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Raiffeisen - KPÖ Oberösterreich

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Seite 4 Wem gehört das Land<br />

[1997] Der schwarze <strong>Raiffeisen</strong>-Konzern dirigiert Oberösterreich<br />

„Wir haben uns ganz schön was<br />

getraut...“<br />

„Sper ren Sie die Bank auf und han deln Sie!“ sag te der Ex-Ge ne ral se kre tär und der<br />

Ban ker wird sich wohl an die ses Mot to hal ten. Was Mi chail Gor bat schow – ver mit telt<br />

vom Gor bat schow-Spe zi, Bus un ter neh mer und ehe ma li gen ÖVP-Vi ze bür ger meis ter<br />

„Gustl“ Heu ber ger aus Peu er bach - bei der Er öff nung der Mos kau er Fi li ale im März<br />

1997 zu ihm sag te, ist für Raiff ei sen-Lan des bank-Chef Lud wig Scha rin ger näm lich<br />

schon lan ge all täg lich, wie die Ent wic klung der „schwar zen“ Bank an schau lich zeigt.<br />

Da darf der Generaldirektor zur Entspannung<br />

schon mal Rais sa Gor bat scho wa die<br />

Hand küs sen und ei nen de vo ten Büc kling<br />

ma chen und dem Ge mahl den Dank des Ka -<br />

pi tals ab stat ten und ihn als „ei nen der grö ß -<br />

ten Politiker des Jahrhunderts“ loben. Die<br />

Aufforderung Gorbatschows, „man müsste<br />

so gar noch viel stär ker und ener gi scher<br />

nach Russ land kom men“ wird sich Scha rin -<br />

ger wohl nicht zwei mal sa gen las sen. Denn<br />

mit Ex pan si on hat der wohl mäch tigs te<br />

Mann von Oberösterreich einige Erfah -<br />

rung…<br />

Bankenkolonie Böhmen<br />

Schließlich hat <strong>Raiffeisen</strong> gezielt seit<br />

dem Fall des „ei ser nen Vor han ges“ – der als<br />

Ironie der Geschichte unter Berufung auf<br />

das Schengener Abkommen gegen uner -<br />

wünschte Eindringlinge in das „Europa der<br />

Kon zer ne“ jetzt von der an de ren Sei te wie -<br />

der auf ge zo gen wird - im Nor den Süd- und<br />

Westböhmen bankenmäßig erschlossen.<br />

Bis dato gibt es Raiff ei sen-Fi lia len in<br />

Prag, Bud weis, Kru mau, Brünn, Mäh -<br />

risch-Ostrau, Kö nig grätz und Pil sen mit ei -<br />

nem Geschäftsvolumen von immerhin 1.9<br />

Mrd. S, ge plant sind wel che in Ol mütz, Aus -<br />

sig und Karls bad. Die schwe re Ban ken kri se<br />

in Tsche chien im Jah re 1996 kam wie ge ru -<br />

fen und nütz te <strong>Raiffeisen</strong>.<br />

Prä sent ist Raiff ei sen auch im be nach -<br />

bar ten Bay ern mit ei ner Fi li ale in Pas sau.<br />

Dort residiert auch der erzkonservative Me -<br />

dienkonzern Kapfinger, mit dem <strong>Raiffeisen</strong><br />

nicht nur eine Beteiligung am Landesverlag<br />

und der in elf Aus ga ben er schei nen den oö<br />

Monopol-Wochenzeitung „Rundschau“ ver -<br />

bindet, sondern auch die Kolonisierung der<br />

tschechischen Medienlandschaft durch Kapfinger<br />

Das Binnengrenzprogramm INTERREG<br />

II Bayern-Österreich mit Anbindung von<br />

Süd- und West böh men ist da her für die se<br />

Kooperation wie maßgeschneidert. Scharingers<br />

Cre do: „Un ser Wirt schafts raum ist Böh -<br />

men und Ost bay ern“.<br />

1.7 Milliarden für die Hypo<br />

