18.01.2015 Aufrufe

PDF kostenlos downloaden - Digitalfernsehen

PDF kostenlos downloaden - Digitalfernsehen

PDF kostenlos downloaden - Digitalfernsehen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Sonderausgabe 2/09<br />

Die größten Klassiker<br />

aller Zeiten auf Blu-ray<br />

Aus Alt mach Neu<br />

BLU-RAY DISC | PLAYSTATION 3 | TECHNIK<br />

Dokumentationen<br />

auf Blu-ray<br />

Referenz fürs<br />

Heimkino<br />

Pixar-Story:<br />

Geschichte eines Filmstudios<br />

– von der<br />

„Toy Story“ bis ganz<br />

nach „Oben“<br />

Batman-<br />

Retrospektive:<br />

Die bekannteste aller<br />

Fledermäuse im<br />

Wandel der Zeit – alle<br />

Blu-rays im Test<br />

Bourne vs. Bond:<br />

Wer ist der bessere<br />

HD-Agent<br />

Filmhelden 2009


Hervorragende Bild- & Tonqualität trifft Design<br />

Lassen Sie sich faszinieren von lebensecht wirkenden Bildern – dank Blu-ray.<br />

Ganz egal ob spannender Action-Film, romantische Liebesgeschichte oder<br />

Live-Konzert, tauchen Sie ein in ein fantastisches Entertainment in Ihren<br />

eigenen vier Wänden.<br />

Blu-ray von Philips bringt echte High-Defi nition in Ihr Wohnzimmer mit<br />

gestochen scharfen Bildern in Full HD 1080p für unvergleichliche Detailschärfe<br />

mit kristallklarem Sound.<br />

Mit der überragenden QDEO-Videoverarbeitung beim Flagschiffmodell<br />

BDP9500 setzt Philips neue Maßstäbe für die Blu-ray-Wiedergabe und<br />

kombiniert exzellente Technik und edles Design. Zum wahren Allrounder<br />

wird das neueste Modell von Philips durch den integrierten High-End<br />

Digital-to-Analog Burr-Brown Wandler, der für feinsten Hi-Fi Sound bei<br />

der Wiedergabe von Audio CDs sorgt.<br />

Dank hochwertigen Upscalings auf 1080p bringen die neuen Blu-ray Player<br />

BDP7500 von Philips auch frischen Wind in Ihre vorhandene DVD-Sammlung.<br />

Sie können diese weiterhin genießen – nun allerdings in bestmöglicher<br />

Qualität.<br />

BDP7500SL<br />

BDP7500BL<br />

BDP9500<br />

HTS7200<br />

HTS8161B<br />

HTS7520<br />

Blu-ray Heimkinosysteme der nächsten Generation<br />

Neben den neuen Blu-ray Disc Playern präsentiert Philips auch Heimkinolösungen<br />

der neuesten Generation mit integriertem Blu-ray Disc Player<br />

für ein fesselndes Kinovergnügen in den eigenen vier Wänden. Philips verbindet<br />

bei diesen Heimkinoanlagen der HTS7er Serie stylishes Design<br />

und faszinierende Technik in einer besonders hochwertigen Art.<br />

Edle Materialien wie gebürstetes Aluminium und Glas verleihen den Anlagen<br />

einen ganz besonderen Glanz, der jedes Wohnambiente bereichert. Hierbei<br />

hat der Soundenthusiast die Möglichkeit zwischen 5.1- und 2.1-Systemen<br />

zu wählen oder sich für eine edle Soundbar mit Ambisound zu entscheiden.<br />

Die Blu-ray Soundbar bietet einen raumfüllenden<br />

Surround Sound und erhält<br />

dank Ambisound ein realistisches 5.1<br />

Hörerlebnis mit weniger Lautsprechern.<br />

Die einzigartige Ambisound-Technologie<br />

liefert einen vollen Mehrkanal-Surround<br />

Sound überall im Raum ohne viele<br />

Boxen und lästige Kabel.<br />

Überzeugen Sie sich selbst von einem Heimkinoerlebnis der nächsten<br />

Generation mit den Philips Blu-ray Disc Playern und Philips Heimkinosystemen.<br />

www.philips.de/blu-ray<br />

HTS8160B


2/2009 Editorial<br />

Blu-ray – Filme von ihrer besten Seite<br />

Zum Ende des Jahres 2009 steht fest, dass es für die Blu-ray<br />

Disc ganz ohne Zweifel ein Erfolgsjahr war. Die Zahl der bisher<br />

im neuen Format veröffentlichten Filme wächst immer weiter.<br />

Es ist längst Standard, dass die meisten neuen Produktionen<br />

zeitgleich mit der DVD nun auch auf Blu-ray erscheinen, oft<br />

sogar schon etwas eher. Auch zahlreiche bereits veröffentlichte<br />

Streifen, teilweise echte Filmklassiker, fi nden ihren Weg auf<br />

die blauen Scheiben.<br />

Das BLU-RAY MAGAZIN begleitet den Weg des neuen Formates<br />

inzwischen schon über ein Jahr lang. Mehr als 500<br />

Blu-ray-Tests haben wir bereits veröffentlicht, ergänzt durch<br />

Hintergrundberichte und ausführliche Techniktests. Mit dem<br />

jetzt veröffentlichten Online-Spezial 2/2009 – das Ihnen hier als <strong>PDF</strong> vorliegt – präsentieren<br />

wir Ihnen die besten Hintergrundartikel zu Filmthemen aus dem Jahre 2009. Aus Anlass<br />

der Veröffentlichung von Spitzentiteln hatten wir uns in unseren Heften die Zeit genommen,<br />

etwas ausführlicher hinter die Kulissen der Blockbuster zu schauen. Wir haben diese Filme<br />

mit Genrekonkurrenten verglichen oder auch ihre Vorgänger auf Blu-ray getestet. Außerdem<br />

fi nden Sie interessante Hintergründe und ausführliche Interviews mit den Machern dieser<br />

Filme.<br />

In unserer hier für Sie zusammengestellten Auswahl solcher Artikel erfahren Sie also mehr<br />

über die geistigen Väter von Bond und Bourne, erleben die Geschichte der Pixar-Filme oder<br />

gehen mit uns zurück zu den fi lmischen Anfängen der berühmtesten Fledermaus Hollywoods.<br />

Noch weiter zurück in die Filmgeschichte führt Sie unser Spezial über den Aufwand,<br />

der betrieben werden muss, um alten Filmklassikern zu neuem Blu-ray-Glanz zu verhelfen.<br />

Nicht zuletzt möchte ich Ihnen auch unseren Artikel über Dokumentationen auf Blu-ray ans<br />

Herz legen, denn gerade in diesem Genre fi nden sich exzellente Beispiele dafür, welchen<br />

Filmgenuss das neue Format bieten kann.<br />

Vielleicht kommen Sie beim Lesen auf den Geschmack und greifen dann auch zum Original.<br />

Die Redaktion des BLU-RAY MAGAZINs würde sich freuen, Sie im Kreis unserer Leser bzw.<br />

Abonnenten begrüßen zu dürfen.<br />

Das hochauflösende<br />

Medium für absolut<br />

audiophile Ansprüche:<br />

in jedem Blu-Ray-Player<br />

abspielbar und so<br />

einfach zu bedienen<br />

wie eine CD...<br />

ELLEN<br />

SEJERSTED<br />

BODTKER:<br />

Harfe<br />

SONar<br />

2L51SABD<br />

1 BLURAY + 1 SACD HYBRID<br />

Herzlichst,<br />

UWE FUNK,<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

BLU-RAY MAGAZIN:<br />

Tests und Hintergründe aus der Blu-ray-Welt<br />

>> Hier gehts zum Nachbestellservice<br />

E. BEYNON<br />

V. ASHKENAZY<br />

PHILHARMONIA<br />

ORCHESTRA<br />

FLUTE<br />

MYSTERY<br />

2l58SABD<br />

1 BLURAY + 1 SACD HYBRID<br />

Impressum<br />

Verleger:<br />

Auerbach Verlag und Infodienste GmbH<br />

Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />

Tel. (03 41) 1 49 55-0 • Fax (0341) 1 49 55-11<br />

Herausgeber:<br />

Stefan Goedecke, Torsten Herres,<br />

Stefan Hofmeir, Florian Pötzsch (FP)<br />

Chefredaktion (ViSdP):<br />

Uwe Funk (UF)<br />

Grafikdesign:<br />

Annemarie Votrubec<br />

Lektorat:<br />

Katharina Neumann<br />

Redaktion:<br />

Falko Theuner (FT)<br />

Anschrift:<br />

Auerbach Verlag und Infodienste GmbH<br />

Redaktion BLU-RAY MAGAZIN<br />

Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig<br />

leserbriefe@bluray-vision.de<br />

www.bluray-vision.de<br />

Anzeigen:<br />

Carsten Philipp (Leitung),<br />

Nicole Haack, Simone Läßig,<br />

Benjamin Mächler<br />

Tel. (03 41) 1 49 55-0<br />

Fax (03 41) 1 49 55-11<br />

anzeigen@bluray-vision.de<br />

Abonnenten:<br />

Nadine Helbig<br />

Tel. (03 41) 1 49 55-13<br />

Fax (03 41) 1 49 55-11<br />

abo@bluray-vision.de<br />

© 2009 von Auerbach Verlag und Infodienste GmbH,<br />

Leipzig. Vervielfältigung und Verbreitung von Artikeln,<br />

Grafiken, Fotos durch jedes Medium ist nur mit<br />

ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlags<br />

gestattet. Es wird darauf verwiesen, dass alle<br />

Angaben in diesen Publikationen trotz sorgfältiger<br />

Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung<br />

des Autors oder des Verlags für die Richtigkeit,<br />

Vollständigkeit und Aktualität nicht übernommen<br />

werden kann. Insbesondere wird keinerlei Haftung<br />

übernommen für eventuelle Schäden oder Konsequenzen,<br />

die durch die direkte oder indirekte Nutzung<br />

der angebotenen Inhalte entstehen. Es ist nicht<br />

beabsichtigt, mit diesem Haftungsausschluss gegen<br />

geltendes nationales Recht zu verstoßen, noch die<br />

Haftung für Materialien auszuschließen, für die nach<br />

diesem Recht die Haftung nicht ausgeschlossen<br />

werden darf. Schutzrechte auf Produktnamen oder<br />

Produkte sind in den einzelnen Artikeln nicht zwingend<br />

erwähnt. Namentliche oder mit Initialen gekennzeichnete<br />

Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte, Datenträger und Fotos übernimmt<br />

der Verlag keine Haftung. Die Zustimmung<br />

zum Abdruck wird vorausgesetzt. Der Autor erklärt<br />

mit der Einsendung von Material, dass dieses frei<br />

von Rechten Dritter ist. Mit der Honorierung von Manuskripten,<br />

Fotos und anderem Material erwirbt der<br />

Verlag die Rechte daran. Gerichtsstand ist Leipzig.<br />

Anzeige<br />

PURE AUDIO:<br />

So gut haben Sie<br />

noch nie gehört<br />

DENA<br />

PIANO DUO<br />

MOZART<br />

GRIEG<br />

WERKE für<br />

2 KLAVIERE<br />

2L57SABD<br />

1 BLURAY + 1 SACD HYBRID<br />

info@naxos.de<br />

NAXOS DEUTSCHLAND GmbH<br />

www.naxos.de


Spezial<br />

Blu-ray<br />

INHALT<br />

06 | Die Magie der größten Filme<br />

aller Zeiten<br />

Aus Alt mach Neu: Schwarz-Weiß fürs Heimkino Wie die<br />

Klassiker der Filmgeschichte fi t für das Blu-ray-Format gemacht<br />

werden<br />

14 | Im Zeichen der Fledermaus<br />

Die berühmteste Fledermaus Hollywoods im Wandel der Zeit,<br />

von Adam West bis Christian Bale. Alle Batman-Filme im ausführlichen<br />

Blu-ray -est<br />

22 | Bond vs. Bourne<br />

James Bond und Jason Bourne, zwei Meister ihres Fachs nun<br />

auch auf Blu-ray: Wer ist der bessere HD-Agent Filme und<br />

Scheiben im Vergleich<br />

27 | Elementare Exkursionen<br />

Dokumentarfilme auf Blu-ray: Eine Reise um die Welt, und das<br />

in bester Heimkinoqualität. Begleiten Sie uns quer durch Feuer,<br />

Wasser, Luft und Eis<br />

Surround-Klang, aber irgendwie FLACH


Blu-ray<br />

Spezial<br />

32 | Der Dan-Brown-Code<br />

Tom Hanks auf den Spuren von Leonardo da Vinci und Galileo<br />

Galilei: Kinovorschau und Blu-ray-Test der Blockbuster<br />

„Illuminati“ und „The Da Vinci Code“<br />

37 | Sternenstaub und Wüstensand<br />

Ausflug in das blaue Universum: „Dune“ und „2001: Odyssee<br />

im Weltraum“. Epochale Science-Fiction-Klassiker jetzt auch in<br />

Blu-ray-Qualität<br />

41 | Die große Pixar-Retrospektive<br />

Von der kleinen Bastelbude zu einem der berühmtesten<br />

Filmstudios: Die Geschichte Pixars von der „Toy Story“ bis ganz<br />

nach „Oben“<br />

Anzeige<br />

Surround in einer neuen Dimension.<br />

TX-SR607<br />

7.2 Heimkino-Receiver mit Dolby Pro Logic IIz


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Die Magie der größten<br />

Filme aller Zeiten<br />

Wer erinnert sich nicht gern an Sean Connerys ersten Auftritt als James<br />

Bond, an den „Planet der Affen“ oder an die großartigen Zeichentrickabenteuer<br />

aus dem Hause Disney Dank modernster Digitaltechnologie feiern<br />

die unvergesslichen Klassiker ihren audiovisuellen Neubeginn auf Blu-ray.<br />

Filme sind wie gute alte Freunde: Man findet<br />

sie, verlebt eine schöne Zeit mit ihnen und<br />

irgendwann trennen sich die Wege – bis man<br />

sich wiedersieht. Und beide Seiten haben sich<br />

irgendwie verändert. Um ein verbildlichendes<br />

Beispiel zu nennen: Sie erinnern sich vielleicht<br />

noch an den Moment, als Sie zum ersten Mal<br />

„James Bond jagt Dr. No“ bzw. eine der Fortsetzungen<br />

im Fernsehen oder sogar im Kino<br />

gesehen haben, und denken an die filmische<br />

Realisierung eines Jungentraums – exotische<br />

Orte, luxuriöse Autos, kuriose Gegner, technische<br />

Spielereien, Pistolen und gut gebaute<br />

Frauen. Wie sollte man(n) dieser Kombination<br />

auch widerstehen können Keine Frage, ein<br />

Agent mit Stil hat sich so zu kleiden und zu<br />

benehmen wie Mr. Bond. Unvergesslich bleibt<br />

Sean Connery als der Agenten-Urtyp schlechthin.<br />

Flotte Sprüche mit typisch britischem Humor<br />

ließen die Bösewichter erzittern und die<br />

Frauen scharenweise dahinschmelzen. Und es<br />

ist nicht zu bestreiten, dass über 40 Jahre und<br />

20 Filme lang das stets gleiche Handlungsrezept<br />

abgespult wurde: 007 erhält Auftrag, stellt<br />

Erkundungen an, dringt in feindliche Basis ein,<br />

gerät in Gefangenschaft, bricht mit Frau aus,<br />

amüsiert sich mit Frau und gewinnt das letzte<br />

Duell gegen den Oberboss – dazwischen<br />

überbrücken waghalsige Verfolgungsjagden die<br />

Szenenwechsel. Aber es funktionierte und<br />

funktioniert auch nach wie vor hervorragend,<br />

weil sich die Träume kaum verändert haben.<br />

Wirklich eine schöne Erinnerung! Was diese<br />

von der Realität jedoch trennt, ist der unbemerkte<br />

Prozess der Wahrnehmungsveränderung.<br />

Heute, in einer Zeit, da der Anspruch<br />

an die heimische Bild- und Tonqualität fast<br />

schon den an das Kino übersteigt, hegen Sie<br />

womöglich geringere Emotionen gegenüber<br />

den damaligen Originalaufnahmen. Unschärfen,<br />

Schmutzfl ecke, ausgeblichene Farben,<br />

niedriger Kontrast sowie der zweidimensionale<br />

Sound mit all seinen Störungen halten die Re-<br />

Bilder: 20th Century Fox, Disney Home<br />

6


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Klassiker auf Blu-ray<br />

James Bond Collection<br />

Genre: Agenten-Action<br />

Land/Jahr: UK, US 1962–2002<br />

Vertrieb: 20th Century Fox<br />

Bildformat: 1,37 : 1<br />

Tonformate:<br />

Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />

Laufzeit: ca. 732 min<br />

FSK: ab 16 Jahren<br />

Preis: 90,99 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

Eine Szene aus „Casino Royale“ Mitnichten! 007 (Sean Connery) saß bereits in „Feuerball“ am<br />

Spieltisch einem Kontrahenten mit Augenproblemen gegenüber – dem Spectre Agenten Emilio<br />

Largo (Adolfo Celi)<br />

alitäts-Barriere aufrecht und verhindern, dass<br />

Sie in eine fremde Welt gesogen werden. Sie<br />

bilden das ernüchternde Ende einer langen<br />

Filmfreundschaft, wenn man so will. Zum Glück<br />

wirken dem diverse Studios mit in Bild und Ton<br />

überarbeiteten Klassikern entgegen.<br />

Punktspiel<br />

Bei der „James Bond Collection“ sorgte das<br />

preisgekrönte Postproduktionsstudio Lowry Digital<br />

Images für eine audiovisuelle Frischzellenkur.<br />

Es realisierte auch schon die Restaurierung<br />

von solchen Meilensteinen wie die „Star Wars“-<br />

oder die „Indiana Jones“-Serie. Das Studio bearbeitete<br />

zunächst die originalen Filmnegative<br />

der 007-Streifen, da diese noch am unversehrtesten<br />

sind. Um das wertvolle Material nicht zu<br />

beschädigen, wurden sanfte Scanner eingesetzt,<br />

die für das Einlesen eines Bildes ungefähr<br />

vier Minuten benötigen. Zwei Stunden Film<br />

sind also in ungefähr 200 Stunden auf Festplatte<br />

gebannt. Die potenten Scanner lesen das<br />

Material in 4K ein, was bei dem 1,37 : 1-Format<br />

auf 35-Millimeter-Film einer Aufl ösung von ungefähr<br />

4 000 × 3 000 Bildpunkten entspricht.<br />

Dementsprechend wird auch eine wesentlich<br />

höhere Rechenpower und ungefähr 25-mal<br />

mehr Speicherplatz benötigt als bei 2K (2 000<br />

horizontale Bildpunkte). Für die Full-HD-Aufl ö-<br />

sung einer Blu-ray würden zwei Millionen Pixel<br />

schon ausreichen. Warum also das Sechsfache<br />

von dem eigentlich benötigten Pixelvolumen,<br />

abgesehen davon, dass Blu-ray tatsächlich<br />

ausschließlich mit 16 : 9-Formaten arbeitet<br />

Die Antwort ist einfach: Material, das aus einer<br />

höheren Aufl ösung auf 1 080p herunterskaliert<br />

wird, sieht schärfer aus als ein direkt in Full-HD<br />

eingescannter Film. Außerdem weiß man nie,<br />

wofür das teuer gelagerte digitale Material in<br />

Zukunft noch benötigt wird. Kaum ist der Scan-<br />

Prozess erledigt, machen sich die Spezialisten<br />

daran, Kratzer, Partikel und Flecken zu bereinigen.<br />

Weil die Stufe der Schmutz- und Flimmergrade<br />

abhängig von den Drehbedingungen ist,<br />

werden die einzelnen Szenen unterschiedlichen<br />

Kategorien zugeordnet und anschließend bearbeitet.<br />

Der Grund dafür dürfte klar sein: Spezialeffekte<br />

wie der berühmte Pistolenlauf am Anfang<br />

eines jeden Bond-Streifens bestehen aus<br />

mehreren schmutzanfälligen Schichten und<br />

sind daher schwieriger zu handhaben als eine<br />

Innenaufnahme. Bei diesem Effekt wurde über<br />

den Film eine Folie mit dem Motiv einer Spule<br />

und einer kreisrunden Öffnung in der Mitte<br />

gelegt und bewegt. Beide Elemente, also Film<br />

und Folie, unterscheiden sich in ihrer Schärfe<br />

und müssen dementsprechend aneinander<br />

angepasst werden.<br />

Sisyphusarbeit<br />

Sind die Störungen Bild für Bild beseitigt, regeln<br />

die Farbkorrektoren an ihren nahezu unbezahlbaren,<br />

farbtreuen Monitoren den Schwarzwert<br />

und die Farben nach. Dabei ist es sehr wichtig,<br />

dass der Gesamteindruck des Bearbeiters nicht<br />

von seiner räumlichen Umgebung irritiert wird.<br />

Eine bis ins Detail abgestimmte Beleuchtung<br />

der Arbeitsräume ist also Pfl icht. Dank modernster<br />

Digitaltechnologie könnte theoretisch<br />

das ganze Lichtambiente des Filmmaterials<br />

samt Farbgebung verändert werden. Getreu<br />

dem Motto „Perfektes lässt sich nicht verbessern“<br />

sahen die Korrektoren hier aber von zu<br />

großen Eingriffen ab und respektierten so die<br />

künstlerische Intention der Originale. Schließlich<br />

möchten die Zuschauer die Meisterwerke<br />

wie in den alten Tagen erleben, nur eben viel<br />

schärfer, klarer und farbenfroher.<br />

Details einer Miniaturmalerei<br />

Bei knapp 44 Zeichentrick-Meisterwerken, die<br />

Disney in über 65 Jahren produzierte, muss<br />

Dornröschen<br />

Genre: Zeichentrick<br />

Land/Jahr: US 1959<br />

Vertrieb: Disney Home<br />

Bildformat: 2,55 : 1<br />

Tonformate: DTS-HD 7.1<br />

Laufzeit: 76 min<br />

FSK: ab 6 Jahren<br />

Preis: 29,95 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

Planet der Affen<br />

Genre: Science-Fiction<br />

Land/Jahr: US 1968–1973<br />

Vertrieb: 20th Century Fox<br />

Bildformat: 2.35 : 1<br />

Tonformate:<br />

Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />

Laufzeit: ca. 475 min<br />

FSK: ab 12 Jahren<br />

Preis: keine Angaben<br />

Start: 12. Dezember 2008<br />

Der Tag, an dem die<br />

Erde stillstand<br />

Genre: Science-Fiction<br />

Land/Jahr: US 1951<br />

Vertrieb: 20th Century Fox<br />

Bildformat: 1.33 : 1<br />

Tonformate:<br />

Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />

Laufzeit: 92 min<br />

FSK: ab 12 Jahren<br />

Preis: 30,99 Euro<br />

Start: 12. Dezember 2008<br />

French Connection<br />

Genre: Actionthriller<br />

Land/Jahr: US 1971<br />

Vertrieb: 20th Century Fox<br />

Bildformat: 1,85 : 1<br />

Tonformate:<br />

Engl. DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />

Laufzeit: 103 min<br />

FSK: ab 16 Jahren<br />

Preis: keine Angaben<br />

Start: 23. Januar 2009<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 7


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Doppelt so viel Bild wie auf DVD: Jedes handgemalte Bild<br />

von Disneys „Dornröschen“ ist nun an den Rändern unbeschnitten<br />

im vollen 2,55 : 1-Originalformat erlebbar<br />

Disney lässt die Puppen tanzen! Der immense Detailgrad<br />

dieser Szene ist einfach überwältigend<br />

es sehr schwer gewesen sein, den richtigen<br />

Film für die allererste Blu-ray-Veröffentlichung<br />

auszuwählen. Immerhin soll diese Blu-ray<br />

das Publikum überzeugen können, sich auch<br />

die anderen Klassiker als blaue Scheibe zu sichern.<br />

Aber scheinbar hat sich Disney richtig<br />

entschieden, denn „Dornröschen“ von 1959<br />

weist alle wichtigen Faktoren auf. Das fängt<br />

schon bei dem besonderen Zeichenstil an, der<br />

sich sehr stark an mittelalterlichen Illustrationen<br />

und persischer Miniaturmalerei orientiert. Normalerweise<br />

versuchen Animationsfi lme mit<br />

Unschärfe einen Tiefeneffekt zu erzeugen. Der<br />

leitende Farbstylist Eyvind Earle entschied sich<br />

allerdings dafür, die Hintergründe sehr detailliert<br />

und ebenso farbenfroh darzustellen wie<br />

die animierten Figuren. So zieht zwar der Hintergrund<br />

fast genauso viel Aufmerksamkeit auf<br />

sich wie der Vordergrund, dafür sieht aber die<br />

Masse an exakt gezeichneten Blättern, Steinen<br />

bzw. Konturen an den Wänden in Full-HD einfach<br />

überwältigend aus.<br />

Als zweiter Punkt sollte nicht unerwähnt bleiben,<br />

dass der Kinofi lm damals auf wertvollem<br />

70-Millimeter-Film archiviert wurde. Zum Filmstart<br />

warben die Plakate mit der Formatbezeichnung<br />

„Technorama“, die für das extrem<br />

breite Bildseitenverhältnis 2,55 : 1 steht. Das<br />

Publikum sollte damit vom Fernseher weg<br />

und in die Kinos gelockt werden, weil dieses<br />

Format die volle Breite der Leinwand ausnutzt.<br />

Nur zum Vergleich: Normales Cinemascope<br />

beträgt 2,35 : 1. Für das Blu-ray-Release<br />

griff man also auf das Originalformat zurück,<br />

das auf einem 16 : 9-Fernseher zwar immer<br />

noch Balken aufweist, aber dafür die bisher<br />

auf DVD und Video (beide 4 : 3 bzw. 1.33 : 1)<br />

verloren gegangenen Bildanteile zeigt. Umgerechnet<br />

gewinnt der Zuschauer dadurch knapp<br />

90 Prozent mehr Bild gegenüber den vorherigen<br />

Heimvideo-Fassungen. Für Sammler der<br />

Disney-Meisterwerke ist es also schon fast<br />

Pfl icht, die Blu-ray anzuschaffen, weil ihnen<br />

sonst – übertrieben ausgedrückt – die Hälfte<br />

des produzierten Films entgeht.<br />

Echo aus dem Wald<br />

Zu einem guten Bild gehört natürlich auch ein<br />

zeitgemäßer Mehrkanalton. Vor fast einem<br />

halben Jahrhundert kam in den Kinos gerade<br />

einmal echter Stereosound in Mode. Die Geräusche<br />

konnten somit zwar zwischen den<br />

zwei Frontboxen hin- und herspringen, hatten<br />

aber keine räumliche Tiefe. Für die Blu-ray<br />

wurde der ganze Sound deshalb noch einmal<br />

in 7.1 abgemischt. Da die Musik gesondert<br />

aufgenommen und sorgsam archiviert vorlag,<br />

konnte sie in einem fast rauschfreien Zustand<br />

wieder digitalisiert und von den minimalen<br />

Störungen befreit werden. Etwas schwieriger<br />

als die Erneuerung von Tschaikowskys Kompositionen<br />

war da schon die Bearbeitung der<br />

Dialoge und Effekte. Es musste einerseits das<br />

Zischen, Knacken und Rattern herausgefi ltert<br />

werden, andererseits sollte der Klang nun in<br />

drei Dimensionen stattfi nden. Dynamische<br />

Effekte wie der richtungsweisende Gesang<br />

Auroras kurz vor der ersten Begegnung mit<br />

dem Prinzen im Wald sind nur ein Ergebnis<br />

dieser äußerst akkuraten Arbeit.<br />

Zum krönenden Abschluss wollen wir uns nach<br />

die „40 Jahre Evolution Blu-ray Collection“ von<br />

„Planet der Affen“ anschauen. Es gibt wohl neben<br />

„Star Wars“ und „Star Trek“ keine weitere<br />

Filmserie, die das Science-Fiction-Kino so sehr<br />

geprägt hat wie „Planet der Affen“.<br />

Science-Fiction-Kult<br />

Ganze fünf Teile sind von den behaarten Tiermenschen<br />

in die Kinos gekommen, lässt man<br />

Tim Burtons erfolglose Neuverfi lmung außen<br />

vor. Und das in einer Zeit, bevor Lucas und<br />

Spielberg den mehrteiligen Blockbuster erfanden.<br />

Begründet wird dieses Phänomen unter<br />

anderem durch die exzellente Mischung aus<br />

philosophischen Elementen einer ernsthaften<br />

Literaturverfi lmung und der unterhaltsamen<br />

Exotik, die durch die markanten Affenkostüme<br />

hervorgerufen wurde. Eigentlich merkwürdig,<br />

dass ein Film, an dessen Ende die endgültige<br />

nukleare Katastrophe steht, vier erfolgreiche<br />

Fortsetzungen haben konnte.<br />

Die Autoren griffen dafür auf das altbewährte<br />

Konzept der Zeitreise zurück und erklärten nun<br />

in einem an und für sich unmöglichen Kreislauf,<br />

wie der Planet der Affen überhaupt entstehen<br />

konnte. Paradoxerweise bewirken die eigentlichen<br />

Nachfahren in der Vergangenheit die Bedingungen<br />

ihrer Geburt. Der über alle Folgen<br />

gespannte Bogen schließt sich mit einer alles<br />

entscheidenden Schlacht um das Daseinsrecht<br />

zweier Lebensformen und macht somit<br />

eine unendliche Geschichte daraus.<br />

Alles für die Fans<br />

„40 Jahre Evolution“ zollt dieser genialen Filmreihe<br />

gebührenden Respekt, indem jede der<br />

darin enthaltenen Discs eine sorgfältig überarbeitete<br />

Episode und viele kleine Details beinhaltet,<br />

die Filmliebhaber erfreuen dürften.<br />

Dies beginnt schon mit den computeranimierten<br />

Menüs, die die Stimmung des Gesamtwerks<br />

mit dem Leitmotiv treffend einfangen.<br />

Der scheinbar aus einem Videospiel<br />

stammende Gesetzgeber der Affen hätte<br />

zwar auch problemlos weggelassen werden<br />

können, aber durch seine prologartige Ansage<br />

Bilder: Disney Home<br />

8


Gestochen scharfe Bilder in 1080p, lebendige Farben,<br />

kristallklarer Sound und jede Menge innovative Extras – das ist Blu-ray.<br />

Genau so sollten unsere Filme erlebt werden.<br />

NEU AUF BLU-RAY!<br />

Ab 27.11.<br />

Ab 4.12.<br />

Ab 20.11.<br />

Mein Schatz, unsere<br />

Familie und ich<br />

FSK ab 6<br />

Flammendes<br />

Inferno<br />

Ab 4.12.<br />

Ab 4.12.<br />

Ab 4.12.<br />

Ab 27.11.<br />

Butterfly<br />

Effect 3 – Die<br />

Offenbarung<br />

Der unsichtbare<br />

Dritte<br />

FSK ab 12<br />

Hangover<br />

Vom Winde verweht –<br />

Ultimate Collector’s Edition<br />

FSK ab 12<br />

2-Disc Sammleredition<br />

inkl. Foto-Gedenkbuch, Nachdruck des<br />

Premierenprogramms u.v.m.<br />

The<br />

Green Mile<br />

© 2009 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.<br />

JETZT BESONDERS GÜNSTIG!<br />

Ab 4.12. Ab 4.12. Ab 4.12. Ab 20.11.<br />

Rock‘n Rolla<br />

Woodstock<br />

The Cell 2<br />

Gran Torino


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Schwarz-Weiß-Filme wie „Der Tag, an dem die Erde stillstand“<br />

