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Raiffeisen - KPÖ Oberösterreich

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Seite 6 Wem gehört das Land<br />

[2000] Der „schwar ze“ Scha rin ger kann mit dem „ro ten“ Do busch<br />

<strong>Raiffeisen</strong> bestimmt zunehmend<br />

die Politik<br />

„Wir se hen, wie Scha rin ger bei uns he rum hirscht“, meint Salz burgs Raiff ei -<br />

sen-Chef Holz tratt ner lie be voll über sei nen seit 1985 als Chef der Raiff ei sen-Lan des -<br />

bank (RLB) Ober ös ter reich am tie ren den Kol le gen Lud wig Scha rin ger und be merkt<br />

spitz, dass der in Insiderkreisen als „Luigi Moneti“ oder „Killerpatriot“ titulierte Scha -<br />

ringer keinen Anlass „und sei´s eine Bezirksfleischer-Versammlung irgendwo in den<br />

Bergen“ auslässt, um weiter im Revier des <strong>Raiffeisen</strong>verbandes Salzburg einzudrin -<br />

gen und sei nen „ge nos sen schaft li chen Amok lauf“ fort zu set zen.<br />

Im „Wirtschaftsblatt“-Porträt hat Scharinger<br />

sein Re vier recht ein deu tig ab ge steckt:<br />

Al les was im Ra di us von 300 km um Linz<br />

liegt, ge hört dazu. Denn, so Scha rin ger,<br />

„300 Ki lo me ter macht man an ei nem Tag,<br />

Darüber hinaus wird´s unwirtlich.“ Die Über -<br />

nahme der sozialdemokratisch geführten<br />

Bank Aust ria durch den deut schen Fi nanz -<br />

riesen HypoVereinsbank sieht er gelassen.<br />

Nach sei ner Theo rie blei ben zwi schen den<br />

Felsblöcken der großen Bankkonzerne gro -<br />

ße Lö cher und die will die RLB als „Re gio nal<br />

Player“ ausfüllen um ein „mitteleuropäisches<br />

Gobelin der Wirtschaftsmacht“ zu weben.<br />

Da bei steigt er mit Vor lie be an de ren auf<br />

die Ze hen und nennt das „Si che rung von<br />

Distributionsmöglichkeiten“. Die „anderen“<br />

sind meist seine <strong>Raiffeisen</strong>-Kollegen, denen<br />

er die ehedem strikt abgesteckten Reviere<br />

strei tig macht, etwa in dem sich die RLB de -<br />

mon stra tiv mit 49.9 Pro zent an der Hypo<br />

Salz burg be tei lig te oder vor der Nase der<br />

<strong>Raiffeisen</strong>-Zentralbank (RZB) zum Missfallen<br />

de ren Boss Chris ti an Kon rad in Wien ein<br />

„Oberösterreich-Haus“ errichtete – denn<br />

„die Enns ist für uns kei ne De mar ka tions li -<br />

nie“ wie Scha rin ger bemerkt.<br />

Wachsendes schwarzes<br />

Spinnennetz<br />

Das schwarze <strong>Raiffeisen</strong>-Imperium ist<br />

mittlerweile mit 177 Beteiligungen fast unüber<br />

schau bar und er streckt sich weit über<br />

den Bankenbereich hinaus auf Industriebe -<br />

teiligungen (Salinen, FACC...), Tourismus<br />

(Dachstein, Therme Geinberg...), EDV<br />

(Softwarepark Hagenberg, Gemdat, Ra -<br />

con...), Nah rungs mit tel (AMF, efko...) bis zu<br />

Medien (Landesverlag...) konzentriert im<br />

Städteviereck Linz-Salzburg-Regensburg-<br />

Bud weis und hat der zeit nicht we ni ger als<br />

136 Projekte mit einer Investitionssumme<br />

von 10 Mrd. S laufen.<br />

Die RLB „begleitet“ 520 österreichische<br />

Unternehmen bei Geschäften in Bayern und<br />

umgekehrt 150 bayrische Firmen in Öster -<br />

