Bewertungs- und Beurteilungsverfahren - Mebis - Bayern
Bewertungs- und Beurteilungsverfahren - Mebis - Bayern
Bewertungs- und Beurteilungsverfahren - Mebis - Bayern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
Vorüberlegung Durch Notebook-Klassen verändert sich der Unterricht. Freie<br />
Unterrichtsformen <strong>und</strong> Teamarbeit sowie fächerübergreifende Arbeit<br />
werden verstärkt. Die Rolle der Lehrkraft ändert sich. Aber auch durch<br />
den Notebook-Einsatz ergeben sich neue Möglichkeiten zur Bewertung.<br />
Die folgenden Ausführungen geben Hinweise, wie die Schüler 1 in diesem<br />
veränderten Unterricht bewertet <strong>und</strong> beurteilt werden können, sodass<br />
aussagekräftige <strong>und</strong> nachvollziehbare Noten entstehen.<br />
Inhalt I. Veränderungen durch veränderte Unterrichtsformen<br />
1. Ist-Stand Leistungsbewertung<br />
2. Veränderte Unterrichtsformen in Notebook-Klassen<br />
3. Spannungsfeld zwischen Vorgaben <strong>und</strong> transparenter Bewertung<br />
II. Veränderte Bewertung durch veränderten Unterricht<br />
1. Freiarbeit im Team<br />
2. Freiarbeit individuell<br />
3. Schülerentwicklung<br />
4. <strong>Bewertungs</strong>vorschläge durch unterschiedliche Personen<br />
• Kooperative Bewertung<br />
• Schülerselbsteinschätzung<br />
• Einschätzung durch Mitschüler<br />
5. Veränderung der Lehrerrolle bei der Bewertung <strong>und</strong> Beurteilung<br />
III. Veränderte Beurteilungsmöglichkeiten durch den Notebook-Einsatz<br />
1. Lernblogs<br />
2. Arbeit mit einem Learning-Management-System (LMS)<br />
3. Kompetenzfortschritte<br />
4. Webquests<br />
5. E-Portfolioarbeit<br />
IV. Festlegen von verbindlichen Bewertungen<br />
1. Planung von verbindlichen <strong>Bewertungs</strong>arten<br />
2. Voraussetzungen für das Gelingen einer transparenten Bewertung<br />
3. Erstellen von verschiedenen <strong>Bewertungs</strong>schemata<br />
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text bei Personen nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich<br />
ist die weibliche Form mit eingeschlossen.<br />
Arbeitskreis<br />
„Digitales Lehren <strong>und</strong><br />
Lernen in Notebook-Klassen“<br />
Seite 1
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
I. Veränderungen durch veränderte Unterrichtsformen<br />
In Notebook-Klassen entwickeln sich auf ganz natürliche Weise freie<br />
Unterrichtsformen mit einer Abkehr vom Frontalunterricht.<br />
1. Ist-Stand Leistungsbewertung<br />
Schüler in Notebook-Klassen arbeiten verstärkt im Team, in freien,<br />
selbst organisierten Unterrichtsformen <strong>und</strong> bilden ein Tutorensystem<br />
aus. Jeder Lehrer bemerkt in solchen Klassen die Ausbildung von weiteren<br />
Kompetenzen, die mit dem herkömmlichen <strong>Bewertungs</strong>standards<br />
nicht erfasst werden können.<br />
Die übliche Leistungsbewertung besteht aus zwei Komponenten, den<br />
schriftlichen Arbeiten <strong>und</strong> mündlichen Epochalnoten. Die Notenstufen<br />
sollen ausdrücken, wie sehr der Schüler den Anforderungen gerecht<br />
wird. Die Bewertung erfolgt je nach dem wie gut ein Ziel erreicht wurde.<br />
Darüber hinausgehender Wissens- <strong>und</strong> Kompetenzerwerb wird<br />
nicht erfasst.<br />
2. Veränderte Unterrichtsformen<br />
Durch Notebook-Klassen verändert sich der Unterricht, dem auch die<br />
Bewertung gerecht werden muss. Freie Unterrichtsformen <strong>und</strong> Teamarbeit<br />