besitzen eine eigene Licht-Ästhetik. Wird diese gezielt<br />

für die Restauration ausgenutzt, wirken solche Filme<br />

selbst im heutigen HD-Zeitalter wie ein Kunstwerk<br />

Charlton Heston als Sternwanderer George Taylor, der auf<br />

dem Planeten der Affen in Wirklichkeit die Zukunft der Erde<br />

vor sich sieht<br />

vor jedem Hauptfeature entsteht die Illusion<br />

des Zeitzeugendokuments in Form der Bluray.<br />

Jede der fünf Scheiben besitzt zudem<br />

eine Tonspur mit der isolierten Filmmusik in<br />

5.1-DTS-Kompression. Während der Episode<br />

hört man also ausschließlich die unbescholtenen,<br />

entstörten Studioaufnahmen des Originalscores.<br />

Die weniger gut erhaltenen Soundeffekte<br />

und Dialoge werden vollkommen<br />

ausgeblendet, was für Kenner einen echten<br />

Mehrwert darstellt.<br />

Von der Episode „Eroberung des Planeten der<br />

Affen“ gibt es sogar eine erweiterte Fassung,<br />

die wegen ihrer brutalen Szenen für den damaligen<br />

Kinostart beschnitten wurde. Für die<br />

Blu-ray wurde das Material wieder eingefügt<br />

und ist nun als Alternative anwählbar. So ist<br />

jetzt auch der ganze Schrecken der fi nalen<br />

menschlichen Massenschlachtung mitsamt<br />

den Querverweisen auf den Holocaust einhalten,<br />

ebenso wie die empörten Ausdrücke<br />

auf den Gesichtern der Protagonisten. In der<br />

Regel können die meisten Filme nicht mehr<br />

perfekt restaurieren, das heißt in den qualitativen<br />

Ausgangszustand gebracht werden.<br />

Einige Bilder sind hier daher teilweise beschädigt,<br />

weshalb in manchen Szenen die<br />

linke Hälfte scharf, kontrastreich und farbtreu<br />

aussieht, während die rechte Seite irgendwie<br />

matt vor sich hin siecht. Das hängt sicherlich<br />

vom Quellmaterial ab. Je nach Zustand der<br />

am besten erhaltenen Vorlage verändert sich<br />

auch die fi nale Qualität. Unspektakulär ist das<br />

Ergebnis dadurch keinesfalls. Das Gegenteil ist<br />

der Fall.<br />

Aktuelle Sehgewohnheiten<br />

Die meiste Zeit über erscheinen die teils über<br />

40 Jahre alten Klassiker fast wie frische Produktionen<br />

im Retrolook. Die Kolorierung ist sehr<br />

kräftig, entspricht aber nicht der Farbgebung<br />

heutiger Filme. Das ist auch so gewollt, besteht<br />

doch die Herausforderung darin, sie wie<br />

am Tag der Uraufführung aussehen zu lassen.<br />

Ein halbes Jahrhundert zuvor war die Kameratechnik<br />

noch ganz anders aufgebaut, weshalb<br />

sich die Belichtung bezüglich des Kontrasts,<br />

der Kamerabewegung und der Farben von<br />

Bilder: 20th Century Fox, Digital Images GmbH<br />

10


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Interview: Im Namen der Brillanz<br />

Das in Halle/Saale ansässige Postproduktionsstudio Digital Images zeichnete bereits für hochgradige<br />

Kinowelt-Produktionen auf Blu-ray wie „Der Fuchs und das Mädchen“ oder „Leon, der Profi “ verantwortlich.<br />

Zum Spezialgebiet gehört unter anderem die fachgerechte Überarbeitung klassischer Filme. Wir<br />

befragten Holger Meinel, Geschäftsführer von Digim, über die Scan- und Bearbeitungsprozesse.<br />

Sind mit dem digitalen Verfahren auch partielle<br />

Farbanpassungen möglich<br />

Ja, durch die sekundäre Farbkorrektur können partielle<br />

Farbanpassungen realisiert werden. Im Gegensatz<br />

zur primären Farbkorrektur, bei der das Gesamtbild<br />

verändert wird, kann man bei der sekundären<br />

Farbkorrektur einzelne Farbfl ächen verändern.<br />

So wäre es z. B. mittels dem „Da Vinci“ (eine Farbkorrektursuite,<br />

Anm. d. Red.) möglich, einen roten<br />

Ball zu markieren und dann mit jeder beliebigen<br />

Farbe zu ersetzen.<br />

heutigen Aufnahmen unterscheidet. Aktuelle<br />

Meisterwerke auf Blu-ray haben bereits einen<br />

Grad an audiovisueller Perfektion erreicht, der<br />

das menschliche Sehvermögen geradezu ausreizt.<br />

Viele Zuschauer sehnen sich deshalb danach,<br />

noch einmal die wichtigsten Filme ihrer<br />

Vergangenheit in ähnlicher Qualität Revue passieren<br />

zu lassen. Gleichzeitig werden die Meisterwerke<br />

auf diesem Wege der kommenden<br />

Zuschauergeneration zugänglich gemacht, die<br />

sich andernfalls vermutlich gar nicht an die in<br />

ihren Augen schmerzenden Bilder herantrauen<br />

würde. Freilich eignet sich nicht jede Restaurierung<br />

für die volle HD-Aufl ösung, denn irgendwie<br />

hat es schon seinen Grund, warum neue<br />

Filme klarer, schärfer oder einfach besser aussehen<br />

als alte. Doch ein wahrer Kenner weiß<br />

die behutsame Arbeit erfahrener Korrektoren<br />

durchaus zu schätzen. Wenn er seine traumhaften<br />

Erinnerungen aus alten Tagen an seine<br />

aktuelle Sehgewohnheit angepasst vor sich<br />

sieht, ist der Filmenthusiast froh, alle Lieblingsfi<br />

lme in seinem Blu-ray-Regal zu wissen.<br />

FALKO THEUNER<br />

Holger Meinel, Geschäftsführer der Digital<br />

Images GmbH<br />

Herr Meinel, warum ist es grundsätzlich besser,<br />

einen Analogfilm in 4K (4 000 Pixel pro<br />

Zeile) einzuscannen, um dann letzten Endes<br />

ein 2K-Produkt (Full-HD bzw. mit 2 000 Pixeln<br />

in der Horizontalen) zu erhalten<br />

Grundsätzlich darf man davon ausgehen, dass durch<br />

einen 4K-Scan und die darauf folgende Down Conversion<br />

zu 2K eine bessere Qualität erzielt wird, indem<br />

zwar die Aufl ösung dementsprechend geringer<br />

ist, aber die Detailschärfe weitestgehend erhalten<br />

bleibt. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit HD-Programmen,<br />

die zu SD down converted werden<br />

und dann im Vergleich zu einer SD-Produktion eine<br />

bessere Qualität darstellen. Aus wirtschaftlicher<br />

Sicht muss man aber darauf hinweisen, dass 4K-<br />

Abtastungen teurer sind, da eine 4K-Abtastung im<br />

Verhältnis zu einer 2K-Abtastung nicht eine doppelte,<br />

sondern eine vierfache Datenmenge bedeutet.<br />

Das Scannen ist aber nur der erste Schritt einer<br />

langen Produktionskette ...<br />

Für Digital Images liegt der Schwerpunkt gleichermaßen<br />

im Bereich der digitalen Nachbearbeitung<br />

wie z. B. der Beseitigung von analogen Fehlern wie<br />

Laufschrammen, erhöhtem Filmkorn, Schichtverletzungen<br />

und Tilgung von Audioknistern, Klicks, Rauschen<br />

und Ähnlichem.<br />

Die Umgebung der digitalen Farbkorrektursuite<br />

„Da Vinci“ ist weitestgehend farbneutral und<br />

abgedunkelt<br />

Können Sie uns ein wenig über 7.1-Abmischung<br />

erzählen Wie läuft so etwas im Groben ab<br />

Der Aufwand und die entsprechende Herangehensweise<br />

werden durch das zur Verfügung stehende<br />

Ausgangsmaterial bestimmt. Im Idealfall sind die<br />

Musik- und Effektspuren getrennt von den Dialogen<br />

vorhanden, sodass man alles neu mischen und im<br />

Panorama und Raum neu und frei platzieren kann.<br />

Dabei hat man den Vorteil, dass die Kanaltrennung<br />

ähnlich hoch wie bei einer neuen Produktion ist.<br />

Bei älteren Filmen und dem damit oft nicht vorhandenen<br />

idealen Ausgangsmaterial ist diese Vorgehensweise<br />

nicht möglich, da die einzelnen Audiospuren<br />

meist nicht mehr verfügbar sind. In diesem<br />

Fall steht man vor der Aufgabe, die Dialoge von der<br />

Musik und den Effekten so weit es möglich ist zu<br />

trennen (durch Schnitt, Filtering etc.). Mitunter kann<br />

es auch passieren, dass wir Musiken oder Effekte<br />

nachgestalten müssen, da eventuell kleine Passagen<br />

„verloren“ gehen bzw. durch überlagerte Dialoge<br />

nicht einzeln verfügbar werden. Auch hier gilt<br />

die Regel, dass selbstverständlich eine Anpassung<br />

an das originale Klangbild erfolgen muss. Wenn<br />

diese Arbeiten erledigt sind, wird alles zu einem<br />

homogenen und zum Bild stimmigen 7.1-Sound<br />

gemischt.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

„Die Erstellung von 7.1-Mischungen als neue Abmischung<br />

ist zweifellos eine sehr komplexe Arbeit, die<br />

sehr viel Know-how erfordert (...)“<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 11


Spezial<br />

Blu-ray<br />

So nahe wie möglich am Original<br />

Noch in diesem Jahr erreichen uns unzählige Blu-rays von Filmklassikern wie „James Bond jagt<br />

Dr. No“, „The French Connection“ oder „Planet der Affen“. Sven Davison, Vice-President of Content<br />

Creation bei Twentieth Century Fox, hat Einblick in eine Vielzahl dieser Projekte und gibt uns<br />

Auskunft über die technische Wiederbelebung großer Filmklassiker.<br />

Herr Davison, was sind die größten Probleme<br />

beim Restaurationsprozess<br />

An Schwierigkeiten gibt es unzählige. Hier drei<br />

bezeichnende Beispiele:<br />

Erstens: Die physische Beschaffenheit der<br />

Elemente, mit denen wir arbeiten, kann eine<br />

sehr große Herausforderung sein. Jede potenzielle<br />

Quelle muss in Betracht gezogen und<br />

wenn nötig repariert werden, um sicherzugehen,<br />

dass das Material den Scanning-Prozess<br />

auch in einem Stück übersteht. In einem kürzlich<br />

abgeschlossenen Projekt mussten wir vor<br />

dem Scannen z. B. jeden einzelnen Abschnitt<br />

des originalen Kamera-Negativs reparieren,<br />

was viele Wochen in Anspruch nahm.<br />

Zweitens: Nach der physischen Beschaffenheit<br />

können wir die Bildqualität des Quellmaterials<br />

beurteilen. Oftmals müssen wir mit mehreren<br />

Quellen arbeiten, Negative und YCM-Protection-Master<br />

(Gelb, Cyan und Magenta) duplizieren,<br />

um das bestmögliche Master zusammenzustellen.<br />

Bilder unterschiedlichen Alters<br />

und unterschiedlicher Qualität aneinander<br />

anzupassen ist eine große Herausforderung.<br />

Bei Filmen, deren Originalnegative nicht mehr<br />

existieren, benutzen wir digitale Techologie,<br />

um dem Original so gut wie möglich zu entsprechen.<br />

Drittens: Das standardmäßige Heimkinoequipment<br />

hat sich technisch so dramatisch<br />

weiterentwickelt, dass wir beim Mastering vor<br />

einer neuen Herausforderung stehen. So entsprechen<br />

Bilder und Sound, die vor ein paar<br />

Jahren noch akzeptabel waren, nicht mehr<br />

länger den Ansprüchen modern ausgerüsteter<br />

Konsumenten.<br />

Wie lange dauert so ein Remastering für<br />

gewöhnlich<br />

Das hängt wirklich von dem Quellmaterial ab.<br />

Einen Titel zu restaurieren und zu remastern<br />

kann einen Monat oder aber auch ein Jahr<br />

dauern.<br />

Sven Davison, Vice-President of Content<br />

Creation, 20th Century Fox<br />

Wonach richtet sich ein Farbkorrektor<br />

Bekommt dieser gewisse Vorgaben, die<br />

erfüllt werden müssen, wie z. B. dass das<br />

Rot an einer Stelle besonders hervorstechen<br />

soll<br />

Wenn wir uns an die Farbkorrektur machen,<br />

versuchen wir wann immer möglich die Filmemacher<br />

mit einzubeziehen. Sind diese<br />

nicht erreichbar, wenden wir uns den Filmarchive<br />

dieser Welt zu und den Schätzen, die<br />

dort lagern, um uns ein generelles Gefühl zu<br />

geben und um die richtige Richtung für die<br />

Farbkorrektur zu fi nden.<br />

Originale Farbprints der entsprechenden Ära<br />

sind teilweise nützlich, weil sie zumindest<br />

eine akkurate Repräsentation von dem vermitteln,<br />

wie der Film bei seiner Veröffentlichung<br />

ausgesehen hat. Im Optimalfall schauen wir<br />

uns einen Originalprint aus der Ära oder einen<br />

akkuraten Farbreferenz-Print des Films<br />

zusammen mit dem Koloristen an, bevor der<br />

Mastering-Prozess beginnt.<br />

„Was ist das für ein Eindringling von einem anderen Planeten ... Kann er die Erde zerstören“ Die Überarbeitung<br />

von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ orientiert sich nahe am ursprünglichen Original<br />

Wie ist das eigentlich mit Schwarz-Weiß-<br />

Filmen wie „Der Tag, an dem die Erde<br />

stillstand“ Sind diese leichter zu bearbeiten<br />

als farbige<br />

In Schwarz-Weiß zu arbeiten birgt seine eigenen<br />

Herausforderungen und ist darum nicht<br />

leichter zu handhaben als Filme mit Farbe.<br />

Obwohl es dabei offensichtlich weder Farbausbleichung<br />

noch Gründe für eine Farbkorrektur<br />

gibt, besitzt ein Schwarz-Weiß-Film einen anderen<br />

Dynamikbereich als ein Farbfi lm und<br />

benötigt eine völlig andere Behandlung, um<br />

das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.<br />

Bei „Der Tag, an dem die Erde stillstand“<br />

waren wir mit unserer Arbeit schon ziemlich<br />

weit vorangekommen, bevor wir das Resultat<br />

fallen ließen und im Streben nach dem<br />

besseren Endprodukt noch einmal von vorne<br />

begannen.<br />

Einige Schwarz-Weiß-Filme werden im<br />

Nachhinein eingefärbt. Dabei haben<br />

Bilder: 20th Century Fox<br />

12


JETZT NEU AUF BLU-RAY DISC!<br />

diese Filme in ihrer Ursprungsform durchaus eine eigene,<br />

künstlerische Ästhetik. Wie stehen Sie dazu Ist Farbe heutzutage<br />

unbedingt Pflicht<br />

Als ein Filmliebhaber bin ich persönlich strikt dagegen, Filme nachzukolorieren.<br />

Wie auch immer … Trotzdem ist es interessant zu bemerken,<br />

dass bestimmte Zuschauer kolorierte Filme gegenüber Schwarz-<br />

Weiß-Filmen bevorzugen. Wenn das Einfärben eines Films Menschen<br />

anspricht, die andenfalls gar nicht daran interessiert wären, diesen<br />

speziellen Film zu sehen, dann hoffe ich, dass sie schließlich doch<br />

irgendwann neugierig darauf werden, die originale Schwarz-Weiß-Version<br />

zu sehen.<br />

Filme aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts hatten noch keinen 3-D-Sound. So ist z. B. der Originalmix<br />

von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ nur Monound<br />

bei „Planet der Affen“ lediglich Stereosound. Können Sie<br />

uns etwas über die neue 5.1-Abmischung für den DTS-HD-MA-<br />

Mix der Blu-ray erzählen<br />

Bei beiden Filmen begann der Prozess mit einer vorsichtigen Restauration<br />

der Original-Audiomixe, die auf den Blu-rays enthalten sind.<br />

Danach wurde der überarbeitete Track mit den anderen Elementen in<br />

Übereinstimmung gebracht – originale Musikaufnahmen usw. –, um<br />

einen 5.1-Track für den modernen Heimkinozuschauer zu erstellen.<br />

Wo würden Sie bei einer Restauration die Grenze ziehen<br />

Wie weit reichen die Möglichkeiten und bis zu welchem Punkt<br />

sollte der Eingriff erfolgen<br />

Weil die digitalen Tools immer ausgeklügelter geworden sind, besteht<br />

für uns eigentlich nicht mehr die Frage, was wir erreichen können,<br />

sondern vielmehr, was wir tun sollten. Meiner Meinung nach ist es das<br />

Wichtigste, so nahe an die Intention der ursprünglichen Filmemacher<br />

heranzukommen, wie technisch nur irgend möglich.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Von Batman bis Patton<br />

Erinnern Sie sich noch an die „Batman“-Fernsehserie aus den 1960ern<br />

Das waren noch Zeiten, als das dynamische Duo an horizontalen Häuserwänden<br />

entlangkraxelte und die Unterwelt mit Gimmicks wie dem Batgürtel<br />

oder dem Hai-Betäubungs-Spray in Angst und Schrecken versetzte.<br />

Ob der Joker, das Katzenweib, der Rätselknacker oder der Pinguin – damals<br />

waren die Bösewichter noch richtig böse und verkündeten zunächst<br />

ihren niederträchtigen Plan, bevor sie Batman und seinen strumpfhosentragenden<br />

Gehilfen Robin langsam in die unausweichliche Todesfalle absenkten<br />

und die Werbepause einsetzte. Selbstverständlich entkamen die<br />

Helden immer rechtzeitig, damit sie im zweiten Teil den Superschurken<br />

mit einem lautmalerischen Peng und Pow eins über die Rübe ziehen und<br />

auch in der nächsten Folge Schulkindern über die Straße helfen konnten.<br />

Angesichts des „Batman“-Hypes, der durch „The Dark Knight“ ausgelöst<br />

wurde, ist auch eine Blu-ray mit dem allerersten Batman-Kinofi lm gar<br />

nicht so abwegig. Allein die Entwicklung des Comic-Idols von dem lächerlichen<br />

Strumpfhosenträger (Adam West) zum psychopathischen Sinnbild<br />

der Angst ist es wert, noch einmal die aus heutiger Sicht kuriosen Wurzeln<br />

zu betrachten.<br />

Um Retro-Fans gütlich zu simmen, bringt Twentieth Century Fox Home<br />

kurz vor Weihnachten einen ganzen Schwung an digital überarbeiteten<br />

Klassikern auf Blu-ray heraus. Neben „Batman hält die Welt in Atem“<br />

gehören auch „Fluchtpunkt San Francisco“, „Kanonenboot am Yangtse-<br />

Kiang“, „Leben und sterben in L. A.“, „Frankenstein Jr.“ sowie „Patton“<br />

dazu.<br />

Eine neue, unbekannte Welt<br />

Diese Serie ist weltweit die erste umfassende<br />

Darstellung der russischen Natur.<br />

2,5 Jahre Drehzeit ■ 3,5 Jahre Produktionszeit<br />

1.200 Drehtage ■ 50 Stunden Flugaufnahmen<br />

600 Stunden Rohmaterial ■ 100.000 Reisekilometer<br />

6 Folgen im hochauflösenden HD-Format<br />

www.polyband.de<br />

Anzeige<br />

Eine NDR Naturfilm/Studio Hamburg Produktion in Zusammenarbeit mit WDR; National Geographic, Animal Planet und S4C. © 2009 NDR Naturfilm.


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Im Zeichen der Fledermaus<br />

Obwohl er im Mai 70 Jahre alt wird, lehrt der maskierte Held namens Batman erfolgreicher denn je Kriminelle das<br />

Fürchten. Der Milliardär, der nachts als Fledermaus verkleidet das Verbrechen in seiner Heimatstadt Gotham City<br />

bekämpft, flatterte bereits siebenmal auf die Leinwand, jüngst in dem Rekorde brechenden Blockbuster „The Dark<br />

Knight“. Grund genug, seine turbulente Filmkarriere anlässlich der Veröffentlichung aller Filme auf Blu-ray noch<br />

einmal Revue passieren zu lassen.<br />

Bilder: ...<br />

40 14


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Adam der Erste – 1966 eröffnet Adam West den Batman-Reigen<br />

Das erste Batmobil – die große Ölkrise ist noch weit weg<br />

Die erste Verfilmung des Comics ist die TV-<br />

Serie aus den 1960er Jahren mit Adam<br />

West als Batman und Burt Ward als Robin, die<br />

die meisten Leute auch heute noch kennen<br />

dürften. In einer Zeit, in der die Comicversion<br />

sowieso schon eher bunt und naiv geworden<br />

war, setzten die Macher dieser Adaption noch<br />

eins drauf und schufen ein grelles Produkt der<br />

Flower-Power-Ära. Auch wenn man dieses<br />

heutzutage wegen der unfreiwilligen Komik<br />

der Dialoge und der albernen Stories eher belächelt,<br />

löste es doch die erste weltweite „Bat-<br />

Mania“ aus. Mit „Batman hält die Welt in Atem“<br />

eroberte der Fledermaus-Held dann auch zum<br />

ersten Mal die große Leinwand. In der seichten<br />

Story verbünden sich seine größten Feinde, um<br />

die Mitglieder der UN mit einem Atomisierer<br />

zu erpressen. Der Film erschien vor Kurzem in<br />

durchaus ansehnlicher Qualität auf Blu-ray. Vor<br />

allem die Farben sind angesichts des Alters erstaunlich<br />

kräftig, was dem bunten Sixties-Look<br />

natürlich zugutekommt. Dafür rauscht das Bild<br />

Batmans damalige Gegenspieler – Bösartigkeit im Outfit der 60er<br />

sehr stark und obwohl der Qualitätsgewinn im<br />

Vergleich zur DVD relativ gering ist, kann man<br />

doch in der HD-Version teils kuriose Details<br />

erkennen, wie z. B. schlecht tapezierte Hintergründe<br />

oder den überschminkten Schnurrbart<br />

des Joker-Schauspielers. Der kultige Flower-<br />

Power-Sound kommt blechern, aber kräftig vor<br />

allem aus den vorderen Lautsprechern. Das<br />

eigentliche Highlight der Scheibe ist für echte<br />

Batman-Fans das Bonusmaterial, denn hier<br />

dürfte selbst der Rätselknacker keine Fragen<br />

mehr übrig haben. Neben dem Film selbst<br />

werden sowohl die beiden Helden als auch<br />

die illustren Schurken von Comic- und Filmexperten<br />

ausführlich besprochen. In den zwei<br />

Audiokommentaren kommen die Darsteller<br />

sowie der Autor des Films selbst zu Wort und<br />

erzählen interessante und witzige Anekdoten<br />

vom Set. Das Beste daran: Der großteil des<br />

Materials liegt in HD-Qualität vor.<br />

Schon Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

war der erste Hype um den kostü<br />

mierten Helden vorbei und obwohl der Comic<br />

bereits zu dieser Zeit zu seinen Wurzeln zurückfand,<br />

sanken seine Verkaufszahlen immer<br />

mehr. Doch in den 1980er Jahren änderte<br />

sich die amerikanische Comiclandschaft radikal:<br />

Neben Alan Moores „Watchmen“ (das nun<br />

ebenfalls seinen Weg ins Kino gefunden hat,<br />

siehe S. 24) war es vor allem „The Dark Knight<br />

Returns“ von Frank Miller („Sin City“, „300“),<br />

das Comics für Erwachsene wieder salonfähig<br />

machte. Millers Geschichte zeichnet Batman<br />

als einen verbitterten Extremisten, der sich mit<br />

dem massenmordenden Psychopathen Joker<br />

ein tödliches Duell liefert.<br />

Batman und Burton<br />

Bei seiner Kinoversion nahm sich Newcomer<br />

Tim Burton, der vorher erst einen anderen Film<br />

gedreht hatte, Millers Vision genauso zum Vorbild<br />

wie die ersten Ausgaben von Bob Kane.<br />

Gleichzeitig drückte er „Batman“ mit seinem<br />

ganz besonderen Stil einen ganz eigenen<br />

Stempel auf. Sein Batman, souverän verkörpert<br />

von Michael Keaton, erscheint ebenso wie<br />

seine Gegner als Außenseiter, während seine<br />

Heimatstadt Gotham City zu einem düsteren<br />

Gothic-Albtraum umstilisiert wird. Trotzdem<br />

ist der Film eindeutig die<br />

Show von Charaktermime<br />

Jack Nicholson, der<br />

als damalige Traumbesetzung<br />

für den irre grinsenden Joker<br />

angesehen werden kann. Dementsprechend<br />

ließ er sich den Spaß<br />

entlohnen: Seine Gage von<br />

60 Millionen Dollar war damals<br />

neuer Rekord. Außerdem<br />

schuf<br />

Komponist<br />

Danny Elfman<br />

ein musikalisches<br />

Spezial | www.bluray-vision.de 9<br />

| November 2009 15


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Er stahl Batman Michael Keaton und Kim Basinger die Show: Jack Nicholson mit einer grandiosen<br />

Vorstellung als Joker. Bei der ebenfalls grandiosen Gage hatte er natürlich gut lachen<br />

