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Komplexchemie - Ingo Schnell

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Zentralteilchen können Atome oder Ionen sein. Am häufigsten treten dabei die Kationen von Übergangsmetallen<br />

mit relativ hohen Ladungen und kleinen Ionenradien auf. Wichtige Beispiele sind Cr 3+ , Fe 3+ , Ni 2+ oder<br />

Cu 2+ . Aber auch Metalle der Hauptgruppen – wie Ca 2+ oder Al 3+ – können Komplexe bilden. Die Liganden<br />

sind in vielen Fällen Nichtmetallanionen, Moleküle oder Molekülionen. Zu unterscheiden sind neutrale Liganden<br />

(z.B. H 2O, NH 3 oder CO) und anionische Liganden (z.B. Cl - , Br - , I - , CN - , OH - , SO 4 2- oder C2O 4 2- ).<br />

Selten treten auch kationische Liganden auf. Ein Beispiel hierfür wäre NO + . Im Normalfall sind die Liganden<br />

auch außerhalb des Komplexes stabile Teilchen. Als Donoratome der Liganden werden die Atome bezeichnet,<br />

die an der direkten Bindung zum Zentralteilchen beteiligt sind. Die Anzahl der Donoratome aller koordinierten<br />

Liganden wird als Koordinationszahl bezeichnet. Die Liganden sind in einer bestimmten Geometrie<br />

um das Zentralteilchen angeordnet. Der Raumkörper, der entsteht, wenn man sich die Mittelpunkte der direkt<br />

an das Zentralatom gebundenen Atome durch Linien miteinander verbunden denkt, wird Koordinationspolyeder<br />

genannt (siehe Abschnitt 3).<br />

2. Nomenklatur von Komplexen<br />

Während früher Komplexverbindungen häufig Trivialnamen hatten, wie z.B. “gelbes Blutlaugensalz“ für die<br />

Verbindung K 4[Fe(CN) 6] mit dem Eisenkomplex [Fe(CN) 6] 4- als Anion , wurde es mit fortschreitender Entwicklung<br />

der <strong>Komplexchemie</strong> notwendig, ein einheitliches Nomenklatursystem einzuführen, das vom Namen auf<br />

den Aufbau der Komplexe schließen lässt. Zu unterscheiden ist zwischen der formelmäßigen Wiedergabe<br />

durch die chemischen Symbole und der Benennung eines Komplexes.<br />

Regeln für die Aufstellung von Komplexformeln (z.B. [Fe(CN) 6] 4- )<br />

• Jede Komplexverbindung ist oder enthält eine Koordinationseinheit, die aus dem Zentralatom bzw.<br />

-ion und den daran gebundenen Liganden besteht. Die Koordinationseinheit, die geladen oder ungeladen<br />

sein kann, wird in eckige Klammern eingeschlossen.<br />

• Zuerst wird das Elementsymbol des Zentralteilchens angegeben. Es folgen kationische, anionische<br />

und darauf neutrale Liganden in alphabetischer Reihenfolge innerhalb der Ligandenklassen. Werden<br />

Abkürzungen für größere Liganden verwendet (z. B. py für Pyridin, C 5H 5N), so werden sie dort eingefügt,<br />

wo sie als Summenformeln stehen würden.<br />

• Mehratomige Liganden sowie Abkürzungen werden in runde Klammern gesetzt. Die Anzahl der Liganden<br />

wird als Index angegeben.<br />

• Liegt eine geladene Koordinationseinheit vor, wird die Ladung, die der Summe der Ladungen der<br />

Einzelionen entspricht, hochgestellt hinter die Koordinationseinheit gesetzt.<br />

Regeln für die Benennung von Komplexen (z.B. „Hexacyanoferrat“)<br />

• An die Namen anionischer Liganden wird in der Regel die Endung -o angehängt. Die Endung -id entfällt,<br />

und an den verbleibenden Wortstamm wird direkt ein -o angehängt.<br />

• Die Namen neutraler und kationischer Liganden werden unverändert verwendet und in runde Klammern<br />

eingeschlossen. Ausnahmen sind die Liganden H 2O (aqua), NH 3 (ammin), CO (carbonyl), NO<br />

(nitrosyl).<br />

• Zuerst werden die Liganden in alphabetischer Reihenfolge unabhängig von der Ladung genannt.<br />

Mittels Präfix (di-, tri-, tetra-, penta-, hexa-, hepta- usw. oder bei größeren Liganden bis-, tris-, tetrakis-<br />

usw.) wird die jeweilige Anzahl wiedergegeben.<br />

• Am Ende steht der Name des Zentralteilchens. Bei anionischen Koordinationseinheiten wird dem lateinischen<br />

Wortstamm des Zentralteilchens das Suffix -at angehängt, bei kationischen und neutralen<br />

Koordinationseinheiten wird der Name unverändert angegeben. Die Oxidationszahl des Zentralteilchens<br />

wird als römische Ziffer in runde Klammern angefügt.<br />

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