batman-<br />
Film wieder selbst – Danny DeVito und<br />
Michelle Pfeiffer scheinen ihr Innerstes<br />
nach außen zu kehren<br />
16
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Effekte kommen zwar vor, sind aber relativ<br />
selten. Inhaltlich interessant, aber längst nicht<br />
so umfangreich wie bei Teil eins präsentieren<br />
sich die Extras. Burtons Audiokommentar ereilt<br />
dasselbe Schicksal wie den Vorgänger: Die Untertitel<br />
fehlen.<br />
Der Anfang vom Ende<br />
Was nach den ersten beiden Filmen folgte,<br />
dürfte jedem Batman-Fan die Tränen in die<br />
Augen treiben. Unter dem Druck von Warner<br />
Bros. räumte Regisseur Burton seinen Platz<br />
und übernahm beim dritten Teil nur die Produktion.<br />
Zu düster und familienunfreundlich<br />
war den produzierenden Studios „Batman<br />
Returns“ geraten. Mit Joel Schumacher wurde<br />
bald ein neuer Regisseur gefunden, der sich<br />
bei seiner Vorstellung von Batman wiederum<br />
von der TV-Serie aus den 1960er Jahren inspirieren<br />
ließ. So kam Robin, verkörpert von Chris<br />
O’Donnell, ins Spiel. Außerdem wurden mit<br />
dem Riddler (Jim Carrey) und Two-Face (Tommy<br />
Lee Jones) zwei Antagonisten eingeführt,<br />
die eher lächerlich als eine echte Bedrohung<br />
waren. Dafür gibt es mit dem roten Faden<br />
des Schizophrenie-Themas, dargestellt durch<br />
die Psychologin Dr. Chase Meridian (Nicole<br />
Kidman), immerhin noch eine ernsthafte Komponente.<br />
Optisch ist der dritte Film ein Rückschritt, das<br />
Bild rauscht noch stärker als bei den Vorgängern<br />
und echte HD-Schärfe ist selten. Selbst<br />
die Farben wirken in dem verglichen mit<br />
Burtons Filmen deutlich bunteren Movie etwas<br />
blass. Dafür kann der Ton mit wesentlich<br />
mehr Dynamik und Raumklang punkten. Als<br />
erste Blu-ray mit geschnittenen Szenen sind<br />
die Extras inhaltlich erneut sehr gut, könnten<br />
allerdings noch mehr in die Tiefe gehen.<br />
Jegliche Form von Ernsthaftigkeit lässt der vierte<br />
Teil vermissen. Mehr wie eine Parodie der Vorgänger<br />
wirkend, übertrifft „Batman & Robin“,<br />
den viele für einen der schlechtesten Filme aller<br />
Zeiten halten, die TV-Serie und den dazugehörigen<br />
Streifen aus den 1960er Jahren noch an<br />
Albernheit. Während diese wenigstens noch<br />
die Entschuldigung vorzuweisen haben, ein<br />
Produkt ihrer Zeit zu sein, wirkt Schumachers<br />
zweiter Batman-Film vor allem aus heutiger Perspektive<br />
wie ein schlechter Witz. Das fängt bei<br />
lächerlichen Fetischkostümen an, die mit jedem<br />
der zahlreichen Kleiderwechsel alberner werden,<br />
setzt sich bei den schmerzhaft unlustigen<br />
Wortspielen fort, die sämtliche Figuren ständig<br />
verwenden, und hört schließlich bei der grauenhaften<br />
Fehlbesetzung auf. So gab George Clooney<br />
später selbst zu, dass seine Verkörperung<br />
von Batman nicht zu den Glanzlichtern seiner<br />
Karriere zählt. Den Vogel schießt aber eindeutig<br />
Arnold Schwarzeneggers Darstellung des Mr.<br />
Freeze ab, sie kann als absoluter Tiefpunkt<br />
der Karriere des heutigen Gouverneurs<br />
angesehen werden.<br />
Dafür kann sich der Film auf Blu-ray immerhin<br />
optisch und klanglich sehen lassen.<br />
Wenngleich die Farben in den knallbunten<br />
Actionszenen wieder seltsam blass<br />
wirken, sorgen Kontrast und Schwarzwert für<br />
Großes Bild für eine kleine Rolle, große Mimen in einem schlechten Spiel – auch Drew Barrymore,<br />
Tommy Lee Jones und Jim Carrey konnten „Batman Forever“ nicht zu einem zeitlosen Erfolg verhelfen<br />
Batman George Clooney ist neben dem Batmobil<br />
kaum zu erkennen – besser so, sagt er selbst<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 17
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Mit Batman Christian Bale<br />
beginnt alles ganz von<br />
vorn – dunkel, episch,<br />
klasse!<br />
einen insgesamt positiven Eindruck. Auch das<br />
Bild wirkt deutlich klarer, obwohl einige wenige<br />
Einstellungen dafür umso stärker rauschen.<br />
Sogar der Ton legt trotz erneut fehlender deutscher<br />
HD-Abmischung im Vergleich zum Vorgänger<br />
in Sachen Dynamik und reiner Wucht<br />
noch eins auf. Die Extras entsprechen denen<br />
der anderen Filme (bis auf den ersten).<br />
Wiedergeburt und Neuanfang<br />
Acht Jahre mussten ins Land ziehen, bis sich der<br />
dunkle Ritter erneut auf die Leinwand schwingen<br />
konnte. Die Reaktion auf „Batman & Robin“<br />
war so negativ, dass den Verantwortlichen<br />
nur ein Neustart der gesamten Reihe sinnvoll<br />
erschien. Man ging einen ähnlichen Weg wie<br />
bereits bei Burtons Batman und verpfl ichtete<br />
mit Christopher Nolan einen Regisseur, der<br />
zwar schon Kritiker-Erfolge wie „Memento“ feiern<br />
konnte, auf seinen endgültigen Durchbruch<br />
in Hollywood allerdings immer noch wartete.<br />
Wie schon Burton entschied sich Nolan für<br />
eine Konzentration auf die dunklen Aspekte<br />
der Fledermaus. Anders als bei dessen Gothic-<br />
Albtraum wollte er jedoch Batman mit einer<br />
realistischen Herangehensweise neu interpretieren.<br />
Und während Burton sich mehr für die<br />
Schurken als für den Helden zu interessieren<br />
schien, konzentrierte sich Nolan voll auf die zerrissene<br />
Persönlichkeit des maskierten Rächers.<br />
Mit Christian Bale konnte darüber hinaus ein<br />
Schauspieler gewonnen werden, der die Doppelrolle<br />
Bruce Wayne/Batman wohl so gut ausfüllte<br />
wie noch kein Schauspieler zuvor. Fans,<br />
Kritiker und normale Kinogänger waren sich einig:<br />
Das war der beste Batman-Film aller Zeiten.<br />
Die Geschichte dreht sich um Bruce Waynes<br />
Versuch, im fernen Ausland zu sich selbst zu<br />
fi nden. Stattdessen wird er von einer geheimen<br />
Ninja-Sekte aufgespürt und ausgebildet. Als er<br />
nach Gotham City zurückkehrt, entwickelt er seine<br />
Vision eines nächtlichen Rächers.<br />
Die Blu-ray ist beachtlich und ein Must-have<br />
für Comicfans. Das glasklare Bild begeistert mit<br />
einem nahezu makellosen Kontrast. Der sehr<br />
gut abgemischte Ton ist gleichzeitig krachend<br />
Maggie Gyllenhaal, die Frau an der Seite des<br />
dunklen Ritters – mehr oder weniger<br />
und düster und in der HD-Version sogar noch<br />
nuancierter. Besonders in den Szenen, in denen<br />
Fledermausschwärme auftauchen, sausen<br />
diese tonal nur so um den Zuhörer. Das extrem<br />
coole neue Batmobil namens „Tumbler“<br />
lässt den Subwoofer mit röhrenden Bässen<br />
erzittern. Darüber hinaus sind die zahlreichen<br />
interessanten Extras äußerst sehenswert. Diese<br />
sind zwar in der Regel jeweils nur etwa zehn bis<br />
15 Minuten lang, lassen dabei aber trotzdem<br />
kaum einen Aspekt der Produktion aus. Als<br />
Sahnehäubchen kann man sich mit den ersten<br />
Minuten von „The Dark Knight“ in IMAX-Qualität<br />
schon einmal Appetit auf die Fortsetzung<br />
holen.<br />
Der Rekord-Ritter<br />
Drei Jahre später machte sich Nolan daran, mit<br />
„The Dark Knight“ die Latte noch einmal höher<br />
zu legen. Während er im ersten Teil auf Batmans<br />
Nemesis Joker verzichtet hatte – wahrscheinlich,<br />
auch um Ähnlichkeiten mit Burtons erstem<br />
Film zu vermeiden – wurde der Clownprinz des<br />
Verbrechens immerhin am Ende von „Batman<br />
Begins“ in Form einer Spielkarte angekündigt.<br />
Dementsprechend schnell machten erste Casting-Gerüchte<br />
die Runde. Von Robin Williams<br />
über Tim Robbins bis zu Johnny Depp waren<br />
eine ganze Reihe Stars „ganz sicher“ der Joker.<br />
Bei dem Schauspieler, den Nolan schließlich<br />
wählte (und von Anfang an wollte), waren die<br />
meisten jedoch eher irritiert: Heath Ledger.<br />
Zweifel darüber wurden laut, ob der erst 28-<br />
jährige Ledger Schauspiellegende Nicholson<br />
das Wasser würde reichen können. Erste bewegte<br />
Bilder ließen solche Kritiker allerdings<br />
schnell verschwinden, denn Ledgers Joker ist<br />
18
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Freunde mit zwei Gesichtern, Batmobil auf zwei Rädern – Batman rast auch im<br />
zweiten Teil des Neuanfangs auf dem schmalen Grat zwischen Gut und Böse<br />
Der Mann ohne Schlips ist natürlich der<br />
Regisseur, Christopher Nolan<br />
eine schauspielerische Performance der Extraklasse.<br />
Leider war es auch seine letzte, Heath<br />
Ledger starb überraschend nach Abschluss<br />
der Dreharbeiten. Doch nicht nur Ledgers tragisches<br />
Schicksal und seine überwältigende<br />
Leistung verhelfen „The Dark Knight“ zu seinem<br />
Status als zweiterfolgreichster Film aller<br />
Zeiten. Nolan nimmt die Figur Batman und<br />
strickt um sie herum einen komplexen, mit<br />
philosophischen und politischen Untertönen<br />
aufgeladenen Thriller um Moral und Ehre, der<br />
mehr mit Filmen wie „Heat“ und „Der Pate“<br />
gemeinsam hat, als mit herkömmlichen Comicadaptionen.<br />
Dreh- und Angelpunkte der<br />
Geschichte sind einerseits der anarchische<br />
Joker, der, von der Mafi a unterstützt, wie ein<br />
tollwütiger Hund auf die Ordnungshüter losgeht,<br />
und andererseits der neue Bezirksstaatsanwalt<br />
Harvey Dent (Aaron Eckhart), der als<br />
„weißer Ritter“ der Gerechtigkeit den Einwohnern<br />
Gothams neue Hoffnung gibt. Trotz allen<br />
Tiefgangs ist der Film gleichzeitig ein furios<br />
inszeniertes Actionspektakel, das dank der<br />
zahlreichen mit IMAX-Kameras gedrehten<br />
Szenen eine noch nie da gewesene Detailfülle<br />
offenbart. Davon profi tiert auch die Blu-ray<br />
und vor allem diese Sequenzen machen den<br />
Film zur Bildreferenz. Tonal überzeugt besonders<br />
der HD-Mix des englischen Tons, aber<br />
auch die deutsche Dolby-Digital-Spur kann<br />
sich hören lassen. Interaktive Featurettes können<br />
während des Films aktiviert oder separat<br />
als Making-of angesehen werden. Die beiden<br />
Dokumentationen auf der zweiten Blu-ray<br />
über die Technologie und Psychologie des<br />
Flattermanns sind dagegen enttäuschend, weniger<br />
aufgrund des immerhin soliden Inhalts,<br />
sondern vielmehr wegen der reißerischen<br />
Aufmachung. Speziell ein Audiokommentar<br />
von Christopher Nolan und etwas mehr Informationen<br />
zu Heath Ledgers Verkörperung des<br />
Jokers wären wünschenswert gewesen.<br />
Batman für immer<br />
Nach dem Tod Heath Ledgers steht die Reihe<br />
erneut am Scheideweg. Eigentlich sollte<br />
der Joker auch in einem eventuellen dritten<br />
Teil eine wichtige Rolle spielen. Nun müssen<br />
Nolan und Co. nach anderen Schurken<br />
Ausschau halten. Die Gerüchteküche brodelt<br />
bereits. Unter anderem sind Johnny Depp als<br />
Joker-Ersatz und Rachel Weisz („Die Mumie“)<br />
Grell, grandios, genial – Bösewicht Joker<br />
im Wandel der Filmgeschichte<br />
als Catwoman im Gespräch. Auch ein wundersames<br />
Wiederauftauchen der Two-Face-<br />
Figur nach ihrem doch sehr fi nalen Schicksal<br />
in „The Dark Knight“ scheint im Rahmen des<br />
Möglichen. Nach den weltweiten Einnahmen<br />
des Films von knapp einer Milliarde US-Dollar<br />
wird Warner Bros. mit einer Fortsetzung wahrscheinlich<br />
nicht lange fackeln. Fakt ist, Batman<br />
wird auch mit über 70 Jahren auf dem Buckel<br />
in Zukunft wieder über Kinoleinwände<br />
und dann schließlich auf Blu-ray durch<br />
das Heimkino fl attern.<br />
DOMINIK DROZDOWSKI<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 19
Spezial<br />
Blu-ray<br />
a<br />
Geschichte einer Fledermaus<br />
Batman hält die Welt in Atem<br />
Comicverfilmung<br />
Filminhalt:<br />
US 1966 Vertrieb: 20th<br />
Century Fox Bildformate:<br />
MPEG-4, 1,85 : 1 Tonformate:<br />
DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />
Datenrate Bild: 33,5 Mbps<br />
Datenrate Ton: 768 kbps<br />
Regie: Leslie H. Martinson<br />
Laufzeit: 105 min FSK: ab 6<br />
Jahren Preis: 22 Euro Start:<br />
erhältlich<br />
Bildqualität 4,5/10<br />
Tonqualität 3/10<br />
Bonusmaterial 8/10<br />
Blu-ray-Effekt 1/10<br />
Gesamt 4/10<br />
Kurzfazit: Heilige Nostalgie, Batman! Skurril-lustiges<br />
Zeitdokument mit viel Bat-Wissen in den Extras.<br />
Batman<br />
Batman Returns<br />
Batman Forever<br />
Comicverfilmung<br />
Comicverfilmung<br />
Comicverfilmung<br />
US 1989 Vertrieb: Warner<br />
Bros. Bildformate: VC-1,<br />
1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />
True HD 5.1, DD 5.1, DD 2.0<br />
Datenrate Bild: 25 Mbps<br />
Datenrate Ton: 192 kbps<br />
Regie: Tim Burton Laufzeit:<br />
126 min FSK: ab 12 Jahren<br />
Preis: 15 Euro Start: erhältlich<br />
US 1992 Vertrieb: Warner<br />
Bros. Bildformate: VC-1,<br />
1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />
True HD 5.1, DD 5.1 Datenrate<br />
Bild: 19 Mbps Datenrate Ton:<br />
640 kbps Regie: Tim Burton<br />
Laufzeit: 126 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 15 Euro Start:<br />
erhältlich<br />
US 1995 Vertrieb: Warner<br />
Bros. Bildformate: VC-1,<br />
1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />
True HD 5.1, DD 5.1<br />
Datenrate Bild: 22 Mbps<br />
Datenrate Ton: 640 kbps<br />
Regie: Joel Schumacher<br />
Laufzeit: 121 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 15 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
Filminhalt:<br />
Filminhalt:<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 7/10<br />
Bildqualität 8/10<br />
Bildqualität 5,5/10<br />
Tonqualität 2/10<br />
Tonqualität 6/10<br />
Tonqualität 7/10<br />
Bonusmaterial 7/10<br />
Bonusmaterial 6/10<br />
Bonusmaterial 6/10<br />
Blu-ray-Effekt 1/10<br />
Blu-ray-Effekt 1/10<br />
Blu-ray-Effekt 1,5/10<br />
Gesamt 4/10<br />
Gesamt 5/10<br />
Gesamt 5/10<br />
Kurzfazit: Atmosphärisches Gothic-Meisterwerk von<br />
Tim Burton. Leider wird der HD-Genuss durch den<br />
schwachen deutschen Ton erheblich gemindert.<br />
Kurzfazit: „Batman Returns“ trägt noch deutlicher die<br />
Burton-Handschrift und ist düsterer als der erste Teil. Vor<br />
allem aufgrund des Bildes lohnt diese Batman-Blu-ray.<br />
Kurzfazit: Schwacher Versuch, Burtons<br />
Reihe mit zahlreichen Farbklecksen weiterzuführen.<br />
Auch die Optik der Blu-ray ist eher mäßig.<br />
Batman & Robin<br />
Batman Begins<br />
The Dark Knight<br />
Comicverfilmung<br />
Comicverfilmung<br />
Comicverfilmung<br />
US 1997 Vertrieb: Warner<br />
Bros. Bildformate: VC-1,<br />
1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />
True HD 5.1, DD 5.1<br />
Datenrate Bild: 30 Mbps<br />
Datenrate Ton: 640 kbps<br />
Regie: Joel Schumacher<br />
Laufzeit: 125 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 15 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
US 2005 Vertrieb: Warner<br />
Bros. Bildformate: VC-1,<br />
2,40 : 1 Tonformate: Dolby<br />
True HD 5.1, DD 5.1<br />
Datenrate Bild: 19 Mbps<br />
Datenrate Ton: 640 kbps<br />
Regie: Christopher Nolan<br />
Laufzeit: 140 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 30 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
US 2008 Vertrieb: Warner<br />
Bros. Bildformate: VC-1,<br />
2,40 : 1/1,44 : 1 Tonformate:<br />
Dolby True HD 5.1, DD 5.1<br />
Datenrate Bild: 26,7 Mbps<br />
Datenrate Ton: 448 kbps<br />
Regie: Christopher Nolan<br />
Laufzeit: 153 min FSK: ab 16<br />
Jahren Preis: 15 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 8/10<br />
Tonqualität 8/10<br />
Bonusmaterial 5/10<br />
Blu-ray-Effekt 2/10<br />
Gesamt 6/10<br />
Kurzfazit: Eine fi lmische Katastrophe biblischen<br />
Ausmaßes, auf Blu-ray immerhin technisch<br />
ansehnlich.<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 9/10<br />
Tonqualität 9/10<br />
Bonusmaterial 7,5/10<br />
Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />
Gesamt 8/10<br />
Kurzfazit: Nolan erfi ndet Batman fulminant neu<br />
und auch rein technisch gehört die Blu-ray in jede<br />
Filmsammlung.<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 10/10<br />
Tonqualität 8,5/10<br />
Bonusmaterial 6/10<br />
Blu-ray-Effekt 7/10<br />
Gesamt 8/10<br />
Kurzfazit: Einer der besten Filme seit Langem in<br />
bestechend guter Filmqualität. Wer da nicht zuschlägt,<br />
ist selbst schuld.<br />
Bilder: 20th Century Fox, devianart, Warner Bros.<br />
20
Technische Perfektion<br />
virtuos in Szene gesetzt.<br />
Das harmonische Zusammenspiel von erstklassiger Technik<br />
und edlem Design: Der Metz Primus steht für höchste Fernsehkultur.<br />
Eine virtuose Komposition aus Holz und Metall, l,<br />
die auch höchsten ästhetischen Ansprüchen gerecht wird.<br />
Auch technologisch ist die Primusserie von Metz ein echtes<br />
Meisterwerk. Hervorragende Bild- und Tonqualität bieten<br />
eine in jedem Detail konzertreife Vorstellung. Erleben Sie<br />
technische Perfektion „Made in Germany“ – Ihr Metz Fachhändler<br />
lädt Sie gern zu einer Vorführung ein!<br />
Ausstattung und Lieferfähigkeit modellabhängig.<br />
Metz Primus LCD-TV<br />
Technische Perfektion<br />
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Sicher in die Zukunft<br />
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Bedienfreundlichkeit<br />
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Ausgezeichnete Qualität<br />
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Bequemer Service<br />
Metz – immer erstklassig.<br />
www.metz.de
Spezial Film<br />
Blu-ray<br />
Dossier James Bond ( 007 ) :<br />
Bürgerlicher Name: James Bond<br />
Geburtsjahr: 1952<br />
1. Roman: ,Casino Royale“<br />
Geistiger Vater: Ian Fleming<br />
Bisher verkörpert durch: Sean Connery,<br />
George Lazenby, Roger Moore,<br />
Timothy Dalton, Pierce Brosnan,<br />
Daniel Craig<br />
Anzahl Kinofilme: 22<br />
Lieblingsdrink: Martini, geschüttelt,<br />
nicht gerührt<br />
Lieblingsgegner: Ernst Stavro Blofeld<br />
Hobbys: Frauen, für Unruhe sorgen<br />
Besondere Fähigkeiten: technisches<br />
Naturtalent, Frauenheld,<br />
Tauchspezialist,<br />
flotte Sprüche rei en,<br />
Aufmerksamkeit auf sich<br />
lenken<br />
Schon seit über 50 Jahren<br />
führt der Mann mit dem<br />
Codenamen 007 die Zuschauer<br />
an exotische Schauplätze und<br />
begeistert mit aufregender Action<br />
und schönen Frauen. Für einen<br />
Agenten, der mit der Zeit geht,<br />
ist das jedoch zu wenig. Heutzutage<br />
muss selbst eine Ikone der<br />
Popkultur wie Bond eine nachvollziehbare<br />
Psyche besitzen bzw.<br />
plausible Motive für sein drastisches<br />
Vorgehen präsentieren.<br />
Seit der Verfi lmung des ersten<br />
Bond-Romans „Casino Royale“<br />
im Jahr 2006 ist das auch der<br />
Fall. Zudem holten sich die Produzenten<br />
rund um Barbara<br />
Broccoli mit dem aktuellen<br />
Hauptdarsteller Daniel Craig<br />
den wohl charismatischsten<br />
Bond aller Zeiten<br />
ins Boot. Und das, obwohl<br />
der sympathische<br />
Schauspieler äußerlich<br />
rein gar nichts mit dem<br />
im Buch beschriebenen<br />
Topagenten<br />
gemein hat. Anstatt<br />
der Durchschnittsstatur<br />
und des schmalen<br />
Gesichts mit<br />
dunklen, zurückgegelten<br />
Haaren ist<br />
Craigs Filmbond<br />
nun jünger, fi t-<br />
ter und blond.<br />
In der linken Ecke sehen Sie Bond, James Bond. Rechts wartet mit<br />
dem wesentlich jüngeren Jason Bourne ein ernst zu nehmender Gegner.<br />
Ring frei für die neusten Agentenfi lme auf Blu-ray.<br />
James Bond (007)<br />
Da sich aber sowieso nur die<br />
wenigsten der 22 Bond-Filme<br />
direkt an Ian Flemings Vorlagen<br />
orientieren, dürfte das Aussehen<br />
der Hauptfi gur das geringste Problem<br />
sein. Seinen Namen erhielt<br />
der Agent übrigens von einem<br />
Vogelkundler, den sein geistiger<br />
Vater Fleming gerade las.<br />
Die meisten von Bonds persönlichen<br />
Eigenschaften stammen<br />
hingegen von Patrick Dalzel-Job,<br />
einem unter Fleming dienenden<br />
Marineoffi zier. Dessen Verdienste<br />
während des Zweiten Weltkriegs<br />
erhalten großen Zuspruch in den<br />
Memoiren des Thrillerautors. Als<br />
weiteres Vorbild gilt der Autor<br />
selbst, der während seiner Zeit als<br />
Geheimdienstler genügend Erfahrungen<br />
für seine Geschichten<br />
sammelte. Und selbstverständlich<br />
spielte Flemings Schwäche<br />
für das andere Geschlecht eine<br />
entscheidende Rolle. Die Übereinstimmungen<br />
zwischen Bonds<br />
und Flemings Lebenslauf sprechen<br />
Bände: So besuchten die<br />
zwei z. B. das Eton College, von<br />
dem sie wegen einer Frauengeschichte<br />
fl ogen. Beide dienten<br />
zudem während des Zweiten<br />
Weltkriegs in der Royal Navy. Den<br />
abenteuerlichen Weg vom Navy<br />
Commander zum MI6-Agenten<br />
mit der Lizenz zum Töten ging<br />
Bond dann aber allein.<br />
Gegenspieler<br />
In den älteren Filmen sind Bonds Gegner<br />
allesamt Superschurken, die den Kalten Krieg<br />
für ihre Zwecke ausnutzen. Seit den 1990ern<br />
bauten seine Kontrahenten an Skurrilität ab.<br />
Ermittlungsmethoden<br />
Bond hat deutlich mehr Spaß bei der Arbeit:<br />
Für die Ermittlungen nutzt er seine zahlreichen<br />
Kontakte, die von Q gebastelten Gadgets sowie<br />
seinen Charme bei den Frauen.<br />
Fahrzeuge<br />
Wie es sich für Agenten<br />
gehört, brauchen sich<br />
beide nur hinter das<br />
Steuer eines Fahrzeugs<br />
zu setzen und<br />
beherrschen es perfekt.<br />
Während sich Bond nur<br />
mit dem Besten zufriedengibt<br />
(BMW oder<br />
Aston Martin) und auch<br />
meist integrierte Waffen<br />
an Bord hat, ...<br />
22<br />
Ian Fleming<br />
Der Vater des Agentengenres erblickte 1908 in<br />
London das Licht der Welt. Im Gegensatz zu<br />
seinem älteren Bruder Peter, der sich als Reiseschriftsteller<br />
verdingte, begann er seine Schreibtätigkeit<br />
erst mit 45 Jahren. Als Journalist hatte<br />
er es zunächst schwer, seine Spionagethriller an<br />
den Mann zu bringen. Erst Anfang der 1960er<br />
Jahre kam mit Sean Connerys Bond-Darstellung<br />
der weltweite Durchbruch. Bis zu seinem Tod<br />
1964 verfasste er insgesamt zwölf Bond-Romane<br />
sowie zwei Kurzgeschichtensammlungen.<br />
Waffeneinsatz<br />
Bonds Lieblingswaffe ist die Walter PP7, die er<br />
oft und gerne einsetzt, ohne mit der Wimper zu<br />
zucken. Neben seiner Uhr gehört die speziell<br />
angefertigte Pistole zur Standardausrüstung.