reich, ebenso 380 österreichische Firmen in<br />

Tsche chien – wo die RLB be reits über 20<br />

Bank plät ze ver fügt und 9 wei te re plant – und<br />

umgekehrt 100 tschechische in Österreich.<br />

Das in Budweis errichtete <strong>Raiffeisen</strong>-Haus<br />

steht ebenso exemplarisch für den kapitalistischen<br />

Neokolonialismus im nördlichen<br />

Nachbarland wie die Übernahme faktisch aller<br />

Regionalzeitungen durch den mit <strong>Raiffeisen</strong><br />

eng verbundenen Passauer Medienmulti<br />

Kapfinger. Für die landeseigene Ener -<br />

gie AG sei nes Ta roc kfreun des Leo Windt ner<br />

kaufte Scharingers Bank in Südböhmen als<br />

Platzhalter Aktien von Energiegesellschaften<br />

um mindestens eine Milliarde Schilling<br />

auf. Dass sich Scha rin ger so ne ben bei zum<br />

Honorarkonsul Tschechiens in Oberöster -<br />

reich adeln ließ, run det die se Geschäfte ab.<br />

Aus den einst zur bäu er li chen Selbst hil fe<br />

gegründeten <strong>Raiffeisen</strong>genossenschaften<br />

ist ein gefräßiger Multi geworden, der zuneh<br />

mend der Po li tik sagt, wo es lang zu ge -<br />

hen hat. Scha rin ger, der zu Rat zen böcks<br />

Zei ten mit der Füh rungs rol le in der ÖVP<br />

lieb äu gel te, kann mit Fug und Recht als der<br />

ei gent lich star ke Mann hin ter der ÖVP in<br />

Oberösterreich bezeichnet werden, auch<br />

wenn er sich lie ber als der „heim li cher Fä -<br />

denzieher“ verkaufen lässt.<br />

Sozialdemokratie an die Brust<br />

genommen<br />

Mit gewiefter Bauernschläue hat <strong>Raiffeisen</strong><br />

aber längst auch den neo li be ra len Flü -<br />

gel der SPÖ an die Brust ge nom men und<br />

damit die politischer Verlotterung der Sozialdemokratie<br />

deutlich gemacht. Vor der Landtagswahl<br />

1997 waren <strong>Raiffeisen</strong>-Inserate<br />

glei cher ma ßen im ÖVP-Blatt „Wir Ober ös -<br />

ter rei cher“ als auch im SPÖ-Blatt „Viel bes -<br />

ser“ zu fin den. Be kannt ist die Ko ope ra ti on<br />

zwi schen Scha rin gers RLB und dem vom<br />

einstigen „Leider nein Millionär“ zum milliardenschweren<br />

Industriellen aufgestiegenen<br />

einstigen SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch<br />

beim Er werb der staat li chen Sa li nen<br />

AG.<br />

Und in Linz kooperiert Bürgermeister<br />

Franz Do busch mit der von sei nem ein sti -<br />

gen Studienkollegen Scharinger geführten<br />

Bank in ei ner Art und Wei se, dass der ÖVP<br />

nur mehr das Nach se hen bleibt. Nach dem<br />

die Ende der 80er Jah re ho fier te Schwei zer<br />

Planungs- und Consulting-Gesellschaft Suter+Su<br />

ter in die Plei te ge schlit tert ist, hat of -<br />

fensichtlich <strong>Raiffeisen</strong> diese Rolle übernom -<br />

men und mittlerweile bei allen wichtigen<br />

Pro jek ten in Linz die Nase (und das Geld)<br />

drin, nicht zu letzt durch ein von Raiff ei sen<br />

entwickeltes Cash-Management für die<br />

Stadtkämmerei des Linzer Magistrats.<br />

Als Vorzeigeprojekt dient dabei etwa die<br />

Umfahrung Ebelsberg, die von <strong>Raiffeisen</strong><br />

um 1.3 Mrd. S er rich tet wur de und von der<br />

