Dimensionierung der Tragflächen
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<strong>Dimensionierung</strong> <strong>der</strong> Tragflächen<br />
Spannweite b (span) - Abstand zwischen den Flügelenden<br />
Die Spannweite ergibt sich entwe<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Vorgabe <strong>der</strong> Flügelfläche und <strong>der</strong><br />
Flügelstreckung o<strong>der</strong> aus einer vorgegebenen Dimensionsbegrenzung. Mit <strong>der</strong><br />
Spannweite wachsen proportional die in den Flügelmittelkasten einzuleitenden<br />
Biege- und/o<strong>der</strong> Torsionsmomente sowie die Schwingungsproblematik (Flattern).<br />
Flügelfläche F (wing area) - Projektion des Flügels auf die x-y-Ebene des<br />
körperfesten Koordinatensystems<br />
1<br />
F = b ⋅∫l<br />
dη<br />
0<br />
η = 2 ⋅<br />
y<br />
- dimensionslose Halbspannweitenkoordinate<br />
b<br />
Flächenbelastung G (wing loading) - aktuelles Flugzeuggewicht bezogen auf<br />
F<br />
die Referenzflügelfläche<br />
Die nachfolgende Tabelle gibt grundsätzliche Einflüsse <strong>der</strong> Flächenbelastung auf<br />
einige abhängige Parameter wie<strong>der</strong>, die Einflüsse sind jedoch unterschiedlich<br />
groß. Auch die nachfolgenden Tabellen geben lediglich Tendenzen wie<strong>der</strong>.<br />
Flächenbelastung hoch niedrig<br />
Stall-Geschwindigkeit hoch niedrig<br />
Startstrecke hoch niedrig<br />
Gleitzahl hoch niedrig<br />
Böenverhalten gut schlechter<br />
Mittlere Flügeltiefe l m (geometric mean chord) - mittlere geometrische Flügeltiefe<br />
o<strong>der</strong> Tiefe eines rechteckigen Vergleichsflügels mit gleicher Flügelfläche<br />
F<br />
l m =<br />
b<br />
Bezugsflügeltiefe lµ (aerodynamic mean chord) - Tiefe eines unverwundenen<br />
Flügels konstanter Tiefe und Dicke, dessen Auftrieb und Moment dem des<br />
gegebenen Basisflügel entsprechen<br />
1<br />
2<br />
µ d<br />
l<br />
b<br />
= ⋅∫<br />
l<br />
F<br />
Die Bezugsflügeltiefe ist ein wichtiger Referenzparameter des Flugzeugs. So<br />
werden die Lagen von Schwer- und Neutralpunkt in Längsrichtung als Abstand<br />
von <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>kante des Vergleichsflügels angegeben und durch Bezug auf lµ<br />
dimensionslos gemacht.<br />
0<br />
η.<br />
1
Streckung Λ (aspect ratio) - Verhältnis von Spannweite zu mittlerer Flügeltiefe<br />
Λ =<br />
b<br />
l<br />
m<br />
= b<br />
2<br />
F<br />
Die Streckung hat einen sehr großen Einfluß auf den induzierten Wi<strong>der</strong>stand und<br />
somit auf die Wirtschaftlichkeit eines Entwurfs.<br />
2<br />
c<br />
c<br />
A<br />
Wi =<br />
Λ ⋅F<br />
⋅ e<br />
e – Oswaldfaktor, beschreibt die Abweichung von <strong>der</strong> optimalen elliptischen<br />
Auftriebsverteilung und ist ein Faktor für an<strong>der</strong>e auftriebsabhängige<br />
Wi<strong>der</strong>standsanteile, hauptsächlich abhängig von <strong>der</strong> → Zuspitzung λ,<br />
Wertebereich: 0,8 ... 1,0<br />
Für Flugzeuge mit gepfeilten Flügeln hoher Streckung besteht die Gefahr des<br />
Strömungsabrisses an den Flügelspitzen. Da diese hinter dem<br />
Flugzeugschwerpunkt liegen, führt <strong>der</strong> Strömungsabriß zu einem schwanzlastigen<br />
Moment, so daß das Flugzeug den Anstellwinkel selbsttätig weiter vergrößert und<br />
die Strömung schließlich am gesamten Flügel ablöst. Das Flugzeug kann dabei in<br />
unkontrollierbare Flugzustände geraten. Daher ist bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Streckung das<br />