Dossier Jason Bourne:<br />
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Bürgerlicher Name: David Webb<br />
Geburtsjahr: 1980<br />
1. Roman: ,Die Bourne Identität “<br />
Geistiger Vater: Robert Ludlum<br />
Bisher verkörpert durch: Richard Chamberlain,<br />
Matt Damon<br />
Anzahl Kinofilme: 3<br />
Lieblingsdrink: Wodka ( als Desinfektionsmittel )<br />
Lieblingsgegner: Carlos der Schakal<br />
( Ilich Ramírez Sánchez )<br />
Hobbys: Laufen, Zugfahren<br />
Besondere Fähigkeiten: spricht flie end<br />
diverse Sprachen,<br />
Meister im Nahkampf,<br />
Untertauchen,<br />
Identität wechseln,<br />
Täuschen<br />
Jason Bourne<br />
Die Auftraggeber der Bourne-Verschwörung<br />
sind anonym. Die Killer selbst verkörpern<br />
perfekte Soldaten und unterscheiden sich<br />
charakterlich nur in ihrer Art zu kämpfen.<br />
Bourne recherchiert im World Wide Web, per<br />
Telefon oder vor Ort mittels Täuschung, Diebstahl<br />
und Beschattung. Er ist mit vollem Ernst<br />
bei der Sache und dadurch glaubwürdiger.<br />
... nimmt Bourne,<br />
was er kriegen kann.<br />
Er nutzt die Vorzüge<br />
eines Vehikels je nach<br />
Umgebungsbeschaffenheit<br />
gezielt aus,<br />
um seinen Verfolgern<br />
zu entkommen, egal<br />
ob beim Mini, beim<br />
Volga 3110 oder<br />
bei einer Cross-<br />
Maschine.<br />
Bourne ist eine völlig neue Generation<br />
von Geheimagent:<br />
Er ist glaubwürdig, menschlich,<br />
voller Zweifel in Bezug auf seine<br />
Taten und denkt sehr problembezogen.<br />
Das Kinopublikum<br />
schätzt vor allem seine realistische<br />
Handlungsweise und die<br />
Entwicklung, die er während der<br />
Filme durchmacht. In diesen ist<br />
Bourne ein Agent Mitte 30, der<br />
für das Geheimprojekt „Treadstone“<br />
diverse menschliche Ziele<br />
ausschaltet, ohne Spuren zu hinterlassen.<br />
Nach einem missglückten<br />
Anschlag auf den Abgeordneten<br />
Nykwana Wombosi wird er<br />
vor der französischen Küste von<br />
einem Fischkutter aufgesammelt<br />
– ohnmächtig, verletzt und ohne<br />
Erinnerungen. Der Umstand der<br />
Amnesie prägt die ganze Filmreihe.<br />
So sorgt die Erforschung<br />
der Vergangenheit für noch mehr<br />
Spannung und macht Bournes<br />
Charakter undurchsichtig. Wie<br />
wichtig die Amnesie für die Figurenentwicklung<br />
ist, zeigt schon allein<br />
der Name Bourne. Autor Robert<br />
Ludlum übernahm ihn von<br />
dem ersten dokumentierten Fall<br />
eines Mannes, der unter Amnesie<br />
litt. Im Laufe der „Bourne Identität“<br />
erinnert sich der Filmheld<br />
jedoch an seine frühere Tätigkeit<br />
als Killer und beginnt, sein Handeln<br />
zu bedauern. Die Reue treibt<br />
ihn in „Die Bourne Verschwörung“<br />
dazu, bei der Tochter seiner<br />
ersten Mordopfer um<br />
Vergebung zu bitten.<br />
Wegen seines Status<br />
als unkontrollierbare<br />
Superwaffe steht er auf<br />
der Gesuchten-Liste der<br />
CIA und wird gnadenlos<br />
gejagt. Grund dafür ist das<br />
immense Interesse der<br />
Drahtzieher, ihr misslungenes<br />
Projekt „Treadstone“<br />
vor der Öffentlichkeit geheim<br />
zu halten. Anstatt nur zu fliehen<br />
und unterzutauchen, verfolgt<br />
Bourne gleichzeitig die verantwortlichen<br />
Drahtzieher. Im Filmgewerbe<br />
definiert die Bourne-Reihe<br />
den Begriff der Bewegungsästhetik<br />
völlig neu. Statt durch<br />
Sprache drückt sich der Titelheld<br />
durch seine nie zur Ruhe kommenden<br />
Handlungen aus. Seine<br />
Logik besteht darin, jede Situation<br />
so effizient wie möglich zu bewältigen.<br />
Das spiegelt sich auch<br />
in der von ihm angewandten<br />
Nahkampftechnik wider. Diese<br />
beruht auf der philippinischen<br />
Technik „Kali“ und bezieht Gegenstände<br />
der Umgebung mit<br />
ein. Zudem praktiziert er einen<br />
Stil, der an Bruce Lees „Jeet Kune<br />
Do“ erinnert, geht also kräftig in<br />
die Offensive und hindert den<br />
Gegner am Angriff.<br />
Robert Ludlum<br />
Bevor Jason Bourne eine Waffe zieht, muss viel<br />
passieren. War er früher noch ein skrupelloses<br />
Tötungsinstrument, mordet er nun ausschließlich<br />
in größter Bedrängnis.<br />
Nach seinem Romandebüt „Das Scarlatti-Erbe“ von 1971 veröffentlichte<br />
Robert Ludlum noch 22 weitere Romane. 1980 brachte ihm<br />
„Die Bourne Identität“ Weltruhm. Auf die Frage, wie er zu dem Thema<br />
Amnesie gekommen sei, antwortete der inzwischen 59-Jährige in<br />
einem Interview, dass er sich nicht mehr erinnern könne, was in den<br />
zwölf Stunden passierte, nachdem er sein erstes Buch veröffent-licht<br />
hatte. Dieses Erlebnis bewog ihn zu Bournes Gedächtnisverlust, der<br />
einen existenziellen Spannungsfaktor in der Trilogie ausmacht. In<br />
Deutschland kam diese übrigens zuerst unter dem russisch angehauchten<br />
Namen „Borowski“ statt „Bourne“ heraus. Der gebürtige<br />
New Yorker verstarb im März 2001 im Alter von 73 Jahren.<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 23
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Die Welt ist nicht genug<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 8/10<br />
Tonqualität 8/10<br />
Bonusmaterial 5/10<br />
Blu-ray-Effekt 3/10<br />
Gesamt 6/10<br />
Kurzfazit: Die Motorboot-Szene auf der<br />
Themse zählt zu den bekanntesten Bond-<br />
Verfolgungsjagden aller Zeiten. Alles<br />
andere gerät schnell in Vergessenheit.<br />
Casino Royale<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 9/10<br />
Tonqualität 9,5/10<br />
Bonusmaterial 9/10<br />
Blu-ray-Effekt 6,5/10<br />
Gesamt 8,5/10<br />
Kurzfazit: „Casino Royale“ zeigt Bond,<br />
wie wir ihn lieben. Daniel Craig frischt<br />
damit das etwas angestaubte Image des<br />
Topspions wieder auf.<br />
Agenten-Action<br />
Filminhalt:<br />
Bewertung Disc<br />
UK, US 2008 Vertrieb: 20th<br />
Century Fox Bildformat:<br />
MPEG-4, 2.35 : 1 Tonformate:<br />
DTS 5.1, DTS-HD MA 5.1 (engl.)<br />
Datenrate Bild: 36 Mbps<br />
Datenrate Ton: 5,7 Mbps<br />
Regie: Marc Forster Laufzeit:<br />
106 min FSK: ab 12 Jahren<br />
Preis: 19 Euro Start: erhältlich<br />
Bildqualität 10/10<br />
Bond hat Stil. Keine Frage, das extrem detaillierte Bild der Blu-ray<br />
lässt die Kinofassung wie eine abgegriff ene VHS-Version aussehen.<br />
Schwarzwerstellung<br />
Farbdar-<br />
Kontrast<br />
Schärfe<br />
Bildfehler<br />
2/2 2/2 2/2 2/2 2/2<br />
Tonqualität 9/10<br />
Präziser kann Sound kaum sein. Hier werden die Verfolgungsjagden<br />
zum akustischen Hochgenuss.<br />
Dynamik<br />
Abmischung<br />
Räumlichkeit<br />
Soundqualität<br />
Tonformat<br />
2/2 2/2 2/2 2/2 1/2<br />
Bonusmaterial 5,5/10<br />
Trotz des standardmäßigen Umfangs fehlt irgendetwas. Ist es der<br />
Audiokommentar oder der Informationsgehalt der Beiträge<br />
Umfang Qualität Inhalt Präsentation<br />
2/3 1,5/3 2/4<br />
Blu-ray-Effekt 7,5/10<br />
Bild und Ton sind pefekt für Heimkinovorführungen. Bild-in-Bild-<br />
Feature sowie BD-Live-Zusätze glänzen durch Abwesenheit.<br />
Wow-Bild Wow-Ton HD-Extras<br />
4/4 2,5/3 1/3<br />
Gesamt 8/10<br />
Kurzfazit: Technisch gesehen ein perfekter<br />
Actionthriller. Inhaltlich fehlt es der altbackenen<br />
Spionagestory jedoch an Tiefgang.<br />
Wie die meisten Bond-Streifen setzt auch<br />
der 22. Film der Serie nur auf einen<br />
Titel von Ian Flemings verfassten Werken, nicht<br />
aber auf dessen Geschichte. Stattdessen führt<br />
er die Geschehnisse aus „Casino Royale“ fort:<br />
Bei einem Verhör des gefangenen Mr. White<br />
(Jesper Christensen) entlarvt das MI6 einen Verräter<br />
in den eigenen Reihen und gelangt so auf<br />
die Spur der geheimen Untergrundorganisation<br />
„Quantum“. Auf der Suche nach den Köpfen der<br />
Vereinigung hofft Bond (Daniel Craig), die Verantwortlichen<br />
für Vesper Lynds Ermordung zu<br />
finden und zur Strecke zu bringen. Zwar spricht<br />
er seine persönliche Trauer nicht explizit aus,<br />
betrinkt sich aber schwermütig mit einem Martini-Cocktail<br />
namens „Vesper“. Gemeinsam mit<br />
der schönen Camille (Olga Kurylenko) deckt er<br />
den schockierenden Plan von Quantums Drahtzieher<br />
Dominic Greene (Mathieu Amalric) auf,<br />
Macht über eine der wichtigsten ökologischen<br />
Ressourcen der Welt zu erlangen.<br />
„Ein Quantum Trost“ stellt zweifellos die Antwort<br />
der Fleming-Anhänger auf die erfolgreiche<br />
Bourne-Konkurrenz dar. Beste Zeichen dafür<br />
sind die ähnlich gestrickte Story (Topagent verliert<br />
Frau und rächt sich), der gehobene Realismusfaktor<br />
(keine Spur von Qs Gimmicks), der<br />
schnelle Schnitt sowie die in ihrer Art ähnlich<br />
aufgestellte Action.<br />
Drehbuchautor Paul Haggis sprang kurzerhand<br />
ab, weshalb die Dreharbeiten ohne ein fertiggestelltes<br />
Skript begonnen werden mussten. Als<br />
Konsequenz daraus entwickelt die Geschichte<br />
keinerlei Tiefgang, wirken die Charaktere blass<br />
und die Abfolge der Ereignisse ist nur schwer<br />
nachvollziehbar. Dennoch<br />
muss man dem<br />
österreichischen Regisseur<br />
Marc Forster eins<br />
lassen: Er zeigt Bond<br />
so, wie er leibt und<br />
lebt, als skrupellosen<br />
Killer. Für den Film<br />
wurde die neuste<br />
Digitalkamera-Technologie<br />
verwendet.<br />
Neben Sonys<br />
neuster „CineAlta-<br />
Ein Quantum Trost<br />
Bildreferenz<br />
Ein Quantum Trost<br />
HD“-Kamera, der „HDW-F900R“ mit 2,2 Millionen<br />
Pixeln, griff man auf die handlichen Arrifl<br />
ex-Modelle zurück, die auch in „Das Bourne<br />
Ultimatum“ Verwendung fanden. Trotz der<br />
haarsträubenden Action bleibt der Fokus immer<br />
scharf auf das bewegte Motiv gerichtet und Detailfl<br />
uten wie die steinigen Serpentinen belohnen<br />
die Kamerawahl mit HD-Referenzbildern.<br />
Eine zusätzlich eingefügte Filmkörnung überzieht<br />
das Bild trotz der Digitalaufnahmen. Kontrast<br />
und Kolorierung sind makellos. Wer des<br />
kühlen Blaus aus den Bourne-Filmen überdrüssig<br />
ist, kann sich hier an den breit gefächerten<br />
Farben sattsehen.<br />
Überträgt man den Begriff der Detailschärfe auf<br />
die Akustik, so ist sie bei „Ein Quantum Trost“<br />
mindestens genauso hoch wie die visuelle.<br />
Das heißt, man hört unglaublich viele Details<br />
aus der Masse an Klängen heraus. Wie ein<br />
MI6-Agent darf sich der Zuschauer durch das<br />
stylishe Hauptmenü manövrieren. In etwa 85<br />
Minuten HD-Extras entdecken Sie u. a. den Videoblog<br />
der Filmcrew, diverse Kurzinterviews<br />
mit den Filmschaffenden, die TV-Doku „Bond<br />
am Set“ sowie das Musikvideo zum Titelsong<br />
„Another Way To Die“. Ein BD-Live-Zusatz fehlt<br />
leider ebenso wie ein Bild-in-Bild-Kommentar.<br />
Nicht einmal einen Audiokommentar wollte<br />
man der Disc spendieren. Allzu böse kann man<br />
20th Century Fox über das spärliche Bonus-Paket<br />
aber nicht sein. Sowohl Bild als auch Ton<br />
sind absolute Referenzklasse und stechen die<br />
meisten Konkurrenten auf Blu-ray aus.<br />
Bilder: 20th Century Fox, Auerbach Verlag, Orion Books Ltd, Sony Pictures, Stock.xchang: brokenarts/Savajam/Slafko, Universal<br />
24
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Die Bourne Identität<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 9/10<br />
Tonqualität 9/10<br />
Bonusmaterial 8/10<br />
Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />
Gesamt 8/10<br />
Kurzfazit: Der erste Bourne-Streifen nahm<br />
„Lola rennt“ zum Vorbild und defi nierte das<br />
Agentenkino neu. Bis auf die überzogenen<br />
Soundeffekte baut der Film auf Realismus.<br />
Die Bourne Verschwörung<br />
Filminhalt:<br />
Bildqualität 8/10<br />
Tonqualität 9/10<br />
Bonusmaterial 8/10<br />
Blu-ray-Effekt 4/10<br />
Gesamt 7/10<br />
Kurzfazit: Bourne ist härter, farb- und<br />
sprachloser denn je. Paul Greengrass<br />
hebt mit der eingeführten Wackelkamera<br />
die Authentizität.<br />
Das Bourne Ultimatum<br />
Russland: Jason Bourne ist auf der Flucht.<br />
Seine Verfolger von der CIA ahnen nicht,<br />
dass er längst ihre Spur aufgenommen hat.<br />
Seit Maries Tod sucht er die Verantwortlichen<br />
für ihren Mord bzw. die Leute, die ihn zur<br />
Kampfmaschine gemacht haben.<br />
Ortswechsel: In der Londoner CIA-Zentrale<br />
wird das Telefonat eines Journalisten abgefangen,<br />
der über das Geheimprojekt „Black Briar“<br />
recherchiert. Mit einem Schlag wird er zum<br />
Zielobjekt der CIA. Die Leitung der Aktion übernimmt<br />
Noah Vosen (David Strathairn), der für<br />
seine skrupellose Vorgehensweise bekannt ist.<br />
Kurz nachdem Bourne unerwartet in London<br />
auftaucht, beginnt eine gnadenlose Jagd auf<br />
Leben und Tod. Sie führt Bourne bis zu seinen<br />
Wurzeln nach New York, wo er sein bürgerliches<br />
Leben als David Webb ablegte.<br />
Als Abschluss eines Kinodreiteilers ist „Das<br />
Bourne Ultimatum“ durchweg gelungen.<br />
Stärker als je zuvor geraten die Bilder außer<br />
Kontrolle und treiben den Adrenalinpegel<br />
der Zuschauer in die Höhe. Der Echtheit halber<br />
wurde auf jegliche CGI-Effekte verzichtet.<br />
Stattdessen wurden alle Stunts von Menschen<br />
durchgeführt. Angesichts einiger<br />
haarsträubender Sprünge<br />
über den Dächern von Tanger<br />
eine beachtliche Leistung des<br />
Stuntmans sowie des Kameramanns<br />
hinter ihm.<br />
Durch die ebenbürtigen<br />
Gegner bietet „Das Bourne<br />
Ultimatum“ alles an Action,<br />
was das Genrekino hergibt:<br />
Neben einer pompösen<br />
Verfolgungsjagd darf der<br />
Zuschauer an den Nerven<br />
zerrende Stunts, Martial-Arts-<br />
Einlagen und ein bis zwei<br />
mächtige Explosionen miterleben. Die Story<br />
baut sehr geschickt kritische Elemente ein, die<br />
Bourne fragen lassen, wofür der Soldat von<br />
heute eigentlich tötet. Zugleich lässt sie alle<br />
angefangenen Handlungsstränge auslaufen,<br />
sodass dieser Teil durchaus als fortsetzungsloses<br />
Ende angesehen werden könnte. Aber<br />
keine Sorge, für 2010 wurde bereits ein vierter<br />
Streifen angekündigt. Bei dem ständigen Geruckel<br />
der Kamera behält der Zuschauer doch<br />
eine gewisse Übersicht über die einzelnen<br />
Bewegungen. Dabei fällt auf, dass man sich<br />
farblich an sehr kühlen Blau- und Gelbtönen<br />
orientierte. Der Kontrast ist nicht so überzogen<br />
wie bei „Die Bourne Verschwörung“. Auch<br />
die Schärfe bleibt konstant, beeindruckt jedoch<br />
kaum durch Details. Von den Handlungsorten<br />
versprüht nur Tanger ein Quantum Exotik, allen<br />
anderen Schauplätzen wohnt die unspektakuläre<br />
Nüchternheit alltäglicher Großstädte inne.<br />
John Powells Soundtrack treibt die pausenlose<br />
Action noch ein Stück weiter und garniert die<br />
schon bekannten Bourne-Themen mit noch<br />
mehr brachialen Elementen. Das passt ganz<br />
gut zu den krachenden Soundeffekten, durch<br />
die der Film stark an Fahrt aufnimmt.<br />
Die Dialoge bleiben verständlich, selbst wenn<br />
die Action den Lautstärkepegel anhebt. Die<br />
Boni liegen leicht über dem Standard, sind jedoch<br />
nicht ganz so umfangreich wie bei den<br />
Vorgängern. Empfehlenswert sind vor allem<br />
der Bild-in-Bild-Kommentar sowie die Bourne-<br />
Orientierung, die Aufschluss über die Entwicklung<br />