sowie fächerübergreifende Arbeiten werden verstärkt. Die Rolle<br />
des Lehrers ändert sich. Aber auch durch den Notebook-Einsatz ergeben<br />
sich neue Möglichkeiten zur Bewertung.<br />
Für den Notebook-Unterricht bieten sich vor allem offene Unterrichtsformen<br />
an, wie z. B. Freiarbeit <strong>und</strong> Projektunterricht. Individuelle Freiarbeit<br />
ermöglicht einen klar definierten Raum, der Schülern Gelegenheit<br />
gibt, nach eigener Wahl, eigenem Rhythmus <strong>und</strong> in frei gewählter<br />
Sozialform selbstständig zu arbeiten, z. B. Stationentraining oder Wochenplan.<br />
Der Lehrer bietet den Schülern ausgewählte Arbeitsmittel<br />
an, die sie selbsteinschätzend verwenden können, um vom Lehrer<br />
festgesteckte inhaltliche Lernziele erreichen zu können.<br />
Freiarbeit im Team im Rahmen von Projektunterricht, bei dem anfangs<br />
ein Plan steht, der von Schülern <strong>und</strong> Lehrer gemeinsam erarbeitet<br />
wird, der eine arbeitsteilige Form erfordert <strong>und</strong> an dessen Ende meist<br />
eine Präsentation von Arbeitsergebnissen steht, stellt eine weitere<br />
sinnvolle Unterrichtsform für den Notebook-Unterricht dar. Die Arbeitsmaterialien<br />
besorgen sich die Schüler weitgehend selbst <strong>und</strong> es<br />
erfolgt ein regelmäßiger Rollenwechsel vom Lernenden zum Lehrenden<br />
<strong>und</strong> zurück. (WELL-Prinzip = wechselseitiges Lernen <strong>und</strong> Lehren)<br />
Die Schülerrolle verändert sich vom passiven Wissensaufnehmer zum<br />
aktiven Wissenserwerber bis hin zum Wisssensvermittler.<br />
Seite 2
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
Die Lehrerrolle verändert sich vom Instrukteur zum Berater, Moderator,<br />
Beobachter <strong>und</strong> wenn nötig Regulator.<br />
Der Lernprozess nimmt eine ebenbürtige Stufe neben der Zielerreichung<br />
ein. Auf dem eigenverantwortlichen Lernen (EVA) liegt das Gewicht.<br />
Selbstständigkeit <strong>und</strong> -organisation, aber auch selbstkritische<br />
Fehleranalyse sind Kernpunkte dieser Unterrichtsformen, sodass<br />
Schüler Lern- <strong>und</strong> Wissensdefizite selbstgesteuert schließen können.<br />
3. Spannungsfeld<br />
zwischen Vorgaben<br />
<strong>und</strong> transparenter<br />
Bewertung<br />
Jeder Lehrer, der schon einmal Gruppenarbeit durchgeführt hat, kennt<br />
das Problem der Bewertung dieser Unterrichtsform, denn die herkömmlichen<br />
<strong>Bewertungs</strong>standards gehen davon aus, dass Leistung<br />
individuell erbracht wird (vgl. Bayerisches Gesetz über das Erziehungs-<br />
<strong>und</strong> Unterrichtswesen, BayEUG, Art. 52).<br />
Somit kann nicht jedem Schüler in einer Gruppe die gleiche Note gegeben<br />
werden. Doch wie kann der Lehrer individuelle <strong>Bewertungs</strong>maßstäbe<br />
in der Gruppenarbeit finden <strong>und</strong> vor allem auch belegen<br />
(vgl. MODUS 21 Maßnahme, Nr. 15).<br />
Zudem steht am Ende jeder Schulkarriere eine Abschlussprüfung, die<br />
nach den herkömmlichen <strong>Bewertungs</strong>standards bewertet wird <strong>und</strong><br />
auch für Notebook-Klassen keine Ausnahme macht <strong>und</strong> Schüler auch<br />
dahingehend vorbereitet werden müssen.<br />
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Notebook-Klassen, die mit<br />
herkömmlichen <strong>Bewertungs</strong>standards beurteilt wurden nur einen geringen<br />
