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Übersicht «Am liebsten höre ich Hip-Hop» 10 Klassenlose Sache 12 In Luft aufgelöst 13 Nicht Herr im eigenen Haus 14 Stimmen im Kopf 15 <strong>Visionen</strong> als Quellen der Kraft 17 INterview «Am liebsten höre ich Hip-Hop» Mike Shiva spaltet die Nation. Vor wenigen Wochen wurde der Hellseher von den «Blick»-Lesern gar zum nervigsten Schweizer gewählt. Doch wer ist Mike Shiva eigentlich Wir haben uns mit ihm in Thun getroffen. <strong>Visionen</strong> Hallo Mike, schön Dich zu sehen. Ebenfalls. Sag, Ivana, wie geht es Dir Gut gereist Ja, danke. Ich bin zum ersten Mal in Thun. Eine herzige Stadt. Na ja, weisch, das sind alles Buure hier. Zürich ist schon besser. Da hat’s auch mehr Läden zum Shoppen. Hast du heute Sendung Ich hatte gerade vorhin. Deshalb bin ich auch geschminkt. Kannst du mir erklären, wie du das machst mit dem Hellsehen Es ist mir in die Wiege gelegt worden. Ich war ja schon als 15-Jähriger ein Phänomen. Ein Hypnose-Phänomen, gell. Genau. Ich habe auf spielerische Art und Weise Menschen zum Schlafen gebracht. Was haben denn deine Eltern dazu gesagt, dass du in Basel Massenhypnose veranstaltet hast anstatt in die Schule zu gehen Das war halt so wie in jeder Familie. Die einen sagten, ich solle doch zuerst etwas Rechtes machen. Aber meine Mutter stand immer hinter mir. Was unterscheidet dich von anderen Hellsehern Es gibt ja viele Scharlatane in eurem Business. Ich habe Grenzen. Ich kann zum Beispiel keine Todestage voraussagen oder die Lottozahlen. Sonst wäre ich ja schon längst nicht mehr hier. Ausserdem habe ich nicht das Bedürfnis, mich als Oberguru darzustellen – ich berate mehr, als dass ich hellsehe. Würdest du dir selber auch anrufen Wenn ich nicht die Fähigkeiten hätte, die ich eben besitze: ja. Manchmal frage ich ja auch meine Kollegen, sie sollen für mich in die Karten schauen. In Sachen Liebe und so. Aber das ist mehr zum Plausch. Man sollte das Ganze nicht zu ernst nehmen. Wie schaffst du es, immer so ruhig zu bleiben Manchmal rufen dich schon sehr seltsame Leute an. Ich habe für jedes Problem Verständnis. Aber manchmal werde ich aus anderen Gründen schon ein wenig hässig. Wenn man mich zum Beispiel nicht ausreden lässt. Gestern hatte ich so eine Anruferin. Da habe ich ihr gesagt, Sie gehen mir auf den Geist, ich werde keine Sekunde länger mit Ihnen reden. Dann habe ich aufgehängt. Aber die Frauen stehen doch auf dich, insbesondere die 40- bis 50-Jährigen. Nein, eher die 40- bis 80-Jährigen. Pardon. Wie gehst du damit um Ich finde das noch härzig, dass die in mich Polykum Nr. 4/08–09
visionen 11 «Wenn ich in der Badewanne singen kann, kann ich auch eine CD machen»: Mike Shiva, Hellseher und bald vielleicht auch Popstar. Polykum Nr. 4/08–09 Bild: Mike Shiva verliebt sind. Ich freue mich darüber. Anscheinend bewirke ich ja etwas. Aber natürlich gibt es auch noch die andere Gruppe, die nicht mehr so angenehm ist – das sind dann Stalker. Solche, die dir nachlaufen. Ja, genau. Die schicken mir auch SMS, dass sie mich lieben und sie mich nachts spüren, wenn ich zu ihnen ins Bett komme. Die denken, ich habe eine Beziehung mit ihnen – dabei bin ich ihnen noch gar nie begegnet. Das ist lästig. Ja, sehr. Und weisch, dann sind es meistens auch noch Monster. Wenn’s denn wenigstens etwas Attraktives wäre ... Schade. Dann war also noch keine darunter, die dir gefiel Ich sehne mich nach einer Beziehung. Aber bis jetzt hat’s noch nicht Klick gemacht. Auf deiner Webseite steht, dass du noch Mitarbeiter suchst. Als Voraussetzung sollte man «auf irgendeine Art und Weise in die Zukunft schauen» können. Reicht es also aus, wenn ich das Kaffeesatzlesen beherrsche Nein. Meine Mitarbeiter müssen Kartenlegen oder Pendeln können oder sich in der Astrologie auskennen. Am besten ist’s, wenn Diplome vorhanden sind. Kannst du mir etwas zu den Bundesratswahlen sagen Damit habe ich mich nicht auseinandergesetzt. Aber der Bundesrat, das habe ich ja schon immer gesagt, ist ein Chasperli-Theater. Am gescheitesten sollte ich dort sitzen. Was würdest du denn verändern Ich weiss nicht, ob ich etwas verändern würde. Aber ich würde schauen, dass das Volk an erster Stelle steht. Hast du denn politische Ambitionen Nein, aus irgendeinem Grund sitze ich ja nicht im Bundesrat. Stimmt. Sag, wie lange willst du das noch machen mit dem Hellsehen Ich würde das gerne noch ein wenig weitermachen. Aber eigentlich ist das Moderieren das, was mir so gefällt. Ich würde ehrlich gesagt lieber «Benissimo» oder so machen. Aber Kartenlegen ist halt das, worin ich am glaubwürdigsten bin. Ich habe gehört, dass du gerne Musik hörst. Ja, besonders Hip-Hop und House. Welche Bands denn Ach, querbeet. Ich habe auch ein Musikprojekt in der Pipeline. Erzähl. So Club-style-Musig. Meine eigene Musik auf CD. Patrick und ich haben ja schon einen Song aufgenommen für «Alpenwelle Hits» – der war in der Hitparade. Aber Alpenwelle ist doch Schlager. Ja, Schlager. Aber nicht so sch ... lechter. Aber jetzt will ich eben Club-Musik veröffentlichen. Ich meine, wenn ich in der Badewanne singen kann, darf ich auch eine CD machen. Oder nicht Ja, warum nicht. Äbe gäll. Kannst du mir das Schicksalsjahr unserer Rektorin sagen Ja, Moment ... (schaut sich das Geburtsdatum an und rechnet) 2010. Was ist Frau Wunderli denn für ein Mensch Sie ist sehr dominant und hat ein grosses Bedürfnis, die Sachen im Griff zu haben. An ihr kommt man nicht vorbei. Aber genau deshalb ist sie so erfolgreich. Tief in ihrem Inneren ist sie eine ganz Liebe. Sie hat halt einfach Angst, verletzt zu werden. www.shiva.tv Das Interview führte Ivana Leiseder (22). Sie ist Redaktionsleiterin des Polykum und studiert im 5. Semester Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. leiseder@polykum.ethz.ch
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