des Helden gibt. Wer<br />
die komplette Trilogie<br />
besitzen möchte, sollte<br />
gleich zu der „Ultimativen<br />
Bourne Collection“ greifen,<br />
die es für knapp 55 Euro<br />
zu kaufen gibt.<br />
FALKO THEUNER<br />
Agenten-Action<br />
Filminhalt:<br />
Bewertung Disc<br />
Bildqualität 8/10<br />
Was tut man nicht alles für den Dokumentarcharakter:<br />
Ruckelkamera, Fokusnachregelungen sowie kalte Farben.<br />
Tonqualität 9/10<br />
Bourne ist zu allem entschlossen, der brachiale Sound ebenso.<br />
„Ultimatum“ setzt auf Authentizität durch Räumlichkeit.<br />
US, DE 2007 Vertrieb:<br />
Universal Bildformat: VC-1,<br />
2.35 : 1 Tonformate: DTS 5.1,<br />
DTS-HD MA 5.1 (engl.)<br />
Datenrate Bild: 28,5 Mbps<br />
Datenrate Ton: 4,1 Mbps<br />
Regie: Paul Greengrass<br />
Laufzeit: 115 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 24 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
Dynamik<br />
Schwarzwerstellung<br />
Farbdar-<br />
Kontrast<br />
Schärfe<br />
Bildfehler<br />
1,5/2 2/2 1,5/2 1/2 2/2<br />
Abmischung<br />
Räumlichkeit<br />
Soundqualität<br />
Tonformat<br />
2/2 2/2 2/2 2/2 1/2<br />
Bonusmaterial 6,5/10<br />
Teil drei ist nicht ganz so reichlich ausgestattet wie die<br />
Vorgänger. Sehenswert sind die Beiträge jedoch allemal.<br />
Umfang Qualität Inhalt Präsentation<br />
2/3 2/3 2,5/4<br />
Blu-ray-Effekt 4/10<br />
Hochwertig wie die HD DVD. Der unruhige und farblich<br />
beschränkte visuelle Stil sorgt für Punktabzug.<br />
Wow-Bild Wow-Ton HD-Extras<br />
1/4 1,5/3 1,5/3<br />
Gesamt 7/10<br />
Kurzfazit: Actionkino in seiner reinsten Form.<br />
Inhaltlich macht Bourne vieles richtig, weshalb ihm<br />
sein Agentenkollege Bond kräftig nacheifert.<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 25
Anzeige<br />
Gestochen<br />
scharfe<br />
Weltreise<br />
Russland, Amerika, China, Indien und die<br />
Südsee – die Welt hält viele beeindruckende<br />
Länder und Landschaften bereit, die nur<br />
darauf warten, von Ihnen erkundet zu werden.<br />
So zeigt die bildgewaltige sechsteilige Dokumentation<br />
„Wildes Russland“ zum ersten<br />
Mal die Natur des riesigen Landes zwischen<br />
dem Schwarzen Meer und dem Pazifischen<br />
Ozean. Fernab der Metropolen Moskau und<br />
St. Petersburg offenbart sich eine Welt mit rauen<br />
Gipfeln und endloser Weite, ungezähmten<br />
Flüssen und einer unvergleichlichen Tier- und<br />
Pflanzenwelt. Die eingesetzten HD-Kameras<br />
liefern Bilder höchster Qualität, aufwendige<br />
Zeitlupen und spektakuläre Unterwasseraufnahmen.<br />
Hier sehen Sie Elchkämpfe im inneren<br />
Ural, tauchende Robben im Baikalsee<br />
sowie streunende Amurtiger am Pazifikstrand.<br />
Von Russland aus geht es nach Nordamerika.<br />
Werden Sie Zeuge der legendären Wildnis des<br />
Yellowstone-Nationalparks. Knapp drei Millionen<br />
Menschen besuchen jährlich das Naturreservat.<br />
Dennoch bildet Yellowstone heute zusammen<br />
mit den angrenzenden Schutzregionen<br />
das größte intakte Ökosystem der gemäßigten<br />
Breiten. Bison, Bär, Wolf, Wapiti und Biber –<br />
sie alle fi nden hier noch Rückzugsgebiete, führen<br />
allerdings auch ein Leben, das geprägt ist<br />
vom Wechsel der Extreme, die die preisgekrönte<br />
BBC-Reihe „Yellowstone“ in eindrücklichen<br />
Bildern dokumentiert.<br />
Im Land des roten Drachen<br />
Naturgewaltig geht es in China weiter. Erst<br />
seit Kurzem öffnet sich das riesige Land gen<br />
Westen. Die aufwendige internationale BBC-<br />
Koproduktion „Wildes China“ erlaubt einen<br />
umfassenden Blick auf die Naturschönheiten<br />
Chinas. Das Reich der Mitte bietet wilden Tieren<br />
so unterschiedliche Lebensräume wie kaum<br />
ein anderes Land auf der Welt: So herrschen<br />
In den Wüsten extreme Bedingungen vor –<br />
sengende Hitze im Sommer, schneidende Kälte<br />
im Winter. Vor allem aber ist China mit 1,3 Milliarden<br />
Einwohnern das bevölkerungsreichste<br />
Land der Erde, weshalb das vielfältige Zusammenleben<br />
von Mensch und Tier auf engstem<br />
Raum ebenfalls einen Exkurs verdient.<br />
„Ganges – Fluss des Lebens“ folgt dem Lauf<br />
des heiligen Flusses und zeichnet dabei ein<br />
einzigartiges Porträt der farbenprächtigen Natur,<br />
der malerischen Landschaften und der faszinierenden<br />
Kultur entlang seiner Ufer. Von seinem<br />
Ursprung im Schatten der Gipfel des Himalajagebirges<br />
führt die Reise durch das größte<br />
Flussdelta der Welt bis zum Golf von Bengalen,<br />
wo sich der Ganges in den Indischen Ozean ergießt.<br />
Wilde Elefanten und Tiger, Gebirge und<br />
Dschungel, prächtige Paläste und uralte, heilige<br />
Städte bilden ein spektakuläres Kaleidoskop an<br />
den Ufern des Ganges.<br />
Als krönenden Abschluss der Reise befahren wir<br />
„Die Südsee“ mit ihren über 20 000 Inseln. Die<br />
Faszination des Südpazifi ks ist auch 230 Jahre<br />
nach James Cooks Entdeckungsreisen ungebrochen.<br />
Jedes der Inselparadiese besitzt einen<br />
ganz eigenen Charakter, ein einzigartiges Muster<br />
von Besiedelung durch Tiere, Pfl anzen und<br />
Menschen. Die opulente sechsteilige BBC-Serie<br />
rekonstruiert, wie das Leben die winzigen Flecken<br />
Land inmitten des gewaltigen Pazifi schen<br />
Ozeans erreichen und besiedeln konnte.<br />
Im Handel erhältlich: Premium-Dokumentationen auf Blu-ray Disc<br />
www.polyband.de<br />
Bilder: Polyband, Stock.xchng<br />
26
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Elementare Exkursionen<br />
Dokumentationen gehören nicht mehr nur auf den kleinen TV-Bildschirm.<br />
Das Genre ist längst heimkinotauglich geworden. Große Bilder, grandiose<br />
Optik – erst recht auf Blu-ray Disc. Das BLU-RAY MAGAZIN durchreist die<br />
Elemente und besucht den Subkontinent Indien.<br />
Bilder: Kinowelt, Polyband, Stock.xchng, Stockxpert<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 27
Film Spezial<br />
Blu-ray<br />
LUFT<br />
ERDE<br />
WASSER<br />
Die Kamera auf der Schulter, eine Atemmaske<br />
im Gesicht: Mitten im Meer filmt der<br />
Taucher einen aufgeregten Sardinenschwarm,<br />
der sich wie ein organischer Wirbelsturm dreht.<br />
Im nächsten Augenblick bricht ein Wal durch jenen<br />
Strudel, reißt sein Maul auf und verschlingt<br />
die Hälfte der Fische. Solche Momente visualisieren<br />
den besonderen Anspruch von „Deep<br />
Blue“. Die Produzenten der Dokumentation<br />
unternahmen den Versuch, keine reine Reportage<br />
zu erstellen, sondern durch die Ereignisse<br />
auch Emotionen zu transportieren. Gemeinsam<br />
mit drei ähnlichen Projekten liegt der Film nun<br />
in der Box „Erde, Wasser, Luft, Eis“ auf Blu-ray<br />
Disc vor.<br />
Wasser und Erde<br />
Wie am Titel erkennbar ist, orientiert sich die<br />
Sammlung an unterschiedlichen Elementen,<br />
die den Hintergrund der Szenerien bilden. Das<br />
Thema Wasser wird durch das Naturepos „Deep<br />
Blue“ veranschaulicht. Im Fokus stehen die<br />
Bewohner des fl üssigen Raums. Ohne handlungstechnischen<br />
Schwerpunkt<br />
reist das Filmteam mit Delfi nen,<br />
sieht Schwertwalen auf der Jagd<br />
nach unerfahrenen Robben zu,<br />
streift Korallenriffe oder verfolgt<br />
leuchtendes Leben am Tiefseeboden.<br />
Die biologische Fülle der<br />
fl uiden Welt scheint unermesslich.<br />
Das sensible ökologische<br />
Gleichgewicht offenbart außer-<br />
Vertrieb: Kinowelt Laufzeit: 346 min FSK:<br />
ab 6 Jahren Preis: 51 Euro Start: erhältlich<br />
Boxinhalt:<br />
EIS<br />
dem seine schonungslosen Seiten: Ein Grauwalkalb<br />
verliert den Kampf gegen angreifende<br />
Schwertwale, giftige Nesseltiere zerstören die<br />
Körper ihrer Opfer. Eher zum Schmunzeln regt<br />
der tänzelnde Marsch einer Krebsarmee an.<br />
Ohne viel Kommentierung gelingen anderthalb<br />
Stunden faszinierende Beobachtungen, immer<br />
untermalt von den Berliner Symphonikern, die<br />
den Klang beisteuern. Oft melodramatisch bis<br />
schwülstig, an anderen Stellen schwungvoll<br />
verspielt, bereichert der klassische Sound die<br />
Bilder. Umgebende Geräusche passen sich fl ießend<br />
in das Gesamtkonzept ein. Über Wasser<br />
zeigt die Scheibe leichtes Bildrauschen, das für<br />
ausgeprägte Außendrehs typisch ist. Unter der<br />
nassen Oberfl äche sind die Szenen hingegen<br />
scharf und kontraststark. Ein ausgeprägter Extrateil<br />
vervollständigt den rundum gelungenen<br />
Eindruck, inklusive knapp 50 Minuten Making-of<br />
(SD-Qualität).<br />
Zurück an Land widmet sich der französische<br />
Doku-Klassiker „Mikrokosmos – Das Volk der<br />
Gräser“ winzigen Lebewesen. Das Regieduo<br />
Claude Nuridsany und Marie Pérennou betrachtete<br />
Insekten auf Augenhöhe. Sympathie<br />
wecken, wo sonst nur negative Gefühle sind,<br />
lautete ihr Credo. Hochgeschwindigkeitskameras<br />
sowie extreme Makroaufnahmen vermitteln<br />
unbekannte Einblicke in ein scheinbar fremdes<br />
Universum. Die parallele Welt voller krabbelnder<br />
Gestalten bleibt ebenfalls ohne erklärende<br />
Off-Stimme, wieder sprechen die Bilder. Ein Regenschauer<br />
wird zum Bombardement, Bienen<br />
blicken durch Facettenaugen, Mistkäfer (Überfamilie:<br />
Scarabaeoidea) rollen ihre Kugeln – kleine<br />
Wunder, auf Zelluloid gebannt. Ein Höhepunkt:<br />
die Wasserspinne, die mithilfe von Luftblasen<br />
im Fluss einen Kokon spinnt. So faszinierend die<br />
inhaltlichen Ansichten sind, auf Blu-ray holt das<br />
Material nur durchschnittliche Werte. Diverse<br />
Sequenzen wackeln aufgrund des Aufnahmeaufbaus<br />
im Studio. Die schwierigen natürlichen<br />
Lichtverhältnisse beeinträchtigen die Szenen zusätzlich.<br />
Sand auf dem Boden gerät gelegentlich<br />
zum schwammigen Pixelchaos. Besser fi el der<br />
DTS-HD-5.1-Ton aus. Zirpen, Flattern und Flügelschlagen<br />
dringt aus den Lautsprechern, teilweise<br />
ehrfürchtig leise, manchmal brachial laut.<br />
Klare orchestrale Sounds folgen allen dargestellten<br />
Themen. Lediglich die hohen Frequenzen<br />
bei Bewegungen sind gewöhnungsbedürftig.<br />
Zwei lange Interviews sowie ein kurzes Makingof<br />
bieten interessante Hintergründe dieser mit<br />
fünf Césars ausgezeichneten Produktion.<br />
Luft und Eis<br />
Im dritten Element zogen die Macher mit den<br />
Zugvögeln davon. „Nomaden der Lüfte“ zeigt<br />
die alljährliche Wanderschaft von Kranich, Gans<br />
und Co. Über Tausende von Kilometern hinweg<br />
begleiteten die Regisseure Jacques Perrin,<br />
Jacques Cluzaud und Michel Debats ihre tierischen<br />
Hauptdarsteller, wobei detaillierte Kamerasequenzen<br />
unter anderem durch Zuhilfenahme<br />
eines Ultraleichtfl ugzeugs entstanden.<br />
Aufgrund häufi g vergleichbarer Szenenfolgen<br />
empfi ehlt es sich, den Film in homöopathischen<br />
Dosen anzusehen, sonst drohen zumindest<br />
konzeptuell schnell Ermüdungserscheinungen.<br />
Aus großer Höhe überschauen die Zugvögel das<br />
Land und die Kamera folgt ihren Blicken. Schwaden<br />
am Rand der chinesischen Mauer, Berglawinen,<br />
grasbewachsene Seeufer – die Reiseimpressionen<br />
erwecken Fernweh. Hier lohnt eine<br />
Bilder: Kinowelt, Stock.xchng<br />
28
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DIE KLARSTE SICHT<br />
DER DINGE!<br />
Premium-Dokumentationen auf Blu-ray Disc<br />
PLANET ERDE (5 Blu-rays)<br />
FSK: INFO-Programm<br />
Ton: Deutsch – Dolby Digital 2.0<br />
Englisch –D<br />
Dolby Digital 5.1<br />
Laufzeit: ca. 650 Min.<br />
Best.-Nr.: 4006448 36001 6<br />
WILDES CHINA (2 Blu-rays)<br />
FSK: INFO-Programm<br />
Ton: Deutsch – DTS-HD 5.1<br />
Englisch – Dolby Digital 5.1<br />
Laufzeit: ca. 360 Min. + Bonus<br />
Best.-Nr.: 4006448 36003 0<br />
Leinwand bzw. der überdimensionale Flachbildfernseher. An Schärfe<br />
mangelt es den Bildern obendrein nicht: Von der Rückenzeichnung der<br />
Weißwangengänse bis zum Federkleid der Schneegans sind die visuellen<br />
Feinheiten durchgehend gut erkennbar. Der Himmel zeigt dagegen einen<br />
körnigen, milchigen Ansatz. Braun- und graustichige Passagen bestimmen<br />
den farblichen Rahmen. Intensiv harmonische Klangstrukturen<br />
eines Symphonieorchesters sorgen für angepasste Klangfolgen. Unvermeidliche<br />
Nebengeräusche bei Schneetreiben oder stürmischen Winden<br />
reichern das Soundspektrum an. Warum insgesamt 14 Kameramänner,<br />
drei Regisseure und eine Crew an Helfern gebraucht wurden, verrät eine<br />
52-minütige Hintergrundstory. Das schlichte, aber schöne Menü enthält<br />
darüber hinaus einige Statements der Filmemacher, einen Vogelalmanach<br />
sowie eine Featurette. HD-Fans müssen allerdings ihre Ansprüche<br />
herunterschrauben, da bei den Extras nur SD-Qualität ansteht.<br />
Abschließend steht eine Hochzeit an. „Die Reise der Pinguine“ führt<br />
durch das ewige Eis bis zu den Brutplätzen. Von ihrem Beginn im März an<br />
fi lmte Regisseur Luc Jacquets die Wanderung der Kaiserpinguine. Dem<br />
wochenlangen Marsch durch das lebensfeindliche Gebiet folgt die bis<br />
Ende Mai andauernde Paarungszeit. Dann legt das Weibchen ein einziges<br />
Ei. Durchgehend spannend ist die Mischung aus kleinen Pinguin-<br />
Anekdoten und kaum wechselnden Landschaften nicht, bisweilen fällt<br />
sie sogar langatmig aus. Die Kolonie aus Frackträgern ist aber dermaßen<br />
herzerwärmend, dass das Publikum daran keine Gedanken verschwendet.<br />
Eine Besonderheit der Disc sind die zwei unterschiedlichen (gepresst<br />
klingenden) 7.1-Tonspuren. Zunächst ist da die originale Kinofassung, die<br />
den watschelnden Landgängern zwar eine Persönlichkeit verpasst, aber<br />
leider unglaublich theatralisch daherkommt („In der wohligen Wärme<br />
unserer Bäuche kündigt sich neues Leben an.“). Um diesen „Fehler“ zu<br />
korrigieren, durfte Schauspieler Sky du Mont für die zweite Tonspur einen<br />
leicht rationaleren Unterton aufnehmen. Die kitschige Orchesterbegleitung<br />
bleibt indes bestehen. Refl ektierende Eisfelder, schwierige Aufnahmebedingungen<br />
bei bis zu minus 40 Grad Celsius und Sturmböen<br />
machen dem Bild zu schaffen, sodass die Kontrastwerte deutlich schwanken.<br />
Permanenter Film-Grain ist sichtbar. Der Schwarzwert ist gleichfalls<br />
nicht perfekt. 46 Minuten Making-of, Fotogalerien sowie Interviews komplettieren<br />
diese Familienunterhaltung. Weitere Tonspuren mit isolierten<br />
Geräuschen oder den französischen Sprechern gibt’s gratis obendrauf.<br />
GALAPAGOS<br />
FSK: INFO-Programm<br />
Ton: Deutsch – DTS-HD 5.1<br />
Englisch – DTS-HD 2.0<br />
Laufzeit: ca. 150 Min.<br />
Best.-Nr.: 4006448 36002 3<br />
EXPEDITION ERDE –<br />
Die Urkräfte unseres Planeten<br />
FSK: INFO-Programm<br />
Ton: Deutsch – DTS-HD 5.1<br />
Laufzeit: ca. 225 Min.<br />
Best.-Nr.: 4006448 36004 7<br />
www.polyband.de<br />
SHARKWATER –<br />
Wenn Haie sterben<br />
FSK: ab 12 Jahren<br />
Ton: Deutsch + Englisch –<br />
DTS-HD 5.1<br />
Laufzeit: ca. 89 Min. + Bonus<br />
Best.-Nr.: 4006448 36006 1<br />
GANGES – Indiens<br />
Fluss des Lebens<br />
FSK: INFO-Programm<br />
Ton: Deutsch + Englisch –<br />
DTS-HD 5.1<br />
Laufzeit: ca. 150 Min. + Bonus<br />
Best.-Nr.: 4006448 36007 8<br />
BRANDNEUE E<br />
WEBSITE!
