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Dohm, Christian Wilhelm, Ueber die bürgerliche Verbesserung der ...

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ürgerlichen Gesellschaften anzupassen. Dahin gehören beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> ihnen Schuld<br />

gegebene Lehre von <strong>der</strong> Unverbindlichkeit <strong>der</strong> vor christlichen Obrigkeiten geschwornen<br />

Eide, und was <strong>die</strong> Cärimonien betrift, ihre Strenge in den Speisen, <strong>die</strong> zwar auf eine an sich<br />

lobenswürdige Nüchternheit und Mäßigkeit hinausläuft, aber auch den Juden in Stand<br />

setzt, den weniger nüchternen Christen im Handel zu überschauen und zu überlisten, auch<br />

eine Lücke in <strong>der</strong> Consumtion des Staats macht, da <strong>der</strong> Jude sich den indirecten Auflagen<br />

durch seine grössere Mässigkeit und Sparsamkeit entzieht, auf eine Art, <strong>die</strong> zwar freilich<br />

nicht sträflich, aber doch auch dem Staate nicht nützlich ist.<br />

Ist Ihnen bekannt, daß zu Heidingsfeld bey Würzbürg eine eigene Juden-Commune ist, <strong>die</strong><br />

sehr gut fortkömmt und über <strong>der</strong>en Betragen weniger Klagen als über <strong>die</strong> unter den<br />

Christen vermischt wohnende Juden gehört werden Auch Fürth, wo bekanntlich und wie<br />

Sie auch angeführt, <strong>die</strong> Juden zahlreich sind, und viele Freyheiten haben, ist einer |114| <strong>der</strong><br />

volkreichsten und nahrhaftesten Oerter <strong>der</strong> Gegend, <strong>der</strong> hierinn manche <strong>der</strong> ehemals<br />

wegen Indüstrie und Reichthum berühmten Reichsstädte übertrifft. Vielleicht werden Sie in<br />

kurzem auch bey uns von einer eigenen Judenstadt hören, ich habe wirklich schon den<br />

Auftrag erhalten, eine solche Idee ins Werk zu setzen.<br />

B. den 26. Oct. 1781.<br />

S.<br />

2.<br />

- Es muß schlechterdings mit den Juden noch dahinkommen, daß ihnen erlaubt wird, das<br />

Judenthum ganz zu verlaßen, ohne das Christenthum anzunehmen, das heißt bey <strong>der</strong><br />

natürlichen Religion, o<strong>der</strong> überhaupt bey einer Gottesverehrung, <strong>die</strong> den Juden wahr<br />

scheint und dem Staate nicht schadet, stehn zu bleiben.<br />

S. 24. scheinen Sie zu sagen, daß ohne Religion ein Staat durchaus nicht bestehen könne.<br />

Ich kann aber gar nicht einsehen, wie das Wohl des Staats und Bürgers damit nothwendig<br />

zusammenhängt Einfluß haben Religion und Staat allerdings in einan<strong>der</strong>, aber <strong>die</strong>ser kann<br />

sehr wohl ohne jene be- |115| stehn, <strong>die</strong> zu seinem Wesen gar nicht gehört. Die Staaten<br />

sollten sich um den Glauben nicht mehr bekümmern, als insofern Jemand dadurch <strong>die</strong><br />

Ruhe seiner Mitbürger stört. 20<br />

Sie sagen sehr wahr, daß <strong>die</strong> itzige sittliche Verdorbenheit <strong>der</strong> Juden eine Folge des<br />

Druckes ist, worum sie leben. Aber zu Kolorirung des Gemäldes und zur Mil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Vorwürfe für <strong>die</strong> Juden, würde auch eine Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> sittlichen Verdorbenheit <strong>der</strong><br />

Christen sehr nützlich gewesen seyn. Diese ist gewiß nicht geringer, als <strong>die</strong> jüdische, und<br />

vielmehr <strong>der</strong>en Ursache.<br />

S. 117 wollen Sie den Juden, <strong>der</strong> ein Betrüger ist, aufs härteste bestraft und von allen<br />

Freyheiten ausgeschlossen wissen Nach Ihren Vorschlägen wird doch ein Jude, <strong>der</strong> ein<br />

Verbrechen begangen, nicht härter, als je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e bestraft werden können 21<br />

M. den 18. Nov. 1781.<br />

20 Ich schmeichle mir <strong>die</strong>sen wichtigen Grundsatz in meiner Schrift deutlich und stark genug<br />

ausgedrückt zu haben. D.<br />

21 Ich kann versichern, daß <strong>der</strong> Hr. Verf. <strong>die</strong>ses Briefes, kein Jude sey. D.<br />

www.deutsch-juedische-publizistik.de – 34 – urn:nbn:de:0230-2009080513

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