Thema, das wie kein anderes mit Batman<br />

assoziiert werden dürfte. Dank einer für die<br />

damalige Zeit wegweisenden Marketing-Kampagne<br />

wurde „Batman“ zu einem der erfolgreichsten<br />

Filme seiner Zeit und Tim Burton<br />

stieg endgültig in die A-Liga der Regisseure<br />

auf. Das Drehbuch verknüpft geschickt die bekannte<br />

Entstehungsgeschichte des Helden mit<br />

der des Jokers, die hier zum allerersten Mal<br />

überhaupt erzählt wird. Die Liebesgeschichte<br />

mit der Journalistin Vicki Vale (Kim Basinger)<br />

wirkt dagegen sehr unterentwickelt.<br />

Die Blu-ray kann zunächst einmal optisch<br />

überzeugen: Das Bild ist angesichts des Alters<br />

des Films erstaunlich scharf, allerdings wirkt<br />

so manche Szene auch im negativen Sinne<br />

„berauschend“. Die Farben scheinen etwas<br />

gedämpft und Defi zite beim Kontrast werden<br />

besonders im düsteren Finale offenbar. Leider<br />

wirkt der deutsche Ton wie ein schlechter Witz<br />

des Jokers, denn die lediglich in Dolby Stereo<br />

vorliegende Spur lässt jeglichen Raumklang<br />

vermissen. Darüber hinaus erscheinen Stimmen<br />

und Geräusche fl ach. Wer des Englischen<br />

mächtig ist, dem sei unbedingt die Dolby-True-<br />

HD-Abmischung empfohlen. Nur für diesen<br />

Teil der Zuschauer dürfte zudem der Audiokommentar<br />

von Tim Burton gedacht sein,<br />

es gibt nämlich dazu weder deutsche noch<br />

englische Untertitel. Jedem Batman-Fan lässt<br />

dagegen das Bonusmaterial das Herz höherschlagen,<br />

sowohl aufgrund des Inhalts als auch<br />

des prallen Umfangs von etwa zweieinhalb<br />

Stunden. Da verschmerzt man auch fast, dass<br />

die Extras nur in DVD-Qualität vorliegen.<br />

Tierische Weihnachten<br />

Nach dem riesengroßen Erfolg war eine<br />

Fortsetzung nur eine Frage der Zeit. Schon<br />

drei Jahre später war es so weit und Burtons<br />

Batman kehrte auf die Leinwand zurück. In<br />

„Batman Returns“ sieht man noch deutlicher<br />

die Handschrift des Regisseurs. Dabei wird<br />

es zunächst tierisch, denn zur Fledermaus<br />

gesellen sich eine Katze und ein Wasservogel.<br />

Dieses Mal muss der in Schwarz gekleidete<br />

Held nämlich gegen zwei Kontrahenten<br />

ins Feld ziehen, den ekligen Pinguin<br />

(Danny DeVito) und die laszive Catwoman<br />

(Michelle Pfeiffer). Was sich schon beim ersten<br />

Film bemerkbar machte, wird nun offensichtlich:<br />

Burton ist eigentlich viel mehr an<br />

den schillernden Schurken interessiert, sodass<br />

Batman selbst in den Hintergrund gedrängt<br />

wird. Dafür bewies Burton erneut<br />

sein Händchen für ein gelungenes Casting<br />

und fand auch dieses Mal die perfekten<br />

Schauspieler für die ikonischen Figuren. Zusätzlich<br />

wird aus Gotham ein winterliches<br />

Wunderland, das streckenweise mehr an<br />

„The Nightmare Before Christmas“ als an<br />

den<br />

Vorgänger<br />

„Batman“ erinnert.<br />

Trotzdem kann Burton<br />

erneut überzeugen und<br />

macht auch die Fortsetzung<br />

zum Welterfolg.<br />

Die Bildqualität begeistert<br />

im zweiten<br />

Teil noch mehr als<br />

beim Vorgänger. Trotz des<br />

sparsamen Einsatzes durch<br />

den Regisseur (oder vielleicht gerade<br />

dadurch) wirken die Farben überraschend<br />

kräftig. Auch der Schwarzwert überzeugt noch<br />

etwas mehr, dafür kehrt mit Batman leider<br />

ebenfalls das störende Rauschen zurück. Der<br />

Blockbuster war der erste Film mit Dolby-Digital-Ton,<br />

daher überzeugt auch die deutsche<br />

Surround-Spur. Besonders die kongeniale<br />

Musik von Danny Elfman kommt sehr atmosphärisch<br />

zur Geltung, dagegen wirken vor<br />

allem die Stimmen fl achbrüstig. Räumliche<br />

Tim Burton übertraf sich bei der Besetzung<br />

der Bösewichter in seinem zweiten Batman-<br />

Film wieder selbst – Danny DeVito und<br />

Michelle Pfeiffer scheinen ihr Innerstes<br />

nach außen zu kehren<br />

16


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Effekte kommen zwar vor, sind aber relativ<br />

selten. Inhaltlich interessant, aber längst nicht<br />

so umfangreich wie bei Teil eins präsentieren<br />

sich die Extras. Burtons Audiokommentar ereilt<br />

dasselbe Schicksal wie den Vorgänger: Die Untertitel<br />

fehlen.<br />

Der Anfang vom Ende<br />

Was nach den ersten beiden Filmen folgte,<br />

dürfte jedem Batman-Fan die Tränen in die<br />

Augen treiben. Unter dem Druck von Warner<br />

Bros. räumte Regisseur Burton seinen Platz<br />

und übernahm beim dritten Teil nur die Produktion.<br />

Zu düster und familienunfreundlich<br />

war den produzierenden Studios „Batman<br />

Returns“ geraten. Mit Joel Schumacher wurde<br />

bald ein neuer Regisseur gefunden, der sich<br />

bei seiner Vorstellung von Batman wiederum<br />

von der TV-Serie aus den 1960er Jahren inspirieren<br />

ließ. So kam Robin, verkörpert von Chris<br />

O’Donnell, ins Spiel. Außerdem wurden mit<br />

dem Riddler (Jim Carrey) und Two-Face (Tommy<br />

Lee Jones) zwei Antagonisten eingeführt,<br />

die eher lächerlich als eine echte Bedrohung<br />

waren. Dafür gibt es mit dem roten Faden<br />

des Schizophrenie-Themas, dargestellt durch<br />

die Psychologin Dr. Chase Meridian (Nicole<br />

Kidman), immerhin noch eine ernsthafte Komponente.<br />

Optisch ist der dritte Film ein Rückschritt, das<br />

Bild rauscht noch stärker als bei den Vorgängern<br />

und echte HD-Schärfe ist selten. Selbst<br />

die Farben wirken in dem verglichen mit<br />

Burtons Filmen deutlich bunteren Movie etwas<br />

blass. Dafür kann der Ton mit wesentlich<br />

mehr Dynamik und Raumklang punkten. Als<br />

erste Blu-ray mit geschnittenen Szenen sind<br />

die Extras inhaltlich erneut sehr gut, könnten<br />

allerdings noch mehr in die Tiefe gehen.<br />

Jegliche Form von Ernsthaftigkeit lässt der vierte<br />

Teil vermissen. Mehr wie eine Parodie der Vorgänger<br />

wirkend, übertrifft „Batman & Robin“,<br />

den viele für einen der schlechtesten Filme aller<br />

Zeiten halten, die TV-Serie und den dazugehörigen<br />

Streifen aus den 1960er Jahren noch an<br />

Albernheit. Während diese wenigstens noch<br />

die Entschuldigung vorzuweisen haben, ein<br />

Produkt ihrer Zeit zu sein, wirkt Schumachers<br />

zweiter Batman-Film vor allem aus heutiger Perspektive<br />

wie ein schlechter Witz. Das fängt bei<br />

lächerlichen Fetischkostümen an, die mit jedem<br />

der zahlreichen Kleiderwechsel alberner werden,<br />

setzt sich bei den schmerzhaft unlustigen<br />

Wortspielen fort, die sämtliche Figuren ständig<br />

verwenden, und hört schließlich bei der grauenhaften<br />

Fehlbesetzung auf. So gab George Clooney<br />

später selbst zu, dass seine Verkörperung<br />

von Batman nicht zu den Glanzlichtern seiner<br />

Karriere zählt. Den Vogel schießt aber eindeutig<br />

Arnold Schwarzeneggers Darstellung des Mr.<br />

Freeze ab, sie kann als absoluter Tiefpunkt<br />

der Karriere des heutigen Gouverneurs<br />

angesehen werden.<br />

Dafür kann sich der Film auf Blu-ray immerhin<br />

optisch und klanglich sehen lassen.<br />

Wenngleich die Farben in den knallbunten<br />

Actionszenen wieder seltsam blass<br />

wirken, sorgen Kontrast und Schwarzwert für<br />

Großes Bild für eine kleine Rolle, große Mimen in einem schlechten Spiel – auch Drew Barrymore,<br />

Tommy Lee Jones und Jim Carrey konnten „Batman Forever“ nicht zu einem zeitlosen Erfolg verhelfen<br />

Batman George Clooney ist neben dem Batmobil<br />

kaum zu erkennen – besser so, sagt er selbst<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 17


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Mit Batman Christian Bale<br />

beginnt alles ganz von<br />

vorn – dunkel, episch,<br />

klasse!<br />

einen insgesamt positiven Eindruck. Auch das<br />

Bild wirkt deutlich klarer, obwohl einige wenige<br />

Einstellungen dafür umso stärker rauschen.<br />

Sogar der Ton legt trotz erneut fehlender deutscher<br />

HD-Abmischung im Vergleich zum Vorgänger<br />

in Sachen Dynamik und reiner Wucht<br />

noch eins auf. Die Extras entsprechen denen<br />

der anderen Filme (bis auf den ersten).<br />

Wiedergeburt und Neuanfang<br />

Acht Jahre mussten ins Land ziehen, bis sich der<br />

dunkle Ritter erneut auf die Leinwand schwingen<br />

konnte. Die Reaktion auf „Batman & Robin“<br />

war so negativ, dass den Verantwortlichen<br />

nur ein Neustart der gesamten Reihe sinnvoll<br />

erschien. Man ging einen ähnlichen Weg wie<br />

bereits bei Burtons Batman und verpfl ichtete<br />

mit Christopher Nolan einen Regisseur, der<br />

zwar schon Kritiker-Erfolge wie „Memento“ feiern<br />

konnte, auf seinen endgültigen Durchbruch<br />

in Hollywood allerdings immer noch wartete.<br />

Wie schon Burton entschied sich Nolan für<br />

eine Konzentration auf die dunklen Aspekte<br />

der Fledermaus. Anders als bei dessen Gothic-<br />

Albtraum wollte er jedoch Batman mit einer<br />

realistischen Herangehensweise neu interpretieren.<br />

Und während Burton sich mehr für die<br />

Schurken als für den Helden zu interessieren<br />

schien, konzentrierte sich Nolan voll auf die zerrissene<br />

Persönlichkeit des maskierten Rächers.<br />

Mit Christian Bale konnte darüber hinaus ein<br />

Schauspieler gewonnen werden, der die Doppelrolle<br />

Bruce Wayne/Batman wohl so gut ausfüllte<br />

wie noch kein Schauspieler zuvor. Fans,<br />

Kritiker und normale Kinogänger waren sich einig:<br />

Das war der beste Batman-Film aller Zeiten.<br />

Die Geschichte dreht sich um Bruce Waynes<br />

Versuch, im fernen Ausland zu sich selbst zu<br />

fi nden. Stattdessen wird er von einer geheimen<br />

Ninja-Sekte aufgespürt und ausgebildet. Als er<br />

nach Gotham City zurückkehrt, entwickelt er seine<br />

Vision eines nächtlichen Rächers.<br />

Die Blu-ray ist beachtlich und ein Must-have<br />

für Comicfans. Das glasklare Bild begeistert mit<br />

einem nahezu makellosen Kontrast. Der sehr<br />

gut abgemischte Ton ist gleichzeitig krachend<br />

Maggie Gyllenhaal, die Frau an der Seite des<br />

dunklen Ritters – mehr oder weniger<br />

und düster und in der HD-Version sogar noch<br />

nuancierter. Besonders in den Szenen, in denen<br />

Fledermausschwärme auftauchen, sausen<br />

diese tonal nur so um den Zuhörer. Das extrem<br />

coole neue Batmobil namens „Tumbler“<br />

lässt den Subwoofer mit röhrenden Bässen<br />

erzittern. Darüber hinaus sind die zahlreichen<br />

interessanten Extras äußerst sehenswert. Diese<br />

sind zwar in der Regel jeweils nur etwa zehn bis<br />

15 Minuten lang, lassen dabei aber trotzdem<br />

kaum einen Aspekt der Produktion aus. Als<br />

Sahnehäubchen kann man sich mit den ersten<br />

Minuten von „The Dark Knight“ in IMAX-Qualität<br />

schon einmal Appetit auf die Fortsetzung<br />

holen.<br />

Der Rekord-Ritter<br />

Drei Jahre später machte sich Nolan daran, mit<br />

„The Dark Knight“ die Latte noch einmal höher<br />

zu legen. Während er im ersten Teil auf Batmans<br />

Nemesis Joker verzichtet hatte – wahrscheinlich,<br />

auch um Ähnlichkeiten mit Burtons erstem<br />

Film zu vermeiden – wurde der Clownprinz des<br />

Verbrechens immerhin am Ende von „Batman<br />

Begins“ in Form einer Spielkarte angekündigt.<br />

Dementsprechend schnell machten erste Casting-Gerüchte<br />

die Runde. Von Robin Williams<br />

über Tim Robbins bis zu Johnny Depp waren<br />

eine ganze Reihe Stars „ganz sicher“ der Joker.<br />

Bei dem Schauspieler, den Nolan schließlich<br />

wählte (und von Anfang an wollte), waren die<br />

meisten jedoch eher irritiert: Heath Ledger.<br />

Zweifel darüber wurden laut, ob der erst 28-<br />

jährige Ledger Schauspiellegende Nicholson<br />

das Wasser würde reichen können. Erste bewegte<br />

Bilder ließen solche Kritiker allerdings<br />

schnell verschwinden, denn Ledgers Joker ist<br />

18


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Freunde mit zwei Gesichtern, Batmobil auf zwei Rädern – Batman rast auch im<br />

zweiten Teil des Neuanfangs auf dem schmalen Grat zwischen Gut und Böse<br />

Der Mann ohne Schlips ist natürlich der<br />

Regisseur, Christopher Nolan<br />

eine schauspielerische Performance der Extraklasse.<br />

Leider war es auch seine letzte, Heath<br />

Ledger starb überraschend nach Abschluss<br />

der Dreharbeiten. Doch nicht nur Ledgers tragisches<br />

Schicksal und seine überwältigende<br />

Leistung verhelfen „The Dark Knight“ zu seinem<br />

Status als zweiterfolgreichster Film aller<br />

Zeiten. Nolan nimmt die Figur Batman und<br />

strickt um sie herum einen komplexen, mit<br />

philosophischen und politischen Untertönen<br />

aufgeladenen Thriller um Moral und Ehre, der<br />

mehr mit Filmen wie „Heat“ und „Der Pate“<br />

gemeinsam hat, als mit herkömmlichen Comicadaptionen.<br />

Dreh- und Angelpunkte der<br />

Geschichte sind einerseits der anarchische<br />

Joker, der, von der Mafi a unterstützt, wie ein<br />

tollwütiger Hund auf die Ordnungshüter losgeht,<br />

und andererseits der neue Bezirksstaatsanwalt<br />

Harvey Dent (Aaron Eckhart), der als<br />

„weißer Ritter“ der Gerechtigkeit den Einwohnern<br />

Gothams neue Hoffnung gibt. Trotz allen<br />

Tiefgangs ist der Film gleichzeitig ein furios<br />

inszeniertes Actionspektakel, das dank der<br />

zahlreichen mit IMAX-Kameras gedrehten<br />

Szenen eine noch nie da gewesene Detailfülle<br />

offenbart. Davon profi tiert auch die Blu-ray<br />

und vor allem diese Sequenzen machen den<br />

Film zur Bildreferenz. Tonal überzeugt besonders<br />

der HD-Mix des englischen Tons, aber<br />

auch die deutsche Dolby-Digital-Spur kann<br />

sich hören lassen. Interaktive Featurettes können<br />

während des Films aktiviert oder separat<br />

als Making-of angesehen werden. Die beiden<br />

Dokumentationen auf der zweiten Blu-ray<br />

über die Technologie und Psychologie des<br />

Flattermanns sind dagegen enttäuschend, weniger<br />

aufgrund des immerhin soliden Inhalts,<br />

sondern vielmehr wegen der reißerischen<br />

Aufmachung. Speziell ein Audiokommentar<br />

von Christopher Nolan und etwas mehr Informationen<br />

zu Heath Ledgers Verkörperung des<br />

Jokers wären wünschenswert gewesen.<br />

Batman für immer<br />

Nach dem Tod Heath Ledgers steht die Reihe<br />

erneut am Scheideweg. Eigentlich sollte<br />

der Joker auch in einem eventuellen dritten<br />

Teil eine wichtige Rolle spielen. Nun müssen<br />

Nolan und Co. nach anderen Schurken<br />

Ausschau halten. Die Gerüchteküche brodelt<br />

bereits. Unter anderem sind Johnny Depp als<br />

Joker-Ersatz und Rachel Weisz („Die Mumie“)<br />

Grell, grandios, genial – Bösewicht Joker<br />

im Wandel der Filmgeschichte<br />

als Catwoman im Gespräch. Auch ein wundersames<br />

Wiederauftauchen der Two-Face-<br />

Figur nach ihrem doch sehr fi nalen Schicksal<br />

in „The Dark Knight“ scheint im Rahmen des<br />

Möglichen. Nach den weltweiten Einnahmen<br />

des Films von knapp einer Milliarde US-Dollar<br />

wird Warner Bros. mit einer Fortsetzung wahrscheinlich<br />

nicht lange fackeln. Fakt ist, Batman<br />

wird auch mit über 70 Jahren auf dem Buckel<br />

in Zukunft wieder über Kinoleinwände<br />

und dann schließlich auf Blu-ray durch<br />

das Heimkino fl attern.<br />

DOMINIK DROZDOWSKI<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 19


Spezial<br />

Blu-ray<br />

a<br />

Geschichte einer Fledermaus<br />

Batman hält die Welt in Atem<br />

Comicverfilmung<br />

Filminhalt:<br />

US 1966 Vertrieb: 20th<br />

Century Fox Bildformate:<br />

MPEG-4, 1,85 : 1 Tonformate:<br />

DTS-HD MA 5.1, DTS 5.1<br />

Datenrate Bild: 33,5 Mbps<br />

Datenrate Ton: 768 kbps<br />

Regie: Leslie H. Martinson<br />

Laufzeit: 105 min FSK: ab 6<br />

Jahren Preis: 22 Euro Start:<br />

erhältlich<br />

Bildqualität 4,5/10<br />

Tonqualität 3/10<br />

Bonusmaterial 8/10<br />

Blu-ray-Effekt 1/10<br />

Gesamt 4/10<br />

Kurzfazit: Heilige Nostalgie, Batman! Skurril-lustiges<br />

Zeitdokument mit viel Bat-Wissen in den Extras.<br />

Batman<br />

Batman Returns<br />

Batman Forever<br />

Comicverfilmung<br />

Comicverfilmung<br />

Comicverfilmung<br />

US 1989 Vertrieb: Warner<br />

Bros. Bildformate: VC-1,<br />

1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />

True HD 5.1, DD 5.1, DD 2.0<br />

Datenrate Bild: 25 Mbps<br />

Datenrate Ton: 192 kbps<br />

Regie: Tim Burton Laufzeit:<br />

126 min FSK: ab 12 Jahren<br />

Preis: 15 Euro Start: erhältlich<br />

US 1992 Vertrieb: Warner<br />

Bros. Bildformate: VC-1,<br />

1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />

True HD 5.1, DD 5.1 Datenrate<br />

Bild: 19 Mbps Datenrate Ton:<br />

640 kbps Regie: Tim Burton<br />

Laufzeit: 126 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 15 Euro Start:<br />

erhältlich<br />

US 1995 Vertrieb: Warner<br />

Bros. Bildformate: VC-1,<br />

1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />

True HD 5.1, DD 5.1<br />

Datenrate Bild: 22 Mbps<br />

Datenrate Ton: 640 kbps<br />

Regie: Joel Schumacher<br />

Laufzeit: 121 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 15 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

Filminhalt:<br />

Filminhalt:<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 7/10<br />

Bildqualität 8/10<br />

Bildqualität 5,5/10<br />

Tonqualität 2/10<br />

Tonqualität 6/10<br />

Tonqualität 7/10<br />

Bonusmaterial 7/10<br />

Bonusmaterial 6/10<br />

Bonusmaterial 6/10<br />

Blu-ray-Effekt 1/10<br />

Blu-ray-Effekt 1/10<br />

Blu-ray-Effekt 1,5/10<br />

Gesamt 4/10<br />

Gesamt 5/10<br />

Gesamt 5/10<br />

Kurzfazit: Atmosphärisches Gothic-Meisterwerk von<br />

Tim Burton. Leider wird der HD-Genuss durch den<br />

schwachen deutschen Ton erheblich gemindert.<br />

Kurzfazit: „Batman Returns“ trägt noch deutlicher die<br />

Burton-Handschrift und ist düsterer als der erste Teil. Vor<br />

allem aufgrund des Bildes lohnt diese Batman-Blu-ray.<br />

Kurzfazit: Schwacher Versuch, Burtons<br />

Reihe mit zahlreichen Farbklecksen weiterzuführen.<br />

Auch die Optik der Blu-ray ist eher mäßig.<br />

Batman & Robin<br />

Batman Begins<br />

The Dark Knight<br />

Comicverfilmung<br />

Comicverfilmung<br />

Comicverfilmung<br />

US 1997 Vertrieb: Warner<br />

Bros. Bildformate: VC-1,<br />

1,85 : 1 Tonformate: Dolby<br />

True HD 5.1, DD 5.1<br />

Datenrate Bild: 30 Mbps<br />

Datenrate Ton: 640 kbps<br />

Regie: Joel Schumacher<br />

Laufzeit: 125 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 15 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

US 2005 Vertrieb: Warner<br />

Bros. Bildformate: VC-1,<br />

2,40 : 1 Tonformate: Dolby<br />

True HD 5.1, DD 5.1<br />

Datenrate Bild: 19 Mbps<br />

Datenrate Ton: 640 kbps<br />

Regie: Christopher Nolan<br />

Laufzeit: 140 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 30 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

US 2008 Vertrieb: Warner<br />

Bros. Bildformate: VC-1,<br />

2,40 : 1/1,44 : 1 Tonformate:<br />

Dolby True HD 5.1, DD 5.1<br />

Datenrate Bild: 26,7 Mbps<br />

Datenrate Ton: 448 kbps<br />

Regie: Christopher Nolan<br />

Laufzeit: 153 min FSK: ab 16<br />

Jahren Preis: 15 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 8/10<br />

Tonqualität 8/10<br />

Bonusmaterial 5/10<br />

Blu-ray-Effekt 2/10<br />

Gesamt 6/10<br />

Kurzfazit: Eine fi lmische Katastrophe biblischen<br />

Ausmaßes, auf Blu-ray immerhin technisch<br />

ansehnlich.<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 9/10<br />

Tonqualität 9/10<br />

Bonusmaterial 7,5/10<br />

Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />

Gesamt 8/10<br />

Kurzfazit: Nolan erfi ndet Batman fulminant neu<br />

und auch rein technisch gehört die Blu-ray in jede<br />

Filmsammlung.<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 10/10<br />

Tonqualität 8,5/10<br />

Bonusmaterial 6/10<br />

Blu-ray-Effekt 7/10<br />

Gesamt 8/10<br />

Kurzfazit: Einer der besten Filme seit Langem in<br />

bestechend guter Filmqualität. Wer da nicht zuschlägt,<br />

ist selbst schuld.<br />

Bilder: 20th Century Fox, devianart, Warner Bros.<br />

20


Technische Perfektion<br />

virtuos in Szene gesetzt.<br />

Das harmonische Zusammenspiel von erstklassiger Technik<br />

und edlem Design: Der Metz Primus steht für höchste Fernsehkultur.<br />

Eine virtuose Komposition aus Holz und Metall, l,<br />

die auch höchsten ästhetischen Ansprüchen gerecht wird.<br />

Auch technologisch ist die Primusserie von Metz ein echtes<br />

Meisterwerk. Hervorragende Bild- und Tonqualität bieten<br />

eine in jedem Detail konzertreife Vorstellung. Erleben Sie<br />

technische Perfektion „Made in Germany“ – Ihr Metz Fachhändler<br />

lädt Sie gern zu einer Vorführung ein!<br />

Ausstattung und Lieferfähigkeit modellabhängig.<br />

Metz Primus LCD-TV<br />

Technische Perfektion<br />

<br />

Sicher in die Zukunft<br />

<br />

Bedienfreundlichkeit<br />

<br />

Ausgezeichnete Qualität<br />

<br />

Bequemer Service<br />

Metz – immer erstklassig.<br />

www.metz.de


Spezial Film<br />

Blu-ray<br />

Dossier James Bond ( 007 ) :<br />

Bürgerlicher Name: James Bond<br />

Geburtsjahr: 1952<br />

1. Roman: ,Casino Royale“<br />

Geistiger Vater: Ian Fleming<br />

Bisher verkörpert durch: Sean Connery,<br />

George Lazenby, Roger Moore,<br />

Timothy Dalton, Pierce Brosnan,<br />

Daniel Craig<br />

Anzahl Kinofilme: 22<br />

Lieblingsdrink: Martini, geschüttelt,<br />

nicht gerührt<br />

Lieblingsgegner: Ernst Stavro Blofeld<br />

Hobbys: Frauen, für Unruhe sorgen<br />

Besondere Fähigkeiten: technisches<br />

Naturtalent, Frauenheld,<br />

Tauchspezialist,<br />

flotte Sprüche rei en,<br />

Aufmerksamkeit auf sich<br />

lenken<br />

Schon seit über 50 Jahren<br />

führt der Mann mit dem<br />

Codenamen 007 die Zuschauer<br />

an exotische Schauplätze und<br />

begeistert mit aufregender Action<br />

und schönen Frauen. Für einen<br />

Agenten, der mit der Zeit geht,<br />

ist das jedoch zu wenig. Heutzutage<br />

muss selbst eine Ikone der<br />

Popkultur wie Bond eine nachvollziehbare<br />

Psyche besitzen bzw.<br />

plausible Motive für sein drastisches<br />

Vorgehen präsentieren.<br />

Seit der Verfi lmung des ersten<br />

Bond-Romans „Casino Royale“<br />

im Jahr 2006 ist das auch der<br />

Fall. Zudem holten sich die Produzenten<br />

rund um Barbara<br />

Broccoli mit dem aktuellen<br />

Hauptdarsteller Daniel Craig<br />

den wohl charismatischsten<br />

Bond aller Zeiten<br />

ins Boot. Und das, obwohl<br />

der sympathische<br />

Schauspieler äußerlich<br />

rein gar nichts mit dem<br />

im Buch beschriebenen<br />

Topagenten<br />

gemein hat. Anstatt<br />

der Durchschnittsstatur<br />

und des schmalen<br />

Gesichts mit<br />

dunklen, zurückgegelten<br />

Haaren ist<br />

Craigs Filmbond<br />

nun jünger, fi t-<br />

ter und blond.<br />

In der linken Ecke sehen Sie Bond, James Bond. Rechts wartet mit<br />

dem wesentlich jüngeren Jason Bourne ein ernst zu nehmender Gegner.<br />

Ring frei für die neusten Agentenfi lme auf Blu-ray.<br />

James Bond (007)<br />

Da sich aber sowieso nur die<br />

wenigsten der 22 Bond-Filme<br />

direkt an Ian Flemings Vorlagen<br />

orientieren, dürfte das Aussehen<br />

der Hauptfi gur das geringste Problem<br />

sein. Seinen Namen erhielt<br />

der Agent übrigens von einem<br />

Vogelkundler, den sein geistiger<br />

Vater Fleming gerade las.<br />

Die meisten von Bonds persönlichen<br />

Eigenschaften stammen<br />

hingegen von Patrick Dalzel-Job,<br />

einem unter Fleming dienenden<br />

Marineoffi zier. Dessen Verdienste<br />

während des Zweiten Weltkriegs<br />

erhalten großen Zuspruch in den<br />

Memoiren des Thrillerautors. Als<br />

weiteres Vorbild gilt der Autor<br />

selbst, der während seiner Zeit als<br />

Geheimdienstler genügend Erfahrungen<br />

für seine Geschichten<br />

sammelte. Und selbstverständlich<br />

spielte Flemings Schwäche<br />

für das andere Geschlecht eine<br />

entscheidende Rolle. Die Übereinstimmungen<br />

zwischen Bonds<br />

und Flemings Lebenslauf sprechen<br />

Bände: So besuchten die<br />

zwei z. B. das Eton College, von<br />

dem sie wegen einer Frauengeschichte<br />

fl ogen. Beide dienten<br />

zudem während des Zweiten<br />

Weltkriegs in der Royal Navy. Den<br />

abenteuerlichen Weg vom Navy<br />

Commander zum MI6-Agenten<br />

mit der Lizenz zum Töten ging<br />

Bond dann aber allein.<br />

Gegenspieler<br />

In den älteren Filmen sind Bonds Gegner<br />

allesamt Superschurken, die den Kalten Krieg<br />

für ihre Zwecke ausnutzen. Seit den 1990ern<br />

bauten seine Kontrahenten an Skurrilität ab.<br />

Ermittlungsmethoden<br />

Bond hat deutlich mehr Spaß bei der Arbeit:<br />

Für die Ermittlungen nutzt er seine zahlreichen<br />

Kontakte, die von Q gebastelten Gadgets sowie<br />

seinen Charme bei den Frauen.<br />

Fahrzeuge<br />

Wie es sich für Agenten<br />

gehört, brauchen sich<br />

beide nur hinter das<br />

Steuer eines Fahrzeugs<br />

zu setzen und<br />

beherrschen es perfekt.<br />

Während sich Bond nur<br />

mit dem Besten zufriedengibt<br />

(BMW oder<br />

Aston Martin) und auch<br />

meist integrierte Waffen<br />

an Bord hat, ...<br />

22<br />

Ian Fleming<br />

Der Vater des Agentengenres erblickte 1908 in<br />

London das Licht der Welt. Im Gegensatz zu<br />

seinem älteren Bruder Peter, der sich als Reiseschriftsteller<br />

verdingte, begann er seine Schreibtätigkeit<br />

erst mit 45 Jahren. Als Journalist hatte<br />

er es zunächst schwer, seine Spionagethriller an<br />

den Mann zu bringen. Erst Anfang der 1960er<br />

Jahre kam mit Sean Connerys Bond-Darstellung<br />

der weltweite Durchbruch. Bis zu seinem Tod<br />

1964 verfasste er insgesamt zwölf Bond-Romane<br />

sowie zwei Kurzgeschichtensammlungen.<br />

Waffeneinsatz<br />

Bonds Lieblingswaffe ist die Walter PP7, die er<br />

oft und gerne einsetzt, ohne mit der Wimper zu<br />

zucken. Neben seiner Uhr gehört die speziell<br />

angefertigte Pistole zur Standardausrüstung.