Spezial<br />
Blu-ray<br />
GANGES – INDIENS FLUSS DES LEBENS<br />
Heiliges Land<br />
Von der Quelle im Garhwal Himal, einem südwestlichen<br />
Teil des Himalajas, bis zum Golf<br />
von Bengalen verfolgt die dreiteilige BBC-<br />
Dokumentation „Ganges – Indiens Fluss des<br />
Lebens“ den Lauf des heiligen Stroms. Die<br />
Filmemacher begleiten das Schmelzwasser,<br />
das den Wasserlauf speist, betrachten, wie das<br />
Gewässer wächst und die Landschaften sowie<br />
das Leben an seinen Ufern prägt. Gleichzeitig<br />
porträtiert die Reise die spirituelle bzw. religiöse<br />
Kultur der angrenzenden Länder. Für Hindus<br />
beispielsweise verspricht ein Bad in den Fluten<br />
die Vergebung aller Sünden: Während der Reinigung<br />
überträgt sich die Schöpfungskraft der<br />
Göttin Ganga, deren irdische Inkarnation das<br />
fl ießende Wasser darstellt, auf den Gläubigen.<br />
Ein wenig mehr von jener Flüssigkeit hätte<br />
auch diese Dokumentation vertragen können.<br />
Farbenfrohes Indien<br />
Das Hauptaugenmerk der verschiedenen Etappen<br />
liegt eindeutig auf der Flora und Fauna.<br />
Seltene Tierarten, bemerkenswerte Landschaften,<br />
atemberaubende Bergpanoramen,<br />
Mangrovensümpfe – für knapp zweieinhalb<br />
Stunden führt der Fluss seine Gäste tatsächlich<br />
am wundersamen Kaleidoskop Indiens<br />
entlang. Wenn der Wind über vereiste Gipfel<br />
bläst oder überdimensionale Hagelkörner<br />
niederprasseln, gelingen faszinierende Bilder.<br />
Ebenfalls visuell bemerkenswert sind kurze<br />
Abstecher zu Tempeln, heiligen Stätten sowie<br />
Siedlungsgebieten. Sobald die Bevölkerung im<br />
Mittelpunkt steht, wird das Geschehen mitreißend.<br />
Allerdings gelingt Letzteres recht selten.<br />
Stattdessen präsentiert „Ganges – Indiens Fluss<br />
des Lebens“ häufi g pathetisch überzeichnete<br />
Tieraufnahmen. Jene sind zwar auf ihre Weise<br />
ansprechend, jedoch muss der Zuschauer den<br />
stetigen sakral-mystischen Unterton mögen.<br />
Klassische Streicher und indische Sitarklänge<br />
verzieren die Optik musikalisch, während der<br />
Off-Sprecher das Szenario gelegentlich übertrieben<br />
weihevoll umschreibt. Stärker sind die<br />
bereits erwähnten Passagen, in denen Hintergrundinformationen<br />
zum Land geliefert werden.<br />
Großformatige BBC-Computeranimationen<br />
bzw. Satellitenaufnahmen vermitteln die<br />
immense Dimension der Exkursion, teils durch<br />
unwirtliche Gestade und Territorien. In diesem<br />
Zusammenhang fehlt zudem ein Hauch an<br />
Kritik. Insgesamt eine Tour für Tier- und Indienfans<br />
mit Hang zum Hochglanzformat.<br />
Natur pur<br />
Im Vergleich zu den Folgen auf DVD erhalten<br />
die der Blu-ray jeweils fünf Minuten integriertes<br />
Zusatzmaterial, das allerdings nur im<br />
englischen Originalton mit Untertiteln vorliegt.<br />
Trotz DTS-HD-5.1-Sound ist die Dynamik eher<br />
beschränkt und alles klingt sehr frontlastig.<br />
Lediglich manchmal fühlt sich der Zuschauer<br />
wie von Wasser- oder Urwaldgeräuschen<br />
umgeben. Bass- und Höhenspektrum werden<br />
erwartungsgemäß selten ausgereizt. Dafür<br />
trumpft die Disc durch eine natürliche, wenngleich<br />
minimal stumpfe Farbgebung auf. Die<br />
Kontrast- und Schärfewerte sind grundsätzlich<br />
in Ordnung. In der Bonusabteilung liegen weitere<br />
45 Minuten an entfernten Szenen sowie<br />
Drehberichten vor. Deren SD-<br />
Qualität ist leider mäßig,<br />
offenbart aber interessante<br />
Perspektiven<br />
zur Arbeit<br />
der Crew.<br />
Bilder: Kinowelt, Polyband, HMFStock.xchng, Stockxpert<br />
30
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Mikrokosmos – Das Volk der Gräser<br />
Dokumentation<br />
Filminhalt:<br />
FR, CH, IT 1996 Vertrieb:<br />
Kinowelt Bildformate: MPEG-<br />
4, 1,66 : 1 Tonformate: DTS-HD<br />
5.1 Datenrate Bild: 24 Mbps<br />
Datenrate Ton: 2,1 Mbps<br />
Regie: Claude Nuridsany,<br />
Marie Pérennou Laufzeit:<br />
75 min FSK: ohne Altersbeschränkung<br />
Preis: 21 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
Bildqualität 8/10<br />
Tonqualität 9/10<br />
Bonusmaterial 6,5/10<br />
Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />
Gesamt 7/10<br />
Kurzfazit: Der Mikrokosmos in Makrobildern.<br />
Faszinierende Lebewesen mit Facettenaugen. Minimale<br />
Abzüge für die Bildschärfe.<br />
Andere Blickwinkel<br />
Eine andere Sicht auf das mit rund einer Milliarde<br />
Einwohnern zweitbevölkerungsreichste<br />
Land der Erde kommt aus dem TV. Der<br />
Discovery Channel bietet seit Längerem eine<br />
Reihe namens „Discovery HD Atlas“, darunter<br />
auch den Teil „Indien“. Im Gegensatz zur<br />
BBC-Produktion steht hier der Mensch im Mittelpunkt.<br />
Exemplarisch werden verschiedene<br />
Schicksale und Personen gezeigt, die ein Bild<br />
des aktuellen Indien repräsentieren. Ein Besuch<br />
bei einem Waisenjungen im Norden, das<br />
Aufsuchen der Moschee in Neu-Delhi (fast ein<br />
Dutzend Religionen vereinigt der Staat) sowie<br />
das Treffen mit einem Jetpiloten sind Bestandteile<br />
der Tour. Daneben betrachtet die reportagenhafte<br />
Dokumentation das kulturelle Leben<br />
und das industrielle Wachstum des Schmelztiegels<br />
zwischen Himalaja und Indischem Ozean.<br />
Visuell auf der Höhe der bereits vorgestellten<br />
Ganges-Exkursion, erhält der Zuschauer<br />
ein weniger verklärtes Bild von den Menschen<br />
Indiens, andererseits fehlt hier der ausführliche<br />
Blick auf die Fauna des Subkontinents. Einzige<br />
Enttäuschung: Bonusmaterial existiert auf der<br />
Disc nicht. Dafür sind die Scheiben extrem<br />
günstig und ebenfalls für andere Reiseziele<br />
erhältlich.<br />
MARIO HESS<br />
INDIEN<br />
Deep Blue<br />
Dokumentation<br />
Filminhalt:<br />
GB, DE 2003 Vertrieb:<br />
Kinowelt Bildformate: VC-1,<br />
1,78 : 1 Tonformate: DTS-HD<br />
5.1 Datenrate Bild: 32 Mbps<br />
Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />
Andy Byatt, Alastair Fothergill<br />
Laufzeit: 91 min FSK: ab 6<br />
Jahren Preis: 21 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
Bildqualität 9/10<br />
Tonqualität 8,5/10<br />
Bonusmaterial 8,5/10<br />
Blu-ray-Effekt 7/10<br />
Gesamt 8/10<br />
Kurzfazit: Das Spektakel Ozean in seiner ganzen Pracht.<br />
Das Highlight der Box und deshalb auch als Einzel-Bluray<br />
empfehlenswert.<br />
DISCOVERY HD ATLAS<br />
Nomaden der Lüfte<br />
Dokumentation<br />
Filminhalt:<br />
FR, IT, DE, ES, CH 2001 Vertrieb:<br />
Kinowelt Bildformate: MPEG-4,<br />
1,85 : 1 Tonformate: DTS-HD<br />
MA 5.1 Datenrate Bild: 27 Mbps<br />
Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />
Jacques Perrin, Jacques<br />
Cluzaud, Michel Debats<br />
Laufzeit: 98 min FSK: ohne<br />
Altersbeschränkung Preis: 21<br />
Euro Start: erhältlich<br />
Bildqualität 7,5/10<br />
Tonqualität 8,5/10<br />
Bonusmaterial 6/10<br />
Blu-ray-Effekt 4/10<br />
Gesamt 6,5/10<br />
Kurzfazit: Auf Welttournee mit den Zugvögeln. In<br />
homöopathischen Dosen ein Erlebnis für die Sinne.<br />
Die Blu-ray ist ein eher mittelprächtiger Höhenfl ug.<br />
Die Reise der Pinguine<br />
Dokumentation<br />
Filminhalt:<br />
FR 2005 Vertrieb: Kinowelt<br />
Bildformate: VC-1, 2.35 : 1<br />
Tonformate: DTS-HD 7.1<br />
Datenrate Bild: 237 Mbps<br />
Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />
Luc Jacquet Laufzeit: 82 min<br />
FSK: ohne Altersbeschränkung<br />
Preis: 21 Euro Start: erhältlich<br />
Bildqualität 7,5/10<br />
Tonqualität 8/10<br />
Bonusmaterial 7,5/10<br />
Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />
Gesamt 7/10<br />
Kurzfazit: Das Leben der Kaiserpinguine als amüsanttragische<br />
Reiseerzählung. Die originale Kinotonspur<br />
erweist sich als ziemlich pathetisch.<br />
Ganges – Indiens Fluss des Lebens<br />
Dokumentation<br />
Filminhalt:<br />
UK 2008 Vertrieb: Polyband<br />
Bildformate: VC-1, 1,78 : 1<br />
Tonformate: DTS-HD 5.1<br />
Datenrate Bild: 16 Mbps<br />
Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />
Tom Hugh-Jones Laufzeit:<br />
150 min FSK: ohne<br />
Altersbeschränkung Preis: 23<br />
Euro Start: erhältlich<br />
Bildqualität 7,5/10<br />
Tonqualität 6,5/10<br />
Bonusmaterial 5,5/10<br />
Blu-ray-Effekt 4,5/10<br />
Gesamt 6/10<br />
Kurzfazit: Eine Fahrt auf dem heiligen Fluss von der<br />
Quelle bis zum Mündungsdelta – inhaltlich überfrachtet,<br />
visuell anregend.<br />
Discovery HD Atlas: Indien<br />
Dokumentation<br />
Filminhalt:<br />
US 2008 Vertrieb: HMH<br />
Bildformate: VC-1, 2,40 : 1<br />
Tonformate: DD 5.1<br />
Datenrate Bild: 30 Mbps<br />
Datenrate Ton: 448 kbps<br />
Regie: William Hicklin<br />
Laufzeit: 100 min FSK: ohne<br />
Altersbeschränkung Preis: 14<br />
Euro Start: erhältlich<br />
Bildqualität 8,5/10<br />
Tonqualität 6/10<br />
Bonusmaterial 0/10<br />
Blu-ray-Effekt 5/10<br />
Gesamt 5/10<br />
Kurzfazit: Reportagenhafte Doku aus Indien, die<br />
sich auf die Menschen konzentriert. Bonusmaterial<br />
fehlt leider.<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 31
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Konspirative Geheimbünde, der Heilige Gral und Antimaterie-Bomben – Bestsellerautor Dan Brown lässt seinen<br />
Romanhelden Robert Langdon die komplexesten Rätsel der Menschheit lösen. Zur Blu-ray-Veröffentlichung von<br />
„Sakrileg“ und der Kinofortsetzung „Illuminati“ folgt das BLU-RAY MAGAZIN den erleuchteten Thriller-Pfaden.<br />
Millionen verkaufter Bücher sowie zwei erfolgreiche<br />
Verfilmungen tragen inzwischen<br />
seinen Namen: Mit den Verschwörungsthrillern<br />
„Illuminati“ und „Sakrileg“ erlangte der amerikanische<br />
Autor Dan Brown vor einigen Jahren<br />
Weltruhm. Seitdem gilt er als Spezialist für kontroverse<br />
Spannungsliteratur, die wissenschaftliche<br />
und religiöse Themen kombiniert. Ein Feld, das<br />
genug Stoff für spektakuläre Romaninhalte bietet.<br />
Browns besonderes Augenmerk gilt dabei den<br />
Geheimbünden. Um deren vermeintliche Existenz<br />
spinnt der 45-Jährige komplexe Konspirationsszenarien.<br />
Wenn der römisch-katholische Orden<br />
Opus Dei das Mysterium des Heiligen Grals<br />
vor der Menschheit verbirgt oder die Gesellschaft<br />
der Illuminaten den Vatikan infiltriert, dann war<br />
Dan Brown am Werk. Dass jener sakrale Kontext<br />
Kritik hervorruft, darf als kalkulierte Methodik<br />
betrachtet werden. Was beschert schon mehr<br />
mediale Präsenz als die Aufmerksamkeit des<br />
Heiligen Stuhls So zeigte sich die Führungsriege<br />
des Kirchenstaats bereits über „Sakrileg“ wenig<br />
begeistert. Besonders konservative Theologen<br />
unterstellten dem Roman maximale Ignoranz<br />
gegenüber dem Christentum und erklärten,<br />
vieles darin sei blanker Unsinn. Der heutige<br />
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone forderte<br />
nach der Veröffentlichung obendrein<br />
den kompletten Boykott. „Lesen Sie<br />
es nicht und vor allem kaufen Sie<br />
es nicht.“ Viel mehr Werbung kann<br />
niemand für ein Buch machen.<br />
Licht ins Dunkel<br />
Sicherlich verbiegt Dan Brown<br />
viele historische Grundlagen. Jedoch<br />
kombiniert er geschickt Fakten<br />
und Fiktion. Angereichert mit<br />
kunstgeschichtlichen Details entstanden fesselnde<br />
Schmöker und dementsprechend bester<br />
Stoff für Hollywood. Die erste Adaption des<br />
Bestsellers übernahm der oscarprämierte Regie-<br />
Allrounder Ron Howard („A Beautiful Mind“), der<br />
die passenden Hochglanzbilder für das Opus<br />
Magna schuf. Außerdem verpfl ichtete Sony<br />
Pictures jede Menge bekannte Schauspieler, un-<br />
32
Blu-ray<br />
Spezial<br />
ter anderem Tom Hanks für die Hauptrolle. Im<br />
Mai 2006 kam „The Da Vinci Code“ (Originaltitel)<br />
dann fristgerecht in die Kinos. Die Handlung<br />
des Films entspricht weitestgehend der Vorlage,<br />
von kleinen Abweichungen abgesehen. Im Zentrum<br />
des Geschehens steht Zeichenforscher<br />
Robert Langdon (Hanks), den eine Vortragsreise<br />
nach Paris führt. Nach der Veranstaltung übergibt<br />
ihm ein Polizist eine Fotografi e. Darauf abgebildet<br />
ist der Leichnam des rituell ermordeten<br />
Jacques Saunière, des Chefkurators des berühmten<br />
Louvre. Unversehens landet Langdon<br />
nachts in dem menschenleeren Museum. Offensichtlich<br />
hinterließ der Sterbende eine Botschaft,<br />
symbolisch verschlüsselt auf den Kunstwerken.<br />
Die Spur führt zu einem gefährlichen Geheimnis,<br />
welches den Glauben der katholischen Kirche<br />
in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Über<br />
den Wahrheitsgehalt des Kirchenkrimis lässt<br />
sich streiten, über den Erfolg des Films kaum.<br />
Rund 750 Millionen Dollar spielte der Thriller<br />
an den Kinokassen ein. Ob das erstaunliche Ergebnis<br />
indes an der Inszenierung lag, darf bezweifelt<br />
werden. Ziemlich zögerlich und phlegmatisch<br />
entwickelt Howard die Story. Bisweilen<br />
erinnert die „wilde“ Reise durch die Finsternis<br />
eher an einen langweiligen Spaziergang durch<br />
prunkvolle Museen. Sogar Darsteller wie Jean<br />
Reno („Léon – Der Profi ) oder Alfred Molina<br />
(„Spider-Man 2“) traben größtenteils lustlos<br />
durch die überbordenden Kulissen, immer darauf<br />
bedacht, möglichst nachdenklich auszusehen.<br />
Was als Buch gut funktioniert, weil fast jedes<br />
Kapitel mit einem griffi gen Cliffhanger endet,<br />
scheitert in der Leinwandadaption. Immerhin ist<br />
„The Da Vinci Code – Sakrileg“ aufgrund der visuell<br />
ausgefeilten Präsentation einen Blick wert.<br />
Vor allem für jene, die den Roman nicht gelesen<br />
haben. Auf Blu-ray besteht seit Kurzem die Möglichkeit,<br />
das Versäumnis nachzuholen (siehe Test<br />
auf der nächsten Seite). Alternativ besteht die<br />
Option, die bessere Fortsetzung direkt im Lichtspielhaus<br />
zu sehen.<br />
Rauch und Schwefel<br />
Eigentlich war „Illuminati“ (Originaltitel: „Angels<br />
And Demons“) der Vorgänger von „Sakrileg“. Weil<br />
die Kinoauswertung aber in umgekehrter Reihenfolge<br />
ausfi el, drehten die Macher die zeitliche Abfolge<br />
schlicht um. Zwei Nebensätze à la „Sie sind<br />
schon einmal ...“ später und diese Schwierigkeit<br />
ist gelöst. Erneut muss Robert Langdon (weiterhin<br />
Hanks) innerhalb einer Nacht eine uralte Geheimorganisation<br />
aufhalten. Genau genommen<br />
bleiben ihm nur vier Stunden. Irgendwo unter<br />
dem geweihten Boden<br />
des Vatikans tickt nämlich<br />
eine hochexplosive<br />
Antimaterie-Bombe, die<br />
aus dem Schweizer Partikelbeschleuniger-Laboratorium<br />
CERN stammt.<br />
Verantwortlich für die<br />
Tat scheint der Geheimbund<br />
der Illuminaten zu<br />
sein. Gleichzeitig steht<br />
der Kirchenstaat vor<br />
weiteren Problemen: Im Inneren<br />
der Sixtinischen Kapelle beginnt gerade das Konklave,<br />
die Wahl eines Nachfolgers für den kürzlich<br />
verstorbenen Papst. Vier Kardinäle, ausgerechnet<br />
die aussichtsreichsten Kandidaten („Il preferiti“),<br />
wurden überdies entführt und die Illuminati drohen,<br />
jede Stunde einen Geistlichen zu exekutieren.<br />
Die Zeit drängt, weshalb der verantwortliche<br />
Kommandant Ernesto Olivetti<br />
(Pierfrancesco Favino) den Spezialisten<br />
Langdon um Hilfe bittet. Ebenfalls vor Ort:<br />
die CERN-Wissenschaftlerin Vittoria Vetra<br />
(Ayelet Zurer). Das Trio begibt sich auf<br />
eine rasante Schnitzeljagd durch die heilige<br />
Enklave Roms. Auf den Spuren von<br />
Galileos geheimem „Pfad der Erleuchtung“<br />
suchen sie den Treffpunkt der Illuminaten<br />
– wenn sie versagen, endet<br />
die Geschichte des Heiligen Stuhls in<br />
Feuer, Rauch und Schwefel.<br />
Apokalyptisches Szenario<br />
Verantwortlich für diese Fortsetzung<br />
waren die gleichen Personen wie<br />
bei „Sakrileg“. Ron Howard schwang<br />
ein zweites Mal das Regiezepter, Autor<br />
Akiva Goldsman schrieb erneut am Drehbuch.<br />
Positiverweise gelang diesmal eine<br />
schwungvollere Umsetzung. Dafür nahm<br />
Howard sogar rudimentäre Veränderungen<br />
am Roman in Kauf. Verschiedene Figuren<br />
wurden umbenannt und das Ende variiert.<br />
Den schmierigen BBC-Reporter aus<br />
der Vorlage oder das Langdon/Vetra-Techtelmechtel<br />
sucht der Zuschauer im Film<br />
vergebens. Eine Drehgenehmigung im<br />
Vatikan erhielt die Crew leider nicht. Stattdessen<br />
wurden die Kulissen weitestgehend<br />
im Studio nachgebaut. Keine Sorge, „Illuminati“<br />
funktioniert trotzdem als spannende<br />
Hatz durch historische Bauten. Das liegt<br />
einerseits an der guten Besetzung (u. a. mit<br />
Ewan McGregor („Trainspotting“) sowie Armin<br />
Mueller-Stahl), andererseits an der fast<br />
apokalyptischen Grundstimmung. Abgesehen<br />
von manch dramaturgischer Verschnaufpause<br />
steigert die „Sakrileg“-Fortsetzung das Tempo<br />
während der Verfolgungsjagd stetig. Nur kurz vor<br />
Schluss geht dem Such-und-Find-Vehikel aber<br />
