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Dohm, Christian Wilhelm, Ueber die bürgerliche Verbesserung der ...

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sich für ihr Feuer nicht 17 . Ich kenne freylich Staaten, wo |100| sie Handwerker seyn dürfen,<br />

aber ich hab' es auch gefunden, daß sie, als Handwerker nicht in ihrer rechten Sphäre<br />

waren, und was ihr Feuer noch dämpfen konnte, war Gewinnsucht, <strong>der</strong> Staat gewann<br />

nichts dabey, und <strong>die</strong> jüdischen Handwerker waren nichts weniger als glücklich. Der<br />

Judenjunge, <strong>der</strong> in Amsterdam mit seiner Schuhbürste herum läuft, o<strong>der</strong> sein<br />

Sechsgroschenmagazin feil biethet, gewinnt vielleicht nicht so viel, als <strong>der</strong> Schuster; aber er<br />

zieht sein Gewerbe vor, und ist glücklicher. Der Jude zeigt durch seine Haare und<br />

Gesichtsbildung, wie weit er von uns abstehe, (über uns o<strong>der</strong> unter uns ist hier <strong>die</strong> Frage<br />

nicht,) und eben so verschieden ist auch sein Geist von dem unsrigen.<br />

Er taugt also zum Ackerbau nicht. Der Bauer ist gewissermaßen an seinen Acker<br />

festgebunden; keine Jahrszeit, o<strong>der</strong> sie for<strong>der</strong>t seine Gegenwart und Aufsicht, und will er<br />

ein ehrlicher Kerl bleiben; so darf |101| er sich seinen Geschäften nicht entziehen. Ich hab'<br />

es aus <strong>der</strong> Erfahrung, daß <strong>die</strong> lebhaften Bauren bald ausgehaushaltert hatten, ihr unruhiger<br />

Geist riß sie von ihrer Arbeit weg, und durch Versäumen wurden sie immer eher arm, als<br />

durch Verschwendung. Der Jude kann durch nichts, als durch Gewinnsucht zur Indüstrie<br />

angehalten werden, <strong>die</strong> Gewinnsucht pflanzten wir aber durch schwere Abgaben in ihn,<br />

und wenn wir ihm <strong>die</strong> erlassen; so dürfte <strong>die</strong> Indüstrie auch abnehmen. Der Jude als Jude<br />

betrachtet, kann sein Bauerngut nicht so hoch nutzen, als <strong>der</strong> Christ; ich nehme <strong>die</strong> einzige<br />

Schweinezucht, <strong>die</strong> ihm sein Gesetz untersagt, und <strong>die</strong> einem Christen schon ein ehrliches<br />

aufwirft. Und womit soll er seine Hausgenossen bey schwerer Arbeit ernähren Nach<br />

unserer Verfassung, (und er soll doch mit uns vermischt leben,) würde er <strong>die</strong><br />

Nahrungsmittel weit theurer kaufen müssen, als <strong>der</strong> Christ, dem seine Schweine <strong>die</strong><br />

nahrhaftesten und wohlfeilsten sind, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Kuh und das Kalb ganz verzehren darf, und<br />

speiste er sein Gesinde schlechter, so würde er auch weniger Arbeit von ihm haben. Der<br />

Bauer kann ohne gemeinschaftliche Hülfe nicht bestehen, sein Nachbar muß ihm aushelfen<br />

und er dem Nachbaren. Der christliche Bauer wird sich |102| seinem jüdischen Nachbarn<br />

entziehen, er hat Vorurtheile wi<strong>der</strong> ihn, und wer ist so beredt, sie ihm nehmen zu können<br />

Und nun fragt sich's nicht allein, ob <strong>der</strong> Jude ein besserer Bauer seyn würde son<strong>der</strong>n, ob<br />

wir ohne ihn nicht Hände gnug haben, den Ackerbau zu betreiben Wenn <strong>der</strong> Jude in<br />

unserer Gegend nicht früher das Recht haben sollte, ein Erbe an sich zu bringen, bis es an<br />

eben so guten christlichen Subjecten fehlte; so würd' er in Ewigkeit keins erhalten. An<br />

an<strong>der</strong>n Orten mag's an<strong>der</strong>s seyn. O<strong>der</strong> sollen <strong>die</strong> Christen etwa zurückstehen Das wäre<br />

Ungerechtigkeit auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Seite. So sehr uns <strong>die</strong> Juden von den ersten Beinklei<strong>der</strong>n an<br />

in <strong>der</strong> Handlungsindüstrie übertreffen, so sehr übertreffen unsre Baurenjungen wie<strong>der</strong> sie<br />

in dem, was zum Ackerbau erfor<strong>der</strong>t wird. Je<strong>der</strong> also in seinem Fache. Wir müssen <strong>die</strong><br />

Menschen nehmen, wie sie sind, und nicht wie wir sie uns wohl modeln mögten, und da<br />

würd' es kein christlicher Bauer in einem christlichen Staate, in dem er einheimisch, und<br />

<strong>der</strong> älteste Einwohner ist, einem Juden vergeben, wenn er das Erbe auch seines<br />

entferntesten Verwandten an sich brächte. Wir haben <strong>die</strong> Feyertage so viel abgeschaft, als<br />

wir konnten, aber den Sonntag haben wir den Christen doch gelassen, und den Sab- |103|<br />

bath werden wir den Juden auch lassen müssen. So lange unser Staat noch ein christlicher<br />

17 Aber <strong>die</strong>se verän<strong>der</strong>te Lebensart würde sicher <strong>die</strong>ß Feuer längst gemäßigt haben. Es ist eine<br />

allgemeine Eigenschaft <strong>der</strong> menschlichen Natur, daß sie in jedes Clima sich paßt, und fähig ist<br />

allmählig zu werden, was für dasselbe sich schickt. Mich dünkt es liegt bey <strong>die</strong>sem und ähnlichen<br />

Raisonnement immer eine Verwechselung <strong>der</strong> Wirkung mit <strong>der</strong> Ursache zum Grunde. D.<br />

www.deutsch-juedische-publizistik.de – 30 – urn:nbn:de:0230-2009080513

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