Dossier Jason Bourne:<br />

Blu-ray<br />

Spezial<br />

Bürgerlicher Name: David Webb<br />

Geburtsjahr: 1980<br />

1. Roman: ,Die Bourne Identität “<br />

Geistiger Vater: Robert Ludlum<br />

Bisher verkörpert durch: Richard Chamberlain,<br />

Matt Damon<br />

Anzahl Kinofilme: 3<br />

Lieblingsdrink: Wodka ( als Desinfektionsmittel )<br />

Lieblingsgegner: Carlos der Schakal<br />

( Ilich Ramírez Sánchez )<br />

Hobbys: Laufen, Zugfahren<br />

Besondere Fähigkeiten: spricht flie end<br />

diverse Sprachen,<br />

Meister im Nahkampf,<br />

Untertauchen,<br />

Identität wechseln,<br />

Täuschen<br />

Jason Bourne<br />

Die Auftraggeber der Bourne-Verschwörung<br />

sind anonym. Die Killer selbst verkörpern<br />

perfekte Soldaten und unterscheiden sich<br />

charakterlich nur in ihrer Art zu kämpfen.<br />

Bourne recherchiert im World Wide Web, per<br />

Telefon oder vor Ort mittels Täuschung, Diebstahl<br />

und Beschattung. Er ist mit vollem Ernst<br />

bei der Sache und dadurch glaubwürdiger.<br />

... nimmt Bourne,<br />

was er kriegen kann.<br />

Er nutzt die Vorzüge<br />

eines Vehikels je nach<br />

Umgebungsbeschaffenheit<br />

gezielt aus,<br />

um seinen Verfolgern<br />

zu entkommen, egal<br />

ob beim Mini, beim<br />

Volga 3110 oder<br />

bei einer Cross-<br />

Maschine.<br />

Bourne ist eine völlig neue Generation<br />

von Geheimagent:<br />

Er ist glaubwürdig, menschlich,<br />

voller Zweifel in Bezug auf seine<br />

Taten und denkt sehr problembezogen.<br />

Das Kinopublikum<br />

schätzt vor allem seine realistische<br />

Handlungsweise und die<br />

Entwicklung, die er während der<br />

Filme durchmacht. In diesen ist<br />

Bourne ein Agent Mitte 30, der<br />

für das Geheimprojekt „Treadstone“<br />

diverse menschliche Ziele<br />

ausschaltet, ohne Spuren zu hinterlassen.<br />

Nach einem missglückten<br />

Anschlag auf den Abgeordneten<br />

Nykwana Wombosi wird er<br />

vor der französischen Küste von<br />

einem Fischkutter aufgesammelt<br />

– ohnmächtig, verletzt und ohne<br />

Erinnerungen. Der Umstand der<br />

Amnesie prägt die ganze Filmreihe.<br />

So sorgt die Erforschung<br />

der Vergangenheit für noch mehr<br />

Spannung und macht Bournes<br />

Charakter undurchsichtig. Wie<br />

wichtig die Amnesie für die Figurenentwicklung<br />

ist, zeigt schon allein<br />

der Name Bourne. Autor Robert<br />

Ludlum übernahm ihn von<br />

dem ersten dokumentierten Fall<br />

eines Mannes, der unter Amnesie<br />

litt. Im Laufe der „Bourne Identität“<br />

erinnert sich der Filmheld<br />

jedoch an seine frühere Tätigkeit<br />

als Killer und beginnt, sein Handeln<br />

zu bedauern. Die Reue treibt<br />

ihn in „Die Bourne Verschwörung“<br />

dazu, bei der Tochter seiner<br />

ersten Mordopfer um<br />

Vergebung zu bitten.<br />

Wegen seines Status<br />

als unkontrollierbare<br />

Superwaffe steht er auf<br />

der Gesuchten-Liste der<br />

CIA und wird gnadenlos<br />

gejagt. Grund dafür ist das<br />

immense Interesse der<br />

Drahtzieher, ihr misslungenes<br />

Projekt „Treadstone“<br />

vor der Öffentlichkeit geheim<br />

zu halten. Anstatt nur zu fliehen<br />

und unterzutauchen, verfolgt<br />

Bourne gleichzeitig die verantwortlichen<br />

Drahtzieher. Im Filmgewerbe<br />

definiert die Bourne-Reihe<br />

den Begriff der Bewegungsästhetik<br />

völlig neu. Statt durch<br />

Sprache drückt sich der Titelheld<br />

durch seine nie zur Ruhe kommenden<br />

Handlungen aus. Seine<br />

Logik besteht darin, jede Situation<br />

so effizient wie möglich zu bewältigen.<br />

Das spiegelt sich auch<br />

in der von ihm angewandten<br />

Nahkampftechnik wider. Diese<br />

beruht auf der philippinischen<br />

Technik „Kali“ und bezieht Gegenstände<br />

der Umgebung mit<br />

ein. Zudem praktiziert er einen<br />

Stil, der an Bruce Lees „Jeet Kune<br />

Do“ erinnert, geht also kräftig in<br />

die Offensive und hindert den<br />

Gegner am Angriff.<br />

Robert Ludlum<br />

Bevor Jason Bourne eine Waffe zieht, muss viel<br />

passieren. War er früher noch ein skrupelloses<br />

Tötungsinstrument, mordet er nun ausschließlich<br />

in größter Bedrängnis.<br />

Nach seinem Romandebüt „Das Scarlatti-Erbe“ von 1971 veröffentlichte<br />

Robert Ludlum noch 22 weitere Romane. 1980 brachte ihm<br />

„Die Bourne Identität“ Weltruhm. Auf die Frage, wie er zu dem Thema<br />

Amnesie gekommen sei, antwortete der inzwischen 59-Jährige in<br />

einem Interview, dass er sich nicht mehr erinnern könne, was in den<br />

zwölf Stunden passierte, nachdem er sein erstes Buch veröffent-licht<br />

hatte. Dieses Erlebnis bewog ihn zu Bournes Gedächtnisverlust, der<br />

einen existenziellen Spannungsfaktor in der Trilogie ausmacht. In<br />

Deutschland kam diese übrigens zuerst unter dem russisch angehauchten<br />

Namen „Borowski“ statt „Bourne“ heraus. Der gebürtige<br />

New Yorker verstarb im März 2001 im Alter von 73 Jahren.<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 23


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Die Welt ist nicht genug<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 8/10<br />

Tonqualität 8/10<br />

Bonusmaterial 5/10<br />

Blu-ray-Effekt 3/10<br />

Gesamt 6/10<br />

Kurzfazit: Die Motorboot-Szene auf der<br />

Themse zählt zu den bekanntesten Bond-<br />

Verfolgungsjagden aller Zeiten. Alles<br />

andere gerät schnell in Vergessenheit.<br />

Casino Royale<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 9/10<br />

Tonqualität 9,5/10<br />

Bonusmaterial 9/10<br />

Blu-ray-Effekt 6,5/10<br />

Gesamt 8,5/10<br />

Kurzfazit: „Casino Royale“ zeigt Bond,<br />

wie wir ihn lieben. Daniel Craig frischt<br />

damit das etwas angestaubte Image des<br />

Topspions wieder auf.<br />

Agenten-Action<br />

Filminhalt:<br />

Bewertung Disc<br />

UK, US 2008 Vertrieb: 20th<br />

Century Fox Bildformat:<br />

MPEG-4, 2.35 : 1 Tonformate:<br />

DTS 5.1, DTS-HD MA 5.1 (engl.)<br />

Datenrate Bild: 36 Mbps<br />

Datenrate Ton: 5,7 Mbps<br />

Regie: Marc Forster Laufzeit:<br />

106 min FSK: ab 12 Jahren<br />

Preis: 19 Euro Start: erhältlich<br />

Bildqualität 10/10<br />

Bond hat Stil. Keine Frage, das extrem detaillierte Bild der Blu-ray<br />

lässt die Kinofassung wie eine abgegriff ene VHS-Version aussehen.<br />

Schwarzwerstellung<br />

Farbdar-<br />

Kontrast<br />

Schärfe<br />

Bildfehler<br />

2/2 2/2 2/2 2/2 2/2<br />

Tonqualität 9/10<br />

Präziser kann Sound kaum sein. Hier werden die Verfolgungsjagden<br />

zum akustischen Hochgenuss.<br />

Dynamik<br />

Abmischung<br />

Räumlichkeit<br />

Soundqualität<br />

Tonformat<br />

2/2 2/2 2/2 2/2 1/2<br />

Bonusmaterial 5,5/10<br />

Trotz des standardmäßigen Umfangs fehlt irgendetwas. Ist es der<br />

Audiokommentar oder der Informationsgehalt der Beiträge<br />

Umfang Qualität Inhalt Präsentation<br />

2/3 1,5/3 2/4<br />

Blu-ray-Effekt 7,5/10<br />

Bild und Ton sind pefekt für Heimkinovorführungen. Bild-in-Bild-<br />

Feature sowie BD-Live-Zusätze glänzen durch Abwesenheit.<br />

Wow-Bild Wow-Ton HD-Extras<br />

4/4 2,5/3 1/3<br />

Gesamt 8/10<br />

Kurzfazit: Technisch gesehen ein perfekter<br />

Actionthriller. Inhaltlich fehlt es der altbackenen<br />

Spionagestory jedoch an Tiefgang.<br />

Wie die meisten Bond-Streifen setzt auch<br />

der 22. Film der Serie nur auf einen<br />

Titel von Ian Flemings verfassten Werken, nicht<br />

aber auf dessen Geschichte. Stattdessen führt<br />

er die Geschehnisse aus „Casino Royale“ fort:<br />

Bei einem Verhör des gefangenen Mr. White<br />

(Jesper Christensen) entlarvt das MI6 einen Verräter<br />

in den eigenen Reihen und gelangt so auf<br />

die Spur der geheimen Untergrundorganisation<br />

„Quantum“. Auf der Suche nach den Köpfen der<br />

Vereinigung hofft Bond (Daniel Craig), die Verantwortlichen<br />

für Vesper Lynds Ermordung zu<br />

finden und zur Strecke zu bringen. Zwar spricht<br />

er seine persönliche Trauer nicht explizit aus,<br />

betrinkt sich aber schwermütig mit einem Martini-Cocktail<br />

namens „Vesper“. Gemeinsam mit<br />

der schönen Camille (Olga Kurylenko) deckt er<br />

den schockierenden Plan von Quantums Drahtzieher<br />

Dominic Greene (Mathieu Amalric) auf,<br />

Macht über eine der wichtigsten ökologischen<br />

Ressourcen der Welt zu erlangen.<br />

„Ein Quantum Trost“ stellt zweifellos die Antwort<br />

der Fleming-Anhänger auf die erfolgreiche<br />

Bourne-Konkurrenz dar. Beste Zeichen dafür<br />

sind die ähnlich gestrickte Story (Topagent verliert<br />

Frau und rächt sich), der gehobene Realismusfaktor<br />

(keine Spur von Qs Gimmicks), der<br />

schnelle Schnitt sowie die in ihrer Art ähnlich<br />

aufgestellte Action.<br />

Drehbuchautor Paul Haggis sprang kurzerhand<br />

ab, weshalb die Dreharbeiten ohne ein fertiggestelltes<br />

Skript begonnen werden mussten. Als<br />

Konsequenz daraus entwickelt die Geschichte<br />

keinerlei Tiefgang, wirken die Charaktere blass<br />

und die Abfolge der Ereignisse ist nur schwer<br />

nachvollziehbar. Dennoch<br />

muss man dem<br />

österreichischen Regisseur<br />

Marc Forster eins<br />

lassen: Er zeigt Bond<br />

so, wie er leibt und<br />

lebt, als skrupellosen<br />

Killer. Für den Film<br />

wurde die neuste<br />

Digitalkamera-Technologie<br />

verwendet.<br />

Neben Sonys<br />

neuster „CineAlta-<br />

Ein Quantum Trost<br />

Bildreferenz<br />

Ein Quantum Trost<br />

HD“-Kamera, der „HDW-F900R“ mit 2,2 Millionen<br />

Pixeln, griff man auf die handlichen Arrifl<br />

ex-Modelle zurück, die auch in „Das Bourne<br />

Ultimatum“ Verwendung fanden. Trotz der<br />

haarsträubenden Action bleibt der Fokus immer<br />

scharf auf das bewegte Motiv gerichtet und Detailfl<br />

uten wie die steinigen Serpentinen belohnen<br />

die Kamerawahl mit HD-Referenzbildern.<br />

Eine zusätzlich eingefügte Filmkörnung überzieht<br />

das Bild trotz der Digitalaufnahmen. Kontrast<br />

und Kolorierung sind makellos. Wer des<br />

kühlen Blaus aus den Bourne-Filmen überdrüssig<br />

ist, kann sich hier an den breit gefächerten<br />

Farben sattsehen.<br />

Überträgt man den Begriff der Detailschärfe auf<br />

die Akustik, so ist sie bei „Ein Quantum Trost“<br />

mindestens genauso hoch wie die visuelle.<br />

Das heißt, man hört unglaublich viele Details<br />

aus der Masse an Klängen heraus. Wie ein<br />

MI6-Agent darf sich der Zuschauer durch das<br />

stylishe Hauptmenü manövrieren. In etwa 85<br />

Minuten HD-Extras entdecken Sie u. a. den Videoblog<br />

der Filmcrew, diverse Kurzinterviews<br />

mit den Filmschaffenden, die TV-Doku „Bond<br />

am Set“ sowie das Musikvideo zum Titelsong<br />

„Another Way To Die“. Ein BD-Live-Zusatz fehlt<br />

leider ebenso wie ein Bild-in-Bild-Kommentar.<br />

Nicht einmal einen Audiokommentar wollte<br />

man der Disc spendieren. Allzu böse kann man<br />

20th Century Fox über das spärliche Bonus-Paket<br />

aber nicht sein. Sowohl Bild als auch Ton<br />

sind absolute Referenzklasse und stechen die<br />

meisten Konkurrenten auf Blu-ray aus.<br />

Bilder: 20th Century Fox, Auerbach Verlag, Orion Books Ltd, Sony Pictures, Stock.xchang: brokenarts/Savajam/Slafko, Universal<br />

24


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Die Bourne Identität<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 9/10<br />

Tonqualität 9/10<br />

Bonusmaterial 8/10<br />

Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />

Gesamt 8/10<br />

Kurzfazit: Der erste Bourne-Streifen nahm<br />

„Lola rennt“ zum Vorbild und defi nierte das<br />

Agentenkino neu. Bis auf die überzogenen<br />

Soundeffekte baut der Film auf Realismus.<br />

Die Bourne Verschwörung<br />

Filminhalt:<br />

Bildqualität 8/10<br />

Tonqualität 9/10<br />

Bonusmaterial 8/10<br />

Blu-ray-Effekt 4/10<br />

Gesamt 7/10<br />

Kurzfazit: Bourne ist härter, farb- und<br />

sprachloser denn je. Paul Greengrass<br />

hebt mit der eingeführten Wackelkamera<br />

die Authentizität.<br />

Das Bourne Ultimatum<br />

Russland: Jason Bourne ist auf der Flucht.<br />

Seine Verfolger von der CIA ahnen nicht,<br />

dass er längst ihre Spur aufgenommen hat.<br />

Seit Maries Tod sucht er die Verantwortlichen<br />

für ihren Mord bzw. die Leute, die ihn zur<br />

Kampfmaschine gemacht haben.<br />

Ortswechsel: In der Londoner CIA-Zentrale<br />

wird das Telefonat eines Journalisten abgefangen,<br />

der über das Geheimprojekt „Black Briar“<br />

recherchiert. Mit einem Schlag wird er zum<br />

Zielobjekt der CIA. Die Leitung der Aktion übernimmt<br />

Noah Vosen (David Strathairn), der für<br />

seine skrupellose Vorgehensweise bekannt ist.<br />

Kurz nachdem Bourne unerwartet in London<br />

auftaucht, beginnt eine gnadenlose Jagd auf<br />

Leben und Tod. Sie führt Bourne bis zu seinen<br />

Wurzeln nach New York, wo er sein bürgerliches<br />

Leben als David Webb ablegte.<br />

Als Abschluss eines Kinodreiteilers ist „Das<br />

Bourne Ultimatum“ durchweg gelungen.<br />

Stärker als je zuvor geraten die Bilder außer<br />

Kontrolle und treiben den Adrenalinpegel<br />

der Zuschauer in die Höhe. Der Echtheit halber<br />

wurde auf jegliche CGI-Effekte verzichtet.<br />

Stattdessen wurden alle Stunts von Menschen<br />

durchgeführt. Angesichts einiger<br />

haarsträubender Sprünge<br />

über den Dächern von Tanger<br />

eine beachtliche Leistung des<br />

Stuntmans sowie des Kameramanns<br />

hinter ihm.<br />

Durch die ebenbürtigen<br />

Gegner bietet „Das Bourne<br />

Ultimatum“ alles an Action,<br />

was das Genrekino hergibt:<br />

Neben einer pompösen<br />

Verfolgungsjagd darf der<br />

Zuschauer an den Nerven<br />

zerrende Stunts, Martial-Arts-<br />

Einlagen und ein bis zwei<br />

mächtige Explosionen miterleben. Die Story<br />

baut sehr geschickt kritische Elemente ein, die<br />

Bourne fragen lassen, wofür der Soldat von<br />

heute eigentlich tötet. Zugleich lässt sie alle<br />

angefangenen Handlungsstränge auslaufen,<br />

sodass dieser Teil durchaus als fortsetzungsloses<br />

Ende angesehen werden könnte. Aber<br />

keine Sorge, für 2010 wurde bereits ein vierter<br />

Streifen angekündigt. Bei dem ständigen Geruckel<br />

der Kamera behält der Zuschauer doch<br />

eine gewisse Übersicht über die einzelnen<br />

Bewegungen. Dabei fällt auf, dass man sich<br />

farblich an sehr kühlen Blau- und Gelbtönen<br />

orientierte. Der Kontrast ist nicht so überzogen<br />

wie bei „Die Bourne Verschwörung“. Auch<br />

die Schärfe bleibt konstant, beeindruckt jedoch<br />

kaum durch Details. Von den Handlungsorten<br />

versprüht nur Tanger ein Quantum Exotik, allen<br />

anderen Schauplätzen wohnt die unspektakuläre<br />

Nüchternheit alltäglicher Großstädte inne.<br />

John Powells Soundtrack treibt die pausenlose<br />

Action noch ein Stück weiter und garniert die<br />

schon bekannten Bourne-Themen mit noch<br />

mehr brachialen Elementen. Das passt ganz<br />

gut zu den krachenden Soundeffekten, durch<br />

die der Film stark an Fahrt aufnimmt.<br />

Die Dialoge bleiben verständlich, selbst wenn<br />

die Action den Lautstärkepegel anhebt. Die<br />

Boni liegen leicht über dem Standard, sind jedoch<br />

nicht ganz so umfangreich wie bei den<br />

Vorgängern. Empfehlenswert sind vor allem<br />

der Bild-in-Bild-Kommentar sowie die Bourne-<br />

Orientierung, die Aufschluss über die Entwicklung<br />

des Helden gibt. Wer<br />

die komplette Trilogie<br />

besitzen möchte, sollte<br />

gleich zu der „Ultimativen<br />

Bourne Collection“ greifen,<br />

die es für knapp 55 Euro<br />

zu kaufen gibt.<br />

FALKO THEUNER<br />

Agenten-Action<br />

Filminhalt:<br />

Bewertung Disc<br />

Bildqualität 8/10<br />

Was tut man nicht alles für den Dokumentarcharakter:<br />

Ruckelkamera, Fokusnachregelungen sowie kalte Farben.<br />

Tonqualität 9/10<br />

Bourne ist zu allem entschlossen, der brachiale Sound ebenso.<br />

„Ultimatum“ setzt auf Authentizität durch Räumlichkeit.<br />

US, DE 2007 Vertrieb:<br />

Universal Bildformat: VC-1,<br />

2.35 : 1 Tonformate: DTS 5.1,<br />

DTS-HD MA 5.1 (engl.)<br />

Datenrate Bild: 28,5 Mbps<br />

Datenrate Ton: 4,1 Mbps<br />

Regie: Paul Greengrass<br />

Laufzeit: 115 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 24 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

Dynamik<br />

Schwarzwerstellung<br />

Farbdar-<br />

Kontrast<br />

Schärfe<br />

Bildfehler<br />

1,5/2 2/2 1,5/2 1/2 2/2<br />

Abmischung<br />

Räumlichkeit<br />

Soundqualität<br />

Tonformat<br />

2/2 2/2 2/2 2/2 1/2<br />

Bonusmaterial 6,5/10<br />

Teil drei ist nicht ganz so reichlich ausgestattet wie die<br />

Vorgänger. Sehenswert sind die Beiträge jedoch allemal.<br />

Umfang Qualität Inhalt Präsentation<br />

2/3 2/3 2,5/4<br />

Blu-ray-Effekt 4/10<br />

Hochwertig wie die HD DVD. Der unruhige und farblich<br />

beschränkte visuelle Stil sorgt für Punktabzug.<br />

Wow-Bild Wow-Ton HD-Extras<br />

1/4 1,5/3 1,5/3<br />

Gesamt 7/10<br />

Kurzfazit: Actionkino in seiner reinsten Form.<br />

Inhaltlich macht Bourne vieles richtig, weshalb ihm<br />

sein Agentenkollege Bond kräftig nacheifert.<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 25


Anzeige<br />

Gestochen<br />

scharfe<br />

Weltreise<br />

Russland, Amerika, China, Indien und die<br />

Südsee – die Welt hält viele beeindruckende<br />

Länder und Landschaften bereit, die nur<br />

darauf warten, von Ihnen erkundet zu werden.<br />

So zeigt die bildgewaltige sechsteilige Dokumentation<br />

„Wildes Russland“ zum ersten<br />

Mal die Natur des riesigen Landes zwischen<br />

dem Schwarzen Meer und dem Pazifischen<br />

Ozean. Fernab der Metropolen Moskau und<br />

St. Petersburg offenbart sich eine Welt mit rauen<br />

Gipfeln und endloser Weite, ungezähmten<br />

Flüssen und einer unvergleichlichen Tier- und<br />

Pflanzenwelt. Die eingesetzten HD-Kameras<br />

liefern Bilder höchster Qualität, aufwendige<br />

Zeitlupen und spektakuläre Unterwasseraufnahmen.<br />

Hier sehen Sie Elchkämpfe im inneren<br />

Ural, tauchende Robben im Baikalsee<br />

sowie streunende Amurtiger am Pazifikstrand.<br />

Von Russland aus geht es nach Nordamerika.<br />

Werden Sie Zeuge der legendären Wildnis des<br />

Yellowstone-Nationalparks. Knapp drei Millionen<br />

Menschen besuchen jährlich das Naturreservat.<br />

Dennoch bildet Yellowstone heute zusammen<br />

mit den angrenzenden Schutzregionen<br />

das größte intakte Ökosystem der gemäßigten<br />

Breiten. Bison, Bär, Wolf, Wapiti und Biber –<br />

sie alle fi nden hier noch Rückzugsgebiete, führen<br />

allerdings auch ein Leben, das geprägt ist<br />

vom Wechsel der Extreme, die die preisgekrönte<br />

BBC-Reihe „Yellowstone“ in eindrücklichen<br />

Bildern dokumentiert.<br />

Im Land des roten Drachen<br />

Naturgewaltig geht es in China weiter. Erst<br />

seit Kurzem öffnet sich das riesige Land gen<br />

Westen. Die aufwendige internationale BBC-<br />

Koproduktion „Wildes China“ erlaubt einen<br />

umfassenden Blick auf die Naturschönheiten<br />

Chinas. Das Reich der Mitte bietet wilden Tieren<br />

so unterschiedliche Lebensräume wie kaum<br />

ein anderes Land auf der Welt: So herrschen<br />

In den Wüsten extreme Bedingungen vor –<br />

sengende Hitze im Sommer, schneidende Kälte<br />

im Winter. Vor allem aber ist China mit 1,3 Milliarden<br />

Einwohnern das bevölkerungsreichste<br />

Land der Erde, weshalb das vielfältige Zusammenleben<br />

von Mensch und Tier auf engstem<br />

Raum ebenfalls einen Exkurs verdient.<br />

„Ganges – Fluss des Lebens“ folgt dem Lauf<br />

des heiligen Flusses und zeichnet dabei ein<br />

einzigartiges Porträt der farbenprächtigen Natur,<br />

der malerischen Landschaften und der faszinierenden<br />

Kultur entlang seiner Ufer. Von seinem<br />

Ursprung im Schatten der Gipfel des Himalajagebirges<br />

führt die Reise durch das größte<br />

Flussdelta der Welt bis zum Golf von Bengalen,<br />

wo sich der Ganges in den Indischen Ozean ergießt.<br />

Wilde Elefanten und Tiger, Gebirge und<br />

Dschungel, prächtige Paläste und uralte, heilige<br />

Städte bilden ein spektakuläres Kaleidoskop an<br />

den Ufern des Ganges.<br />

Als krönenden Abschluss der Reise befahren wir<br />

„Die Südsee“ mit ihren über 20 000 Inseln. Die<br />

Faszination des Südpazifi ks ist auch 230 Jahre<br />

nach James Cooks Entdeckungsreisen ungebrochen.<br />

Jedes der Inselparadiese besitzt einen<br />

ganz eigenen Charakter, ein einzigartiges Muster<br />

von Besiedelung durch Tiere, Pfl anzen und<br />

Menschen. Die opulente sechsteilige BBC-Serie<br />

rekonstruiert, wie das Leben die winzigen Flecken<br />

Land inmitten des gewaltigen Pazifi schen<br />

Ozeans erreichen und besiedeln konnte.<br />

Im Handel erhältlich: Premium-Dokumentationen auf Blu-ray Disc<br />

www.polyband.de<br />

Bilder: Polyband, Stock.xchng<br />

26


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Elementare Exkursionen<br />

Dokumentationen gehören nicht mehr nur auf den kleinen TV-Bildschirm.<br />

Das Genre ist längst heimkinotauglich geworden. Große Bilder, grandiose<br />

Optik – erst recht auf Blu-ray Disc. Das BLU-RAY MAGAZIN durchreist die<br />

Elemente und besucht den Subkontinent Indien.<br />

Bilder: Kinowelt, Polyband, Stock.xchng, Stockxpert<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 27