doch die Puste aus. Die Geschichte schlägt einen<br />
Haken zu viel. Vorsicht Spoiler! Wenn der<br />
Himmel in apokalyptischen Farben brennt und<br />
Camerlengo per Fallschirm dem Boden entgegensegelt,<br />
gerät der Film beinahe zur Farce.<br />
Zumindest optisch ist der CGI-Shot grenzwertig.<br />
Im Buch rettet übrigens Langdon den Tag. Spoiler<br />
Ende! Tom Hanks spielt seine Rolle diesmal<br />
süffi santer, was den Charakter weniger steif und<br />
seine Handlungen nachvollziehbarer macht. Die<br />
eigentliche Geschichte von Dan Brown wirkt<br />
drastisch an den Haaren herbeigezogen. Apropos<br />
drastisch: Einige Momente, wie die Verbrennung<br />
eines Menschen in Großaufnahme, sind<br />
doch recht harsch inszeniert. Nichtsdestotrotz<br />
wird der Zuschauer gut unterhalten. Unser Tipp<br />
lautet: Nicht logisch nachdenken, sondern mitreißen<br />
lassen! Wer nach „Sakrileg“ und „Illuminati“<br />
auf einen weiteren literarischen Teil wartet,<br />
muss sich bis September gedulden. Dann erscheint<br />
mit „The Lost Symbol“ das dritte Robert-<br />
Langdon-Abenteuer, zunächst aber wohl nur in<br />
englischer Sprache. Für die Verfi lmung von „Das<br />
verlorene Symbol“ laufen bereits Planungen. Bis<br />
dahin darf auf Blu-ray sowie im Kino gerätselt<br />
werden.<br />
MARIO HESS<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 33
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Die Lösung des Rätsels steht an<br />
der Tafel und Ian McKellen kennt<br />
sie<br />
Thriller<br />
Seine Vortragsreise nach Frankreich hat sich Robert Langdon<br />
sicher anders vorgestellt<br />
S<br />
ymbolforscher<br />
Robert Langdon sucht<br />
nach dem Heiligen Gral und findet<br />
stattdessen den letzten Nachfahren von<br />
Jesus Christus. Kontroverses Thema, konventionelle<br />
Umsetzung. Knapp drei Stunden<br />
tauschen die Darsteller meist ehrfurchtsvolle<br />
Dialoge oder bedeutungsschwangere Blicke<br />
aus. Die pompöse Optik täuscht leider nur<br />
selten über das gemächliche Erzähltempo<br />
hinweg. Eine opulent ausgestattete, leider<br />
ziemlich spannungsarme Mystery-Ödnis<br />
ohne cineastischen Heiligenschein. Die<br />
vorliegende Extended Version auf Blu-ray<br />
Disc bietet 24 zusätzliche Minuten. Insbesondere<br />
bei Rückblenden und bei Szenen<br />
mit Bischof Aringarosa wurden Elemente<br />
hinzugefügt. Saunières Sterben ist expliziter<br />
dargestellt, ein paar Dialoge sind ausgeweitet.<br />
Häufig handelt es sich aber bloß um Sekunden<br />
oder für die Handlung unwichtiges<br />
Material. Der Film besitzt ein leicht körniges,<br />
sehr dunkles Bild mit gutem Schwarzwert.<br />
Der Schärfegrad ist ordentlich, viele Details<br />
werden aber von der anhaltenden Finsternis<br />
geschluckt. Prinzipiell liegt ein milder Weichzeichner<br />
über den nächtlichen Aufnahmen.<br />
Rückblenden erscheinen hingegen schummrig<br />
mit graublauer, rauschender Optik. Wuchtiger,<br />
sehr tiefer sowie harter Klang untermalt<br />
das atmosphärische Szenario. Der stimmige<br />
Dolby-True-HD-5.1-Mix wird bestimmt durch<br />
den mystisch-monumentalen Score von<br />
Sakrileg<br />
Hans Zimmer, wobei hauptsächlich die frontalen<br />
Lautsprecher arbeiten. Bisweilen fehlt<br />
den Surround-Effekten der nötige Feinschliff.<br />
An umfangreichem Bonusmaterial mangelt<br />
es hingegen nicht. Die zweite Scheibe<br />
der Extended Version enthält fast drei<br />
Stunden Hintergrundinformationen zur<br />
Entstehung, meist sogar in High Definition:<br />
Interviews, Set-Berichte, Fotos, Schauspielerporträts,<br />
Musikdetails und zahlreiche<br />
Making-of-Szenen. Besonderes Augenmerk<br />
verdienen die Abhandlungen über die visuellen<br />
Effekte bzw. das Designkonzept<br />
inklusive Herstellung der Requisiten. Der<br />
obligatorische Regiekommentar erläutert die<br />
erweiterten Szenen. Ebenfalls originell: das<br />
überdurchschnittliche Bild-in-Bild-Feature<br />
„Entschlüsseln Sie den Code“. Verschiedene<br />
Icons auf einer oben angebrachten Leiste<br />
symbolisieren alternatives Zusatzmaterial.<br />
Auf Knopfdruck erscheinen kurze Doku-<br />
Einblicke oder Storyboard-Zeichnungen.<br />
Unglücklicherweise verdeckt der Rahmen<br />
permanent einen Teil der bewegten Bilder.<br />
Passend zum Start der Fortsetzung<br />
integrierte Sony Pictures per BD-Live-Modus<br />
exklusives Material zu „Illuminati“ sowie eine<br />
„CineChat“-Funktion. Wer mag, darf während<br />
des Films via Internet mitreden. Ohne normale<br />
Tastatur an der PS3 oder Umleitung<br />
zum PC gerät dieses Feature aber zum SMS-<br />
Daumenquäler.<br />
Rate mal, wer hinter dir steht! Robert Langdon (Tom Hanks) und<br />
Sophie Neveu (Audrey Tautou) vor dem berühmtesten Bild der Welt<br />
Filminhalt:<br />
Bewertung Disc<br />
US 2006 Vertrieb: Sony<br />
Pictures Bildformat: MPEG-4,<br />
2,40 : 1 Tonformate: Dolby<br />
True HD 5.1 Datenrate Bild:<br />
24,8 Mbps Datenrate Ton:<br />
1,3 Mbps Regie: Ron Howard<br />
Laufzeit: 174 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 26 Euro Start:<br />
erhältlich<br />
Bildqualität 8/10<br />
Die matt-dunkle Atmosphäre verschluckt einige Details.<br />
Trotzdem eine generell ordentliche Optik.<br />
Tonqualität 7,5/10<br />
Hauptsächlich wummert der dramatische Score durch die<br />
Lautsprecher. Es mangelt dem 5.1-Mix etwas an Präzision.<br />
Dynamik<br />
Schwarzwerstellung<br />
Farbdar-<br />
Kontrast<br />
Schärfe<br />
Bildfehler<br />
2/2 1,5/2 1/2 1,5/2 2/2<br />
Abmischung<br />
Räumlichkeit<br />
Soundqualität<br />
Tonformat<br />
1,5/2 1,5/2 1,5/2 1,5/2 1,5/2<br />
Bonusmaterial 9/10<br />
Knapp drei Stunden teilweise exklusives Making-of-Material in<br />
High Defi nition. Noch Fragen<br />
Umfang Qualität Inhalt Präsentation<br />
3/3 3/3 3/4<br />
Blu-ray-Effekt 6,5/10<br />
Viele HD-Extras, „CineChat“ und ein tolles Bild-in-Bild-Feature<br />
machen die Blu-ray zur Vorzeige-Disc.<br />
Wow-Bild Wow-Ton HD-Extras<br />
3/4 1/3 2,5/3<br />
Gesamt 8/10<br />
Kurzfazit: Mäßig geheimnisvolles Hochglanzkino für Verschwörungstheoretiker<br />
und Buchverweigerer. Sämtliche<br />
Rätsel enthüllt das umfangreiche HD-Bonusmaterial.<br />
Thriller<br />
Filminhalt:<br />
US 2009 Vertrieb: Sony<br />
Pictures Regie: Ron Howard<br />
Darsteller: Tom Hanks, Ayelet<br />
Zurer, Ewan McGregor, Armin<br />
Mueller-Stahl Laufzeit:<br />
138 min FSK: ab 12 Jahren<br />
Start: bereits im Kino<br />
Internet: www.sonypictures.<br />
de/landing/illuminati<br />
Kurzfazit: Mysteriöse Schnitzeljagd durch den<br />
Vatikan. Deutlich straffer inszeniert und spannender<br />
als der Vorgänger.<br />
Bilder: Philip Scalia, Sony Pictures, Stock.xchng<br />
34
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Dan Browns Bibliothek (Auszug)<br />
Fünfmal Hochspannung aus der Feder des amerikanischen Bestsellerautors. Empfehlenswerte Unterhaltung für Fans von Thrillern.<br />
*<br />
Diabolus<br />
Ein Computervirus infi<br />
ltriert das Datenbanksystem<br />
des Geheimdiensts<br />
NSA. Parallel versuchen<br />
zwei Mitarbeiter, die Katastrophe<br />
zu verhindern.<br />
Kryptografi e-Thriller um<br />
Codes und Killer.<br />
Originaltitel:<br />
Digital Fortress<br />
Erscheinungsdatum:<br />
US 1998/DE 2003<br />
Illuminati<br />
Die Antimaterie-Bombe<br />
eines Geheimbunds soll<br />
den Vatikan während des<br />
Konklaves zerstören. Symbolforscher<br />
Robert Langdon<br />
muss den Tag und die<br />
katholische Kirche retten.<br />
Erster Langdon-Thriller.<br />
Originaltitel:<br />
Angels And Demons<br />
Erscheinungsdatum:<br />
US 2000/DE 2003<br />
Meteor<br />
Eine Mitarbeiterin des<br />
militärischen Nachrichtendiensts<br />
gerät in ein<br />
Komplott um kommerzielle<br />
Raumfahrt und die<br />
anstehende Wahl des US-<br />
Präsidenten. Wissenschaft<br />
triff t Politikthriller.<br />
Originaltitel:<br />
Deception Point<br />
Erscheinungsdatum:<br />
US 2001/DE 2003<br />
Sakrileg<br />
Ein Mord im Louvre führt<br />
auf die Spur des Heiligen<br />
Grals und des Geheimbunds<br />
Opus Dei. Zweiter<br />
Auftritt von Harvard-Professor<br />
Robert Langdon,<br />
der erneut mit der Kirche<br />
aneinandergerät.<br />
Originaltitel:<br />
The Da Vinci Code<br />
Erscheinungsdatum:<br />
US 2003/DE 2004<br />
Das verlorene<br />
Symbol<br />
Der dritte Band um Robert<br />
Langdon spielt erstmals<br />
in den USA. Innerhalb von<br />
zwölf Stunden muss der<br />
Professor eines der großen<br />
Freimaurer-Rätsel lösen.<br />
Viel Erfolg.<br />
Originaltitel:<br />
The Lost Symbol<br />
Erscheinungsdatum:<br />
2009<br />
* noch kein Cover vorhanden<br />
Abenteuer<br />
Filminhalt:<br />
Kurzbiografie<br />
Thriller-Autor Dan Brown ist<br />
heute einer der meistgelesenen<br />
Erzähler des Genres.<br />
Der 1964 geborene Amerikaner<br />
arbeitete u. a. als Lehrer, bevor<br />
er Romane schrieb.<br />
In „Illuminati“ tauchte der<br />
nonchalant-intellektueller<br />
Charakter R. Langdon auf.<br />
Inzwischen steht fest: Dem<br />
charmanten Symbolforscher<br />
offenbart sich in seinem<br />
dritten Auftritt das Rätsel<br />
einer Freimaurerloge.<br />
CA 2009 Vertrieb: Eurovideo<br />
Bildformat: VC-1, 1,78 : 1<br />
Tonformate: DTS-HD MA 5.1<br />
Datenrate Bild: 26 Mbps<br />
Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />
Paolo Barzman Laufzeit:<br />
172 min FSK: ab 12 Jahren<br />
Preis: 22 Euro Start: erhältlich<br />
I<br />
rgendwie<br />
Scriptum –<br />
Der letzte Tempelritter<br />
geben wir Hauptdarstellerin<br />
Mira Sorvino sicherlich Recht, wenn sie<br />
im Making-of behauptet, dass die Verfilmung<br />
des Romans von Raymond Khoury<br />
als Kinofilm wahrscheinlich 200 Millionen<br />
Dollar verschlungen hätte. Also wurde aus<br />
dem Werk lediglich ein vergleichsweise<br />
preiswerter TV-Zweiteiler. Das schlägt sich<br />
visuell wie inhaltlich nieder. Zwischen<br />
entschärften Actionsequenzen müssen<br />
die Darsteller oft und lange über ein<br />
verschwundenes Artefakt sinnieren - den<br />
Schlüssel zum allerletzten Geheimnis der<br />
Templer. Die Archäologin Tess Chaymkin<br />
(Sorvino) ist zufällig anwesend, als vier<br />
maskierte Reiter das historische Holzkästchen<br />
aus einer Ausstellung kostbarer<br />
Vatikanschätze in New York entwenden.<br />
Gemeinsam mit FBI-Agent Sean Daly<br />
gerät sie in den Sog der Verschwörung.<br />
Glaubensfragen, Exkursionen, verschlüsselte<br />
Rätsel um das Evangelium Jesus<br />
Christus – unverkennbar bedient sich die<br />
Geschichte bei „Sakrileg“ und ähnlichen<br />
Vorlagen. Von der Story her eine eher<br />
ruhige Angelegenheit, die nur der Gastauftritt<br />
Omar Sharifs veredelt. Abgesehen von<br />
stark rauschenden Rückblenden verfügt<br />
die Disc über eine sehr solide Optik: gute<br />
Kantenschärfe, angenehme Farbwiedergabe.<br />
Exzellent in Szene gesetzt wurde<br />
insbesondere die stürmische Schiffsreise.<br />
Für einen Fernsehfilm beachtlich. Die<br />
Surround-Kanäle beansprucht „The Last<br />
Templar“ (Originaltitel) hingegen kaum,<br />
sodass nur gelegentlich der Wind durch<br />
die hinteren Boxenreihen pfeift. Außer<br />
dem bereits erwähnten Set-Bericht<br />
(21 : 20 Minuten, SD) existiert bloß ein<br />
textlastiges BD-Live-Feature.<br />
Bildqualität 7/10<br />
Tonqualität 7/10<br />
Bonusmaterial 4/10<br />
Blu-ray-Effekt 4/10<br />
Gesamt 5,5/10<br />
Kurzfazit: Aufatmen im Vatikan! „Scriptum“ ist keine<br />
Offenbarung, sondern ein müdes Mystery-Abenteuer.<br />
Für eine TV-Produktion allerdings eine annehmbare Disc.<br />
„Nein, wir rücken das Buch von Dan<br />
Brown nicht raus. Niemals!“<br />
Was verbirgt<br />
Monsignore De<br />
Angelis (Victor<br />
Garber)<br />
Mein großer, starker FBI-Agent!<br />
Mira Sorvino hat ihren Held in<br />
„Scriptum“ gefunden<br />
Spezial | www.bluray-vision.de F<br />
| November 2009 35
Jetzt auch als<br />
Complete Box!<br />
TM<br />
© 2009 Twentieth Century Fox Film Corporation. Alle Rechte vorbehalten.<br />
© 2009 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC. Alle Rechte vorbehalten.<br />
TM
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Sternenstaub und<br />
Wüstensand<br />
Unendliche Weiten des Science-Fiction-Films. Ein paar Fixsterne des Genres<br />
sollte jeder Cineast besuchen, darunter den Wüstenplaneten „Dune“ und das<br />
Zentrum der Schöpfung in „2001: Odyssee im Weltraum“. Wer stattdessen<br />
lieber „Star Trek“ sehen möchte, blättert einfach weiter.<br />
Bilder: Stock.xchng, Warner<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 37
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Wenn sein Name fällt, erstarren viele<br />
Fans und Filmschaffende in Ehrfurcht.<br />
Regisseur Stanley Kubrick gehörte zu den<br />
bedeutendsten Vertretern seiner Zunft, obwohl<br />
oder gerade weil er eine manische Bessenheit<br />
bei der Realisierung seiner Projekte an den<br />
Tag legte. Fast jedes der fertiggestellten Werke<br />
rechtfertigt aber im Nachhinein die investierte<br />
Akribie. Kubrick forderte von Darstellern und<br />
Crew das Äußerste an Engagement, ließ Szenen<br />
bis zur Perfektion wiederholen. Beispielhaft<br />
sind die 127 Versuche, die er benötigte,<br />
um Jack Nicholsons berühmten Axt-durch-die-<br />
Tür-Auftritt („Here Is Johnny“) zu inszenieren.<br />
Bereits Jahre vorher, nach seinem Hollywood-<br />
Debüt „Spartacus“ (1960), verließ der Regie-<br />
Exzentriker das amerikanische Studiosystem.<br />
Ihm fehlte die uneingeschränkte künstlerische<br />
Freiheit bei Produktion und Endschnitt.<br />
Nachfolgend schuf er zahlreiche Klassiker,<br />
darunter das wohl ultimative Science-Fiction-<br />
Opus der Filmgeschichte. Basierend auf einer<br />
Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke entwickelte<br />
Kubrick gemeinsam mit dem Autor „2001:<br />
Odyssee im Weltraum“ (Originaltitel: „2001:<br />
A Space Odyssey“). Über die Interpretation des<br />
Werks lässt sich bis heute endlos debattieren.<br />
Menschwerdung in vier Akten<br />
Ausgangspunkt des Hauchs an Handlung ist<br />
der „Anbeginn der Menschheit“ („The Dawn<br />
Of Man“). Irgendwo in der afrikanischen Savanne<br />
kämpft eine Gruppe von Vormenschen<br />
um ihr tägliches Dasein, bis sie eines Morgens<br />
neben einem schwarzen Monolithen aufwachen.<br />
Schwarz, glänzend, präzise geformt. Die<br />
Berührung des Blocks verändert das Bewusstsein<br />
der Wesen. Zum Klang der sinfonischen<br />
Dichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard<br />
Strauss entdecken sie Knochen als Werkzeuge.<br />
In der fi nalen Szene des ersten Akts erschlägt<br />
der entstandene Homo Faber einen fremden<br />
Urmenschen mit dem Gebein. Triumphierend<br />
wird die primitive Waffe gen Himmel geschleudert.<br />
Es folgt der wohl berühmteste Schnitt:<br />
Ein ähnlich aussehender Satellit ersetzt optisch<br />
den fl iegenden Knochen. Äonen sind vergangen.<br />
Die Menschheit ist ins All aufgebrochen.<br />
Im Mondkrater Tycho fi nden Wissenschaftler<br />
einen Monolithen, der dem Exemplar aus der<br />
Eröffnungssequenz gleicht. Der nächste Entwicklungsschritt<br />
steht bevor. Beim Kontakt mit<br />
Sonnenlicht sendet die Säule ein Signal. Ende<br />
des zweiten Akts. 18 Monate weiter in der<br />
Zukunft beginnt die Jupitermission (der dritte<br />
Akt), die den Empfänger ausfi ndig machen<br />
soll. Was folgt, ist eine kosmische Reise, die in<br />
einer Katastrophe sowie der Wiedergeburt des<br />
Menschen (vierter Akt) endet.<br />
Pure visuelle Stimulanz<br />
„2001“ überschreitet viele Grenzen. Fast 25<br />
Minuten lang spricht niemand ein Wort, lediglich<br />
klassische Musik untermalt das Geschehen<br />
und selbst danach wird an Dialogen gespart.<br />
Nur wer sich auf das pure visuelle Erlebnis<br />
einlässt, fi ndet einen persönlichen, gänzlich<br />
subjektiven Zugang. Kubrick stößt durch teilweise<br />
verstörend langsame Bilder eine emotionale<br />
Ebene im Zuschauer an und stellt ihm<br />
frei, die philosophische Bedeutung der Sci-Fi-<br />
Offenbarung zu deuten. Das ist anstrengend,<br />
aber ohne Zweifel brillant. Die Inszenierung<br />
entspricht natürlich dem Zeitgeist der 1960er<br />
Jahre, wirkt jedoch immer noch realistisch. Ein<br />
Meisterwerk. Beim Einlegen der Blu-ray Disc<br />
sollte sich übrigens niemand wundern, wenn<br />
der Bildschirm drei Minuten völlig schwarz<br />
bleibt. Im Hintergrund läuft nur Musik aus<br />
György Ligetis „Atmosphères“, bevor die vier<br />
Akte beginnen. Auf diese absichtliche Ouvertüre<br />
verzichten die meisten Fernsehausstrahlungen.<br />
Ein paar Worte zur Technik: Abgesehen<br />
von winzigen Kratzern gelingt ein solides, kontraststarkes<br />
Bild, dessen Schwarzwert ebenfalls<br />
überzeugt. Die Farbwiedergabe ist ausgesprochen<br />
kräftig. Insgesamt eine sehr scharfe Optik,<br />
die nur geringe Detailverluste zeigt. Für das<br />
Alter des Ausgangsmaterials sind wir mit der<br />