bis keinen Leistungsunterschied zu herkömmlich unterrichteten<br />
Klassen zeigen. Allerdings erwerben die Notebook-Klassenschüler<br />
weitere Handlungskompetenzen <strong>und</strong> Schlüsselqualifikationen. Sie<br />
entwickeln also auf mehreren Gebieten Fähigkeiten, die bei der klassischen<br />
Notengebung <strong>und</strong> Testung kaum Berücksichtigung finden (vgl.<br />
Notebook-Klassen in der Schule - was spricht dafür im Portal medieninfo<br />
bayern).<br />
Wenn die Schüler aber diese zusätzlichen Fähigkeiten erwerben, sollten<br />
sie auch darüber eine Rückmeldung <strong>und</strong> Beurteilung bekommen.<br />
Wie das eingehende Beispiel Gruppenarbeit zeigt, kann eine Lösung<br />
die Bewertung nach einheitlichen <strong>Bewertungs</strong>kriterien (vgl. S. 5) sein,<br />
die sowohl dem Schüler angemessen als auch für den Lehrer praktikabel<br />
sind, sodass sie die Schüler nicht beim Lernen ablenken oder<br />
behindern.<br />
Seite 3
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
1. Freiarbeit im<br />
Team<br />
II. Veränderte Bewertung durch veränderten<br />
Unterricht<br />
Freiarbeit im Team zeichnet sich z. B. aus durch:<br />
• ein gemeinsames Ziel<br />
• zielgerichtetes Arbeiten<br />
• gegenseitige Unterstützung<br />
• partnerschaftlichen Umgang<br />
• unterschiedliche Gruppenfunktionen der Teammitglieder<br />
• Bewusstsein für den zeitlichen Aspekt<br />
• Probleme als Herausforderung<br />
• Fähigkeit, bei Problemen externe Beratung anzufordern<br />
Zudem gehen das Endprodukt <strong>und</strong> der Prozess mit in die Bewertung<br />
ein.<br />
Daraus können Kriterien für die Bewertung entstehen. Diese sind den<br />
Schülern gr<strong>und</strong>sätzlich vorher mitzuteilen.<br />
Möglichkeiten der Bewertung:<br />
• Nur individuelle Leistungsanteile in einer Gruppe werden bewertet.<br />
Herausforderung:<br />
Einzelne, wenige Kriterien so zu formulieren, dass sie der individuellen<br />
Leistung gerecht werden <strong>und</strong> auch vom Lehrer während der<br />
Gruppenarbeit beobachtet <strong>und</strong> nachgewiesen werden können.<br />
• Der Lehrer erteilt der Gruppe eine Note <strong>und</strong> diese wird von den<br />
Teammitgliedern unter sich aufgeteilt.<br />
Beispiel: Der Lehrer gibt der Gruppe die Note 3. Die Schüler schätzen<br />
sich so ein, dass der Schnitt der <strong>Bewertungs</strong>vorschläge die Note<br />
3 ergibt. Ein Schüler, der sich gut in die Gruppe eingebracht hat,<br />
erhält die Note 3, ein anderer, der vom Team angetrieben werden<br />
musste oder seine Arbeit nicht zeitgerecht einbrachte die Note 4,<br />
andere Schüler die Note 3.<br />
Diese <strong>Bewertungs</strong>einschätzung kann die Gruppenarbeit qualitativ<br />
verbessern <strong>und</strong> der Lehrkraft als Orientierung dienen. Die Vergabe<br />
der Endnote liegt jedoch in der pädagogischen Verantwortung der<br />
Lehrkraft. Da der Lehrer die Note begründen können muss, ist hier<br />
eine Beobachtung der Gruppen notwendig.<br />
Seite 4
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
Herausforderung:<br />
Bei dieser Methode müssen den Schülern vorher die <strong>Bewertungs</strong>kriterien<br />
bekannt gegeben werden. Während sich die Schüler die<br />
Noten meist sehr differenziert <strong>und</strong> objektiv an den Kriterien ausgerichtet<br />
vergeben, können gerade in der Pubertät gruppendynamische<br />