Film Spezial<br />

Blu-ray<br />

LUFT<br />

ERDE<br />

WASSER<br />

Die Kamera auf der Schulter, eine Atemmaske<br />

im Gesicht: Mitten im Meer filmt der<br />

Taucher einen aufgeregten Sardinenschwarm,<br />

der sich wie ein organischer Wirbelsturm dreht.<br />

Im nächsten Augenblick bricht ein Wal durch jenen<br />

Strudel, reißt sein Maul auf und verschlingt<br />

die Hälfte der Fische. Solche Momente visualisieren<br />

den besonderen Anspruch von „Deep<br />

Blue“. Die Produzenten der Dokumentation<br />

unternahmen den Versuch, keine reine Reportage<br />

zu erstellen, sondern durch die Ereignisse<br />

auch Emotionen zu transportieren. Gemeinsam<br />

mit drei ähnlichen Projekten liegt der Film nun<br />

in der Box „Erde, Wasser, Luft, Eis“ auf Blu-ray<br />

Disc vor.<br />

Wasser und Erde<br />

Wie am Titel erkennbar ist, orientiert sich die<br />

Sammlung an unterschiedlichen Elementen,<br />

die den Hintergrund der Szenerien bilden. Das<br />

Thema Wasser wird durch das Naturepos „Deep<br />

Blue“ veranschaulicht. Im Fokus stehen die<br />

Bewohner des fl üssigen Raums. Ohne handlungstechnischen<br />

Schwerpunkt<br />

reist das Filmteam mit Delfi nen,<br />

sieht Schwertwalen auf der Jagd<br />

nach unerfahrenen Robben zu,<br />

streift Korallenriffe oder verfolgt<br />

leuchtendes Leben am Tiefseeboden.<br />

Die biologische Fülle der<br />

fl uiden Welt scheint unermesslich.<br />

Das sensible ökologische<br />

Gleichgewicht offenbart außer-<br />

Vertrieb: Kinowelt Laufzeit: 346 min FSK:<br />

ab 6 Jahren Preis: 51 Euro Start: erhältlich<br />

Boxinhalt:<br />

EIS<br />

dem seine schonungslosen Seiten: Ein Grauwalkalb<br />

verliert den Kampf gegen angreifende<br />

Schwertwale, giftige Nesseltiere zerstören die<br />

Körper ihrer Opfer. Eher zum Schmunzeln regt<br />

der tänzelnde Marsch einer Krebsarmee an.<br />

Ohne viel Kommentierung gelingen anderthalb<br />

Stunden faszinierende Beobachtungen, immer<br />

untermalt von den Berliner Symphonikern, die<br />

den Klang beisteuern. Oft melodramatisch bis<br />

schwülstig, an anderen Stellen schwungvoll<br />

verspielt, bereichert der klassische Sound die<br />

Bilder. Umgebende Geräusche passen sich fl ießend<br />

in das Gesamtkonzept ein. Über Wasser<br />

zeigt die Scheibe leichtes Bildrauschen, das für<br />

ausgeprägte Außendrehs typisch ist. Unter der<br />

nassen Oberfl äche sind die Szenen hingegen<br />

scharf und kontraststark. Ein ausgeprägter Extrateil<br />

vervollständigt den rundum gelungenen<br />

Eindruck, inklusive knapp 50 Minuten Making-of<br />

(SD-Qualität).<br />

Zurück an Land widmet sich der französische<br />

Doku-Klassiker „Mikrokosmos – Das Volk der<br />

Gräser“ winzigen Lebewesen. Das Regieduo<br />

Claude Nuridsany und Marie Pérennou betrachtete<br />

Insekten auf Augenhöhe. Sympathie<br />

wecken, wo sonst nur negative Gefühle sind,<br />

lautete ihr Credo. Hochgeschwindigkeitskameras<br />

sowie extreme Makroaufnahmen vermitteln<br />

unbekannte Einblicke in ein scheinbar fremdes<br />

Universum. Die parallele Welt voller krabbelnder<br />

Gestalten bleibt ebenfalls ohne erklärende<br />

Off-Stimme, wieder sprechen die Bilder. Ein Regenschauer<br />

wird zum Bombardement, Bienen<br />

blicken durch Facettenaugen, Mistkäfer (Überfamilie:<br />

Scarabaeoidea) rollen ihre Kugeln – kleine<br />

Wunder, auf Zelluloid gebannt. Ein Höhepunkt:<br />

die Wasserspinne, die mithilfe von Luftblasen<br />

im Fluss einen Kokon spinnt. So faszinierend die<br />

inhaltlichen Ansichten sind, auf Blu-ray holt das<br />

Material nur durchschnittliche Werte. Diverse<br />

Sequenzen wackeln aufgrund des Aufnahmeaufbaus<br />

im Studio. Die schwierigen natürlichen<br />

Lichtverhältnisse beeinträchtigen die Szenen zusätzlich.<br />

Sand auf dem Boden gerät gelegentlich<br />

zum schwammigen Pixelchaos. Besser fi el der<br />

DTS-HD-5.1-Ton aus. Zirpen, Flattern und Flügelschlagen<br />

dringt aus den Lautsprechern, teilweise<br />

ehrfürchtig leise, manchmal brachial laut.<br />

Klare orchestrale Sounds folgen allen dargestellten<br />

Themen. Lediglich die hohen Frequenzen<br />

bei Bewegungen sind gewöhnungsbedürftig.<br />

Zwei lange Interviews sowie ein kurzes Makingof<br />

bieten interessante Hintergründe dieser mit<br />

fünf Césars ausgezeichneten Produktion.<br />

Luft und Eis<br />

Im dritten Element zogen die Macher mit den<br />

Zugvögeln davon. „Nomaden der Lüfte“ zeigt<br />

die alljährliche Wanderschaft von Kranich, Gans<br />

und Co. Über Tausende von Kilometern hinweg<br />

begleiteten die Regisseure Jacques Perrin,<br />

Jacques Cluzaud und Michel Debats ihre tierischen<br />

Hauptdarsteller, wobei detaillierte Kamerasequenzen<br />

unter anderem durch Zuhilfenahme<br />

eines Ultraleichtfl ugzeugs entstanden.<br />

Aufgrund häufi g vergleichbarer Szenenfolgen<br />

empfi ehlt es sich, den Film in homöopathischen<br />

Dosen anzusehen, sonst drohen zumindest<br />

konzeptuell schnell Ermüdungserscheinungen.<br />

Aus großer Höhe überschauen die Zugvögel das<br />

Land und die Kamera folgt ihren Blicken. Schwaden<br />

am Rand der chinesischen Mauer, Berglawinen,<br />

grasbewachsene Seeufer – die Reiseimpressionen<br />

erwecken Fernweh. Hier lohnt eine<br />

Bilder: Kinowelt, Stock.xchng<br />

28


Anzeige<br />

DIE KLARSTE SICHT<br />

DER DINGE!<br />

Premium-Dokumentationen auf Blu-ray Disc<br />

PLANET ERDE (5 Blu-rays)<br />

FSK: INFO-Programm<br />

Ton: Deutsch – Dolby Digital 2.0<br />

Englisch –D<br />

Dolby Digital 5.1<br />

Laufzeit: ca. 650 Min.<br />

Best.-Nr.: 4006448 36001 6<br />

WILDES CHINA (2 Blu-rays)<br />

FSK: INFO-Programm<br />

Ton: Deutsch – DTS-HD 5.1<br />

Englisch – Dolby Digital 5.1<br />

Laufzeit: ca. 360 Min. + Bonus<br />

Best.-Nr.: 4006448 36003 0<br />

Leinwand bzw. der überdimensionale Flachbildfernseher. An Schärfe<br />

mangelt es den Bildern obendrein nicht: Von der Rückenzeichnung der<br />

Weißwangengänse bis zum Federkleid der Schneegans sind die visuellen<br />

Feinheiten durchgehend gut erkennbar. Der Himmel zeigt dagegen einen<br />

körnigen, milchigen Ansatz. Braun- und graustichige Passagen bestimmen<br />

den farblichen Rahmen. Intensiv harmonische Klangstrukturen<br />

eines Symphonieorchesters sorgen für angepasste Klangfolgen. Unvermeidliche<br />

Nebengeräusche bei Schneetreiben oder stürmischen Winden<br />

reichern das Soundspektrum an. Warum insgesamt 14 Kameramänner,<br />

drei Regisseure und eine Crew an Helfern gebraucht wurden, verrät eine<br />

52-minütige Hintergrundstory. Das schlichte, aber schöne Menü enthält<br />

darüber hinaus einige Statements der Filmemacher, einen Vogelalmanach<br />

sowie eine Featurette. HD-Fans müssen allerdings ihre Ansprüche<br />

herunterschrauben, da bei den Extras nur SD-Qualität ansteht.<br />

Abschließend steht eine Hochzeit an. „Die Reise der Pinguine“ führt<br />

durch das ewige Eis bis zu den Brutplätzen. Von ihrem Beginn im März an<br />

fi lmte Regisseur Luc Jacquets die Wanderung der Kaiserpinguine. Dem<br />

wochenlangen Marsch durch das lebensfeindliche Gebiet folgt die bis<br />

Ende Mai andauernde Paarungszeit. Dann legt das Weibchen ein einziges<br />

Ei. Durchgehend spannend ist die Mischung aus kleinen Pinguin-<br />

Anekdoten und kaum wechselnden Landschaften nicht, bisweilen fällt<br />

sie sogar langatmig aus. Die Kolonie aus Frackträgern ist aber dermaßen<br />

herzerwärmend, dass das Publikum daran keine Gedanken verschwendet.<br />

Eine Besonderheit der Disc sind die zwei unterschiedlichen (gepresst<br />

klingenden) 7.1-Tonspuren. Zunächst ist da die originale Kinofassung, die<br />

den watschelnden Landgängern zwar eine Persönlichkeit verpasst, aber<br />

leider unglaublich theatralisch daherkommt („In der wohligen Wärme<br />

unserer Bäuche kündigt sich neues Leben an.“). Um diesen „Fehler“ zu<br />

korrigieren, durfte Schauspieler Sky du Mont für die zweite Tonspur einen<br />

leicht rationaleren Unterton aufnehmen. Die kitschige Orchesterbegleitung<br />

bleibt indes bestehen. Refl ektierende Eisfelder, schwierige Aufnahmebedingungen<br />

bei bis zu minus 40 Grad Celsius und Sturmböen<br />

machen dem Bild zu schaffen, sodass die Kontrastwerte deutlich schwanken.<br />

Permanenter Film-Grain ist sichtbar. Der Schwarzwert ist gleichfalls<br />

nicht perfekt. 46 Minuten Making-of, Fotogalerien sowie Interviews komplettieren<br />

diese Familienunterhaltung. Weitere Tonspuren mit isolierten<br />

Geräuschen oder den französischen Sprechern gibt’s gratis obendrauf.<br />

GALAPAGOS<br />

FSK: INFO-Programm<br />

Ton: Deutsch – DTS-HD 5.1<br />

Englisch – DTS-HD 2.0<br />

Laufzeit: ca. 150 Min.<br />

Best.-Nr.: 4006448 36002 3<br />

EXPEDITION ERDE –<br />

Die Urkräfte unseres Planeten<br />

FSK: INFO-Programm<br />

Ton: Deutsch – DTS-HD 5.1<br />

Laufzeit: ca. 225 Min.<br />

Best.-Nr.: 4006448 36004 7<br />

www.polyband.de<br />

SHARKWATER –<br />

Wenn Haie sterben<br />

FSK: ab 12 Jahren<br />

Ton: Deutsch + Englisch –<br />

DTS-HD 5.1<br />

Laufzeit: ca. 89 Min. + Bonus<br />

Best.-Nr.: 4006448 36006 1<br />

GANGES – Indiens<br />

Fluss des Lebens<br />

FSK: INFO-Programm<br />

Ton: Deutsch + Englisch –<br />

DTS-HD 5.1<br />

Laufzeit: ca. 150 Min. + Bonus<br />

Best.-Nr.: 4006448 36007 8<br />

BRANDNEUE E<br />

WEBSITE!


Spezial<br />

Blu-ray<br />

GANGES – INDIENS FLUSS DES LEBENS<br />

Heiliges Land<br />

Von der Quelle im Garhwal Himal, einem südwestlichen<br />

Teil des Himalajas, bis zum Golf<br />

von Bengalen verfolgt die dreiteilige BBC-<br />

Dokumentation „Ganges – Indiens Fluss des<br />

Lebens“ den Lauf des heiligen Stroms. Die<br />

Filmemacher begleiten das Schmelzwasser,<br />

das den Wasserlauf speist, betrachten, wie das<br />

Gewässer wächst und die Landschaften sowie<br />

das Leben an seinen Ufern prägt. Gleichzeitig<br />

porträtiert die Reise die spirituelle bzw. religiöse<br />

Kultur der angrenzenden Länder. Für Hindus<br />

beispielsweise verspricht ein Bad in den Fluten<br />

die Vergebung aller Sünden: Während der Reinigung<br />

überträgt sich die Schöpfungskraft der<br />

Göttin Ganga, deren irdische Inkarnation das<br />

fl ießende Wasser darstellt, auf den Gläubigen.<br />

Ein wenig mehr von jener Flüssigkeit hätte<br />

auch diese Dokumentation vertragen können.<br />

Farbenfrohes Indien<br />

Das Hauptaugenmerk der verschiedenen Etappen<br />

liegt eindeutig auf der Flora und Fauna.<br />

Seltene Tierarten, bemerkenswerte Landschaften,<br />

atemberaubende Bergpanoramen,<br />

Mangrovensümpfe – für knapp zweieinhalb<br />

Stunden führt der Fluss seine Gäste tatsächlich<br />

am wundersamen Kaleidoskop Indiens<br />

entlang. Wenn der Wind über vereiste Gipfel<br />

bläst oder überdimensionale Hagelkörner<br />

niederprasseln, gelingen faszinierende Bilder.<br />

Ebenfalls visuell bemerkenswert sind kurze<br />

Abstecher zu Tempeln, heiligen Stätten sowie<br />

Siedlungsgebieten. Sobald die Bevölkerung im<br />

Mittelpunkt steht, wird das Geschehen mitreißend.<br />

Allerdings gelingt Letzteres recht selten.<br />

Stattdessen präsentiert „Ganges – Indiens Fluss<br />

des Lebens“ häufi g pathetisch überzeichnete<br />

Tieraufnahmen. Jene sind zwar auf ihre Weise<br />

ansprechend, jedoch muss der Zuschauer den<br />

stetigen sakral-mystischen Unterton mögen.<br />

Klassische Streicher und indische Sitarklänge<br />

verzieren die Optik musikalisch, während der<br />

Off-Sprecher das Szenario gelegentlich übertrieben<br />

weihevoll umschreibt. Stärker sind die<br />

bereits erwähnten Passagen, in denen Hintergrundinformationen<br />

zum Land geliefert werden.<br />

Großformatige BBC-Computeranimationen<br />

bzw. Satellitenaufnahmen vermitteln die<br />

immense Dimension der Exkursion, teils durch<br />

unwirtliche Gestade und Territorien. In diesem<br />

Zusammenhang fehlt zudem ein Hauch an<br />

Kritik. Insgesamt eine Tour für Tier- und Indienfans<br />

mit Hang zum Hochglanzformat.<br />

Natur pur<br />

Im Vergleich zu den Folgen auf DVD erhalten<br />

die der Blu-ray jeweils fünf Minuten integriertes<br />

Zusatzmaterial, das allerdings nur im<br />

englischen Originalton mit Untertiteln vorliegt.<br />

Trotz DTS-HD-5.1-Sound ist die Dynamik eher<br />

beschränkt und alles klingt sehr frontlastig.<br />

Lediglich manchmal fühlt sich der Zuschauer<br />

wie von Wasser- oder Urwaldgeräuschen<br />

umgeben. Bass- und Höhenspektrum werden<br />

erwartungsgemäß selten ausgereizt. Dafür<br />

trumpft die Disc durch eine natürliche, wenngleich<br />

minimal stumpfe Farbgebung auf. Die<br />

Kontrast- und Schärfewerte sind grundsätzlich<br />

in Ordnung. In der Bonusabteilung liegen weitere<br />

45 Minuten an entfernten Szenen sowie<br />

Drehberichten vor. Deren SD-<br />

Qualität ist leider mäßig,<br />

offenbart aber interessante<br />

Perspektiven<br />

zur Arbeit<br />

der Crew.<br />

Bilder: Kinowelt, Polyband, HMFStock.xchng, Stockxpert<br />

30


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Mikrokosmos – Das Volk der Gräser<br />

Dokumentation<br />

Filminhalt:<br />

FR, CH, IT 1996 Vertrieb:<br />

Kinowelt Bildformate: MPEG-<br />

4, 1,66 : 1 Tonformate: DTS-HD<br />

5.1 Datenrate Bild: 24 Mbps<br />

Datenrate Ton: 2,1 Mbps<br />

Regie: Claude Nuridsany,<br />

Marie Pérennou Laufzeit:<br />

75 min FSK: ohne Altersbeschränkung<br />

Preis: 21 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

Bildqualität 8/10<br />

Tonqualität 9/10<br />

Bonusmaterial 6,5/10<br />

Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />

Gesamt 7/10<br />

Kurzfazit: Der Mikrokosmos in Makrobildern.<br />

Faszinierende Lebewesen mit Facettenaugen. Minimale<br />

Abzüge für die Bildschärfe.<br />

Andere Blickwinkel<br />

Eine andere Sicht auf das mit rund einer Milliarde<br />

Einwohnern zweitbevölkerungsreichste<br />

Land der Erde kommt aus dem TV. Der<br />

Discovery Channel bietet seit Längerem eine<br />

Reihe namens „Discovery HD Atlas“, darunter<br />

auch den Teil „Indien“. Im Gegensatz zur<br />

BBC-Produktion steht hier der Mensch im Mittelpunkt.<br />

Exemplarisch werden verschiedene<br />

Schicksale und Personen gezeigt, die ein Bild<br />

des aktuellen Indien repräsentieren. Ein Besuch<br />

bei einem Waisenjungen im Norden, das<br />

Aufsuchen der Moschee in Neu-Delhi (fast ein<br />

Dutzend Religionen vereinigt der Staat) sowie<br />

das Treffen mit einem Jetpiloten sind Bestandteile<br />

der Tour. Daneben betrachtet die reportagenhafte<br />

Dokumentation das kulturelle Leben<br />

und das industrielle Wachstum des Schmelztiegels<br />

zwischen Himalaja und Indischem Ozean.<br />

Visuell auf der Höhe der bereits vorgestellten<br />

Ganges-Exkursion, erhält der Zuschauer<br />

ein weniger verklärtes Bild von den Menschen<br />

Indiens, andererseits fehlt hier der ausführliche<br />

Blick auf die Fauna des Subkontinents. Einzige<br />

Enttäuschung: Bonusmaterial existiert auf der<br />

Disc nicht. Dafür sind die Scheiben extrem<br />

günstig und ebenfalls für andere Reiseziele<br />

erhältlich.<br />

MARIO HESS<br />

INDIEN<br />

Deep Blue<br />

Dokumentation<br />

Filminhalt:<br />

GB, DE 2003 Vertrieb:<br />

Kinowelt Bildformate: VC-1,<br />

1,78 : 1 Tonformate: DTS-HD<br />

5.1 Datenrate Bild: 32 Mbps<br />

Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />

Andy Byatt, Alastair Fothergill<br />

Laufzeit: 91 min FSK: ab 6<br />

Jahren Preis: 21 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

Bildqualität 9/10<br />

Tonqualität 8,5/10<br />

Bonusmaterial 8,5/10<br />

Blu-ray-Effekt 7/10<br />

Gesamt 8/10<br />

Kurzfazit: Das Spektakel Ozean in seiner ganzen Pracht.<br />

Das Highlight der Box und deshalb auch als Einzel-Bluray<br />

empfehlenswert.<br />

DISCOVERY HD ATLAS<br />

Nomaden der Lüfte<br />

Dokumentation<br />

Filminhalt:<br />

FR, IT, DE, ES, CH 2001 Vertrieb:<br />

Kinowelt Bildformate: MPEG-4,<br />

1,85 : 1 Tonformate: DTS-HD<br />

MA 5.1 Datenrate Bild: 27 Mbps<br />

Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />

Jacques Perrin, Jacques<br />

Cluzaud, Michel Debats<br />

Laufzeit: 98 min FSK: ohne<br />

Altersbeschränkung Preis: 21<br />

Euro Start: erhältlich<br />

Bildqualität 7,5/10<br />

Tonqualität 8,5/10<br />

Bonusmaterial 6/10<br />

Blu-ray-Effekt 4/10<br />

Gesamt 6,5/10<br />

Kurzfazit: Auf Welttournee mit den Zugvögeln. In<br />

homöopathischen Dosen ein Erlebnis für die Sinne.<br />

Die Blu-ray ist ein eher mittelprächtiger Höhenfl ug.<br />

Die Reise der Pinguine<br />

Dokumentation<br />

Filminhalt:<br />

FR 2005 Vertrieb: Kinowelt<br />

Bildformate: VC-1, 2.35 : 1<br />

Tonformate: DTS-HD 7.1<br />

Datenrate Bild: 237 Mbps<br />

Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />

Luc Jacquet Laufzeit: 82 min<br />

FSK: ohne Altersbeschränkung<br />

Preis: 21 Euro Start: erhältlich<br />

Bildqualität 7,5/10<br />

Tonqualität 8/10<br />

Bonusmaterial 7,5/10<br />

Blu-ray-Effekt 5,5/10<br />

Gesamt 7/10<br />

Kurzfazit: Das Leben der Kaiserpinguine als amüsanttragische<br />

Reiseerzählung. Die originale Kinotonspur<br />

erweist sich als ziemlich pathetisch.<br />

Ganges – Indiens Fluss des Lebens<br />

Dokumentation<br />

Filminhalt:<br />

UK 2008 Vertrieb: Polyband<br />

Bildformate: VC-1, 1,78 : 1<br />

Tonformate: DTS-HD 5.1<br />

Datenrate Bild: 16 Mbps<br />

Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />

Tom Hugh-Jones Laufzeit:<br />

150 min FSK: ohne<br />

Altersbeschränkung Preis: 23<br />

Euro Start: erhältlich<br />

Bildqualität 7,5/10<br />

Tonqualität 6,5/10<br />

Bonusmaterial 5,5/10<br />

Blu-ray-Effekt 4,5/10<br />

Gesamt 6/10<br />

Kurzfazit: Eine Fahrt auf dem heiligen Fluss von der<br />

Quelle bis zum Mündungsdelta – inhaltlich überfrachtet,<br />

visuell anregend.<br />

Discovery HD Atlas: Indien<br />

Dokumentation<br />

Filminhalt:<br />

US 2008 Vertrieb: HMH<br />

Bildformate: VC-1, 2,40 : 1<br />

Tonformate: DD 5.1<br />

Datenrate Bild: 30 Mbps<br />

Datenrate Ton: 448 kbps<br />

Regie: William Hicklin<br />

Laufzeit: 100 min FSK: ohne<br />

Altersbeschränkung Preis: 14<br />

Euro Start: erhältlich<br />

Bildqualität 8,5/10<br />

Tonqualität 6/10<br />

Bonusmaterial 0/10<br />

Blu-ray-Effekt 5/10<br />

Gesamt 5/10<br />

Kurzfazit: Reportagenhafte Doku aus Indien, die<br />

sich auf die Menschen konzentriert. Bonusmaterial<br />

fehlt leider.<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 31


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Konspirative Geheimbünde, der Heilige Gral und Antimaterie-Bomben – Bestsellerautor Dan Brown lässt seinen<br />

Romanhelden Robert Langdon die komplexesten Rätsel der Menschheit lösen. Zur Blu-ray-Veröffentlichung von<br />

„Sakrileg“ und der Kinofortsetzung „Illuminati“ folgt das BLU-RAY MAGAZIN den erleuchteten Thriller-Pfaden.<br />

Millionen verkaufter Bücher sowie zwei erfolgreiche<br />

Verfilmungen tragen inzwischen<br />

seinen Namen: Mit den Verschwörungsthrillern<br />

„Illuminati“ und „Sakrileg“ erlangte der amerikanische<br />

Autor Dan Brown vor einigen Jahren<br />

Weltruhm. Seitdem gilt er als Spezialist für kontroverse<br />

Spannungsliteratur, die wissenschaftliche<br />

und religiöse Themen kombiniert. Ein Feld, das<br />

genug Stoff für spektakuläre Romaninhalte bietet.<br />

Browns besonderes Augenmerk gilt dabei den<br />

Geheimbünden. Um deren vermeintliche Existenz<br />

spinnt der 45-Jährige komplexe Konspirationsszenarien.<br />

Wenn der römisch-katholische Orden<br />

Opus Dei das Mysterium des Heiligen Grals<br />

vor der Menschheit verbirgt oder die Gesellschaft<br />

der Illuminaten den Vatikan infiltriert, dann war<br />

Dan Brown am Werk. Dass jener sakrale Kontext<br />

Kritik hervorruft, darf als kalkulierte Methodik<br />

betrachtet werden. Was beschert schon mehr<br />

mediale Präsenz als die Aufmerksamkeit des<br />

Heiligen Stuhls So zeigte sich die Führungsriege<br />

des Kirchenstaats bereits über „Sakrileg“ wenig<br />

begeistert. Besonders konservative Theologen<br />

unterstellten dem Roman maximale Ignoranz<br />

gegenüber dem Christentum und erklärten,<br />

vieles darin sei blanker Unsinn. Der heutige<br />

Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone forderte<br />

nach der Veröffentlichung obendrein<br />

den kompletten Boykott. „Lesen Sie<br />

es nicht und vor allem kaufen Sie<br />

es nicht.“ Viel mehr Werbung kann<br />

niemand für ein Buch machen.<br />

Licht ins Dunkel<br />

Sicherlich verbiegt Dan Brown<br />

viele historische Grundlagen. Jedoch<br />

kombiniert er geschickt Fakten<br />

und Fiktion. Angereichert mit<br />

kunstgeschichtlichen Details entstanden fesselnde<br />

Schmöker und dementsprechend bester<br />

Stoff für Hollywood. Die erste Adaption des<br />

Bestsellers übernahm der oscarprämierte Regie-<br />

Allrounder Ron Howard („A Beautiful Mind“), der<br />

die passenden Hochglanzbilder für das Opus<br />

Magna schuf. Außerdem verpfl ichtete Sony<br />

Pictures jede Menge bekannte Schauspieler, un-<br />

32


Blu-ray<br />

Spezial<br />

ter anderem Tom Hanks für die Hauptrolle. Im<br />

Mai 2006 kam „The Da Vinci Code“ (Originaltitel)<br />

dann fristgerecht in die Kinos. Die Handlung<br />

des Films entspricht weitestgehend der Vorlage,<br />

von kleinen Abweichungen abgesehen. Im Zentrum<br />

des Geschehens steht Zeichenforscher<br />

Robert Langdon (Hanks), den eine Vortragsreise<br />

nach Paris führt. Nach der Veranstaltung übergibt<br />

ihm ein Polizist eine Fotografi e. Darauf abgebildet<br />

ist der Leichnam des rituell ermordeten<br />

Jacques Saunière, des Chefkurators des berühmten<br />

Louvre. Unversehens landet Langdon<br />

nachts in dem menschenleeren Museum. Offensichtlich<br />

hinterließ der Sterbende eine Botschaft,<br />

symbolisch verschlüsselt auf den Kunstwerken.<br />

Die Spur führt zu einem gefährlichen Geheimnis,<br />

welches den Glauben der katholischen Kirche<br />

in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Über<br />

den Wahrheitsgehalt des Kirchenkrimis lässt<br />

sich streiten, über den Erfolg des Films kaum.<br />

Rund 750 Millionen Dollar spielte der Thriller<br />

an den Kinokassen ein. Ob das erstaunliche Ergebnis<br />

indes an der Inszenierung lag, darf bezweifelt<br />

werden. Ziemlich zögerlich und phlegmatisch<br />

entwickelt Howard die Story. Bisweilen<br />

erinnert die „wilde“ Reise durch die Finsternis<br />

eher an einen langweiligen Spaziergang durch<br />

prunkvolle Museen. Sogar Darsteller wie Jean<br />

Reno („Léon – Der Profi ) oder Alfred Molina<br />

(„Spider-Man 2“) traben größtenteils lustlos<br />

durch die überbordenden Kulissen, immer darauf<br />

bedacht, möglichst nachdenklich auszusehen.<br />

Was als Buch gut funktioniert, weil fast jedes<br />

Kapitel mit einem griffi gen Cliffhanger endet,<br />

scheitert in der Leinwandadaption. Immerhin ist<br />

„The Da Vinci Code – Sakrileg“ aufgrund der visuell<br />

ausgefeilten Präsentation einen Blick wert.<br />

Vor allem für jene, die den Roman nicht gelesen<br />

haben. Auf Blu-ray besteht seit Kurzem die Möglichkeit,<br />

das Versäumnis nachzuholen (siehe Test<br />

auf der nächsten Seite). Alternativ besteht die<br />

Option, die bessere Fortsetzung direkt im Lichtspielhaus<br />

zu sehen.<br />

Rauch und Schwefel<br />

Eigentlich war „Illuminati“ (Originaltitel: „Angels<br />

And Demons“) der Vorgänger von „Sakrileg“. Weil<br />

die Kinoauswertung aber in umgekehrter Reihenfolge<br />

ausfi el, drehten die Macher die zeitliche Abfolge<br />

schlicht um. Zwei Nebensätze à la „Sie sind<br />

schon einmal ...“ später und diese Schwierigkeit<br />

ist gelöst. Erneut muss Robert Langdon (weiterhin<br />

Hanks) innerhalb einer Nacht eine uralte Geheimorganisation<br />

aufhalten. Genau genommen<br />

bleiben ihm nur vier Stunden. Irgendwo unter<br />

dem geweihten Boden<br />

des Vatikans tickt nämlich<br />

eine hochexplosive<br />

Antimaterie-Bombe, die<br />

aus dem Schweizer Partikelbeschleuniger-Laboratorium<br />

CERN stammt.<br />

Verantwortlich für die<br />

Tat scheint der Geheimbund<br />

der Illuminaten zu<br />

sein. Gleichzeitig steht<br />

der Kirchenstaat vor<br />

weiteren Problemen: Im Inneren<br />

der Sixtinischen Kapelle beginnt gerade das Konklave,<br />

die Wahl eines Nachfolgers für den kürzlich<br />

verstorbenen Papst. Vier Kardinäle, ausgerechnet<br />

die aussichtsreichsten Kandidaten („Il preferiti“),<br />

wurden überdies entführt und die Illuminati drohen,<br />

jede Stunde einen Geistlichen zu exekutieren.<br />

Die Zeit drängt, weshalb der verantwortliche<br />

Kommandant Ernesto Olivetti<br />

(Pierfrancesco Favino) den Spezialisten<br />

Langdon um Hilfe bittet. Ebenfalls vor Ort:<br />

die CERN-Wissenschaftlerin Vittoria Vetra<br />

(Ayelet Zurer). Das Trio begibt sich auf<br />

eine rasante Schnitzeljagd durch die heilige<br />

Enklave Roms. Auf den Spuren von<br />

Galileos geheimem „Pfad der Erleuchtung“<br />

suchen sie den Treffpunkt der Illuminaten<br />

– wenn sie versagen, endet<br />

die Geschichte des Heiligen Stuhls in<br />

Feuer, Rauch und Schwefel.<br />

Apokalyptisches Szenario<br />

Verantwortlich für diese Fortsetzung<br />

waren die gleichen Personen wie<br />

bei „Sakrileg“. Ron Howard schwang<br />

ein zweites Mal das Regiezepter, Autor<br />

Akiva Goldsman schrieb erneut am Drehbuch.<br />

Positiverweise gelang diesmal eine<br />

schwungvollere Umsetzung. Dafür nahm<br />

Howard sogar rudimentäre Veränderungen<br />

am Roman in Kauf. Verschiedene Figuren<br />

wurden umbenannt und das Ende variiert.<br />

Den schmierigen BBC-Reporter aus<br />

der Vorlage oder das Langdon/Vetra-Techtelmechtel<br />

sucht der Zuschauer im Film<br />

vergebens. Eine Drehgenehmigung im<br />

Vatikan erhielt die Crew leider nicht. Stattdessen<br />

wurden die Kulissen weitestgehend<br />

im Studio nachgebaut. Keine Sorge, „Illuminati“<br />

funktioniert trotzdem als spannende<br />

Hatz durch historische Bauten. Das liegt<br />

einerseits an der guten Besetzung (u. a. mit<br />

Ewan McGregor („Trainspotting“) sowie Armin<br />

Mueller-Stahl), andererseits an der fast<br />

apokalyptischen Grundstimmung. Abgesehen<br />

von manch dramaturgischer Verschnaufpause<br />

steigert die „Sakrileg“-Fortsetzung das Tempo<br />

während der Verfolgungsjagd stetig. Nur kurz vor<br />

Schluss geht dem Such-und-Find-Vehikel aber<br />

doch die Puste aus. Die Geschichte schlägt einen<br />

Haken zu viel. Vorsicht Spoiler! Wenn der<br />

Himmel in apokalyptischen Farben brennt und<br />

Camerlengo per Fallschirm dem Boden entgegensegelt,<br />

gerät der Film beinahe zur Farce.<br />

Zumindest optisch ist der CGI-Shot grenzwertig.<br />

Im Buch rettet übrigens Langdon den Tag. Spoiler<br />

Ende! Tom Hanks spielt seine Rolle diesmal<br />

süffi santer, was den Charakter weniger steif und<br />

seine Handlungen nachvollziehbarer macht. Die<br />

eigentliche Geschichte von Dan Brown wirkt<br />

drastisch an den Haaren herbeigezogen. Apropos<br />

drastisch: Einige Momente, wie die Verbrennung<br />

eines Menschen in Großaufnahme, sind<br />

doch recht harsch inszeniert. Nichtsdestotrotz<br />

wird der Zuschauer gut unterhalten. Unser Tipp<br />

lautet: Nicht logisch nachdenken, sondern mitreißen<br />

lassen! Wer nach „Sakrileg“ und „Illuminati“<br />

auf einen weiteren literarischen Teil wartet,<br />

muss sich bis September gedulden. Dann erscheint<br />

mit „The Lost Symbol“ das dritte Robert-<br />

Langdon-Abenteuer, zunächst aber wohl nur in<br />

englischer Sprache. Für die Verfi lmung von „Das<br />

verlorene Symbol“ laufen bereits Planungen. Bis<br />

dahin darf auf Blu-ray sowie im Kino gerätselt<br />

werden.<br />

MARIO HESS<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 33


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Die Lösung des Rätsels steht an<br />