Restauration mehr als zufrieden. Akustisch hält<br />
der Dolby-Digital-5.1-Mix indes weniger Bombastisches<br />
bereit: kaum Surround-Ton, wenige<br />
Effekte, selten ein Wow-Moment. Lediglich die<br />
klassische Musik berauscht die Sinne. Gemeinsam<br />
mit den glasklaren Dialogen sollte das<br />
dem Fan aber reichen. Insbesondere deshalb,<br />
da der Blu-ray mehr als zwei Stunden Bonusmaterial<br />
beiliegen – reines Audiomaterial<br />
eingerechnet. Verschiedene Videodokumentationen<br />
erlauben einen Blick auf die „Erschaffung<br />
eines Mythos“ (kommentiert von James<br />
Cameron, „Titanic“) oder die „Visionen einer<br />
vergangenen Zukunft: Die Prophezeiungen<br />
von 2001“ (21,5 Minuten). Empfehlenswert<br />
ist das Feature „Auf Kubricks Schultern“, das<br />
den Einfl uss des Werks auf spätere Filmemacher<br />
nachvollzieht. Spielberg und Co. lassen<br />
grüßen. Abschließend gibt es ein äußerst offen<br />
geführtes Interview mit Kubrick aus dem Jahr<br />
1966 (76 Minuten, ohne Video). Der Zuhörer<br />
erfährt etliche Hintergründe über den Antrieb<br />
des späteren Regie-Genies.<br />
Im Sand verlaufen<br />
Während Kubrick noch vor der ersten Mondlandung<br />
eine Form realistischer Science-Fiction<br />
etablierte, versuchte sich ein anderes Enfant<br />
terrible der Kinolandschaft rund 20 Jahre später<br />
an einem reinen Zukunftsmythos. 1984<br />
übernahm der damals 38-jährige Autorenfi l-<br />
mer David Lynch („Lost Highway“) die Regie<br />
von „Dune – Der Wüstenplanet“. Wie sich herausstellte<br />
ein Mammutprojekt, an dem sich<br />
bis dahin bereits mehrere Personen die Zähne<br />
ausgebissen hatten. Kein Wunder bei der fast<br />
900 Seiten starken, hochkomplexen Vorlage<br />
des Schriftstellers Frank Herbert. In den Augen<br />
vieler ein unverfi lmbarer Roman. Mitte der<br />
1970er Jahre scheiterte Alejandro Jodorowsky<br />
(„El Topo“) vor allem aus fi nanziellen Gründen.<br />
Seine surrealistische Vision, die neben<br />
Gestaltungsstudien des Schweizer Künstlers<br />
H. R. Giger („Alien“) auch die Mitwirkung<br />
des extrovertierten Malers Salvador Dalí (für<br />
100 000 Dollar pro Stunde!) vorsah, versandete<br />
sprichwörtlich. Einige Entwürfe von Giger<br />
Bilder: Stock.xchng, Sunfilm Entertainment, Warner<br />
38
Blu-ray<br />
Spezial<br />
landeten später in dessen Bildkompendium<br />
„Necronomicon“. Produzent Dino De Laurentiis<br />
(„Roter Drache“) wagte einen weiteren Versuch<br />
1979 mit Regisseur Ridley Scott, wobei<br />
der „Alien“-Schöpfer nach sieben Monaten aus<br />
persönlichen Gründen das Handtuch warf und<br />
sich des Philip-K.-Dick-Vehikels „Blade Runner“<br />
annahm. Zusammen mit Tochter Raffaella traf<br />
De Laurentiis die Entscheidung, den jungen<br />
David Lynch zum führenden Kopf des Drehs<br />
zu machen. Das Ergebnis fällt rückwirkend<br />
zwiespältig aus. Ein formalästhetisch grandioser,<br />
aber völlig überfrachteter Hardcore-<br />
Science-Fiction-Brocken, dessen 135 Minuten<br />
Laufzeit dem Zuschauer gelegentlich das<br />
Äußerste abfordern. Worum geht’s<br />
Die Herrscher von Arrakis<br />
Die komplette Handlung würde unseren Rahmen<br />
völlig sprengen, denn Herberts Roman<br />
entwirft ein umfassendes ökonomisches sowie<br />
ökologisches Universum. Deshalb die Kurzfassung:<br />
In ferner Zukunft herrschen verschiedene<br />
Adelshäuser über planetarische Provinzen. Der<br />
wichtigste Stern ist jedoch der Wüstenplanet<br />
Arrakis, genannt „Dune“. Nur dort fi ndet sich<br />
das „Spice“, eine bewusstseinserweiternde<br />
Droge, die die Raumfahrt erst ermöglicht.<br />
Ohne die Melange würde das bestehende<br />
Imperium zusammenbrechen. Aufgrund<br />
der immensen Bedeutung kämpfen die Familien<br />
seit Äonen um Arrakis. Als Imperator<br />
Shaddam IV. (José Ferrer) die Lehnsherrschaft<br />
über den Wüstenplaneten an Herzog Leto<br />
Atreides (Jürgen Prochnow) überträgt, löst<br />
das eine Kette von Ereignissen aus, die das<br />
elementare Gleichgewicht im Kosmos völlig<br />
verändern. Der sadistische Baron Vladimir<br />
Harkonnen plant die Vernichtung der Atreides.<br />
Parallel warten die Fremen, das unterdrückte<br />
Volk von Dune, auf die Ankunft des „Kwisatz<br />
Haderach“, eines messianischen Befreiers, der<br />
sie in die Freiheit führen wird. Krieg, Religion,<br />
Philosophie – für damals exorbitante 45 Millionen<br />
Dollar mischte Lynch das monströse<br />
inhaltliche Sortiment des Romans mit gewaltigen<br />
Bildern. Optisch ein episch-bizarres Spektakel<br />
mit tollen Darstellern (u. a. Sting, Kyle<br />
MacLachlan, Max von Sydow), das sich jedoch<br />
erzähltechnisch kaum erschließt. Nichtsdestotrotz<br />
ist „Dune“ ein Meilenstein des Genres,<br />
selbst wenn dem Resultat ewige Unzufriedenheit<br />
anhaftet.<br />
Kürzer, aber besser<br />
Auf der Blu-ray-DVD-Kombination befi ndet sich<br />
die normale Kinofassung. Darüber hinaus existiert<br />
eine über 180 Minuten lange TV-Schnittfassung,<br />
die aber von den meisten Fans (und<br />
dem Regisseur) als langatmig und überfl üssig<br />
abgelehnt wird – Lynch ließ seinen Namen<br />
durch das Pseudonym Alan Smithee ersetzen.<br />
Die vorliegende Blu-ray-Variante ist kürzer und<br />
verfügt über ein extrem dunkles, nicht immer<br />
detailreiches Bild. Satte Erd-, Gold- und Messingtöne<br />
bestimmen die Szenerien. Andere<br />
Farben erscheinen in der häufi g schwarzen<br />
Umgebung ebenfalls kräftig. Das Produktionsdesign<br />
gehört in die Kategorie „bemerkenswert“<br />
und kombiniert Konzepte der 1930er bis<br />
1950er Jahre mit viktorianischen Elementen.<br />
Lynch verwendete zudem architektonische<br />
Einschläge aus Venedig. Gelegentlich zieren<br />
kleine Bildartefakte den Wüstensand. Wie<br />
üblich sollte der englische DTS-HD-Mix dem<br />
deutschen PCM-2.0-Sound vorgezogen werden.<br />
Das hierzulande verwendete Tonmaterial<br />
2001: Odyssee im Weltraum<br />
Science-Fiction<br />
Filminhalt:<br />
GB 1968 Vertrieb: Warner<br />
Bildformat: VC-1, 2,20 : 1<br />
Tonformate: Dolby Digital 5.1<br />
Datenrate Bild: 22 Mbps<br />
Datenrate Ton: 448 kbps<br />
Regie: Stanley Kubrick<br />
Laufzeit: 148 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 26 Euro Start:<br />
erhältlich<br />
Bildqualität 7,5/10<br />
Tonqualität 6,5/10<br />
Bonusmaterial 8,5/10<br />
Blu-ray-Effekt 3,5/10<br />
Gesamt 6,5/10<br />
Kurzfazit: Ein brillanter Klassiker, der Geduld braucht.<br />
Auch aufgrund des exzellenten Bonusmaterials ein<br />
lohnenswerter Trip ins All.<br />
Weil „2001 – Odyssee im Weltraum“ mehr<br />
Fragen als Antworten bot und selbst nach Jahren<br />
weiterhin die Zuschauer faszinierte, war<br />
es kein Wunder, dass irgendwann eine Fortsetzung<br />
das Licht der Leinwand erblickte.<br />
1984 inszenierte der damals bereits mit zwei<br />
erfolgreichen Science-Fiction-Filmen bekannte<br />
Regisseur Peter Hyams („Unternehmen Capricorn“,<br />
„Outland“) den zweiten Trip zum Jupiter.<br />
Die Vorlage stammt erneut von Autor Arthur C.<br />
Clarke, dessen Roman „2010: Odyssey Two“ Hyams<br />
um etliche Passagen kürzte, aber dafür den<br />
moralischen Unterton unterstrich. Die Handlung:<br />
Im Jahr 2010 startet eine amerikanisch-russische<br />
Crew, um das Rätsel der gescheiterten Mission sowie<br />
des Monolithen zu lösen. Dr. Heywood Floyd<br />
(Roy Scheider) muss sich während der Reise allerdings<br />
auch immer intensiver mit den fernen Auswirkungen<br />
des Kalten Krieges auseinandersetzen.<br />
Deutlich stärker als der Klassiker ist das Nachfolgeprojekt<br />
ein Produkt seiner Zeit. Mittelprächtige<br />
Spezialeffekte, ein weniger zukunftsorientiertes<br />
Design sowie der politische Kontext prägen den<br />
Film. Kubrick ließ übrigens viele Modelle, unter<br />
anderem das Raumschiff Discovery, nach „2001“<br />
zerstören, weshalb anhand von Fotos neue erstellt<br />
werden mussten. Auf Blu-ray erscheint das<br />
Material teilweise mit starker Körnung und Bildfehlern,<br />
demzufolge ist die Qualität eher durchschnittlich.<br />
Zumindest Schärfegrad sowie Schwarzwert<br />
entsprechen den allgemeinen Anforderungen. Der<br />
wirkt überhöht, unsauber und deutlich zu laut.<br />
Außerdem fehlt das Surround-Gefühl. Auf der<br />
beiliegenden DVD fi ndet man hauptsächlich<br />
textlich niedergelegtes Bonusmaterial. Interessant,<br />
um die Hintergrundlücken zu füllen. Ein<br />
Making-of sowie zahlreiche geschnittene Szenen<br />
(beides in SD-Qualität) beschließen die<br />
Scheibe.<br />
MARIO HESS<br />
Dune – Der Wüstenplanet<br />
Science-Fiction<br />
Filminhalt:<br />
2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen<br />
US 1984 Vertrieb: Sunfi lm<br />
Entertainment Bildformat:<br />
MPEG-4, 2,35 : 1 Tonformate:<br />
PCM 2.0 Dolby Surround,<br />
DTS-HD MA 5.1 (engl.)<br />
Datenrate Bild: 15 Mbps<br />
Datenrate Ton: 1,5 Mbps<br />
Regie: David Lynch Laufzeit:<br />
135 min FSK: ab 12 Jahren<br />
Preis: 23 Euro Start: erhältlich<br />
Bildqualität 7,5/10<br />
Tonqualität 5,5/10<br />
Bonusmaterial 6/10<br />
Blu-ray-Effekt 4/10<br />
Gesamt 6/10<br />
Kurzfazit: Entstaubte Variante der bislang besten<br />
„Dune“-Verfi lmung in originaler Kinoschnittfassung.<br />
Soundtechnisch allerdings eine wüste Angelegenheit.<br />
Science-Fiction<br />
Filminhalt:<br />
US 1984 Vertrieb: Sunfi lm<br />
Entertainment Bildformat:<br />
2,40 : 1 Tonformate: Dolby<br />
Digital 5.1, Dolby True HD 5.1<br />
(engl.) Datenrate Bild:<br />
28 Mbps Datenrate Ton:<br />
640 kbps Regie: Peter Hyams<br />
Laufzeit: 115 min FSK: ab 12<br />
Jahren Preis: 23 Euro Start:<br />
erhältlich<br />
Bildqualität 7,5/10<br />
Tonqualität 6/10<br />
Bonusmaterial 4,5/10<br />
Blu-ray-Effekt 3/10<br />
Gesamt 5/10<br />
Kurzfazit: Solide Sci-Fi-Fortsetzung mit guten<br />
Darstellern, aber ohne die Intensität von „2001“. Visuell<br />
interessant, wenngleich die Blu-ray-Optik schwächelt.<br />
Kontrast stimmt ab der zweiten Filmhälfte, sobald<br />
die Erde verlassen wird. Akus-tisch schlägt die<br />
englische Dolby-True-HD-5.1-Spur den restaurierten<br />
deutschen Dolby-Digital-Ton nur knapp. Letzterem<br />
fehlt ein Hauch an Dynamik. Außer einem<br />
rund neun Minuten langen Making-of wurde<br />
lediglich der Trailer als Bonusfeature beigelegt.<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 39
KLANGERLEBNISSE<br />
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Blu-ray<br />
Spezial<br />
Die große<br />
Retrospektive<br />
Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />
Wir alle kennen sie, wir alle lieben sie: die Animationsfi lme von Pixar. Sie sind<br />
vielseitig, genial animiert und das Wichtigste – ihre Geschichten haben Seele.<br />
Der Name Pixar steht für Qualität und wird<br />
eigentlich schon als Synonym für CGI-Animationen<br />
verwendet. Von den bisher zehn produzierten<br />
Filmen waren allesamt sowohl kommerziell erfolgreich<br />
als auch beliebt bei der Kritik.<br />
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis alle computeranimierten<br />
Schätze hochaufl ösend auf<br />
Blu-ray veröffentlicht werden. Bisher haben es<br />
die Kurzfi lmsammlung und insgesamt drei Kinofi<br />
lme auf Blu-ray geschafft: „Cars“, „Ratatouille“<br />
FALKO THEUNER<br />
und „Wall-E“. Ab September wird es zudem<br />
„Die Monster AG“ hochaufl ösend geben –<br />
und somit einen Auftakt für die übrigen fünf Klassiker.<br />
Am 17. September erscheint mit „Oben“<br />
endlich der lang erwartete erste Pixar-Film im Kino,<br />
der dank des Stereoskopie-Verfahrens in eine völlig<br />
räumliche Welt über den Wolken entführt. Es ist<br />
also höchste Zeit, noch einmal in der Kramkiste zu<br />
stöbern und sich die Anfänge sowie die neueren<br />
Pixar-Produktionen ins Gedächtnis zu rufen.<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 41
Spezial Thema<br />
Blu-ray Pixar-Retrospektive<br />
1995: „Toy Story“ und<br />
1999: „Toy Story 2“<br />
Seit John Lasseters Kurzfilm „Luxo Jr.“ große Erfolge feierte, steht die mit dem Ball<br />
spielende Lampe stellvertretend für den Optimismus der Pixar-Studios<br />
Als die treibende Kraft<br />
Pixars kann wohl John<br />
Lasseter bezeichnet<br />
werden. Er begeisterte<br />
sich schon in<br />
jungen Jahren für Animationsfi<br />
lme und Cartoons, was ihn<br />
zu dem Entschluss brachte, eines<br />
Tages selbst seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen.<br />
So schrieb er sich 1975 in den Studiengang<br />
„Figurenanimation“ ein, der zu der Zeit erstmals am<br />
California Institute of the Arts (CalArts) angeboten<br />
wurde. Das von Walt Disney gegründete<br />
College bot den Studenten eine elitäre Ausbildung<br />
durch die Künstler, die in den 1930er<br />
Jahren die großen Disney-Klassiker schufen:<br />
den legendären neun alten Männern. Drei von<br />
ihnen – Eric Larson, Frank Burgess und Ollie<br />
Johnston – lehrten Lasseter das, was er<br />
heute als grundlegende Maxime in all<br />
seinen Filmen praktiziert. Ob eine Animation<br />
funktioniert oder nicht, hängt größtenteils von<br />
der Persönlichkeit der Figuren ab.<br />
Ein Traum von 3-D<br />
Zu Lasseters Kommilitonen gehörten im Übrigen<br />
heutige Regiegrößen wie Tim Burton und Brad Bird.<br />
Lasseters in dieser Zeit entstandene Kurzfi lme „Lady<br />
And The Lamp“ (1979) und „Nitemere“ (1980) ernteten<br />
großen Zuspruch und wurden vom Institut mit<br />
einem Studenten-Oscar ausgezeichnet. Eine Stelle<br />
als Animator in den Disney-Studios war ihm somit<br />
sicher. Lasseter merkte schnell, dass den Filmemachern<br />
dort die Ideen ausgingen bzw. dass nicht einmal<br />
mehr Disneys Multiplantechnik, bei der mehrere<br />
bemalte Ebenen für räumliche Tiefe sorgen, angewandt<br />
wurde. Die Lösung schien so nah und traf<br />
Lasseter Anfang der 1980er Jahre, als er die ersten<br />
Szenen von „Tron“ sah. Die Effekte der Motorräder<br />
beeindruckten ihn so sehr, dass er selber begann,<br />
mit dreidimensionalen CGI-Räumen zu experimentieren,<br />
in die er gezeichnete Figuren integrierte. Jedoch<br />
war die Zeit noch nicht reif für diese Art der<br />
Animationstechnik. In Zeichnerkreisen grassierte die<br />
Angst vor der Ablösung der traditionellen Kunst durch<br />
die neue CGI-Technik. Daher stornierten die damaligen<br />
Geldgeber der Disney-Studios die Pläne zu seinem<br />
Projekt „The Brave Little Toaster“. Ohne jemals<br />
in einem Film Regie führen zu dürfen, wurde seiner<br />
strahlenden Karriere bei Disney vorerst ein Ende gesetzt.<br />
Für Lasseter ein Desaster.<br />
Schon kurze Zeit später konnte er seinen Traum dennoch<br />
verwirklichen und schuf mit „The Adventures<br />
Of André And Wally B.“ seinen ersten vollständig<br />
computeranimierten Kurzfi lm. Was war in der Zwischenzeit<br />
geschehen Auf einer Tagung zum Thema<br />
Computergrafi k im Jahr 1983 kam er mit dem Informatiker<br />
Ed Catmull ins Gespräch, der sich von Lasseters<br />
misslungenen 3-D-Plänen überrascht zeigte und<br />
ihn sofort in die Arbeitsgruppe „Lucasfi lm Computer<br />
Graphics Group“ holte. Für seine „Star Wars“-Filme<br />
suchte George Lucas damals nach Möglichkeiten der<br />
digitalen Filmbearbeitung, da sich seine Ideen nicht<br />
mehr auf analogem Wege lösen ließen. Lasseter<br />
bekleidete den Rang des Interface-Designers, eine<br />
Art Vermittler zwischen Kunst und Technik. Anhand<br />
seines CGI-Kurzfi lms erfuhren die Programmierer<br />
von ihm, welche Grafi ktools noch benötigt wurden.<br />
Die neuen technischen Möglichkeiten wiederum<br />
verhalfen ihm zu kreativen Höhenfl ügen. Eine sehr<br />
fruchtbare Zusammenarbeit entstand und führte zu<br />
einem digitalen Schnittcomputer sowie zu einer anspruchsvollen<br />
Software für visuelle Effekte. Für den<br />
Film „Young Sherlock Holmes – Das Geheimnis des<br />
verborgenen Tempels“ wurde beispielsweise ein lebendiger<br />
Glasfenster-Ritter erschaffen, ein Effekt, der<br />
zuvor noch als unmöglich galt. Kurz bevor Lucas den<br />
Geldhahn abdrehte, entwickelte Catmulls Team mit<br />
dem Pixar Image Computer den bis dato leistungsfähigsten<br />
Grafi krechner schlechthin. Damit war der<br />
Grundstein für die Pixar-Studios gelegt.<br />
Nach Apple Pixar<br />
Das fi nanzielle Aus für die kreative Arbeitsgruppe war<br />
zugleich ein Neuanfang mit Folgen. Apple-Gründer<br />
Steve Jobs eilte rettend zu Hilfe. Der Multimillionär,<br />
der den Begriff des benutzerfreundlichen Rechners<br />
neu defi nierte, glaubte an die Visionen des Teams und<br />
pumpte zehn Millionen Dollar in die Unternehmung,<br />
die von nun an Pixar heißen sollte. Als Werbefi lm für<br />
das junge Unternehmen erstellte John Lasseter 1986<br />
Pixars Kurzfeature „Luxo Jr.“, in dem eine kleine Schreibtischlampe<br />
auf recht amüsante Weise mit einem Ball<br />
John Lasseter in Denkerpose: Ohne seinen Enthusiasmus<br />
wäre Pixar heute kein Animationsstudio<br />
Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />
42 16
Blu-ray<br />
Spezial<br />
spielt. Dem oscarnominierten Meisterwerk entsprang<br />
das weltbekannte Schreibtischlampen-<br />
Logo, das auch heute noch vor jedem Pixar-Film<br />
zu sehen ist. Weitere Kurzfi lme folgten und mit<br />
jedem wuchs die Erfahrung auf dem Gebiet<br />
der Computeranimation. Nach „Red’s Dream“<br />
gewann „Tin Toy“ endlich den Oscar als bester<br />
animierter Kurzfi lm. 1990 wagte sich Pixar in<br />
die Werbewelt und kreiert einige Spots. Für die<br />
zusätzliche Arbeit wurden mit Pete Docter und<br />
Andrew Stanton neue Regisseure angeworben,<br />
die später für solche Filme wie „Oben“ und<br />
„Wall-E“ verantwortlich zeichnen. Pixars Schwerpunkt<br />
war jedoch immer noch die Hard- und<br />
Software für Spezialeffekte sowie für die digitale<br />
Nachbearbeitung von Filmen. Ihr „Renderman“<br />
wurde bald zum Standard für die Erstellung von<br />
CGI-Effekten, wie man sie bereits in „Jurassic<br />
Park“ bewundern konnte. In Disneys „Die Schöne<br />
und das Biest“ kam zudem erstmals Pixars Eigenentwicklung<br />
„Caps“ für die Reinzeichnungen<br />
und Kolorierung zum Einsatz. Wie aus heiterem<br />
Himmel kam die Idee auf, einen 30-minütigen<br />
Animationsfi lm für Disney zu kreieren. Disney allerdings<br />
mochte keine halben Sachen, weshalb<br />
„Toy Story“ zu einem abendfüllenden Kinofi lm<br />
ausgeweitet wurde. Angesichts des jährlichen<br />
Millionenverlusts aufgrund der hohen Entwicklungskosten<br />
für die Hardware eine Chance, die<br />
sich Pixar nicht entgehen lassen durfte.<br />
Am Anfang war das Spielzeug<br />
Man könnte fast von einer kleinen Revolution<br />
sprechen, als 1995 mit „Toy Story“ der erste<br />
vollständig am Computer animierte Film in die<br />
Kinos kam. Pixar wurde in der Presse schon zu<br />
diesem Zeitpunkt wie ein erfahrenes Filmstudio<br />
gehandelt. Wer den Film sah, hätte unter keinen<br />
Umständen vermutet, dass er von Leuten erstellt<br />
worden war, die noch nie etwas Derartiges gemacht<br />
hatten. Selbst John Lasseter werkelte bis<br />
zu diesem Zeitpunkt nur an kleineren Projekten.<br />
Zudem bestand der Großteil der Crew aus Informatikern,<br />
die für dieses Projekt absolutes Neuland<br />
betraten. Unter diesen Gesichtspunkten<br />
war es absehbar, dass den Disney-<br />
Studios das erste Storyboard<br />
1998: „Das große Krabbeln“<br />
zu „Toy Story“ nicht gefi el und die Produktion<br />
vorerst eingefroren wurde. Zu belanglos war der<br />
Handlungsverlauf, zu unsympathisch waren die<br />
Charaktere. Ein weiterer Fehler dieser Art hätte<br />
das Aus für Pixar bedeutet, weshalb unter höchstem<br />
Produktionsdruck ein zweites Konzept erarbeitet<br />
wurde. Das intuitiver gestaltete Stück<br />
schlug ein wie eine Bombe, Pixar erhielt grünes<br />
Licht für die Produktion und legte los. Lasseters<br />
Grundidee war es, den Mythos vom lebendigen<br />
Spielzeug weiter auszubauen. Sobald die Kinder<br />
das Zimmer verlassen, gehen Cowboy Woody,<br />
Mr. Kartoffelkopf, Dinosaurier Rex und deren<br />
Freunde auf Abenteuersuche. Als jedoch die<br />
Hightech-Actionfi gur Buzz Lightyear die Bühne<br />
betritt, herrschen Eifersucht und Existenzangst.<br />
Erst als Woody und Buzz in ernsthafte Bedrängnis<br />
geraten, müssen sie sich zusammenraufen,<br />
um wieder zurück zu ihrem Besitzer Andy zu<br />
fi nden. Weltweit spielte der Film 350 Millionen<br />
US-Dollar ein. Für Pixar bedeutete dies, dass sie<br />
sich noch ein paar Grafi krechner mehr leisten<br />
konnten und ihre doch sehr limitierten Computer<br />
nicht mehr Tag und Nacht besetzen mussten.<br />
Noch viel wichtiger war jedoch, dass man<br />
bei Pixar nun endlich die wahre Bestimmung –<br />
die Animation – gefunden hatte.<br />
Des Käfers Leben<br />
Nach der großen Euphorie wusste keiner so<br />
recht, wie der erste Erfolg zustande gekommen<br />
war. Von einem Rezept war Pixar noch weit entfernt,<br />
weshalb das Kreativteam genau überlegen<br />
musste, welchen Ansprüchen das neue Projekt<br />
genügen sollte. Man entschied sich für einen<br />
Film über Insekten, was nicht zuletzt auch<br />
aus pragmatischen Gründen geschah. Nicht<br />
ohne Grund arbeitete die Dreamworks-<br />
Animationsschmiede zeitgleich an einem<br />
ähnlichen Vorhaben. „Antz“ sollte genauso wie<br />
Pixars „Das große Krabbeln“ ein insektoides Sozialexperiment<br />
werden. Zu der Zeit war die Technologie<br />
einfach reif für die Darstellung glatter<br />
Oberfl ächenstrukturen – die perfekte Voraussetzung<br />
für realitätsnahe Chitinpanzer von Ameisen.<br />
Zudem waren Kleidung und Haare für eine<br />
professionelle Umsetzung noch zu kompliziert.<br />
Obwohl „Antz“ mit seinen Anspielungen nach<br />
Woody-Allen-Manier (Allen spricht im Original<br />
die vom Kollektiv geplagte Hauptfi gur Z) eindeutig<br />
auf ein erwachseneres Publikum abzielt,<br />
ähneln sich die Geschichten doch ein<br />
wenig. In Pixars Version eines<br />
Ameisen-<br />
2003: „Findet Nemo“<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 43
Spezial<br />
Blu-ray<br />
1986: „Luxo Jr. – Die kleine Lampe“ („Toy Story 2“) ¥<br />
1989: „Knick Knack“ („Findet Nemo“) ¥ 1997: Geri‘s Game („Das große<br />
2004: „Die Unglaublichen“<br />
tätigkeit außer Frage und so zog man in ein größeres<br />
Studio nach Kalifornien, wo das Unternehmen<br />
auch heute noch sitzt. Die Zielsetzung war<br />
ein Film pro Jahr, was mehrere parallele Produktionen<br />
nötig machte, genauso wie zusätzliche<br />
Regisseure. Mit den nächsten beiden Projekten<br />
„Die Monster AG“ und „Findet Nemo“ wurden<br />
daher Pete Docter und Andrew Stanton betraut.<br />
lebens versucht der<br />
kleine Flik, die jährliche<br />
Grashüpferplage<br />
zusammen mit einer Käfer-Zirkustruppe<br />
in den Griff zu<br />
bekommen. Auf seiner Reise kostet<br />
er die süßen Früchte der<br />
Freiheit jenseits des Ameisenhügels<br />
und muss sich<br />
überwinden,<br />
wieder in die<br />
heimatlichen<br />
Hallen zurückzukehren.<br />
Das Leben seiner „Großfamilie“ hängt<br />
somit von seinem Verantwortungsbewusstsein<br />
ab. Neben einer komplexeren Story wies „Das<br />
große Krabbeln“ erstmals Breitbildformat auf.<br />
Wurde bei „Toy Story“ zuvor nur Puppen Leben<br />
eingehaucht, galt es nun, lebendige Wesen naturgetreu<br />
nachzuempfi nden. Das größte Problem<br />
zeigte sich jedoch bei den Massenszenen.<br />
Mehr als 50 Ameisen konnten zunächst<br />
nicht gleichzeitig in einer Einstellung auftreten.<br />
Der fi nale Film zeigt, dass die IT-Abteilung<br />
letztendlich auch diese Herausforderung<br />
meisterte.<br />
Noch mehr Spielsachen<br />
Eigentlich sollte die im selben Jahr produzierte<br />
Fortsetzung von „Toy Story“ nur für den Heimgebrauch<br />
produziert werden, doch Disney wollte<br />
einen Kinofi lm. Das Projekt befand sich schon<br />
in einer vorangeschrittenen Produktionsphase,<br />
war für einen Kinotitel jedoch in den Augen<br />
Pixars nicht gut genug. Lasseter unterbrach seinen<br />
wohlverdienten Urlaub und krempelte neun<br />
Monate vor dem Kinostart das Konzept komplett<br />
um. Mit dem Kreativteam schrieb er an einem<br />
Wochenende das Drehbuch neu und ermutigte<br />
alle Beteiligten zur engen Zusammenarbeit. Und<br />
tatsächlich, der knappe Zeitplan schweißte das<br />
junge Team zusammen, machte es routinierter<br />
und sie schafften es: Am 13. November 1999<br />
kam „Toy Story 2“ pünktlich in die US-Kinos und<br />
verzeichnete gleiche Erfolge wie schon Teil eins.<br />
Für Pixar stand die Ausweitung der Animations-<br />
Der Angstfaktor<br />
Pete Docters Entwurf der „Monster AG“ bestand<br />
zunächst nur aus einem Schlüsselgedanken:<br />
Was wäre, wenn Kinder, die Monster aus<br />
ihrem Kleiderschrank oder unter ihrem Bett hervorkommen<br />
sehen, recht hätten Darauf basierend<br />
entwickelte er zusammen mit drei weiteren<br />
Autoren die große Stadt Monstropolis und ihre<br />
skurrile Energiegewinnungsfabrik. Zwei ganz<br />
normale Angestellte genießen den Arbeitsalltag<br />
und erschrecken kleine Kinder.<br />
Als der blauhaarige Behemoth Sulley und sein<br />
glupschäugiger Zyklopen-Kumpel Mike Wazowski<br />
eines Tages die kleine Boo ungewollt aus der<br />
Menschenwelt in ihre Dimension holen, geraten<br />
sie jedoch in Schwierigkeiten. Monster haben<br />
nämlich schreckliche Angst vor kleinen, ansteckenden<br />
Kindern. Die beiden müssen nun das<br />
Mädchen irgendwie unbemerkt verschwinden<br />
lassen, am besten wieder direkt in ihr Bettchen.<br />
Ehrensache, dass Sulley und Mike das knuffi ge<br />
Kleinkind wieder sicher zur richtigen Dimensionstür<br />
bringen, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten.<br />
Auch beim vierten Projekt bewies Pixar<br />
exzellentes technisches Know-how. Die bei den<br />
Massenszenen in „Das große Krabbeln“ gewonnenen<br />
Erfahrungen wurden beispielsweise für<br />
die Verfolgungsjagd durch den Raum mit den<br />
unzähligen Türen eingesetzt. Außerdem war da<br />
noch der behaarte Sulley, der mit einem glaubwürdigen<br />
Fell ausgestattet werden musste –<br />
keine leichte Aufgabe für Leute, die zuvor nur<br />
glatte Puppen und Käfer als CGI-Figuren gestaltet<br />
hatten. Die witzige Handlung, die optisch impo-<br />
Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />
2006: „One Man Band – Die Ein-Mann-Band“ („Cars“) ¥ 2007: „Lifted“ („Ratatouille“) ¥ 2008: „Presto“ („Wall-E“)<br />
44
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Krabbeln“) ¥ 2001: „For The Birds – Der Vogelschreck“ („Die Monster AG“) ¥ 2004: „Boundin’ – Ein Schaf ist von der Wolle“ („Die Unglaublichen“)<br />
sante Umsetzung sowie die Musik und der gelungene<br />
Soundmix brachten den Machern 2002<br />
gleich drei Oscarnominierungen ein. Für seinen<br />
Filmsong „If I Didn’t Have You“ erhielt Komponist<br />
Randy Newman sogar eine der begehrten Goldtrophäen.<br />
Der erneut rekordverdächtige kommerzielle<br />
Erfolg ließ den Druck auf das Nachfolgeprojekt<br />
ins Unermessliche steigen. Konnte ein<br />
kleiner Clownfi sch das alles noch toppen<br />
Fische sind Freunde ...<br />
Er konnte! 2003 avancierte „Findet Nemo“ mit<br />
einem weltweiten Einspielergebnis von über<br />
860 Millionen US-Dollar zum kommerziell zweiterfolgreichsten<br />
Film gleich nach „Der Herr der<br />
Ringe: Die Rückkehr des Königs“. War Pixar zuvor<br />
„nur“ ein wahnsinnig erfolgreiches Animationsstudio,<br />
so wurde es durch „Findet Nemo“ an<br />
die Spitze der weltweiten Trickfi lmproduktion katapultiert.<br />
Selbst erst Vater geworden, schwebte<br />
Andrew Stanton eine Vater-Sohn-Geschichte<br />
vor, die die jugendliche Neugier<br />
der elterlichen Sorge gegenüberstellt.<br />
Allein an der<br />
Story feilte er zweieinhalb<br />
Jahre. Als dann die Produktion<br />
des Films im<br />
Jahr 2000 begann,<br />
gab es nur noch<br />
kleine dramaturgische<br />
Eingriffe. So<br />
Filminhalt:<br />
Die Monster AG<br />
Genre: Animation Land/Jahr: US<br />
2001 Vertrieb: Disney Home<br />
Bildformat: MPEG-4, 1,85 : 1<br />
Tonformate: DTS-HD MA 5.1<br />
(engl.), DTS 5.1 Datenrate Bild:<br />
28 Mbps Datenrate Ton: 640 kbps<br />
Regie: Pete Docter, David Silverman<br />
(Co-Regie) u. a. Laufzeit: 92 min<br />
FSK: ab 6 Jahren Preis: 29 Euro<br />
Start: 1. September 2009<br />
wurde z. B. das tragische Schicksal von Nemos<br />
Mutter nach vorn verlegt, anstatt es in Erinnerungsfetzen<br />
über die ganze Handlung zu verteilen.<br />
Marlins neurotischer Beschützerinstinkt war<br />
dadurch gleich von Anfang an nachvollziehbar<br />
und das Publikum verstand, warum der Vater<br />
seinen einzigen Sohn Nemo nicht einmal allein<br />
zur Schule schicken will. Der kleine, leicht missgebildete<br />
Clownfi sch wird jedoch trotzdem von<br />
einem menschlichen Tiefseetaucher gefangen<br />
und nach Sydney verfrachtet, wo er im Aquarium<br />
seines Entführers landet. Ironischerweise<br />
wirkte sich der Erfolg des Films auch auf die tatsächliche<br />
Nachfrage nach Salzwasserfi schen im<br />
Zoofachhandel aus, weshalb 2003 leider mehr<br />
„Marlins“ und „Nemos“ ihrer natürlichen Umgebung<br />
beraubt wurden als jemals zuvor. Im Film<br />
jedenfalls begibt sich der besorgte Fischvater<br />
auf die Suche nach seinem Sohn und begegnet<br />
dabei zunächst nur dem weiblichen Doktorfi sch<br />
Dorie, der an extremer Amnesie leidet. Aufgrund<br />
ihrer sprachlichen Finesse (sie spricht fl ießend<br />
Walisch und kann außerdem lesen) ist sie für<br />
Marlins Abenteuer unersetzlich. Über den Ostaustralstrom<br />
und in Begleitung zahlreicher Meerestiere<br />
gelangt das Duo in die Nähe von Nemos<br />
Gefängnis. Nemo wiederum etabliert sich in seiner<br />
neuen Umgebung als Schlüsselelement für<br />
den großen Ausbruchsplan der Aquarieninsassen.<br />
Das Wiedersehen zwischen Vater und Sohn<br />
hängt somit sprichwörtlich am seidenen Faden.<br />
2001: „Die Monster AG“<br />
Für die kunterbunte Unterwasserwelt setzte das<br />
Technikteam erneut bahnbrechende Standards.<br />
Hauptproblem war die realistische Lichtbrechung<br />
im feuchten Element, weshalb Pixar seinen Mitarbeitern<br />
Freikarten für Aquarienhäuser sowie<br />
Tauchstunden in Hawaii spendierte. Es fanden<br />
aber auch ältere Techniken neue Anwendungsbereiche.<br />
Beispielsweise hielt Sulleys Fell-Engine<br />
aus „Die Monster AG“ für die glaubwürdigen Bewegungen<br />
der Seeanemonen her.<br />
Watchmen light<br />
Menschen, Haare und Stoff in allen denkbaren<br />
„Aggregatzuständen“ – technisch gesehen hätten<br />
sich die Animatoren kein komplexeres Projekt<br />
aussuchen können als „Die Unglaublichen“.<br />
War es bisher der hohe Abstraktionsgrad, der<br />
das Produktionsteam vor zu großem Realismus<br />
bewahrte, musste es für dieses Projekt die alltägliche<br />
Menschenwelt glaubwürdig nachempfi<br />
nden. Wie kam es also überhaupt zu der Idee,<br />
Die Kurzfilme<br />
Erstaunlicherweise hat sich das Publikum extrem schnell<br />
an dieses Phänomen gewöhnt. Bevor Pixar die Tradition bei<br />
ihren Animationen einführte, war so etwas eigentlich nur<br />
in Programmkinos üblich. Die Rede ist von dem Kurzfi lm,<br />
der vor jeder Kinovorführung eines Pixar-Streifens läuft.<br />
Für Interessenten gibt es die Sammlung der ersten Vorfi lme<br />
auf Blu-ray. Ein absoluter Pfl ichtkauf für Fans!<br />
Pixars komplette Kurzfilme<br />
Filminhalt:<br />
Bewertung Disc<br />
Genre: Animation US 1984–<br />
2006 Vertrieb: Disney Home<br />
Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />
Tonformate: PCM 5.1<br />
Datenrate Bild: 28 Mbps<br />
Datenrate Ton: 640 kbps<br />
Regie: John Lasseter u. a.<br />
Laufzeit: 53 min FSK: ab 0<br />
Jahren Preis: 15 Euro Start:<br />
erhältlich<br />
Bildqualität 9/10<br />
Tonqualität 7/10<br />
Bonusmaterial 5/10<br />
Blu-ray-Effekt 3/10<br />
Gesamt 6/10<br />
Kurzfazit: Pixars Anfänge und Entwicklung sind in den<br />
Kurzfi lmen sehr schön dokumentiert. Jedes Filmchen ist<br />
ein Kunstwerk für sich.<br />
¥ 2009: „Teilweise wolkig“ („Oben“) ¥ KURZFILME<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 45
Spezial<br />
Blu-ray<br />
Cars (Blu-ray)<br />
Genre: Animation Land/Jahr: US<br />
2006 Vertrieb: Disney Home<br />
Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />
Tonformate: Dolby True HD 5.1<br />
(engl.), DD 5.1, DTS-ES 5.1<br />
Datenrate Bild: 28 Mbps<br />
Datenrate Ton: 3,6 Mbps Regie:<br />
John Lasseter, Joe Ranft (Co-Regie)<br />
Laufzeit: 117 min FSK: ab 0 Jahren<br />
Preis: 27 Euro Start: erhältlich<br />
Filminhalt:<br />
Bewertung Disc<br />
Bildqualität 10/10<br />
Tonqualität 9/10<br />
Bonusmaterial 6/10<br />
Blu-ray-Effekt 7,5/10<br />
Gesamt 8/10<br />
„Ratatouille“ gehört zu Brad<br />
Birds erfolgreichsten Filmen<br />
Pete Docter auf Erkundungstour für<br />
seinen Film „Oben“<br />
Zwischen all dem kunterbunten Spielzeug<br />
können John Lasseters Ideen nur gut sein<br />
Kurzfazit: So plastisch und bonbonfarben wie kaum<br />
eine andere Animation. Eben ein sehr guter, wenn auch<br />
mehr auf Action bedachter Film.<br />
2006: „Cars“<br />
sich einer solchen Herausforderung<br />
zu stellen John Lasseters ehemaliger<br />
Kommilitone Brad Bird wollte Pixar nach<br />
seinem großen Kritikererfolg „Der Gigant aus<br />
dem All“ eine Filmidee verkaufen, die von einer<br />
Superheldenfamilie handelte. Er entwickelte sie<br />
schon seit den 1990er Jahren und ließ seine<br />
eigenen Erfahrungen, ein Familienleben neben<br />
der Karriere zu managen, einfl ießen. Lasseter<br />
fand die Idee so gut, dass er den erfahrenen<br />
Trickfi lmregisseur gleich mit einkaufte. Für „Die<br />
Unglaublichen“ war das die beste Entscheidung,<br />
die getroffen werden konnte. Mit seinem Enthusiasmus<br />
trieb Bird die Mitarbeiter zu mehr<br />
Pixar-Cameos<br />
In allen Pixar-Filmen gibt es inzwischen bestimmte Details,<br />