sogenannte 'Pitch-Up-Limit' zu beachten (Diagramm im Anhang).<br />
Streckung hoch niedrig<br />
Induzierter Wi<strong>der</strong>stand niedrig hoch<br />
Auftriebsanstieg hoch niedrig<br />
Anstellwinkel beim Anflug niedrig hoch<br />
Böenverhalten schlecht besser<br />
Tankvolumen niedrig hoch<br />
Flügelgewicht hoch niedrig<br />
Kritische Machzahl M krit - ist die Anströmmachzahl M ∞ bei <strong>der</strong> erstmalig<br />
Überschallströmung im Bereich des Druckminimums des Profils (→ c p,min ) auftritt.<br />
Cp<br />
-1<br />
-0,9<br />
-0,8<br />
-0,7<br />
cpkrit<br />
cpmin<br />
-0,6<br />
-0,5<br />
-0,4<br />
-0,3<br />
-0,2<br />
-0,1<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />
0<br />
Mkrit<br />
Minf<br />
Abbildung 1: Än<strong>der</strong>ung des Druckbeiwertes mit <strong>der</strong> Machzahl und<br />
Ermittlung <strong>der</strong> kritischen Machzahl beim ungepfeilten Flügel<br />
2
Kritische Machzahl hoch niedrig<br />
Relative Dicke klein groß<br />
Profil überkritisch konventionell<br />
Pfeilung hoch niedrig<br />
Profile und damit auch Flügel weisen charakteristische Leistungsgrenzen im<br />
transsonischen Machzahlbereich auf. Während bei <strong>der</strong> kritischen Machzahl selbst<br />
noch keine negativen Effekte zu erwarten sind, so werden jedoch bald die Drag-<br />
Divergence-Machzahl mit einem erheblichen Wi<strong>der</strong>standsanstieg und die<br />
Schüttelgrenze erreicht.<br />
Abbildung 2: Auftriebs- und Wi<strong>der</strong>standsbeiwerte eines Profils bei<br />
steigen<strong>der</strong> Machzahl<br />
In Abbildung 2 ist bei Punkt (B) die Drag-Divergence-Machzahl erreicht. Sie liegt<br />
über <strong>der</strong> kritischen Machzahl (A) und unterhalb <strong>der</strong> Lift-Divergence-Machzahl.<br />
Drag-Divergence-Machzahl M DD - Machzahl bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand des Profils<br />
durch die/den das Überschallgebiet abschließende/n Verdichtungsstöße/stoß stark<br />
ansteigt<br />
Für die Drag-Divergence-Machzahl gibt es verschiedene Definitionen. Häufig<br />
gebraucht wird das Kriterium<br />
∆c w = 0,002,<br />
d.h. wenn <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsbeiwert um 20 Drag-Counts gegenüber dem<br />
inkompressiblen Wi<strong>der</strong>standsbeiwert angewachsen ist (Wi<strong>der</strong>standsinkremente<br />
werden oft in Drag counts angegeben: 1 Drag Count entspricht ∆c w = 0,0001).<br />
Schüttelgrenze M BO (Buffet-Onset) - Machzahl bei <strong>der</strong> instationäre stoßinduzierte<br />
Ablösungen auftreten<br />
Die stoßinduzierten instationären Ablösungen verursachen starke Vibrationen des<br />
Flugzeugs. Nach JAR 25.251 müssen alle Teile des Flugzeugs von starken<br />
Vibrationen bis zur Auslegungsstechflugmachzahl bzw. –geschwindigkeit M D /V D<br />
3
(Design Diving Mach Number, bzw. Design Diving Speed) frei sein. Weiterhin muß<br />
ein Abstand in Form eines Lastvielfachen von k n =1,3 zur Schüttelgrenze<br />
eingehalten werden (ACJ 25.1585(c)). Dieser Abstand soll garantieren, daß die<br />
Buffet-Onset-Grenze auch bei Böen und im Manöverflug nicht überschritten wird.<br />
Weiterhin muß berücksichtigt werden, daß die Auftriebsbeiwerte c a (η) den<br />
Auftriebsbeiwert des gesamten Flügels c A lokal überschreiten wie in Abbildung 3<br />
dargestellt ist.<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
c a,max<br />
ca<br />
0,5<br />
0,4<br />
c A<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />
η<br />
Abbildung 3: Überhöhung des lokalen Auftriebsbeiwerts c a,max über den<br />
Auftriebsbeiwert des gesamten Flügels c A<br />
Buffeting ist beim lokalen c a,max als erstes zu erwarten. Als Sicherheit zur<br />
Schüttelgrenze sollte daher ein Faktor nicht kleiner als k AV ≈ 1,1 ... 1,2 verwendet<br />
werden.<br />
Weiterhin muß beachtet werden, daß <strong>der</strong> Flügelauftriebsbeiwert bei <strong>der</strong><br />
konventionellen Drachenkonfiguration in <strong>der</strong> Regel größer ist als <strong>der</strong><br />
Gesamtauftriebsbeiwert des Flugzeugs, da das Höhenleitwerk meist einen<br />
negativen Auftrieb (nach unten) erzeugt. Hier ist ein zusätzlicher Faktor von<br />
k trim ≈ 1,05 ... 1,1 vorzusehen.<br />
Um gewährleisten zu können, daß das Flugzeug die Anfangsreiseflughöhe (Initial<br />
Cruise Altitude) erreicht, ohne eine <strong>der</strong> diskutierten Grenzen zu überschreiten,<br />
erfolgt die Auslegung zweckmäßigerweise für diesen Punkt:<br />
c<br />
a,BO<br />
≥ k<br />
n<br />
⋅ k<br />
AV<br />
⋅k<br />
trim<br />
⋅ c<br />
A,ICA<br />
wobei<br />
c<br />
A,ICA<br />
= 2 GA<br />
⋅ ⋅ k<br />
2 R<br />
ρ ⋅ v F<br />
mit GICA<br />
kR<br />
= ≈ 0,<br />
G<br />
98 .<br />
A<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Machzahl sollte eine gewisse Flexibilität für High Speed Cruise über<br />
einen entsprechenden Zuschlag ∆M (0,02 ... 0,04) zur Reisemachzahl vorgesehen<br />
werden. Das Ergebnis ist die maximale Betriebsgeschwindigkeit bzw. –machzahl<br />
v MO /M MO . Dabei muß Schüttelfreiheit gewährleistet sein, während die Drag-<br />
Divergence-Grenze jedoch überschritten werden darf.<br />
4
Dickenverhältnis d/l (thickness ratio) - Verhältnis von Profildicke zu Profiltiefe<br />
Das Dickenverhältnis hat wie die Flügelpfeilung einen Einfluß auf die Umströmung<br />
des Flügels, und zwar in <strong>der</strong> Art, daß mit wachsen<strong>der</strong> relativer Dicke die<br />
Übergeschwindigkeiten wachsen und somit M krit sinkt.<br />
Dickenverhältnis hoch niedrig<br />
Flügelgewicht niedrig hoch<br />
Wi<strong>der</strong>stand, Unterschall hoch niedrig<br />
Wi<strong>der</strong>stand, Überschall sehr hoch annehmbar<br />
Kraftstoffkapazität gut gering<br />
Maximalauftrieb hoch niedrig<br />
Pfeilung ϕ 25 (sweep) - Winkel zwischen <strong>der</strong> y-Achse und <strong>der</strong> Viertelpunktlinie,<br />
einer Linie, die alle Profilschnitte auf 25% ihrer Tiefe schneidet (Quarterchord)<br />
Bei einem gepfeilten Flügel hängen die aerodynamischen Eigenschaften nicht von<br />
<strong>der</strong> wahren Strömungsgeschwindigkeit ab, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Komponente<br />
senkrecht zur Viertelpunktlinie. Für einen unendlichen Flügel (2-D Strömung)<br />
beträgt die effektive Machzahl<br />
M<br />
eff<br />
= M⋅<br />
cosϕ<br />
.<br />
25<br />
Beim endlichen Flügel großer Streckung kann dieser Zusammenhang nur im<br />
mittleren Bereich <strong>der</strong> Halbspannweite verwendet werden. Am Flügel-Rumpf-<br />
Übergang und an den Flügelspitzen kommen dreidimensionale Strömungseffekte<br />
hinzu. Praktische Messungen haben ergeben, daß<br />
M<br />
eff<br />
= M ⋅<br />
−0,<br />
5<br />
( cosϕ<br />
)<br />
25<br />
für den gesamten Flügel zufriedenstellende Ergebnisse liefert. Ziel <strong>der</strong> Pfeilung ist<br />
das Auftreten örtlicher Überschallströmung hin zu einem höheren<br />
Geschwindigkeits- bzw. Machzahlniveau zu verschieben (Erhöhung von M krit ).<br />