der Tafel und Ian McKellen kennt<br />

sie<br />

Thriller<br />

Seine Vortragsreise nach Frankreich hat sich Robert Langdon<br />

sicher anders vorgestellt<br />

S<br />

ymbolforscher<br />

Robert Langdon sucht<br />

nach dem Heiligen Gral und findet<br />

stattdessen den letzten Nachfahren von<br />

Jesus Christus. Kontroverses Thema, konventionelle<br />

Umsetzung. Knapp drei Stunden<br />

tauschen die Darsteller meist ehrfurchtsvolle<br />

Dialoge oder bedeutungsschwangere Blicke<br />

aus. Die pompöse Optik täuscht leider nur<br />

selten über das gemächliche Erzähltempo<br />

hinweg. Eine opulent ausgestattete, leider<br />

ziemlich spannungsarme Mystery-Ödnis<br />

ohne cineastischen Heiligenschein. Die<br />

vorliegende Extended Version auf Blu-ray<br />

Disc bietet 24 zusätzliche Minuten. Insbesondere<br />

bei Rückblenden und bei Szenen<br />

mit Bischof Aringarosa wurden Elemente<br />

hinzugefügt. Saunières Sterben ist expliziter<br />

dargestellt, ein paar Dialoge sind ausgeweitet.<br />

Häufig handelt es sich aber bloß um Sekunden<br />

oder für die Handlung unwichtiges<br />

Material. Der Film besitzt ein leicht körniges,<br />

sehr dunkles Bild mit gutem Schwarzwert.<br />

Der Schärfegrad ist ordentlich, viele Details<br />

werden aber von der anhaltenden Finsternis<br />

geschluckt. Prinzipiell liegt ein milder Weichzeichner<br />

über den nächtlichen Aufnahmen.<br />

Rückblenden erscheinen hingegen schummrig<br />

mit graublauer, rauschender Optik. Wuchtiger,<br />

sehr tiefer sowie harter Klang untermalt<br />

das atmosphärische Szenario. Der stimmige<br />

Dolby-True-HD-5.1-Mix wird bestimmt durch<br />

den mystisch-monumentalen Score von<br />

Sakrileg<br />

Hans Zimmer, wobei hauptsächlich die frontalen<br />

Lautsprecher arbeiten. Bisweilen fehlt<br />

den Surround-Effekten der nötige Feinschliff.<br />

An umfangreichem Bonusmaterial mangelt<br />

es hingegen nicht. Die zweite Scheibe<br />

der Extended Version enthält fast drei<br />

Stunden Hintergrundinformationen zur<br />

Entstehung, meist sogar in High Definition:<br />

Interviews, Set-Berichte, Fotos, Schauspielerporträts,<br />

Musikdetails und zahlreiche<br />

Making-of-Szenen. Besonderes Augenmerk<br />

verdienen die Abhandlungen über die visuellen<br />

Effekte bzw. das Designkonzept<br />

inklusive Herstellung der Requisiten. Der<br />

obligatorische Regiekommentar erläutert die<br />

erweiterten Szenen. Ebenfalls originell: das<br />

überdurchschnittliche Bild-in-Bild-Feature<br />

„Entschlüsseln Sie den Code“. Verschiedene<br />

Icons auf einer oben angebrachten Leiste<br />

symbolisieren alternatives Zusatzmaterial.<br />

Auf Knopfdruck erscheinen kurze Doku-<br />

Einblicke oder Storyboard-Zeichnungen.<br />

Unglücklicherweise verdeckt der Rahmen<br />

permanent einen Teil der bewegten Bilder.<br />

Passend zum Start der Fortsetzung<br />

integrierte Sony Pictures per BD-Live-Modus<br />

exklusives Material zu „Illuminati“ sowie eine<br />

„CineChat“-Funktion. Wer mag, darf während<br />

des Films via Internet mitreden. Ohne normale<br />

Tastatur an der PS3 oder Umleitung<br />

zum PC gerät dieses Feature aber zum SMS-<br />

Daumenquäler.<br />

Rate mal, wer hinter dir steht! Robert Langdon (Tom Hanks) und<br />

Sophie Neveu (Audrey Tautou) vor dem berühmtesten Bild der Welt<br />

Filminhalt:<br />

Bewertung Disc<br />

US 2006 Vertrieb: Sony<br />

Pictures Bildformat: MPEG-4,<br />

2,40 : 1 Tonformate: Dolby<br />

True HD 5.1 Datenrate Bild:<br />

24,8 Mbps Datenrate Ton:<br />

1,3 Mbps Regie: Ron Howard<br />

Laufzeit: 174 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 26 Euro Start:<br />

erhältlich<br />

Bildqualität 8/10<br />

Die matt-dunkle Atmosphäre verschluckt einige Details.<br />

Trotzdem eine generell ordentliche Optik.<br />

Tonqualität 7,5/10<br />

Hauptsächlich wummert der dramatische Score durch die<br />

Lautsprecher. Es mangelt dem 5.1-Mix etwas an Präzision.<br />

Dynamik<br />

Schwarzwerstellung<br />

Farbdar-<br />

Kontrast<br />

Schärfe<br />

Bildfehler<br />

2/2 1,5/2 1/2 1,5/2 2/2<br />

Abmischung<br />

Räumlichkeit<br />

Soundqualität<br />

Tonformat<br />

1,5/2 1,5/2 1,5/2 1,5/2 1,5/2<br />

Bonusmaterial 9/10<br />

Knapp drei Stunden teilweise exklusives Making-of-Material in<br />

High Defi nition. Noch Fragen<br />

Umfang Qualität Inhalt Präsentation<br />

3/3 3/3 3/4<br />

Blu-ray-Effekt 6,5/10<br />

Viele HD-Extras, „CineChat“ und ein tolles Bild-in-Bild-Feature<br />

machen die Blu-ray zur Vorzeige-Disc.<br />

Wow-Bild Wow-Ton HD-Extras<br />

3/4 1/3 2,5/3<br />

Gesamt 8/10<br />

Kurzfazit: Mäßig geheimnisvolles Hochglanzkino für Verschwörungstheoretiker<br />

und Buchverweigerer. Sämtliche<br />

Rätsel enthüllt das umfangreiche HD-Bonusmaterial.<br />

Thriller<br />

Filminhalt:<br />

US 2009 Vertrieb: Sony<br />

Pictures Regie: Ron Howard<br />

Darsteller: Tom Hanks, Ayelet<br />

Zurer, Ewan McGregor, Armin<br />

Mueller-Stahl Laufzeit:<br />

138 min FSK: ab 12 Jahren<br />

Start: bereits im Kino<br />

Internet: www.sonypictures.<br />

de/landing/illuminati<br />

Kurzfazit: Mysteriöse Schnitzeljagd durch den<br />

Vatikan. Deutlich straffer inszeniert und spannender<br />

als der Vorgänger.<br />

Bilder: Philip Scalia, Sony Pictures, Stock.xchng<br />

34


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Dan Browns Bibliothek (Auszug)<br />

Fünfmal Hochspannung aus der Feder des amerikanischen Bestsellerautors. Empfehlenswerte Unterhaltung für Fans von Thrillern.<br />

*<br />

Diabolus<br />

Ein Computervirus infi<br />

ltriert das Datenbanksystem<br />

des Geheimdiensts<br />

NSA. Parallel versuchen<br />

zwei Mitarbeiter, die Katastrophe<br />

zu verhindern.<br />

Kryptografi e-Thriller um<br />

Codes und Killer.<br />

Originaltitel:<br />

Digital Fortress<br />

Erscheinungsdatum:<br />

US 1998/DE 2003<br />

Illuminati<br />

Die Antimaterie-Bombe<br />

eines Geheimbunds soll<br />

den Vatikan während des<br />

Konklaves zerstören. Symbolforscher<br />

Robert Langdon<br />

muss den Tag und die<br />

katholische Kirche retten.<br />

Erster Langdon-Thriller.<br />

Originaltitel:<br />

Angels And Demons<br />

Erscheinungsdatum:<br />

US 2000/DE 2003<br />

Meteor<br />

Eine Mitarbeiterin des<br />

militärischen Nachrichtendiensts<br />

gerät in ein<br />

Komplott um kommerzielle<br />

Raumfahrt und die<br />

anstehende Wahl des US-<br />

Präsidenten. Wissenschaft<br />

triff t Politikthriller.<br />

Originaltitel:<br />

Deception Point<br />

Erscheinungsdatum:<br />

US 2001/DE 2003<br />

Sakrileg<br />

Ein Mord im Louvre führt<br />

auf die Spur des Heiligen<br />

Grals und des Geheimbunds<br />

Opus Dei. Zweiter<br />

Auftritt von Harvard-Professor<br />

Robert Langdon,<br />

der erneut mit der Kirche<br />

aneinandergerät.<br />

Originaltitel:<br />

The Da Vinci Code<br />

Erscheinungsdatum:<br />

US 2003/DE 2004<br />

Das verlorene<br />

Symbol<br />

Der dritte Band um Robert<br />

Langdon spielt erstmals<br />

in den USA. Innerhalb von<br />

zwölf Stunden muss der<br />

Professor eines der großen<br />

Freimaurer-Rätsel lösen.<br />

Viel Erfolg.<br />

Originaltitel:<br />

The Lost Symbol<br />

Erscheinungsdatum:<br />

2009<br />

* noch kein Cover vorhanden<br />

Abenteuer<br />

Filminhalt:<br />

Kurzbiografie<br />

Thriller-Autor Dan Brown ist<br />

heute einer der meistgelesenen<br />

Erzähler des Genres.<br />

Der 1964 geborene Amerikaner<br />

arbeitete u. a. als Lehrer, bevor<br />

er Romane schrieb.<br />

In „Illuminati“ tauchte der<br />

nonchalant-intellektueller<br />

Charakter R. Langdon auf.<br />

Inzwischen steht fest: Dem<br />

charmanten Symbolforscher<br />

offenbart sich in seinem<br />

dritten Auftritt das Rätsel<br />

einer Freimaurerloge.<br />

CA 2009 Vertrieb: Eurovideo<br />

Bildformat: VC-1, 1,78 : 1<br />

Tonformate: DTS-HD MA 5.1<br />

Datenrate Bild: 26 Mbps<br />

Datenrate Ton: 2 Mbps Regie:<br />

Paolo Barzman Laufzeit:<br />

172 min FSK: ab 12 Jahren<br />

Preis: 22 Euro Start: erhältlich<br />

I<br />

rgendwie<br />

Scriptum –<br />

Der letzte Tempelritter<br />

geben wir Hauptdarstellerin<br />

Mira Sorvino sicherlich Recht, wenn sie<br />

im Making-of behauptet, dass die Verfilmung<br />

des Romans von Raymond Khoury<br />

als Kinofilm wahrscheinlich 200 Millionen<br />

Dollar verschlungen hätte. Also wurde aus<br />

dem Werk lediglich ein vergleichsweise<br />

preiswerter TV-Zweiteiler. Das schlägt sich<br />

visuell wie inhaltlich nieder. Zwischen<br />

entschärften Actionsequenzen müssen<br />

die Darsteller oft und lange über ein<br />

verschwundenes Artefakt sinnieren - den<br />

Schlüssel zum allerletzten Geheimnis der<br />

Templer. Die Archäologin Tess Chaymkin<br />

(Sorvino) ist zufällig anwesend, als vier<br />

maskierte Reiter das historische Holzkästchen<br />

aus einer Ausstellung kostbarer<br />

Vatikanschätze in New York entwenden.<br />

Gemeinsam mit FBI-Agent Sean Daly<br />

gerät sie in den Sog der Verschwörung.<br />

Glaubensfragen, Exkursionen, verschlüsselte<br />

Rätsel um das Evangelium Jesus<br />

Christus – unverkennbar bedient sich die<br />

Geschichte bei „Sakrileg“ und ähnlichen<br />

Vorlagen. Von der Story her eine eher<br />

ruhige Angelegenheit, die nur der Gastauftritt<br />

Omar Sharifs veredelt. Abgesehen von<br />

stark rauschenden Rückblenden verfügt<br />

die Disc über eine sehr solide Optik: gute<br />

Kantenschärfe, angenehme Farbwiedergabe.<br />

Exzellent in Szene gesetzt wurde<br />

insbesondere die stürmische Schiffsreise.<br />

Für einen Fernsehfilm beachtlich. Die<br />

Surround-Kanäle beansprucht „The Last<br />

Templar“ (Originaltitel) hingegen kaum,<br />

sodass nur gelegentlich der Wind durch<br />

die hinteren Boxenreihen pfeift. Außer<br />

dem bereits erwähnten Set-Bericht<br />

(21 : 20 Minuten, SD) existiert bloß ein<br />

textlastiges BD-Live-Feature.<br />

Bildqualität 7/10<br />

Tonqualität 7/10<br />

Bonusmaterial 4/10<br />

Blu-ray-Effekt 4/10<br />

Gesamt 5,5/10<br />

Kurzfazit: Aufatmen im Vatikan! „Scriptum“ ist keine<br />

Offenbarung, sondern ein müdes Mystery-Abenteuer.<br />

Für eine TV-Produktion allerdings eine annehmbare Disc.<br />

„Nein, wir rücken das Buch von Dan<br />

Brown nicht raus. Niemals!“<br />

Was verbirgt<br />

Monsignore De<br />

Angelis (Victor<br />

Garber)<br />

Mein großer, starker FBI-Agent!<br />

Mira Sorvino hat ihren Held in<br />

„Scriptum“ gefunden<br />

Spezial | www.bluray-vision.de F<br />

| November 2009 35


Jetzt auch als<br />

Complete Box!<br />

TM<br />

© 2009 Twentieth Century Fox Film Corporation. Alle Rechte vorbehalten.<br />

© 2009 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC. Alle Rechte vorbehalten.<br />

TM


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Sternenstaub und<br />

Wüstensand<br />

Unendliche Weiten des Science-Fiction-Films. Ein paar Fixsterne des Genres<br />

sollte jeder Cineast besuchen, darunter den Wüstenplaneten „Dune“ und das<br />

Zentrum der Schöpfung in „2001: Odyssee im Weltraum“. Wer stattdessen<br />

lieber „Star Trek“ sehen möchte, blättert einfach weiter.<br />

Bilder: Stock.xchng, Warner<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 37


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Wenn sein Name fällt, erstarren viele<br />

Fans und Filmschaffende in Ehrfurcht.<br />

Regisseur Stanley Kubrick gehörte zu den<br />

bedeutendsten Vertretern seiner Zunft, obwohl<br />

oder gerade weil er eine manische Bessenheit<br />

bei der Realisierung seiner Projekte an den<br />

Tag legte. Fast jedes der fertiggestellten Werke<br />

rechtfertigt aber im Nachhinein die investierte<br />

Akribie. Kubrick forderte von Darstellern und<br />

Crew das Äußerste an Engagement, ließ Szenen<br />

bis zur Perfektion wiederholen. Beispielhaft<br />

sind die 127 Versuche, die er benötigte,<br />

um Jack Nicholsons berühmten Axt-durch-die-<br />

Tür-Auftritt („Here Is Johnny“) zu inszenieren.<br />

Bereits Jahre vorher, nach seinem Hollywood-<br />

Debüt „Spartacus“ (1960), verließ der Regie-<br />

Exzentriker das amerikanische Studiosystem.<br />

Ihm fehlte die uneingeschränkte künstlerische<br />

Freiheit bei Produktion und Endschnitt.<br />

Nachfolgend schuf er zahlreiche Klassiker,<br />

darunter das wohl ultimative Science-Fiction-<br />

Opus der Filmgeschichte. Basierend auf einer<br />

Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke entwickelte<br />

Kubrick gemeinsam mit dem Autor „2001:<br />

Odyssee im Weltraum“ (Originaltitel: „2001:<br />

A Space Odyssey“). Über die Interpretation des<br />

Werks lässt sich bis heute endlos debattieren.<br />

Menschwerdung in vier Akten<br />

Ausgangspunkt des Hauchs an Handlung ist<br />

der „Anbeginn der Menschheit“ („The Dawn<br />

Of Man“). Irgendwo in der afrikanischen Savanne<br />

kämpft eine Gruppe von Vormenschen<br />

um ihr tägliches Dasein, bis sie eines Morgens<br />

neben einem schwarzen Monolithen aufwachen.<br />

Schwarz, glänzend, präzise geformt. Die<br />

Berührung des Blocks verändert das Bewusstsein<br />

der Wesen. Zum Klang der sinfonischen<br />

Dichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard<br />

Strauss entdecken sie Knochen als Werkzeuge.<br />

In der fi nalen Szene des ersten Akts erschlägt<br />

der entstandene Homo Faber einen fremden<br />

Urmenschen mit dem Gebein. Triumphierend<br />

wird die primitive Waffe gen Himmel geschleudert.<br />

Es folgt der wohl berühmteste Schnitt:<br />

Ein ähnlich aussehender Satellit ersetzt optisch<br />

den fl iegenden Knochen. Äonen sind vergangen.<br />

Die Menschheit ist ins All aufgebrochen.<br />

Im Mondkrater Tycho fi nden Wissenschaftler<br />

einen Monolithen, der dem Exemplar aus der<br />

Eröffnungssequenz gleicht. Der nächste Entwicklungsschritt<br />

steht bevor. Beim Kontakt mit<br />

Sonnenlicht sendet die Säule ein Signal. Ende<br />

des zweiten Akts. 18 Monate weiter in der<br />

Zukunft beginnt die Jupitermission (der dritte<br />

Akt), die den Empfänger ausfi ndig machen<br />

soll. Was folgt, ist eine kosmische Reise, die in<br />

einer Katastrophe sowie der Wiedergeburt des<br />

Menschen (vierter Akt) endet.<br />

Pure visuelle Stimulanz<br />

„2001“ überschreitet viele Grenzen. Fast 25<br />

Minuten lang spricht niemand ein Wort, lediglich<br />

klassische Musik untermalt das Geschehen<br />

und selbst danach wird an Dialogen gespart.<br />

Nur wer sich auf das pure visuelle Erlebnis<br />

einlässt, fi ndet einen persönlichen, gänzlich<br />

subjektiven Zugang. Kubrick stößt durch teilweise<br />

verstörend langsame Bilder eine emotionale<br />

Ebene im Zuschauer an und stellt ihm<br />

frei, die philosophische Bedeutung der Sci-Fi-<br />

Offenbarung zu deuten. Das ist anstrengend,<br />

aber ohne Zweifel brillant. Die Inszenierung<br />

entspricht natürlich dem Zeitgeist der 1960er<br />

Jahre, wirkt jedoch immer noch realistisch. Ein<br />

Meisterwerk. Beim Einlegen der Blu-ray Disc<br />

sollte sich übrigens niemand wundern, wenn<br />

der Bildschirm drei Minuten völlig schwarz<br />

bleibt. Im Hintergrund läuft nur Musik aus<br />

György Ligetis „Atmosphères“, bevor die vier<br />

Akte beginnen. Auf diese absichtliche Ouvertüre<br />

verzichten die meisten Fernsehausstrahlungen.<br />

Ein paar Worte zur Technik: Abgesehen<br />

von winzigen Kratzern gelingt ein solides, kontraststarkes<br />

Bild, dessen Schwarzwert ebenfalls<br />

überzeugt. Die Farbwiedergabe ist ausgesprochen<br />

kräftig. Insgesamt eine sehr scharfe Optik,<br />

die nur geringe Detailverluste zeigt. Für das<br />

Alter des Ausgangsmaterials sind wir mit der<br />

Restauration mehr als zufrieden. Akustisch hält<br />

der Dolby-Digital-5.1-Mix indes weniger Bombastisches<br />

bereit: kaum Surround-Ton, wenige<br />

Effekte, selten ein Wow-Moment. Lediglich die<br />

klassische Musik berauscht die Sinne. Gemeinsam<br />

mit den glasklaren Dialogen sollte das<br />

dem Fan aber reichen. Insbesondere deshalb,<br />

da der Blu-ray mehr als zwei Stunden Bonusmaterial<br />

beiliegen – reines Audiomaterial<br />

eingerechnet. Verschiedene Videodokumentationen<br />

erlauben einen Blick auf die „Erschaffung<br />

eines Mythos“ (kommentiert von James<br />

Cameron, „Titanic“) oder die „Visionen einer<br />

vergangenen Zukunft: Die Prophezeiungen<br />

von 2001“ (21,5 Minuten). Empfehlenswert<br />

ist das Feature „Auf Kubricks Schultern“, das<br />

den Einfl uss des Werks auf spätere Filmemacher<br />

nachvollzieht. Spielberg und Co. lassen<br />

grüßen. Abschließend gibt es ein äußerst offen<br />

geführtes Interview mit Kubrick aus dem Jahr<br />

1966 (76 Minuten, ohne Video). Der Zuhörer<br />

erfährt etliche Hintergründe über den Antrieb<br />

des späteren Regie-Genies.<br />

Im Sand verlaufen<br />

Während Kubrick noch vor der ersten Mondlandung<br />

eine Form realistischer Science-Fiction<br />

etablierte, versuchte sich ein anderes Enfant<br />

terrible der Kinolandschaft rund 20 Jahre später<br />

an einem reinen Zukunftsmythos. 1984<br />

übernahm der damals 38-jährige Autorenfi l-<br />

mer David Lynch („Lost Highway“) die Regie<br />

von „Dune – Der Wüstenplanet“. Wie sich herausstellte<br />

ein Mammutprojekt, an dem sich<br />

bis dahin bereits mehrere Personen die Zähne<br />

ausgebissen hatten. Kein Wunder bei der fast<br />

900 Seiten starken, hochkomplexen Vorlage<br />

des Schriftstellers Frank Herbert. In den Augen<br />

vieler ein unverfi lmbarer Roman. Mitte der<br />

1970er Jahre scheiterte Alejandro Jodorowsky<br />

(„El Topo“) vor allem aus fi nanziellen Gründen.<br />

Seine surrealistische Vision, die neben<br />

Gestaltungsstudien des Schweizer Künstlers<br />

H. R. Giger („Alien“) auch die Mitwirkung<br />

des extrovertierten Malers Salvador Dalí (für<br />

100 000 Dollar pro Stunde!) vorsah, versandete<br />

sprichwörtlich. Einige Entwürfe von Giger<br />

Bilder: Stock.xchng, Sunfilm Entertainment, Warner<br />

38


Blu-ray<br />

Spezial<br />

landeten später in dessen Bildkompendium<br />

„Necronomicon“. Produzent Dino De Laurentiis<br />

(„Roter Drache“) wagte einen weiteren Versuch<br />

1979 mit Regisseur Ridley Scott, wobei<br />

der „Alien“-Schöpfer nach sieben Monaten aus<br />

persönlichen Gründen das Handtuch warf und<br />

sich des Philip-K.-Dick-Vehikels „Blade Runner“<br />

annahm. Zusammen mit Tochter Raffaella traf<br />

De Laurentiis die Entscheidung, den jungen<br />

David Lynch zum führenden Kopf des Drehs<br />

zu machen. Das Ergebnis fällt rückwirkend<br />

zwiespältig aus. Ein formalästhetisch grandioser,<br />

aber völlig überfrachteter Hardcore-<br />

Science-Fiction-Brocken, dessen 135 Minuten<br />

Laufzeit dem Zuschauer gelegentlich das<br />

Äußerste abfordern. Worum geht’s<br />

Die Herrscher von Arrakis<br />

Die komplette Handlung würde unseren Rahmen<br />

völlig sprengen, denn Herberts Roman<br />

entwirft ein umfassendes ökonomisches sowie<br />

ökologisches Universum. Deshalb die Kurzfassung:<br />

In ferner Zukunft herrschen verschiedene<br />

Adelshäuser über planetarische Provinzen. Der<br />

wichtigste Stern ist jedoch der Wüstenplanet<br />

Arrakis, genannt „Dune“. Nur dort fi ndet sich<br />

das „Spice“, eine bewusstseinserweiternde<br />

Droge, die die Raumfahrt erst ermöglicht.<br />

Ohne die Melange würde das bestehende<br />

Imperium zusammenbrechen. Aufgrund<br />

der immensen Bedeutung kämpfen die Familien<br />

seit Äonen um Arrakis. Als Imperator<br />

Shaddam IV. (José Ferrer) die Lehnsherrschaft<br />

über den Wüstenplaneten an Herzog Leto<br />

Atreides (Jürgen Prochnow) überträgt, löst<br />

das eine Kette von Ereignissen aus, die das<br />

elementare Gleichgewicht im Kosmos völlig<br />

verändern. Der sadistische Baron Vladimir<br />

Harkonnen plant die Vernichtung der Atreides.<br />

Parallel warten die Fremen, das unterdrückte<br />

Volk von Dune, auf die Ankunft des „Kwisatz<br />

Haderach“, eines messianischen Befreiers, der<br />

sie in die Freiheit führen wird. Krieg, Religion,<br />

Philosophie – für damals exorbitante 45 Millionen<br />

Dollar mischte Lynch das monströse<br />

inhaltliche Sortiment des Romans mit gewaltigen<br />

Bildern. Optisch ein episch-bizarres Spektakel<br />

mit tollen Darstellern (u. a. Sting, Kyle<br />

MacLachlan, Max von Sydow), das sich jedoch<br />

erzähltechnisch kaum erschließt. Nichtsdestotrotz<br />

ist „Dune“ ein Meilenstein des Genres,<br />

selbst wenn dem Resultat ewige Unzufriedenheit<br />

anhaftet.<br />

Kürzer, aber besser<br />

Auf der Blu-ray-DVD-Kombination befi ndet sich<br />

die normale Kinofassung. Darüber hinaus existiert<br />

eine über 180 Minuten lange TV-Schnittfassung,<br />

die aber von den meisten Fans (und<br />

dem Regisseur) als langatmig und überfl üssig<br />

abgelehnt wird – Lynch ließ seinen Namen<br />

durch das Pseudonym Alan Smithee ersetzen.<br />

Die vorliegende Blu-ray-Variante ist kürzer und<br />

verfügt über ein extrem dunkles, nicht immer<br />

detailreiches Bild. Satte Erd-, Gold- und Messingtöne<br />

bestimmen die Szenerien. Andere<br />

Farben erscheinen in der häufi g schwarzen<br />

Umgebung ebenfalls kräftig. Das Produktionsdesign<br />

gehört in die Kategorie „bemerkenswert“<br />

und kombiniert Konzepte der 1930er bis<br />

1950er Jahre mit viktorianischen Elementen.<br />

Lynch verwendete zudem architektonische<br />

Einschläge aus Venedig. Gelegentlich zieren<br />

kleine Bildartefakte den Wüstensand. Wie<br />

üblich sollte der englische DTS-HD-Mix dem<br />

deutschen PCM-2.0-Sound vorgezogen werden.<br />

Das hierzulande verwendete Tonmaterial<br />

2001: Odyssee im Weltraum<br />

Science-Fiction<br />

Filminhalt:<br />

GB 1968 Vertrieb: Warner<br />

Bildformat: VC-1, 2,20 : 1<br />

Tonformate: Dolby Digital 5.1<br />

Datenrate Bild: 22 Mbps<br />

Datenrate Ton: 448 kbps<br />

Regie: Stanley Kubrick<br />

Laufzeit: 148 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 26 Euro Start:<br />

