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Dohm, Christian Wilhelm, Ueber die bürgerliche Verbesserung der ...

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Und <strong>die</strong>se ist eine <strong>der</strong> Hauptursachen warum sich <strong>die</strong>se Haupteigenheit <strong>der</strong> Juden in<br />

christlichen Städten erhält, in ihren Mauern aber gröstentheils wegfallen würde.<br />

Es ist richtig, daß das Halten <strong>der</strong> Gesellen, Jungen und Dienstboten aus <strong>der</strong> jüdischen<br />

Nation selbst, sie zu einer ruhigern Lebensart gewöhnen würde, weil es sie noch mehr<br />

nöthigte sich auf Handwerker |125| und Künste zu legen, allein wenn sie Christen dazu<br />

nehmen, so hat es den Nutzen, daß <strong>der</strong> Subordinationsgeist <strong>der</strong> Ersten gegen <strong>die</strong> Letztern<br />

aufhören, beyde zu einer gewissen Gleichheit folglich zu weniger Verachtung gegen<br />

einan<strong>der</strong> gebracht würden. Es würde nicht fehlen, daß Eltern und Verwandte ihre bey den<br />

Juden <strong>die</strong>nende Angehörigen besuchen sollten; es würde sich eines an des an<strong>der</strong>n Sitten<br />

gewöhnen, einer vor des an<strong>der</strong>n Gebräuchen weniger Abscheu bekommen, und am Ende<br />

sich unvermerkt eine wechselweise Vertraulichkeit einschleichen, <strong>die</strong>, wenn sie sogar in<br />

Laster ausschlagen sollte, nützlich werden könnte, denn auch <strong>die</strong>se muß <strong>der</strong> weise<br />

Gesetzgeber zu nutzen wissen.<br />

H. den 10. März 1782.<br />

v. W.<br />

6.<br />

— <strong>Ueber</strong>haupt wünsche ich von ganzer Seele, daß Ihre menschenliebende Absichten erfüllt,<br />

ja noch weit mehr zum Besten <strong>der</strong> Juden geschehen könnte, doch unter<br />

höchstnothwendigen und höchstbilligen Bedingungen, <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Juden gefallen lassen<br />

müsten, weil <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> auf Toleranz Anspruch machen will, selbst tolerant seyn muß<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Toleranz unwürdig |126| bleibt; nur besorge ich, daß <strong>die</strong> Juden, zumalen ihre<br />

Rabbinen eben so wenig, wie Jesuiten und Dominikaner fähig sind tolerante Gesinnungen<br />

anzunehmen. Da möchte man denn auch mit mehrerem Rechte und in strengerm Verstande<br />

von den Juden sagen: sint ut sunt aut non sint. Die Toleranz, <strong>die</strong> meiner Meynung nach als<br />

eine Conditio sine qua non, abseiten <strong>der</strong> Juden zugestanden und ausgeübt werden müste,<br />

bestünde in Folgendem:<br />

1) daß auch über den gröbsten Sün<strong>der</strong> kein Bann ausgesprochen werden dürfe, <strong>der</strong><br />

selbigem außerhalb <strong>der</strong> Synagoge im mindesten nachtheilig seyn könnte; verlangt <strong>der</strong><br />

Sün<strong>der</strong> in <strong>die</strong>se eingelassen zu werden, so mag <strong>der</strong> Rabbi ihn in einen Sack kriechen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Narrenspossen mit ihm vornehmen lassen, nur daß selbige ausserhalb <strong>der</strong> Synagoge<br />

keine weitere Folgen haben.<br />

2) Wenn sich <strong>die</strong> Rabbiner über ihre Glaubensartikel nicht vereinigen können, so sey es<br />

Ihnen erlaubt sich in so viele Secten zu theilen als es ihnen beliebt;<br />

3) findet sich ein Jude, <strong>der</strong> so vernünftig ist, keinen Rabbi zur Beruhigung seines Gewissens<br />

nöthig zu haben, <strong>der</strong> keine Synagoge besuchen mag, Schweinfleisch zu essen Lust hat, am<br />

Sabbat Briefe |127| schreibt und <strong>der</strong>gleichen Todsünden mehr begeht, jedoch sich nicht von<br />

seiner Nation abson<strong>der</strong>n mag, so steht es ihm frey sich zu ihr zu zählen, wenn Er nur zum<br />

Unterhalt <strong>der</strong> Synagoge und des Rabbi <strong>der</strong> Secte seinen Antheil erlegt, und <strong>die</strong> <strong>bürgerliche</strong><br />

Pflichten als ein redlicher Mann gegen Juden, Christen und Heyden erfüllt.<br />

Gelegenheit gehabt hat, hierüber Erfahrungen zu machen. D.<br />

www.deutsch-juedische-publizistik.de – 38 – urn:nbn:de:0230-2009080513

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