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25 - Ultimo auf draht

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FILME<br />

ein halbwegs realistisches Zukunftsszenario,<br />

das die ökonomischen und<br />

gesellschaftlichen Tendenzen unserer<br />

Gegenwart <strong>auf</strong> kulturpessimistische<br />

Weise weiterdenkt.<br />

In diesem Staat, wo im Capitol<br />

eine elitäre Klasse dem luxuriösen<br />

Leben frönt, während die Menschen<br />

in den zwölf Distrikten in Armut und<br />

Ausbeutung leben, spiegelt sich das<br />

zunehmende ökonomische Gefälle in<br />

der globalisierten Gesellschaft<br />

wider. Die „Hungerspiele“, bei denen<br />

sich 24 Jugendliche als Tribute zur<br />

Belustigung und Einschüchterung<br />

des zugeschalteten Fernsehpublikums<br />

einen Kampf <strong>auf</strong> Leben und<br />

Tod liefern, sind in ihrer voyeuristischen<br />

Dekadenz eine Weiterentwicklung<br />

des Reality-TV à la „Big<br />

Brother“ oder „Dschungelcamp“.<br />

In dieses wohlbekannte und interessant<br />

verfremdete Setting stellt Die<br />

Tribute von Panem eine starke, jugendliche<br />

Heldin, die zunächst nur<br />

ums eigene Überleben, später jedoch<br />

um sehr viel mehr zu kämpfen hat.<br />

Jennifer Lawrence spielt diese kraftvolle<br />

Identifikationsfigur Katniss<br />

Everdeen. Als der erste Panem-Film<br />

im letzten Jahr herauskam, galt sie<br />

noch als Newcomerin, heute ist die<br />

23-jährige bereits eine viel beachtete<br />

Oscar-Preisträgerin – eine zufällige<br />

Parallelentwicklung, die nun<br />

auch ihre Figur im zweiten Teil der<br />

Trilogie, Catching Fire, <strong>auf</strong> ähnliche<br />

Weise durchlebt.<br />

Als Siegerin und vor allem Überlebende<br />

der Hungerspiele sind Katniss<br />

und ihr Weggefährte Peeta (Josh Hutcherson)<br />

zu Stars im Capitol, aber<br />

auch zu Symbolfiguren des Widerstandes<br />

in den zwölf Distrikten geworden.<br />

Als prominentes Traumpaar<br />

werden sie durch das ganze<br />

Land gekarrt, aber dem Präsidenten<br />

Snow (Donald Sutherland) reichen<br />

die Demutsgebärden der beiden <strong>auf</strong>müpfigen<br />

Tribute nicht aus. Im ganzen<br />

Land regt sich Widerstand gegen<br />

das diktatorische Regime. Mit dem<br />

75. Jubiläum der Hungerspiele<br />

schickt Snow die Sieger der letzten<br />

Jahre noch einmal in die Arena und<br />

will zusammen mit dem neuen Spielleiter<br />

Plutarch Heavensbee (Philipp<br />

Seymour Hoffman) an der<br />

rebellischen Vorbildfigur ein<br />

tödliches Exempel statuieren.<br />

War der erste Teil damit beschäftigt,<br />

die Funktionsweise des totalitären<br />

Panem-Regimes zu erklären,<br />

konzentriert sich der zweite Teil <strong>auf</strong><br />

die innere Reifung der jungen Heldin<br />

von der Einzelkämpferin hin zu einer<br />

Rebellin, die erkennt, dass das<br />

System, in dem sie lebt, ihr den ersehnten<br />

Frieden nie geben wird. Was<br />

zunächst mit dem erneuten Eintritt<br />

in die Arena wie ein typischer Wiederholungszwang<br />

eines Sequels aussieht,<br />

entwickelt sich zwischen den<br />

zahlreichen Actioneinlagen zu der interessanten<br />

Charakterstudie einer<br />

traumatisierten Heldin, die sich<br />

nach den erlittenen Erfahrungen<br />

neu justieren muss. Jennifer Lawrence<br />

erweist sich in diesem zweiten<br />

Teil noch deutlicher als Idealbesetzung,<br />

weil sie Fragilität und<br />

Kämpfernatur absolut glaubwürdig<br />

ausbalanciert.<br />