Derzeit ist aber Expansion im eigenen<br />

Land an ge sagt: Im Herbst 1996 kauf te Raiff -<br />

ei sen um 1.7 Mrd. S 49 Pro zent der lan des -<br />

eigenen Hypo-Bank (Bilanzsumme 34.5<br />

Mrd. S) mit ei ner Op ti on auf den Er werb des<br />

Rests und stach da mit das An ge bot der ver -<br />

bliebenen Konkurrenz – ein Bieterkonsortium<br />

von Allgemeine Sparkasse und Erste –<br />

von 930 Mio. S lo cker aus. Der Er lös die ser<br />

Pri va ti sie rung, die nur von der KPÖ un ter<br />

anderem auch wegen möglicher negativer<br />

Auswirkungen auf Wohnbaufinanzierung mit<br />

ei nem Kre dit vo lu men von 42 Mrd. S grund -<br />

sätz lich ab ge lehnt wur de, wird von Fi nanz -<br />

re fe rent LHStv. Leitl in ei nen „Zu kunfts -<br />

fonds“ ge steckt und ist mit ein Grund über<br />

das „Bud get wun der“ im oö Land haus.<br />

Der in der Ban ken sze ne mit Ver wun de -<br />

rung aufgenommene hohe Kaufpreis hängt<br />

wohl damit zusammen, dass Scharinger mit<br />

der Hypo eine Expansionsmöglichkeit in<br />

Rich tung Wien sieht, was auf grund des Re -<br />

gionalitätsprinzips durch <strong>Raiffeisen</strong> direkt<br />

nicht mög lich ist. Den ers ten Vor stoß für die<br />

Hypo-Übernahme hatte Scharinger übri -<br />

gens schon 1987 bei sei nen Par tei freun den<br />

in der Landesregierung deponiert und bewies<br />

so mit sei nen lan gen Atem.<br />

Der „Geldbaron“ und der<br />

„Salzbaron“<br />

Der nächs te Bro cken für das schwar ze<br />

Finanzimperium waren die Salinen Austria<br />

AG (Jahresproduktion 500.000 Tonnen), die<br />

von der ÖIAG am 14. April 1997 im Auf trag<br />

der Regierung entsprechend der Privatisierungsstrategie<br />

der Koalition verhökert wer -<br />

den. Hauptinteressent dafür war von Anfang<br />

an Ex-Finanzminister Hannes Androsch in<br />

Kooperation mit Scharingers <strong>Raiffeisen</strong> und<br />

man gab sich ganz pat rio tisch und warn te<br />

vor ei nem Ver kauf der Sa li nen an das Aus -<br />

landskapital<br />

Androsch/Scharinger boten zunächst<br />

700 Mio. S, ein Kon sor ti um der bay ri schen<br />

Süd salz (49 Pro zent) ge mein sam mit der<br />

Wiener <strong>Raiffeisen</strong>-Tochter Agrana (51 Pro -<br />

zent) 750 Mio. S, der fran zö sisch-ame ri ka ni -<br />

sche Salz rie se Sa lins du Midi (13 Sa li nen,<br />

3.5 Mio. Ton nen Pro duk ti on) mit 900 Mio. S.<br />

Der belgische Solvay-Konzern und der<br />

US-Salzriese Harries Corp. hatten schon<br />

vorzeitig das Handtuch geworfen.<br />

Ihr niedrigeres Angebot besserten Androsch<br />

und Raiff ei sen durch ein mit 200 Mio.<br />

S bewertetes Tourismus-Konzept für das<br />

strukturschwache Salzkammergut und Ausseerland<br />

sowie Gewerbeparks für Ebensee<br />

und Bad Aus see auf und hat ten da mit nicht<br />

nur die Ge mein den der Re gi on und die Lan -<br />

des po li ti ker, son dern auch die um ihre Ar -<br />

beitsplätze fürchtenden 320 Beschäftigten<br />

auf ihre Sei te ge bracht. Der Sa li nen-Be -<br />

triebsratschef, SPÖ- Nationalratsabgeord -<br />