Vorkommnisse die Objektivität der Einschätzung beeinflussen.<br />
Außerdem wird bei einer schlechten Gruppennote,<br />
z. B. Note 4, von den Schülern verlangt, auch eine Note 5 zu geben,<br />
wenn die Gruppe der Auffassung ist, dass ein Gruppenmitglied<br />
nach den Kriterien die Note 3 verdient. Hier bedarf es der pädagogischen<br />
Begleitung durch den Lehrer. Für das Verfahren ist generell<br />
mehr Zeit einzuplanen.<br />
• Die Gruppe bekommt eine Note, sie wird jedoch innerhalb der gesamten<br />
<strong>Bewertungs</strong>konzeption gering gewichtet (gemäß MODUS<br />
21 Maßnahme, Nr. 15). Ein größeres Gewicht bekommt die Präsentations-<br />
<strong>und</strong> Prozessnachweisnote sowie gegebenenfalls eine abschließende<br />
schriftliche Leistung (vgl. z. B. Institut für Schulqualität<br />
<strong>und</strong> Bildungsforschung (Hrsg.): Das Fach Projektarbeit an Wirtschaftsschulen.<br />
München, 2007).<br />
2. Freiarbeit<br />
individuell<br />
Die Freiarbeit ist für jeden Schüler ein individueller Lernprozess. Die<br />
Bewertung ist somit weniger problematisch.<br />
Wichtig ist auch hier, dem Schüler die <strong>Bewertungs</strong>kriterien im Voraus<br />
mitzuteilen.<br />
<strong>Bewertungs</strong>kriterien für die Freiarbeit können sein:<br />
• Lern- <strong>und</strong> Arbeitsverhalten<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
sorgfältiges Befolgen der Arbeitsanleitungen<br />
konzentriertes <strong>und</strong> ausdauerndes Arbeiten<br />
zielstrebiges Arbeiten<br />
gezieltes Einfordern von Hilfe<br />
qualifizierte Hilfestellung für andere<br />
Durchführen der Leistungskontrolle<br />
• schriftliche Leistungen<br />
o sorgfältiges Führen des Nachweisplans (z. B. Laufzettel,<br />
Wochenplan)<br />
o<br />
vollständige <strong>und</strong> ordentliche Dokumentation<br />
Seite 5
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
o<br />
pflichtbewusste Verbesserung der falschen Ergebnisse nach<br />
Leistungskontrolle<br />
• zusätzliche Kriterien<br />
o<br />
o<br />
Einhalten der Freiarbeitsregeln<br />
Einhalten des zeitlichen Umfangs<br />
o Selbstkritische Auswahl des Lernmaterials um Lerndefizite<br />
zu beseitigen <strong>und</strong> das Lernziel zu erreichen<br />
Die Bewertung erfolgt durch den Lehrer. Neben der Beobachtung hat er<br />
anhand des Nachweisplans gut nachvollziehbare <strong>Bewertungs</strong>unterlagen.<br />
Es besteht die Vergleichsmöglichkeit zwischen erkannten Lerndefiziten<br />
des Schülers <strong>und</strong> erbrachter Arbeit. Die Lehrkraft kann die Endnote<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage von Gesprächen mit bzw. Einschätzungen von<br />
den Schülern festlegen.<br />
3. Schülerentwicklung<br />
Schüler durchlaufen vor allem im Hinblick auf die Ausbildung von Handlungskompetenzen<br />
<strong>und</strong> Schlüsselqualifikationen einen Entwicklungsprozess,<br />
der auch bewertet <strong>und</strong> für den eine Rückmeldung gegeben<br />
werden sollte. Die Schüler fordern diese ein. Aussagen wie „Wir müssen<br />
jetzt viel mehr im Unterricht arbeiten, bekommen aber die gleichen<br />
Noten wie die [normal geführte] Parallelklasse. Das ist ungerecht.“ sind<br />
normal.<br />
Dies erfordert vom Lehrer eine genaue, differenzierte <strong>und</strong> individuelle<br />
Beobachtung <strong>und</strong> ein regelmäßiges Protokollieren der Erkenntnisse.<br />