Auch die verschiedenen Bedrohungsszenarien,<br />

vom Giftgasnebel<br />

über Pavian-Attacken bis hin zur Rotation<br />

des Bodens unter den Füßen,<br />

dienen hier <strong>auf</strong> metaphorische Weise<br />

der Traumabewältigung. In der<br />

Arena muss die Einzelkämpferin Allianzen<br />

mit anderen Tributen eingehen,<br />

ihr tiefes Misstrauen überwinden<br />

und sich zu einer teamfähigen<br />

Persönlichkeit entwickeln, die am<br />

Ende ihren Pfeil nicht gegen andere,<br />

sondern in den künstlichen Himmel<br />

richtet und das System zum Absturz<br />

bringt.<br />

Innerhalb der Romantrilogie ist<br />

Catching Fire als Zwischenglied und<br />

dramatische Schleuse angelegt hin<br />

zu einer Entwicklung, die Katniss im<br />

dritten und letzten Buch zur Rebellin<br />

reifen lässt. Regisseur Francis Lawrence<br />

hat diese keineswegs einfache<br />

Aufgabe, die Spannung zu halten<br />

und den bekannten Charaktere neue<br />

Facetten abzuringen, souverän gemeistert,<br />

ohne sich dem Größer-Schneller-Lauter-Zwang<br />

zu<br />

ergeben, an dem die meisten Sequels<br />

kranken. Martin Schwickert<br />

The Hunger Games: Catching Fire USA<br />

2013 R: Francis Lawrence B: Simon Be<strong>auf</strong>oy,<br />

Michael Arndt, Suzanne Collins<br />

nach dem Roman von Suzanne Collins K:<br />

Jo Willems D: Jennifer Lawrence, Josh<br />

Hutcherson, Woody Harrelson<br />

D<br />

Prinzessin Auweiah und die Stormtroo… ups, falscher Film: Jennifer<br />

Lawrence in „Die Tribute von Panem — Catching Fire“<br />

GANZ WEIT HINTEN<br />

Standbyme<br />

Eine melancholische<br />

Sommerkomödie<br />

ass man mit 14 die Sommerferien<br />

nicht unbedingt mit den Eltern<br />

verbringen möchte, ist naheliegend.<br />

Und wenn man, wie Duncan,<br />

auch noch einen fiesen Stiefvater<br />

und eine tussige Stiefschwester<br />

hat, wird der Ausflug ins Sommerhäuschen<br />

endgültig zur Qual. Die Leiden<br />

des jungen Duncan stehen im<br />

Mittelpunkt der Debüt-Komödie<br />

Ganz weit hinten, für die sich die<br />

Schauspieler Nat Faxon und Jim<br />

Rush Buch und Regie teilten.<br />

Die Feriensiedlung mit alleinstehenden<br />

Müttern und wechselwilligen<br />

Pärchen ist so eine Art Spring<br />

Break für Erwachsene, wie ein Nachbarsmädchen<br />

genervt feststellt. Von<br />

den Besäufnissen und Eifersüchteleien<br />

der Erwachsenen endgültig genervt,<br />

flieht Duncan in den nahegelegenen<br />

Freizeitpark „Water Wizz“,<br />

wo er Owen kennenlernt. Der ist ihm<br />

bereits im Dorf begegnet und hat<br />

sich als ziemlich verrückt herausgestellt.<br />

Owen stellt Duncan für den<br />

Sommer ein, und als Wasserpark-Ranger<br />

macht Duncan ein paar<br />

sehr befreiende Erfahrungen und<br />

lernt was über sich und das Leben<br />

und wie er mit seiner Familie<br />

klarkommen könnte.<br />

Ganz weit hinten ist einerseits von<br />

rührender Harmlosigkeit und im<br />

Handlungsabl<strong>auf</strong> vollkommen überschaubar.<br />

Aber vor allem die Besetzung<br />

hebt diese melancholische Sommerkomödie<br />

von ihresgleichen ab.<br />

Das beginnt mit Steve Carell als boshaftem<br />

Stiefvater, Toni Collette spielt<br />

die überforderte Mutter, Allison Janney<br />

ist die notgeile Nachbarin (und<br />

setzt ihre Rolle aus der Comedy-Serie<br />

Mom nahtlos fort), und Sam Rockwell<br />

als leicht überdrehter Owen<br />

Geschichte eines Sommers: „Ganz weit hinten“<br />

16 ULTIMO

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