erhältlich<br />

Bildqualität 7,5/10<br />

Tonqualität 6,5/10<br />

Bonusmaterial 8,5/10<br />

Blu-ray-Effekt 3,5/10<br />

Gesamt 6,5/10<br />

Kurzfazit: Ein brillanter Klassiker, der Geduld braucht.<br />

Auch aufgrund des exzellenten Bonusmaterials ein<br />

lohnenswerter Trip ins All.<br />

Weil „2001 – Odyssee im Weltraum“ mehr<br />

Fragen als Antworten bot und selbst nach Jahren<br />

weiterhin die Zuschauer faszinierte, war<br />

es kein Wunder, dass irgendwann eine Fortsetzung<br />

das Licht der Leinwand erblickte.<br />

1984 inszenierte der damals bereits mit zwei<br />

erfolgreichen Science-Fiction-Filmen bekannte<br />

Regisseur Peter Hyams („Unternehmen Capricorn“,<br />

„Outland“) den zweiten Trip zum Jupiter.<br />

Die Vorlage stammt erneut von Autor Arthur C.<br />

Clarke, dessen Roman „2010: Odyssey Two“ Hyams<br />

um etliche Passagen kürzte, aber dafür den<br />

moralischen Unterton unterstrich. Die Handlung:<br />

Im Jahr 2010 startet eine amerikanisch-russische<br />

Crew, um das Rätsel der gescheiterten Mission sowie<br />

des Monolithen zu lösen. Dr. Heywood Floyd<br />

(Roy Scheider) muss sich während der Reise allerdings<br />

auch immer intensiver mit den fernen Auswirkungen<br />

des Kalten Krieges auseinandersetzen.<br />

Deutlich stärker als der Klassiker ist das Nachfolgeprojekt<br />

ein Produkt seiner Zeit. Mittelprächtige<br />

Spezialeffekte, ein weniger zukunftsorientiertes<br />

Design sowie der politische Kontext prägen den<br />

Film. Kubrick ließ übrigens viele Modelle, unter<br />

anderem das Raumschiff Discovery, nach „2001“<br />

zerstören, weshalb anhand von Fotos neue erstellt<br />

werden mussten. Auf Blu-ray erscheint das<br />

Material teilweise mit starker Körnung und Bildfehlern,<br />

demzufolge ist die Qualität eher durchschnittlich.<br />

Zumindest Schärfegrad sowie Schwarzwert<br />

entsprechen den allgemeinen Anforderungen. Der<br />

wirkt überhöht, unsauber und deutlich zu laut.<br />

Außerdem fehlt das Surround-Gefühl. Auf der<br />

beiliegenden DVD fi ndet man hauptsächlich<br />

textlich niedergelegtes Bonusmaterial. Interessant,<br />

um die Hintergrundlücken zu füllen. Ein<br />

Making-of sowie zahlreiche geschnittene Szenen<br />

(beides in SD-Qualität) beschließen die<br />

Scheibe.<br />

MARIO HESS<br />

Dune – Der Wüstenplanet<br />

Science-Fiction<br />

Filminhalt:<br />

2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen<br />

US 1984 Vertrieb: Sunfi lm<br />

Entertainment Bildformat:<br />

MPEG-4, 2,35 : 1 Tonformate:<br />

PCM 2.0 Dolby Surround,<br />

DTS-HD MA 5.1 (engl.)<br />

Datenrate Bild: 15 Mbps<br />

Datenrate Ton: 1,5 Mbps<br />

Regie: David Lynch Laufzeit:<br />

135 min FSK: ab 12 Jahren<br />

Preis: 23 Euro Start: erhältlich<br />

Bildqualität 7,5/10<br />

Tonqualität 5,5/10<br />

Bonusmaterial 6/10<br />

Blu-ray-Effekt 4/10<br />

Gesamt 6/10<br />

Kurzfazit: Entstaubte Variante der bislang besten<br />

„Dune“-Verfi lmung in originaler Kinoschnittfassung.<br />

Soundtechnisch allerdings eine wüste Angelegenheit.<br />

Science-Fiction<br />

Filminhalt:<br />

US 1984 Vertrieb: Sunfi lm<br />

Entertainment Bildformat:<br />

2,40 : 1 Tonformate: Dolby<br />

Digital 5.1, Dolby True HD 5.1<br />

(engl.) Datenrate Bild:<br />

28 Mbps Datenrate Ton:<br />

640 kbps Regie: Peter Hyams<br />

Laufzeit: 115 min FSK: ab 12<br />

Jahren Preis: 23 Euro Start:<br />

erhältlich<br />

Bildqualität 7,5/10<br />

Tonqualität 6/10<br />

Bonusmaterial 4,5/10<br />

Blu-ray-Effekt 3/10<br />

Gesamt 5/10<br />

Kurzfazit: Solide Sci-Fi-Fortsetzung mit guten<br />

Darstellern, aber ohne die Intensität von „2001“. Visuell<br />

interessant, wenngleich die Blu-ray-Optik schwächelt.<br />

Kontrast stimmt ab der zweiten Filmhälfte, sobald<br />

die Erde verlassen wird. Akus-tisch schlägt die<br />

englische Dolby-True-HD-5.1-Spur den restaurierten<br />

deutschen Dolby-Digital-Ton nur knapp. Letzterem<br />

fehlt ein Hauch an Dynamik. Außer einem<br />

rund neun Minuten langen Making-of wurde<br />

lediglich der Trailer als Bonusfeature beigelegt.<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 39


KLANGERLEBNISSE<br />

MIT STIL.<br />

Die neue ultraschmale<br />

Blu-ray Soundbar von LG<br />

versteckt ihre gewaltige<br />

Kraft in einem stylisch<br />

eleganten Äußeren:<br />

integrierter, vollwertiger<br />

Blu-ray Player, DLNA-<br />

Kompatibilität, 4.1 dolbyoptimierter<br />

Surround<br />

Sound und ein Subwoofer,<br />

der kabellos für beste<br />

Bässe sorgt. Dank integrierter<br />

Wireless-LAN-<br />

Technologie können über<br />

das Internet zusätzlich<br />

Youtube-Videos abgerufen<br />

werden. Das ultimative<br />

Heimkinoerlebnis und die<br />

perfekte Ergänzung zum<br />

HDTV. Life’s Good.<br />

Ultra Slim Blu-ray Sound Bar<br />

HLB54S<br />

www.lg.de


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Die große<br />

Retrospektive<br />

Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />

Wir alle kennen sie, wir alle lieben sie: die Animationsfi lme von Pixar. Sie sind<br />

vielseitig, genial animiert und das Wichtigste – ihre Geschichten haben Seele.<br />

Der Name Pixar steht für Qualität und wird<br />

eigentlich schon als Synonym für CGI-Animationen<br />

verwendet. Von den bisher zehn produzierten<br />

Filmen waren allesamt sowohl kommerziell erfolgreich<br />

als auch beliebt bei der Kritik.<br />

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis alle computeranimierten<br />

Schätze hochaufl ösend auf<br />

Blu-ray veröffentlicht werden. Bisher haben es<br />

die Kurzfi lmsammlung und insgesamt drei Kinofi<br />

lme auf Blu-ray geschafft: „Cars“, „Ratatouille“<br />

FALKO THEUNER<br />

und „Wall-E“. Ab September wird es zudem<br />

„Die Monster AG“ hochaufl ösend geben –<br />

und somit einen Auftakt für die übrigen fünf Klassiker.<br />

Am 17. September erscheint mit „Oben“<br />

endlich der lang erwartete erste Pixar-Film im Kino,<br />

der dank des Stereoskopie-Verfahrens in eine völlig<br />

räumliche Welt über den Wolken entführt. Es ist<br />

also höchste Zeit, noch einmal in der Kramkiste zu<br />

stöbern und sich die Anfänge sowie die neueren<br />

Pixar-Produktionen ins Gedächtnis zu rufen.<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 41


Spezial Thema<br />

Blu-ray Pixar-Retrospektive<br />

1995: „Toy Story“ und<br />

1999: „Toy Story 2“<br />

Seit John Lasseters Kurzfilm „Luxo Jr.“ große Erfolge feierte, steht die mit dem Ball<br />

spielende Lampe stellvertretend für den Optimismus der Pixar-Studios<br />

Als die treibende Kraft<br />

Pixars kann wohl John<br />

Lasseter bezeichnet<br />

werden. Er begeisterte<br />

sich schon in<br />

jungen Jahren für Animationsfi<br />

lme und Cartoons, was ihn<br />

zu dem Entschluss brachte, eines<br />

Tages selbst seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen.<br />

So schrieb er sich 1975 in den Studiengang<br />

„Figurenanimation“ ein, der zu der Zeit erstmals am<br />

California Institute of the Arts (CalArts) angeboten<br />

wurde. Das von Walt Disney gegründete<br />

College bot den Studenten eine elitäre Ausbildung<br />

durch die Künstler, die in den 1930er<br />

Jahren die großen Disney-Klassiker schufen:<br />

den legendären neun alten Männern. Drei von<br />

ihnen – Eric Larson, Frank Burgess und Ollie<br />

Johnston – lehrten Lasseter das, was er<br />

heute als grundlegende Maxime in all<br />

seinen Filmen praktiziert. Ob eine Animation<br />

funktioniert oder nicht, hängt größtenteils von<br />

der Persönlichkeit der Figuren ab.<br />

Ein Traum von 3-D<br />

Zu Lasseters Kommilitonen gehörten im Übrigen<br />

heutige Regiegrößen wie Tim Burton und Brad Bird.<br />

Lasseters in dieser Zeit entstandene Kurzfi lme „Lady<br />

And The Lamp“ (1979) und „Nitemere“ (1980) ernteten<br />

großen Zuspruch und wurden vom Institut mit<br />

einem Studenten-Oscar ausgezeichnet. Eine Stelle<br />

als Animator in den Disney-Studios war ihm somit<br />

sicher. Lasseter merkte schnell, dass den Filmemachern<br />

dort die Ideen ausgingen bzw. dass nicht einmal<br />

mehr Disneys Multiplantechnik, bei der mehrere<br />

bemalte Ebenen für räumliche Tiefe sorgen, angewandt<br />

wurde. Die Lösung schien so nah und traf<br />

Lasseter Anfang der 1980er Jahre, als er die ersten<br />

Szenen von „Tron“ sah. Die Effekte der Motorräder<br />

beeindruckten ihn so sehr, dass er selber begann,<br />

mit dreidimensionalen CGI-Räumen zu experimentieren,<br />

in die er gezeichnete Figuren integrierte. Jedoch<br />

war die Zeit noch nicht reif für diese Art der<br />

Animationstechnik. In Zeichnerkreisen grassierte die<br />

Angst vor der Ablösung der traditionellen Kunst durch<br />

die neue CGI-Technik. Daher stornierten die damaligen<br />

Geldgeber der Disney-Studios die Pläne zu seinem<br />

Projekt „The Brave Little Toaster“. Ohne jemals<br />

in einem Film Regie führen zu dürfen, wurde seiner<br />

strahlenden Karriere bei Disney vorerst ein Ende gesetzt.<br />

Für Lasseter ein Desaster.<br />

Schon kurze Zeit später konnte er seinen Traum dennoch<br />

verwirklichen und schuf mit „The Adventures<br />

Of André And Wally B.“ seinen ersten vollständig<br />

computeranimierten Kurzfi lm. Was war in der Zwischenzeit<br />

geschehen Auf einer Tagung zum Thema<br />

Computergrafi k im Jahr 1983 kam er mit dem Informatiker<br />

Ed Catmull ins Gespräch, der sich von Lasseters<br />

misslungenen 3-D-Plänen überrascht zeigte und<br />

ihn sofort in die Arbeitsgruppe „Lucasfi lm Computer<br />

Graphics Group“ holte. Für seine „Star Wars“-Filme<br />

suchte George Lucas damals nach Möglichkeiten der<br />

digitalen Filmbearbeitung, da sich seine Ideen nicht<br />

mehr auf analogem Wege lösen ließen. Lasseter<br />

bekleidete den Rang des Interface-Designers, eine<br />

Art Vermittler zwischen Kunst und Technik. Anhand<br />

seines CGI-Kurzfi lms erfuhren die Programmierer<br />

von ihm, welche Grafi ktools noch benötigt wurden.<br />

Die neuen technischen Möglichkeiten wiederum<br />

verhalfen ihm zu kreativen Höhenfl ügen. Eine sehr<br />

fruchtbare Zusammenarbeit entstand und führte zu<br />

einem digitalen Schnittcomputer sowie zu einer anspruchsvollen<br />

Software für visuelle Effekte. Für den<br />

Film „Young Sherlock Holmes – Das Geheimnis des<br />

verborgenen Tempels“ wurde beispielsweise ein lebendiger<br />

Glasfenster-Ritter erschaffen, ein Effekt, der<br />

zuvor noch als unmöglich galt. Kurz bevor Lucas den<br />

Geldhahn abdrehte, entwickelte Catmulls Team mit<br />

dem Pixar Image Computer den bis dato leistungsfähigsten<br />

Grafi krechner schlechthin. Damit war der<br />

Grundstein für die Pixar-Studios gelegt.<br />

Nach Apple Pixar<br />

Das fi nanzielle Aus für die kreative Arbeitsgruppe war<br />

zugleich ein Neuanfang mit Folgen. Apple-Gründer<br />

Steve Jobs eilte rettend zu Hilfe. Der Multimillionär,<br />

der den Begriff des benutzerfreundlichen Rechners<br />

neu defi nierte, glaubte an die Visionen des Teams und<br />

pumpte zehn Millionen Dollar in die Unternehmung,<br />

die von nun an Pixar heißen sollte. Als Werbefi lm für<br />

das junge Unternehmen erstellte John Lasseter 1986<br />

Pixars Kurzfeature „Luxo Jr.“, in dem eine kleine Schreibtischlampe<br />

auf recht amüsante Weise mit einem Ball<br />

John Lasseter in Denkerpose: Ohne seinen Enthusiasmus<br />

wäre Pixar heute kein Animationsstudio<br />

Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />

42 16


Blu-ray<br />

Spezial<br />

spielt. Dem oscarnominierten Meisterwerk entsprang<br />

das weltbekannte Schreibtischlampen-<br />

Logo, das auch heute noch vor jedem Pixar-Film<br />

zu sehen ist. Weitere Kurzfi lme folgten und mit<br />

jedem wuchs die Erfahrung auf dem Gebiet<br />

der Computeranimation. Nach „Red’s Dream“<br />

gewann „Tin Toy“ endlich den Oscar als bester<br />

animierter Kurzfi lm. 1990 wagte sich Pixar in<br />

die Werbewelt und kreiert einige Spots. Für die<br />

zusätzliche Arbeit wurden mit Pete Docter und<br />

Andrew Stanton neue Regisseure angeworben,<br />

die später für solche Filme wie „Oben“ und<br />

„Wall-E“ verantwortlich zeichnen. Pixars Schwerpunkt<br />

war jedoch immer noch die Hard- und<br />

Software für Spezialeffekte sowie für die digitale<br />

Nachbearbeitung von Filmen. Ihr „Renderman“<br />

wurde bald zum Standard für die Erstellung von<br />

CGI-Effekten, wie man sie bereits in „Jurassic<br />

Park“ bewundern konnte. In Disneys „Die Schöne<br />

und das Biest“ kam zudem erstmals Pixars Eigenentwicklung<br />

„Caps“ für die Reinzeichnungen<br />

und Kolorierung zum Einsatz. Wie aus heiterem<br />

Himmel kam die Idee auf, einen 30-minütigen<br />

Animationsfi lm für Disney zu kreieren. Disney allerdings<br />

mochte keine halben Sachen, weshalb<br />

„Toy Story“ zu einem abendfüllenden Kinofi lm<br />

ausgeweitet wurde. Angesichts des jährlichen<br />

Millionenverlusts aufgrund der hohen Entwicklungskosten<br />

für die Hardware eine Chance, die<br />

sich Pixar nicht entgehen lassen durfte.<br />

Am Anfang war das Spielzeug<br />

Man könnte fast von einer kleinen Revolution<br />

sprechen, als 1995 mit „Toy Story“ der erste<br />

vollständig am Computer animierte Film in die<br />

Kinos kam. Pixar wurde in der Presse schon zu<br />

diesem Zeitpunkt wie ein erfahrenes Filmstudio<br />

gehandelt. Wer den Film sah, hätte unter keinen<br />

Umständen vermutet, dass er von Leuten erstellt<br />

worden war, die noch nie etwas Derartiges gemacht<br />

hatten. Selbst John Lasseter werkelte bis<br />

zu diesem Zeitpunkt nur an kleineren Projekten.<br />

Zudem bestand der Großteil der Crew aus Informatikern,<br />

die für dieses Projekt absolutes Neuland<br />

betraten. Unter diesen Gesichtspunkten<br />

war es absehbar, dass den Disney-<br />

Studios das erste Storyboard<br />

1998: „Das große Krabbeln“<br />

zu „Toy Story“ nicht gefi el und die Produktion<br />

vorerst eingefroren wurde. Zu belanglos war der<br />

Handlungsverlauf, zu unsympathisch waren die<br />

Charaktere. Ein weiterer Fehler dieser Art hätte<br />

das Aus für Pixar bedeutet, weshalb unter höchstem<br />

Produktionsdruck ein zweites Konzept erarbeitet<br />

wurde. Das intuitiver gestaltete Stück<br />

schlug ein wie eine Bombe, Pixar erhielt grünes<br />

Licht für die Produktion und legte los. Lasseters<br />

Grundidee war es, den Mythos vom lebendigen<br />

Spielzeug weiter auszubauen. Sobald die Kinder<br />

das Zimmer verlassen, gehen Cowboy Woody,<br />

Mr. Kartoffelkopf, Dinosaurier Rex und deren<br />

Freunde auf Abenteuersuche. Als jedoch die<br />

Hightech-Actionfi gur Buzz Lightyear die Bühne<br />

betritt, herrschen Eifersucht und Existenzangst.<br />

Erst als Woody und Buzz in ernsthafte Bedrängnis<br />

geraten, müssen sie sich zusammenraufen,<br />

um wieder zurück zu ihrem Besitzer Andy zu<br />

fi nden. Weltweit spielte der Film 350 Millionen<br />

US-Dollar ein. Für Pixar bedeutete dies, dass sie<br />

sich noch ein paar Grafi krechner mehr leisten<br />

konnten und ihre doch sehr limitierten Computer<br />

nicht mehr Tag und Nacht besetzen mussten.<br />

Noch viel wichtiger war jedoch, dass man<br />

bei Pixar nun endlich die wahre Bestimmung –<br />

die Animation – gefunden hatte.<br />

Des Käfers Leben<br />

Nach der großen Euphorie wusste keiner so<br />

recht, wie der erste Erfolg zustande gekommen<br />

war. Von einem Rezept war Pixar noch weit entfernt,<br />

weshalb das Kreativteam genau überlegen<br />

musste, welchen Ansprüchen das neue Projekt<br />

genügen sollte. Man entschied sich für einen<br />

Film über Insekten, was nicht zuletzt auch<br />

aus pragmatischen Gründen geschah. Nicht<br />

ohne Grund arbeitete die Dreamworks-<br />

Animationsschmiede zeitgleich an einem<br />

ähnlichen Vorhaben. „Antz“ sollte genauso wie<br />

Pixars „Das große Krabbeln“ ein insektoides Sozialexperiment<br />

werden. Zu der Zeit war die Technologie<br />

einfach reif für die Darstellung glatter<br />

Oberfl ächenstrukturen – die perfekte Voraussetzung<br />

für realitätsnahe Chitinpanzer von Ameisen.<br />

Zudem waren Kleidung und Haare für eine<br />

professionelle Umsetzung noch zu kompliziert.<br />

Obwohl „Antz“ mit seinen Anspielungen nach<br />

Woody-Allen-Manier (Allen spricht im Original<br />

die vom Kollektiv geplagte Hauptfi gur Z) eindeutig<br />

auf ein erwachseneres Publikum abzielt,<br />

ähneln sich die Geschichten doch ein<br />

wenig. In Pixars Version eines<br />

Ameisen-<br />

2003: „Findet Nemo“<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 43


Spezial<br />

Blu-ray<br />

1986: „Luxo Jr. – Die kleine Lampe“ („Toy Story 2“) ¥<br />

1989: „Knick Knack“ („Findet Nemo“) ¥ 1997: Geri‘s Game („Das große<br />

2004: „Die Unglaublichen“<br />

tätigkeit außer Frage und so zog man in ein größeres<br />

Studio nach Kalifornien, wo das Unternehmen<br />

auch heute noch sitzt. Die Zielsetzung war<br />

ein Film pro Jahr, was mehrere parallele Produktionen<br />

nötig machte, genauso wie zusätzliche<br />

Regisseure. Mit den nächsten beiden Projekten<br />

„Die Monster AG“ und „Findet Nemo“ wurden<br />

daher Pete Docter und Andrew Stanton betraut.<br />

lebens versucht der<br />

kleine Flik, die jährliche<br />

Grashüpferplage<br />

zusammen mit einer Käfer-Zirkustruppe<br />

in den Griff zu<br />

bekommen. Auf seiner Reise kostet<br />

er die süßen Früchte der<br />

Freiheit jenseits des Ameisenhügels<br />

und muss sich<br />

überwinden,<br />

wieder in die<br />

heimatlichen<br />

Hallen zurückzukehren.<br />

Das Leben seiner „Großfamilie“ hängt<br />

somit von seinem Verantwortungsbewusstsein<br />

ab. Neben einer komplexeren Story wies „Das<br />

große Krabbeln“ erstmals Breitbildformat auf.<br />

Wurde bei „Toy Story“ zuvor nur Puppen Leben<br />

eingehaucht, galt es nun, lebendige Wesen naturgetreu<br />

nachzuempfi nden. Das größte Problem<br />

zeigte sich jedoch bei den Massenszenen.<br />

Mehr als 50 Ameisen konnten zunächst<br />

nicht gleichzeitig in einer Einstellung auftreten.<br />

Der fi nale Film zeigt, dass die IT-Abteilung<br />

letztendlich auch diese Herausforderung<br />

meisterte.<br />

Noch mehr Spielsachen<br />

Eigentlich sollte die im selben Jahr produzierte<br />

Fortsetzung von „Toy Story“ nur für den Heimgebrauch<br />

produziert werden, doch Disney wollte<br />

einen Kinofi lm. Das Projekt befand sich schon<br />

in einer vorangeschrittenen Produktionsphase,<br />

war für einen Kinotitel jedoch in den Augen<br />

Pixars nicht gut genug. Lasseter unterbrach seinen<br />

wohlverdienten Urlaub und krempelte neun<br />

Monate vor dem Kinostart das Konzept komplett<br />

um. Mit dem Kreativteam schrieb er an einem<br />

Wochenende das Drehbuch neu und ermutigte<br />

alle Beteiligten zur engen Zusammenarbeit. Und<br />

tatsächlich, der knappe Zeitplan schweißte das<br />

junge Team zusammen, machte es routinierter<br />

und sie schafften es: Am 13. November 1999<br />

kam „Toy Story 2“ pünktlich in die US-Kinos und<br />

verzeichnete gleiche Erfolge wie schon Teil eins.<br />

Für Pixar stand die Ausweitung der Animations-<br />

Der Angstfaktor<br />

Pete Docters Entwurf der „Monster AG“ bestand<br />

zunächst nur aus einem Schlüsselgedanken:<br />

Was wäre, wenn Kinder, die Monster aus<br />

ihrem Kleiderschrank oder unter ihrem Bett hervorkommen<br />

sehen, recht hätten Darauf basierend<br />

entwickelte er zusammen mit drei weiteren<br />

Autoren die große Stadt Monstropolis und ihre<br />

skurrile Energiegewinnungsfabrik. Zwei ganz<br />

normale Angestellte genießen den Arbeitsalltag<br />

und erschrecken kleine Kinder.<br />

Als der blauhaarige Behemoth Sulley und sein<br />

glupschäugiger Zyklopen-Kumpel Mike Wazowski<br />

eines Tages die kleine Boo ungewollt aus der<br />

Menschenwelt in ihre Dimension holen, geraten<br />

sie jedoch in Schwierigkeiten. Monster haben<br />

nämlich schreckliche Angst vor kleinen, ansteckenden<br />

Kindern. Die beiden müssen nun das<br />

Mädchen irgendwie unbemerkt verschwinden<br />

lassen, am besten wieder direkt in ihr Bettchen.<br />

Ehrensache, dass Sulley und Mike das knuffi ge<br />

Kleinkind wieder sicher zur richtigen Dimensionstür<br />

bringen, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten.<br />

Auch beim vierten Projekt bewies Pixar<br />

exzellentes technisches Know-how. Die bei den<br />

Massenszenen in „Das große Krabbeln“ gewonnenen<br />

Erfahrungen wurden beispielsweise für<br />

die Verfolgungsjagd durch den Raum mit den<br />

unzähligen Türen eingesetzt. Außerdem war da<br />

noch der behaarte Sulley, der mit einem glaubwürdigen<br />

Fell ausgestattet werden musste –<br />

keine leichte Aufgabe für Leute, die zuvor nur<br />

glatte Puppen und Käfer als CGI-Figuren gestaltet<br />

hatten. Die witzige Handlung, die optisch impo-<br />

Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />

2006: „One Man Band – Die Ein-Mann-Band“ („Cars“) ¥ 2007: „Lifted“ („Ratatouille“) ¥ 2008: „Presto“ („Wall-E“)<br />