die immer wieder auftauchen, wie z. B. der Ball aus<br />
dem ersten Kurzfi lm „Luxo Jr.“ oder der Pizza-Truck aus<br />
„Toy Story“. Mit diesen sogenannten Cameos verweist<br />
Pixar gern auf die Wurzeln bzw. die Anfänge des Studios.<br />
Eine der wichtigsten Referenzen ist die Nummer A113, der<br />
ehemalige Klassenraum am CalArts von John Lasseter,<br />
Andrew Stanton, Pete Docter und Brad Bird. Darüber hinaus<br />
leiht aus irgendeinem Grund der Schauspieler John<br />
Ratzenberger in jedem Pixar-Film einer Figur seine Stimme.<br />
Bei genauem Hinsehen lassen sich außerdem verstreut<br />
diverse Figuren aus den anderen Filmen entdecken, wie<br />
die Käfer aus „Das große Krabbeln“ in „Toy Story 2“ oder<br />
der Pantomime Bomb Voayge aus „Die Unglaublichen“ in<br />
„Ratatouille“, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Detailliebe an. Die gestresste Belegschaft hielt<br />
sich an die Anweisung, wobei der wohl interessanteste<br />
Querverweis bei dem Oberbösewicht<br />
Syndrome angebracht wurde: Für dessen<br />
Gesicht stand nämlich Brad Bird persönlich<br />
Pate. Äußerst ungewohnt beginnt der Streifen<br />
mit mehreren Interviews und einigen<br />
Nachrichtenbeiträgen, die den Untergang<br />
der Heldenära dokumentieren. Solche Stilmittel<br />
fand man bis zu diesem Zeitpunkt<br />
nur in anspruchsvolleren Realfi lmen, was<br />
die Animation als Medium auf eine ernst<br />
zu nehmende Ebene hebt. Wie bei der gefeierten<br />
Comicnovelle „Watchmen“ haben<br />
die Superhelden ausgedient und werden von<br />
der Regierung gesetzlich unterdrückt. Das Unglück<br />
ist auf einen Vorfall zurückzuführen, den<br />
Mr. Incredible in seinen jungen Jahren verursachte.<br />
Während einer Rettungsaktion ging ziemlich<br />
viel zu Bruch und ein Selbstmörder verletzte<br />
sich schwerwiegend. Als Folge wurde der Held<br />
verklagt und die Stadt erklärte sich nicht mehr<br />
bereit, durch Superheldentum verursachte Schäden<br />
weiterhin zu tragen. In der Gegenwart ist<br />
Mr. Incredible mit Elastigirl verheiratet, hat drei<br />
Kinder und arbeitet ironischerweise in einem<br />
Versicherungsunternehmen. Weil der deprimierte<br />
Supermann schon einigen Speck angesetzt<br />
hat, nutzt er jede Chance, um mit seinem eiskalten<br />
Kumpel Frozone die Nachbarschaft vor<br />
Verbrechen zu bewahren. Plötzlich kommt ein<br />
geheimnisvoller Gegenspieler zum Zuge, der<br />
Superhelden lyncht. Zeit, sich neue Outfi ts zuzulegen<br />
und mal wieder so richtig auf die Pauke zu<br />
hauen – mit der ganzen Familie, versteht sich.<br />
Die ausgewogene Mischung aus Action, Alltagshumor<br />
und Querverweisen auf die Superheldenwelt<br />
sowie klassische Agentenfi lme sicherte<br />
den „Unglaublichen“ einen Platz im fi lmischen<br />
Olymp. Auch Pixars fünfter Streifen erhielt einen<br />
Oscar als beste Animation des Jahres und sogar<br />
noch einen zweiten für den besten Sound.<br />
Untergang einer Kultur<br />
Der Erfolg der bisherigen Pixar-Filme hatte auch<br />
eine dunkle Kehrseite für die Welt der Animation.<br />
Unter der Annahme, 2-D-Filme hätten<br />
kommerziell ausgedient, beschloss Disney<br />
2004, die Produktion von Zeichentrickfi lmen<br />
komplett einzustellen. Die Angst der damaligen<br />
CGI-Kritiker bestätigte sich. Studios wurden geschlossen,<br />
zahllose talentierte Künstler durften<br />
ihren Arbeitsplatz räumen und die Zeichentische<br />
wurden verkauft. In nur wenigen Wochen wurde<br />
eine ganze Kunstform, die sich über Jahrzehnte<br />
entwickelt hatte, dem Erdboden gleichgemacht.<br />
Auch das Verhältnis zwischen Disney und Pixar<br />
war getrübt. Die Kooperation lief mit dem<br />
siebenten Film („Cars“) aus und die Wege der<br />
Studios drohten auseinanderzugehen. Es waren<br />
sogar schon Fortsetzungen zu den vergangenen<br />
CGI-Filmen ohne Pixars Beteiligung geplant.<br />
Mit dem Führungswechsel bei Disney kam jedoch<br />
auch wieder frischer Wind in die Verhandlungen.<br />
Die Einsicht, dass es nicht ohne Pixar<br />
ging, führte zu einem 7,4-Milliarden-Dollar-Deal.<br />
Beide Studios fusionierten, Ed Catmull wurde<br />
Gesamtchef der Animationsstudios, Steve<br />
Jobs erhielt als Hauptanteilseigner einen Sitz in<br />
Disneys Aufsichtsrat und John Lasseter wurde nach<br />
einem langen, arbeitsreichen und verzweigten<br />
Weg künstlerischer Leiter von Disney/Pixar. Die<br />
Zeichentrickstudios wurden wieder eröffnet, sodass<br />
CGI und klassische Zeichentricktradition in<br />
friedlichem Miteinander bestehen konnten – ein<br />
Happy End wie im Märchenbuch. Aber die richtig<br />
guten Geschichten kommen erst noch.<br />
Motoren mit Herz<br />
Geschwindigkeit, Erfolgsdurst, Ehrgeiz, Autos –<br />
mit „Cars“ beschritt Pixar wieder einmal völlig<br />
neue Wege, indem die Welt aus der Perspektive<br />
fahrbarer Untersätze gezeigt wurde. Echte<br />
Roadmovies gab es bis dato im Animationssektor<br />
noch nicht wirklich, weshalb es für John<br />
Lasseter erneut an der Zeit war, als Trickfi lmregisseur<br />
Maßstäbe zu setzen. Die Weisheit hinter<br />
der Geschichte: Wer zu viel Ehrgeiz an den Tag<br />
legt, ist unzufrieden mit sich selbst und muss<br />
sich ständig etwas beweisen. Sportfl itzer Lightning<br />
McQueen ist so ein Typ, dem es gar nicht<br />
schnell genug an die Spitze gehen kann. Erst als<br />
er während eines Transports irgendwo auf der<br />
Route 66 verloren geht und aus Versehen eine<br />
Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />
46
Blu-ray<br />
Spezial<br />
Dorfstraße ruiniert, gerät er unter Autos, die ihr<br />
Leben nicht dem Rennsieg verschrieben haben.<br />
Seine neu gewonnenen Freunde, der Porsche<br />
Carrera Sally, der rostige Abschleppwagen Mater<br />
und der von Paul Newman gesprochene Doc<br />
Hudson öffnen Lightning die Augen für neue<br />
Dinge und helfen bei seinem Charakterwandel.<br />
Ursprünglich war übrigens für 2011 eine Fortsetzung<br />
angekündigt, bisher gab es aber nur diverse<br />
Kurzfi lme mit Mater und Co. zu sehen. Ob<br />
es überhaupt noch ein abendfüllendes „Cars 2“<br />
geben wird, ist fraglich.<br />
Französische Küche<br />
Nach so viel Action war die Zeit gekommen, einen<br />
Gang herunterzuschalten und einfach eine<br />
kleine charmante Geschichte zu erzählen. Eine<br />
possierliche Ratte verschlägt es durch ihren außerordentlichen<br />
Geschmackssinn und ihre Lust<br />
auf neue aromatische Kompositionen in die<br />
Stadt der Liebe. Im Fernsehen verpasste Feinschmecker<br />
Rémy nie eine Kochsendung mit dem<br />
großen Fünfsternekoch Auguste Gusteau. Nun<br />
gerät er wie durch ein Wunder in das Pariser Lokal<br />
Gusteaus, das dieser nach seinem ruinierten<br />
Ruf und dem unmittelbar<br />
erfolgten<br />
Ableben<br />
seinem Küchenstab<br />
überließ.<br />
Die geistige Nähe<br />
lässt Rémy tiefsinnige<br />
Gespräche mit dem toten<br />
Restaurantbetreiber<br />
führen, er erscheint ihm<br />
sozusagen als Inspiration.<br />
Gusteaus Bemühungen<br />
führen letztendlich<br />
dazu, dass sich der<br />
Ratterich mit Linguini,<br />
dem Neuankömmling<br />
Filminhalt:<br />
Ratatouille (Blu-ray)<br />
2007: „Ratatouille“<br />
Genre: Animation Land/Jahr:<br />
US 2007 Vertrieb: Disney Home<br />
Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />
Tonformate: PCM 5.1 (engl.),<br />
DD 5.1 Datenrate Bild:<br />
32,8 Mbps Datenrate Ton:<br />
4,6 Mbps Regie: Brad Bird, Jan<br />
Pinzava (Co-Regie) Laufzeit:<br />
111 min FSK: ab 0 Jahren Preis:<br />
27 Euro Start: erhältlich<br />
in der Küche, verbündet. Zusammen hecken<br />
sie einen Plan aus, der den Geschmack des<br />
Lebens, die Rettung des Restaurants, das Verständnis<br />
eines Rattenvaters, die Eroberung eines<br />
Frauenherzens und phänomenal schmackhafte<br />
Kreationen vorsieht. Die reinste Unmöglichkeit,<br />
wenn man bedenkt, dass der Menschenjunge<br />
zwei linke Hände und keinen Sinn für Kulinarisches<br />
hat.<br />
Regisseur Brad Bird übernahm das Projekt von<br />
dem tschechischen Autor und Animator Jan<br />
Pinkava (Regie „Geri’s Game“). Die charmante<br />
Geschichte ist durch die Farben eines Pariser<br />
Oktobermorgens und die Verwendung von<br />
Mundharmonika- und Akkordeoneinsätzen so<br />
unglaublich französisch, dass kein Franzose sie<br />
hätte besser machen können. Wenn die Ratte<br />
Rémy ihre Kreationen mit exotischen Gewürzen<br />
abschmeckt und kleine Aromafeuerwerke vor<br />
sich sieht, wird sofort klar, mit welcher Liebe zum<br />
Detail bei der Darstellung der verschiedenen<br />
Gefühle vorgegangen wurde. Es muss nicht immer<br />
die große Action sein, um das Publikum zu<br />
begeistern. Ein passender Schnitt hier, eine dezente<br />
Kamerafahrt da – und die Situationskomik<br />
bzw. Dramatik funktioniert. „Ratatouille“ unterhält<br />
dabei erfrischend unkonventionell ohne großen<br />
Bösewicht, einzig mit echten Charakteren und<br />
großartigen Alltagsmomenten.<br />
Roboterliebe<br />
Dass auch Roboter Gefühle haben können,<br />
beweist Wall-E, der kleine auf der Erde zurückgelassene<br />
Müllroboter. Als erster vollwertiger<br />
Science-Fiction-Film zeigt „Wall-E“ überraschend<br />
viel Tiefgang und das, obwohl 39 Minuten lang<br />
kein einziger Satz gesprochen wird. Um das<br />
rein visuelle Erzählen durch übertriebene Gestik<br />
und Mimik umzusetzen, studierte Regisseur<br />
Andrew Stanton mit seinem Team sämtliche<br />
Stummfi lme von Charles Chaplin und Buster<br />
Keaton. Für die Lichtstimmung zog man den<br />
Kameramann Roger Deakins („No Country For<br />
Old Men“) zurate und verlieh dem Ambiente<br />
durch Lensfl air-, Blend- und Fokuseffekte eine<br />
äußerst realistische Note. Auch Realaufnahmen<br />
mit echten Schauspielern (z. B. Fred Willard als<br />
BnL-Chef) wurden erstmals in einem Pixar-Film<br />
Wall-E steht abkürzend für Waste Allocation<br />
Load-Lifter-Earth-class<br />
Wall-E (Blu-ray)<br />
Filminhalt:<br />
Genre: Animation Land/Jahr:<br />
US 2008 Vertrieb: Disney Home<br />
Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />
Tonformate: DTS-HD MA 5.1<br />
(engl.), DTS 5.1 Datenrate Bild:<br />
24 Mbps Datenrate Ton:<br />
3,5 Mbps Regie: Andrew<br />
Stanton Laufzeit: 111 min FSK:<br />
ab 0 Jahren Preis: 27 Euro<br />
Start: erhältlich<br />
eingebaut. Als armer Tropf, der die Müllberge<br />
der von der Erde gefl üchteten Menschheit<br />
entsorgt, hegt der sentimentale Robo eine<br />
gesunde Sammelleidenschaft für Relikte<br />
aus der untergegangenen Popkultur.<br />
Videobänder, Rubik-Würfel, ein iPod<br />
(natürlich!) oder auch der Atari-Rechner<br />
mit dem ersten echten Videospiel<br />
„Pong“ bilden das Grundgerüst von<br />
Wall-Es Privatleben. Zu seinem Inventar<br />
gehören aber auch Ersatzteile, die<br />
dann und wann für kleine Reparaturen<br />
notwendig sind. Interessanterweise ersetzt er<br />
während des Handlungszeitraums ausnahmslos<br />
jeden einzelnen Part seines Körpers<br />
und defi niert sich vollkommen neu.<br />
Damit geht er der Frage nach<br />
der Austauschbarkeit bzw. der<br />
Defi nition des Bewusstseins<br />
nach, die in der Science-Fic-<br />
2008: „Wall-E“<br />
Bewertung Disc<br />
Bildqualität 10/10<br />
Tonqualität 8,5/10<br />
Bonusmaterial 9/10<br />
Blu-ray-Effekt 7/10<br />
Gesamt 9/10<br />
Kurzfazit: Brad Birds kleines Meisterwerk gehört zu<br />
den Höhepunkten der Pixar-Erzählungen. Mit seinem<br />
feinen Gespür für Details begeistert er Jung und Alt.<br />
„Wall-E“ und „Findet Nemo“ gehen<br />
auf Andrew Stantons Kappe<br />
So aufwendig können Blu-ray-Extras<br />
sein:„Dein Freund, die Ratte“<br />
Für „Cars“ wurden für jede Hauptfigur<br />
echte Modelle angefertigt<br />
Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 47
Spezial Thema<br />
Blu-ray Pixar-Retrospektive<br />
2009: „Oben“<br />
Oben (Kino)<br />
Genre: Animation Land/Jahr: US<br />
2009 Vertrieb: Disney Home Regie:<br />
Pete Docter, Bob Peterson (Co-Regie)<br />
Sprecher: Fred Maire, Maximilian<br />
Belle, Karlheinz Böhm, Dirk Bach<br />
Laufzeit: 96 min FSK: ab 6 Jahren<br />
Start: 17. September 2009 Internet:<br />
www.disney.de bzw. www.apple.com/<br />
trailers/disney/up/<br />
Filminhalt:<br />
tion wie auch in der Philosophie<br />
(bekannt als „Schiff des Theseus“-<br />
Paradox) eines der komplexesten<br />
Themen ist. An prominenten Stellen<br />
zitiert Stanton Sciencefi ctionklassiker<br />
wie Stanley Kubricks „2001 –<br />
Odyssey im Weltraum“ oder Isaac<br />
Asimovvs „Foundation“-Zyklus,<br />
indem er die ersten Schritte<br />
der verfetteten Fast-Food-Gesellschaft<br />
mit „Also sprach Zarathustra“<br />
von Richard Strauss<br />
untermalt und alle Maschinen<br />
nach den Robotergesetzen agieren<br />
lässt.<br />
Siehe oben<br />
Nahmen „Ratatouille“ und „Wall-E“<br />
schon sehr erwachsene Züge an, so<br />
lässt das neueste Pixar-Werk<br />
„Oben“ vollends vergessen,<br />
dass es sich hierbei um<br />
Animationskunst handelt.<br />
Spätestens bei diesem<br />
Film merkt man, dass<br />
sich Pixar von jedwedem<br />
Klischeedenken<br />
distanzieren will,<br />
Animationsfilme<br />
seien nur etwas<br />
für Kinder. In<br />
einer phänomenalen<br />
Collage wird<br />
die rührende<br />
Lebensgeschichte<br />
von Carl und Ellie Fredericksen erzählt, angefangen<br />
bei ihrem ersten Treffen in der Kindheit<br />
und reduziert auf die wichtigsten Momente ihres<br />
glücklichen Lebens. Gerade hier beweist Regisseur<br />
Pete Docter, was für ein feinfühliger und intelligenter<br />
Geschichtenerzähler in ihm steckt. Schwere<br />
Themen wie Kinderlosigkeit, Altersschwäche,<br />
Krankheit und verschenkte Chancen handelt er mit<br />
einer Leichtigkeit und Zielgenauigkeit ab, dass er<br />
schon allein dafür einen Oscar verdient hätte. Ehe<br />
es sich Carl versieht, ist der Luftballonverkäufer 78<br />
Jahre alt, verbitterter Witwer und in sich zurückgezogen.<br />
Fernab jeder sozialen Bindung hält er an<br />
allem fest, was mit seiner Frau zu tun hatte, angefangen<br />
bei dem gemeinsamen Briefkasten bis hin<br />
zum Haus selbst. Leider soll dieses abgerissen und<br />
er ins Altersheim gesteckt werden.<br />
Anstatt die Vergangenheit hinter sich zu lassen,<br />
bindet er Tausende mit Helium gefüllte Luftballons<br />
an den Kamin und fl iegt mit seinem vollständigen<br />
Besitztum nach Südamerika. Dort will er das Abenteuer<br />
nachholen, das seit frühster Kindheit geplant,<br />
aber nie umgesetzt wurde. Kurz bevor das Drama<br />
jedoch zu sehr auf die Tränendrüse drückt, klopft<br />
der lästige Pfadfi nder Russel an Carls Haustür – in<br />
20 000 Metern Höhe. Glücklicherweise lässt sich<br />
der kantige Alte erweichen und holt mit dem Jungen<br />
ein farbenfrohes Abenteuer in sein graues Leben.<br />
„Oben“ ist Pixars erster 3-D-Film, der in speziellen<br />
Kinos mit einer zusätzlichen Tiefenebene<br />
angeschaut werden kann. Stereoscopic Supervisor<br />
Whitehill setzte diesen Effekt gezielt ein, um Carls<br />
eingeengtes Heim fl ach aussehen zu lassen, während<br />
die weite Außenwelt das Publikum mit zusätzlicher<br />
Räumlichkeit beeindruckt. Ungefähr ab der<br />
Hälfte der Handlung wandeln sich Erzähltempo und<br />
-stil, sodass sich der Film von einem feingeistigen<br />
Drama in ein actiongeladenes Cartoon-Abenteuer<br />
verwandelt. Das kann man gut fi nden oder auch<br />
nicht, in jedem Fall dient dieser Umschwung der<br />
3-D-Optik. So gibt es nämlich genügend Gelegenheiten,<br />
um den 3-D-Effekt z. B. für heranrasende<br />
Klippen oder im Kinosaal schwebende Doppeldecker<br />
auszunutzen.<br />
Eine neue Generation<br />
Während seines knapp 24-jährigen Bestehens trieb<br />
Pixar sowohl die Entwicklung von CGI-Effekten in<br />
Realfi lmen als auch den Animationssektor voran.<br />
Als eines der wenigen Hollywood-Studios schaffte<br />
man es, ausnahmslos erfolgreiche Kinofi lme zu<br />
produzieren, die auch noch zukünftige Generationen<br />
verzaubern werden. Kaum zu glauben, wie in<br />
so kurzer Zeit aus einer Handvoll verrückter Kreativlinge<br />
eines der einfl ussreichsten Animationsstudios<br />
der Welt werden konnte.<br />
Die anstehenden Titel für 2012 versprechen zumindest<br />
dem Namen nach, erwachsener zu werden.<br />
Andrew Stanton arbeitet gerade an Edgar Rice<br />
Burroughs’ „John Carter vom Mars“, während sich<br />
Brad Bird erstmals an einer Realverfi lmung von<br />
James Dalessandros Novelle „1906“ versucht. Als<br />
nächstes Projekt steht jedoch erst einmal „Toy Story<br />
3“ an, der wieder zurück zu den Wurzeln geht.<br />
Und auch wenn sich die Produktionen immer<br />
mehr dem Effekt-, sprich dem 3-D-Kino nähern,<br />
wird doch immer eine erzählenswerte Geschichte<br />
hinter jedem Film stehen. In dieser Hinsicht<br />
ist Pixar noch lange nicht ausgebrannt.<br />
48
Wenn guter Rat<br />
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