25 - Ultimo auf draht
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SPIELPLATZ<br />
Spin-Off<br />
»Geheimakte Sam Peters« klappt<br />
einer großen Reihe hinterher<br />
Sie war eine Hauptfigur in Geheimakte<br />
2, verschwand aber irgendwo<br />
in Indonesien aus der Handlung. In<br />
Teil drei kam sie dann gar nicht vor,<br />
dafür kriegt sie jetzt ein kleines Quickie,<br />
das alle Tugenden und Untugenden<br />
der Geheimakte-Reihe noch einmal<br />
in knapp zwei Stunden Spielzeit<br />
unterbringt. Zu den Tugenden gehört<br />
dabei ein großer, kinotauglicher<br />
Plot mit weltumspannendem Geheimnis,<br />
der sich recht nah an tatsächliche<br />
Ergebnisse aus der Wissenschaft<br />
hält. Zu den Untugenden gehören<br />
die oft ärgerlich langgezogenen<br />
Rätsel, die sich meist nicht besonders<br />
logisch, aber immer mit viel Hin- und<br />
Zurückgel<strong>auf</strong>e durch ziemlich malerische<br />
Hintergründe lösen lassen. Eher unentschieden<br />
dazwischen steht die ziemlich<br />
naseweise Archäologie-Reporterin Sam<br />
Peters, die sich gern abfällig über ihre<br />
Spielebegegnungen und ihren Exfreund<br />
äußert. Diesmal sucht sie nach einem verschollenen<br />
Professor und tappt in ein Mysterium,<br />
das mit Viren aus dem Weltraum<br />
undmörderischenWesenimtiefstenAfrika<br />
zu tun hat. Vor einer Million Jahren ist<br />
ein Meteorit in Ghana eingeschlagen<br />
(stimmt), schuf mit dem Botsumi-Krater<br />
ein ganz besonderes Ökosystem (stimmt<br />
auch) und transportierte (vielleicht) Viren<br />
<strong>auf</strong> die Erde, die zu plötzlichen Evolutionssprüngen<br />
führten. Zwar wird der größte<br />
Teil der Story wegen der knappen Spielzeit<br />
nicht erabenteuert, sondern per Texttafeln<br />
erzählt, zwar gibt es ein ärgerliches<br />
Labyrinth, zu dessen Bewältigung<br />
man tatsächlich von Hand Notizen führen<br />
muss, aber immerhin gibt es auch eine<br />
erstaunliche Wendung am Schluss. Spaß<br />
genug für den Preis einer Kinokarte. Und<br />
ein Zeichen dafür, dass die deutschen<br />
Entwickler aus dem Flop des 3.<br />
Geheimakte-Teils gelernt haben. (für PC,<br />
Animation Arts / Koch Media) /// -w-<br />
Zwei mal schon versuchten wir als trotteliger Rufus von unserem Müllplaneten zu entkommen und zur<br />
Raumstation Elysium <strong>auf</strong>zusteigen. Dabei hatten wir es schwierigen und völlig durchgeknallten Rätseln<br />
zu tun, mit einer schönen, aber meist ziemlich geistesabwesenden Space-Prinzessin, und einem smarten<br />
Doppelgänger von uns, der aber leider ein Stinkstiefel ist. Eher widerwillig traten wir eine Revolution der<br />
Müllplanetarier los, verloren die Datasette mit dem Gedächtnis unserer Liebsten und lernten, dass morgen<br />
früh die Elysianer unseren Planeten sprengen werden,<br />
weil sie sich gar nicht vorstellen können, dass in dem Dreck<br />
noch wer lebt. Nahtlos setzt Goodbye Deponia den zweiten Teil<br />
nun fort. Wir sind unterwegs in den Himmel, aber wieder geht Heldentod<br />
alles schief. Das reizende Konzept, Rufus heldenhaft in tausend<br />
Gefahren zu stürzen, uns das Inventar mit völligem Unfug zu »Goodbye Deponia« bringt eine<br />