Für ausführlichere verbale Beurteilungen im Zeugnis bieten sich Zeugnisbeilagen<br />
(z. B. Zertifikate) an. Möglich ist auch, die Textbausteine im<br />
Zeugnis entsprechend anzupassen.<br />
Erfahrungen:<br />
Bei der Bewerbung haben die Hauptschüler einer Schule mit Notebook-<br />
Klassen durch die Zeugnisbeilagen Vorteile gehabt.<br />
4. <strong>Bewertungs</strong>vorschläge<br />
durch unterschiedliche<br />
Personen<br />
Ein Ziel der offenen Unterrichtsformen ist eine höhere Eigenverantwortlichkeit<br />
<strong>und</strong> Selbstständigkeit der Schüler. Dies kann auch den Einbezug<br />
der Schüler beim <strong>Bewertungs</strong>verfahren untermauert werden.<br />
• Kooperative Bewertung<br />
Der Schüler schätzt sich selbst nach einem Teil der Kriterien ein,<br />
die anderen Kriterien bewertet der Lehrer. Die Endnote vergibt die<br />
Lehrkraft.<br />
• Schülerselbsteinschätzung<br />
Seite 6
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
Schüler schätzen ihre Leistungen nach allen Kriterien selbst ein.<br />
Dabei kann ihnen ein <strong>Bewertungs</strong>bogen helfen. Der Lehrer muss<br />
bei Schülern, die sich noch nicht richtig selbst einschätzen können,<br />
pädagogisch eingreifen. Die letztendliche Entscheidung für die Note<br />
trifft die Lehrkraft. Die Selbsteinschätzung durch die Schüler kann<br />
als Orientierung dienen.<br />
Erfahrungen:<br />
Eine gute Methode zur Einführung der Schülerselbsteinschätzung<br />
ist die doppelte Bewertung durch Lehrer <strong>und</strong> Schüler. Beide <strong>Bewertungs</strong>bögen<br />
werden dann zum Abgleich nebeneinander gelegt.<br />
Schüler können nur bewerten, wenn die Kriterien nachvollziehbar<br />
sind.<br />
• Einschätzung durch Mitschüler<br />
Schüler schätzen die Leistungen ihre Mitschüler nach vorgegebenen<br />
Kriterien ein.<br />
Herausforderung:<br />
Eine Einschätzung durch Mitschüler ist in Klassen mit Konfliktpotential<br />
<strong>und</strong> Außenseiterpositionen erschwert. Die Beobachtung erfordert<br />
ein hohes Maß an Objektivität. Ausführliche pädagogische Arbeit<br />
ist meist unerlässlich. Lehrer müssen in der Lage sein, bei einer<br />
ungerechten oder sehr differierenden Einschätzung durch Impulse<br />
die Schüler zum Überdenken ihrer Beobachtung zu bringen.<br />
Beim Klassenleiter mit vielen St<strong>und</strong>en in der Klasse ist die Ausgestaltung<br />
leichter als bei Fachlehrern mit nur wenigen St<strong>und</strong>en in der<br />
Klasse.<br />
Abhilfe: Einheitliche Gr<strong>und</strong>sätze bei der Schülermitbewertung über<br />
alle Fächer hinweg. Alle Schüler sollten sowohl bewertet werden als<br />
auch selbst bewerten.<br />
Vorteile, wenn Schüler bei der Leistungsbewertung mitwirken:<br />
• Rollenwechsel erhöht generell die Transparenz der Bewertung für<br />
die Schüler<br />
• Bewertungen werden anders wahrgenommen<br />
Beachtung <strong>und</strong> Hinterfragen der <strong>Bewertungs</strong>kriterien in nachfolgenden<br />
freien Unterrichtsformen wird verstärkt<br />
5. Veränderung der<br />
Lehrerrolle bei der<br />
Bewertung<br />
Die <strong>Bewertungs</strong>formen verlangen neue <strong>Bewertungs</strong>maßstäbe von der<br />
Lehrkraft. Sie muss genau beobachten <strong>und</strong> protokollieren. Die Schüler<br />
benötigen eine differenzierte Diagnose ihrer Arbeit.<br />
Seite 7
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
