H&E Ausgabe Juni 2013 - Evangelische Kirchengemeinde Grunewald

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser! Inhalt Titelbild: Ikone „Elia von Raben gespeist“ Elia in der Seelsorge .................. 3 Interview mit Andrea Richter... 4 Religiöse Gewalt und Versuche ihrer Überwindung.................... 6 Pfarrer Wolfgang Wagner geht in den Ruhestand............... 7 Meine Lieblingsstrophe............... 9 Besuch in der Ökumene .......... 11 Menschliche Profile ................. 13 Kurepkat kocht.......................... 13 Unsere Lehre ............................ 14 Kirchenmusik............................ 15 Wilmersdorf............................... 17 Gottesdienste........................ 18-19 Alt-Schmargendorf.............. 21-23 Grunewald............................ 25-27 Kreuz..................................... 28-31 Linden .................................. 32-35 Gemeinsames ........................... 36 In dieser Ausgabe von Himmel & Erde soll der Prophet Elia im Mittelpunkt stehen. Ein großes Fragezeichen verband sich bei den meisten, die ich nach seinem Namen und seiner Bedeutung befragte. Elia – so hieß zwar ein Junge in der Nachbarschaft, wie so viele biblische Namen derzeit populär geworden sind. Aber die Bedeutung Sie geht meistens kaum über ein gefühliges Verhältnis zum Klang hinaus. Ich erinnere mich: Als Kind müssen mich seine Geschichten, die ich im Kindergottesdienst gehört habe, sehr beeindruckt haben, wie er selbst mit den Mächtigen seiner Zeit mutig gekämpft hat. Aber dann ist es um sein Wirken doch lange Zeit auch für mich eher still geworden um den, dessen Name „Mein Gott ist Jahwe“ bedeutet. Erst viel später ist mir der Prophet ganz neu wichtig geworden. Auf der Suche nach Gott lädt dieser Elia ein zur Begegnung. Diese Begegnung fällt ganz anders aus als die Erwartung. Gott, der groß und mächtig und gewaltig ist, wird nicht in großen Zeichen sichtbar. Es heißt: Er war nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer. Gott begegnet Elia als sanftes, leises Säuseln, ganz unaufdringlich, vorsichtig und zurückhaltend. Der Glaube sagt, dieses Säuseln Gottes erfahren wir Menschen bis heute. Mitten in Lärm und Lautem, zwischen Macht und Ohnmacht der Welt dürfen wir sein leises Werben um liebendes Leben erfahren. Gott nähert sich uns Menschen zurückhaltend, vorsichtig und dezent. Gerade darin liegt seine Größe. Aus dem Berufsleben wissen wir: Schwache Vorgesetzte sind streng. Menschen, die wirkliche Führungsqualitäten besitzen, leiten dezent und unauffällig und erreichen auf Dauer oft viel mehr. Wir alle können für eine gute Atmosphäre sorgen, in der Gottes Liebe in der Nächstenliebe erfahrbar wird. Die Erinnerung an Elia lädt uns ein, uns inspirieren zu lassen vom Glauben und von der Freude an diesem leisen und zärtlichen Gott. In diesem Sinne wünsche ich allen Gottes Segen und grüße Sie herzlich Ihr Wolfgang Wagner, Pfarrer der Kreuzkirche Monatsspruch Juni 2013 Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt. Apostelgesch. 14,17 Redaktion Himmel & Erde 89 77 34 14 Johannisberger Str. 15a, 14197 Berlin datenpool@himmelunderde.net • Koordination Barbara Neubert 0163 650 12 51 koordination@himmelunderde.net • Themenredaktion Jochen Michalek (V.i.S.d.P.) themenredaktion@himmelunderde.net • Layout Peter Thoelldte, Thomas Herold • Lesertelefon Bettina Schwietering-Evers 82 79 22 32 Lokalredaktionen Impressum • Alt-Schmargendorf Valeska Basse 81 82 69 86 alt-schmargendorf@himmelunderde.net • Grunewald Claudia Theves 618 33 96 grunewald@himmelunderde.net • Kreuz Ina Rietdorf 897 73 40 kreuz@himmelunderde.net • Linden Monika Grüner 89 74 66 69 linde@himmelunderde.net Bildredaktion Elmar Kilz, Koenigsallee 80, 14193 Berlin bildredaktion@himmelunderde.net Anzeigen Auftragserteilung Silvia Ruß anzeigen@himmelunderde.net Redaktions- und Anzeigenschluss für die Juli/ August-Ausgabe ist der 1. Juni 2013. Die Auflage dieser Ausgabe beträgt 10.000 Ex. 2 Himmel & Erde