verstopfen, und am Ende jeder Kombinationsorgie ein garantiert<br />
unerwünschtes Ereignis eintreten zu lassen, funktioniert<br />
Hyper-Mega-Trilogie zu Ende<br />
noch immer extrem unterhaltsam. Wenn man Jungs-Witze<br />
mag und zum Beispiel gerne einem Kinderschänder eine Frottage verpasst (züchtig im<br />
Dunkeln natürlich), um mit dem Ergebnis einen Rohrschachtest zu bestehen. Der Hausautor<br />
von Daedalic tritt wieder mit beinharten Song-Zwischenspielen <strong>auf</strong>, und diesmal ist sogar<br />
Smudo als Rap-Star dabei. Und Rufus tritt gar verdreifacht <strong>auf</strong>, was zu den kompliziertesten<br />
Inventar-Rätseln seit Day of the Tentacle führt, weil man jede Socke zwischen<br />
den drei Rufusen herumreichen und an ihrer Nutzlosigkeit verzweifeln kann. Politisch<br />
Korrekte werden es unmöglich finden, dass wir ein dunkelhäutige Dame in die Sklaverei<br />
verk<strong>auf</strong>en müssen, aber immerhin dürfen wir auch ein weißes Kind mit Stromschlägen<br />
traktieren. Und am Ende Deponia durch einen Akt wahren Heldentums retten, der jede<br />
Fortsetzung unmöglich machen sollte. (für PC, Daedalic Entertainment) /// -w-<br />
Es geht nicht gut aus in dieser langen Fortsetzung<br />
von Satinavs Ketten, die bruchlos an das Ende Fräuleinmord<br />
des hochgelobten ersten Adventures in der Welt<br />
des Schwarzen Auges spielt. Am Ende sind wir Neue Abenteuer in Aventurien<br />
nicht unschuldig am Tod einer Figur, die uns ans Herz wuchs. Ein<br />
bisschen betroffener hätte Held Geron, unser Alter Ego, da schon<br />
sein dürfen. Und ein bisschen lippensynchroner die Animation der zwar flachen, aber netten Figuren in<br />
den malerischen Hintergründen. Memoria schickt Geron und (als Neuerung) eine seit Jahrhunderten verschollene<br />
Prinzessin <strong>auf</strong> die Suche nach der Maske eines Ur-Wesens, das irgendwas mit Zeit und Gedächtnis<br />
zu tun hat. Gelegenheit für wabernde Sagen darüber, dass Handlungen vielleicht nur dann wirklich geschehen<br />
sind, wenn die Erzählung über sie geglaubt wird. Gelegenheit aber auch für anspruchsvolle Rätselketten,<br />
an denen Geron, seine zum Vogel verzauberte Fee aus Teil Eins und die neue alte Prinzessin mit<br />
einem sprechenden Zauberstab viel Kopfknackens haben. Nur einmal läuft es <strong>auf</strong> ein ermüdendes Labyrinth-Abklappern<br />
hinaus. Sonst kommt man mit Kombinationsgabe, einem übersichtlichen Inventar und<br />
einer meist hilfreichen Hotspot-Anzeige notfalls per Probieren durch. Den offensichtlich parallel entwickelten<br />
einzelnen Episoden fehlt zwar manchmal ein bisschen Vorgeschichte, dafür wechseln wir spannend<br />
durch die Jahrhunderte und zwischen<br />
Lausbübereien (Ich beklaue einen Magier)<br />
und Heldenlist (Ich bezirze Amazonen) bis<br />
zur großen Schlacht zwischen Menschen<br />
und Dämonen. Insgesamt fühlt sich Memoria<br />
an wie der Mittelteil einer Trilogie. Wir<br />
haben unschöne Dinge getan, wir haben<br />
Großes geleistet, aber wir können jetzt unmöglich<br />
ruhig im Winkel weiterleben. (Memoria.<br />
Das Schwarze Auge. Für PC<br />
(gespielt) und Mac. Daedalic / Deep Silver)<br />
/// -w-<br />
ULTIMO 31