Durch verstärktes eigenverantwortliches Arbeiten auf Schülerseite ist<br />
es möglich, diese Anforderungen umzusetzen.<br />
III. Veränderte Beurteilungsmöglichkeiten durch den<br />
Notebook-Einsatz<br />
1. Lernblogs Der Schüler dokumentiert seine Vor- <strong>und</strong> Nacharbeit in einem geschützten<br />
Blog, das nur der Schüler <strong>und</strong> Lehrer sieht.<br />
Mehrwert für den Schüler:<br />
• kritische Auseinandersetzung mit dem Lernverhalten<br />
• ein Teilbereich des Lernen Lernens<br />
• Schüler lernen ehrliche Reflexion<br />
2. Arbeit mit einem<br />
LMS<br />
Vorteile für den Lehrer:<br />
Lehrer kann beurteilen, ob die Lernintensität ausreicht <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
handeln.<br />
Die Notebook-Klassen nutzen Moodle.<br />
Der Lehrer kann die Aktivitäten seiner Schüler auch im Prozess relativ<br />
unkompliziert verfolgen, frühzeitig Rückmeldungen geben <strong>und</strong> hat eine<br />
automatische Dokumentation dieser Vorgänge.<br />
Über die Beobachtung während des Unterrichts hinaus, kann er den<br />
Prozess verfolgen <strong>und</strong> noch einmal nachlesen.<br />
Es besteht die Möglichkeit, interaktive Proben in einer relativ sicheren<br />
Testumgebung zu schaffen. Videos, Audiodateien können in die Fragen<br />
einbezogen werden. Bis auf freie Antworten wertet das Moodle die<br />
Proben selbst aus, sodass der Lehrer nur noch die freien Antworten<br />
bewerten <strong>und</strong> dazuzählen muss.<br />
3. Kompetenzfortschritte<br />
Fortschritte im verantwortungsvollen, kompetenten Umgang mit dem<br />
Computer, der Software <strong>und</strong> den damit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten<br />
können verfolgt <strong>und</strong> dokumentiert werden.<br />
Auch dieser Bereich sollte bei einer Zeugnisbeilage berücksichtigt werden.<br />
4. Webquests Traditionelle Webquests beinhalten Schülerbewertung <strong>und</strong> Schülermitbewertung,<br />
sowie die Lehrerbewertung.<br />
Im Moodle gibt es ein Modul Webquest (nicht in der Standardinstallation).<br />
Das Modul ist über die Moduldatenbank auf moodle.org zu finden.<br />
Seite 8
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
5. E-Portfolioarbeit Portfolios sind seit einigen Jahren vermehrt in der Diskussion auch für<br />
den Einsatz in Schulen. Sie gehen über eine reine Sammelmappe hinaus.<br />
Das E-Portfolio ermöglicht außerdem das Einbinden von interaktiven,<br />
dynamischen Inhalten.<br />
Inzwischen werden vermehrt von Arbeitgebern bei höher ausgeschriebenen<br />
Positionen Portfolios verlangt.<br />
Aufbau eines Portfolios:<br />
• Strukturierende <strong>und</strong> ordnende Elemente:<br />
o Willkommensseite mit adressatenbezogener Einleitung <strong>und</strong><br />
Vorstellung des Portofolioinhabers<br />
o<br />
o<br />
Inhaltverzeichnis<br />
adressatenbezogene Begründung der Auswahl<br />
o Erklärung über selbstständiges Erstellen der Inhalte, ggf.<br />
Hinweis, welche Teile in Zusammenarbeit mit anderen entstanden<br />
sind<br />
o<br />
Quellennachweis<br />
• unterrichtliche <strong>und</strong> schulische Pflichtdokumente<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Projektergebnisse <strong>und</strong> Dokumentationen<br />
bearbeitete Wochenpläne<br />
Referatarbeit mit Verschriftlichung<br />
o Arbeitsergebnisse die eine Entwicklung des Schülers zeigen,<br />
z. B. Dokumentation der Softwarekenntnisse<br />
