Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 12.07.2014 (Vorschau)

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So ein Heldenstatus ist ja
eine feine Sache. Doch
Andreas Brehme ist gern
bereit, diesen ab morgen zu
teilen: „Ich hätte nichts dagegen,
wenn die Jungs den
Titeldurch ein Elfmetertor
gewinnen. Wer auch immer
dann schießt: Vonmir
aus darf er es gern noch mal
so machen wie ich.“
Im WM-Finale in Rio de
Janeiro trifft die Nationalmannschaftauf
Argentinien.
Da werden Erinnerungengeweckt,
vorallem bei
Brehme. Vor24Jahren traf
die DFB-Auswahl im Endspiel
in Rom ebenfalls auf
die „Gauchos“ –und der
Barmbeker Jung machte
sich unsterblich.
Fünf Minuten vor dem
Abpfiff war Rudi Völler
von Roberto Sensini im
Strafraum zu Fall gebracht
worden, Schiedsrichter
Codesal Mendez zeigte
auf den Punkt. „Warum
ich mir den Ball geschnappt
habe Weil mir
zu 100 Prozent klar war:
Den machst du rein!“
Teamchef Franz Beckenbauer
hatte im Vorfeld
keinen Schützen bestimmt.
„Vereinbart war,
dassder schießen soll, der
gut drauf ist“, erinnert
sich Brehme,der es als „altes
Märchen“ bezeichnet,
dassLothar Matthäus vorgesehen
war und er dem
Kapitän die Kugel weggeschnappt
hätte: „Er fühlte
sich eben nicht sicher.“
Brehme, der in Hamburg
geboren wurde, aber
nie für den
HSV oder
den FC St.
Pauli spielte,
erinnert
sich noch
genau an
diesen entscheidenden
Moment: „Zwischen dem
Pfiff und der Ausführung
verging eine halbe Ewigkeit,
weil die Argentinier
wie wild protestierten
und einer von ihnen wütend
den Ball wegschlug.“
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Doch Brehme ließ sich
nicht verunsichern, er
blieb cool: „Ich bin erst
mal wieder aus dem Strafraum
rausgegangen, habe
mich konzentriert und alles
um mich herum ausgeblendet.“
Argentiniens
Torwart
Sergio
Goycochea
hatte im
Turnierverlauf
schon einige
Glanzleistungen gezeigt,
galt als Elfmeter-Killer. Er
suchte den Blickkontakt
zu Brehme,der jedoch auf
den Ball fixiert war. „Ich
hatte mir fest vorgenommen,
hart und flach ins aus
meiner Sicht linke Eck zu
schießen.“
Goycochea hatte das so
geahnt, flog aber vergeblich
der Kugel hinterher.
„Als der Ball auf den Innenpfosten
zulief,war das
ein Schreckmoment –aber
dann warerdrin.“
Der Torschütze drehte
jubelnd ab, sprang in die
Luft, ehe seine Kollegen
ihn in einer Jubeltraube unter
sich begruben. „Da
wusste ich, dass wir Weltmeister
sind, dass uns das
keiner nehmen wird.“
Brehme gebührt keine
Hauptrolle mehr auf der
Fußball-Bühne. Doch sein
Elfmeter zum WM-Titelhat
ihn unsterblich gemacht.