nete und frenetischer Euro-Vorkämpfer Rainer<br />

Wim mer (SPÖ) er wies sich als eif rig ster<br />

Verfechter einer solchen österreichischen<br />

Lösung und sprayte höchstpersönlich „Kein<br />

2. Semperit“ auf Plakate der Bürgerinitiative<br />

„Un ser Salz“. Ob wohl das Er geb nis ei nes<br />

solchen „Kampfes“ der Beschäftigten für die<br />

In ter es sen der Chefs nach dem Lyo -<br />

cell-Konflikt bei der Len zing AG und dem<br />

Verschenken der AMAG hinreichend deut -<br />

lich ge wor den sein müsste.<br />

Die Fra ge, wa rum man ei nen flo rie ren -<br />

den Be trieb wie die Sa li nen über haupt ver -<br />

kauft, wur de au ßer von der KPÖ und den<br />

Grü nen im Ge mein de rat von Bad Ischl im<br />

Zeit al ter der „Sach zwän ge“ nicht mehr ge -<br />

stellt. Der Wert der Sa li nen AG sac kte mit<br />

dem Weg fall des Salz mo no pols als Fol ge<br />

des EU-Bei tritts stark ab, so dass von 1995<br />

auf 1996 der Um satz von 960 auf 820 Mio. S<br />

zu rüc kging und der Ge winn im rei nen Salz -<br />

ge schäft von 80 auf sechs Mio. S schrumpf -<br />

te. Das hin der te den Bund frei lich nicht,<br />

noch rasch sei ner „Toch ter“ eine Son der di -<br />

vidende von einer Milliarde abzuknöpfen,<br />

wodurch die Eigenkapitalquote auf 38<br />

Prozent sank.<br />

Frei lich war auch die Kon kur renz nicht<br />

untätig, Südsalz-Geschäftsführer Fried rich<br />

Räuchle bezeichnete Androschs Touris -<br />

mus-Konzept als bloße Marketing-Strategie<br />

und als eben so frag wür dig wie an ge sichts<br />

des Über an ge bots am Salz markt die Ex pan -<br />

sionsstrategie des „Salzbarons in Lederho -<br />

sen“ mit Wahlheimat Ausseerland einen drit -<br />

ten Ver damp fer in Be trieb neh men zu wol -<br />

len. Eine Ex pan si on, zu wel cher im Ma na ge -<br />

ment der SAG ent setzt ge äu ßert wur de:<br />

„Wir kön nen den Preiskampf gegen<br />

Billigsalz aus Osteuropa nur verlieren.“<br />

Androsch und Scharinger pokerten jedoch<br />

rich tig, sie er hiel ten am 14. April den<br />

Zu schlag, nach dem sie ihr An ge bot auf 830<br />

Mio. S er höht und da mit Agrana-Südsalz um<br />

50 Mio. S über bo ten hat ten. In der „neu en“<br />

Salinen AG halten Androsch und <strong>Raiffeisen</strong><br />

jeweils 48.75 Prozent, Ex-Salinendirektor<br />

Kurt Tho ma nek ist mit 2.5 Pro zent be tei ligt.<br />

Die Salinen-Beteiligungen an der Sportarti -<br />

kelfirma Fischer Advanced Composites<br />

(FAC) und der Gewürzfirma Kotany wollen<br />

die neuen Eigentümer verkaufen, gemeinsam<br />

mit dem Ma na ge ment der An -<br />

drosch-Firma AT&S will man die Sa li -<br />

nen-Be leg schaft mit 10 Pro zent beteiligen –<br />

wohl um sie damit besser in die Pflicht<br />

nehmen zu können.<br />

Auch die Über nah me der im öf fent li chen<br />

Besitz stehenden Dachstein-Fremdenver -<br />

kehrs AG ha ben sie ins Auge ge fasst. Nun<br />

wird sich zei gen, wie rea lis tisch die Ver spre -<br />

chun gen von An drosch und Scha rin ger für<br />

das Salz kam mer gut sind und wie si cher die

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