• zusätzliche <strong>und</strong> freiwillig erstellte Dokumente, um besondere<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> das Engagement des Portfolioinhabers herauszustellen<br />
o<br />
o<br />
Leselisten<br />
Mitarbeit in Schul-AGs<br />
o Übernahme von Verantwortung <strong>und</strong> Nachweis von sozialer<br />
Arbeit<br />
• Arbeit als Klassen-/Schülersprecher<br />
• Tutorenarbeit<br />
• Streitschlichterausbildung<br />
• Bescheinigung zu Tätigkeiten in Vereinen<br />
Seite 9
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
o<br />
Erste-Hilfe-Bescheinigungen<br />
• Reflexion des Lernenden zu seinen Portfolioinhalten<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Begründung der Auswahl jedes Dokumentes<br />
Einschätzung der erbrachten Leistungen<br />
Selbstreflexion bei Projektarbeiten<br />
o Analyse eines längeren Arbeitsprozesses bzw. einer Kompetenzentwicklung<br />
o<br />
Vereinbarungen aus Beratungsgesprächen<br />
• Kommentare <strong>und</strong> Bewertungen der Lehrkraft<br />
o<br />
o<br />
o<br />
hinweisende Bewertung des Portfolios<br />
Kommentare zu einzelnen Portfolioinhalten<br />
Hinweise zum Lernfortschritt<br />
Das Portfolio kann einmal jährlich oder mehrfach im Jahr bewertet werden.<br />
Der Schüler erkennt seine Entwicklung als Prozess <strong>und</strong> stellt exemplarische<br />
oder besonders gute Leistungen durch das Portfolio heraus.<br />
Die Pflicht zur Reflexion <strong>und</strong> Auswahl der Dokumente ermöglicht dem<br />
Schüler, sich seine Lernerfolge <strong>und</strong> Kompetenzentwicklung vor Augen<br />
zu halten. Die Motivation wird im Regelfall erhöht.<br />
Für die Bewertung sollten unbedingt <strong>Bewertungs</strong>bögen erstellt werden.<br />
Danach folgen ein Portfoliogespräch <strong>und</strong> die Vereinbarung zur weiteren<br />
Portfolioentwicklung.<br />
IV. Festlegen von verbindlichen Bewertungen<br />
1. Planung von verbindlichen<br />
<strong>Bewertungs</strong>arten<br />
Das Entstehen der <strong>Bewertungs</strong>arten muss als Prozess gesehen werden.<br />
Die <strong>Bewertungs</strong>systeme müssen sich entwickeln <strong>und</strong> immer wieder<br />
überprüft werden.<br />
1. Festlegung von <strong>Bewertungs</strong>gr<strong>und</strong>lagen<br />
Es empfiehlt sich bei der Bewertung notebook-klassen- <strong>und</strong> fächerübergreifende<br />
Säulen zu definieren <strong>und</strong> dann, je nach Fach <strong>und</strong><br />
Klassenstufe, weitere Kriterien zu entwickeln.<br />
2. Keine Überforderung<br />
Je nach Schulart sind freie Unterrichtsformen unterschiedlich eingeführt.<br />
Seite 10
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
Erfahrungen:<br />
Schulen, die durch die Notebook-Klassen erstmals vermehrt offene<br />
Unterrichtsformen einführen, sollten langsam, Schritt für Schritt<br />
starten <strong>und</strong> sich nicht gleich mit umfangreichen <strong>Bewertungs</strong>bögen,<br />
wie sie in vielen Büchern zu finden sind, überfordern.<br />
Es besteht die Gefahr des <strong>Bewertungs</strong>aktionismus, der den eigentlichen<br />
Zielen des Handlungskompetenzerwerbs bei den Schülern<br />
sogar zuwider läuft.<br />
Der Prozess der <strong>Bewertungs</strong>festlegung:<br />
1. Vorbereitungsphase<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Warum ist das Kriterium wichtig<br />
Ist das Kriterium für den Schüler verständlich<br />