Pfeilung vorwärts keine rückwärts<br />
Gefahr des Pitch Up gering nein groß<br />
maximaler Auftriebsbeiwert klein groß sehr klein<br />
Gefahr <strong>der</strong> diverg. Flügelbieg. ja nein nein<br />
Flügelmasse sehr groß klein groß<br />
Stabilität um Hochachse instabil indifferent stabil<br />
Stabilität um Längsachse instabil indifferent stabil<br />
Rollstabilität bei Stall sehr gut gut schlecht<br />
Zuspitzung (taper ratio) - Verhältnis von Flügelspitzentiefe zu Flügelwurzeltiefe<br />
l<br />
λ =<br />
l<br />
a<br />
i<br />
5
Ein Flügel mit rechteckigem Grundriß und λ = 1 ist aus herstellungstechnischer<br />
Sicht am günstigsten, nicht jedoch unter strukturellen und aerodynamischen<br />
Gesichtspunkten. Eine optimale Auftriebsverteilung und damit den geringsten<br />
induzierten Wi<strong>der</strong>stand weist ein elliptischer Flügelgrundriß auf. Ein solcher<br />
Grundriß kann mit einem Einfachtrapez angenähert werden, <strong>der</strong> gegenüber dem<br />
elliptischen Grundriß eine erheblich geringere konstruktive Komplexität besitzt. Bei<br />
einer Zuspitzung von etwa 0,3 - 0,4 wächst <strong>der</strong> induzierte Wi<strong>der</strong>stand gegenüber<br />
dem Optimum nur um 1 bis 2%. Mit <strong>der</strong> Zuspitzung wan<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Druckpunkt des<br />
Flügels nach innen und das Wurzelbiegemoment wird geringer. Damit sinkt auch<br />
das Flügelgewicht. Dieser Effekt führt bei Verkehrsflugzeugen mit Pfeilflügeln<br />
tendenziell zu etwas kleineren Zuspitzungen zwischen 0,25 und 0,35.<br />
Verwindung ε - spannweitige Variation <strong>der</strong> Profilschnitte<br />
Bei <strong>der</strong> geometrischen Verwindung werden die einzelnen Flügelprofilschnitte<br />
spannweitig gegeneinan<strong>der</strong> verdreht. Unter aerodynamischer Verwindung versteht<br />
man den Wechsel von Profilen o<strong>der</strong> Profilparametern in Spannweitenrichtung. Die<br />
Verwindung ist geeignet, die teilweise unvorteilhaften Auswirkungen von<br />
Streckung, Zuspitzung und Pfeilung auf die Auftriebsverteilung auszugleichen.<br />
Neutralpunkt x NF ,y NF (aerodynamic center) - gedachter Angriffspunkt des<br />
Auftriebs am Flügel, wobei das Flügelmoment unabhängig vom Anstellwinkel wird<br />
Im Neutralpunkt ist das Flügelmoment bei einer Fluggeschwindigkeit für positiv<br />
gewölbte Profile konstant und kleiner als Null (kopflastig); für symmetrische<br />
druckpunktfeste Profile verschwindet das Nullmoment. Für den Vorentwurf ist es<br />
ausreichend, den geometrisch fest definierten l/4-Punkt (quarter-chord-point) eines<br />
Profils als Neutralpunktlage für alle Profilarten anzunehmen.<br />
Grundriß<br />
Der Flügel sollte möglichst den gesamten Kraftstoff aufnehmen, weil dadurch<br />
einerseits Rumpftanks gespart und somit Frachtraumvolumen erhalten bleibt,<br />
an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Kraftstoff als gleichmäßig im Flügel verteilte Flächenlast dem<br />
durch die Flächenlast Auftrieb erzeugten Biegemomenten entgegenwirkt.<br />
Soll das Fahrwerk am Flügel angebracht werden, so ist mit wachsen<strong>der</strong> Pfeilung<br />
auf ausreichende Tiefe des Innenflügels zu achten. Bei Triebwerksanbringung<br />
unter den Flügeln bietet sich hier die Form eines Doppeltrapezes an. Bei<br />
Schulterdeckern und bei Triebwerksheckmontage kann auch die Form des<br />
Einfachtrapezes verwendet werden. Seltener werden auch Mehrfachtrapeze<br />
verwendet (z.B. B707, Blended-Wing-Body-Konzepte).<br />
6