13.11.2012 Aufrufe

renovabis - Pfarrei Sankt Dominicus

renovabis - Pfarrei Sankt Dominicus

renovabis - Pfarrei Sankt Dominicus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Und lange nach dieser Vorgeschichte,<br />

nach einem halben Jahrtausend<br />

und unzähligen Umwälzungen in<br />

der Weltgeschichte stellt der Herzog<br />

von Kurland dem Preußenkönig<br />

Friedrich-Wilhelm I. (1713-1740)<br />

zwanzig türkische Soldaten für seine<br />

„Langen Kerls“ zur Verfügung. Der<br />

wiederum stellt seinen neuen Soldaten<br />

in Potsdam einen Saal in der Nähe<br />

der Garnisonkirche als Moschee zur<br />

Verfügung. 1739 kommt es durch<br />

oberstes königliches Dekret zur ersten<br />

islamischen Gemeindegründung.<br />

Friedrich II., der „Alte Fritz“ schrieb:<br />

„Alle Religionen sind gleich und gut,<br />

wenn nur die Leute, die sich zu<br />

ihnen bekennen, ehrliche Leute<br />

sind.“ Wenig später, im Jahr 1798<br />

wurde in Berlin ein Gelände für die<br />

Bestattung von Muslimen zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Was also muss man wissen und wie<br />

viele muslimische Mitmenschen<br />

müssen wir zählen können, um sagen<br />

zu dürfen: „Der Islam gehört zu<br />

Deutschland“?<br />

Das Argument, unsere Wurzeln seien<br />

„christlich-jüdisch“, ist gewichtig.<br />

Allerdings sprach man das erst<br />

nach 1945 aus, wie jeder weiß. Noch<br />

unsere Väter und Großväter zur<br />

Zeit des Nationalsozialismus und<br />

davor haben nicht von „christlichjüdischen<br />

Wurzeln“ sprechen können<br />

– genauso, wie heutzutage viele<br />

die Zugehörigkeit der Muslime zu<br />

Deutschland nicht anerkennen.<br />

Was aber hat das mit unserer<br />

christlichen Ökumene zu tun?<br />

An das Geschenk der evangelisch-<br />

katholischen Geschwisterlichkeit<br />

war über unzählige Generationen<br />

hinweg seit der Reformation nicht<br />

zu denken. Noch heute sind Evangelische<br />

Kirchen vom Papst nur als<br />

„kirchliche Gemeinschaften“, nicht<br />

aber als Kirchen im vollen Sinn anerkannt.<br />

Das wird sich eines Tages<br />

ändern. Denn unendlich viel hat<br />

sich an der „Basis“ getan.<br />

Geduldiges Gespräch, Kennenlernen<br />

des Glaubensweges der anderen,<br />

Aushalten von Unverständnis,<br />

gegenseitiger Respekt und immer<br />

wieder Hinhören, Gebet und Feier –<br />

das alles gehört zur Geschichte der<br />

Ökumene an der „Basis“, von Gemeinde<br />

zu Gemeinde. Von Mensch<br />

zu Mensch. Und dass allein dies den<br />

Erfolg bringen kann, den wir für das<br />

Miteinander der Christen brauchen,<br />

das spüren wir in unserer ökumenischen<br />

Gemeinschaft vor Ort. Gott<br />

sei Dank!<br />

Ob das auch der Weg sein kann<br />

über die christlichen Konfessionen<br />

hinaus?<br />

Der Papst kommt nach Deutschland.<br />

Ich stelle mir vor, wie das wäre:<br />

In seinem Beisein feiern katholische<br />

und evangelische Christinnen<br />

und Christen ein großes gottesdienstliches<br />

Fest – sagen wir auf<br />

dem Tempelhofer Feld. Und dieses<br />

Fest ist offen für alle Religionen.<br />

Von hier ginge die Einladung in alle<br />

Welt hinaus – zum großen weltweiten<br />

und weltoffenen Dialog der Religionen.<br />

Wäre das nicht ein angemessener<br />

Dienst der Ökumene für<br />

die Welt? U. Helm, Pfr.<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!