Titel Elia in der Seelsorge: Selbst- und Gottesbegegnungen zwischen Wüste und Berg Der Prophet Elia ist mir mit seiner Wüsten- und Gottesberg-Erfahrung ein guter Seelsorgebegleiter – mit den Augen derer gesehen, denen ich in Grenzsituationen begegne: Menschen, die Begleitung, Deutung, Aushalten oder Anstoß brauchen – je nachdem. „Elia am Horeb“ (dem Gottesberg), so steht’s in meiner Bibel (1.Könige, Kap.19) als Lesehilfe, aber eigentlich geht es um Wüste und Berg, um Elia zwischen Macht und Ohnmacht, Kampf und Flucht, Stillstand und Losgehen, Tod und Leben, Zerstörung und leisem Wachsen von Neuem. Die Geschichte in Kürze: Elia hat als einer der letzten Propheten Jahwes eine Machtprobe mit Propheten anderer Kulte gewonnen, muss nun aber um sein Leben fliehen. Er geht in die Wüste: Einsamkeit, Dürre, Todeszone. So sieht es auch in ihm aus: Depressiv und lebensmüde legt er sich unter einen Ginsterstrauch, will sterben. Zweimal muss ein Engel ihn „anrühren“, aufwecken und ans Alltägliche erinnern: „Steh auf und iss!“. Basis-Lebens-Mittel sind da: Wasser, geröstetes Brot – und dieser Engel, der ihn berührt, anstößt, zu Aufbruch Zur Person Name: Elia, das heißt: mein Gott ist der HERR Beruf: Prophet Familienstand: Herkunft: aus Tischbe in Gilead Besonderes: in einem feurigen Wagen in den Himmel gefahren; Gedenktag ist der 20. Juli; Patron der Flugzeuge, Luftschiffe, Autofahrer Musik: „Elias“ von Mendelssohn-Bartholdy Kennzeichen: feuriger Wagen oder Raben Bibelstelle: 1. Könige 17- 2. Könige 2 Von Klaus Harzmann-Henneberg und realistischer Sicht drängt: Du hast einen weiten Weg vor dir! „40 Tage und Nächte“ bis zum Gottesberg Horeb: In der Zahl 40 klingt Israels jahrelanger Weg durch die Wüste mit – der lange Weg aus Sklaverei über die Gabe der Freiheits-Gebote am Gottesberg hinein in neues Land und Zusammenleben. Am Horeb, in einer Höhle verborgen, erlebt Elia Gott neu: nicht in den Machtdemonstrationen von Naturgewalten (Sturm, Erdbeben, Feuer), sondern in der Stille eines leisen Wehens. Elias Weg erkenne ich in manchen Seelsorgebegegnungen: Machtkämpfe, sich verrennen im Eifer für eine gute Sache, gar „die Wahrheit“, das kennen viele. Auch die Einsicht, nichts gewonnen zu haben oder einen Sieg als Niederlage zu empfinden. Ich bin – im Teufelskreis des Rechthabens und der Vergeltung – nicht besser als meine Vorfahren (V.4). Ich habe mich „verkämpft“, meine Maßstäbe verloren. Auch der zermürbende Kampf gegen die Krankheit, das Sterben einer Beziehung kann mich meine Kraft, Selbstsicherheit, meinen (Lebens-)Mut verlieren lassen. Flucht – auch in die Krankheit – kann legitim sein. Erschöpfung – das erlebe ich oft in solchen Situationen. Nicht mehr können und wollen: „Es ist genug!“ Depression, Sterbewünsche – aus Erschöpfung. Es ist gut, wenn das sein und ausgesprochen werden darf, nicht ausgeredet oder bewertet wird. Schon das erleichtert in manchem Seelsorgegespräch. Immer wieder ein kleines Wunder, dass Menschen sich überhaupt erholen können, im Schlaf wieder Kraft schöpfen – in der Wüste! Die Symbolik spricht viele an, die sich in der Wüste fühlen. Biblisch ist Wüste lebensgefährlicher wie lebensdienlicher Ort: Grenzraum, in dem ich mich aufs Wesentliche konzentriere. Der Ginster, unter dem Elia schläft, ist Symbol fürs Kraftschöpfen, in die Tiefe gehen: eine Wüstenpflanze mit extrem tief reichenden Wurzeln. Innere Reserven mobilisieren – aber auch die äußeren gehören dazu: Lebens-Mittel wie Wasser und Brot. Gemahlenes Korn, zu Teig geknetet, „geröstet“: So verwandeln sich manche der Mühen und Kämpfe, in denen Menschen sich aufreiben, zu verbrennen drohen, in Wegzehrung. Auch der Engel ist ein Überlebensmittel: Gottesbote oder -Botschaft (so die Bibel in gerechter Sprache), die anrührt, weckt, Weg und Ziele nennt, beharrlich bleibt. Ein Mensch, der den Kranken, Verzweifelten, Trauernden an Selbstverständliches erinnert: Iss und trink…! R. O. Wiemer nennt im Gedicht „Engel – es müssen nicht Männer mit Flügeln sein“ Krankenschwestern, Nachbarn, aber auch den, der im Weg steht und „Nein“ sagt. D a s S p a n n e n d s t e a n E l i a s Geschichte ist die Verneinung der alten Gottesbilder. Nicht in imposanter Macht, sondern in „sanftem Wehen“, bewegter Stille, „zeigt“ sich Gott. Elia muss wie manche meiner Patienten einen weiten Weg zurücklegen, bis er Gott und sich neu sehen, annehmen kann. Dann ist er frei für einen neuen Auftrag. Klaus Harzmann-Henneberg ist Seelsorger im St. Gertrauden Krankenhaus Juni 2013 3
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