Leseprobe Belzer Bionik - Deutsche Akademie für Kinder
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Es war einmal das Urpferdchen<br />
Wie sich Lebewesen im Laufe der Evolution entwickeln und ihren Körperbau<br />
verändern, können wir zum Beispiel anhand mancher Fossilien erkennen.<br />
Das sind versteinerte Überreste von Pflanzen, Tierskeletten oder Gehäuseschalen,<br />
wie die der Ammoniten, die du im Kapitel »Wie ein Fisch im Wasser«<br />
kennenlernen wirst. Durch die Erforschung urzeitlicher Tiere können wir einen<br />
Blick in die Vergangenheit werfen und ihr Aussehen und ihren Entwicklungsstand<br />
mit den heutigen Arten vergleichen. Das hilft uns, die Evolution besser<br />
zu verstehen. Die Anpassungen an den Lebensraum können manchmal in<br />
den Skeletten der Lebewesen erkennbar werden. So ist es zum Beispiel auch<br />
beim sogenannten Urpferdchen im Vergleich zu unseren heutigen Pferden.<br />
Die Urpferdchen-Fossilien aus der Fossilienfundstätte Grube Messel bei<br />
Darmstadt sind etwa 47 Millionen Jahre alt. Zur damaligen Zeit herrschte bei<br />
uns ein anderes Klima als heute, weil es insgesamt auf der Erde wärmer war<br />
und Europa ein bisschen weiter südlich lag. So kam es, dass es zu Lebzeiten<br />
der Pferdchen einen tropischen Regenwald gab – hier im heutigen Deutschland<br />
lebten sogar Krokodile! Fossilien können wir in der Grube Messel finden,<br />
weil die Urpferdchen und andere Tiere und Pflanzen dort damals in einen tiefen<br />
See fielen oder darin lebten und teilweise erhalten sind. Die Urpferdchen<br />
waren nur etwa so groß wie Hunde. Dadurch, dass sie so klein waren, konnten<br />
sie sich gut im Regenwald bewegen und schnell verstecken, wenn Gefahr<br />
durch Raubtiere drohte. Schauen wir uns ihre Anpassung an einen veränderlichen<br />
Lebensraum am Beispiel der Füße an: Der Boden im Regenwald war<br />
weich, und die Urpferdchen hatten gut angepasste Füße. Diese bestanden nicht<br />
aus einem starken Zeh mit einem großen Huf, wie du es von heutigen Pferden<br />
kennst, sondern sie hatten mehrere kleine Zehen mit Mini-Hufen, die ihnen<br />
auf dem Waldboden guten Halt boten. Als das Klima sich langsam veränderte<br />
und es auf der Erde kühler wurde, verkleinerten sich die Regenwälder, und<br />
entsprechend wandelte sich der Lebensraum der Tiere nach und nach in offene<br />
Graslandschaften und Steppen.<br />
Das Pferdeskelett, vor allem die Beine und Füße, passte sich dem härteren<br />
Untergrund in den Steppen an. Während der Mittelzeh sich nach und nach verstärkte,<br />
bildeten sich die anderen Zehen zurück. Den Mittelzeh kennen wir beim<br />
heutigen Pferd als Fuß mit einem dicken Huf. Aus den kleinen, mehrzehigen<br />
Pferdchen entwickelten sich über viele Generationen hinweg langbeinige, auf<br />
starken Hufen laufende Pferde, wie du sie heute kennst.