Stadt Linz mit tels ei ner „Schat ten maut“ ab -<br />

ge stot tert wird. Die da für 23 Jah re lang jähr -<br />

lich an fal len den 70 Mio. S ver dop peln frei -<br />

lich in Sum me den auf die Stadt un ter Be -<br />

rücksichtigung eines Landeszuschusse von<br />

500 Mio. S ent fal len den An teil von 0.8 auf<br />

1.61 Mrd. S. Für Raiff ei sen rech net sich hin -<br />

ge gen das Pro jekt be reits nach 46 Mo na ten.<br />

Die Ach se Dobusch-Scharinger wur de bei<br />

die ser Um fah rung auch mit der sym bol -<br />

trächtigen Benennung des „Mona-Lisa-Tun -<br />

nels“ nach den Gat tin nen Mo ni ka Do busch<br />

und Anneliese Scharinger besiegelt. Den<br />

tiefenpsychologischen Sinn, warum Tunnels<br />

immer nach Politikergattinnen benannt<br />

werden, hat wohl niemand hinterfragt…<br />

Wem gehört die Stadt<br />

Be gon nen hat der Ein fluss der „schwar -<br />

zen“ Bank auf die „rote“ Stadt schon Ende<br />

der 80er Jah re, als die Stadt Linz von Raiff -<br />

ei sen das Areal für das heu ti ge De sign-Cen -<br />

ter – das von der ÖVP jah re lang ge for dert<br />

schließ lich für mehr als eine Mil li ar de S der<br />

Wirt schaft fak tisch zum Ge schenk ge macht<br />

wur de – er wor ben hat und Raiff ei sen da für<br />

eine Ver tre tung in der DC-Ge sell schaft er -<br />

hielt. Bei der Gestaltung des Europaplatzes<br />

und Südbahnhofmarktes wurden bereits<br />

fragwürdig-markante städtebauliche Akzente<br />

unter Federführung von <strong>Raiffeisen</strong> gesetzt,<br />

die ihre Fort set zung beim In du strie -<br />

park Petzoldstraße und der Verbauung der<br />

Hefefabrik in Urfahr finden. Ähnliches steht<br />

der Stadt beim Neu bau des Bahn ho fa reals<br />

bevor, wo <strong>Raiffeisen</strong> ebenfalls beteiligt ist.<br />

Scharinger hat sich bereits angeboten, den<br />

Blumauerplatz umzugestalten, wobei aller -<br />

dings die vor läu fig auf Eis ge leg te Ver le gung<br />

des Unfallkrankenhauses ein Hindernis dar -<br />

stellt. Die Stei ge rung des Markt an teils von<br />

Raiff ei sen im Raum Linz von derzeit 25 auf<br />

35 Prozent in den kommenden fünf Jahren<br />

rundet diesen Einfluss nach dem Motto<br />

„Meine Stadt, meine Bank“ ab.<br />

Voll die Fin ger drin hat Raiff ei sen auch<br />

an der Lin zer Johannes-Kepler-Universität,<br />

wo Scha rin ger so ne ben bei als Lek tor tä tig<br />

ist und im Uni ver si täts bei rat sitzt. Das im<br />

Oktober 1997 eröffnete und gemeinsam mit<br />

der CA gesponserte Bankengebäude ist ein<br />

augenscheinlichem Symbol dafür, wie das<br />

Finanzkapital zunehmend die „Freiheit der<br />

Leh re“ be stimmt, wo von etwa das in die sem<br />

Zusammenhang eingerichtete Forschungs -<br />

institut für Bankenwesen zeigt. Die offen -<br />

sichtlich am Fließband erstellten Studien<br />

des als „Handwerksburschen“ des Kapitals<br />

bekannten Institutsvorstandes und Universitätsprofessors<br />

Friedrich Schneider im Auftrag<br />

von Industriellenvereinigung, Wirtschafts<br />

kam mer etc. sind offensichtliche<br />

Gegenleistungen.

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