Muss das Kriterium mit den Schülern eingeübt werden<br />
Kann das Kriterium von den Schülern erfüllt werden<br />
Wie können unterschiedliche Niveaus definiert werden<br />
Können die Kriterien überprüft werden<br />
Werden die Kriterien dem Unterricht gerecht<br />
Wie kann die Bewertung erfolgen<br />
o Welche Beobachtungen sollen in den <strong>Bewertungs</strong>prozess<br />
einfließen<br />
2. Festlegung der Kriterien<br />
Aus der Diskussion in der Vorbereitungsphase erfolgt die Festlegung<br />
eines <strong>Bewertungs</strong>schemas.<br />
3. Durchführung des Unterrichts mit dem <strong>Bewertungs</strong>schema<br />
Nach Möglichkeit während den Unterrichtsst<strong>und</strong>en Auffälligkeiten<br />
bei der Bewertung stichpunktartig festhalten<br />
4. Nachbereitung/Reflexion<br />
o<br />
o<br />
Welche Kriterien haben sich bewährt<br />
Welche Kriterien sollten verändert werden<br />
o War das <strong>Bewertungs</strong>schema für den Unterricht angemessen<br />
• Zeitaufwand für Vorstellung des Schemas<br />
Seite 11
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
• Umfang der Kriterien<br />
• Konnte der Lehrer neben der Beobachtung der Kriterien<br />
auch seine anderen Funktionen im offenen Unterricht<br />
erfüllen<br />
• Wie kamen die Schüler mit dem Kriterienkatalog zurecht<br />
Dies führt zur Entstehung eines verbesserten <strong>Bewertungs</strong>systems, das<br />
wieder nach dem Unterrichtseinsatz reflektiert wird, bis man mit dem<br />
<strong>Bewertungs</strong>schema zufrieden ist.<br />
2. Voraussetzung<br />
für das Gelingen<br />
einer transparenten<br />
Bewertung<br />
Wie bei allen Bewertungen muss diese für den Rezipienten nachvollziehbar<br />
<strong>und</strong> transparent sein. Die Bewertung in Notebook-Klassen<br />
kann befriedigend nicht einfach durch die Einordnung in sechs Notenstufen<br />
für die gesamt Arbeit erfolgen.<br />
Voraussetzungen für eine faire, den veränderten Lernprozessen gerecht<br />
werdende Bewertung:<br />
• Bevor die Schüler in die freien Arbeitsformen gehen, müssen die<br />
Kriterien dem Schüler bekannt gemacht werden.<br />
• Der Schüler muss die Kriterien verstehen.<br />
• Die Bewertung muss möglichst alle Lernprozesse <strong>und</strong> jeden Kompetenzerwerb<br />
berücksichtigen.<br />
• Der Schüler darf nicht durch zu viele Kriterien überfordert werden.<br />
• Der Lehrer muss die Kriterien bei allen Schülern in der vorgegebenen<br />
Zeit beobachten <strong>und</strong> protokollieren können.<br />
3. Erstellen von verschiedenen<br />
<strong>Bewertungs</strong>schemata<br />
Hierfür muss überlegt werden, welche Unterrichtsformen durchgeführt<br />
werden <strong>und</strong> ob die gesamte Unterrichtseinheit oder auch Teilbereiche<br />
daraus bewertet werden.<br />
Oft verwendete <strong>Bewertungs</strong>schemata:<br />
• Bewertung von Teamarbeit<br />
• Bewertung einer Präsentation<br />
• Bewertung von freien Arbeitsformen wie Freiarbeit, Wochenplan,<br />
Stationenarbeit<br />
• Bewertung eines Projekts<br />
• Bewertung eines Portfolios<br />
• Bewertung von Methoden- <strong>und</strong> Kommunikationskompetenz<br />
Seite 12
<strong>Bewertungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Beurteilungsverfahren</strong><br />
• Vorlagen für die Schülerselbst- <strong>und</strong> Schülermitbewertung<br />
• Vorlagen für eine Zeugnisbeilage<br />
• Fachbezogenes <strong>Bewertungs</strong>schema<br />
Seite 13