44


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Krabbeln“) ¥ 2001: „For The Birds – Der Vogelschreck“ („Die Monster AG“) ¥ 2004: „Boundin’ – Ein Schaf ist von der Wolle“ („Die Unglaublichen“)<br />

sante Umsetzung sowie die Musik und der gelungene<br />

Soundmix brachten den Machern 2002<br />

gleich drei Oscarnominierungen ein. Für seinen<br />

Filmsong „If I Didn’t Have You“ erhielt Komponist<br />

Randy Newman sogar eine der begehrten Goldtrophäen.<br />

Der erneut rekordverdächtige kommerzielle<br />

Erfolg ließ den Druck auf das Nachfolgeprojekt<br />

ins Unermessliche steigen. Konnte ein<br />

kleiner Clownfi sch das alles noch toppen<br />

Fische sind Freunde ...<br />

Er konnte! 2003 avancierte „Findet Nemo“ mit<br />

einem weltweiten Einspielergebnis von über<br />

860 Millionen US-Dollar zum kommerziell zweiterfolgreichsten<br />

Film gleich nach „Der Herr der<br />

Ringe: Die Rückkehr des Königs“. War Pixar zuvor<br />

„nur“ ein wahnsinnig erfolgreiches Animationsstudio,<br />

so wurde es durch „Findet Nemo“ an<br />

die Spitze der weltweiten Trickfi lmproduktion katapultiert.<br />

Selbst erst Vater geworden, schwebte<br />

Andrew Stanton eine Vater-Sohn-Geschichte<br />

vor, die die jugendliche Neugier<br />

der elterlichen Sorge gegenüberstellt.<br />

Allein an der<br />

Story feilte er zweieinhalb<br />

Jahre. Als dann die Produktion<br />

des Films im<br />

Jahr 2000 begann,<br />

gab es nur noch<br />

kleine dramaturgische<br />

Eingriffe. So<br />

Filminhalt:<br />

Die Monster AG<br />

Genre: Animation Land/Jahr: US<br />

2001 Vertrieb: Disney Home<br />

Bildformat: MPEG-4, 1,85 : 1<br />

Tonformate: DTS-HD MA 5.1<br />

(engl.), DTS 5.1 Datenrate Bild:<br />

28 Mbps Datenrate Ton: 640 kbps<br />

Regie: Pete Docter, David Silverman<br />

(Co-Regie) u. a. Laufzeit: 92 min<br />

FSK: ab 6 Jahren Preis: 29 Euro<br />

Start: 1. September 2009<br />

wurde z. B. das tragische Schicksal von Nemos<br />

Mutter nach vorn verlegt, anstatt es in Erinnerungsfetzen<br />

über die ganze Handlung zu verteilen.<br />

Marlins neurotischer Beschützerinstinkt war<br />

dadurch gleich von Anfang an nachvollziehbar<br />

und das Publikum verstand, warum der Vater<br />

seinen einzigen Sohn Nemo nicht einmal allein<br />

zur Schule schicken will. Der kleine, leicht missgebildete<br />

Clownfi sch wird jedoch trotzdem von<br />

einem menschlichen Tiefseetaucher gefangen<br />

und nach Sydney verfrachtet, wo er im Aquarium<br />

seines Entführers landet. Ironischerweise<br />

wirkte sich der Erfolg des Films auch auf die tatsächliche<br />

Nachfrage nach Salzwasserfi schen im<br />

Zoofachhandel aus, weshalb 2003 leider mehr<br />

„Marlins“ und „Nemos“ ihrer natürlichen Umgebung<br />

beraubt wurden als jemals zuvor. Im Film<br />

jedenfalls begibt sich der besorgte Fischvater<br />

auf die Suche nach seinem Sohn und begegnet<br />

dabei zunächst nur dem weiblichen Doktorfi sch<br />

Dorie, der an extremer Amnesie leidet. Aufgrund<br />

ihrer sprachlichen Finesse (sie spricht fl ießend<br />

Walisch und kann außerdem lesen) ist sie für<br />

Marlins Abenteuer unersetzlich. Über den Ostaustralstrom<br />

und in Begleitung zahlreicher Meerestiere<br />

gelangt das Duo in die Nähe von Nemos<br />

Gefängnis. Nemo wiederum etabliert sich in seiner<br />

neuen Umgebung als Schlüsselelement für<br />

den großen Ausbruchsplan der Aquarieninsassen.<br />

Das Wiedersehen zwischen Vater und Sohn<br />

hängt somit sprichwörtlich am seidenen Faden.<br />

2001: „Die Monster AG“<br />

Für die kunterbunte Unterwasserwelt setzte das<br />

Technikteam erneut bahnbrechende Standards.<br />

Hauptproblem war die realistische Lichtbrechung<br />

im feuchten Element, weshalb Pixar seinen Mitarbeitern<br />

Freikarten für Aquarienhäuser sowie<br />

Tauchstunden in Hawaii spendierte. Es fanden<br />

aber auch ältere Techniken neue Anwendungsbereiche.<br />

Beispielsweise hielt Sulleys Fell-Engine<br />

aus „Die Monster AG“ für die glaubwürdigen Bewegungen<br />

der Seeanemonen her.<br />

Watchmen light<br />

Menschen, Haare und Stoff in allen denkbaren<br />

„Aggregatzuständen“ – technisch gesehen hätten<br />

sich die Animatoren kein komplexeres Projekt<br />

aussuchen können als „Die Unglaublichen“.<br />

War es bisher der hohe Abstraktionsgrad, der<br />

das Produktionsteam vor zu großem Realismus<br />

bewahrte, musste es für dieses Projekt die alltägliche<br />

Menschenwelt glaubwürdig nachempfi<br />

nden. Wie kam es also überhaupt zu der Idee,<br />

Die Kurzfilme<br />

Erstaunlicherweise hat sich das Publikum extrem schnell<br />

an dieses Phänomen gewöhnt. Bevor Pixar die Tradition bei<br />

ihren Animationen einführte, war so etwas eigentlich nur<br />

in Programmkinos üblich. Die Rede ist von dem Kurzfi lm,<br />

der vor jeder Kinovorführung eines Pixar-Streifens läuft.<br />

Für Interessenten gibt es die Sammlung der ersten Vorfi lme<br />

auf Blu-ray. Ein absoluter Pfl ichtkauf für Fans!<br />

Pixars komplette Kurzfilme<br />

Filminhalt:<br />

Bewertung Disc<br />

Genre: Animation US 1984–<br />

2006 Vertrieb: Disney Home<br />

Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />

Tonformate: PCM 5.1<br />

Datenrate Bild: 28 Mbps<br />

Datenrate Ton: 640 kbps<br />

Regie: John Lasseter u. a.<br />

Laufzeit: 53 min FSK: ab 0<br />

Jahren Preis: 15 Euro Start:<br />

erhältlich<br />

Bildqualität 9/10<br />

Tonqualität 7/10<br />

Bonusmaterial 5/10<br />

Blu-ray-Effekt 3/10<br />

Gesamt 6/10<br />

Kurzfazit: Pixars Anfänge und Entwicklung sind in den<br />

Kurzfi lmen sehr schön dokumentiert. Jedes Filmchen ist<br />

ein Kunstwerk für sich.<br />

¥ 2009: „Teilweise wolkig“ („Oben“) ¥ KURZFILME<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 45


Spezial<br />

Blu-ray<br />

Cars (Blu-ray)<br />

Genre: Animation Land/Jahr: US<br />

2006 Vertrieb: Disney Home<br />

Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />

Tonformate: Dolby True HD 5.1<br />

(engl.), DD 5.1, DTS-ES 5.1<br />

Datenrate Bild: 28 Mbps<br />

Datenrate Ton: 3,6 Mbps Regie:<br />

John Lasseter, Joe Ranft (Co-Regie)<br />

Laufzeit: 117 min FSK: ab 0 Jahren<br />

Preis: 27 Euro Start: erhältlich<br />

Filminhalt:<br />

Bewertung Disc<br />

Bildqualität 10/10<br />

Tonqualität 9/10<br />

Bonusmaterial 6/10<br />

Blu-ray-Effekt 7,5/10<br />

Gesamt 8/10<br />

„Ratatouille“ gehört zu Brad<br />

Birds erfolgreichsten Filmen<br />

Pete Docter auf Erkundungstour für<br />

seinen Film „Oben“<br />

Zwischen all dem kunterbunten Spielzeug<br />

können John Lasseters Ideen nur gut sein<br />

Kurzfazit: So plastisch und bonbonfarben wie kaum<br />

eine andere Animation. Eben ein sehr guter, wenn auch<br />

mehr auf Action bedachter Film.<br />

2006: „Cars“<br />

sich einer solchen Herausforderung<br />

zu stellen John Lasseters ehemaliger<br />

Kommilitone Brad Bird wollte Pixar nach<br />

seinem großen Kritikererfolg „Der Gigant aus<br />

dem All“ eine Filmidee verkaufen, die von einer<br />

Superheldenfamilie handelte. Er entwickelte sie<br />

schon seit den 1990er Jahren und ließ seine<br />

eigenen Erfahrungen, ein Familienleben neben<br />

der Karriere zu managen, einfl ießen. Lasseter<br />

fand die Idee so gut, dass er den erfahrenen<br />

Trickfi lmregisseur gleich mit einkaufte. Für „Die<br />

Unglaublichen“ war das die beste Entscheidung,<br />

die getroffen werden konnte. Mit seinem Enthusiasmus<br />

trieb Bird die Mitarbeiter zu mehr<br />

Pixar-Cameos<br />

In allen Pixar-Filmen gibt es inzwischen bestimmte Details,<br />

die immer wieder auftauchen, wie z. B. der Ball aus<br />

dem ersten Kurzfi lm „Luxo Jr.“ oder der Pizza-Truck aus<br />

„Toy Story“. Mit diesen sogenannten Cameos verweist<br />

Pixar gern auf die Wurzeln bzw. die Anfänge des Studios.<br />

Eine der wichtigsten Referenzen ist die Nummer A113, der<br />

ehemalige Klassenraum am CalArts von John Lasseter,<br />

Andrew Stanton, Pete Docter und Brad Bird. Darüber hinaus<br />

leiht aus irgendeinem Grund der Schauspieler John<br />

Ratzenberger in jedem Pixar-Film einer Figur seine Stimme.<br />

Bei genauem Hinsehen lassen sich außerdem verstreut<br />

diverse Figuren aus den anderen Filmen entdecken, wie<br />

die Käfer aus „Das große Krabbeln“ in „Toy Story 2“ oder<br />

der Pantomime Bomb Voayge aus „Die Unglaublichen“ in<br />

„Ratatouille“, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />

Detailliebe an. Die gestresste Belegschaft hielt<br />

sich an die Anweisung, wobei der wohl interessanteste<br />

Querverweis bei dem Oberbösewicht<br />

Syndrome angebracht wurde: Für dessen<br />

Gesicht stand nämlich Brad Bird persönlich<br />

Pate. Äußerst ungewohnt beginnt der Streifen<br />

mit mehreren Interviews und einigen<br />

Nachrichtenbeiträgen, die den Untergang<br />

der Heldenära dokumentieren. Solche Stilmittel<br />

fand man bis zu diesem Zeitpunkt<br />

nur in anspruchsvolleren Realfi lmen, was<br />

die Animation als Medium auf eine ernst<br />

zu nehmende Ebene hebt. Wie bei der gefeierten<br />

Comicnovelle „Watchmen“ haben<br />

die Superhelden ausgedient und werden von<br />

der Regierung gesetzlich unterdrückt. Das Unglück<br />

ist auf einen Vorfall zurückzuführen, den<br />

Mr. Incredible in seinen jungen Jahren verursachte.<br />

Während einer Rettungsaktion ging ziemlich<br />

viel zu Bruch und ein Selbstmörder verletzte<br />

sich schwerwiegend. Als Folge wurde der Held<br />

verklagt und die Stadt erklärte sich nicht mehr<br />

bereit, durch Superheldentum verursachte Schäden<br />

weiterhin zu tragen. In der Gegenwart ist<br />

Mr. Incredible mit Elastigirl verheiratet, hat drei<br />

Kinder und arbeitet ironischerweise in einem<br />

Versicherungsunternehmen. Weil der deprimierte<br />

Supermann schon einigen Speck angesetzt<br />

hat, nutzt er jede Chance, um mit seinem eiskalten<br />

Kumpel Frozone die Nachbarschaft vor<br />

Verbrechen zu bewahren. Plötzlich kommt ein<br />

geheimnisvoller Gegenspieler zum Zuge, der<br />

Superhelden lyncht. Zeit, sich neue Outfi ts zuzulegen<br />

und mal wieder so richtig auf die Pauke zu<br />

hauen – mit der ganzen Familie, versteht sich.<br />

Die ausgewogene Mischung aus Action, Alltagshumor<br />

und Querverweisen auf die Superheldenwelt<br />

sowie klassische Agentenfi lme sicherte<br />

den „Unglaublichen“ einen Platz im fi lmischen<br />

Olymp. Auch Pixars fünfter Streifen erhielt einen<br />

Oscar als beste Animation des Jahres und sogar<br />

noch einen zweiten für den besten Sound.<br />

Untergang einer Kultur<br />

Der Erfolg der bisherigen Pixar-Filme hatte auch<br />

eine dunkle Kehrseite für die Welt der Animation.<br />

Unter der Annahme, 2-D-Filme hätten<br />

kommerziell ausgedient, beschloss Disney<br />

2004, die Produktion von Zeichentrickfi lmen<br />

komplett einzustellen. Die Angst der damaligen<br />

CGI-Kritiker bestätigte sich. Studios wurden geschlossen,<br />

zahllose talentierte Künstler durften<br />

ihren Arbeitsplatz räumen und die Zeichentische<br />

wurden verkauft. In nur wenigen Wochen wurde<br />

eine ganze Kunstform, die sich über Jahrzehnte<br />

entwickelt hatte, dem Erdboden gleichgemacht.<br />

Auch das Verhältnis zwischen Disney und Pixar<br />

war getrübt. Die Kooperation lief mit dem<br />

siebenten Film („Cars“) aus und die Wege der<br />

Studios drohten auseinanderzugehen. Es waren<br />

sogar schon Fortsetzungen zu den vergangenen<br />

CGI-Filmen ohne Pixars Beteiligung geplant.<br />

Mit dem Führungswechsel bei Disney kam jedoch<br />

auch wieder frischer Wind in die Verhandlungen.<br />

Die Einsicht, dass es nicht ohne Pixar<br />

ging, führte zu einem 7,4-Milliarden-Dollar-Deal.<br />

Beide Studios fusionierten, Ed Catmull wurde<br />

Gesamtchef der Animationsstudios, Steve<br />

Jobs erhielt als Hauptanteilseigner einen Sitz in<br />

Disneys Aufsichtsrat und John Lasseter wurde nach<br />

einem langen, arbeitsreichen und verzweigten<br />

Weg künstlerischer Leiter von Disney/Pixar. Die<br />

Zeichentrickstudios wurden wieder eröffnet, sodass<br />

CGI und klassische Zeichentricktradition in<br />

friedlichem Miteinander bestehen konnten – ein<br />

Happy End wie im Märchenbuch. Aber die richtig<br />

guten Geschichten kommen erst noch.<br />

Motoren mit Herz<br />

Geschwindigkeit, Erfolgsdurst, Ehrgeiz, Autos –<br />

mit „Cars“ beschritt Pixar wieder einmal völlig<br />

neue Wege, indem die Welt aus der Perspektive<br />

fahrbarer Untersätze gezeigt wurde. Echte<br />

Roadmovies gab es bis dato im Animationssektor<br />

noch nicht wirklich, weshalb es für John<br />

Lasseter erneut an der Zeit war, als Trickfi lmregisseur<br />

Maßstäbe zu setzen. Die Weisheit hinter<br />

der Geschichte: Wer zu viel Ehrgeiz an den Tag<br />

legt, ist unzufrieden mit sich selbst und muss<br />

sich ständig etwas beweisen. Sportfl itzer Lightning<br />

McQueen ist so ein Typ, dem es gar nicht<br />

schnell genug an die Spitze gehen kann. Erst als<br />

er während eines Transports irgendwo auf der<br />

Route 66 verloren geht und aus Versehen eine<br />

Bilder: Pixar, Stock.xchng<br />

46


Blu-ray<br />

Spezial<br />

Dorfstraße ruiniert, gerät er unter Autos, die ihr<br />

Leben nicht dem Rennsieg verschrieben haben.<br />

Seine neu gewonnenen Freunde, der Porsche<br />

Carrera Sally, der rostige Abschleppwagen Mater<br />

und der von Paul Newman gesprochene Doc<br />

Hudson öffnen Lightning die Augen für neue<br />

Dinge und helfen bei seinem Charakterwandel.<br />

Ursprünglich war übrigens für 2011 eine Fortsetzung<br />

angekündigt, bisher gab es aber nur diverse<br />

Kurzfi lme mit Mater und Co. zu sehen. Ob<br />

es überhaupt noch ein abendfüllendes „Cars 2“<br />

geben wird, ist fraglich.<br />

Französische Küche<br />

Nach so viel Action war die Zeit gekommen, einen<br />

Gang herunterzuschalten und einfach eine<br />

kleine charmante Geschichte zu erzählen. Eine<br />

possierliche Ratte verschlägt es durch ihren außerordentlichen<br />

Geschmackssinn und ihre Lust<br />

auf neue aromatische Kompositionen in die<br />

Stadt der Liebe. Im Fernsehen verpasste Feinschmecker<br />

Rémy nie eine Kochsendung mit dem<br />

großen Fünfsternekoch Auguste Gusteau. Nun<br />

gerät er wie durch ein Wunder in das Pariser Lokal<br />

Gusteaus, das dieser nach seinem ruinierten<br />

Ruf und dem unmittelbar<br />

erfolgten<br />

Ableben<br />

seinem Küchenstab<br />

überließ.<br />

Die geistige Nähe<br />

lässt Rémy tiefsinnige<br />

Gespräche mit dem toten<br />

Restaurantbetreiber<br />

führen, er erscheint ihm<br />

sozusagen als Inspiration.<br />

Gusteaus Bemühungen<br />

führen letztendlich<br />

dazu, dass sich der<br />

Ratterich mit Linguini,<br />

dem Neuankömmling<br />

Filminhalt:<br />

Ratatouille (Blu-ray)<br />

2007: „Ratatouille“<br />

Genre: Animation Land/Jahr:<br />

US 2007 Vertrieb: Disney Home<br />

Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />

Tonformate: PCM 5.1 (engl.),<br />

DD 5.1 Datenrate Bild:<br />

32,8 Mbps Datenrate Ton:<br />

4,6 Mbps Regie: Brad Bird, Jan<br />

Pinzava (Co-Regie) Laufzeit:<br />

111 min FSK: ab 0 Jahren Preis:<br />

27 Euro Start: erhältlich<br />

in der Küche, verbündet. Zusammen hecken<br />

sie einen Plan aus, der den Geschmack des<br />

Lebens, die Rettung des Restaurants, das Verständnis<br />

eines Rattenvaters, die Eroberung eines<br />

Frauenherzens und phänomenal schmackhafte<br />

Kreationen vorsieht. Die reinste Unmöglichkeit,<br />

wenn man bedenkt, dass der Menschenjunge<br />

zwei linke Hände und keinen Sinn für Kulinarisches<br />

hat.<br />

Regisseur Brad Bird übernahm das Projekt von<br />

dem tschechischen Autor und Animator Jan<br />

Pinkava (Regie „Geri’s Game“). Die charmante<br />

Geschichte ist durch die Farben eines Pariser<br />

Oktobermorgens und die Verwendung von<br />

Mundharmonika- und Akkordeoneinsätzen so<br />

unglaublich französisch, dass kein Franzose sie<br />

hätte besser machen können. Wenn die Ratte<br />

Rémy ihre Kreationen mit exotischen Gewürzen<br />

abschmeckt und kleine Aromafeuerwerke vor<br />

sich sieht, wird sofort klar, mit welcher Liebe zum<br />

Detail bei der Darstellung der verschiedenen<br />

Gefühle vorgegangen wurde. Es muss nicht immer<br />

die große Action sein, um das Publikum zu<br />

begeistern. Ein passender Schnitt hier, eine dezente<br />

Kamerafahrt da – und die Situationskomik<br />

bzw. Dramatik funktioniert. „Ratatouille“ unterhält<br />

dabei erfrischend unkonventionell ohne großen<br />

Bösewicht, einzig mit echten Charakteren und<br />

großartigen Alltagsmomenten.<br />

Roboterliebe<br />

Dass auch Roboter Gefühle haben können,<br />

beweist Wall-E, der kleine auf der Erde zurückgelassene<br />

Müllroboter. Als erster vollwertiger<br />

Science-Fiction-Film zeigt „Wall-E“ überraschend<br />

viel Tiefgang und das, obwohl 39 Minuten lang<br />

kein einziger Satz gesprochen wird. Um das<br />

rein visuelle Erzählen durch übertriebene Gestik<br />

und Mimik umzusetzen, studierte Regisseur<br />

Andrew Stanton mit seinem Team sämtliche<br />

Stummfi lme von Charles Chaplin und Buster<br />

Keaton. Für die Lichtstimmung zog man den<br />

Kameramann Roger Deakins („No Country For<br />

Old Men“) zurate und verlieh dem Ambiente<br />

durch Lensfl air-, Blend- und Fokuseffekte eine<br />

äußerst realistische Note. Auch Realaufnahmen<br />

mit echten Schauspielern (z. B. Fred Willard als<br />

BnL-Chef) wurden erstmals in einem Pixar-Film<br />

Wall-E steht abkürzend für Waste Allocation<br />

Load-Lifter-Earth-class<br />

Wall-E (Blu-ray)<br />

Filminhalt:<br />

Genre: Animation Land/Jahr:<br />

US 2008 Vertrieb: Disney Home<br />

Bildformat: MPEG-4, 2,35 : 1<br />

Tonformate: DTS-HD MA 5.1<br />

(engl.), DTS 5.1 Datenrate Bild:<br />

24 Mbps Datenrate Ton:<br />

3,5 Mbps Regie: Andrew<br />

Stanton Laufzeit: 111 min FSK:<br />

ab 0 Jahren Preis: 27 Euro<br />

Start: erhältlich<br />

eingebaut. Als armer Tropf, der die Müllberge<br />

der von der Erde gefl üchteten Menschheit<br />

entsorgt, hegt der sentimentale Robo eine<br />

gesunde Sammelleidenschaft für Relikte<br />

aus der untergegangenen Popkultur.<br />

Videobänder, Rubik-Würfel, ein iPod<br />

(natürlich!) oder auch der Atari-Rechner<br />

mit dem ersten echten Videospiel<br />

„Pong“ bilden das Grundgerüst von<br />

Wall-Es Privatleben. Zu seinem Inventar<br />

gehören aber auch Ersatzteile, die<br />

dann und wann für kleine Reparaturen<br />

notwendig sind. Interessanterweise ersetzt er<br />

während des Handlungszeitraums ausnahmslos<br />

jeden einzelnen Part seines Körpers<br />

und defi niert sich vollkommen neu.<br />

Damit geht er der Frage nach<br />

der Austauschbarkeit bzw. der<br />

Defi nition des Bewusstseins<br />

nach, die in der Science-Fic-<br />

2008: „Wall-E“<br />

Bewertung Disc<br />

Bildqualität 10/10<br />

Tonqualität 8,5/10<br />

Bonusmaterial 9/10<br />

Blu-ray-Effekt 7/10<br />

Gesamt 9/10<br />

Kurzfazit: Brad Birds kleines Meisterwerk gehört zu<br />

den Höhepunkten der Pixar-Erzählungen. Mit seinem<br />

feinen Gespür für Details begeistert er Jung und Alt.<br />

„Wall-E“ und „Findet Nemo“ gehen<br />

auf Andrew Stantons Kappe<br />

So aufwendig können Blu-ray-Extras<br />

sein:„Dein Freund, die Ratte“<br />

Für „Cars“ wurden für jede Hauptfigur<br />

echte Modelle angefertigt<br />

Spezial | www.bluray-vision.de | November 2009 47


Spezial Thema<br />

Blu-ray Pixar-Retrospektive<br />

2009: „Oben“<br />

Oben (Kino)<br />

Genre: Animation Land/Jahr: US<br />

2009 Vertrieb: Disney Home Regie:<br />

Pete Docter, Bob Peterson (Co-Regie)<br />

Sprecher: Fred Maire, Maximilian<br />

Belle, Karlheinz Böhm, Dirk Bach<br />

Laufzeit: 96 min FSK: ab 6 Jahren<br />

Start: 17. September 2009 Internet:<br />

www.disney.de bzw. www.apple.com/<br />

trailers/disney/up/<br />

Filminhalt:<br />

tion wie auch in der Philosophie<br />

(bekannt als „Schiff des Theseus“-<br />

Paradox) eines der komplexesten<br />

Themen ist. An prominenten Stellen<br />

zitiert Stanton Sciencefi ctionklassiker<br />

wie Stanley Kubricks „2001 –<br />

Odyssey im Weltraum“ oder Isaac<br />

Asimovvs „Foundation“-Zyklus,<br />

indem er die ersten Schritte<br />

der verfetteten Fast-Food-Gesellschaft<br />

mit „Also sprach Zarathustra“<br />

von Richard Strauss<br />

untermalt und alle Maschinen<br />

nach den Robotergesetzen agieren<br />

lässt.<br />

Siehe oben<br />

Nahmen „Ratatouille“ und „Wall-E“<br />

schon sehr erwachsene Züge an, so<br />

lässt das neueste Pixar-Werk<br />

„Oben“ vollends vergessen,<br />

dass es sich hierbei um<br />

Animationskunst handelt.<br />

Spätestens bei diesem<br />

Film merkt man, dass<br />

sich Pixar von jedwedem<br />

Klischeedenken<br />

distanzieren will,<br />

Animationsfilme<br />

seien nur etwas<br />

für Kinder. In<br />

einer phänomenalen<br />

Collage wird<br />

die rührende<br />

Lebensgeschichte<br />

von Carl und Ellie Fredericksen erzählt, angefangen<br />

bei ihrem ersten Treffen in der Kindheit<br />

und reduziert auf die wichtigsten Momente ihres<br />

glücklichen Lebens. Gerade hier beweist Regisseur<br />

Pete Docter, was für ein feinfühliger und intelligenter<br />

Geschichtenerzähler in ihm steckt. Schwere<br />

Themen wie Kinderlosigkeit, Altersschwäche,<br />

Krankheit und verschenkte Chancen handelt er mit<br />

einer Leichtigkeit und Zielgenauigkeit ab, dass er<br />

schon allein dafür einen Oscar verdient hätte. Ehe<br />

es sich Carl versieht, ist der Luftballonverkäufer 78<br />

Jahre alt, verbitterter Witwer und in sich zurückgezogen.<br />

Fernab jeder sozialen Bindung hält er an<br />

allem fest, was mit seiner Frau zu tun hatte, angefangen<br />

bei dem gemeinsamen Briefkasten bis hin<br />

zum Haus selbst. Leider soll dieses abgerissen und<br />

er ins Altersheim gesteckt werden.<br />

Anstatt die Vergangenheit hinter sich zu lassen,<br />

bindet er Tausende mit Helium gefüllte Luftballons<br />

an den Kamin und fl iegt mit seinem vollständigen<br />

Besitztum nach Südamerika. Dort will er das Abenteuer<br />

nachholen, das seit frühster Kindheit geplant,<br />

aber nie umgesetzt wurde. Kurz bevor das Drama<br />

jedoch zu sehr auf die Tränendrüse drückt, klopft<br />

der lästige Pfadfi nder Russel an Carls Haustür – in<br />

20 000 Metern Höhe. Glücklicherweise lässt sich<br />

der kantige Alte erweichen und holt mit dem Jungen<br />

ein farbenfrohes Abenteuer in sein graues Leben.<br />

„Oben“ ist Pixars erster 3-D-Film, der in speziellen<br />

Kinos mit einer zusätzlichen Tiefenebene<br />

angeschaut werden kann. Stereoscopic Supervisor<br />

Whitehill setzte diesen Effekt gezielt ein, um Carls<br />

eingeengtes Heim fl ach aussehen zu lassen, während<br />

die weite Außenwelt das Publikum mit zusätzlicher<br />

Räumlichkeit beeindruckt. Ungefähr ab der<br />

Hälfte der Handlung wandeln sich Erzähltempo und<br />

-stil, sodass sich der Film von einem feingeistigen<br />

Drama in ein actiongeladenes Cartoon-Abenteuer<br />

verwandelt. Das kann man gut fi nden oder auch<br />

nicht, in jedem Fall dient dieser Umschwung der<br />

3-D-Optik. So gibt es nämlich genügend Gelegenheiten,<br />

um den 3-D-Effekt z. B. für heranrasende<br />

Klippen oder im Kinosaal schwebende Doppeldecker<br />

auszunutzen.<br />

Eine neue Generation<br />

Während seines knapp 24-jährigen Bestehens trieb<br />

Pixar sowohl die Entwicklung von CGI-Effekten in<br />

Realfi lmen als auch den Animationssektor voran.<br />

Als eines der wenigen Hollywood-Studios schaffte<br />

man es, ausnahmslos erfolgreiche Kinofi lme zu<br />

produzieren, die auch noch zukünftige Generationen<br />

verzaubern werden. Kaum zu glauben, wie in<br />

so kurzer Zeit aus einer Handvoll verrückter Kreativlinge<br />

eines der einfl ussreichsten Animationsstudios<br />

der Welt werden konnte.<br />

Die anstehenden Titel für 2012 versprechen zumindest<br />

dem Namen nach, erwachsener zu werden.<br />

Andrew Stanton arbeitet gerade an Edgar Rice<br />

Burroughs’ „John Carter vom Mars“, während sich<br />

Brad Bird erstmals an einer Realverfi lmung von<br />

James Dalessandros Novelle „1906“ versucht. Als<br />

nächstes Projekt steht jedoch erst einmal „Toy Story<br />

3“ an, der wieder zurück zu den Wurzeln geht.<br />

Und auch wenn sich die Produktionen immer<br />

mehr dem Effekt-, sprich dem 3-D-Kino nähern,<br />

wird doch immer eine erzählenswerte Geschichte<br />

hinter jedem Film stehen. In dieser Hinsicht<br />

ist Pixar noch lange nicht ausgebrannt.<br />

48


Wenn guter Rat<br />

günstig ist!<br />

Heftnachbestellung Online:<br />

www.filmkaufen.de/blu-ray-magazin<br />

Für nur 24,90 Euro<br />

keine Ausgabe<br />

verpassen!<br />

Ja, ich möchte das Blu-ray Magazin ab der nächsten Ausgabe/ab Ausgabe__ /2010 zum Preis von 24,90 Euro für 6 Ausgaben abonnieren<br />

(EU-Ausland und CH: 34,90 Euro für 6 Ausgaben). Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich um jeweils ein weiteres Jahr zu den dann geltenden Konditionen, wenn nicht binnen 7 Tage nach<br />

Erhalt des 5. Heftes per Post oder Fax gekündigt wurde. Außerdem gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Auerbach Verlag und Infodienste GmbH.<br />

Bitte deutlich in Druckschrift ausfüllen:<br />

Firma, Abteilung<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Ich bezahle per Kreditkarte per Bankeinzug per Rechnung<br />

Daten für die Zahlung per Kreditkarte:<br />

Daten für die Zahlung per Bankeinzug:<br />

Name des Karteninhabers<br />

Kontoinhaber<br />

Bitte einsenden an:<br />

Auerbach Verlag<br />

und Infodienste GmbH<br />

– Leserservice –<br />

Lauchstädter Straße 20<br />

04229 Leipzig<br />

Kartennummer<br />

Kartenprüfnummer<br />

Kontonummer<br />

oder per Fax an:<br />

(0341) 14955-11<br />

Gültigkeit der Karte<br />

Visa Mastercard American Express<br />

Bankleitzahl<br />

Geldinstitut<br />

Mir ist bekannt, dass ich diese Bestellung innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt dieser Widerrufsbelehrung ohne Begründung bei der Auerbach Verlag und<br />

Infodienste GmbH, Lauchstädter Str. 20, 04229 Leipzig per Post oder Fax widerrufen kann. Maßgeblich ist der Tag der Absendung (Poststempel genügt).<br />

oder schnell im Internet:<br />

www.auerbach-verlag.de/abo<br />

Datum, Unterschrift

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!